leseprobe - Hase und Igel Verlag
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Inhalt<br />
„Oliver Twist“ – Das Buch im Unterricht . . . . 3<br />
Einstimmung auf die Lektüre<br />
Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung . . . . . . . . . . . 5<br />
Kopiervorlagen: Der Schriftsteller<br />
Charles Dickens . . . . . . . . . . . . . 7<br />
Das viktorianische England . . . . . 8<br />
1. bis 6. Kapitel: Ein Waisenjunge wächst heran<br />
Inhalt <strong>und</strong> Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung . . 9<br />
Kopiervorlagen: Die englischen Armengesetze . . . 12<br />
Das Leben im Armenhaus . . . . . 13<br />
Im Waisenhaus . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
Kinderarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
7. bis 16. Kapitel: Erste Abenteuer in London<br />
Inhalt <strong>und</strong> Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung . . 16<br />
Kopiervorlagen: Schattenseiten einer Großstadt . . 19<br />
London im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert . . . . . 20<br />
Fagin, der „alte Jude“ . . . . . . . . . . 21<br />
30. bis 34. Kapitel: Mut, Klugheit <strong>und</strong> Grausamkeit<br />
Inhalt <strong>und</strong> Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung . . 32<br />
Kopiervorlagen: Zur Romangattung . . . . . . . . . . . . 35<br />
Das Mordopfer Nancy . . . . . . . . . 36<br />
35. bis 40. Kapitel: Strafe <strong>und</strong> Belohnung<br />
Inhalt <strong>und</strong> Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung . . 37<br />
Kopiervorlagen: Charles Dickens – ein Meister<br />
der Ironie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
In Sachen Liebe . . . . . . . . . . . . . . 41<br />
Das große „Oliver Twist“-Rätsel . 42<br />
Der Epilog . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
Zu allen Kapiteln<br />
Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung . . . . . . . . . . . 44<br />
Kopiervorlagen: Vom Roman zum Film . . . . . . . . 46<br />
Die zeitgenössische Rezeption . . 47<br />
Literatur, Verfilmungen, Internet . . . . . . . . . . . . 48<br />
17. bis 23. Kapitel:<br />
Von Einbrechern <strong>und</strong> anderen Ganoven<br />
Inhalt <strong>und</strong> Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung . . 22<br />
Kopiervorlagen: Die Hauptfigur Oliver Twist . . . . 25<br />
Antisemitismus bei<br />
Charles Dickens . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
24. bis 29. Kapitel:<br />
Oliver im Glück <strong>und</strong> Mr Bumbles Trübsinn<br />
Inhalt <strong>und</strong> Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung . . 27<br />
Kopiervorlagen: Idyllisches Landleben . . . . . . . . . 30<br />
Oliver – ein Taugenichts? . . . . . . 31<br />
© 2010 <strong>Hase</strong> <strong>und</strong> <strong>Igel</strong> <strong>Verlag</strong> GmbH, Garching b. München<br />
www.hase-<strong>und</strong>-igel-de<br />
Lektorat: Nadine Widl<br />
Layout: Helga Lindemann<br />
Illustrationen: George Cruikshank<br />
Druck: Kösel GmbH & Co. KG, Altusried-Krugzell<br />
ISBN 978-3-86760-424-6
Im Waisenhaus<br />
Seit der Zeit des kleinen Oliver Twist hat sich vieles verändert: Soziale Einrichtungen für Kinder<br />
<strong>und</strong> Jugendliche sind heute keineswegs mehr die düsteren Aufbewahrungsanstalten, die sie im<br />
19. Jahrh<strong>und</strong>ert einmal waren …<br />
Lies dir die folgenden Aussagen von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen aufmerksam durch.<br />
Ich lebe seit einem Jahr in einer betreuten<br />
Wohngruppe. Die Erzieher <strong>und</strong> Sozialpädagogen<br />
hier im Haus helfen uns, ein selbstständiges Leben<br />
zu führen. Als ich hierherkam, hatte ich gerade die<br />
Schule geschmissen – keinen Bock mehr! Aber hier<br />
wurde mir klar, dass ein Schulabschluss wichtig ist.<br />
Momentan mache ich meinen Quali nach <strong>und</strong><br />
danach will ich eine Ausbildung anfangen.<br />
Endlich habe ich eine Perspektive!<br />
Meine Mutter<br />
ist gestorben, als ich noch<br />
sehr klein war. Mein Vater war<br />
mit der ganzen Situation völlig<br />
überfordert, deshalb hat er mich<br />
in ein Heim gegeben. Hier habe ich<br />
erfahren, was es heißt, eine richtige<br />
Familie zu haben.<br />
Als ich mit 15 schwanger wurde,<br />
hat mich meine Mama einfach rausgeschmissen.<br />
Ich bin dann in einem Mutter-Kind-<br />
Heim unter gekommen. Hier kann ich jetzt<br />
auch meine Schule zu Ende machen, weil<br />
mein kleiner Sohn vormittags betreut wird.<br />
Außerdem helfen mir die Sozial pädagogen<br />
<strong>und</strong> die anderen jungen Mütter,<br />
die hier wohnen, bei allen Fragen<br />
in Sachen Erziehung.<br />
Früher hab ich ziemlich<br />
viel Mist gebaut, hatte ständig Ärger<br />
mit der Polizei. Irgendwann bin ich dann<br />
im geschlossenen Heim gelandet.<br />
Zuerst fand ich’s furchtbar! Aber inzwischen<br />
weiß ich, dass es das Beste war, was mir<br />
passieren konnte – sonst wäre ich sicher<br />
noch weiter abgerutscht.<br />
Mit meinen Eltern gab es jeden Tag Stress.<br />
Irgendwann bin ich dann einfach von zu Hause<br />
abgehauen. Ein Kumpel hat mir von einem sogenannten<br />
„Clearinghaus“ in unserer Stadt erzählt. Dort konnte ich<br />
ein paar Wochen wohnen <strong>und</strong> mir wurde dort auch<br />
geholfen, die Probleme mit meinen Eltern in den Griff<br />
zu bekommen. Jetzt lebe ich wieder zu Hause <strong>und</strong><br />
momentan klappt es auch ganz gut.<br />
Fasst zusammen: Welche Aufgaben <strong>und</strong> Funktionen<br />
erfüllen die Einrichtungen der Jugendfürsorge heute?<br />
14<br />
Materialien & Kopiervorlagen zu: Charles Dickens, Oliver Twist © <strong>Hase</strong> <strong>und</strong> <strong>Igel</strong> <strong>Verlag</strong>, Garching b. München
Schattenseiten einer Großstadt<br />
Die Zeichung „A Court for King Cholera“ von John Leech erschien 1852 in der Satirezeitung „Punch“<br />
<strong>und</strong> zeigt eine Straßenszene in einem Londoner Elendsviertel.<br />
Schaut euch das Bild drei Minuten still an. Tauscht euch anschließend darüber aus, was<br />
ihr gesehen <strong>und</strong> entdeckt habt. Sammelt die Ergebnisse an der Tafel.<br />
A COURT FOR KING CHOLERA.<br />
Welche Bedeutung könnte der Titel des Bildes haben? Diskutiert darüber in der Klasse.<br />
Vergleicht das Bild mit den Beschreibungen Londons im Roman. Welche Gemeinsamkeiten<br />
<strong>und</strong> Unterschiede könnt ihr feststellen?<br />
Materialien & Kopiervorlagen zu: Charles Dickens, Oliver Twist © <strong>Hase</strong> <strong>und</strong> <strong>Igel</strong> <strong>Verlag</strong>, Garching b. München 19
Oliver – ein Taugenichts?<br />
Im viktorianischen Zeitalter herrschte die Meinung vor, dass Kriminelle bereits von Geburt an<br />
schlechte Menschen sind. Auch im Roman „Oliver Twist“ spielt die Frage nach den Ursachen von<br />
Kriminalität eine wichtige Rolle.<br />
Es gibt zwei zentrale philosophische Erklärungsansätze, die zur Beantwortung herangezogen<br />
werden können. Lies den folgenden Text <strong>und</strong> unterstreiche wichtige Informationen.<br />
Bereits in der Antike verwendeten u. a. Platon <strong>und</strong><br />
Aristoteles den lateinischen Begriff „Tabula rasa“<br />
(= „abgeschabte Tafel“) als Metapher für den Zustand<br />
der Seele in ihrem ursprünglichen Zustand, d. h.<br />
bevor äußere Eindrücke auf sie einwirken.<br />
In der Aufklärung griff John Locke diesen Gedanken<br />
wieder auf: Die Seele eines Kindes bei der Geburt<br />
ist demnach vergleichbar mit einem unbeschriebenen<br />
Blatt, das im Laufe des Lebens von der Erfahrung<br />
geprägt wird. Ein Mensch, dem überwiegend<br />
Gutes widerfährt, wird also eine positive Einstellung<br />
zum Leben entwickeln. Dagegen wird ein Mensch<br />
eher schlechte Eigenschaften ausbilden, wenn er seine<br />
Umwelt als etwas Negatives wahrnimmt.<br />
Mit seiner These widersprach John Locke beispielsweise<br />
der von René Descartes vertretenen Lehre<br />
der angeborenen Ideen. Nur diese „ideae innatae“<br />
können demnach als Erkenntnisgr<strong>und</strong>lage dienen.<br />
Ebenso steht die lockesche Auffassung den Annahmen<br />
Immanuel Kants ent gegen, der bestimmte Denkungsarten<br />
<strong>und</strong> Eigenschaften des Menschen als<br />
angeboren betrachtete.<br />
Vor allem durch die Zwillingsforschung, die im<br />
19. Jahrh<strong>und</strong>ert ihre Ursprünge hat, erhoffte man<br />
sich Antworten auf die Frage „Vererbt oder erworben?“.<br />
Viele Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet<br />
wurden jedoch im Sinne politischer Ideologien<br />
gedeutet <strong>und</strong> konnten einer späteren Überprüfung<br />
nicht standhalten. Heute besteht Konsens darüber,<br />
dass sowohl die Gene als auch die Umwelt zur Persönlichkeit<br />
eines Menschen beitragen.<br />
Welche der beiden oben genannten Erklärungen trifft auf die folgenden Figuren aus<br />
Dickens’ Roman zu? Übertrage die Tabelle in dein Heft <strong>und</strong> ergänze.<br />
Lebensumstände Charakter Erklärungsansatz<br />
Fagin<br />
lebt in einem verruchten Stadtteil<br />
Londons, wie er dahin gekommen ist,<br />
wird nicht thematisiert<br />
Oliver<br />
Rose<br />
Nancy<br />
Vergleicht <strong>und</strong> diskutiert eure Ergebnisse. Welche Position bezieht Dickens in seinem<br />
Roman bezüglich der Ursachen von Kriminalität?<br />
Materialien & Kopiervorlagen zu: Charles Dickens, Oliver Twist © <strong>Hase</strong> <strong>und</strong> <strong>Igel</strong> <strong>Verlag</strong>, Garching b. München 31