Die Burg auf dem Ginsberg - Durchblick
Die Burg auf dem Ginsberg - Durchblick
Die Burg auf dem Ginsberg - Durchblick
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
„Da oben <strong>auf</strong> der Kuppe, umkränzt vom Eichenhain,<br />
zeugt von vergangenen Zeiten, zerbröckeltes Gestein; da<br />
wieget jetzt die <strong>Die</strong>stel ihr Haupt im eilenden Wind – Türme,<br />
Mauern und Ritter schon längst verschwunden sind.“<br />
(Heinrich Achenbach, „<strong>Ginsberg</strong> und Grund“)<br />
Es ist ein eigenartiger Zauber, der von einer „alten<br />
<strong>Burg</strong>“ ausgeht, wie sie im Lande zerstreut herumliegen und<br />
auch im Siegerland ziemlich zahlreich <strong>auf</strong>treten. Zwar sind<br />
die meisten von ihnen in Schutt und Trümmer gesunken,<br />
aber die Volkssage hat sich ihrer bemächtigt und einen geheimnisvollen<br />
Schleier über<br />
sie gebreitet. <strong>Die</strong> alten Leute<br />
wissen von unterirdischen Gewölben<br />
und verborgenen Schätzen<br />
viel zu erzählen, oder von<br />
Raubrittern, <strong>Burg</strong>frauen und<br />
sonstigen Gestalten, die heute noch an diesen verwunschenen<br />
Orten ihr Unwesen treiben und die daher von Ängstlichen<br />
scheu gemieden werden. So zum Beispiel die Sage<br />
vom frechen Raubritter Hübner, der in seiner Rüstung gebettet<br />
unter der Eiche liegt, die seinen Namen trägt, oder<br />
auch die Sagen „Das Fräulein vom Kindelsberg“, „Der bestrafte<br />
Priester“ und „Der Ritter mit <strong>dem</strong> schwarzen Pferd“,<br />
die bis <strong>auf</strong> den heutigen Tag im Volke lebendig geblieben<br />
sind, wenn es um die <strong>Burg</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Ginsberg</strong> geht.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Burg</strong> tritt urkundlich zuerst 1255 im Zusammenhang<br />
mit der nassauischen Landesteilung zwischen den<br />
Grafen Walram und<br />
SERVICE-CENTER<br />
D-M Kfz.-Technik<br />
H. J. Dittmann – D. Michel GbR<br />
Fahrzeug-Umbau<br />
für Behinderte<br />
57078 Siegen<br />
Telefon: 02 71 /3 03 98 09<br />
Fax: 02 71 /3 03 98 11<br />
Verk<strong>auf</strong> Einbau Service<br />
Aus <strong>dem</strong> Siegerland<br />
<strong>Die</strong> <strong>Burg</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Ginsberg</strong><br />
Es ist ein eigenartiger Zauber,<br />
der von einer alten <strong>Burg</strong> ausgeht<br />
Otto von Nassau in<br />
das Blickfeld der Geschichte.<br />
Unter der<br />
Bezeichnung „novum<br />
castrum“ wird sie<br />
mit den Städten und<br />
<strong>Burg</strong>en Siegen, Herborn<br />
und Dillenburg<br />
der ottonischen Linie<br />
des Grafenhauses zugesprochen.<br />
Bisher<br />
wurde ihre Erbauung<br />
<strong>dem</strong> Grafen Heinrich<br />
II. (1197–1247)<br />
zugeschrieben, der sie<br />
zum Schutz gegen<br />
Überfälle und Befehdungen<br />
an der nordöstlichen<br />
Grenze seiner<br />
Grafschaft angelegt<br />
haben soll. <strong>Die</strong> seit<br />
1961 vorgenommenen<br />
Freilegungsarbeiten<br />
haben jedoch ergeben,<br />
dass die Anfänge der Ginsburg in einer Turmburg<br />
des 12. oder gar des 11. Jahrhunderts zu sehen sind. Unter<br />
<strong>dem</strong> heute gebräuchlichen Namen „<strong>Ginsberg</strong>“ wird die<br />
Bergfeste in einer Urkunde vom 27. April 1292 erstmals<br />
genannt. Weitere Urkunden mit der <strong>Burg</strong>erwähnung liegen<br />
von 1295, 1303, 1341 und 1343 vor. <strong>Die</strong> erste nähere<br />
Beschreibung der Feste ist in einer Urkunde von 1345<br />
enthalten, in der Graf Otto II. von Nassau <strong>dem</strong> Erzbischof<br />
Walram von Köln neben mehreren Siegerländer Kirchspielen<br />
die Hälfte seiner <strong>Burg</strong> und ihres Zubehör verk<strong>auf</strong>te.<br />
Damals hatte die „burch zume Gensberghe“ schon<br />
mehrere Türme, Pforten, Häuser,<br />
eine Umfassungsmauer<br />
und Wall (Gräben), dazu Festungsanlagen<br />
mit Wegen und<br />
Brücken, Brunnen und sonstiges<br />
Zubehör. Es werden neben<br />
den Liegenschaften ferner <strong>Burg</strong>leute, Pförtner, Turmknechte<br />
und Wächter <strong>auf</strong>geführt. Vierzehn Jahre später<br />
gelingt es <strong>dem</strong> Grafen, das Halbteil zurückzuk<strong>auf</strong>en.<br />
Nassau musste weiter 1355 seinen <strong>Burg</strong>anteil an die Ritter<br />
von Haiger verpfänden und 1356 die <strong>Burg</strong> <strong>dem</strong> Landgrafen<br />
von Hessen öffnen. <strong>Die</strong>se Tatsachen kennzeichnen eine<br />
eingeschränkte Macht und einen finanziellen Tiefstand<br />
der Landesherren.<br />
Aus den Rechnungen der gräflichen Kammer geht hervor,<br />
dass die <strong>Burg</strong> im 15. Jahrhundert (1463 und 1496/97)<br />
erneuerungsbedürftig gewesen ist. <strong>Die</strong> Rechnungen der<br />
vorgenommenen Bauarbeiten deuten <strong>auf</strong> eine Erneuerung<br />
und Erweiterung hin. Während der Bautätigkeit war <strong>auf</strong><br />
der <strong>Burg</strong> ein „Droste“ (<strong>Burg</strong>graf, <strong>Burg</strong>verwalter), die Grafen<br />
von Nassau-Siegen, kamen gelegentlich zur Ausübung<br />
der Jagd als Gäste <strong>auf</strong> die Ginsburg. <strong>Die</strong> Speisen und Getränke<br />
für die gräfliche Herrschaft und deren <strong>Die</strong>ner wurden<br />
von Hilchenbach zur Ginsburg her<strong>auf</strong>geschafft. Daraus<br />
ergibt sich, dass die <strong>Burg</strong> einer größeren Anzahl von<br />
Personen keine ausreichende Aufenthaltsräume bot, sondern<br />
dass sie in erster Linie nur Bedeutung als Grenzfeste<br />
hatte. (Bei den Ausgrabungen zeigte sich, dass nur ein<br />
Wohnhaus vorhanden gewesen ist.) Um 1520 stand die<br />
<strong>Burg</strong> im Zusammenhang mit Hexenverbrennungen.<br />
Wilhelm I. von Oranien, genannt der Schweiger (1533–<br />
1584), hielt im April 1568 mit seinen Beamten, Offizieren<br />
und niederländischen Getreuen <strong>auf</strong> der <strong>Burg</strong> wichtige Besprechungen<br />
ab, die zu den Befreiungsplänen für die Niederlande<br />
führten. Ende April desselben Jahres ließ er <strong>auf</strong><br />
der <strong>Ginsberg</strong>er Heide unter Befehl seines Bruders Ludwig<br />
die Regimente sammeln, die nach Holland <strong>auf</strong>brachen. Damit<br />
hat die <strong>Burg</strong> über die Lokalgeschichte hinaus eine besondere<br />
historische Bedeutung erlangt. Noch einmal sah<br />
die <strong>Burg</strong> schwer bewaffnete Soldaten. Es war 1568, als der<br />
Einfall der Spanier in den Nassauer Landen befürch- ➤<br />
22 durchblick 1/ 2007
Aus <strong>dem</strong> Siegerland<br />
tet wurde. Danach verfiel die <strong>Burg</strong> mehr und mehr. Jahre<br />
gingen dahin, ohne dass die <strong>Burg</strong> in Akten erwähnt wurde.<br />
Im Jahre 1621, in Ausführung einer Erbteilung, sollte<br />
der Graf Wilhelm zu Siegen die <strong>Burg</strong> beziehen. Jedoch<br />
wurden die erforderlichen Renovierungsarbeiten <strong>auf</strong> rund<br />
4000 Gulden geschätzt. Wilhelm, der sich Graf von Nassau-Siegen-<strong>Ginsberg</strong><br />
nannte, konnte aber diese Summe<br />
nicht <strong>auf</strong>bringen und erwarb stattdessen die sogenannte<br />
Wilhelmsburg in Hilchenbach. Nach <strong>dem</strong> Tod Wilhelms<br />
ging das Eigentum an der <strong>Burg</strong> 1649 an den Fürsten Johann<br />
Moritz von Nassau-Siegen über. <strong>Die</strong> allgemeine Verarmung<br />
der Fürsten, auch der Siegener Grafen, machte es unmöglich,<br />
dass die Ginsburg wiederhergestellt wurde, ja<br />
nicht einmal erhalten werden konnte. So konnten Sturm,<br />
Regen und Frost ihre vernichtende Macht ungehindert an<br />
der <strong>Burg</strong> ausüben, sodass sie mehr und mehr in Verfall geriet,<br />
und die benachbarten Bewohner halfen nach, in<strong>dem</strong> sie<br />
willkommenes Material zum Bau von Häusern und Ställen<br />
bei der verlassenen Ginsburg fanden. Rund 200 Jahre später<br />
ließ die preußische Forstverwaltung als Eigentümerin<br />
der Ruine den Bergfriedrest und noch einige vorhandene<br />
Gewölbe zuwerfen.<br />
Im Jahre 1961 begann man mit den Freilegungs- und<br />
Restaurierungsarbeiten in und an der <strong>Burg</strong>ruine und eine<br />
heimatgeschichtliche Gedenkstätte einzurichten. <strong>Burg</strong>en<br />
und Schlösser einer Landschaft sind Denkmäler der Erinnerung,<br />
Monumente, die in beredter Form Zeugnis ablegen<br />
von <strong>dem</strong>, was einst gewesen. Sie berichten von den Menschen,<br />
die sie planten und erbauten, von deren Lebenskampf<br />
mit <strong>dem</strong> Willen zu Schutz und Macht und letztlich<br />
auch von ihrem Werden und Vergehen.<br />
Den Boden zu kennen, wor<strong>auf</strong> man steht,<br />
zu wissen, was einst gewesen,<br />
nun aber verschwunden;<br />
einzusehen, warum das gekommen;<br />
zu begreifen, was in der Vorzeit<br />
wurzelnd noch <strong>auf</strong>recht steht –<br />
das scheint Anfang und Vorbedingung<br />
aller besseren Bildung! (Adolf <strong>Die</strong>sterweg)<br />
Seit einigen Jahren ist die Ginsburg ein Treffpunkt der<br />
europäischen Jugend. Jedes Jahr wird <strong>auf</strong> der <strong>Ginsberg</strong>er<br />
Heide ein Europa-Zeltlager <strong>auf</strong>geschlagen, wo verschiedene<br />
kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Ziel aller Bestrebungen<br />
ist, die kulturelle Eigenart jedes denkmalwerten<br />
Baues in seiner Umgebung, trotz aller Strukturveränderungen,<br />
zu erhalten und zu revitalisieren.<br />
Dorothea Istock<br />
Am Ev. Jung-Stilling-Krkhs.<br />
in Siegen<br />
(02 71) 8 10 88<br />
Am Schloßberg<br />
in Freudenberg<br />
(0 27 34) 43 94 77<br />
Am Ev. Krankenhaus<br />
in Kredenbach<br />
(0 27 32) 20 91 25<br />
Zentrum für<br />
Ambulante Rehabilitation<br />
Physiotherapie<br />
Prävention und Gesundheitssport<br />
durchblick 1/ 2007 23