FT-IR - Messung fester, flüssiger und gasförmiger Proben
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INA3-Praktikum – Instrumentelle Analytik WS08/09<br />
<strong>FT</strong>-<strong>IR</strong> - <strong>Messung</strong> <strong>fester</strong>, <strong>flüssiger</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>gasförmiger</strong> <strong>Proben</strong><br />
1 THEORIE<br />
Die <strong>IR</strong>-Spektroskopie befasst sich vor allem mit der<br />
Strukturaufklärung in der organischen Chemie (z.B. Kunststoffidentifikation,<br />
Substanzaufklärung, …) <strong>und</strong> basiert auf der<br />
Strahlungs-Absorption durch chemische Substanzen (Anregung von<br />
Molekülschwingungen) im Infrarot-Bereich:<br />
• nahes <strong>IR</strong> 12.500 – 4.000 [cm -1 ]<br />
• mittleres <strong>IR</strong> 4.000 – 250 [cm -1 ]<br />
• fernes <strong>IR</strong> 250 – 10 [cm -1 ]<br />
<strong>IR</strong>-Licht wird von Molekülen bzw. Atomgruppierungen (funktionelle Gruppen) absorbiert, wenn sich<br />
infolge der optischen Schwingungsanregung das elektrische Dipolmoment der Molekülgruppe ändert<br />
(es entstehen Rotationsschwingungsspektren). Die Aufnahme der Strahlungsenergie erfolgt für jede<br />
Molekülart charakteristisch in diskreten Energiestufen. Somit kann aus der Frequenz der<br />
eingestrahlten Strahlung die Art <strong>und</strong> mit dem Lambert-Beer´schen Gesetz die Konzentration der<br />
jeweiligen Spezies bestimmt werden:<br />
E: Extinktion<br />
I0: Intensität der einfallenden Strahlung<br />
ID: Intensität der aus der Probe austretenden Strahlung<br />
k: molarer dekadischer Absorptionskoeffizient<br />
c: Konzentration<br />
d: Durchstrahlte Schichtdicke<br />
Gr<strong>und</strong>schwingungen:<br />
• Valenzschwingungen (Streckschwingungen): Änderung der Atomabstände in Bindungsrichtung;<br />
bei höheren Frequenzen<br />
• Deformationsschwingungen: Änderung des Bindungswinkels; bei niedrigeren Frequenzen<br />
Gerüstschwingungen:<br />
• Verursachen Absorptionsbanden im Wellenzahlenbereich unterhalb 1700 cm -1 <strong>und</strong> sind<br />
charakteristisch für das Molekül („Fingerprint-Bereich“)<br />
Stark polare Gruppen in einem Molekül ergeben besonders intensive Absorptionen (z.B.<br />
Carboxylgruppen (-COOH-Gruppen), Nitril-Gruppen (-CN-Gruppen) <strong>und</strong> Hydroxylgruppen (-OH-<br />
Gruppen)), unpolare Gruppen (z.B. in Olefinen) sind <strong>IR</strong>-spektroskopisch inaktiv.<br />
Durch die Vielzahl der Einzelabsorptionen <strong>und</strong> durch die Wechselwirkungen der Moleküle im festen<br />
oder im flüssigen Zustand werden die<br />
Rotationsschwingungsspektren als Bandenspektren erhalten.<br />
Deshalb ist bei der Interpretation eines <strong>IR</strong>-Spektrums nicht nur<br />
die Bandenlage (Wellenzahl) zu berücksichtigen, sondern auch<br />
die -form <strong>und</strong> -intensität.<br />
Die Schwingungsamplitude der einzelnen Moleküle ist indirekt<br />
proportional zu ihrer Masse. Schwere Atome schwingen<br />
schwächer <strong>und</strong> langsamer, als leichte. Die Frequenz der<br />
Schwingungen in beispielsweise einer Alkankette lassen sich so<br />
in verschiedene Bereiche unterteilen: Die H-Atome der<br />
einzelnen Methylengruppe schwingen viel schneller als die<br />
Methylengruppen gegeneinander (Deformationsschwingungen<br />
im C-C-C Winkel).<br />
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In guter Näherung lassen sich viele Schwingungen eines Moleküls isoliert betrachten. Z.B. schwingt<br />
die Methylengruppe genau so, dass der Schwerpunkt aller Atome (1 C, 2 H) in Ruhe bleibt, d.h.<br />
bewegen sich die H-Atome aus das C zu, so bewegt sich auch das C ein wenig auf die H zu.<br />
Viele funktionelle Gruppen besitzen charakteristische Absorptionsfrequenzen bzw. –wellenzahlen, die<br />
nur wenig von ihrer chemischen Umgebung im Molekül abhängig sind. Z.B. kann die Absorption der<br />
C=O Doppelbindung einer Carbonylgruppe (-COOH) zwischen 1680 <strong>und</strong> 1760 cm -1 liegen.<br />
Auswertung des Infrarotspektrums einer unbekannten Substanz:<br />
a) Ermittlung des Kohlenstoffgerüsts der Verbindung:<br />
• CH-Valenzschwingungen 3.300-2.800cm -1<br />
• CH-Deformationsschwingungen 1.540–650cm -1<br />
• Gerüstschwingungen 1.700–600cm -1<br />
b) Ermittlung der funktionellen Gruppen durch charakteristische Frequenzen (� Tabelle)<br />
So kann in den meisten Fällen festgestellt werden, ob eine aromatische, olefinische, aliphatische<br />
oder gemischt aromatisch-aliphatische Verbindung vorliegt <strong>und</strong> teilweise auch, um welche<br />
Verbindung es sich genau handelt. Auch die Stereochemie spielt eine wichtige Rolle. Durch<br />
Anwendung der Fourier-Transformation kann aus dem Interferogramm aller Wellenlängen das <strong>IR</strong>-<br />
Spektrum berechnet werden.<br />
<strong>IR</strong>-Spektren-Datenbanken helfen oft sehr gut bei der Identifizierung der Banden <strong>und</strong> der<br />
Molekülstruktur.<br />
Aufbau eines <strong>FT</strong>-<strong>IR</strong><br />
1 Lichtquelle 10 Probe<br />
2 Ellipsoidspiegel 11 Ellipsoidspiegel<br />
3 Blendenrad 12 Detektor<br />
4 Parabolspiegel 13 Laser*<br />
5 Strahlteiler 14 Optik<br />
6 Referenzarm 15 Spiegel<br />
7 Messarm 16 Spiegel<br />
8 Parabolspiegel 17 Detektor<br />
9 <strong>Proben</strong>raum<br />
*meist HeNe-Laser; 632,9 nm(rot)=15.803 cm -1<br />
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Identifikation der <strong>IR</strong>-Banden<br />
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2 DURCHFÜHRUNG<br />
A) Aufnahme der Spektren <strong>fester</strong> <strong>Proben</strong><br />
1.) Verreiben von einigen Gramm KBr mit dem Achat-Mörser (je feiner, desto besser trocknet es)<br />
2) Trocknen des KBr bei ca. 180°C für 1-2 St<strong>und</strong>en, Auskühlenlassen im Exsikkator<br />
4.) a) Qualitative <strong>IR</strong>-Analyse:<br />
• Auswahl verschiedener Chemikalien mit dem Ziel, möglichst viele verschiedene funktionelle<br />
Gruppen zu untersuchen; R-COOH, R-COOR, R-COCl, R-OH, S-, N-, Gruppen, Aromaten, …<br />
• ca. 200 mg Probe mit KBr (Probe : KBr = ca. 1 : 200) mit dem Mörser fein<br />
4.) b) Quantitative <strong>IR</strong>-Analyse (1x für die gesamte Gruppe):<br />
• Mischen von 200 mg Citronensäure mit 4 g KBr <strong>und</strong> homogen verreiben<br />
• Danach jeweils 200 mg 1:1-Verdünnungen herstellen (in kleinen Eppendorfer-Gefäßchen)<br />
5.) Herstellen der KBr-<strong>Proben</strong>presslinge mit der hydraulischen Handpresse:<br />
Bild 1-4: * Einsetzen einer Metalltablette (glänzende Seite oben)<br />
* Einfüllen des Pulvers (200 mg)<br />
* Einsetzen der 2. Metalltablette (glänzende Seite unten)<br />
Bild 5-7: Einsetzen in die Presse, Aufbringen von Druck<br />
Bild 8-12:<br />
(Markierung am Manometer, ca. 10 Min. halten<br />
Herauslösen der Tablette aus der Apparatur<br />
Bild 13-15: Tablette in der Halterung für das <strong>FT</strong>-<strong>IR</strong><br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12<br />
13 14 15<br />
6.) Messen der KBr-Presslinge <strong>und</strong> Abspeichern der Spektren<br />
7.) Interpretation der Spektren:<br />
• Qualitative Analyse: Welche funktionellen Gruppen waren in den Chemikalien zu erwarten –<br />
welche können in den Spektren gef<strong>und</strong>en werden?<br />
• Quantitative Analyse: Herausnahme einer markanten Peakgruppe/eines markanten Peaks<br />
<strong>und</strong> Abmessen der Peakhöhe (ungefähre Flächenabschätzung) � Erstellen einer Eichgerade<br />
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B) Aufnahme der Spektren <strong>flüssiger</strong> <strong>Proben</strong><br />
B1)Aufnahme der Spektren öliger <strong>Proben</strong><br />
1.) Füllen der Messkammer mit der öligen Probe<br />
2.) Aufnehmen des Spektrums <strong>und</strong> Abspeichern<br />
3.) Reinigen der KBr-Fenster mit unpolarem LM (CCl4 oder CH2Cl2)<br />
4.) Aufbewahrung der Zelle im Exsikkator<br />
5.) Internet-Recherche über Speiseöle:<br />
• Chemische Struktur?<br />
• Passt das erhaltene <strong>IR</strong>-Spektrum zur Struktur?<br />
• Lassen sich markante funktionelle Gruppen wiederfinden?<br />
B2) Aufnahme der Spektren wässriger <strong>Proben</strong> bzw. von Lösungsmitteln<br />
Messen wässriger <strong>Proben</strong> <strong>und</strong> von Lösungsmitteln mit folgendem <strong>FT</strong>-<strong>IR</strong>-Adapter<br />
1.) Probe in das <strong>Proben</strong>feld mit einer Pipette einbringen<br />
2.) <strong>Proben</strong>stift nach unten drehen <strong>und</strong> leicht auf der flüssigen Probe andrücken<br />
3.) <strong>Messung</strong> starten<br />
C) Aufnahme der Spektren <strong>gasförmiger</strong> <strong>Proben</strong><br />
1.) Ziehung der Gasproben mit gasdichten Spritzen:<br />
EtOH, HCOOH, Dioxan, HAc, Aceton<br />
2.) Injektion der <strong>Proben</strong> in die <strong>FT</strong>-<strong>IR</strong>-Gasmesszelle<br />
3.) Aufnahme des Spektrums<br />
4.) Spülen der Messkammer mit Raumluft<br />
7.) Aufbewahrung der Gasmesszelle im Exsikkator<br />
8.) Interpretation der Spektren:<br />
• Welche funktionellen Gruppen zeigen die Spektren?<br />
• Passen diese zu den chemischen Strukturen der Lösungsmittel?<br />
• Was findet die „KnowItAll“-Datenbank?<br />
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