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VerFahrenstechnik<br />
Prozessanlagen<br />
Auf dem Werksgelände der Zuckerfabrik Frauenfeld fahren im Minutentakt randvoll mit Zuckerrüben beladene Traktoren und Lastwagen zur Abladestelle<br />
Große Momente für süße Genüsse<br />
SEW-Industriegetriebe in der Zuckerindustrie<br />
Jährlich werden in der Schweiz Hunderttausende Tonnen Weißzucker aus Zuckerrüben produziert. Für ihre Verarbeitung<br />
und den Transport sind Antriebe mit sehr hohen Drehmomenten erforderlich. Mit seinen Industriegetrieben<br />
der Baureihen X und MC hält SEW-EURODRIVE hierfür passende Lösungen bereit.<br />
E<br />
twa auf halber Strecke zwischen Zürich<br />
und Konstanz am Bodensee liegt Frauenfeld,<br />
die Hauptstadt des Kantons Thurgau.<br />
Die Stadt mit knapp 23.000 Einwohnern ist<br />
Mittelpunkt der wirtschaftlichen, politischen<br />
und kulturellen Beziehungen des Kantons. Als<br />
Standort namhafter Industrie-, Gewerbe- und<br />
Dienstleistungsunternehmen ist Frauenfeld<br />
über die schweizer Grenzen hinaus bekannt.<br />
Hier hat auch die Zuckerfabriken Aarberg und<br />
Frauenfeld AG eine Produktionsstätte. Sie beschäftigt<br />
rund 130 Mitarbeiter, davon etwa<br />
die Hälfte in der Instandhaltung. Zusammen<br />
mit der Produktionsstätte in Aarberg erzeugen<br />
diese beiden Fabriken rund 230.000 t Weißzucker<br />
im Jahr, was weitgehend den Zuckerbedarf<br />
der Schweiz abdeckt.<br />
Antriebstechnik für Rübenwaschmaschine<br />
In der Knüppelwäsche werden die Zuckerrüben gewaschen.<br />
Hierbei kommt ein SEW-Industriegetriebe<br />
X4FH270/T zum Einsatz. Dieses vierstufige Stirnradgetriebe<br />
hat ein Drehmoment von 241.000 Nm.<br />
Auf dem Werksgelände der Zuckerfabrik<br />
Frauenfeld fahren im Minutentakt mit Zuckerrüben<br />
randvoll beladene Traktoren und Lastwagen<br />
zur Abladestelle. Von hier gelangen<br />
die Rüben als erstes zum Waschhaus. In der<br />
sogenannten Knüppelwäsche werden sie gewaschen,<br />
über ein Förderband zur Schneidmaschine<br />
transportiert und zu Pommes Fritesähnlichen<br />
Schnitzeln verarbeitet. Anschließend<br />
geht es über ein weiteres Förderband in<br />
die Extraktionsanlage, wo die Schnitzel mit ca.<br />
70 °C warmen Wasser entzuckert werden.<br />
Den Antrieb für die Waschmaschine lieferte<br />
die Alfred Imhof AG, der Vertriebspartner von<br />
SEW-EURODRIVE in der Schweiz. Mit seinem<br />
Drehmoment von 241.000 Nm ist er bereits<br />
einer der größeren. Auch das Industriegetriebe<br />
MC3PLHF08 am Rüben-Förderbandantrieb<br />
kommt von SEW. Es handelt sich hierbei um<br />
ein dreistufiges Stirnradgetriebe in Fußausführung<br />
mit horizontaler Abtriebswelle.<br />
Weil der Ausfall eines dieser Getriebemotoren<br />
die Produktion innerhalb kürzester Zeit lahm<br />
legen würde, legt der Kunde Wert auf einen<br />
zuverlässigen Qualitätslieferanten. Daher sind<br />
im gesamten Werk zahlreiche SEW-Getriebe<br />
installiert. „Die Antriebe von SEW-EURO-<br />
DRIVE arbeiten auch unter oft schwierigen Bedingungen<br />
sehr zuverlässig“, versichert Mike<br />
Bruhin, Leiter der Instandhaltungswerkstatt.<br />
Doch das allein genügt dem gewissenhaften<br />
16 foodTechnologie Ausgabe 2/2013 APRIL
??? VerFahrenstechnik<br />
Antriebsdiagnose durch Schwingungsanalyse:<br />
Mit der DUV10A Diagnoseeinheit<br />
bietet SEW-EURODRIVE<br />
eine Lösung, um Wälzlager<br />
einfach und zuverlässig zu<br />
überwachen. Sie ermöglicht<br />
das rechtzeitige Erkennen des<br />
Wälzlagerverschleißes mit individuell<br />
planbaren Wartungsintervallen.<br />
Der Körperschallsensor<br />
und die Auswerteelektronik<br />
sind vollständig in der<br />
Diagnoseeinheit DUV10A<br />
Diagnoseeinheit integriert. Sie<br />
misst den Körperschall und<br />
berechnet daraus das Frequenzspektrum. Anhand dieses Spektrums wird der<br />
Wälzlagerzustand kontinuierlich bewertet. Unterschiedliche Farben signalisieren<br />
dabei die Schadensentwicklung. Der Zustand lässt sich direkt am Sensor ablesen<br />
oder extern über Schaltausgänge visualisieren. Die Parametrierung erfolgt über<br />
eine RS-232-Schnittstelle. Mit einem Sensor lassen sich bis zu fünf Lagerstellen<br />
überwachen. Alternativ können 20 Einzelfrequenzen (z. B. Zahneingriffsfrequenz,<br />
Unwucht) diagnostiziert werden.<br />
und erfahrenen Getriebespezialisten<br />
noch nicht. Gegenwärtig<br />
evaluiert er das Überwachungsund<br />
Diagnosesystem DUV10 von<br />
SEW. Es überwacht per Schwingungsanalyse<br />
die Getriebemotoren<br />
und erkennt dadurch frühzeitig<br />
sich anbahnende Schäden.<br />
Nachhaltige Prozesse<br />
Aus den erhitzten Schnitzeln extrahiert<br />
man den gelösten Zucker<br />
und reinigt dann den Saft mit Hilfe<br />
von Kalkmilch von unerwünschten<br />
Nichtzuckerstoffen. Im Zuckerhaus<br />
wird der filtrierte Zuckersaft in einer<br />
Verdampfstation eingedickt<br />
und unter Vakuum kristallisiert.<br />
Die übrigen ausgepressten Schnitzel<br />
werden – in Ballen siliert, getrocknet<br />
oder zu Pellets gepresst –<br />
als Tierfutter verkauft.<br />
Es ist erstaunlich wie wenig Reststoffe<br />
bei der Zuckerherstellung<br />
übrig bleiben. Selbst die beim Waschen<br />
anfallende Erde wird entwässert<br />
und geht aufbereitet in<br />
den Verkauf. Steine werden in die<br />
Baustoffindustrie weitergegeben.<br />
Und der durch Filtrierung wieder<br />
zurückgewonnene Kalk findet als<br />
Dünger Verwendung. Ein fast geschlossener<br />
Kreislauf – bedenkt<br />
man, dass auch das Prozesswasser<br />
in der eigenen Anlage vorgereini-<br />
Im Zuckerhaus wird der filtrierte Zuckersaft in einer Verdampferstation eingedickt und<br />
unter Vakuum kristallisiert<br />
APRIL Ausgabe 2/2013 foodTechnologie<br />
17
VerFahrenstechnik<br />
Mechanische Verfahrenstechnik<br />
gt wird. Ein Teil des Wassers wird in einem kleinen<br />
See zwischengespeichert und zu einem späteren<br />
Zeitpunkt in den Vorfluter geleitet. Der anfallende<br />
Rest wird in einer externen Kläranlage<br />
zu Trinkwasser verarbeitet.<br />
Mike Bruhin ist auch Leiter des Kesselhauses.<br />
Hier wird die Energie für die Fabrik erzeugt.<br />
Die mit Gas befeuerten Dampfturbinen erzeugen<br />
die gesamte elektrische Energie während<br />
der Produktionszeit. Die Hitze des entspannten<br />
Dampfes wird für verschiedene Prozesse<br />
der Zuckergewinnung eingesetzt. Alles<br />
in allem stellt die Herstellung von Zucker<br />
eine sehr effiziente und ökologische Nutzung<br />
der Ressourcen dar. Nicht unerwähnt bleiben<br />
darf, dass Zuckerüben mit ihren grossen Blättern<br />
eine sehr wichtige, luftreinigende Pflanze<br />
in der Schweiz sind. Außerdem benötigt die<br />
Rübe im Vergleich zum Zuckerrohr nur einen<br />
Bruchteil des kostbaren Wassers.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.sew-eurodrive.de<br />
Quelle(n) Bild(er): SEW-Eurodrive<br />
20 Jahre Leitlinien für umweltschonenden Zuckerrübenanbau:<br />
Zuckerrüben lassen sich umweltschonend<br />
anbauen. Sie haben einen<br />
geringen Bedarf an Stickstoffdünger<br />
und zeichnen sich durch<br />
eine effiziente Wassernutzung<br />
aus. Die Landwirte tragen mit optimierten<br />
Anbau- und Ernteverfahren<br />
zu einem umweltverträglichen<br />
Anbau bei. Die Zuckerrübenanbauer<br />
in Deutschland orientieren<br />
sich dabei seit mehr als 50 Jahren<br />
an den Ergebnissen eines umfangreichen,<br />
praxisorientierten Feld-<br />
Zucker war bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts<br />
ein begehrtes und kostbares Süßungsmittel, das<br />
versuchswesen und seit 1993 an<br />
ausschließlich aus dem in Übersee angebauten<br />
den „Leitlinien eines umweltschonenden<br />
Zuckerrübenanbaus“. In<br />
Zuckerrohr gewonnen wurde. Erst im Jahr 1747<br />
entdeckte der Chemiker Andreas Sigismund<br />
Marggraf, dass heimische, als Viehfutter an- diesen Leitlinien haben die Anbauerverbände<br />
Maßnahmen zum<br />
gebaute Rüben Zucker enthalten.<br />
Schutz und Erhalt der Bodenfruchtbarkeit,<br />
zur Umsetzung einer<br />
bedarfsgerechten und umweltverträglichen Düngung sowie zur nachhaltigen<br />
Krankheits- und Schädlingsbekämpfung formuliert. Die Zuckerwirtschaft evaluiert<br />
die beschriebenen Maßnahmen regelmäßig, befragt Landwirte hierzu und empfiehlt<br />
bei Bedarf, die Leitlinien anzupassen.<br />
Bodenschonender Anbau:<br />
Die Qualität der Böden wird vor allem durch reduzierte<br />
Bodenbearbeitung erhalten. Vielfach<br />
kommt das Mulchsaatverfahren zum Einsatz,<br />
bei dem ohne vorheriges Pflügen die Felder bestellt<br />
werden. Dieses Verfahren und der Anbau<br />
von Zwischenfrüchten vor der Rübenaussaat<br />
stellen sicher, dass die Felder von einer schützenden<br />
Vegetationsschicht bedeckt bleiben.<br />
Bodenerosion wird dadurch minimiert. Auch<br />
die Reinigung der Rüben direkt bei der Ernte<br />
und beim Verladen schützt vor Bodenverlusten.<br />
Düngung nur nach Bedarf:<br />
Der Nährstoffgehalt der Böden wird im Regelfall<br />
vor einer Düngung analysiert. So kann exakt<br />
die nötige Menge an Nährstoffen wie Stickstoff,<br />
Kali und Phosphor bestimmt werden, die für<br />
eine erfolgreiche Ernte notwendig ist. Eine Überdüngung<br />
wird so vermieden. Der Verbrauch von<br />
Stickstoff pro Hektar hat sich dadurch in den<br />
vergangenen 30 Jahren fast halbiert. Gleichzeitig<br />
verdoppelte sich nahezu der Zuckerertrag pro<br />
Hektar und damit wurde auch die Effizienz der<br />
Stickstoffdüngung stark erhöht.<br />
Im März/April – sobald der Ackerboden abgetrocknet und erwärmt<br />
ist – beginnt der Landwirt mit der Aussaat der Rüben.<br />
Schadschwellen-orientierter Pflanzenschutz für gesunde Rübenbestände:<br />
Heute stehen Dank der modernen Pflanzenzüchtung Sorten zur Verfügung, die sich<br />
durch eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen<br />
auszeichnen. Dennoch können zusätzliche Pflanzenschutzmaßnahmen erforderlich<br />
sein. Landwirte sollen dann prüfen, ob biologische Verfahren zum Erfolg führen.<br />
Beim Einsatz von chemischen<br />
Pflanzenschutzmitteln wird nach<br />
Rund 180 Tage nach der Aussaat können die<br />
der Devise „so wenig und so gezielt<br />
wie möglich“ verfahren.<br />
Zuckerrüben geerntet werden.<br />
Pflanzenschutzmittel mit einem<br />
engen Wirkungsspektrum kommen<br />
bevorzugt zum Einsatz, um<br />
zum Beispiel Nützlinge zu schonen.<br />
Auch sollen die verwendeten<br />
Wirkstoffe schnell im Boden<br />
abbaubar sein. Zudem orientieren<br />
sich die Landwirte am Schadschwellenprinzip:<br />
Ein gewisses<br />
Ausmaß an Krankheiten und<br />
Schädlingen wird toleriert. Erst<br />
wenn eine bestimmte Schwelle<br />
überschritten ist, werden Pflanzenschutzmittel<br />
eingesetzt.<br />
Schneller Reihenschluss macht Unkräutern<br />
das Leben schwer:<br />
Die Landwirte sorgen durch den richtigen Zeitpunkt<br />
der Aussaat für optimale Wachstumsbedingungen<br />
der Zuckerrüben. Die jungen<br />
Pflanzen wachsen dadurch schnell und die Rübenreihen<br />
bedecken mit ihren Blättern in kurzer<br />
Zeit die gesamte Feldoberfläche. Das lässt<br />
wenig Licht und Platz für Unkräuter. Auf diese<br />
Weise reduzieren die Landwirte den Einsatz<br />
von Unkrautbekämpfungsmitteln. Darüber<br />
hinaus bauen die Landwirte Zuckerrüben nicht<br />
in aufeinanderfolgenden Jahren auf demselben<br />
Feld an, sondern im mehrjährigen Wechsel beispielsweise<br />
mit Getreide. Solche vielfältigen<br />
Fruchtfolgen fördern die Artenvielfalt und<br />
verhindern die Ausbreitung von resistenten<br />
Unkräutern und Schadinsekten.<br />
Weitere Informationen:<br />
Wirtschaftliche Vereinigung Zucker<br />
www.zuckerverbaende.de<br />
18 foodTechnologie Ausgabe 2/2013 APRIL