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April 1999 - Der Fels

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jungfräulichen Schoß getragen hat,<br />

der nicht vom Tod oder vom Teufel<br />

festgehalten werden kann, den Sieger<br />

von Golgata.<br />

Und sie weiß, daß sie dem Wort<br />

Gottes vertrauen darf, auch noch als<br />

Pieta, weil der, der Opfer ist, zugleich<br />

Sieger wie keiner ist. So deutet sich<br />

im gesamten Marienleben, auch in<br />

ihrer schweren Stunde als Pieta,<br />

schon die Freude des „Regina caeli“<br />

an. Es ist eine Vorfreude, die sich desto<br />

mehr steigert, als Gottes Kraft im<br />

Leben ihres Sohnes sich immer mehr<br />

zeigt.<br />

Das Wissen um diese Vor - Freude,<br />

selbst noch als Pieta, macht die österliche<br />

Maria zu der besten Fürsprecherin,<br />

die sich Menschen wünschen<br />

können.<br />

Maria durchleidet und durchlebt<br />

als Mensch, als Frau, diese Vor -<br />

Freude auf Ostern. Hier wird sie für<br />

den bittenden Menschen erreichbar:<br />

als Frau mit den „Sieben Schmerzen“,<br />

aber auch als Jungfrau der<br />

österlichen Freuden.<br />

<strong>Der</strong> Auferstandene begegnet seiner<br />

Mutter. Aus dem furchtbaren<br />

Leid des Todesopfers ist der Auferstandene<br />

hervorgegangen. Er<br />

lebt. Er begegnet seiner Mutter.<br />

<strong>Der</strong> Sohn umschlingt die Mutter.<br />

Die Mutter umschlingt den Sohn.<br />

Beseligt schmiegt sie ihr Antlitz<br />

an seine Wange. Es ist die Umarmung<br />

des Glücks, das nicht von<br />

dieser Welt auf dieser Welt ist.<br />

Gott zeigt ja an Maria, daß er Bitten<br />

erhört. Und deswegen hat es einen<br />

Sinn, sich als Mensch an Maria<br />

zu wenden. „Ora pro nobis Deum“,<br />

Maria, bereits bei Gott, ist sicher,<br />

daß Er sie hören kann. Und der Beter<br />

weiß sich reicher um eine „Dolmetscherin“,<br />

um ein menschliches<br />

Wesen, das unsere Sprache, Wünsche<br />

und Sehnsüchte kennt und zugleich<br />

mit Leib und Seele Gott in<br />

dessen himmlischer Wirklichkeit erreicht.<br />

In unseren Bitten schwingt immer<br />

schon mit eine unstillbare Hoffnung<br />

auf Erhörung. Maria ist die Erfüllung<br />

aller menschlichen Sehnsüchte,<br />

und als Mutter des Messias<br />

faßt sie alles zusammen, was die<br />

Menschheit vor und nach Christus<br />

ersehnt: den Ostermorgen, die frohe<br />

Botschaft, daß aus dem Opfer Jesu<br />

der Sieg über den Tod erwächst.<br />

Maria hat die Kraft Gottes als erste<br />

in vollkommener Weise erleben dürfen;<br />

daß sie dabei auch vieles erlitten<br />

hat, macht sie für uns als Fürsprecherin<br />

so menschlich faßbar.<br />

Maria ist nach Ostern ganz Freude.<br />

Indem sie Typus der Kirche ist,<br />

können wir hoffen, auch an dieser<br />

österlichen Freude Anteil zu haben.<br />

Jetzt, in diesem Tal der Tränen, wie<br />

das „Salve Regina“ sagt, ist die Gestalt<br />

der österlichen Wirklichkeit<br />

noch nicht ganz in ihren Früchten<br />

zu erkennen.<br />

<strong>Der</strong> geistliche Dichter Friedrich<br />

von Spee sagt deswegen in seinem<br />

Lied „Laßt uns erfreuen herzlich<br />

sehr“ in der 5. Strophe:<br />

Dein Herz nun ganz in Freuden<br />

schwimmt, Alleluja, und zu und zu<br />

die Freude nimmt, Alleluja.<br />

Ach, nun vergiß auch unser nit,<br />

Alleluja, und teil uns auch ein<br />

Tröpflein mit. Alleluja. (Gotteslob,<br />

Nr. 585).<br />

Dieses „Tröpflein Freude“ ist in<br />

diesem Leben Vor - Freude; aber es<br />

ist Vor - Freude, die bei Maria, der<br />

Kirche im Ursprung, schon in Erfüllung<br />

gegangen ist.<br />

Seit Ostern ist Gottes Dynamik<br />

und Kraft nicht mehr zu überbieten.<br />

„... resurrexit sicut dixit, Alleluja ...“<br />

- in der sicheren Gewißheit der Auferweckung<br />

Jesu steht Mariens Erhöhung<br />

und unsere Hoffnung auf<br />

ein österliches Leben dort, wo das<br />

„Tröpflein Freude“ sich in ein<br />

„Freudenmeer“ (F. v. Spee) verwandeln<br />

wird.<br />

¨<br />

Was wäre ein Fernsehkrimi<br />

ohne Mord? Die Zu<br />

schauer wären gelangweilt<br />

und würden ein anderes Programm<br />

wählen. Kein Krimi ohne<br />

Leiche! In der Dramaturgie einer jeden<br />

spannenden Geschichte spielt<br />

der Tod des Protagonisten eine<br />

wichtige Rolle. <strong>Der</strong> Vergleich ist auf<br />

den ersten Blick vielleicht etwas gewagt,<br />

aber: Das Gesagte gilt in ähnlicher<br />

Weise auch für die heilige<br />

Messe. Man kann sie zwar nicht mit<br />

einem Krimi vergleichen. Doch<br />

auch die heilige Messe lebt vom<br />

Geheimnis des Todes – und zwar<br />

des Todes des Gottmenschen Jesus<br />

Christus. Und auch er ist ein Protagonist,<br />

die Hauptfigur der Weltgeschichte.<br />

Im Krimi ist es der Kommissar,<br />

der den Mord aufklärt; in<br />

der kirchlichen Verkündigung war<br />

es der heilige Apostel Paulus, der<br />

seinen Gemeinden erklärte: „Ich<br />

hatte mich entschlossen, bei euch<br />

nichts zu wissen außer Jesus Christus,<br />

und zwar als Gekreuzigten“ (1<br />

Kor 2,2), das heißt als für uns Hingerichteten.<br />

Grausamkeit des Todes und<br />

Größe der Auferstehung<br />

Das Bild des Gekreuzigten ist uns<br />

nach 2000 Jahren christlich-abendländischer<br />

Geschichte viel zu vertraut<br />

geworden. Es hängt als<br />

Schmuck in der Wohnung oder an<br />

einer Halskette. Doch das Kreuz ist<br />

das Folterwerkzeug, an dem Jesus<br />

die Todesstrafe durch die Römer erhielt.<br />

Wäre Jesus auf andere Weise<br />

umgebracht worden, dann hinge<br />

heute ein Galgen oder stünde eine<br />

Guillotine in jeder Kirche. Man sollte<br />

sich diese Wirklichkeit des Karfreitags<br />

und die Grausamkeit des Todes<br />

Jesu Christi ab und zu ins Gedächtnis<br />

rufen, um wieder neu zu verstehen,<br />

was eigentlich Auferstehung<br />

von den Toten, was Ostern bedeutet.<br />

Wir haben das Osterfest seit langem<br />

zu einem Schokoladenosterhasen-<br />

und Zuckereierfest zweckentfremdet.<br />

Für viele Zeitgenossen ist<br />

Ostern nicht mehr als ein Frühlingsfest,<br />

das mit seinen milden Temperaturen<br />

zu einem ersten Ausflug ins<br />

Grüne einlädt. Doch was ist Ostern<br />

wirklich?<br />

Wenn wir uns die Radikalität und<br />

Unumkehrbarkeit des Opfertodes<br />

102 DER FELS 4/<strong>1999</strong>

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