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Ihr Marketingbudget senken und gleichzeitig die ... - Eltis

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Wie können Sie<br />

<strong>Ihr</strong> <strong>Marketingbudget</strong> <strong>senken</strong> <strong>und</strong> <strong>gleichzeitig</strong> <strong>die</strong><br />

Kommunikation mit <strong>Ihr</strong>en K<strong>und</strong>en radikal steigern?<br />

Laut den in Schweden gemachten Erfahrungen reicht hierzu eine<br />

Fahrkarte – <strong>und</strong> <strong>Ihr</strong>e Stadt hat <strong>gleichzeitig</strong> wieder neuen<br />

Gesprächsstoff.<br />

Wie in vielen anderen Bereichen innerhalb des öffentlichen Sektors auch, öffnet sich der städtische<br />

Nahverkehr dem Wettbewerb von privaten Betreibern. Auch bei SL wurde eine Kostenreduzierung <strong>und</strong><br />

R a t i o n a l i s i e rung der Organisation durc h g e f ü h rt. Die Gewährleistung der ständigen Entwicklung des<br />

öffentlichen Nahverkehrs in Stockholm – Steigerung der Anzahl der K<strong>und</strong>en sowie der Qualität – könnte<br />

zunehmend schwieriger werden.<br />

v o n<br />

Pelle Anderson,<br />

Brüssel,<br />

Belgien<br />

Bo Te n g b l a d, Marke t i n g d i r e ktor bei SL, dem öffentlich e n<br />

Ve r kehrsunternehmen von Stockh o l m, Schw e d e n, ist vera<br />

n t w o rt l i ch für das Image von SL sowie <strong>die</strong> täglich e<br />

K o m m u n i kation des Unternehmens mit seinen Ku n d e n.<br />

SL zählt an jedem Wo chentag im Durch s chnitt 600.000<br />

Ku n d e n, <strong>die</strong> täglich mehr als zwei Mal <strong>die</strong> U-B a h n<br />

("Tunnelbanan"), Busse <strong>und</strong> Pendelzüge im Großraum<br />

S t o ckholm benutzen (B e v ö l kerung 1,5 Millionen) .<br />

D o ch Herr Tengblad scheint <strong>die</strong>s überhaupt nicht zu<br />

b e u n r u h i g e n, während er <strong>die</strong> Ereignisse der letzten vier<br />

Jahre in Stockholm besch r e i b t.<br />

— Die Zahlen beweisen, daß wir auf dem richtigen We g<br />

s i n d, sagt er. Die Fahrstatistiken zeigen nach oben, wir<br />

haben <strong>die</strong> Dienstleistungen erhöht – <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kosten<br />

g e s e n kt.<br />

Zu <strong>die</strong>ser erf o l g r e i chen Entwicklung hat auch <strong>die</strong> Marke<br />

t i n gabteilung beigetragen. Während <strong>die</strong> Budgetausgaben<br />

gesenkt wurden (Herr Tengblad will keine exakt e n<br />

Zahlen nennen) hat <strong>die</strong> Kommunikation mit den Ku n-<br />

den inzwischen ein Niveau erreich t, von dem andere<br />

Unternehmen nur träumen kö n n e n.<br />

SL verfügt über einen täglich e n, gedruckten <strong>und</strong> akt u e l-<br />

len Kommunika t i o n s ka n a l, der allen K<strong>und</strong>en – völlig<br />

kostenlos – zur Ve rfügung steht.<br />

Die Herausforderung "Metro"<br />

1995 wurde <strong>die</strong> erste Ausgabe von Metro, der ersten<br />

kostenlosen Tageszeitung in Schweden im öffentlich e n<br />

N a h v e r kehrssystem von Stockholm vert e i l t. Vier Jahre<br />

später hat sich der anfängliche Erfolg zu einem unv e r-<br />

z i chtbaren Teil des Lebens für 600.000 tägliche Fahrgäste<br />

e n t w i ckelt – wobei <strong>die</strong> Zahl der Leser weiterhin wäch s t.<br />

- Wir konnten keine Vo r a u s sagen mach e n, sagt Herr Te n g b-<br />

l a d. Das Ergebnis hat bis jetzt alle Erw a rtungen übert r o f f e n.<br />

Herr Tengblad wurde in der Ve r gangenheit von versch i e-<br />

denen vielversprechenden Me<strong>die</strong>nunternehmen ko n t a k-<br />

4 8 Der öffentliche Nahverkehr in der Welt - 3/99


Metro - <strong>die</strong> Schwedische Erfahrung<br />

t i e rt, <strong>und</strong> jedes<br />

Angebot für eine<br />

Z u sa m m e n a r b e i t<br />

a u s g e s ch l a-<br />

g e n .<br />

Warum hat<br />

er seine<br />

Meinung bei<br />

M e t r o<br />

g e ä n -<br />

d e rt ?<br />

— Es<br />

g a b<br />

v e r -<br />

s ch i e d e n e<br />

G r ü n d e ,<br />

e r kl ä rt er.<br />

Am Ende war<br />

es aber <strong>die</strong> Qualität<br />

des Produkt s,<br />

<strong>die</strong> uns von den<br />

a u ß e r o r d e n t l i ch e n<br />

M ö g l i ch keiten beim<br />

Team von Metro überzeugt<br />

hat. Bei Metro handelt<br />

es sich nicht um <strong>die</strong><br />

h e r kö m m l i che ko s t e n l o s e<br />

" Werbezeitung", sondern um<br />

eine seriöse Morgenzeitung mit allen Nach r i ch t e n, <strong>die</strong><br />

a u ch in anderen Zeitungen zu finden sind, <strong>und</strong> <strong>die</strong> in<br />

einer für unsere K<strong>und</strong>en ansprechenden modernen We i s e<br />

p r ä s e n t i e rt werden. SL Umfragen bestätigen den Ankl a n g<br />

bei den Ku n d e n. Von 600.000 Metro Lesern sind 90 % der<br />

M e i n u n g, daß <strong>die</strong> Zeitung "Gut" oder "Sehr Gut" ist.<br />

Metro erhält für sein journalistisches Konzept sehr gute<br />

No t e n. Das Konzept ist sehr leicht verständlich: eine realitätsgetreue<br />

Darstellung der Nach r i chten in einem lesefre<strong>und</strong>lichen<br />

Format ohne Beeinflussung der Meinung des Lesers.<br />

Aus <strong>die</strong>sem Gr<strong>und</strong>e hat Metro auch keine Seite des Redakt<br />

e u r s. Die einzigen Meinungen, <strong>die</strong> in der Ta g e s z e i t u n g<br />

v e r ö f f e n t l i cht werden, sind <strong>die</strong> Ansichten der Kolumnisten<br />

(<strong>die</strong> nur sich selber vertreten <strong>und</strong> nicht bei der Zeitung<br />

angestellt sind) sowie <strong>die</strong> Briefe an den Herausgeber.<br />

G l e i chzeitig wird Metro außerhalb des Einflußbereich s<br />

von SL von einem völlig unabhängigen Ve r l a g s u n t e r n e h-<br />

men produziert. Für Bo Tengblad ist es ein Vo rt e i l, daß <strong>die</strong><br />

Zeitung nicht das Sprachrohr von SL ist. Die K<strong>und</strong>en von<br />

SL wollen eine unabhängige Zeitung – eine weitere Ausgabe<br />

von "Die Stimme seines Herrn" wäre nicht so sch n e l l<br />

a k z e p t i e rt worden.<br />

Die simple Ta t sa ch e, daß <strong>die</strong> Leser der Tageszeitung Metro<br />

v e rt r a u e n, wirkt sich wiederum positiv auf das Image von<br />

SL aus.<br />

Dialog mit dem K<strong>und</strong>en<br />

Vor der Einführung von Metro war <strong>die</strong> Werbung das übliche<br />

Mittel, mit dem<br />

s i ch SL an seine<br />

K<strong>und</strong>en wandte,<br />

z u sammen mit<br />

I n f o r m a t i o n s b r o-<br />

s ch ü r e n. Durch <strong>die</strong><br />

SL Seite, <strong>die</strong> jeden<br />

Tag in der Metro verö<br />

f f e n t l i cht wird,<br />

haben sich <strong>die</strong> Dinge<br />

r a d i kal geändert.<br />

D u r ch <strong>die</strong> SL Seite<br />

" SL Direkt" kann SL kommunizieren <strong>und</strong> nicht nur Informationen<br />

verbreiten. Sie führt in der Tat einen ko n t i n u i e r-<br />

l i chen täglichen aktuellen Dialog mit den Ku n d e n, der bis<br />

jetzt in <strong>die</strong>ser Form<br />

u n m ö g l i ch war.<br />

Neben Ve r ke h r s i n f o r-<br />

mationen enthält <strong>die</strong><br />

Seite Interviews mit<br />

Angestellten von SL ,<br />

N a ch r i chten über<br />

zukünftige Projekt e,<br />

B e r i chte über Ku l t u r-<br />

v e r a n s t a l t u n g e n, bei<br />

denen sich SL engag<br />

i e rt, Auszüge aus Te l e-<br />

fonanrufen bei der SL<br />

Ku n d e n h o t l i n e, etc.<br />

Der Herausgeber der<br />

Seite war früher Busfahrer<br />

<strong>und</strong> ist heute Jo u r-<br />

n a l i s t.<br />

Die SL Seite ist eine der am meisten gelesensten Seiten der<br />

Zeitung – vom harten Kern der Pendler bei SL (jene, <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong> Monatsfahrka rte ka u f e n) lesen fast drei von vier <strong>die</strong><br />

Seite täglich.<br />

Ein weiterer unerw a rteter Pluspunkt ist sogar noch erzielt<br />

w o r d e n. Die SL eigenen Angestellten, d. h. ca. 10.000 Pe r s o-<br />

n e n, lesen Metro regelmäßig am Arbeitsplatz. In einem<br />

d i e n s t l e i s t u n g s o r i e n t i e rten Gewerbe<br />

sind gut informierte Arbeitnehmer<br />

n a t ü r l i ch unerläßlich.<br />

Die Erstellung einer vollständigen<br />

Seite im Tabloidformat Tag für Ta g<br />

sieht nach sehr viel Arbeit aus. Wi e<br />

s chafft SL das ?<br />

Das SL Team besteht aus einem<br />

R e d a kteur <strong>und</strong> einer Person für das<br />

La y o u t. SL kauft Gesch i chten von<br />

selbständigen Journalisten <strong>und</strong> jeder<br />

von der Marke t i n gabteilung beteiligt<br />

s i ch an der Arbeit.<br />

Viele der ehemaligen Faltblätter,<br />

B r o s ch ü r e n, etc. lassen sich in Art i-<br />

kel umwandeln. Einmal pro Wo ch e<br />

besteht <strong>die</strong> SL Seite aus einer großen<br />

We r b e a n z e i g e.<br />

Der öffentliche Nahverkehr in der Welt - 3/99<br />

4 9


Metro - <strong>die</strong> Schwedische Erfahrung<br />

We r b e m a r kt minimal. In Stockholm entscheiden sich<br />

heute fünf bis zehn Prozent für Metro.<br />

Vom Abfall zum Druck<br />

Eine weitere größere Sorge vor Beginn des Projekts war<br />

n a t ü r l i ch <strong>die</strong> Gefahr, „Abfall" zu produzieren. Auch wenn<br />

viele Pendler ihre Zeitung zur Schule oder an den Arbeitsplatz<br />

mitnehmen, enden doch einige innerhalb des<br />

S y s t e m s. Eine absolute Voraussetzung für <strong>die</strong> Zusa m m e n-<br />

arbeit mit Metro war, eine Zunahme des Abfalls in der U-<br />

Bahn zu vermeiden. Deshalb enthält der Ve t r i e b s v e rt r a g<br />

a u ch eine Kl a u s e l, wonach Metro für sä m t l i che zusä t z l i-<br />

chen Putz- <strong>und</strong> Reinigungsa ktivitäten aufkommen muß.<br />

A n f ä n g l i ch hat SL einige Probleme mit dem Abfall gehabt<br />

aber heute ist das Problem gelöst.<br />

Ein angenehmer Ne b e n e f f e kt, der dem „grünen" Image<br />

von SL zugute ko m m t, ist das Recycling der eingesa m m e l-<br />

ten Zeitungen. Innerhalb weniger Wo chen wird <strong>die</strong> alte<br />

Metrozeitung in Zeitungspapier umgewandelt <strong>und</strong> wiederv<br />

e rw e n d e t.<br />

Die anderen Nach r i chtenzeitungen von Stockholm haben<br />

n i cht auf <strong>die</strong> Einführung einer kostenlosen Ta g e s z e i t u n g<br />

im öffentlichen Nahverkehrssystem falsch reagiert ?<br />

Ta t sä ch l i ch hat Metro keinerlei negative Publicity oder<br />

n a chteiligen Reaktionen eingebrach t.<br />

Zuerst haben <strong>die</strong> anderen Zeitungen Metro nicht ernst<br />

g e n o m m e n. Da Metro in finanzieller Hinsicht nur ein<br />

kleines Projekt darstellt, sind <strong>die</strong> Auswirkungen auf den<br />

Unterstützung des Wachstums von SL<br />

SL hofft, wie jedes andere Ve r kehrsunternehmen auch, seinen<br />

K<strong>und</strong>enstamm zu vergrößern.<br />

Das Ziel ist es, <strong>die</strong> Nutzung des öffentlichen Ve r kehrs in<br />

S t o ckholm in den kommenden fünf Jahren um 20 Prozent<br />

zu steigern. Auch wenn es nicht sicher ist, daß durch<br />

Metro neue Fahrgäste gewonnen werden, so kann <strong>die</strong> Zeitung<br />

doch dazu beitragen, daß <strong>die</strong> bereits bestehenden<br />

K<strong>und</strong>en auch beibehalten werden – <strong>und</strong> sich e r l i ch ke i n e r<br />

der K<strong>und</strong>en ersch r i ckt!<br />

SLs Strategie zur Steigerung der Fahrgastzahlen besteht in<br />

der Ausrichtung auf „sanfte" Qualitäten. Bessere Reinig<br />

u n g, Renovierung der Haltestellen <strong>und</strong> heruntergeko m-<br />

menen Bahnhöfe, Verbesserung der Sicherheit <strong>und</strong> Entw<br />

i cklung des laufenden Dialogs mit jedem der Ku n d e n.<br />

N a t ü r l i ch macht <strong>die</strong> Nach r i chtenzeitung noch einen weiteren<br />

wesentlichen Vo rteil des öffentlichen Ve r kehrs deutlich<br />

– eine Zeitung läßt sich nicht beim Autofahren lesen.<br />

Wie sieht <strong>die</strong> weitere Entwicklung aus ?<br />

Der Erfolg der Metro Nach r i chtenzeitung hat sich über <strong>die</strong><br />

S t a d t g r e n z e n<br />

von Stockh o l m<br />

hinaus ausgeb<br />

r e i t e t. 19 97<br />

b e kam <strong>die</strong> Stadt<br />

Prag in der<br />

T s ch e ch i s ch e n<br />

Republik ihre<br />

eigene Metro<br />

N a ch r i ch t e n z e i-<br />

t u n g. Sie wird<br />

z u sammen mit<br />

Dopravni Po d-<br />

n i k, dem öffentlichen Nahverkehrsunternehmen von Prag<br />

v e r b r e i t e t, <strong>und</strong> ist mit Abstand <strong>die</strong> beliebteste Ta g e s z e i t u n g<br />

in der Stadt. Anfang 1998 wurde Metro in Göteborg, der<br />

zweitgrößten Stadt Schwedens eingeführt. Im September<br />

1998 wurde Metro auch in Budapest in Ungarn veröffentl<br />

i ch t. In jeder Stadt war <strong>die</strong> Zeitung ein großer Erf o l g.<br />

Das öffentliche Ve r kehrsunternehmen von Helsinki kündigte<br />

vor einiger Zeit an, daß Metro in einem starke n<br />

Wettbewerb einen Ve rt r i e b s v e rtrag gewonnen hat <strong>und</strong> bald<br />

eine finnische Metro veröffentlichen wird.<br />

In den Niederlanden wird Metro Anfang Herbst 1999 in<br />

Städten des gesamten Landes vert e i l t. Als Ve rt r i e b s p a rt n e r<br />

f u n g i e rt <strong>die</strong> staatliche Eisenbahngesellschaft NS.<br />

Und ein Ende ist noch nicht abzusehen. Metro Internation<br />

a l, das Unternehmen, das sich um das Zeitungsgesch ä f t<br />

außerhalb Schwedens kümmert, hat <strong>die</strong> Absicht fünf bis<br />

zehn neue Metro Nach r i chtenzeitungen in der nahen<br />

Z u kunft einzuführen.<br />

Das Konzept erw e ckt inzwischen nicht nur in Europa<br />

I n t e r e s s e, sondern auch in Städten <strong>und</strong> bei öffentlich e n<br />

Ve r kehrsunternehmen aus der ganzen We l t.<br />

Ü b e rsetzt aus dem En g l i s ch e , n©UI T P 1999<br />

5 0 Der öffentliche Nahverkehr in der Welt - 3/99

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