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Mensch und Stadt<br />

Prioritäten<br />

Foto: Reiner Neumann<br />

kungen solcher Fällmaßnahmen: „Eine<br />

100 Jahre alten Buche hat in der Vegetationszeit<br />

etwa 600.000 Blätter. Durch<br />

die Luftströme des Blattgewebes entsteht<br />

eine Gesamtoberfläche, die der Größe von<br />

zwei Fußballfeldern entspricht. Dabei<br />

werden viele der in der Luft schwebenden<br />

Bakterien, Pilzsporen, Staub und andere<br />

schädliche Stoffe ausgefiltert. Durch die<br />

Fotosynthese werden 13 Kilogramm Sauerstoff<br />

als Abfallprodukt gebildet – die<br />

decken den Bedarf von zehn Menschen.<br />

Fällt man diesen Baum, müsste man, um<br />

ein Äquivalent für die Gesundheits- und<br />

Umweltleistung wieder herzustellen, etwa<br />

2.000 junge Bäume pflanzen, die ja<br />

nur einen Kronendurchmesser von jeweils<br />

einem Kubikmeter haben. Die Kosten hierfür<br />

betragen rund 150.000 Euro...“<br />

Gut fürs Wohlergehen<br />

Nun vergegenwärtige man sich einmal,<br />

wie sehr die ehrwürdige Platane auf dem<br />

Gelände der Uniklinik zur Freude und<br />

Steigerung des Wohlbefindens aller beigetragen<br />

hat. Dort, wo Asthmapatienten<br />

Genesung und gute Luft gesucht haben,<br />

entstehen nun 186 Parkplätze. Den Zimmern<br />

zur Südseite fehlt in Zukunft an<br />

heißen Sommertagen kühlender Schatten,<br />

aber auch der aufbauende Blick in<br />

ein Stück Natur, aus dem wohltuende<br />

Klänge von Vogelstimmen hinüberwehen.<br />

Dafür gibt es nun schlechte Luft<br />

und Motorengeräusche parkplatzsuchender<br />

Autofahrer.<br />

Der amerikanische Soziologe und Zeitforscher<br />

Robert Levine kam nach einer Untersuchung<br />

zu folgendem Ergebnis: Die Natur<br />

wirkt auf den Menschen wie ein Angebot<br />

der Zuwendung und damit entschleunigend.<br />

Damit wird das seelische und körperliche<br />

Wohlbefinden gestärkt. Grün in der<br />

Stadt steigert die Empathie zur belebten<br />

Umwelt sowie der Menschen untereinander.<br />

Wahrscheinlich gibt es schon zu wenig davon,<br />

sonst wären derartige Entscheidungen<br />

über die Köpfe und Bedürfnisse anderer<br />

hinweg kaum möglich.<br />

Andrea Vogelgesang<br />

Rheinschleifen<br />

Im Düsseldorfer Süden liegt<br />

ein wertvoller Lebensraum<br />

für Mensch und Natur<br />

Zwischen Baumberg und Volmerswerth<br />

befinden sich die engsten Rheinschleifen<br />

in Nordrhein-Westfalen. Durch die schlechte<br />

Erschließbarkeit mittels Verkehrswegen<br />

(Straßen, Bahnlinien) hat sich hier noch<br />

eine relativ ungestört Natur erhalten. Dies<br />

wird auch dokumentiert durch die Ausweisung<br />

von Schutzgebieten.<br />

Ein Netzwerk<br />

Es sind dies die Natura-2000-Gebiete<br />

,Urdenbacher Kämpe – Kierberger Loch –<br />

Zonser Grind‘, ,Uedesheimer Rheinbogen‘,<br />

,Rhein-Fischschutzzonen‘ (die hier dem<br />

Zonser Grind vorgelagert sind) sowie das<br />

Naturschutzgebiet ,Himmelgeister Rheinbogen‘.<br />

Die Uferbereiche des Rheins sind<br />

desweiteren generell geschützt.<br />

Mit der Ausweisung von Natura-<br />

2000-Gebieten will die Europäischen<br />

Union ein Netzwerk an natürlichen Lebensräumen<br />

schaffen, um wildlebende<br />

Pflanzen- und Tierarten zu erhalten und<br />

ihren ökologischen/genetischen Austausch<br />

zu ermöglichen. Flusstäler wie<br />

der Rhein eignen sich hierzu besonders<br />

gut. Das Netz besteht aus den Gebieten<br />

der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie und der<br />

Vogelschutzrichtlinie. Im Gegensatz zum<br />

deutschen Naturschutzrecht, das nur Eingriffe<br />

innerhalb des Schutzgebiets regelt,<br />

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Naturschützer am Rhein unterwegs<br />

geht das europäische Recht darüber hinaus:<br />

Es fordert auch von Projekten außerhalb<br />

des eigentlichen Schutzgebiets, dass<br />

sie das Schutzgebiet nicht beeinträchtigen.<br />

Es wäre sicher sinnvoll gewesen, das<br />

gesamte Gebiet der Rheinschleifen zum<br />

Natura-2000-Gebiet zu machen. Das hat<br />

man wahrscheinlich der ökonomischen<br />

Interessen der Grundeigentümer wegen<br />

unterlassen.<br />

Für die Düsseldorfer Bevölkerung ist<br />

dieses große Gelände ein hervorragendes<br />

Naherholungsgebiet. Im Bereich der Urdenbacher<br />

Kämpe ist ein großflächiges<br />

Netz von gezeichneten Wanderwegen erstellt<br />

worden, sein Ausbau wurde gerade<br />

begonnen. Im Himmelgeister Rheinbogen<br />

wird die Bevölkerung dagegen durch eine<br />

neue Beschilderung leider von ihren angestammten<br />

Wanderwegen ferngehalten.<br />

Ein Hafen<br />

In unmittelbarer Nähe zu diesem Gebiet<br />

liegt der Reisholzer Hafen. Er soll zum<br />

modernsten Container-Binnenhafen Europas<br />

(,D.PORT‘) ausgebaut werden. Dieses<br />

Projekt wird den Naturraum auf Dauer ver-<br />

<strong>Grünstift</strong> 78 | Mai – August 2013 13

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