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Die Burg auf dem Ginsberg - Durchblick

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„Da oben <strong>auf</strong> der Kuppe, umkränzt vom Eichenhain,<br />

zeugt von vergangenen Zeiten, zerbröckeltes Gestein; da<br />

wieget jetzt die <strong>Die</strong>stel ihr Haupt im eilenden Wind – Türme,<br />

Mauern und Ritter schon längst verschwunden sind.“<br />

(Heinrich Achenbach, „<strong>Ginsberg</strong> und Grund“)<br />

Es ist ein eigenartiger Zauber, der von einer „alten<br />

<strong>Burg</strong>“ ausgeht, wie sie im Lande zerstreut herumliegen und<br />

auch im Siegerland ziemlich zahlreich <strong>auf</strong>treten. Zwar sind<br />

die meisten von ihnen in Schutt und Trümmer gesunken,<br />

aber die Volkssage hat sich ihrer bemächtigt und einen geheimnisvollen<br />

Schleier über<br />

sie gebreitet. <strong>Die</strong> alten Leute<br />

wissen von unterirdischen Gewölben<br />

und verborgenen Schätzen<br />

viel zu erzählen, oder von<br />

Raubrittern, <strong>Burg</strong>frauen und<br />

sonstigen Gestalten, die heute noch an diesen verwunschenen<br />

Orten ihr Unwesen treiben und die daher von Ängstlichen<br />

scheu gemieden werden. So zum Beispiel die Sage<br />

vom frechen Raubritter Hübner, der in seiner Rüstung gebettet<br />

unter der Eiche liegt, die seinen Namen trägt, oder<br />

auch die Sagen „Das Fräulein vom Kindelsberg“, „Der bestrafte<br />

Priester“ und „Der Ritter mit <strong>dem</strong> schwarzen Pferd“,<br />

die bis <strong>auf</strong> den heutigen Tag im Volke lebendig geblieben<br />

sind, wenn es um die <strong>Burg</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Ginsberg</strong> geht.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Burg</strong> tritt urkundlich zuerst 1255 im Zusammenhang<br />

mit der nassauischen Landesteilung zwischen den<br />

Grafen Walram und<br />

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Aus <strong>dem</strong> Siegerland<br />

<strong>Die</strong> <strong>Burg</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Ginsberg</strong><br />

Es ist ein eigenartiger Zauber,<br />

der von einer alten <strong>Burg</strong> ausgeht<br />

Otto von Nassau in<br />

das Blickfeld der Geschichte.<br />

Unter der<br />

Bezeichnung „novum<br />

castrum“ wird sie<br />

mit den Städten und<br />

<strong>Burg</strong>en Siegen, Herborn<br />

und Dillenburg<br />

der ottonischen Linie<br />

des Grafenhauses zugesprochen.<br />

Bisher<br />

wurde ihre Erbauung<br />

<strong>dem</strong> Grafen Heinrich<br />

II. (1197–1247)<br />

zugeschrieben, der sie<br />

zum Schutz gegen<br />

Überfälle und Befehdungen<br />

an der nordöstlichen<br />

Grenze seiner<br />

Grafschaft angelegt<br />

haben soll. <strong>Die</strong> seit<br />

1961 vorgenommenen<br />

Freilegungsarbeiten<br />

haben jedoch ergeben,<br />

dass die Anfänge der Ginsburg in einer Turmburg<br />

des 12. oder gar des 11. Jahrhunderts zu sehen sind. Unter<br />

<strong>dem</strong> heute gebräuchlichen Namen „<strong>Ginsberg</strong>“ wird die<br />

Bergfeste in einer Urkunde vom 27. April 1292 erstmals<br />

genannt. Weitere Urkunden mit der <strong>Burg</strong>erwähnung liegen<br />

von 1295, 1303, 1341 und 1343 vor. <strong>Die</strong> erste nähere<br />

Beschreibung der Feste ist in einer Urkunde von 1345<br />

enthalten, in der Graf Otto II. von Nassau <strong>dem</strong> Erzbischof<br />

Walram von Köln neben mehreren Siegerländer Kirchspielen<br />

die Hälfte seiner <strong>Burg</strong> und ihres Zubehör verk<strong>auf</strong>te.<br />

Damals hatte die „burch zume Gensberghe“ schon<br />

mehrere Türme, Pforten, Häuser,<br />

eine Umfassungsmauer<br />

und Wall (Gräben), dazu Festungsanlagen<br />

mit Wegen und<br />

Brücken, Brunnen und sonstiges<br />

Zubehör. Es werden neben<br />

den Liegenschaften ferner <strong>Burg</strong>leute, Pförtner, Turmknechte<br />

und Wächter <strong>auf</strong>geführt. Vierzehn Jahre später<br />

gelingt es <strong>dem</strong> Grafen, das Halbteil zurückzuk<strong>auf</strong>en.<br />

Nassau musste weiter 1355 seinen <strong>Burg</strong>anteil an die Ritter<br />

von Haiger verpfänden und 1356 die <strong>Burg</strong> <strong>dem</strong> Landgrafen<br />

von Hessen öffnen. <strong>Die</strong>se Tatsachen kennzeichnen eine<br />

eingeschränkte Macht und einen finanziellen Tiefstand<br />

der Landesherren.<br />

Aus den Rechnungen der gräflichen Kammer geht hervor,<br />

dass die <strong>Burg</strong> im 15. Jahrhundert (1463 und 1496/97)<br />

erneuerungsbedürftig gewesen ist. <strong>Die</strong> Rechnungen der<br />

vorgenommenen Bauarbeiten deuten <strong>auf</strong> eine Erneuerung<br />

und Erweiterung hin. Während der Bautätigkeit war <strong>auf</strong><br />

der <strong>Burg</strong> ein „Droste“ (<strong>Burg</strong>graf, <strong>Burg</strong>verwalter), die Grafen<br />

von Nassau-Siegen, kamen gelegentlich zur Ausübung<br />

der Jagd als Gäste <strong>auf</strong> die Ginsburg. <strong>Die</strong> Speisen und Getränke<br />

für die gräfliche Herrschaft und deren <strong>Die</strong>ner wurden<br />

von Hilchenbach zur Ginsburg her<strong>auf</strong>geschafft. Daraus<br />

ergibt sich, dass die <strong>Burg</strong> einer größeren Anzahl von<br />

Personen keine ausreichende Aufenthaltsräume bot, sondern<br />

dass sie in erster Linie nur Bedeutung als Grenzfeste<br />

hatte. (Bei den Ausgrabungen zeigte sich, dass nur ein<br />

Wohnhaus vorhanden gewesen ist.) Um 1520 stand die<br />

<strong>Burg</strong> im Zusammenhang mit Hexenverbrennungen.<br />

Wilhelm I. von Oranien, genannt der Schweiger (1533–<br />

1584), hielt im April 1568 mit seinen Beamten, Offizieren<br />

und niederländischen Getreuen <strong>auf</strong> der <strong>Burg</strong> wichtige Besprechungen<br />

ab, die zu den Befreiungsplänen für die Niederlande<br />

führten. Ende April desselben Jahres ließ er <strong>auf</strong><br />

der <strong>Ginsberg</strong>er Heide unter Befehl seines Bruders Ludwig<br />

die Regimente sammeln, die nach Holland <strong>auf</strong>brachen. Damit<br />

hat die <strong>Burg</strong> über die Lokalgeschichte hinaus eine besondere<br />

historische Bedeutung erlangt. Noch einmal sah<br />

die <strong>Burg</strong> schwer bewaffnete Soldaten. Es war 1568, als der<br />

Einfall der Spanier in den Nassauer Landen befürch- ➤<br />

22 durchblick 1/ 2007


Aus <strong>dem</strong> Siegerland<br />

tet wurde. Danach verfiel die <strong>Burg</strong> mehr und mehr. Jahre<br />

gingen dahin, ohne dass die <strong>Burg</strong> in Akten erwähnt wurde.<br />

Im Jahre 1621, in Ausführung einer Erbteilung, sollte<br />

der Graf Wilhelm zu Siegen die <strong>Burg</strong> beziehen. Jedoch<br />

wurden die erforderlichen Renovierungsarbeiten <strong>auf</strong> rund<br />

4000 Gulden geschätzt. Wilhelm, der sich Graf von Nassau-Siegen-<strong>Ginsberg</strong><br />

nannte, konnte aber diese Summe<br />

nicht <strong>auf</strong>bringen und erwarb stattdessen die sogenannte<br />

Wilhelmsburg in Hilchenbach. Nach <strong>dem</strong> Tod Wilhelms<br />

ging das Eigentum an der <strong>Burg</strong> 1649 an den Fürsten Johann<br />

Moritz von Nassau-Siegen über. <strong>Die</strong> allgemeine Verarmung<br />

der Fürsten, auch der Siegener Grafen, machte es unmöglich,<br />

dass die Ginsburg wiederhergestellt wurde, ja<br />

nicht einmal erhalten werden konnte. So konnten Sturm,<br />

Regen und Frost ihre vernichtende Macht ungehindert an<br />

der <strong>Burg</strong> ausüben, sodass sie mehr und mehr in Verfall geriet,<br />

und die benachbarten Bewohner halfen nach, in<strong>dem</strong> sie<br />

willkommenes Material zum Bau von Häusern und Ställen<br />

bei der verlassenen Ginsburg fanden. Rund 200 Jahre später<br />

ließ die preußische Forstverwaltung als Eigentümerin<br />

der Ruine den Bergfriedrest und noch einige vorhandene<br />

Gewölbe zuwerfen.<br />

Im Jahre 1961 begann man mit den Freilegungs- und<br />

Restaurierungsarbeiten in und an der <strong>Burg</strong>ruine und eine<br />

heimatgeschichtliche Gedenkstätte einzurichten. <strong>Burg</strong>en<br />

und Schlösser einer Landschaft sind Denkmäler der Erinnerung,<br />

Monumente, die in beredter Form Zeugnis ablegen<br />

von <strong>dem</strong>, was einst gewesen. Sie berichten von den Menschen,<br />

die sie planten und erbauten, von deren Lebenskampf<br />

mit <strong>dem</strong> Willen zu Schutz und Macht und letztlich<br />

auch von ihrem Werden und Vergehen.<br />

Den Boden zu kennen, wor<strong>auf</strong> man steht,<br />

zu wissen, was einst gewesen,<br />

nun aber verschwunden;<br />

einzusehen, warum das gekommen;<br />

zu begreifen, was in der Vorzeit<br />

wurzelnd noch <strong>auf</strong>recht steht –<br />

das scheint Anfang und Vorbedingung<br />

aller besseren Bildung! (Adolf <strong>Die</strong>sterweg)<br />

Seit einigen Jahren ist die Ginsburg ein Treffpunkt der<br />

europäischen Jugend. Jedes Jahr wird <strong>auf</strong> der <strong>Ginsberg</strong>er<br />

Heide ein Europa-Zeltlager <strong>auf</strong>geschlagen, wo verschiedene<br />

kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Ziel aller Bestrebungen<br />

ist, die kulturelle Eigenart jedes denkmalwerten<br />

Baues in seiner Umgebung, trotz aller Strukturveränderungen,<br />

zu erhalten und zu revitalisieren.<br />

Dorothea Istock<br />

Am Ev. Jung-Stilling-Krkhs.<br />

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durchblick 1/ 2007 23

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