07.01.2014 Aufrufe

leseprobe - Hase und Igel Verlag

leseprobe - Hase und Igel Verlag

leseprobe - Hase und Igel Verlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„Diese Nachtaufnahmen kommen besser als jede<br />

gekaufte CD“, sagt Ida. „Aber warum müssen wir uns<br />

das Geschnarche jetzt anhören?“, wendet sie sich an<br />

dich. „Worum geht’s denn nun wirklich?“<br />

Du hältst den Finger an die Lippen, damit keiner<br />

mehr dazwischenquasselt. „Gleich kommt’s.“<br />

Kaum hast du das gesagt, hört ihr ein Rumpeln.<br />

Alle spitzen die Ohren.<br />

„Mach lauter“, sagst du zu Svenny. „Sonst hört man<br />

kaum was.“<br />

Ihr beugt euch alle vor zu den Lautsprechern.<br />

Mit geschlossenen Augen wartest du voll konzentriert<br />

auf das Flüstern, das gleich einsetzen wird.<br />

„Pass auf, hier sind überall Seile!“, zischt jemand.<br />

„Du weckst alle.“<br />

„Ist ja gut, Mann“, flüstert eine zweite Person.<br />

„Glaubst du wirklich, dass die ihre Hintertür die ganze<br />

Woche auflassen?“<br />

„Geht’s nicht lauter?“, fragt Florentine.<br />

Svenny schüttelt den Kopf, bedeutet ihr per Handzeichen,<br />

dass sie still sein soll.<br />

„Nicht, wenn du alle aus dem Schlaf haust“, ist in<br />

scharfem Ton wieder die Stimme des ersten Mannes zu<br />

vernehmen.<br />

„Du bist wohl noch nie gestolpert, was?“, mault der<br />

zweite.<br />

„Pass einfach auf, wo du hintrittst, Mann. Also, wir<br />

schnappen uns den Kombi von deinem Onkel <strong>und</strong><br />

räumen hier richtig aus.“<br />

„Tolle Idee“, höhnt der zweite. „Was ist bitte mit der<br />

Firmenaufschrift?“<br />

„Ist doch Nacht, Mann. Das Auto ist schwarz.“<br />

„Die Aufschrift ist weiß.“<br />

„Machen wir eben Klebeband über das Firmenlogo.<br />

Und die Nummernschilder verdecken wir auch.“<br />

62 63


„Hm. Wenn wir mit dem Auto ranfahren, werden<br />

die doch alle wach.“<br />

„Unsinn. Wir rollen rückwärts den Berg runter.<br />

Gleich da drüben, auf dem Radweg. Ohne Motor.<br />

Echt easy.“<br />

„Weiß nicht.“<br />

„Weiß nicht, weiß nicht. Das ist voll die geile Idee,<br />

Mann. Wir organisieren uns eine Sackkarre <strong>und</strong> räumen<br />

die Schule ratzfatz leer.“<br />

„Geht aber frühestens übermorgen. Vorher krieg ich<br />

die Kiste nicht.“<br />

„Ist doch gut, Mann. In der Ruhe liegt die Kraft.<br />

Wir checken das in aller Ruhe aus.“<br />

Ab dieser Stelle hört ihr nur noch einzelne Wörter<br />

heraus: „Transportieren … Sackkarre … Schweißgerät<br />

… Sanitärbetrieb … praktisch … Bolzenschneider …<br />

Zaunaufschneiden … Leute, die mitmachen.“<br />

Leider lassen sich keinerlei Rückschlüsse darauf ziehen,<br />

für welche Nacht sich die Ganoven entscheiden.<br />

Klar scheint allerdings zu sein, dass die beiden Typen<br />

es ernst meinen <strong>und</strong> wiederkommen wollen, um die<br />

Schule zu beklauen.<br />

„Mach leiser“, sagst du zu Svenny.<br />

Zu spät: Das nächste Geräusch, das Heulen einer<br />

nächtlichen Polizeisirene, jault euch mit voller Lautstärke<br />

in die Ohren.<br />

„Autsch!“, sagt Svenny <strong>und</strong> klickt auf Stopp.<br />

„Was wollen die hier eigentlich klauen?“, bricht<br />

Manu nach einigen Sek<strong>und</strong>en euer Schweigen. „Tafelkreide?“<br />

„Die Computer aus dem Medienraum, zum Beispiel“,<br />

sagt Florentine. „Die Aufnahmegeräte, die Videokamera.“<br />

„Den Beamer, Fernsehgeräte, DVD-Player, Telefone,<br />

Instrumente aus dem Musiksaal“, ergänzt Ida.<br />

„Und im Sekretariat steht auch jede Menge teures<br />

Zeug rum“, sagt Svenny.<br />

„Hm“, macht Manu. Offenbar war ihm vorher nicht<br />

bewusst, wie viele Wertsachen sich in eurer Schule<br />

befinden.<br />

„Ich sag meinem Bruder Bescheid. Der ist bei der<br />

Polizei. Dann haben die null Chance“, sagt Ida.<br />

„Und was soll dein Bruderherz deiner Ansicht nach<br />

unternehmen?“, fragt Manu. „Die Passarellis verhaften?“<br />

„Wie kommst du jetzt auf die Passarellis?“, fragt<br />

Svenny.<br />

„Verdächtigst du im Ernst die Zirkusleute?“, wendet<br />

sich Florentine an Manu. „Willst du etwa behaupten,<br />

dass ausgerechnet die Passarellis unsere Schule beklauen<br />

wollen?“<br />

„Spiel es noch mal, Svenny“, sagt Manu. „Die eine<br />

Stimme hört sich an wie die von Enrico.“<br />

„Du spinnst“, sagt Svenny.<br />

64 65


„Tu ich nicht!“, widerspricht Manu entschieden.<br />

„Außerdem sag ich ja nicht, dass die Passarellis die<br />

Schule beklauen wollen.“<br />

„Ach nein? Irgendwie hat es sich aber gerade verdammt<br />

danach angehört“, antwortet Ida.<br />

„Blödsinn. Das würde ich nie im Leben behaupten.<br />

Ich bin sicher, dass die uns veräppeln wollen. Ihr kennt<br />

doch Enrico. Vermutlich hat er Sonntagnacht mitbekommen,<br />

dass du eines der Aufnahmegeräte aktiviert<br />

hast. Und dann hat er sich mit seinem Bruder einen<br />

Spaß daraus gemacht, für uns ein kleines Hörspiel zu<br />

inszenieren.“<br />

„Manchmal hast du wirklich ein Rad ab, Manu“,<br />

sagt Svenny.<br />

„Das glaubst du doch selbst nicht“, meint auch Ida.<br />

Florentine verschränkt die Arme vor der Brust.<br />

„Fehlt nur noch, dass du behauptest, das Schnarchen<br />

sei ebenfalls von den Passarellis inszeniert.“<br />

Sichtlich genervt verdreht Manu die Augen. „Dass<br />

ihr das nicht kapiert! Genau darum geht es mir doch:<br />

Ihr seid auf mein Schnarchen, das ich mit voller Absicht<br />

von mir gegeben habe, genauso reingefallen wie auf<br />

den Scherz von Enrico.“<br />

„Ich dachte, das Thema Schnarchen wäre endlich<br />

durch“, meint Svenny gedehnt. „Ihr könnt machen,<br />

was ihr wollt, ich hör mir das Geflüster einfach noch<br />

mal an.“ Er startet die Szene.<br />

Noch einmal hört ihr euch alles aufmerksam an.<br />

Sogar ein drittes Mal. Je ausführlicher ihr darüber<br />

diskutiert, desto stärker gehen eure Meinungen auseinander.<br />

Ihr redet euch fest, dreht euch im Kreis, bis schließlich<br />

eine Lehrerin den Kopf ins Zimmer streckt. „Wollt<br />

ihr heute keine Interviews mehr führen?“<br />

„Doch, natürlich“, antwortet Svenny. „Wir haben<br />

nur noch die Geräte vorbereitet. Akkus laden <strong>und</strong> so.“<br />

Als ihr wieder unter euch seid, wendet er sich an<br />

dich: „Wie wär’s, wenn du Enrico einfach fragst?“<br />

„Wieso ich? Das war doch Manus Idee.“<br />

„Ich brauch ihn nicht zu fragen“, sagt Manu gedehnt.<br />

„Ich bin absolut sicher, dass ich Enricos Stimme erkannt<br />

habe <strong>und</strong> er uns nur veräppeln will.“<br />

• Manu kann erzählen, was er will – du glaubst nicht,<br />

dass Enrico etwas mit dem Geflüster zu tun hat.<br />

Aber wer war es dann? Spricht das nicht dafür, dass<br />

die Schule tatsächlich ausgeraubt werden soll? Du<br />

beschließt, dennoch mit Enrico zu sprechen. Vielleicht<br />

weiß er Rat. Lies weiter auf Seite 75.<br />

66 67


• Manu ist so überzeugend, dass auch du schließlich<br />

glaubst, Enrico hätte das Gespräch inszeniert, um<br />

euch einen Streich zu spielen. Ida allerdings macht<br />

den Eindruck, als hätte sie Zweifel an Manus Verdacht<br />

<strong>und</strong> würde etwas im Schilde führen. Trotzdem<br />

nehmt ihr die Arbeit wieder auf. Lies weiter auf<br />

Seite 99.<br />

Kaum aus der Wohnung schießt dir ein heißer Feuerball<br />

durch die Magengrube. Was hat dich nur geritten,<br />

deiner Mutter gegenüber so patzig zu sein? Was du dir<br />

soeben erlaubt hast, war heftig!<br />

Missmutig stapfst du die Treppen hinunter <strong>und</strong> trittst<br />

vor die Haustür. Ein krachender Donner lässt dich zusammenzucken.<br />

Vielleicht solltest du noch einmal zurück,<br />

um dir eine Regenjacke oder einen Schirm zu holen?<br />

Und wenn du schon mal oben bist, könntest du dich<br />

bei dieser Gelegenheit auch gleich entschuldigen.<br />

Du tastest nach deinem Schlüssel. In der linken<br />

Hosentasche ist er nicht. Und in der rechten auch<br />

nicht. Mist! Bestimmt hängt er noch am Schlüsselbrett<br />

im Flur. Du müsstest also klingeln, um in die Wohnung<br />

zu kommen. Garantiert würde dir deine Mutter<br />

sofort deine Vergesslichkeit unter die Nase reiben, ehe<br />

du auch nur ein Wort der Entschuldigung über die<br />

Lippen bringen könntest.<br />

Also – was soll’s? Gehst du eben ohne Schirm <strong>und</strong><br />

Regenjacke los. Misstrauisch wirfst du einen Blick<br />

Richtung Himmel. Er ist genauso düster wie deine<br />

Stimmung. Wenn dir deine Mutter auch nur ein bisschen<br />

entgegengekommen wäre, hättest du nie <strong>und</strong><br />

nimmer so heftig reagiert! Du wärst doch schon zufrieden<br />

gewesen, wenn sie eine Übernachtung nicht gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

ausgeschlossen hätte. Warum nicht einfach abwarten,<br />

wie es dir Donnerstag oder Freitag geht?<br />

68 69

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!