2 - Evang.-Luth. Kirchengemeinde St. Andreas Augsburg
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2 Geistliches Wort<br />
3<br />
Liebe Gemeindeglieder!<br />
Liebe Leser!<br />
Auf – lasst uns hinübergehen nach<br />
Bethlehem!<br />
Dieses Wort der Hirten der Heiligen Nacht ist seit 2000<br />
Jahren unzählige Male gesagt, gesungen und gespielt<br />
worden. In diesen einfachen Worten ist Weihnachten bis<br />
heute eine immerwährende, beständige Möglichkeit und<br />
Chance, den Sinn unseres Lebens neu zu entdecken. In<br />
diesen Worten ist ausgelegt, was Weihnachten feiern<br />
eigentlich heißt. Weihnachten feiern ist eine Einladung,<br />
aufzubrechen, eine Einladung, selbst Hirte zu werden, um<br />
die <strong>St</strong>imme des Engels zu hören, der Gottes große Freude<br />
auch heute verkündigt.<br />
Euch ist heute der Heiland geboren.<br />
Heute ist wirklich heute. Die Botschaft geht an uns. An<br />
jeden ganz persönlich. Wie an Millionen Menschen heute<br />
auf dem ganzen Erdkreis. Und weil diese <strong>St</strong>imme von Gott<br />
kommt, darum ist sie immer gegenwärtig und immer<br />
hochaktuell.<br />
Auf – lasst uns hinübergehen nach<br />
Bethlehem!<br />
Dieses Wort ist eine Aufforderung, den<br />
Weg zu suchen, hinzugehen, das Kind zu<br />
erkennen, das auch heute geboren wird,<br />
wenn Du Dein Herz auftust, um Gottes<br />
Herrlichkeit als Frieden den Menschen in<br />
die Welt zu bringen – gerade in unsere<br />
heutige Welt, in der so viel Zerstörung,<br />
Unfrieden und Angst herrschen.<br />
Was muss man tun, wie muss man sein,<br />
um diesen Weg zu erkennen? Die frohe<br />
Botschaft hat immer zwei Aussagen für<br />
sehr wichtig angesehen: Die Hirten lagerten<br />
auf dem freien Feld und sie waren<br />
wach; das heißt doch, sie waren unbehaust<br />
wie Josef und Maria in dieser Nacht.<br />
Die Menschen in den Palästen, in den<br />
Häusern dagegen, die hörten den Engel<br />
nicht, sie schliefen. Die Hirten waren wachende<br />
Menschen. Und darin wird etwas<br />
Tieferes sichtbar, was auch uns behauste<br />
Menschen heute angehen muss. Es muss<br />
die Wachheit des Herzens in uns bleiben,<br />
die Fähigkeit, die tieferen Wirklichkeiten<br />
zu vernehmen, die Fähigkeit, sich von<br />
Gott ansprechen zu lassen. Wer die Zeichen<br />
Gottes in seinem Leben erkennen<br />
will, muss die Augen offen halten und<br />
mit wachem Geist die richtigen Schlüsse<br />
ziehen. Manchmal sind es recht klare<br />
Zeichen, die sich relativ leicht erkennen<br />
lassen. Manche Zeichen dagegen sind in<br />
unseren persönlichen Lebensgeschichten<br />
versteckt. Da braucht es schon <strong>St</strong>ille und<br />
ein genaues Hinschauen, um sie zu entdecken<br />
und ihre Botschaft zu verstehen.<br />
Und so lautet die entscheidende Frage an uns: Sind wir<br />
eigentlich wach? Sind wir nicht alle unheimlich krank an<br />
Snobismus, an einer hochmütigen Skepsis? Kann der die<br />
<strong>St</strong>imme des Engels hören, der im Voraus schon sicher weiß,<br />
dass es ihn gar nicht gibt?<br />
Seien wir doch ehrlich: Unser Herz ist nicht wach, es ist<br />
nicht frei. Es ist vollgestopft mit Vorurteilen und mit Besserwissen.<br />
Es ist betäubt durch Geschäfte und Pflichten,<br />
gelähmt durch deren Hektik.<br />
Und dennoch, es bleibt der Trost, dass es auch für uns den<br />
Weg gibt, dass auch wir Hirten werden können, wenn wir<br />
mit ihnen eines gemeinsam haben, das Wachsein und<br />
das Freisein. Und so sollten wir diese Tage der Adventszeit<br />
und des Weihnachtsfestes nicht dazu nehmen, uns neu<br />
betäuben zu lassen, sondern als eine Zeit des Aufatmens,<br />
des Freiwerdens, damit das Herz wieder hören, sehen und<br />
staunen lernt. Denn wo Gott uns den Blick für das Wesentliche<br />
öffnet, ist Weihnachten nicht nur ein Traum von<br />
<strong>St</strong>unden, sondern eine Kraftquelle für das ganze Leben.<br />
Mit allen guten Wünschen für eine gesegnete Adventsund<br />
Weihnachtszeit und in der Verbundenheit des Glaubens<br />
grüßt Sie recht herzlich<br />
Ihr<br />
Pfarrer Wolfgang Küffer<br />
Heiligabend in der <strong>St</strong>.-<strong>Andreas</strong>-Kirche