Adresse - Grünstift
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Mensch und Stadt<br />
Die neue Broschüre<br />
Im Osten ist neben den Hanglagen im<br />
Bereich Hubbelrath und Ludenberg (deren<br />
Funktion ist zum Beispiel bei der bevorstehenden<br />
Überplanung des Geländes der<br />
Bergischen Kaserne zu berücksichtigen) vor<br />
allem die Düsselaue ein wichtiges Gebiet<br />
der Kaltluftversorgung, insbesondere für<br />
die Stadtteile Gerresheim und Grafenberg.<br />
In Flingern ist hingegen durch die dortige<br />
dichte Bebauung der Effekt der Frischluftversorgung<br />
bereits stark eingeschränkt.<br />
„Der Erhalt und der Ausbau der Luftleitfunktion<br />
des Gerresheimer Düsseltals<br />
durch Einhaltung von Bebauungsgrenzen<br />
und Öffnung der Randbebauung zur<br />
Bahntrasse hat in diesem Untersuchungsgebiet<br />
die höchste Planungspriorität. Im<br />
Einzugsgebiet und in den Bereichen der<br />
Kaltluftflüsse (Taleinschnitte) sollten<br />
möglichst keine Bebauung und vor allem<br />
keine Emittenten zugelassen werden“,<br />
lauten die Empfehlungen für diesen Bereich.<br />
Dies bestätigt erneut die Einschätzung<br />
der Bürgerinitiative gegen die Stadtautobahn<br />
L 404n, dass eine geplante vierspurige<br />
Straße durch die Düsselaue massiv<br />
verschlechternde Einflüsse auf das Klima<br />
im Düsseldorfer Osten hat.<br />
Der dritte regional bedeutende Ausgleichsraum<br />
ist gegenüber der Untersuchung<br />
von 1995 neu hinzugekommen:<br />
die Rheinuferzonen und die überwiegend<br />
landwirtschaftlich genutzten Freiflächen<br />
zwischen den Rheinschleifen des Düsseldorfer<br />
Südens. Da dieses Gebiet jedoch<br />
wenig Höhenunterschiede ausweist, ist<br />
hier eine Windrichtung aus Süden oder<br />
Osten erforderlich, um die entstehende<br />
Kaltluft in die benachbarten Wohnge-<br />
Foto: Stadt Düsseldorf<br />
Gut fürs Stadtklima<br />
Klaus Eick (vom Fachforum 2 der Lokalen<br />
Agenda und vom Verein ,Wald am Rhein‘)<br />
bezeichnet dies als Armut an planerischer<br />
Kreativität. Er verdeutlicht die Auswirbiete<br />
zu tragen. Das Bedecken der Felder<br />
mit schwarzen Folien oder der Bau von<br />
Gewächshäusern zählen zu den landwirtschaftlich<br />
verursachten Störungsfaktoren<br />
für die Klimafunktion dieses Bereichs. Eine<br />
andere große Gefahr – in der Analyse<br />
noch nicht ausdrücklich erwähnt – ist<br />
der geplante Ausbau des Reisholzer Hafens<br />
zu einem Containerhafen, der zu<br />
massiven Emmissionsbelastungen führen<br />
würde (siehe auch Artikel auf Seite 13).<br />
Weitere Aspekte<br />
Ein weiteres Ergebnis der Klimaanalyse<br />
ist die seit 1995 erfolgte flächenmäßige<br />
Zunahme des Lastbereichs in den innenstadtnahen<br />
Gebieten durch immer höhere<br />
Bebauungsverdichtung. Insbesondere der<br />
Ausbau des Medienhafens mit mehreren<br />
hohen Gebäuden hat zu dieser Entwicklung<br />
beigetragen, dort ist die Wärmebelastung<br />
inzwischen ähnlich hoch wie in der<br />
Innenstadt. Als Gegenmaßnahmen schlagen<br />
die Autoren eine Entsiegelung,<br />
die Begrünung von Straßen<br />
und Plätzen, sowie Dach- und<br />
Fassadenbegrünungen vor, aber<br />
auch den Erhalt der Freiflächen<br />
in Hamm und Volmerswerth.<br />
Natürlich können wir an dieser<br />
Stelle nur ein paar wesentliche<br />
Aspekte erwähnen und nicht<br />
alle Inhalte dieser 64-seitigen<br />
Broschüre darstellen. Sie enthält<br />
für jeden der zehn Stadtbezirke<br />
die regionale Verteilung<br />
der Last- und Ausgleichsräume,<br />
Luftaustauschfunktionen sowie<br />
Empfehlungen, wo zusätzliche<br />
Bebauung zu vermeiden ist,<br />
wo sie – zumindest unter Klimagesichtspunkten<br />
– vertretbar<br />
ist oder wo Entsiegelungsmaßnahmen<br />
ergriffen werden<br />
sollten. Dies geschieht zum<br />
einen in Kartenform, zum anderen<br />
sind positive und negative<br />
Aspekte in den einzelnen<br />
Stadtbezirken, die prozentuale<br />
Aufteilung in die einzelnen<br />
klimarelevanten Kategorien,<br />
Klimaschutzzonen und Sanierungszonen<br />
sowie Planungshinweise in<br />
tabellarischer Form dargestellt. Darüber<br />
hinaus werden einzelne relevante Stadtgebiete<br />
nochmals kleinräumiger dargestellt<br />
und entsprechende Planungshinweise<br />
hierfür aufgeführt.<br />
Die Broschüre ist nicht nur für die Stadtplaner,<br />
sondern auch für die Aktiven, die<br />
sich gegen eine immer weitere Versiegelung<br />
des Düsseldorfer Stadtgebiets wehren,<br />
eine wertvolle Daten- und Empfehlungsgrundlage.<br />
Sie ist im Umweltamt<br />
erhältlich oder kann im Internet unter<br />
http://www.duesseldorf.de/ratsinfo/<br />
duesseldorf/Proposal.html?select=53037<br />
herun tergeladen werden. Matthias Möller<br />
Radika(h)lschlag<br />
Die Fällung einer über 100<br />
jährigen Platane auf dem<br />
Uniklinikgelände<br />
Der unschätzbare Wert von Bäumen für<br />
Mensch und Umwelt scheint im Bewusstsein<br />
vieler Menschen kaum noch Platz zu<br />
finden. Ganz im Gegenteil: Bäume werden<br />
Grünelemente genannt und als austauschbar<br />
wie Laternenpfähle betrachtet. Bei<br />
Bauvorhaben stehen sie einfach im Weg,<br />
und Architekten machen sich offenbar<br />
nicht einmal die Mühe, sie in ihre Pläne<br />
zu integrieren.<br />
Parkplatz ging vor<br />
Ein besonders markantes Beispiel ist die<br />
Fällung einer weit über 100-jährigen Platane<br />
auf dem Gelände der Uni im März<br />
– gegen den Protest von Mitarbeitern.<br />
Grund war angeblich der Befall durch einen<br />
Massariapilz. Doch wie das Gartenamt bestätigte,<br />
hätte der Baum noch viele Jahre<br />
stehenbleiben können. Das Argument des<br />
Pilzbefalls wurde aber vor den eigentlichen<br />
Grund, den geplanten Bau eines Parkplatzes,<br />
geschoben – und so auch öffentlich<br />
kommuniziert. Auch ein Nest in der<br />
Platane konnte den Ausführungswillen der<br />
Entscheidungsträger nicht mehr stoppen,<br />
obwohl seit Anfang März Brut- und Schonzeit<br />
herrschte und im Vorfeld eigentlich eine<br />
Artenschutzprüfung hätte durchgeführt<br />
werden müssen. Zahlreiche weitere nicht<br />
ganz so alte Bäume fielen ebenfalls radikal<br />
der Säge zum Opfer.<br />
12<br />
<strong>Grünstift</strong> 78 | Mai – August 2013