Pfarrer Dr. Ferdinand Matt - eLiechtensteinensia
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EINTRACHT<br />
OSTERN 2009<br />
PERSÖNLICHKEITEN<br />
<strong>Pfarrer</strong><br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Ferdinand</strong> <strong>Matt</strong><br />
Vor hundert Jahren starb in Zürich<br />
der <strong>Pfarrer</strong> der Liebfrauenkirche <strong>Dr</strong>.<br />
<strong>Ferdinand</strong> <strong>Matt</strong> mit erst 47 Jahren.<br />
Die Aussergewöhnlichkeit dieser<br />
Person ist auf dem Sterbebildchen<br />
wie folgt zusammengefasst:<br />
«Er hat während seiner 20-jährigen<br />
Wirksamkeit in Zürich vollbracht,<br />
was sonst die Arbeit Vieler und das<br />
Werk von Generationen ist.»<br />
<strong>Ferdinand</strong> <strong>Matt</strong> ist Begründer von<br />
drei Pfarreien, der Erbauer der Liebfrauenkirche<br />
und der Antoniuskirche<br />
in der Stadt Zürich sowie der<br />
Herz-Jesu-Kirche in Oerlikon. Er<br />
liess auch das Josefsheim, das St.<br />
Anna-Haus und das Maximilianeum<br />
errichten und war zudem treibende<br />
Kraft zur Gründung mancher<br />
Vereine, die sich in kulturellen und<br />
sozialen Belangen engagieren.<br />
Geboren ist <strong>Ferdinand</strong> <strong>Matt</strong> am 2.<br />
Dezember 1862 als achtes Kind der<br />
Familie Franz-Josef und der Anna<br />
Maria <strong>Matt</strong>-Wohlwend in Ruggell.<br />
Sein Vater war Landwirt, betrieb<br />
auch eine kleine Schreinerei und<br />
hatte die Verantwortung als Wuhrmeister<br />
am Rhein.<br />
Der aufgeweckte Knabe befasste<br />
sich schon früh mit dem Gedanken,<br />
einmal ein Studium zu absolvieren.<br />
Ortspfarrer Josef Burr und sein<br />
Nachfolger <strong>Pfarrer</strong> Fridolin Noser<br />
unterrichteten ihn in Latein.<br />
Mit 14 Jahren trat er ins Gymnasium<br />
in Zug, zwei Jahre später setzte<br />
er die Studien im Gymnasium an<br />
der Stiftsschule in Einsiedeln fort.<br />
In den Jahren 1880-1886 war er an<br />
der Uni Innsbruck als Student für<br />
Philosophie und Theologie immatrikuliert<br />
und schloss dort mit dem<br />
Doktortitel ab. In dieser Zeit wurde<br />
<strong>Ferdinand</strong> <strong>Matt</strong> in Innsbruck auch<br />
zum Priester geweiht. Nach kurzer<br />
Zeit seiner Anstellung als Hofkaplan<br />
des Fürsten zu Oettingen-Wallerstein<br />
setzte ihn der damalige<br />
<strong>Pfarrer</strong> von Mauren, <strong>Dr</strong>. Franz-Josef<br />
Kind, welcher als Professor für<br />
Dogmatik nach Chur berufen wurde,<br />
als Pfarrvikar in Mauren ein.<br />
Hochaltar und<br />
Herz-Jesu-Bruderschaft<br />
Dort hatte sich <strong>Ferdinand</strong> <strong>Matt</strong> sehr<br />
schnell die Sympathie der Dorfeinwohner<br />
erworben. Auf seine Initiative<br />
hin erhielt die Kirche in Mauren<br />
einen kunstvollen Hochaltar.<br />
Pfarrvikar <strong>Matt</strong> gründete in Mauren<br />
auch die Herz-Jesu-Bruderschaft.<br />
Doch wurde der liebgewonnene<br />
Pfarrvikar nach zwei Jahren Tätigkeit<br />
in Mauren nach Zürich versetzt,<br />
da dort arger Priestermangel<br />
herrschte und enorme Aufbauarbeit<br />
in der religiösen Betreuung notwendig<br />
war. So waren initiative, fähige<br />
Köpfe wie <strong>Dr</strong>. <strong>Matt</strong> sehr gefragt.<br />
Abschiedstränen<br />
Der Wegzug des <strong>Dr</strong>. <strong>Ferdinand</strong> <strong>Matt</strong><br />
aus Mauren stimmte die Bevölkerung<br />
sehr traurig. Vorsteher Frick erwähnte<br />
in einem Schreiben an die<br />
Fürstliche Regierung: « ... schon in<br />
der Abschiedspredigt füllten sich<br />
die Augen der Pfarrkinder mit heissen<br />
Tränen und als die Gemeindevertreter,<br />
Kirchenrat und Schulrat<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Matt</strong> zum Bahnhof Haag begleiteten,<br />
schauten die Pfarrei-Angehörigen<br />
mit wehmutsvollen Blicken<br />
dem Pferdegespann mit der Kutsche<br />
nach ...»<br />
Ein Hauch von Italien in Zürich<br />
In der alten Zwinglistadt Zürich<br />
setzte sich damals der katholische<br />
Bevölkerungsanteil aus zugewanderten<br />
Arbeiterfamilien und Ausländern<br />
zusammen, also aus der meist<br />
unvermögenden Schicht der Einwohner.<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Matt</strong> musste den Kauf der Bauplätze<br />
für seine Kirchen und deren<br />
Bau gänzlich aus zusammengebettelten<br />
Geldern finanzieren.<br />
Dazu reiste er halb Europa ab, um<br />
an den Haustüren nach Spenden<br />
anzufragen.<br />
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EINTRACHT<br />
OSTERN 2009<br />
Der Bau der riesigen Liebfrauenkirche<br />
in der Nähe des heutigen<br />
Hauptbahnhofes konnte dann in einer<br />
bemerkenswert kurzen Bauzeit<br />
von knapp zwei Jahren verwirklicht<br />
werden. Architekt August Hardegger<br />
hatte sich dem italienischen Basilikastil<br />
verschrieben. Der Campanile<br />
steht mächtig am Weinberghügel.<br />
Die Einweihung der Kirche<br />
fand am 7. Oktober 1894 statt.<br />
Vorher schon hatte <strong>Dr</strong>. <strong>Matt</strong> in Oerlikon<br />
die Herz-Jesu-Kirche für die<br />
dort ansässigen Katholiken erbaut.<br />
Der Bau der Kirche zu St. Antonius<br />
in Zürich-Hottingen konnte in den<br />
Jahren 1907/1908 realisiert werden.<br />
Damals schon sah sich <strong>Ferdinand</strong><br />
<strong>Matt</strong> mit einer schweren Krankheit<br />
konfrontiert, die auch mit einer<br />
Operation nicht abgewendet werden<br />
konnte. Ein Krebsleiden führte<br />
schliesslich am 17. März 1909 zu<br />
seinem frühen Tod.<br />
Eine solche Abschiedsfeier und einen<br />
Leichenzug zum Friedhof Enzenbühl<br />
hatte die Stadt Zürich noch<br />
nie gesehen, schrieb die Zeitung in<br />
einem Bericht.<br />
Die Trauerfeierlichkeit am Sonntag<br />
begann um halb drei Uhr in der<br />
Liebfrauenkirche im Beisein von 80<br />
Priestern im prall gefüllten Kirchenraum.<br />
Dem anschliessenden Leichenzug<br />
zum weit entfernt gelegenen<br />
Friedhof wurden manche Vereinsfahnen<br />
vorausgetragen.<br />
Es folgte eine Personenmenge, welche<br />
kilometerlang die Strassen füllte,<br />
und auch zu beiden Seiten der<br />
Strasse säumte eine in Rührung und<br />
Andacht versunkene Volksmasse<br />
den Leichenzug.<br />
Nach der langen Marschzeit von<br />
mehr als einer Stunde wurde die<br />
Leiche im Beisein von schätzungsweise<br />
zehntausend Leuten ins Grab<br />
gesenkt. Es folgten zwei Grabreden,<br />
Die von <strong>Dr</strong>. <strong>Ferdinand</strong><br />
<strong>Matt</strong> erbauten Kirchen<br />
im Überblick<br />
Herz-Jesu-Kirche Zürich-Oerlikon<br />
Grundsteinlegung: 26. 6. 1892<br />
Einsegnung: 11.6. 1893<br />
Bischof Johannes Fidelis Battaglia<br />
Liebfrauenkirche Zürich<br />
Grundsteinlegung: 13. Mai 1893<br />
Einsegnung: 7. Oktober 1894<br />
Bischof Johannes Fidelis Battaglia<br />
St. Antonius-Kirche ZH-Hottingen<br />
Grundsteinlegung: 28. 10. 1907<br />
Einsegnung: 1. Oktober 1908<br />
Bischof Georgius Schmid v. Grüneck<br />
umrahmt von Männerchorgesang. Bis<br />
dann die grosse Schar von Anteilnehmenden<br />
am Grabe das Weihwasser<br />
gesprengt hatte, war es Abend<br />
geworden.<br />
Adolf Marxer<br />
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