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Der plastische Wert ist zugunsten der Stimmungsbezeichnung „still" aufgegeben.<br />
Entscheidender aber wirkt noch, daß sich dadurch auch der Ursprung<br />
des Lichtes verändert hat: Zuerst ging er vorn „irdischen" Ding aus, wodurch<br />
das später unangetastete „weiß strömend" noch ganz andere Kraft besaß, danach<br />
ist das „Niederfallen-auf" zu jener säkularisiert-verwaschenen, konventionellen<br />
Gebärde des „Von-oben" geworden.<br />
III, 1 f. in der früheren Fassung ist bewegte Landschaft wie etwa in »Marsch<br />
der österlichen Wälder«:<br />
„Es rühren die Wälder die Flügel,<br />
Wandernd am Horizont."<br />
Das spätere:<br />
„Es rühren die Wälder die Flügel,<br />
Es blitzt der Fluß durch die Au."<br />
bringt eine vergleichsweise lahmere Zeilenparallelisierung und im Wort–<br />
schatz nur wiederholtes frühes 19. Jahrhundert.<br />
Für solche Überlagerungen der nachexpressionistischen Naturlyrik durch den<br />
älteren Ausdruck ist »Frühmorgens« nur ein Einzelbeispiel. Wie aber das<br />
Grundthema der zwanziger Jahre dabei übernommen und weitergespielt wird, so<br />
weisen andererseits einige in Rabe, Ross und Hahn beginnende Form–<br />
veränderungen bereits auf einen künftigen Werkabschnitt. Mit der Entfernung<br />
vorn nachexpressionistischen Bildgedicht setzt nämlich auf dieser Zwischen–<br />
stufe auch schon die Vergrößerung und Verfestigung der Formen ein.<br />
Monumentalität des Ganzen gleicht bereits bei den Titelgedichten »Rabe,<br />
Roß und Hahn« 324 die geringere Wucht des einzelnen aus. An die Stelle des<br />
sinnlichen Erlebnisses tritt lyrische Summierung, auch Abhandlung, Erfüllung<br />
eines selbstgestellten Themas, auf <strong>Britting</strong>sche Weise nicht unähnlich gleichzeitigen<br />
Themadurchführungen bei Weinheber. Die Wesensbestimmung wird<br />
jetzt ncu durch eine ausführliche, geradezu additive Verknüpfung von sichtbarer<br />
Tiergestalt und historischem Symbolbestand geleistet. Dabei unterstützt eine<br />
bewußt holprige Simplizität der Sprache, die einige frühere kräftige Mittel<br />
weitergrbraucht, den altertümlich-„heraldischen" Charakter dieses Tier-„Triptychons".<br />
das mit seinen Wappen-, Fahnen-, Siegel- und Münzbildern schon anl<br />
weitesten auf dem Weg zu dem späteren Sonettenzyklus Die Begegnung steht.<br />
Zu einer äußerlich gebundenen Form strebt das größere Gedicht »Verwilderter<br />
Bauplatz« mit nur zuletzt nicht mehr zusammengehaltenen sechszeiligen<br />
a-b-a-b-a-b-Strophen 325 Für das Größerwerden allein mag <strong>Britting</strong> auch<br />
noch besonders in den Legenden die Möglichkeit einer Episierung vorge–<br />
zeichnet gefunden haben. Er nutzt sie jetzt für »Die Schlangenkönigin«,<br />
»Wintermorgen am Fluß« und »Der Berg«. Das erste Gedicht, mit Schilf,<br />
Kommentar: Ausg- 1939, S. 55;<br />
GA 1, S. 184; frühere Fassung in:<br />
Das Innere Reich, Jg 3, 1936/37, S.<br />
1359.<br />
Kommentar: Ausg. 1939, S. 41;<br />
GA I, S. 173. Die Gartennatur dieses<br />
Gedichtes bietet übrigens eine<br />
mit Lehmann gemeinsame Entdekkung<br />
des Blühens aus dem Abfall,<br />
ein Motiv, an dem sich noch einmal<br />
der ganze Unterschied zwischen<br />
dem irdisch-prallen und dem ätherischen<br />
Geist der Naturlyrik zeigt.<br />
„Die Teller lichtfressend nach oben<br />
gedreht" wachsen bei <strong>Britting</strong> einige<br />
Sonnenblumen als „des Modernen<br />
lodernde Erben". - „Abwässer tränken<br />
ihn, ihn nähren Exkremente"<br />
und „auf schwanken Tisch setzt er<br />
sein Duftgericht in hellen Tellern"<br />
heißt es dagegen (1950) bei Lehmann<br />
vom Holunder (Wilhelm<br />
Lehmann: Meine Gedichtbücher,<br />
1957, S. 197).<br />
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