Stenographischer Bericht 87. Sitzung - Deutscher Bundestag
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(B)<br />
Bundesminister Dr. Werner Müller<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – <strong>87.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 17. Februar 2000 7993<br />
ben jedenfalls null Staatskrise. Alle, die auch nur Ähnliches<br />
andeuten wollen, wollen von Problemen ablenken.<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN – Friedrich Merz [CDU/CSU]:<br />
„Gut funktionierende Presse“! Das lässt auch<br />
Rückschlüsse zu! – Weitere Zurufe von der<br />
CDU/CSU)<br />
– Ich weiß gar nicht, warum Sie sich so erregen. In diesem<br />
Land sind die Aufgaben doch klar verteilt: Sie müssen<br />
sich eine Zukunft suchen, wir führen Deutschland in<br />
eine sichere Zukunft hinein.<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN – Hans Michelbach [CDU/<br />
CSU]: Sie sind der parteilose Sozi!)<br />
Oder etwas anders gesagt: Sie müssen irgendwie wieder<br />
politikfähig werden, wir machen Politik.<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN – Hans-Peter Repnik [CDU/<br />
CSU]: Die Arroganz holt Sie bald ein, Herr<br />
Müller!)<br />
– Ich bin doch nicht arrogant.<br />
(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Welch eine<br />
Selbstgefälligkeit! – Weitere Zurufe von der<br />
CDU/CSU – Dr. Theodor Waigel [CDU/<br />
CSU]: Lasst ihn doch reden, damit er bald<br />
aufhört!)<br />
Ich bin doch nicht derjenige, der immer feststellt, dass<br />
Sie zurzeit nicht richtig politikfähig sind. Das steht<br />
überall. Das hat auch Herr Glos gesagt. Herr Glos hat<br />
seine Rede damit begründet, er könne jetzt nicht besser<br />
reden, weil Sie zurzeit nicht richtig sprechfähig seien.<br />
(Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei<br />
Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE<br />
GRÜNEN – Michael Glos [CDU/CSU]: Das<br />
habe ich nicht gesagt! Nehmen Sie das sofort<br />
zurück!)<br />
Eines jedenfalls beobachte ich auch mit einem gewissen<br />
Maß an Freude: Das Zutrauen von Wirtschaft und<br />
Gesellschaft zu dieser Bundesregierung wächst.<br />
(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Früher haben<br />
Wirtschaftsminister mal große Reden gehalten!)<br />
Die „FAZ“ schrieb dieser Tage – ich zitiere –: „In<br />
Deutschland herrscht Gründerstimmung.“ Das ist eine<br />
richtige Beschreibung. Sie schrieb weiter: „Die Gründerszene<br />
ist das Beste, das der deutschen Wirtschaft seit<br />
langem passiert ist.“ Auch hier muss ich sagen: Das ist<br />
völlig richtig.<br />
Sie können auch heute beispielsweise in der „Berliner<br />
Zeitung“ lesen, dass der BDI nun eine – Zitat – „Trendwende<br />
im Verhältnis zwischen Wirtschaft und Regierung“<br />
feststellt. Der BDI begrüßt die Wirtschafts- und<br />
Finanzpolitik dieser Bundesregierung und will – ich zitiere<br />
– „die Regierung bei dem begleiten, was sie jetzt<br />
tut“.<br />
Das ist eine richtige Erkenntnis der deutschen Wirtschaft.<br />
Sie kommt ein bisschen spät;<br />
(Ernst Schwanhold [SPD]: Das ist wohl wahr!)<br />
ich habe sie hier ab und an schon einmal kritisch angemahnt.<br />
Ich habe immer gesagt: Wir lassen uns gerne für<br />
die Belange der Wirtschaft in Anspruch nehmen. Wir<br />
müssen redlich miteinander umgehen. Ich erkenne, dass<br />
das zunehmend der Fall ist. Wir als Bundesregierung<br />
wissen: Wir können eine erfolgreiche Wirtschafts- und<br />
Finanzpolitik nur mit der Wirtschaft machen, nicht gegen<br />
sie. Das haben wir immer gesagt.<br />
Jetzt erkenne ich, dass die Wirtschaft das Vertrauen<br />
gewinnt. So schreibt beispielsweise die „Süddeutsche“<br />
heute in einer Überschrift – ich zitiere – „Konzernchefs<br />
und Mittelständler mutieren zu Anhängern der rotgrünen<br />
Regierungskoalition“.<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90<br />
DIE GRÜNEN)<br />
Auch das ist eine sehr zutreffende Überschrift.<br />
Wenn wir mit den Vertretern der Wirtschaft eine<br />
Energiepolitik konzipieren – wir sitzen ja in mehreren<br />
Runden zusammen –, Sie aber ankündigen, völlig ungeachtet<br />
dessen, was die Vertreter der Wirtschaft für vernünftig<br />
halten, Ihren eigenen Kurs zu gehen, dann können<br />
Sie das machen. Vielleicht finden Sie sogar noch irgendwo<br />
jemanden, der eines Tages das umsetzen will,<br />
was Sie politisch fordern. Aber ich habe Ihnen schon öfters<br />
gesagt: Ihrer Energiepolitik folgt die Wirtschaft<br />
nicht. Das ist ein Problem, das Sie irgendwann noch<br />
einmal durchdenken sollten.<br />
Zum Abschluss kommend will ich insgesamt sagen:<br />
Deutschland steht vor exzellenten Wachstumsperspektiven.<br />
Wir nutzen nun diesen Wachstumsprozess zu Reformen,<br />
die nicht immer – wie soll ich sagen? –<br />
schmerzlos sind. Nur, wann sonst sollen wir solche Reformen<br />
machen, wenn nicht in einem Prozess des Aufschwungs?<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN)<br />
Diese Reformen generieren ihrerseits wieder Wachstum.<br />
So führen wir unsere Gesellschaft auf einen stabilen<br />
Weg in eine gute Zukunft und die Gesellschaft gewinnt<br />
erkennbar Zuversicht.<br />
Deswegen habe ich eine Bitte an die Wirtschaft, insbesondere<br />
auch an die vielen Unternehmer des Mittelstandes,<br />
und an die Bürgerinnen und Bürger in diesem<br />
Lande: Vertrauen Sie weiterhin dieser Wirtschafts- und<br />
Finanzpolitik! Unser Land ist auf einem guten Weg und<br />
wir werden uns mit einer erfolgreichen Bilanz der Wiederwahl<br />
stellen.<br />
Vielen Dank.<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN)<br />
Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort<br />
dem Kollegen Gunnar Uldall, CDU/CSU-Fraktion.<br />
(C)<br />
(D)