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titelthema<br />

r vom Arbeitsgericht einkassiert. Es blieb<br />

aber bei <strong>de</strong>r endgültigen Trennung. Die<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen um <strong>de</strong>n Gekündigten<br />

hatten nicht nur die Ärzteschaft,<br />

son<strong>de</strong>rn auch die gesamte Belegschaft<br />

gespalten. Auch nach seinem Abgang<br />

ging ein Riss durch die Mitarbeiter. Es<br />

herrschte Misstrauen und eine gegenseitige<br />

Blocka<strong>de</strong>haltung. Zu allem Überfluss<br />

drohte bei weiterer ökonomischer<br />

Talfahrt ein Verkauf <strong>de</strong>s Klinikums an<br />

eine „Heuschrecke“. Je kritischer die Situation<br />

wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>sto mehr litten die Umgangsformen.<br />

Der neue ärztliche Direktor<br />

(Sprecher <strong>de</strong>r Chefärzte), Privatdozent<br />

Dr. Niko Zantl, wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

sogar <strong>de</strong>r Lüge bezichtigt. Man versuchte,<br />

ihn in seiner Glaubwürdigkeit zu<br />

erschüttern. „Multiples Organversagen<br />

am Klinikum“, diagnostizierte die Lokalzeitung<br />

„Südkurier“ <strong>de</strong>n damaligen Zustand<br />

<strong>de</strong>s immerhin seit 1225 bestehen<strong>de</strong>n<br />

Krankenhauses.<br />

Zantls Versuch, <strong>de</strong>n Streit durch einen<br />

Führungskräfte-Workshop in Eigenregie<br />

zu lösen, half nicht wesentlich weiter. Der<br />

Vorsatz, sich bei <strong>de</strong>r Suche nach Problemlösungen<br />

allein auf die Sachebene zu konzentrieren,<br />

konnte nicht funktionieren.<br />

Der Mediziner lernte auf einem Kongress<br />

die bei<strong>de</strong>n systemischen Organisationsberater<br />

und Konfliktklärungsexperten<br />

Hans-Jürgen Lenz und Werner Moser von<br />

<strong>de</strong>r Freiburger Unternehmensberatung<br />

„Balance“ kennen. Bei<strong>de</strong> entwickelten<br />

für das Klinikum das Konzept „Hocheskalierte<br />

Konflikte mit Herzintelligenz lösen“<br />

und starteten mit einem zweitägigen<br />

Workshop für die vier Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Klinikleitung<br />

(zu <strong>de</strong>nen auch <strong>de</strong>r ärztliche<br />

Direktor gehörte) und die 18 Chefärzte<br />

<strong>de</strong>s Krankenhauses. Das Ziel war, möglichst<br />

viele Konflikte anzusprechen und<br />

Fotos: www.balance-beratung.<strong>de</strong><br />

Projektarbeit: Nach erfolgter Klärungsarbeit wur<strong>de</strong>n wichtige Projekte, die<br />

wegen allgemeiner Spannungen ins Stocken gerieten, neu gewichtet.<br />

im Dialog zu klären, die Anwesen<strong>de</strong>n<br />

zu einem geschlossenen, handlungsfähigen<br />

Leitungsteam zu vereinen und das<br />

Engagement für Projekte zu erhöhen,<br />

die die Wirtschaftlichkeit <strong>de</strong>s gesamten<br />

Klinikums för<strong>de</strong>rn. In diesem ersten<br />

Workshop kam es darauf an, die Fronten<br />

aufzubrechen, Konfliktmuster offenzulegen<br />

und ein Um<strong>de</strong>nken zu ermöglichen.<br />

Dazu mussten die Teilnehmer emotional<br />

erst einmal wachgerüttelt wer<strong>de</strong>n. Ein<br />

Hilfsmittel auf diesem Weg war, dass <strong>de</strong>r<br />

Workshop an<strong>de</strong>rs startete als alle an<strong>de</strong>ren<br />

Seminare, die sie bis dahin erlebt hatten.<br />

Beim Betreten <strong>de</strong>s Seminarraums sahen<br />

die Teilnehmer brennen<strong>de</strong> Kerzen,<br />

Jonglier bälle, bunte Seile und Stoff<strong>de</strong>lfine.<br />

Die erste Reaktion war, dass viele<br />

Ärzte mil<strong>de</strong> lächelten und sich mit einer<br />

spürbaren inneren Abwehr in <strong>de</strong>n Stuhlkreis<br />

setzten. Die Trainer griffen das auf<br />

und eröffneten die Veranstaltung mit <strong>de</strong>n<br />

Worten: „Wir wissen, dass das Ensemble<br />

für Sie lächerlich wirkt, aber es erschließt<br />

sich gleich, wofür es steht.“ Lenz erklärte<br />

dann: „Die Kerze, die da brennt, soll Ihnen<br />

zeigen, dass Licht stärker ist als Dunkelheit.<br />

In Ihrer Klinik herrscht viel Finsternis.<br />

Mit <strong>de</strong>r Arbeit, die wir hier machen,<br />

möchten wir Licht ins Dunkle bringen.<br />

Die Delfine überleben seit 30 Millionen<br />

Jahren, weil sie sich unterstützen, effektiv<br />

zusammen jagen und hoch kommunikativ<br />

sind. Das ist etwas, was Ihnen fehlt.“<br />

Wachrütteln und hinterfragen<br />

Ehe sich die Teilnehmer versahen, ging<br />

die Begrüßung in eine „Brandre<strong>de</strong>“ über,<br />

in <strong>de</strong>r die Trainer die durch die Zwietracht<br />

hervorgerufenen Missstän<strong>de</strong> am<br />

Klinikum in aller Offenheit ansprachen.<br />

Dieser Paukenschlag war als Initialzündung<br />

genau geplant. Vorher hatten die<br />

Trainer bei <strong>de</strong>r Belegschaft <strong>de</strong>s Klinikums<br />

und bei Bürgern und Politikern <strong>de</strong>r Stadt<br />

Konstanz recherchiert, welche Auswirkungen<br />

die Spannungen auf die tägliche<br />

Arbeit und das Ansehen <strong>de</strong>r Klinik<br />

haben. „Wir gingen bis an die Schmerzgrenze<br />

<strong>de</strong>ssen, was man Ärzten an <strong>de</strong>n<br />

Kopf werfen darf“, erinnert sich Lenz.<br />

„Aber alle plastisch beschriebenen Missstän<strong>de</strong><br />

entsprachen <strong>de</strong>n Tatsachen.“ Die<br />

04.<br />

Durch Offenheit in <strong>de</strong>r Kommunikation<br />

eine Brücke in die<br />

Welt <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren bauen<br />

05.<br />

Durch Gleichmut für mehr<br />

Stressfreiheit, Gesundheit<br />

und inneren Frie<strong>de</strong>n sorgen<br />

06.<br />

Wahrhaftigkeit als Grundlage<br />

für Kooperationen und<br />

Konfliktlösungen akzeptieren<br />

18 wirtschaft+weiterbildung 02_2013

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