Allgemeines Wertpapierrecht
Allgemeines Wertpapierrecht
Allgemeines Wertpapierrecht
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040473/1<br />
WERTPAPIERRECHT<br />
Dr. Oliver Werner<br />
1. Einheit: 23. Oktober 2013
Übersicht und Ablauf<br />
Lehrveranstaltungen:<br />
1. Einheit: Mi, 23.10.2013, 18.00 – 21.45, Hs. 17<br />
2. Einheit: Mi, 30.10.2013, 18.00 – 21.45, Hs. 17<br />
3. Einheit: Mi, 06.11.2013, 18.00 – 21.45, Hs. 17<br />
Klausuren:<br />
1. Klausur: Mi, 13.11.2013, 18.00 – 19.00, Hs. 17<br />
2. Klausur: Mi, 20.11.2013, 18.00 – 19.00, Hs. 17<br />
Bei Fragen oder Abmeldungen/Fehlmeldungen:<br />
oliver.werner@dlapiper.com<br />
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Übersicht und Ablauf<br />
Inhalt:<br />
Einführung in das allgemeine <strong>Wertpapierrecht</strong><br />
Grundlagen des allgemeinen Kapitalmarktrechts<br />
Grundlagen des Prospektrechts (KMG und BörseG)<br />
Marktmissbrauch (Insiderrecht und Marktmanipulation)<br />
Grundlagen des Wertpapieraufsichtsrechts<br />
Ausgewählte Transaktionsarten (Initial und Secondary Public<br />
Offerings, Bond Issues, Asset-Backed Finance)<br />
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<strong>Allgemeines</strong><br />
<strong>Wertpapierrecht</strong><br />
Dr. Oliver Werner<br />
1. Einheit. 23.10.2013
<strong>Allgemeines</strong> <strong>Wertpapierrecht</strong><br />
Begriff des Wertpapiers<br />
Viele unterschiedliche Definitionen<br />
Grundsätzlich ist ein Wertpapier eine Urkunde, in der ein privates<br />
Recht in der Weise verbrieft ist, dass zur Geltendmachung des<br />
Rechts die Innehabung der Urkunde erforderlich ist (=<br />
Wertpapier im weiteren Sinn).<br />
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<strong>Allgemeines</strong> <strong>Wertpapierrecht</strong><br />
Elemente der Wertpapierdefinition<br />
Urkunde: Papier, Plastikkarte, aber auch oft "dematerialisiert" (nur<br />
elektronisch verbucht). Wertpapier muss nicht immer ein PAPIER<br />
sein.<br />
Verbriefung eines privaten Rechts: keine öffentlich-rechtlichen<br />
Rechtsverhältnisse (Geburtsurkunde,<br />
Staatsbürgerschaftsnachweis etc sind keine Wertpapiere)<br />
Innehabung der Urkunde: zB Auszahlung von Sparguthaben nur<br />
bei Vorlage des Sparbuchs<br />
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Wertpapiere?<br />
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<strong>Allgemeines</strong> <strong>Wertpapierrecht</strong><br />
Zweck und Funktionen von Wertpapieren<br />
Erleichterte Beweisbarkeit<br />
Erleichterte Legitimation<br />
Erleichterte Übertragbarkeit<br />
Schutz des Erwerbers einer Forderung<br />
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<strong>Allgemeines</strong> <strong>Wertpapierrecht</strong><br />
Abgrenzung von Wertpapieren zu anderen Papieren<br />
Beweisurkunde: Schuldscheine, Quittungen, Bausparverträge,<br />
Kassabons, schriftliche Kaufverträge etc. Dient der Beweisbarkeit<br />
des Bestehens / Nichtbestehens eines Rechts. Beweisurkunde ist<br />
aber nicht zwingend, um ein Recht geltend zu machen.<br />
(Einfache) Legitimationsurkunde: Urkunden, die dem Schuldner<br />
die Feststellung eines Rechts erleichtern. Bei Vorlage einer<br />
Legitimationsurkunde kann Schuldner schuldbefreiend leisten (=<br />
Liberationsfunktion), zB Garderobenzettel, Reparaturschein etc. Die<br />
Berechtigung kann aber auch auf andere Weise nachgewiesen<br />
werden.<br />
Abgrenzung stets gesetzlicher Vorgabe oder dem Willen der<br />
Parteien.<br />
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<strong>Allgemeines</strong> <strong>Wertpapierrecht</strong><br />
Einteilung von Wertpapieren nach Berechtigten<br />
Inhaberpapiere: das verbriefte Recht kann vom demjenigen geltend<br />
gemacht werden, der das Papier inne hat (zB Eintrittskarte,<br />
Inhaberschuldverschreibung, Inhaberaktien etc). Übertragung durch<br />
Übergabe.<br />
Namenspapiere: (auch Rektapapiere) das verbriefte Recht kann<br />
vom demjenigen geltend gemacht werden, dessen Name im Papier<br />
genannt ist (zB Namensschuldverschreibung, Namensaktie etc).<br />
Übertragung durch Zession. "Das Recht am Papier folgt dem Recht<br />
aus dem Papier."<br />
Orderpapiere: das verbriefte Recht kann vom demjenigen geltend<br />
gemacht werden, dessen Name im Papier genannt ist ODER der<br />
vom Berechtigten bezeichnet wird. "Zahle in meinem Auftrag (an<br />
meine "Order") nicht an mich, sondern an XYZ".<br />
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<strong>Allgemeines</strong> <strong>Wertpapierrecht</strong><br />
Einteilung nach der Art der verbrieften Rechte<br />
Schuldrechtlichen Wertpapiere<br />
Forderung kann auf Geldzahlungen oder Sachleistungen gerichtet<br />
sein<br />
Mitgliedschaftspapiere<br />
Verbriefung der Mitgliedschaft an einer Personenvereinigung<br />
zB Aktie<br />
Sachenrechtliche Wertpapiere<br />
Verbriefung eines dinglichen Rechts<br />
zB Investmentzertifikat<br />
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<strong>Allgemeines</strong> <strong>Wertpapierrecht</strong><br />
Einteilung von Wertpapieren<br />
"Geborene" Orderpapiere: diese können aufgrund gesetzlicher<br />
Anordnung nur durch Indossament übertragen werden. zB Wechsel,<br />
Namensaktien etc.<br />
"Gekorene" Orderpapiere: diese können nur dann per<br />
Indossament übertragen werden, wenn dies im Papier vorgesehen<br />
ist (Orderklausel). Gekorene Orderpapiere sind unternehmerische<br />
Anweisung, Konnossement, Ladeschein, Lagerschein etc.<br />
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<strong>Allgemeines</strong> <strong>Wertpapierrecht</strong><br />
Einteilung von Wertpapieren nach Funktionen<br />
Garantie- und Gewährleistungsfunktion<br />
- besitzen nur Inhaber- und Orderpapiere<br />
Transportfunktion<br />
- besitzen uneingeschränkt nur die Inhaberpapiere<br />
- bei Orderpapieren zwar notwendig, aber nicht ausreichend<br />
- bei Rektapapieren nicht möglich<br />
Legitimationsfunktion<br />
- uneingeschränkt nur bei Inhaberpapieren<br />
- bei Orderpapieren zusätzl. Indossamentenkette<br />
- bei Rektapapieren nur eingeschränkt<br />
Gutglaubensschutzfunktion<br />
- lediglich bei Inhaber- & Orderpapieren<br />
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Kapitalmarktrecht<br />
Dr. Oliver Werner
Kapitalmarktrecht<br />
Anlegerschutz<br />
Rationale und informierte Anlageentscheidungen<br />
Schutz vor nachteiligen Veränderungen<br />
Revision der Anlageentscheidung<br />
Exit-Möglichkeit zum Marktpreis<br />
Prinzipien des Kapitalmarktrechts<br />
Informierte Transaktionsentscheidung der Anleger<br />
Markttransparenz (zB Beteiligungspublizität; Directors‘ Dealings –<br />
Publizität)<br />
Marktintegrität<br />
Gleichbehandlungsgebot<br />
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Kapitalmarktrecht<br />
Anbieter von Kapitalmarktprodukten<br />
Kapitalnachfrager (zB Unternehmen)<br />
Vertrieb eigener Produkte (zB Kreditinstitute;<br />
Kapitalanlagegesellschaften)<br />
Nachfrager von Kapitalmarktprodukten<br />
Private Anleger<br />
Institutionelle Investoren (Versicherungsunternehmen;<br />
Pensionskassen; Mitarbeitervorsorgekassen; Investmentfonds)<br />
Finanzintermediäre<br />
Kreditinstitute<br />
Wertpapierdienstleistungsunternehmen<br />
Gewerbliche Vermögensberater<br />
Versicherungsvermittler<br />
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Kapitalmarktrecht<br />
Wertpapier als zentraler Anknüpfungspunkt<br />
kapitalmarktrechtlicher Regelungen<br />
Aktie vs. Anleihe<br />
Veranlagungen<br />
Derivate<br />
Wertpapierhandel<br />
Börsehandel vs. Over the Counter (OTC) Handel<br />
Kassamarkt (Preis am Markt) vs. Terminmarkt (Preis zu<br />
bestimmten Termin)<br />
Markt<br />
Primär- oder Emissionsmarkt<br />
Sekundärmarkt<br />
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Kapitalmarktrecht<br />
Finanzmarkt = „Markt für alle Finanzierungsmittel“<br />
Kapitalmarkt<br />
„Gefüge institutioneller Arrangements (Vertrags- und<br />
Marktbeziehungen), das in einer arbeitsteilig organisierten<br />
Wirtschaftsordnung Anleger und Investoren mit<br />
geldaufnehmenden Unternehmen mit Unterstützung zahlreicher<br />
Dienstleister (Finanzintermediäre) zusammenführt.“<br />
Austausch von Geld gegen Kapitalgüter<br />
Aufnahme von Eigen- oder Fremdkapital durch Unternehmen<br />
Kapitalgüter<br />
Schuldrechtliche oder gesellschaftsrechtliche Vereinbarungen<br />
Anleihen<br />
Investmentzertifikate<br />
Aktien; Kommanditbeteiligungen; stille Beteiligungen<br />
Hybride Finanzierungsformen<br />
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Kapitalmarktrecht<br />
Einteilung von Wertpapieren nach KMG<br />
§ 1 Abs 1 Z 4 KMG:<br />
Wertpapiere: übertragbare Wertpapiere im Sinne von Art. 4 Abs. 1 Z 18 der<br />
Richtlinie 2004/39/EG mit Ausnahme von Geldmarktinstrumenten im Sinne von<br />
Art 4 Abs 1 Z 19 der Richtlinie 2004/39/EG mit einer Laufzeit von weniger als<br />
zwölf Monaten;<br />
-> RL 2004/39/EG, Art 4 Abs 1:<br />
18. Übertragbare Wertpapiere: die Gattungen von Wertpapieren, die auf dem<br />
Kapitalmarkt gehandelt werden können, mit Ausnahme von<br />
Zahlungsinstrumenten, wie<br />
a) Aktien und andere, Aktien oder Anteilen an Gesellschaften, Personengesellschaften<br />
oder anderen Rechtspersönlichkeiten gleichzustellende Wertpapiere sowie Aktienzertifikate;<br />
b) Schuldverschreibungen oder andere verbriefte Schuldtitel, einschließlich Zertifikaten<br />
(Hinterlegungsscheinen) für solche Wertpapiere;<br />
c) alle sonstigen Wertpapiere, die zum Kauf oder Verkauf solcher Wertpapiere<br />
berechtigen oder zu einer Barzahlung führen, die anhand von übertragbaren<br />
Wertpapieren, Währungen, Zinssätzen oder -erträgen, Waren oder anderen Indizes<br />
oder Messgrößen bestimmt wird.<br />
19. Geldmarktinstrumente: die üblicherweise auf dem Geldmarkt gehandelten<br />
Gattungen von Instrumenten, wie Schatzanweisungen, Einlagenzertifikate und<br />
Commercial Papers, mit Ausnahme von Zahlungsinstrumenten.<br />
19
Kapitalmarktrecht<br />
Veranlagungen (§ 1 Abs 1 Z 3 KMG)<br />
Veranlagungen: Vermögensrechte, über die keine Wertpapiere<br />
ausgegeben werden, aus der direkten oder indirekten Investition<br />
von Kapital mehrerer Anleger auf deren gemeinsame Rechnung<br />
und gemeinsames Risiko oder auf gemeinsame Rechnung und<br />
gemeinsames Risiko mit dem Emittenten, sofern die Verwaltung<br />
des investierten Kapitals nicht durch die Anleger selbst erfolgt;<br />
unter Veranlagungen im Sinne dieses Bundesgesetzes sind auch<br />
alle vertretbaren, verbrieften Rechte zu verstehen, die nicht in Z 4<br />
genannt sind; Geldmarktinstrumente mit einer Laufzeit von<br />
weniger als zwölf Monaten unterliegen nicht der Prospektpflicht<br />
gemäß § 2;<br />
zB: unverbriefte Genussrechte, Kommanditbeteiligungen, auch<br />
Commercial Papers<br />
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Kapitalmarktrecht<br />
Emittent: ein Rechtsträger, der Wertpapiere oder Veranlagungen<br />
begibt oder zu begeben beabsichtigt (§ 1 Abs 1 Z 2 KMG).<br />
Dividendenwerte: Aktien und andere, Aktien gleichzustellende<br />
Wertpapiere sowie jede andere Art übertragbarer Wertpapiere, die<br />
das Recht verbriefen, bei Umwandlung des Wertpapiers oder<br />
Ausübung des verbrieften Rechts die erstgenannten Wertpapiere zu<br />
erwerben; Voraussetzung hierfür ist, dass die letztgenannten<br />
Wertpapiere vom Emittenten der zugrunde liegenden Aktien oder von<br />
einer zur Unternehmensgruppe dieses Emittenten gehörenden Stelle<br />
begeben wurden (§ 1 Abs 1 Z 4a KMG).<br />
Nichtdividendenwerte: alle Wertpapiere, die keine Dividendenwerte<br />
sind (§ 1 Abs 1 Z 4b KMG).<br />
Anleger: Derjenige, der ein Wertpapier, das Gegenstand eines<br />
prospektpflichtigen Angebots war, oder eine Veranlagung, die<br />
Gegenstand eines prospektpflichtigen Angebots war, erwirbt (§ 1 Abs<br />
1 Z 5 KMG).<br />
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Kapitalmarktrecht<br />
Öffentliches Angebot (§ 1 Abs 1 Z 1 KMG)<br />
eine Mitteilung an das Publikum in jedweder Form und auf<br />
jedwede Art und Weise, die ausreichende Informationen über die<br />
Bedingungen eines Angebots (oder einer Einladung zur<br />
Zeichnung) von Wertpapieren oder Veranlagungen und über die<br />
anzubietenden Wertpapiere oder Veranlagungen enthält, um einen<br />
Anleger in die Lage zu versetzen, sich für den Kauf oder die<br />
Zeichnung dieser Wertpapiere oder Veranlagungen zu<br />
entscheiden. Diese Definition gilt auch für die Platzierung von<br />
Wertpapieren oder Veranlagungen durch Finanzintermediäre;<br />
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Danke für Ihre Aufmerksamkeit!