Zum Download (PDF ca. 2 MB) - Bund Naturschutz in Bayern eV
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Juli/2011<br />
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www.bamberg.bund-naturschutz.de Ausgabe August 2012<br />
BN aktiv:<br />
SandWelten<br />
Energiewende<br />
Vorrang für W<strong>in</strong>dkraft<br />
Landwirtschaft<br />
Kuh ist ke<strong>in</strong> Klimakiller
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Dä Löömzoh · August 2012
Editorial / Impressum<br />
Editorial<br />
Brose kommt – und was noch ?<br />
E<strong>in</strong> großes Industrieunternehmen siedelt<br />
sich <strong>in</strong> Bamberg an. Viele gute Arbeitsplätze<br />
und e<strong>in</strong> Steuerplus für die Stadtkasse<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Grund zur Freude.<br />
Doch auch ungute Er<strong>in</strong>nerungen an die Zeit<br />
der Broseansiedlung <strong>in</strong> Hallstadt werden<br />
wach. G<strong>in</strong>g da alles am Flugplatz mit rechten<br />
D<strong>in</strong>gen zu?<br />
Wir werden nicht nachkarten, aber wachsam<br />
se<strong>in</strong>. Wir werden genau beobachten,<br />
wer die Hosen anhat: Der OB und se<strong>in</strong><br />
Stadtrat oder Brose?<br />
Wer bestimmt <strong>in</strong> unserem Land: Wirtschaft<br />
oder Politik? Gerade für e<strong>in</strong>en sozialdemokratischen<br />
Bürgermeister wohl e<strong>in</strong>e Herausforderung<br />
und zugleich e<strong>in</strong> Charaktertest!<br />
Wir sehen mit großer Sorge die zögerlichen<br />
Antworten von der Regierung <strong>in</strong> Bayreuth.<br />
Dabei gilt der Flugplatz Kramersfeld als e<strong>in</strong>er<br />
der artenreichsten Lebensräume <strong>in</strong><br />
Oberfranken und da darf man von e<strong>in</strong>em<br />
Regierungspräsidenten doch auch e<strong>in</strong>mal<br />
entschiedenes Handeln zur Unterschutzstellung<br />
erwarten.<br />
Vom Vorsitzenden der Brose-Gesellschafterversammlung,<br />
Herrn Stoschek, wissen wir,<br />
dass er seltene und wertvolle Autos sammelt<br />
und liebt. Sicherlich schlägt dann auch se<strong>in</strong><br />
Herz für extrem seltene Lebensräume und<br />
ihre e<strong>in</strong>zigartigen Lebewesen.<br />
Dann haben alle Grund zur Freude!<br />
He<strong>in</strong>z Jung<br />
Kreisgruppenvorsitzender<br />
Impressum<br />
Herausgeber von Dä Löömzoh:<br />
<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> e.V.,<br />
Kreisgruppe Bamberg,<br />
Kapuz<strong>in</strong>erstr. 12,<br />
96047 Bamberg<br />
Bankverb<strong>in</strong>dung:<br />
Sparkasse Bamberg,<br />
Kto.Nr. 70 300, BLZ 770 500 00<br />
Verantwortlich i.S.d.P.:<br />
He<strong>in</strong>z Jung, 1. Vorsitzender<br />
Redaktion: Christ<strong>in</strong>e Hertrich<br />
Anzeigen: Christ<strong>in</strong>e Hertrich<br />
Auflage: 2.400<br />
Druck:<br />
Druckerei Frank Waizendorf<br />
An dieser Ausgabe<br />
haben mitgearbeitet:<br />
Christ<strong>in</strong>e Hertrich, He<strong>in</strong>z Jung,<br />
Erich Spranger, Christoph Diedicke,<br />
Fabian Rieger, Christ<strong>in</strong>e Hilker,<br />
Hans-Peter Ecker<br />
Mit Namen gekennzeichnete<br />
Beiträge geben nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />
die Me<strong>in</strong>ung der Redaktion wieder.<br />
Layout: Wolfgang Hölzle<strong>in</strong><br />
Dä Löömzoh ersche<strong>in</strong>t dreimal jährlich.<br />
Für gewerbliche Anzeigen gilt unsere<br />
Anzeigenpreisliste, Stand 2012-02<br />
Die Redaktion behält sich Änderungen und<br />
Kürzung von Artikeln vor.<br />
Redaktionsschluss Löömzoh 3/2012<br />
15.10.2012<br />
Titelfoto: Ampfer-Purpurspanner, Foto: BN<br />
Inhalt<br />
Editorial<br />
<br />
Impressum<br />
<br />
Sandiges Kulturland 4<br />
Schule im Grünen 5<br />
Mobile Gärten 5<br />
<strong>Naturschutz</strong>gebiet Börstig 6<br />
Vorrang für den W<strong>in</strong>d 8<br />
JBN baut Solaranlage auf St. Urban 10<br />
Schwitzen für die Energiewende 11<br />
Die Kuh ist ke<strong>in</strong> Klimakiller 12<br />
K<strong>in</strong>derseite: Tipps für Naturforscher 14<br />
Mitgliederehrung 15<br />
Leserbrief 13<br />
Term<strong>in</strong>e 16<br />
„Dä Loomzoh“ ist auf 100%<br />
Recycl<strong>in</strong>gpaier gedruckt.<br />
Über 9.000 Euro<br />
für die Natur<br />
gesammelt<br />
Bei der diesjährigen Haus- und Straßensammlung<br />
im April kamen über 9.000 Euro zusammen.<br />
Besten Dank allen beteiligten Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schülern für ihr tolles Engagement. Das Dientzenhofer<br />
Gymnasium hat mit 3.166 € wieder<br />
das beste Sammelergebnis erzielt, dicht gefolgt<br />
vom Clavius Gymnasium mit 2.765 €. Beteiligt<br />
haben sich an der Sammlung außerdem die Mittelschulen<br />
Hallstadt und Rattelsdorf, die Volksschule<br />
Altenburgblick <strong>in</strong> Stegaurach, die Grundschule<br />
Mühlendorf und das Eichendorff<br />
Gymnasium.<br />
Bei den Erwachsenen hat Franz Amann wieder<br />
großartige 765,00 € gesammelt. Herzlichen<br />
Dank dafür!<br />
Die organisatorische Abwicklung der Haus- und<br />
Straßensammlung ist immer sehr aufwändig.<br />
Hier haben uns im Büro Erich Spranger und als<br />
Praktikant<strong>in</strong> Theresa Schabacker ganz wunderbar<br />
unterstützt und fleißig die Münzzählmasch<strong>in</strong>e<br />
der Sparkasse gefüttert.<br />
<br />
Christ<strong>in</strong>e Hertrich<br />
Löömzoh <strong>in</strong> Plastik???<br />
Der letzte Löömzoh wurde zu unserem großen<br />
Bedauern <strong>in</strong> Plastikfolie versendet. Das ist ökologisch<br />
nicht zu entschulden! Der Versender<br />
Frankenbrief hat dies eigenmächtig und ohne<br />
unser Wissen gemacht. Wir werden darauf<br />
achten, dass dies nicht wieder vorkommt!<br />
Interkulturelle Gärten <strong>in</strong> Bamberg<br />
Die Bamberger Initiative Interkulturelle Gärten<br />
sucht e<strong>in</strong> Gartengrundstück:<br />
Haben Sie e<strong>in</strong>e Fläche, die s<strong>in</strong>nvoll genutzt werden<br />
soll?<br />
Möchten Sie aktiv an<br />
der Gestaltung e<strong>in</strong>es<br />
Interkulturellen Gartens<br />
mitarbeiten?<br />
Dann melden Sie sich<br />
bei: kontakt@chancengestalten.de<br />
Dä Löömzoh · August 2012
Landesgartenschau<br />
Sandwelten<br />
Sandiges Kulturland<br />
Nicht nur die natürlichen Sandlebensräume<br />
s<strong>in</strong>d besonders und weisen e<strong>in</strong>e hohe Artenzahl<br />
auf, auch die Kulturlandschaften<br />
s<strong>in</strong>d erstaunlich abwechslungs- und artenreich.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d gerade diese Flächen<br />
auf die Bewirtschaftung durch den Menschen<br />
angewiesen. Als Grenzertragsflächen<br />
werden sie heute aber stillgelegt oder<br />
für Sonderkulturen wie Spargel oder Tabak<br />
genutzt. Dies führt zwangsläufig zu e<strong>in</strong>er<br />
Verarmung, da diese Kulturen ke<strong>in</strong>e Begleitflora<br />
dulden. Sandäcker und Sandmagerrasen<br />
s<strong>in</strong>d blütenreiche Lebensräume, die<br />
vielen Insekten, wie Bienen und Schmetterl<strong>in</strong>gen,<br />
e<strong>in</strong> zu Hause bieten. Sie gilt es<br />
durch e<strong>in</strong>e extensive Bewirtschaftung wie<br />
z.B. Beweidung zu erhalten.<br />
Auch die Forstwirtschaft hat mit ihren Kiefernmonokulturen<br />
e<strong>in</strong>e ganz besondere<br />
Form von Lebensraum hervorgebracht, den<br />
„Schdäggäläswolld“. In diesen Kiefernforsten<br />
wurden bis <strong>in</strong> die 1960er Jahre Nadeln<br />
und Reisig entnommen, um sie als Streu<br />
<strong>in</strong> die Viehställe e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen. Anschließend<br />
wurde die Streu natürlich nicht wieder<br />
<strong>in</strong> die Wälder gebracht, sondern auf<br />
den Feldern als Dünger genutzt. Dadurch<br />
wurden e<strong>in</strong>e Menge Nährstoffe aus den<br />
Forsten entfernt. Auf den bleibenden nährstoffarmen<br />
Böden bildeten die Kiefern gerade<br />
und relativ dünne Stämme aus. Dies<br />
führte zu der mundartlichen Bezeichnung<br />
„Schdäggäläswolld“. Da diese Stämme nur<br />
weit oben Äste ausbildeten, waren sie ideal<br />
für den Schiffbau. Die Stämme wurden<br />
bis nach Holland geflößt und deshalb auch<br />
als Holländer bezeichnet. An Standorten,<br />
wo Ton führende Bodenschichten das Versickern<br />
von Regenwasser beh<strong>in</strong>dern oder an<br />
denen das Bodenniveau unter dem Grundwasserspiegel<br />
liegt, bilden sich feuchte<br />
oder wechselfeuchte Pioniergesellschaften<br />
aus. Auch auf Truppenübungsplätzen und<br />
alten Sandgruben kann man diese f<strong>in</strong>den.<br />
Sonnentau und Kreuzkröte und viele andere<br />
feuchtigkeitsliebende Arten f<strong>in</strong>den hier<br />
e<strong>in</strong>e Heimat.<br />
<br />
Christoph Diedicke<br />
Schafe auf dem BN Gelände<br />
l<strong>in</strong>ks: Schdägäläwolld<br />
Die Angebote und Aktivitäten der Sandwelten auf der Landesgartenschau werden f<strong>in</strong>anziell gefördert von:<br />
Bayerischer Umweltfonds Oberfrankenstiftung Bayerischer <strong>Naturschutz</strong>fonds aus Mitteln der GlücksSpirale<br />
Dä Löömzoh · August 2012
Schule im Grünen<br />
„Schule im Grünen“<br />
Unter diesem Titel wird für Schulklassen jeden<br />
Dienstag e<strong>in</strong> buntes Programm von vielen<br />
Ausstellern der Landesgartenschau gestaltet.<br />
Auch der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> br<strong>in</strong>gt<br />
bei dieser Gelegenheit unter den Titeln „Leben<br />
im Sand“ und Solarexperten an der<br />
SandAchse“ Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern die<br />
Sandlebensräume oder die Sonne als Energiequelle<br />
nahe. Beim „Leben im Sand“ können<br />
sie viel Interessantes über die besonderen<br />
Bed<strong>in</strong>gungen der Sandlebensräume<br />
erfahren. Sie messen die Temperatur und<br />
die Licht<strong>in</strong>tensität, bestimmen wie gut der<br />
Boden das Wasser speichern kann und erfahren<br />
wie sich Pflanzen und Tiere an diese<br />
Bed<strong>in</strong>gungen angepasst haben. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus lernen die Schüler die grundlegenden<br />
Pr<strong>in</strong>zipien der Tarn- und Warnmechanismen<br />
<strong>in</strong> der Natur kennen.<br />
Die „Solarexperten an der Sandachse“<br />
werden von e<strong>in</strong>em Team des JugendSolar<br />
Projektes angeleitet. Sie kochen mit Solarenergie<br />
oder stellen Popcorn her, bauen<br />
sich ihre eigenen kle<strong>in</strong>en Photovoltaikanlagen<br />
und experimentieren mit parallel oder<br />
<strong>in</strong> Reihe geschalteten Modulen. Pr<strong>in</strong>zipien<br />
wie der Thermosyphoneffekt werden anschaulich<br />
erklärt. Auch bei schlechtem Wetter<br />
lässt sich e<strong>in</strong>iges entdecken. Der Verbrauch<br />
mancher Haushaltsgeräte wird<br />
gemessen und Strom durch Muskelkraft auf<br />
dem Energybike erzeugt.<br />
<br />
Christoph Diedicke<br />
Mobile Gärten<br />
Urban Garden<strong>in</strong>g beim Tag der Jugend<br />
Am Freitag, den sechsten Juli stand e<strong>in</strong>e<br />
Gruppe fleissiger JBN´ler schon frühmorgens<br />
auf den Be<strong>in</strong>en. Sie machten sich auf<br />
den Weg zur Landesgartenschau, um bei<br />
zunächst schlechtem Wetter für den Tag der<br />
Jugend ihren Stand aufzubauen. Zuvor hatten<br />
wir <strong>in</strong> wochenlanger Arbeit alle Vorbereitungen<br />
für unser Projekt getroffen. Geplant<br />
war, mithilfe von jugendlichen<br />
Besuchern auf der Landesgartenschau mobile<br />
Gärten zu schaffen. Dafür hatten wir<br />
E<strong>in</strong>kaufswägen vom Schrottplatz und<br />
kle<strong>in</strong>ere „Gärten“ aus alten Konserven,<br />
Gummistiefeln und anderen bepflanzbaren<br />
Gegenständen dabei. Die Pflanzen wurden<br />
von der Hofstadtgärtnerei Carmen Dechant<br />
gespendet, deren freundliche Unterstützung<br />
für uns e<strong>in</strong>e große Hilfe war. In erster L<strong>in</strong>ie<br />
standen uns Nutzpflanzen zur Verfügung,<br />
darunter viele Kräuter.<br />
Das ganze Projekt lief unter dem Titel „Urban<br />
Garden<strong>in</strong>g“. Urban Garden<strong>in</strong>g dient<br />
Fotoquelle: Stadtjugendr<strong>in</strong>g<br />
der Umweltbildung und der Herstellung<br />
ökologischer Lebensmittel. Außerdem kann<br />
es zu e<strong>in</strong>er nachhaltigen Stadtentwicklung,<br />
der Verbesserung des städtischen Mikroklimas<br />
und zur Erhaltung der Artenvielfalt beitragen.<br />
Das Interesse der Besucher an unseren bepflanzten<br />
E<strong>in</strong>kaufswägen war sehr groß,<br />
doch zu Beg<strong>in</strong>n fanden sich nur wenige<br />
Gäste, welche auch selbst Hand anlegen<br />
wollten. Aus diesem Grund machten wir e<strong>in</strong>en<br />
Großteil der Arbeit selbst. Mit dem zunehmend<br />
blauen Himmel und Sonnensche<strong>in</strong><br />
fanden auch immer mehr Familien ihren<br />
Weg zu uns. Und e<strong>in</strong>ige hatten Spaß daran,<br />
selber Blumen und Kräuter e<strong>in</strong>zubuddeln.<br />
Darunter waren leider nur wenig Jugendliche,<br />
was wir alle bedauerten, da<br />
man sich an e<strong>in</strong>em „Tag der Jugend“ natürlich<br />
anderes erhofft. Die fertig gestellten<br />
Gärten s<strong>in</strong>d momentan noch bei JBN Mitgliedern<br />
untergebracht. Wir hofften eigentlich,<br />
manche Besucher hätten Interesse an<br />
ihnen und würden sie mit nach Hause nehmen,<br />
doch wir s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>kaufswagen<br />
losgeworden. Trotzdem: Urban Garden<strong>in</strong>g<br />
ist e<strong>in</strong>e tolle Alternative für Leute, die<br />
<strong>in</strong> der Stadt wohnen und ohne Garten auskommen<br />
müssen. Diese können sich ihr Gemüsebeet<br />
ganz e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> die Küche oder<br />
auf den Balkon stellen. Und schön aussehen<br />
tut es obendre<strong>in</strong> auch noch.<br />
Dä Löömzoh · April 2012·
Landesgartenschau<br />
Exkursion<br />
Fauna und Flora im „Sandkasten“:<br />
E<strong>in</strong>e Exkursion zum <strong>Naturschutz</strong>gebiet<br />
„Börstig“ bei Hallstadt<br />
E<strong>in</strong>es der größten <strong>Naturschutz</strong>projekte <strong>Bayern</strong>s,<br />
die sog. ,SandAchse Franken’, beg<strong>in</strong>nt<br />
im Norden Bambergs, genauer gesagt<br />
e<strong>in</strong> wenig östlich des Hallstädter<br />
Freibades. Dieses seit Sommer 2000 existierende<br />
Projekt besteht aus e<strong>in</strong>er Kette<br />
von kle<strong>in</strong>eren und größeren Sand-Biotopen,<br />
um deren Pflege, Erhalt und Optimierung<br />
sich zwölf Landkreise und Städte sowie e<strong>in</strong>ige<br />
Verbände (Landschaftspflegeverband<br />
Mittelfranken, <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>,<br />
Landesbund für Vogelschutz) e<strong>in</strong>setzen.<br />
Das Gebiet der SandAchse Franken erstreckt<br />
sich über das größte zusammenhängende<br />
Lockersandgebiet Süddeutschlands<br />
von Bamberg im Norden bis Weißenburg<br />
im Süden. Es schließt Flug- und Terrassensande<br />
ebenso e<strong>in</strong> wie B<strong>in</strong>nendünen. Nähere<br />
Informationen f<strong>in</strong>det man hier: www.sandachse.de<br />
Am15. Juli 2012 fand im Rahmenprogramm<br />
zur Landesgartenschau e<strong>in</strong>e naturkundliche<br />
Führung durch den Börstig statt.<br />
Der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> hatte gleich drei Artenschutzexperten<br />
aufgeboten, um e<strong>in</strong>er<br />
großen Gruppe <strong>in</strong>teressierter Bürger dieses<br />
Refugium für Tiere, Pflanzen und Pilze vorzustellen,<br />
die sich auf e<strong>in</strong> Überleben im<br />
Sand spezialisiert haben. Das Angebot<br />
wurde von zahlreichen Bürgern angenommen<br />
und zum Glück spielte auch noch das<br />
Wetter mit, so dass die ,Expedition’ fast<br />
zweie<strong>in</strong>halb Stunden lang lustvoll im Trockenen<br />
durch Sandäcker, Silbergraswiesen<br />
und zerrupfte Kiefernwälder streifen durfte.<br />
Mit der Weißen Sommerwurz (Orobanche<br />
alba) fand sich gleich zu Beg<strong>in</strong>n des Rundgangs<br />
e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Kostbarkeit am Wegesrand:<br />
Diese praktisch nur im parasitären<br />
Verbund mit Thymian lebensfähige Sommerwurz-Art<br />
ist e<strong>in</strong>e 6 bis 25 cm hohe<br />
Pflanze mit unsche<strong>in</strong>baren, duftlosen Blüten,<br />
deren Kelch mehrere deutliche Nerven<br />
aufweisen. Die Kelchspitzen s<strong>in</strong>d bräunlich<br />
gefärbt und im frischen Zustand kaum von<br />
der Färbung der Krone zu unterscheiden.<br />
Dann lernten die Zugereisten, dass im Fränkischen<br />
alle Schwammerl „Pfiffer“ heißen.<br />
Soweit das Vorgeplänkel.<br />
Nach e<strong>in</strong>er gründlichen geologischen E<strong>in</strong>führung<br />
durch Gerhard Spörle<strong>in</strong>, wonach<br />
u.a. klar war, dass man sich im Folgenden<br />
auf e<strong>in</strong>er späteiszeitlichen 15-m-Terrasse<br />
des Ma<strong>in</strong>s bewegen würde, g<strong>in</strong>g es dann<br />
Schlag auf Schlag: Botanik-Spezialist Johannes<br />
Otto Först machte die Gruppe mit<br />
Heide-Nelke (Dianthus deltoides), Silbergras<br />
(Corynephorus <strong>ca</strong>nescens), Sandgrasnelke<br />
(Ameria maritima), Reiherschnabel<br />
(Erodium cicutarium), Bergsandglöckchen<br />
(Jasione montana), Aufrechtem und Silber-<br />
F<strong>in</strong>gerkraut (Potentilla erecta, Potentilla argentea<br />
) und vielen anderen Pflänzchen<br />
mehr bekannt.<br />
Dazwischen präsentierte Insektenkundler<br />
Mart<strong>in</strong> Bücker diesen und jenen Flattermann,<br />
den er mit se<strong>in</strong>em Netz erbeutet hatte.<br />
So sah ich zum ersten Mal die berühmte<br />
Kreiselwespe „Bembix Rostrata“ mit ihren<br />
hervorstechenden gelben Augen, die zu<br />
den auffälligsten Grabwespen zählt. Ihr<br />
Name leitet sich von e<strong>in</strong>er speziellen Grabtechnik<br />
ab: Sie treibt mit ihren Vorderbe<strong>in</strong>en<br />
10-15 cm tiefe Röhren <strong>in</strong> den Sandboden,<br />
um diese als Brutnester für ihre Larven<br />
zu nutzen. Dabei dreht sie sich so schnell<br />
um sich selbst, dass sie mit dem Surren ihrer<br />
Flügel den E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>es Brummkreisels<br />
erweckt. Durch die fortschreitende Zerstörung<br />
ihrer Lebensräume ist die Kreiselwespe<br />
akut bedroht; im Landkreis Bamberg<br />
sche<strong>in</strong>t es derzeit nur noch zwei Vorkommen<br />
zu geben.<br />
<br />
Hans-Peter Ecker<br />
Dä Löömzoh · August 2012
Exkursion<br />
oben: Mart<strong>in</strong> Bücker auf Beutejagd<br />
oben rechts: Weiße Sommerwurz<br />
l<strong>in</strong>ks unten: Botaniker Johannes Otto Först<br />
rechts unten: Gerhard Spörle<strong>in</strong> erklärt die<br />
geologische Situation<br />
Engagement, das Spaß macht<br />
Mithilfe bei der Landesgartenschau<br />
Der Beitrag des BN auf der Landesgartenschau<br />
lebt von der Mitarbeit vieler<br />
freiwilliger Helfer<strong>in</strong>nen und Helfer. Wir<br />
befragten Volker Best und Tanja Würstle<strong>in</strong><br />
nach ihren E<strong>in</strong>drücken.<br />
Macht dir die Arbeit auf der Gartenschau<br />
Spaß?<br />
Volker Best: Es macht Spaß mit den Besuchern<br />
<strong>in</strong>s Gespräch zu kommen und ihnen<br />
etwas über unseren Beitrag zu erzählen.<br />
Was war dabei de<strong>in</strong> schönstes Erlebnis?<br />
Volker Best: Das schönste war, das Lamm<br />
aufwachsen zu sehen. Es kam noch ganz<br />
jung und kle<strong>in</strong> hierher und jetzt ist es<br />
schon so groß.<br />
Gab es auch negative Erfahrungen?<br />
Volker Best: Bisher habe ich nichts Negatives<br />
erlebt.<br />
Frau Würstle<strong>in</strong>, Sie s<strong>in</strong>d ja berufstätig, machen<br />
Schichtdienst , haben e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>d<br />
und f<strong>in</strong>den trotzdem noch Zeit, bei der Landesgartenschau<br />
Standdienst zu machen<br />
und Schafe zu füttern. Was motiviert Sie<br />
dazu?<br />
Tanja Würstle<strong>in</strong>: Ich habe gelesen, dass<br />
der BN Helfer sucht und fand gut, dass<br />
man sich hier engagieren kann. Man kann<br />
sich gut mit dem Thema Sandwelten beschäftigen,<br />
bekommt viele Infos. Außerdem<br />
macht es mir Spaß, auf Leute zu zu<br />
gehen.<br />
Haben Sie dafür e<strong>in</strong>e Strategie?<br />
Tanja Würstle<strong>in</strong>: Ja, am besten ist es am<br />
Terrarium zu stehen. Da wundern sich die<br />
Leute immer, dass die kle<strong>in</strong>en Gelbbauchunken<br />
wirklich schon ausgewachsen<br />
s<strong>in</strong>d und gar nicht größer werden. Das ist<br />
e<strong>in</strong> schöner Anknüpfungspunkt, um mit<br />
Leuten <strong>in</strong>s Gespräch zu kommen.<br />
Wie läuft es mit dem Füttern der Schafe?<br />
Das ist schon e<strong>in</strong> bisschen stressig. Morgens<br />
s<strong>in</strong>d die Schafe schon sehr aufgeregt,<br />
wenn sie merken, dass Futter kommt.<br />
Das Gras wird ja frisch vor Ort mit der<br />
Sense gemäht und das ist recht anstrengend<br />
und es dauert, bis so e<strong>in</strong> Sack mit<br />
Futter voll ist. Aber es macht trotzdem<br />
Spaß.<br />
Dä Löömzoh · August 2012
Landesgartenschauu<br />
Waldnaturschutz<br />
Energiewende<br />
W<strong>in</strong>dkraft<br />
Vorrang für den W<strong>in</strong>d<br />
<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> für W<strong>in</strong>dkraftausbau im Landkreis<br />
In der aktuellen Diskussion um den W<strong>in</strong>dkraftausbau<br />
im Landkreis Bamberg wurde<br />
dem BN wiederholt vorgeworfen, für e<strong>in</strong>en<br />
ungezügelten Ausbau der W<strong>in</strong>dkraft nun<br />
den Landschaftsschutz zu opfern. Diese wenig<br />
differenzierten Vorwürfe waren der Anlass,<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Positionspapier den Standpunkt<br />
des Vorstands der BN Kreisgruppe zu<br />
verdeutlichen. E<strong>in</strong>ige Aspekte des Positionspapiers<br />
werden <strong>in</strong> diesem Artikel aufgeführt.<br />
Das gesamte Papier, das auch auf<br />
den Regionalplan e<strong>in</strong>geht, f<strong>in</strong>den Sie auf<br />
unserer Homepage www.bamberg.bundnaturschutz.de.<br />
Energiewende und W<strong>in</strong>dkraft<br />
Der BN Bamberg begüßt die Energiewende<br />
und die Nutzung der W<strong>in</strong>dkraft als<br />
dezentrale, regenerative Energiequelle.<br />
E<strong>in</strong>e Energiewende ohne Ausbau der<br />
W<strong>in</strong>dkraft ist aufgrund der hohen Effizienz<br />
der W<strong>in</strong>dkraft, gerade auch im H<strong>in</strong>blick<br />
auf den Flächenverbrauch, nicht begründbar.<br />
Natur- und Landschaftsschutz<br />
Die Bee<strong>in</strong>trächtigungen e<strong>in</strong>es überwiegend<br />
ästhetischen Empf<strong>in</strong>dens <strong>in</strong> Bezug auf das<br />
Landschaftsbild durch W<strong>in</strong>dkraftanlagen<br />
relativieren sich entscheidend angesichts<br />
der negativen Auswirkungen der konventionellen<br />
Stromerzeugung – Klimawandel, Radioaktivität<br />
etc. - , die unsere Lebensgrundlagen<br />
und den Artenschutz pr<strong>in</strong>zipiell <strong>in</strong><br />
Frage stellen. Tabuzonen bei der Standortauswahl<br />
für W<strong>in</strong>dkraftanlagen sollten bestimmte<br />
Schutzgebietskategorien se<strong>in</strong>, sowie<br />
für Vögel und Fledermäuse besonders<br />
bedeutende Bereiche. Landschaftsschutzgebiete<br />
sollten dagegen nicht generell ausgeschlossen,<br />
sondern auf ihre Eignung h<strong>in</strong><br />
überprüft werden.<br />
Regionalplan Oberfranken-West<br />
Pr<strong>in</strong>zipiell begrüßt der BN Bamberg die Regionalplanung<br />
mit dem Ziel Vorrangflächen<br />
für den W<strong>in</strong>dkraftausbau zur Verfügung zu<br />
stellen. Dem <strong>Naturschutz</strong> wird durch die<br />
bei der Regionalplanung verwendeten Kriterien<br />
sowie durch die vorgeschriebene artenschutzrechtliche<br />
Prüfung bei e<strong>in</strong>em konkreten<br />
Bauvorhaben genügend Rechnung<br />
getragen. Allerd<strong>in</strong>gs reichen die im Entwurf<br />
enthaltenen Vorrangflächen für e<strong>in</strong>e zukünftige<br />
Versorgung mit regenerativem Strom<br />
mit e<strong>in</strong>em entsprechenden W<strong>in</strong>dkraftanteil<br />
noch nicht aus.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus ist davon auszugehen, dass<br />
nur e<strong>in</strong> Teil der im Entwurf ausgewiesenen<br />
Vorrangflächen maximal besetzt werden<br />
kann. Gerade bei e<strong>in</strong>igen der Vorrangflächen<br />
außerhalb der Frankenalb ist e<strong>in</strong>e Bebauung<br />
aufgrund des relativ ger<strong>in</strong>gen W<strong>in</strong>dangebots<br />
sehr fraglich.<br />
Deshalb fordert die BN Kreisgruppe wei-<br />
Dä Löömzoh · August 2012
tere Vorrangflächen <strong>in</strong> den Regionalplan<br />
aufzunehmen. Bei der Auswahl zusätzlicher<br />
Vorranggebiete sollte naturgemäß das<br />
W<strong>in</strong>dangebot besonders berücksichtigt<br />
werden. So lässt sich e<strong>in</strong> bestimmter W<strong>in</strong>dkraft-Stromanteil<br />
bei größerem W<strong>in</strong>dangebot<br />
durch weniger Anlagen realisieren.<br />
Das Kriterium W<strong>in</strong>dhöffigkeit wurde beim<br />
Entwurf zu ger<strong>in</strong>g gewichtet. Dies mag<br />
auch daran liegen, dass große Bereiche<br />
der w<strong>in</strong>dhöffigsten Gebiete <strong>in</strong> Landschaftsschutzgebieten<br />
liegen. Diese wurden jedoch<br />
beim Entwurf als generelles Ausschlusskriterium<br />
gewertet. Im Rahmen des<br />
Anhörungsverfahrens sollen Flächen <strong>in</strong><br />
Landschaftsschutzgebieten noch e<strong>in</strong>zelfallbezogen<br />
geprüft werden.<br />
Weitere Vorrangflächen s<strong>in</strong>d nötig<br />
Für weitere Vorrangflächen eignen sich aufgrund<br />
des größeren W<strong>in</strong>dangebots vor<br />
allem Flächen auf der Frankenalb. Besonders<br />
im Bereich der flachwelligen, morphologisch<br />
wenig akzentuierten, durch großflächigen<br />
Ackerbau geprägten Albhochfläche<br />
ließen sich noch größere Flächen f<strong>in</strong>den,<br />
deren Besetzung mit W<strong>in</strong>dkraftanlagen mit<br />
e<strong>in</strong>em relativ ger<strong>in</strong>gen E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> das Landschaftsbild<br />
verbunden wäre. Besonders im<br />
mittleren Bereich des Frankenalb-Anteils<br />
des Landkreises (vor allem Geme<strong>in</strong>de Königsfeld)<br />
gibt es mehrere Räume, die <strong>in</strong> dieser<br />
H<strong>in</strong>sicht sehr gut als Vorranggebiete geeignet<br />
wären.<br />
Bürgerw<strong>in</strong>dpark Hohenellern<br />
Wegen der größten W<strong>in</strong>dhöffigkeit am<br />
Albtrauf, sollten auch Vorranggebiete nahe<br />
am Albtrauf möglich se<strong>in</strong>. Gerade hier s<strong>in</strong>d<br />
im Regionalplan aber überhaupt ke<strong>in</strong>e Vorranggebiete<br />
ausgewiesen, außer Teilbereiche<br />
der Vorrangfläche bei Wattendorf.<br />
Die BN Kreisgruppe fordert deshalb die<br />
Flächen des geplanten Bürgerw<strong>in</strong>dparks<br />
bei Hohenellern südlich des Hadelknocks<br />
<strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de Litzendorf als Vorranggebiet<br />
aufzunehmen. Warum der Bürgerw<strong>in</strong>dpark<br />
bis jetzt noch nicht genehmigt wurde,<br />
ist nicht nachvollziehbar. Besonders bee<strong>in</strong>druckend<br />
ist bei dieser Planung die lokale<br />
Akzeptanz. Sowohl die Grundstückseigentümer<br />
als auch die Geme<strong>in</strong>de stehen e<strong>in</strong>hellig<br />
h<strong>in</strong>ter dem Projekt. Die Anlagen könnten<br />
vom Vorland aus nur direkt aus westlicher<br />
Richtung und auch erst aus e<strong>in</strong>iger Entfernung<br />
e<strong>in</strong>gesehen werden. So wäre der<br />
W<strong>in</strong>dpark vom westlich gelegenen Tiefenellern<br />
aus überhaupt nicht zu sehen. Von<br />
Nordwesten und Südwesten wäre die Sicht<br />
auf den W<strong>in</strong>dpark durch die vorragenden<br />
Riegel des Stammbergs/Schammelsbergs<br />
bzw. des Stockenbergs/Brandholzes verdeckt.<br />
Auch sollte die Fläche der geplanten Erweiterung<br />
des W<strong>in</strong>dparks bei Neudorf <strong>in</strong> östliche<br />
Richtung als Vorranggebiet aufgenommen<br />
werden. Neben Flächen auf der<br />
Frankenalb lassen sich aber auch noch im<br />
übrigen Landkreis weitere geeignete Standorte<br />
f<strong>in</strong>den. So sollte z.B. e<strong>in</strong>e Erweiterung<br />
des Vorranggebietes auf dem Höhenzug<br />
zwischen Ma<strong>in</strong>tal und Aurachtal entlang<br />
der „Hohen Straße“ <strong>in</strong> nordwestliche Richtung<br />
und auch nach Südwesten h<strong>in</strong> Richtung<br />
Eichelsberg, Hetzentännig geprüft<br />
werden.<br />
<br />
Erich Spranger<br />
15 Jahre Bürgerw<strong>in</strong>drad Sassendorf<br />
Der Zeit voraus war man im Juni 1998, als<br />
<strong>in</strong> Sassendorf das erste W<strong>in</strong>dkraftwerk im<br />
Landkreis ans Netz g<strong>in</strong>g. Engagierte Vordenker<br />
aus dem Umfeld von <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
und dem Vierether Kuckucks-Ei<br />
wollten dem drohenden AKW-Standort Viereth<br />
e<strong>in</strong>en positiven Gegenentwurf entgegen<br />
setzen: Die Idee zu e<strong>in</strong>em Bürgerw<strong>in</strong>drad<br />
wurde geboren.<br />
Überraschend lehnte die Regierung von<br />
Oberfranken das Projekt zunächst ab und<br />
die Genehmigungsphase des Bürgerw<strong>in</strong>drads<br />
wurde zu e<strong>in</strong>er Zitterpartie. Das Projekt<br />
stand kurz vor dem Aus. Nur dank des<br />
unermüdlichen E<strong>in</strong>satzes der „Rädelsführer“,<br />
allen voran Ludwig Trautmann-Popp,<br />
Zapfendorfs Bürgermeister Josef Mart<strong>in</strong><br />
He<strong>in</strong>z Jung mit Hut<br />
und der Firma Aerius (Kropp/Ebitsch)<br />
klappte es am Ende doch.<br />
Die Anlage mit 1,5 Megawatt Leistung läuft<br />
nach 15 Jahren immer noch rund und die<br />
Kredite s<strong>in</strong>d längst abbezahlt und so können<br />
sich die Anteilseigner jährlich über ihre<br />
Rendite freuen.<br />
Vorsicht: Schwarzer Hut<br />
E<strong>in</strong> weith<strong>in</strong> bekannter Politclown (Markenzeichen:<br />
Schwarzer Hut) wollte bei e<strong>in</strong>er Versammlung<br />
von Nationalparkgegnern endlich<br />
Applaus ernten. Also forderte er unseren M<strong>in</strong>isterpräsidenten<br />
Seehofer auf, den <strong>Bund</strong><br />
<strong>Naturschutz</strong> zu verbieten und schon schäumte<br />
die Stimmung unter den Demokratie-Freunden<br />
von Gerhard Eck und Oskar Ebert.<br />
Kreisgruppenvorsitzender He<strong>in</strong>z Jung versuchte<br />
beim W<strong>in</strong>dfest ebenfalls e<strong>in</strong>e Rede<br />
mit dem Schwarzen Hut – was jedoch<br />
gründlich missglückte! Erst nachdem er<br />
den Hut ablegte (Du, do redst an Scheiß<br />
derher), konnte er wieder klare Gedanken<br />
fassen: Den schwarzen Hut sollte man verbieten!<br />
Dä Löömzoh · August 2012
Energiewende<br />
Jugendsolar<br />
„Wir bauen an der Zukunft“-<br />
JBN baut Solaranlage aufs Dach<br />
der Geme<strong>in</strong>de St. Urban<br />
Am 29. und 30. Mai traf sich die Bamberger<br />
Gruppe der Jugendorganisation des<br />
<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>, um im Rahmen des Umweltbildungsprogramms<br />
JugendSolar auf<br />
dem Dach des Geme<strong>in</strong>dezentrums St. Urban<br />
<strong>in</strong> Bamberg e<strong>in</strong>e Photovoltaikanlage<br />
zu <strong>in</strong>stallieren.<br />
Sicher auf dem Dach<br />
Unter Anleitung der Fachfirma Solardach24<br />
montierten wir <strong>in</strong>nerhalb dieser zwei Tage<br />
rund 30 Solarmodule und hatten trotz der<br />
enormen Sonnene<strong>in</strong>strahlung auf dem Dach<br />
jede Menge Spaß. Am ersten Tag mussten<br />
wir zuerst die Hälfte der Dachziegel abdecken,<br />
um e<strong>in</strong>e Unterkonstruktion zu befestigen.<br />
Alle<strong>in</strong> für diese Aufgabe brauchten<br />
wir fast den ganzen Tag und so waren wir<br />
froh, als unser „Chef“ von Solardach24<br />
Franz Grießl uns am frühen Nachmittag<br />
entließ, um für den nächsten Tag neue Kräfte<br />
zu tanken. Denn im Gegensatz zu ihm<br />
waren wir es nicht gewohnt, den ganzen<br />
Tag auf e<strong>in</strong>em schrägen Dach mit lauter<br />
wackelig liegenden Ziegeln herum zu klettern.<br />
Auch wenn wir uns mit der Zeit an<br />
dieses Gefühl gewöhnten, war es beruhigend<br />
zu wissen, dass rund um das Dach<br />
e<strong>in</strong> Gerüst bereit stand, um uns jederzeit<br />
aufzufangen. Doch bevor Herr Grießl uns<br />
<strong>in</strong> unsere Freiheit entließ, zeigte er uns<br />
noch, wie viel Power <strong>in</strong> so e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />
Photovoltaikanlage steckt. Unten im Keller<br />
der Kirche erzeugte er mit zwei Kabeln, die<br />
an die schon bestehende Anlage auf dem<br />
Kirchendach angeschlossen waren, e<strong>in</strong>e<br />
bee<strong>in</strong>druckend grelle Lichtersche<strong>in</strong>ung, die<br />
e<strong>in</strong>em die Energieleistung, die an e<strong>in</strong>em<br />
sonnigen Tag zu erwarten ist, mehr als<br />
deutlich vor Augen führte.<br />
Endlich wird montiert<br />
Am folgenden Morgen trafen wir uns bereits<br />
um 8.00 Uhr, um die kühlen, frühen<br />
Stunden zu nutzen und diesmal lief alles<br />
schon viel rout<strong>in</strong>ierter ab. Wir zogen unsere<br />
blauen T-Shirts mit dem JugendSolar<br />
Logo an und ab g<strong>in</strong>g’s aufs Dach! Heute<br />
sollten endlich die Solarmodule montiert<br />
werden; die Aufgabe, auf die wir uns am<br />
meisten gefreut hatten. Bisher sah unser<br />
Werk auf dem Dach schließlich noch nicht<br />
wirklich nach Solaranlage, geschweige<br />
denn nach e<strong>in</strong>em ganzen Tag schweißtreibender<br />
Arbeit aus! Doch bevor wir die Module<br />
auf der dafür gebauten Unterkonstruktion<br />
befestigen konnten, mussten die erst<br />
e<strong>in</strong>mal hoch aufs Dach. Das bedeutete<br />
schon gleich die nächste Herausforderung<br />
für uns, denn alle<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es dieser Teile wog<br />
an die 20 kg! So hievten wir die Module<br />
immer zu zweit nach und nach aufs Dach,<br />
während Fachkundige der Solarfirma entlang<br />
der Unterkonstruktion dünne Schnüre<br />
spannten, um die Ausrichtung der Solarmodule<br />
zu erleichtern. Denn jetzt lag e<strong>in</strong> gutes<br />
Stück Präzisionsarbeit vor uns: Jedes der<br />
30 Module musste exakt im rechten W<strong>in</strong>kel<br />
zur Dachkante und im richtigen Abstand zu<br />
den anderen Modulen angebracht werden,<br />
damit die Anlage später von weitem auch<br />
optisch etwas hermachte. Schließlich<br />
wollten wir uns nicht nachsagen lassen, wir<br />
Jugendlichen arbeiteten schlampig!<br />
Die Presse war auch dabei<br />
Mitten <strong>in</strong> dieser Arbeitsphase besuchte uns<br />
dann um 11.00 Uhr die Presse, hergebeten<br />
von unserem Projektleiter Fabian Rieger<br />
von JugendSolar. Dieser, da er schon mehrere<br />
derartige Projekte mit Jugendlichen <strong>in</strong>itiiert<br />
und durchgeführt hatte, wusste um die<br />
Wichtigkeit der Öffentlichkeitsarbeit bei<br />
e<strong>in</strong>em solchen Projekt, und so wurden wir<br />
von verschiedenen Pressevertretern <strong>in</strong>terviewt<br />
und gefilmt. Nachdem die Presse wieder<br />
verschwunden war, schwand auch langsam<br />
unsere Kraft und Motivation, denn es<br />
wurde, wie schon am vorherigen Tag, immer<br />
heißer. Jedoch waren wir mehr als<br />
stolz, als die Anlage gegen 14.00 Uhr endlich<br />
stand und wir von der Straße aus unser<br />
Werk betrachten konnten. E<strong>in</strong> Kellerbesuch,<br />
zu dem uns Franz Grießl großzügig e<strong>in</strong>geladen<br />
hatte, bildete e<strong>in</strong>en gelungenen Abschluss<br />
und als wir während der Brotzeit<br />
auf die zwei Tage zurückblickten, waren<br />
wir uns e<strong>in</strong>ig: Dieses Projekt war e<strong>in</strong> tolles<br />
Erlebnis und wir danken unserem Projektleiter<br />
Fabian Rieger, der uns diese Erfahrung<br />
ermöglicht hat!<br />
<br />
JBN<br />
10 Dä Löömzoh · August 2012
Jugendsolar<br />
Den Fernsehbeitrag <strong>in</strong> TV Oberfranken gibt es zum Anschauen unter diesem L<strong>in</strong>k:<br />
http://www.jugendsolar.de/<strong>in</strong>dex.php/125-tv-oberfranken-berichtet-ueber-jugendsolar<br />
Schwitzen für die Energiewende<br />
Dank der Unterstützung durch die Geme<strong>in</strong>de<br />
Oberhaid konnte JugendSolar vom 23.<br />
bis 25. Mai e<strong>in</strong> JugendSolarProjekt durchführen.<br />
Bürgermeister Carsten Joneitis<br />
zeigte sich von Anfang an begeistert von<br />
der Idee, Jugendlichen die Solarenergie <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em anderen Lernumfeld ganz praktisch<br />
näher zu br<strong>in</strong>gen.<br />
So kam es, dass die beiden Jugendlichen<br />
David Geier und Alexander Stark aus<br />
Oberhaid drei Tage lang die neue Fotovoltaikanlage<br />
auf dem Geme<strong>in</strong>dek<strong>in</strong>dergarten<br />
Regenbogen mit<strong>in</strong>stallierten, anstatt die<br />
Schulbank zu drücken. Angeleitet wurden<br />
sie dabei von der ausführenden Solarfirma<br />
Schütz und dem Projektleiter von JugendSolar<br />
Fabian Rieger. Zu tun gab es viel, da<br />
das Blechdach e<strong>in</strong> spezielles Montagesystem<br />
erforderlich machte. Hunderte Blechfalzklemmen<br />
mussten zunächst angebracht<br />
werden, bevor die Unterkonstruktion befestigt<br />
werden konnte. Daneben galt es Blitzableiter<br />
anzubr<strong>in</strong>gen, Kabel zu verlegen<br />
und die Leitung zu den Wechselrichtern vorzubereiten.<br />
Bereits am dritten Tag konnten<br />
die Solarmodule verlegt werden – e<strong>in</strong>e<br />
schweißtreibende Angelegenheit, da die<br />
Tendenz zu immer größeren Modulen geht.<br />
127 Module á 20kg zierten schließlich die<br />
etwa 300m 2 große Dachfläche. Knapp<br />
30 kwP Leistung hat die Anlage – dies ist<br />
ausreichend für etwa acht bis zehn Haushalte.<br />
E<strong>in</strong> Drittel des Stroms wird übrigens<br />
direkt vor Ort im K<strong>in</strong>dergarten verbraucht,<br />
der Rest wird e<strong>in</strong>gespeist. Das Wetter me<strong>in</strong>te<br />
es fast zu gut. Bei 30 Grad und voller<br />
Sonne wurde klar, welches Potenzial <strong>in</strong> der<br />
Solarenergie steckt. Dies verdeutlichte auch<br />
der Elektriker der Firma Schütz, der den begeisterten<br />
Jugendlichen mit e<strong>in</strong>em Lichtbogen<br />
bei 700 Volt Gleichstrom demonstrierte,<br />
welche Energie im Sonnenlicht steckt.<br />
Die Anlage ist längst am Netz und wird die<br />
nächsten 20 Jahre sauberen Sonnenstrom<br />
produzieren. Vielleicht werden David und<br />
Alexander <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Jahren ja selbst K<strong>in</strong>der<br />
haben und sie <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergarten br<strong>in</strong>gen,<br />
den sie damals selbst für die zukünftige Energieversorgung<br />
vorbereitet haben.<br />
<br />
Fabian Rieger<br />
Dä Löömzoh · August 2012 11
Landwirtschaft<br />
Kuh ke<strong>in</strong> Klimakiller<br />
Globaler Landschaftsgärtner<br />
statt<br />
Methanmonster<br />
Mit ihrem Buch „Die Kuh ist ke<strong>in</strong> Klima-Killer“<br />
will Dr. Anita Idel nicht Umweltschützer<br />
provozieren, sondern das System der <strong>in</strong>dustrialisierten<br />
Landwirtschaft <strong>in</strong>frage stellen.<br />
Im März hielt Dr. Anita Idel auf E<strong>in</strong>ladung<br />
des Bündnisses gentechnikfreie Region<br />
Bamberg e<strong>in</strong>en Vortrag <strong>in</strong> Hirschaid, der<br />
<strong>in</strong>teressante Aspekte zur Rolle der <strong>in</strong>dustrialisierten<br />
Landwirtschaft beleuchtete. Zur<br />
Wiedergabe ihrer Forschungen und Thesen<br />
drucken wir Auszüge aus e<strong>in</strong>em Interview<br />
ab, das im Slow Food Magaz<strong>in</strong> veröffentlicht<br />
wurde.<br />
Seit Jahren warnen uns Umweltschützer<br />
und Agrar<strong>in</strong>dustrie, dass durch die Abgase<br />
der Kühe Massen an Methan entstehen, die<br />
für das Klima besonders schädlich s<strong>in</strong>d.<br />
Aber schon mit dem Titel Ihres Buches behaupten<br />
Sie, „Die Kuh ist ke<strong>in</strong> Klima-Killer“.<br />
Was macht Sie so sicher?<br />
Ich b<strong>in</strong> ja nicht die E<strong>in</strong>zige, die sich darüber<br />
wundert, dass Kühe und andere Wiederkäuer<br />
am Klimapranger stehen. Wir erleben<br />
übrigens nicht zum ersten Mal die<br />
Dämonisierung von R<strong>in</strong>dern. Bereits vor<br />
über zehn Jahren hat mich beim BSE-Skandal<br />
alarmiert, wie die Geflügel- und<br />
Schwe<strong>in</strong>e<strong>in</strong>dustrie von der Angst der KonsumentInnen<br />
vor R<strong>in</strong>dfleisch profitierte. R<strong>in</strong>der<br />
s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Klima-Killer! Wenn man sie<br />
artgerecht ernährt, können sie Gras und<br />
Heu <strong>in</strong> Fleisch und Milch umwandeln.<br />
Heißt das Entwarnung für alle Steakliebhaber?<br />
Entscheidend ist das Futter. Es geht um das<br />
Wie und damit auch um das Wieviel. R<strong>in</strong>der<br />
s<strong>in</strong>d Weidetiere, aber wir machen sie<br />
mit Unmengen Hochleistungsfutter zu Nahrungskonkurrenten<br />
des Menschen. Und<br />
dann verbreitet auch die Welternährungsorganisation<br />
(FAO) die absurde Information,<br />
zur Erzeugung von e<strong>in</strong>em Kilogramm<br />
R<strong>in</strong>dfleisch würden mehr als sieben Kilogramm<br />
Getreide benötigt. Demnach wäre<br />
das R<strong>in</strong>d - der geniale Grasverwerter - e<strong>in</strong><br />
schlechter Futterverwerter. E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>seitige<br />
Wahrnehmung, die zu völlig falschen<br />
Schlussfolgerungen führt. Als sche<strong>in</strong>bar logische<br />
Konsequenz wird zur Lösung des<br />
Problems ernsthaft gefordert, dass Landwirte<br />
mehr Schwe<strong>in</strong>e und Hühner halten<br />
sollten, anstelle der behornten Methanmonster<br />
und Verbraucher mehr Chicken W<strong>in</strong>gs<br />
und Schwe<strong>in</strong>eschnitzel essen sollten statt<br />
R<strong>in</strong>dersteaks.<br />
Dann ist also Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach nicht die<br />
Kuh, sondern die <strong>in</strong>dustrialisierte Landwirtschaft<br />
das Problem?<br />
Ja. Denn da geht es nur um Quantität, um<br />
kurzfristig Geld machen zu können – auf<br />
Kosten des Tier- und Umweltschutzes und<br />
letztlich auch der Welternährung. Durch<br />
die Herstellung von Tierfutter trägt die <strong>in</strong>dustrialisierte<br />
Landwirtschaft wesentlich<br />
zum Klimawandel bei – mehr als e<strong>in</strong> Drittel<br />
der weltweiten Getreideernten landen heute<br />
<strong>in</strong> Tiertrögen. Und noch viel weniger ist<br />
bekannt, dass die Basis der europäischen<br />
Tierproduktion weit außerhalb liegt: Europa<br />
hängt am Tropf des Südens – und nicht<br />
etwa umgekehrt!<br />
Foto © Andreas Schoelzel<br />
Dr. Anita Idel war von 2005 bis 2008<br />
Lead-Autor<strong>in</strong> des Weltagrarberichtes<br />
(IAASTD). Sie ist Mitbegründer<strong>in</strong> der<br />
Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Kritische Tiermediz<strong>in</strong>,<br />
des Genethischen Netzwerks,<br />
der Gesellschaft für Ökologische Tierhaltung<br />
und Mediator<strong>in</strong>.<br />
12 Dä Löömzoh · August 2012
Kuh ke<strong>in</strong> Klimakiller<br />
Europa hängt am Tropf? Das müssen Sie<br />
erklären!<br />
Über die Hälfte der <strong>in</strong> der Europäischen Union<br />
verfütterten energiehaltigen Eiweißfuttermittel<br />
werden importiert. Diese unglaublichen<br />
Nährstoffmengen, mit denen wir dann<br />
<strong>in</strong> der EU Überschüsse herstellen, fehlen im<br />
Süden für die menschliche Ernährung, und<br />
damit auch die Flächen, auf denen das Tierfutter<br />
– Soja, Mais und Getreide – angebaut<br />
wird. Tierfabriken lohnen sich für die Investoren<br />
auch <strong>in</strong> Deutschland nur, wenn viele<br />
Tiere auf engstem Raum schnell wachsen<br />
nach dem Motto: Zeit ist Geld. Das Tierfutter<br />
ist aber nur deshalb so billig, weil sich Schäden<br />
wie die Zerstörung des Regenwaldes<br />
und Gesundheitsprobleme durch Pestizide<br />
und Antibiotika im Preis ebenso wenig niederschlagen<br />
wie soziale Folgen.<br />
Regenwald wird für Tierfutter abgeholzt. Ist<br />
die Landwirtschaft Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach vor<br />
allem deshalb für den Klimawandel mitverantwortlich?<br />
Verantwortlich ist generell die <strong>in</strong>dustrialisierte<br />
Landwirtschaft. Der Raubbau im Regenwald<br />
verursacht das e<strong>in</strong>e riesige Problem<br />
für das Klima. Lachgas ist das andere:<br />
Denn aus der <strong>in</strong>dustriellen Landwirtschaft<br />
gelangen größere Mengen dieses besonders<br />
schädlichen Klimagases <strong>in</strong> die Atmosphäre<br />
als aus jedem anderen Wirtschaftsbereich.<br />
Lachgas (N 2<br />
O) ist 296-mal so<br />
klimaschädlich wie CO 2<br />
. Es entsteht vor<br />
allem durch die Anwendung von synthetisch<br />
hergestelltem Stickstoffdünger, dem<br />
Stoff für den Motor der <strong>in</strong>dustrialisierten<br />
Landwirtschaft.<br />
Wir haben noch gar nicht über Methan gesprochen.<br />
Immerh<strong>in</strong> ist dieses Klimagas 25-<br />
mal so schädlich fürs Klima wie CO 2<br />
.<br />
Auch beim Methan geht es um das Zuviel.<br />
Schließlich waren über Jahrzehntausende<br />
Bisons, Wisente, Auerochsen, Gnus, Yaks<br />
und andere Wiederkäuer ke<strong>in</strong> Problem für<br />
das Klima, obwohl sie auch früher <strong>in</strong> Millionenstärke<br />
den Planeten bevölkert und Methan<br />
emittiert haben. Deshalb führen heute<br />
Forschungsansätze, die nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes<br />
Klimagas und nicht das gesamte falsche<br />
Agrarsystem im Blick haben, <strong>in</strong> die Irre.<br />
Statt die Zahl der R<strong>in</strong>der auf die natürliche<br />
Futtergrundlage, das Grünland, zu beschränken,<br />
dom<strong>in</strong>ieren <strong>in</strong>dustrielle Interessen<br />
die Agrarforschung. Ob Fütterung, Haltung<br />
oder Zucht: Mit absurd viel Technik<br />
und Energieaufwand wird an Hochleistungsr<strong>in</strong>dern<br />
geforscht, um noch mehr<br />
Fleisch oder noch mehr Milch <strong>in</strong> noch kürzerer<br />
Zeit zu erzielen. Selbst wenn dadurch<br />
weniger Methan emittiert werden sollte,<br />
das Klima hätte nichts davon. Denn zusätzlich<br />
zur CO 2<br />
-Freisetzung durch den hohen<br />
Energieverbrauch setzt der Intensivanbau<br />
für das Hochleistungsfutter das schädlichste<br />
unter den Agrarklimagasen frei: Lachgas.<br />
In Ihrem Buch bleiben Sie nicht bei der Kritik,<br />
sondern gehen e<strong>in</strong>en Schritt weiter. Es<br />
kl<strong>in</strong>gt fast provokativ, denn Sie schreiben,<br />
dass Kühe und andere Wiederkäuer den<br />
Klimawandel sogar aufhalten können. Wie<br />
soll das funktionieren?<br />
Je nach System ist Kuh eben nicht gleich<br />
Kuh. Tatsächlich ergeben die Klimabilanzen<br />
nachhaltiger Grünland-Kühe e<strong>in</strong> völlig anderes<br />
Bild als die der <strong>in</strong> Massentierhaltung<br />
<strong>in</strong>tensiv gefütterten R<strong>in</strong>der. Dann erweisen<br />
sich bei näherem H<strong>in</strong>sehen manche Kuh und<br />
mancher Bauernhof als Klimaschützer! Es<br />
geht um das Dauergrünland, das 40 Prozent<br />
der Landfläche auf unserem Planeten bedeckt.<br />
Es wächst auf Böden, die so fragil, so<br />
steil, so nass oder so trocken s<strong>in</strong>d, dass sie<br />
nicht beackert werden sollten. Kühe, Schafe<br />
und Büffel besitzen aber die großartige Fähigkeit,<br />
<strong>in</strong> Symbiose mit ihren Mikroorganismen<br />
im Pansen Weidefutter <strong>in</strong> Milch und<br />
Fleisch umzuwandeln. Sie s<strong>in</strong>d deshalb zur<br />
Nutzung derjenigen Flächen prädest<strong>in</strong>iert,<br />
die nicht beackert, aber wie Almen oder<br />
Grassteppen durch nachhaltige Beweidung<br />
vor Erosion geschützt werden. Grünland hat<br />
– nachhaltige Beweidung vorausgesetzt –<br />
zwei riesige Potenziale: Aufgrund se<strong>in</strong>es<br />
dauerhaften und flächendeckenden Bewuchses<br />
kann verh<strong>in</strong>dert werden, dass es<br />
zum Humusabbau kommt.<br />
Sie kommen immer wieder von den Kühen<br />
zum Boden. Gibt es tatsächlich e<strong>in</strong>en direkten<br />
Zusammenhang zwischen dem Klima<br />
und der Bodenfruchtbarkeit?<br />
Ja, denn Humus besteht zu über 50 Prozent<br />
aus Kohlenstoff. Deshalb entlastet jede zusätzliche<br />
Tonne Humus im Boden die Atmosphäre<br />
um cir<strong>ca</strong> 1,8 Tonnen CO 2<br />
. Das gilt<br />
auch umgekehrt, denn entsprechend belasten<br />
alle Maßnahmen, die zum Humusabbau<br />
führen, die Atmosphäre. Dauergrünland<br />
hat wegen se<strong>in</strong>er gigantischen<br />
Ausdehnung das größte Potenzial zum Humusaufbau<br />
durch natürliche Fixierung von<br />
CO 2<br />
und somit zur Klimaentlastung. E<strong>in</strong>e<br />
tragende Rolle für die Humusentstehung<br />
spielen die Wurzeln der Gräser. Man<br />
könnte vere<strong>in</strong>facht sagen: Die Wurzeln von<br />
heute s<strong>in</strong>d der Humus von morgen. Und<br />
nun zur Kuh: Die Wurzelbildung hängt direkt<br />
vom Rhythmus der Beweidung, also<br />
von e<strong>in</strong>em nachhaltigen Beweidungsmanagement<br />
ab.<br />
Lässt sich für Laien erklären, was nachhaltige<br />
Beweidung bedeutet?<br />
Entscheidend ist, dass dem Grasland bei<br />
der Beweidung immer wieder e<strong>in</strong>e Pause<br />
gegönnt wird. Die Tiere ziehen weiter, das<br />
abgefressene und mit ihren Exkrementen<br />
versorgte Grasland regeneriert und kann<br />
neue Wurzeln ausbilden, die frisches Gras<br />
wachsen lassen. E<strong>in</strong> Musterbeispiel für diesen<br />
Prozess s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>st von riesigen Bisonherden<br />
beweideten Prärien Nordamerikas,<br />
wo meterdicke Humusschichten<br />
entstanden.<br />
Das Interview führte Mart<strong>in</strong>a Tschirner, es<br />
wurde erstmals veröffentlicht <strong>in</strong> Slow Food<br />
01_2011. Vielen Dank an dieser Stelle für<br />
die Abdruckgenehmigung.<br />
Buchtipp<br />
Anita Idel: Die Kuh ist ke<strong>in</strong> Klima-Killer<br />
Metropolis 2010, 200 Seiten,<br />
broschiert, 18 Euro<br />
Mitmachkreis „Tage ohne Fleisch“<br />
Für weniger Fleischkonsum und für die flächendeckende E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es „Veggy-Days engagiert sich <strong>in</strong> der Region der Mitmachkreis<br />
„Tage ohne Fleisch“. Die Gruppe freut sich über Unterstützung und MitstreiterInnen.<br />
Kontakt: BN Mitglied Franz Amann, Zeisigweg 11, 96114 Hirschaid, Tel: 09543/9030<br />
Dä Löömzoh · April 2012· 13
K<strong>in</strong>derseite<br />
Sommertipps<br />
Tipps für kle<strong>in</strong>e<br />
Naturforscher<br />
Wir erkunden e<strong>in</strong>e Wiese!<br />
Bewaffnet euch mit e<strong>in</strong>er Becherlupe und<br />
schon geht sie los die Entdeckungsreise <strong>in</strong><br />
die Tiefen der Graswelt! Die Vielzahl an<br />
Kle<strong>in</strong>getier wie Sp<strong>in</strong>nen, Käfern, Schmetterl<strong>in</strong>gen<br />
und Grashüpfern kann hier schier<br />
überwältigend se<strong>in</strong>. Schaut euch die kle<strong>in</strong>en<br />
Krabbeltiere. genau an. Legt euch auch<br />
e<strong>in</strong>fach mal <strong>in</strong>s Gras und lauscht andächtig<br />
dem Zirpen der Grillen und genießt den<br />
Duft des Sommers.<br />
Pflanzen mit Sprengkraft!<br />
Wenn du ausprobieren möchtest, welche<br />
Kraft <strong>in</strong> keimenden Pflanzen steckt, empfehlen<br />
wir dir das folgende Experiment:<br />
Besorge dir etwas Gips, durchsichtige Plastikbecher<br />
und e<strong>in</strong> paar Bohnen. Rühre den<br />
Gips gemäß Packungsanweisung an, gib<br />
e<strong>in</strong>e Handvoll Bohnen dazu und fülle das<br />
Ganze vorsichtig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Plastikbecher.<br />
Der Gips trocknet und es passiert erst e<strong>in</strong>mal<br />
gar nichts. Du brauchst aber nicht die<br />
Geduld zu verlieren. Spätestens nach e<strong>in</strong>em<br />
Tag bilden sich die ersten Risse im Gips und<br />
schon bald „sprengen“ die keimenden Bohnen<br />
den Becher.<br />
Wir bauen e<strong>in</strong><br />
M<strong>in</strong>ihotel für Wildbienen!<br />
Wildbienen s<strong>in</strong>d meist e<strong>in</strong>zeln lebende Bienen.<br />
Ihre Eier legen sie geme<strong>in</strong>sam mit<br />
e<strong>in</strong>em Nahrungsvorrat aus Nektar und Pollen<br />
z.B. <strong>in</strong> Niströhren <strong>in</strong> Totholz ab. Diesen<br />
Bienen kannst du bei der Suche nach geeigneten<br />
Nistmöglichkeiten helfen, wenn<br />
du an e<strong>in</strong>er sonnigen Stelle im Garten e<strong>in</strong>e<br />
Baumscheibe mit vielen Löchern aufhängst.<br />
Beim Bauen lässt du dir am besten von de<strong>in</strong>en<br />
Eltern helfen. Sucht e<strong>in</strong>e dicke Baumscheibe<br />
oder auch e<strong>in</strong>en Holzscheit und<br />
bohrt Löcher <strong>in</strong> verschiedenen Stärken (3-<br />
10 mm) h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Die Tiefe der Löcher sollte<br />
abhängig vom Durchmesser zwischen 3-10<br />
cm liegen. Ihr werdet sicherlich nicht lange<br />
warten müssen, bis die ersten „Hotelzimmer“<br />
belegt s<strong>in</strong>d.<br />
Becherlupe<br />
Biene guckt aus „Hotelzimmer“<br />
Quelle: www.thuer<strong>in</strong>gen.lpv.de<br />
Quelle: Christian Mandt, fotocommunity.de<br />
Wettbewerb<br />
Naturtagebuch<br />
Ihr könnt mit euren Naturerkundungen<br />
auch am Wettbewerb der<br />
BUND Jugend Naturtagebuch<br />
teilnehmen. E<strong>in</strong>sendeschluss ist der<br />
31. Oktober 2012. Infos gibt es<br />
unter www.naturtagebuch.de<br />
Die K<strong>in</strong>dergruppe des <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> besucht den Lehrbienenstand auf der Fuchsenwiese.<br />
Foto: Imker<br />
K<strong>in</strong>dergruppe hat<br />
noch Plätze frei!<br />
Seid ihr zwischen 6 und 10 Jahre alt<br />
und hab Lust auf Spielen, Basteln und<br />
Forschen <strong>in</strong> der Natur? Macht doch mit<br />
bei der K<strong>in</strong>dergruppe des <strong>Bund</strong><br />
<strong>Naturschutz</strong> Bamberg. Nähere<br />
Informationen f<strong>in</strong>det ihr unter<br />
www.bamberg.bund-naturschutz.de<br />
oder telefonisch unter 0951/5190611<br />
14 Dä Löömzoh · August 2012
Kreisgruppe<br />
20, 30, 40 …<br />
Jahre Mitglied<br />
beim BN<br />
Im Rahmen der Jahreshauptversammlung<br />
im Juni 2012 bedankte sich Kreisgruppenvorsitzender<br />
He<strong>in</strong>z Jung bei den abgebildeten<br />
Mitgliedern für ihre jahrzehntelange<br />
Unterstützung und überreichte ihnen die Ehrennadel<br />
des <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>.<br />
Spannend waren die Erzählungen aus der<br />
Zeit, die die geehrten Mitglieder mit dem<br />
<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> verb<strong>in</strong>det. He<strong>in</strong>z Schiele<strong>in</strong><br />
etwa erheiterte mit Anekdoten aus dem<br />
geme<strong>in</strong>samen Kampf gegen den Bau der<br />
ICE Strecke.<br />
Walter Cayé (30 Jahre), Andreas Becker (20 Jahre), Irene F<strong>in</strong>k (30 Jahre), Dieter Weissenberger<br />
(40 Jahre), Renate und He<strong>in</strong>z Schiele<strong>in</strong> (20 Jahre) (auf dem Foto von l<strong>in</strong>ks nach rechts; ganz<br />
l<strong>in</strong>ks der Vorsitzende He<strong>in</strong>z Jung)<br />
Setzen Sie e<strong>in</strong> Zeichen für Tempo 30! Unterschriftenkampagne des VCD<br />
Der VCD (Verkehrsclub Deutschlands) fordert,<br />
dass Tempo 30 <strong>in</strong> geschlossenen Ortschaften<br />
als Regelgeschw<strong>in</strong>digkeit e<strong>in</strong>geführt<br />
wird. Denn mit Tempo 30 ist es<br />
sicherer, ruhiger und schöner. Mit Ihrer Unterschrift<br />
setzen Sie sich dafür e<strong>in</strong>, dass die<br />
Straßenverkehrsordnung geändert wird:<br />
Die Regelgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong>nerorts soll von<br />
50 auf 30 km/h reduziert werden. Das<br />
heißt, <strong>in</strong>nerhalb geschlossener Ortschaften<br />
darf nur dort schneller als 30 km/h gefahren<br />
werden, wo der Bedarf nach höherer<br />
Geschw<strong>in</strong>digkeit nachgewiesen ist<br />
und die Verkehrssicherheit nicht gefährdet<br />
wird. Unterschreiben können Sie auf der Internetseite<br />
www.tempo30.vcd.org<br />
Ab sofort können Sie bei uns auch onl<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>kaufen:<br />
www.neuecollibri.de<br />
Neue Collibri Buchhandels-GmbH<br />
Austraße 12, 96047 Bamberg<br />
Tel. 0951-30182710<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo-Fr 9.30-18.30, Sa 10-17 Uhr
<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> e.V.<br />
Landesverband <strong>Bayern</strong> des BUND<br />
Kreisgruppe Bamberg<br />
Kapuz<strong>in</strong>erstraße 12<br />
96047 Bamberg<br />
Tel: 0951/5190611<br />
Fax: 0951/5190610<br />
bamberg@bund-naturschutz.de<br />
www.bamberg.bund-naturschutz.de<br />
www.erlebniswildnis.de<br />
Spendenkonto Kontonummer 70 300<br />
Sparkasse Bamberg BLZ 770 500 00<br />
Term<strong>in</strong>e<br />
15. September 2012 · Waldpicknick im Steigerwald<br />
Mit K<strong>in</strong>derprogramm, Führungen … 13.00 – 17. 00 Uhr<br />
Marswaldspielplatz zwischen Zell a. E. und Oberschleichach<br />
20. September 2012<br />
Industrialisierung und Landschaftswandel<br />
Vortrag von Diplom-geograph Christoph Zahalka<br />
19.00 Uhr <strong>in</strong> der Brauerei Schlenkerla Bamberg, Ulanensaal<br />
6. Oktober 2012<br />
Fahrradexkursion zu Sandlebensräumen<br />
zwischen Bamberg und Pettstadt<br />
14.00 Uhr Treffpunkt: Erbabrücke zur Landesgartenschau<br />
15. Oktober 2012 · Redaktionsschluss Löömzoh 2012-3<br />
22. Oktober 2012<br />
25 Jahre Ökosiedlung – Das Bamberger Modell<br />
Vortrag mit Bildern von Gerhard Henzler, Baudirektor a.D.<br />
Die Geschichte des Konzepts „Ökosoziale Stadtbaukunst“<br />
wird am Beispiel der Ökosiedlung erläutert.<br />
19.00 Uhr im Geme<strong>in</strong>schaftsraum der Ökosiedlung am<br />
Cherbonhof, Tarvisstraße Bamberg<br />
Weltladen Bamberg<br />
Fairer Handel seit 1979<br />
In den Räumen der ehemaligen Buchb<strong>in</strong>derei<br />
Eugen Müller können Sie den<br />
„Bamberg Kaffee” sowie mehr als 1200<br />
fair gehandelte Artikel (Lebensmittel<br />
und Kunsthandwerk) als Mitbr<strong>in</strong>gsel<br />
wählen.<br />
C4<br />
Kapuz<strong>in</strong>erstraße 10<br />
96047 Bamberg<br />
Tel. 0951-203755<br />
Fax 0951-24997<br />
weltladen-bamberg@vr-web.de<br />
www.fairer-handel-regensburg.de<br />
Di – Fr 9.00 – 18.00 Uhr<br />
Sa 10.00 – 14.00 Uhr<br />
Mo geschlossen