Stenographischer Bericht 87. Sitzung - Deutscher Bundestag
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8128 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – <strong>87.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2000<br />
Bundesminister Karl-Heinz Funke<br />
Das ist der Sachverhalt und nichts anderes, und so<br />
wird es kommen. Insoweit freue ich mich auf die entsprechenden<br />
Ausschussberatungen.<br />
Vielen Dank.<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN)<br />
Vizepräsidentin Petra Bläss: Ich schließe die Aussprache.<br />
Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen auf<br />
den Drucksachen 14/2570, 14/2583 und 14/2685 zur federführenden<br />
Beratung an den Ausschuss für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Forsten und zur Mitberatung an den<br />
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit,<br />
den Ausschuss für Wirtschaft und Technologie, den<br />
Ausschuss für Tourismus und den Haushaltsausschuss<br />
zu überweisen. Die Vorlagen auf den Drucksachen<br />
14/2570 und 14/2583 sollen zusätzlich an den Finanzausschuss<br />
und an den Ausschuss für Verkehr, Bau-<br />
und Wohnungswesen überwiesen werden. Gibt es dazu<br />
anderweitige Vorschläge? – Das ist offensichtlich nicht<br />
der Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.<br />
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 9 auf:<br />
Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten<br />
Dr. Evelyn Kenzler, Roland Claus, Ulla<br />
Jelpke, weiteren Abgeordneten und der Fraktion<br />
der PDS eingebrachten Entwurfs eines<br />
Gesetzes über Volksinitiative, Volksbegehren<br />
und Volksentscheid (dreistufige Volksgesetzgebung)<br />
– Drucksache 14/1129 –<br />
(Erste Beratung 53. <strong>Sitzung</strong>)<br />
Beschlussempfehlung und <strong>Bericht</strong> des Innenausschusses<br />
(4. Ausschuss)<br />
– Drucksache 14/2151–<br />
<strong>Bericht</strong>erstattung:<br />
Abgeordnete Peter Enders<br />
Erwin Marschewski<br />
Cem Özdemir<br />
Dr. Max Stadler<br />
Ulla Jelpke<br />
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die<br />
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die<br />
PDS sechs Minuten erhalten soll. – Ich höre keinen Widerspruch.<br />
Dann ist es so beschlossen.<br />
Ich eröffne die Aussprache. Für die PDS-Fraktion<br />
spricht jetzt die Kollegin Dr. Evelyn Kenzler.<br />
Dr. Evelyn Kenzler (PDS): Frau Präsidentin! Liebe<br />
Kolleginnen und Kollegen! Als ich unseren Gesetzentwurf<br />
zur dreistufigen Volksgesetzgebung im Sommer<br />
letzten Jahres vorstellte, war die Parteiendemokratie<br />
scheinbar noch in bester Bonner Ordnung. Keiner von<br />
uns hätte sich einen Finanzskandal dieses Ausmaßes<br />
vorstellen können. Dass es ausgerechnet jene Partei und<br />
jene Law-and-order-Männer betrifft, die keine Gelegen-<br />
heit ausließen, den Rechtsstaat besonders dann hochleben<br />
zu lassen, wenn es gegen die PDS ging, ist schon eine<br />
Ironie des Schicksals.<br />
(Beifall bei der PDS)<br />
Wer das Recht als scharfe Waffe gegen den politischen<br />
Gegner wie auch gegen Kleinkriminelle gebraucht<br />
und beim Wirtschaftskapital „höhere“ Interessen und<br />
Ehrenworte gelten lässt, der hat eben leider Nachholbedarf<br />
in Sachen Demokratie, Rechtsstaat und Moral. Lassen<br />
Sie mich auch das noch sagen: Irgendwie fühle ich<br />
mich bei dem Gebaren von Helmut Kohl, das seine politischen<br />
Kampfgefährten mitgetragen oder miterduldet<br />
haben – je nachdem –, an den berüchtigten Ausspruch<br />
erinnert, der Ulbricht zugeschrieben wird: „Es muss demokratisch<br />
aussehen, aber wir müssen alles in der Hand<br />
haben.“<br />
(Beifall bei der PDS)<br />
Der Spendenskandal hat auf drastische Weise gezeigt,<br />
dass eine Beschränkung der Parteienherrschaft<br />
durch eine Kombination aus effizienter repräsentativer<br />
Demokratie und direkter Mitbestimmung der Bürger<br />
dringend notwendig ist. Davon war ich auch schon vor<br />
der Spendenaffäre überzeugt, als wir unseren Gesetzentwurf<br />
einbrachten. Es sei mir in diesem Zusammenhang<br />
gestattet, mich kurz an diese erste Lesung zu erinnern.<br />
Grundsätzlich: Die PDS versteht sich weder als<br />
Gralshüterin der Demokratie, wie der Herr Kollege Friese<br />
damals meinte, und schon gar nicht als „Hüterin des<br />
Volkes“, wie der Kollege Enders in der Debatte äußerte.<br />
Auch ist unser Gesetzentwurf kein „Ladenhüter“ aus der<br />
letzten Wahlperiode. Wir setzen uns lediglich kontinuierlich<br />
für eine Stärkung der plebiszitären Demokratie<br />
ein. Dabei brauchen Sie keine Angst um das parlamentarische<br />
System zu haben. Hier soll auch nichts ausgehöhlt<br />
werden.<br />
Auf die „traditionell“ ablehnenden Argumente des<br />
Herrn Kollegen Marschewski kann ich aus zeitlichen<br />
Gründen nicht eingehen.<br />
(Zuruf von der PDS: Das lohnt sich auch<br />
nicht!)<br />
Ich kann ihm nur die Homepage von „Mehr Demokratie<br />
e. V.“ empfehlen. Da findet er haarklein auf genau<br />
jede seiner Fragen eine überzeugende Antwort; da wird<br />
er aufgeklärt.<br />
Aber eines lasse ich mir nun doch nicht nehmen. Der<br />
Kollege hat in der damaligen Debatte über Ursachen der<br />
Politikverdrossenheit spekuliert und dabei natürlich<br />
weder die PDS noch das Handeln der Bundesregierung<br />
verschont. Einer der schlagenden Einwände gegen die<br />
Plebiszite war die fehlende Allgemeinwohlorientierung,<br />
nämlich die Durchsetzung egoistischer Interessen Einzelner.<br />
Es fragt sich jedoch: Wer hat denn nun parteiegoistisch<br />
die Demokratie in einer Weise beschädigt,<br />
dass man von einer in der Bundesrepublik bisher nicht<br />
gekannten politischen Krise sprechen muss? Heutige Politikverdrossenheit<br />
ist deshalb nicht zuletzt das zweifelhafte<br />
Verdienst der CDU. Sie haben etwas gutzumachen.<br />
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