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Gedruckte Ausgabe (herunterladen) - Comparis.ch

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Fortsetzung von Seite 1<br />

strategie sein. Was ma<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>wyz<br />

und Züri<strong>ch</strong> besonders gut, dass sie in<br />

fast allen der vier untersu<strong>ch</strong>ten Regulierungsthemen<br />

die hö<strong>ch</strong>sten Werte<br />

erzielen?<br />

Hoheitsfunktion: Hier geht es um<br />

die Spitalplanung, den Leistungseinkauf<br />

und das Tarifwesen. Auss<strong>ch</strong>laggebend<br />

für den guten Platz<br />

von S<strong>ch</strong>wyz ist, dass der Kanton<br />

keine eigenen Spitäler in Besitz hat<br />

und darum in der Planung au<strong>ch</strong> kein<br />

Spital bevorzugen kann, weil er es<br />

besitzt. Die Krankenhäuser können<br />

zwar ni<strong>ch</strong>t sämtli<strong>ch</strong>e Leistungen anbieten.<br />

Was fehlt, bietet der Kanton<br />

aber leistungsgere<strong>ch</strong>t mit ausserkantonalen<br />

Spitälern an. Züri<strong>ch</strong> dagegen<br />

ist immer no<strong>ch</strong> Besitzerin des Spitals<br />

Winterthur und des Universitätsspitals.<br />

Das ermögli<strong>ch</strong>t dem Kanton,<br />

Petra Steimen-Rickenba<strong>ch</strong>er,<br />

Vorsteherin des Departements<br />

des Innern Kanton S<strong>ch</strong>wyz<br />

«Die neue Spitalfinanzierung verlangt<br />

Transparenz und Wettbewerb,<br />

dies begrüssen wir. Dabei spielt die Eigenständigkeit<br />

der Spitäler eine zentrale<br />

Rolle, um si<strong>ch</strong> flexibel am Markt<br />

orientieren zu können. Unsere Spitäler<br />

haben si<strong>ch</strong> seit der Einführung von<br />

APDRG (Vorgänger von DRG) 2004<br />

sehr positiv entwickelt.<br />

Die konsequente Ausri<strong>ch</strong>tung auf die<br />

heutigen gesetzli<strong>ch</strong>en Vorgaben hat<br />

aber au<strong>ch</strong> Na<strong>ch</strong>teile. Die S<strong>ch</strong>wyzer<br />

Spitäler werden bei der Preisbildung<br />

an Leistungserbringern gemessen,<br />

die teils über massive zusätzli<strong>ch</strong>e<br />

Staatsbeiträge verfügen können.<br />

Damit entsteht eine Wettbewerbsverzerrung,<br />

die ni<strong>ch</strong>t im Sinne des<br />

Gesetzgebers sein kann und unsere<br />

Spitäler betriebli<strong>ch</strong> und in ihrer Investitionsentwicklung<br />

bena<strong>ch</strong>teiligt.»<br />

wenn au<strong>ch</strong> in bes<strong>ch</strong>ränktem Masse,<br />

das Spitalangebot mitzugestalten.<br />

Diesen lei<strong>ch</strong>ten Rückstand gegenüber<br />

S<strong>ch</strong>wyz ma<strong>ch</strong>t Züri<strong>ch</strong> insofern<br />

wett, als es absoluter Spitzenreiter<br />

beim Leistungseinkauf ist. Wie aus<br />

der Studie hervorgeht, weist Züri<strong>ch</strong><br />

als einziger Kanton einen transparenten<br />

Leistungseinkauf aus, der na<strong>ch</strong><br />

objektiven Kriterien und mit einer öffentli<strong>ch</strong>en<br />

Auss<strong>ch</strong>reibung stattfindet.<br />

An diesem Vorgehen orientieren si<strong>ch</strong><br />

bereits heute viele andere Kantone,<br />

unter ihnen S<strong>ch</strong>wyz.<br />

Finanzierung: Dieser Teil der Studie<br />

betra<strong>ch</strong>tet die Vergütung vor<br />

allem der Kosten für Betrieb und Investition<br />

sowie die Kreditvergabe.<br />

S<strong>ch</strong>wyz erhält hier den Maximalwert<br />

von 1,0, weil er die neue Spitalfinanzierung<br />

konsequent umsetzt und<br />

wegen seiner «ausgespro<strong>ch</strong>en liberalen<br />

Haltung», was die gemeinwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Leistungen und die Kreditvergabe<br />

betrifft.<br />

Züri<strong>ch</strong> liegt hier zwar mit 0,72<br />

hinter S<strong>ch</strong>wyz zurück; die Studienautoren<br />

betonen aber au<strong>ch</strong> hier die liberale<br />

Haltung bei der Kreditvergabe.<br />

Züri<strong>ch</strong> kennt die Mögli<strong>ch</strong>keit von Darlehen,<br />

regelt aber die Vergabe transparent.<br />

Eigentum: Hier wird erfasst, wel<strong>ch</strong>en<br />

Einfluss ein Kanton auf die strategis<strong>ch</strong>e<br />

und operative Führung der Spitäler<br />

ausübt. S<strong>ch</strong>wyz errei<strong>ch</strong>t erneut<br />

den Maximalwert von 1,0, wie au<strong>ch</strong><br />

Graubünden. In diesen Kantonen sind<br />

die Spitäler in Besitz von Gemeinden,<br />

Zweckverbänden, Stiftungen oder privaten<br />

Trägers<strong>ch</strong>aften; der Kanton selber<br />

verfügt über keine eigenen Spitäler<br />

mehr. Diese Ausgangslage ermögli<strong>ch</strong>t<br />

es den Krankenhäusern, ihre Leistungen<br />

weitgehend unabhängig von politis<strong>ch</strong>en<br />

Einflüssen des Standortkantons<br />

auszugestalten.<br />

Züri<strong>ch</strong> errei<strong>ch</strong>t den Wert von 0,95.<br />

Die Studie begründet diesen hohen<br />

Wert hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> mit dem geringen<br />

Marktanteil der eigenen Spitäler. Der<br />

Kanton hat nämli<strong>ch</strong> an si<strong>ch</strong> viele Mögli<strong>ch</strong>keiten,<br />

Einfluss auf die Führung<br />

der eigenen Spitäler zu nehmen; er ist<br />

an der Wahl des Präsidiums beteiligt<br />

und ma<strong>ch</strong>t Vorgaben zur Zusammensetzung<br />

der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung.<br />

Thomas Heiniger,<br />

Gesundheitsdirektor<br />

Kanton Züri<strong>ch</strong><br />

«Unsere Grundhaltung bei der neuen<br />

Spitalplanung war und ist: Glei<strong>ch</strong><br />

lange Spiesse für alle Spitäler. Der<br />

Kanton Züri<strong>ch</strong> hat die notwendigen<br />

Rahmenbedingungen − gesetzli<strong>ch</strong>e<br />

Grundlage, Anforderungen an die<br />

Listenspitäler, ein transparentes Bewerbungsverfahren<br />

− ungea<strong>ch</strong>tet<br />

dessen ges<strong>ch</strong>affen, dass er eigene<br />

Spitäler besitzt. Und er setzt diese<br />

Vorgaben konsequent um, gegenüber<br />

privaten Spitälern genauso wie<br />

gegenüber anderen öffentli<strong>ch</strong>en oder<br />

eigenen.<br />

Zudem sind vers<strong>ch</strong>iedene Projekte<br />

am Laufen: Dabei sollen die eigenen<br />

Spitäler mehr Unabhängigkeit und<br />

damit mehr unternehmeris<strong>ch</strong>e Freiheit<br />

erhalten.»<br />

Politik: Im vierten Regulierungsthema<br />

werden die politis<strong>ch</strong>e Ausgangslage<br />

und besonders die Transparenz<br />

in der Gesetzeslage gemessen.<br />

Züri<strong>ch</strong> punktet hier mit einer übersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en,<br />

zeitnahen Gesetzeslage.<br />

Hervorgehoben wird in der Studie<br />

das neue Spitalplanungs- und Finanzierungsgesetz<br />

oder die Verordnung<br />

über die Umwandlung von Investitionsbeiträgen<br />

an Spitäler.<br />

S<strong>ch</strong>wyz und Züri<strong>ch</strong> könnten also<br />

anderen Kantonen, deren Spitalregulierung<br />

die Studie als no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

genügend wettbewerbsfreundli<strong>ch</strong><br />

einstuft, ein Vorbild sein. Und das<br />

ist wi<strong>ch</strong>tig für das ganze System: Solange<br />

nämli<strong>ch</strong> in man<strong>ch</strong>en Kantonen<br />

die Spitalpolitik ni<strong>ch</strong>t auf Wettbewerb<br />

ausgeri<strong>ch</strong>tet ist, könnten<br />

si<strong>ch</strong> die wettbewerbsfreundli<strong>ch</strong>en<br />

Kantone faktis<strong>ch</strong> dazu gezwungen<br />

sehen, ebenfalls davon abzurücken,<br />

um den Spitälern das Bestehen im<br />

neu ges<strong>ch</strong>affenen Wettbewerbsumfeld<br />

zu si<strong>ch</strong>ern. Von Lorenz Fris<strong>ch</strong>kne<strong>ch</strong>t<br />

GRUNDVERSICHERUNG<br />

Ab in die S<strong>ch</strong>warzwaldklinik<br />

Kassen dürfen in der Grundversi<strong>ch</strong>erung<br />

keine Behandlungen<br />

im Ausland vergüten.<br />

Das soll si<strong>ch</strong> ändern, erste<br />

Pläne liegen parat. Die<br />

Haltung der S<strong>ch</strong>weizer ist<br />

positiv und differenziert.<br />

ssa. Professor Klaus Brinkmann –<br />

der <strong>ch</strong>armante Traumarzt einer ganzen<br />

Generation von Fernsehzus<strong>ch</strong>auerinnen.<br />

Ni<strong>ch</strong>t nur, dass der Weisskittel<br />

aus der S<strong>ch</strong>warzwaldklinik bloss<br />

eine Fernsehrolle ist. Der Traum platzt<br />

spätestens am Krankenversi<strong>ch</strong>erungsgesetz.<br />

Dieses erlaubt nämli<strong>ch</strong> keine<br />

Pfli<strong>ch</strong>tleistungen im Ausland. Der<br />

Bundesrat will dies ändern.<br />

52 Prozent der S<strong>ch</strong>weizer befürworten<br />

das Vorhaben, medizinis<strong>ch</strong>e Behandlungen<br />

im Ausland zu Lasten<br />

der Grundversi<strong>ch</strong>erung zuzulassen.<br />

Dies zeigt eine repräsentative Umfrage<br />

von comparis.<strong>ch</strong>. 30 Prozent<br />

lehnen den Plan ab, 18 Prozent sind<br />

unents<strong>ch</strong>lossen.<br />

Die Befürworter erhoffen si<strong>ch</strong> vor<br />

allem reibungslosere Arztbesu<strong>ch</strong>e bei<br />

Auslandsaufenthalten (20 Prozent),<br />

eine finanzielle Entlastung für das<br />

S<strong>ch</strong>weizer Gesundheitssystem aufgrund<br />

niedrigerer Behandlungskosten<br />

im Ausland (17 Prozent) sowie eine<br />

grössere Auswahl an Ärzten, Spitälern<br />

und Rehakliniken (10 Prozent). Die<br />

Gegner hingegen befür<strong>ch</strong>ten mehr Verwaltungskosten<br />

(52 Prozent) und negative<br />

Folgen für den heimis<strong>ch</strong>en Arbeitsmarkt<br />

(7 Prozent), oder sie sehen keine<br />

Notwendigkeit dafür (14 Prozent).<br />

Breit abgelehnt wird die Idee eines<br />

eigenen Versi<strong>ch</strong>erungsmodells ähnli<strong>ch</strong><br />

dem Telmed- oder dem Hausarztmodell,<br />

das bei bestimmten Behandlungen<br />

zum Arztbesu<strong>ch</strong> im Ausland<br />

verpfli<strong>ch</strong>ten und dafür einen Prämienna<strong>ch</strong>lass<br />

gewähren würde. Zwei von<br />

drei S<strong>ch</strong>weizern sagen dazu: «Auf gar<br />

keinen Fall».<br />

Erfahrungen mit Auslandsbehandlungen<br />

hat übrigens jeder se<strong>ch</strong>ste<br />

S<strong>ch</strong>weizer – entweder auf eigene Kosten,<br />

mit Zusatzversi<strong>ch</strong>erung oder in<br />

Notfällen. Dabei fällt auf: Während<br />

jeder fünfte Bewohner aus den Grenzkantonen<br />

s<strong>ch</strong>on einmal zur Arztvisite<br />

im Ausland war, ist es in den Binnenkantonen<br />

hingegen nur jeder neunte.<br />

NOVEMBER 2013 | SEITE 2<br />

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