aktuell - SciVal
aktuell - SciVal
aktuell - SciVal
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Epileptologie<br />
Lübben/Teupitz<br />
Ein Jahr Epileptologie im Asklepios Fachklinikum Lübben<br />
Ein Jahr Epileptologie im<br />
Asklepios Fachklinikum Lübben<br />
Als ich die Anfrage bekam, ob ich einen Artikel über Epilepsie schreiben würde, taten<br />
sich mir Fragen auf, was es denn Neues in der Epileptologie gibt. Das war Thema<br />
eines ähnlichen Artikels vor einem Jahr. Ich dachte an ein Medikament, welches vom<br />
Markt genommen wurde, über die politischen Aspekte von Zulassungsstudien und den<br />
Nachweis eines Zusatznutzens eines jeden neuen Medikamentes, was das Institut für<br />
Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) fordert. Dann dachte ich<br />
über neue Medikamente in der „Pipeline“ nach, welche sich kurz vor der Zulassung<br />
befinden. Ich frage mich, ob dies für Patienten und Mitarbeiter, also für den Leser des<br />
Artikels, wirklich interessant ist. Andererseits hat sich im letzten Jahr hier in der Klinik<br />
viel bewegt. Dieses spannende vorangegangene Jahr Epileptologie in Lübben möchte<br />
ich Revue passieren lassen.<br />
Seit der „Eröffnung“ der Epilepsieambulanz<br />
haben sich die Zahlen innerhalb<br />
des vergangenen Jahres verdoppelt<br />
und verdreifacht. Die Ambulanz<br />
wächst und der positive Trend und<br />
anhaltende Bedarf sind eindeutig zu<br />
erkennen. Auch im stationären Bereich<br />
lässt sich zunehmend der Schwerpunkt<br />
Behandlung epilepsiekranker Patienten<br />
verfestigen. Immer mehr Patienten profitieren<br />
von der Komplexbehandlung.<br />
Dabei geht es vor allem um eine interdisziplinäre<br />
Therapie pharmakoresistenter<br />
Epilepsiesyndrome.<br />
Im letzten Halbjahr durfte ich im<br />
Epilepsieklinikum Tabor in Bernau<br />
hospitieren, meine epileptologische<br />
Schwerpunktweiterbildung vertiefen<br />
und wertvolle Erfahrungen sammeln.<br />
Neben der Chance seltene und schwer<br />
behandelbare Epilepsiesyndrome zu<br />
sehen, durfte ich viele, auch „handwerkliche“<br />
Fähigkeiten erlernen. Mir<br />
wurde klar, wie sehr sich die Epilepsiebehandlung<br />
auf einer ganz praktischen<br />
und alltäglichen Ebene verändert hat.<br />
Oft ist man als Arzt bei der Diagnostik<br />
eines Epilepsiesyndroms auf Erzählungen<br />
des Patienten und seinen Angehörigen<br />
angewiesen. Oft sind diese<br />
widersprüchlich und unvollständig.<br />
Immer häufiger kommt zum Beispiel<br />
der Enkel und zeigt auf dem Smartphone<br />
ein Video mit dem letzten Anfall<br />
seiner Großmutter. Ehefrauen<br />
bringen USB-Sticks mit<br />
Homevideos paroxysmaler<br />
Ereignisse ihrer Ehemänner<br />
mit. Diese „neuen“ Möglichkeiten<br />
erleichtern die Arbeit<br />
und verbessern die Diagnostik.<br />
Patienten informieren sich<br />
im Internet und nehmen an<br />
Behandlungsentscheidungen<br />
differenzierter teil. Auf der<br />
Dr. Marina Entscheva<br />
anderen Seite führt die ungefilterte<br />
Information im Internet zu falschen<br />
Erwartungen und Ansprüchen. Die<br />
Indikationsprüfung für einen Vagus-<br />
Nerv-Stimulator und des im Rahmen<br />
von Studien laufende Einsatz transkutaner<br />
Vagus-Nerv-Stimulatoren kann<br />
nicht auf Wunsch des Patienten erfolgen<br />
und kosmetische Aspekte berücksichtigen.<br />
Die Zeit in der Epilepsieklinik Tabor<br />
in Bernau hat mir gezeigt, wie viele<br />
Möglichkeiten wir hier in der Asklepios-Neurologie<br />
in Lübben haben, aber<br />
auch welche Grenzen unsere Behandlung<br />
hat. Mit der neu etablierten Kooperation<br />
haben sich neue Perspektiven<br />
und Behandlungsoptionen eröffnet. Neben<br />
der medikamentösen Behandlung<br />
ist noch die Indikationsstellung für die<br />
Implantation eines Vagus-Nerv-Stimulators<br />
wie auch die Indikation zur prächirurgischen<br />
Diagnostik wesentlich<br />
niederschwelliger geworden. Letztere<br />
wird im Königin-Elisabeth-Krankenhaus<br />
Berlin durchgeführt und spätestens<br />
dann wird einem die Bedeutung<br />
eines Epilepsiezentrums Berlin/Brandenburg<br />
klar. Durch die Vernetzung<br />
vieler verschiedener Epilepsiezentren<br />
mit unterschiedlichen Schwerpunkten<br />
wird regional eine „Epilepsiemaximalversorgung“<br />
angestrebt, was auf dem<br />
flächigen Brandenburger Land manchmal<br />
wenig Beachtung findet.<br />
Es stellt sich die Frage, wie bringt<br />
man das fachspezifische Wissen und somit<br />
beste Behandlung an die Patienten,<br />
Lesen Sie bitte auf Seite 11 weiter.<br />
Weiter von Seite 10.<br />
Am 26. Oktober fand im Hörsaal des<br />
Asklepios Fachklinikums Teupitz die<br />
mittlerweile schon traditionelle Herbsttagung<br />
der Fachklinika Teupitz und<br />
Lübben statt. Die diesjährige Veranstaltung<br />
widmete sich dem Verständnis,<br />
der Therapie und den tieferen Ursachen<br />
von Persönlichkeitsstörungen.<br />
Den 41 erschienenen Fachleuten wurde<br />
von einem hochkarätigen Referententeam<br />
ein fachlich ausgezeichnetes Programm<br />
angeboten.<br />
Nach der Begrüßung<br />
durch Prof.<br />
Dr. Stefan Kropp,<br />
Chefarzt der Klinik<br />
für Psychiatrie, Psychotherapie<br />
und Psychosomatik im<br />
Asklepios Fachklinikum Teupitz, hielt<br />
Herr Privatdozent Dr. Werner Köpp einen<br />
Vortrag über Übertragungsfokussierte<br />
Psychotherapie nach Kernberg.<br />
Anschließend sprach Oberärztin Frau<br />
Dr. med. Brigitte Glandorf-Aghabigi<br />
vom AFK Teupitz über die Haltung<br />
gegenüber persönlichkeitsgestörten<br />
Patienten.<br />
die es benötigen? Hierzu gibt es bereits<br />
erste Ideen für gemeinsame Veranstaltungen<br />
und Weiterbildungen, welche<br />
unter anderem niedergelassene Kollegen<br />
erreichen und die Bedeutung einer<br />
spezialisierten Betreuung hervorheben<br />
sollen. Die Möglichkeiten und enorme<br />
Benefit für den Patienten wird manchmal<br />
durch „Kleinigkeiten“ klar. Bestes<br />
Beispiel ist die Epilepsieambulanz, die<br />
im Klinikum integriert ist und die Möglichkeit<br />
einer sozialmedizinischen Beratung<br />
durch einen Sozialarbeiter vor Ort<br />
mit Unterstützung bei Erstellung von<br />
Anträgen und Beantragung von Leistungen<br />
bietet, die Option einer zeitnahen<br />
bildgebenden Diagnostik (cMRT),<br />
einer neuropsychologischen Testung<br />
oder eines Langzeit-Video-EEGs stationär.<br />
Dabei profitieren viele von den<br />
Angeboten des NEA (Netzwerk für<br />
Epilepsie und Arbeit), dessen Mitglieder<br />
wir sind. Erfreulicherweise kann<br />
man feststellen, dass der Bekanntheitsgrad<br />
des Netzwerkes zunimmt und<br />
auch Betriebsärzte sich zunehmend mit<br />
spezifischen epileptologischen Fragen<br />
an uns wenden.<br />
Schließlich ist festzustellen, dass die<br />
Versorgung umso besser wird, desto<br />
mehr Fachkompetenzpersonal und<br />
zeitliche Kapazitäten vor Ort gebündelt<br />
sind. Immer noch werden viele Epileptiker<br />
über Jahre nur vom Hausarzt behandelt.<br />
Wenn man den Praxisalltag bedenkt,<br />
ist es nicht verwunderlich, dass<br />
auch bei niedergelassenen Neurologen<br />
die detektivische und oft mühsame Arbeit<br />
zur Fremdanamnese vieler Anfälle<br />
und Rekapitulation der Medikamentenvorgeschichte<br />
zeitlich den Rahmen<br />
sprengen würde.<br />
Hingegen ist es in einer Spezialambulanz,<br />
so wie wir es hier im Asklepios<br />
Fachklinikum Lübben haben oder in<br />
einer Spezialklinik, wie z. B. Epilepsieklinik<br />
Tabor Bernau sowohl die personelle<br />
als auch die zeitliche Möglichkeit<br />
gegeben bis in das letzte Detail der<br />
Anfallssemiologien, Dosierungen und<br />
Nebenwirkungen vorzudringen sowie<br />
ausführliche Beratung und Aufklärung<br />
zu leisten.<br />
Wie viel man für Patienten im Einzelnen<br />
erreichen kann, wurde mir durch<br />
die intensive und fokussierte Arbeit mit<br />
Epilepsiepatienten in Bernau bewusst,<br />
so dass ich die neuen Erfahrungen hier<br />
in unserer Ambulanz bzw. im stationären<br />
Bereich weitergeben und einsetzen<br />
möchte.<br />
26. Oktober 2013: Fachveranstaltung in Teupitz<br />
Herbsttagung 2013 im Fokus: Persönlichkeitsstörungen<br />
Privatdozent Dr. Werner Köpp vom<br />
Institut für Psychotherapie Berlin<br />
Während der einstündigen Mittagspause<br />
konnten Interessierte das nunmehr<br />
fertig gestellte Haus 3 mit der<br />
dort in den Neubau eingezogenen Station<br />
für die Therapie von Persönlichkeitsstörungen<br />
besichtigen.<br />
Interessiert folgten die Zuhörer den<br />
Vorträgen zu Persönlichkeitsstörungen<br />
Nach der Pause referierte Frau Dipl.-<br />
Psych. Franka Stuckatz vom AFK<br />
Lübben über den Einsatz der DBT bei<br />
Persönlichkeitsstörungen. Ihr folgte<br />
Oberarzt Dr. med. Knud Pieper vom<br />
AFK Teupitz mit seinen Ausführungen<br />
über bauliche Überlegungen bei der<br />
Errichtung einer neuen Station für persönlichkeitsgestörte<br />
Patienten.<br />
Wie jedes Jahr gab es nach den Vorträgen<br />
genügend Zeit für intensive<br />
Gespräche, die viele der Gäste intensiv<br />
nutzten.<br />
8 <strong>aktuell</strong> Winter 2013/14<br />
<strong>aktuell</strong> Winter 2013/14 11<br />
Fachkliniken Brandenburg GmbH<br />
Fachkliniken Brandenburg GmbH