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titelthema<br />

interview. Privatdozent Dr. Niko Zantl, Chefarzt <strong>de</strong>r Urologie und ärztlicher Direktor<br />

<strong>de</strong>s Klinikums Konstanz, berichtet über seine Erfahrungen mit <strong>de</strong>m Konflikt lösungsworkshop<br />

aus unserer Titelgeschichte (ab Seite 16) und die Erfolge, die das Klinikum<br />

Konstanz mit <strong>de</strong>r Bearbeitung alter Grabenkämpfe hatte.<br />

„Wir nennen es <strong>de</strong>n Geist<br />

von Heiligenberg“<br />

An einem Wochenen<strong>de</strong> im November<br />

2011 trafen sich die Leiter <strong>de</strong>s Klinikums<br />

Konstanz (Geschäftsführer, ärztlicher<br />

Direktor, Pflegedienstleiter und Personalleiter)<br />

und 18 Chefärzte zu einem<br />

Konfliktklärungsworkshop. <strong>Als</strong> sie <strong>de</strong>n<br />

Tagungsraum betraten, sahen sie Kerzen,<br />

Blumen, Jonglierbälle, Stoff<strong>de</strong>lfine<br />

und Ähnliches. Wie reagierten die Teilnehmer?<br />

Dr. Niko Zantl: Unsere bei<strong>de</strong>n Trainer hatten<br />

im Vorfeld viel Zeit aufgebracht, um<br />

<strong>de</strong>n Teilnehmern die Scheu vor einem<br />

gemeinsamen Workshop zu nehmen.<br />

Wir wussten zumin<strong>de</strong>st, dass da etwas<br />

an<strong>de</strong>res auf uns zukommen wür<strong>de</strong>, als<br />

wir es von bisherigen Tagungen her kannten.<br />

Uns war klar, dass wir zum Beispiel<br />

unsere Art <strong>de</strong>r Kommunikation wür<strong>de</strong>n<br />

än<strong>de</strong>rn müssen und dass dazu auch außergewöhnliche<br />

Trainingsmetho<strong>de</strong>n nötig<br />

sein wür<strong>de</strong>n. Aber zu Beginn gab es dann<br />

doch Irritationen. Einer sagte, wenn er<br />

seinen Namen tanzen müsse, dann gehe<br />

er wie<strong>de</strong>r. Im Grun<strong>de</strong> zeigen solche Bemerkungen<br />

aber nur die Angst <strong>de</strong>r Menschen,<br />

sich öffnen zu sollen. Die Trainer<br />

haben mil<strong>de</strong>s Lächeln und <strong>de</strong>ftigen Spott<br />

gelassen ertragen. Das habe ich bewun<strong>de</strong>rt.<br />

Wie haben es die Trainer geschafft,<br />

dass keiner gleich wie<strong>de</strong>r nach Hause<br />

gefahren ist?<br />

Zantl: Der Auftakt bestand darin, dass<br />

uns die Trainer einen Lagebericht gegeben<br />

haben. Sie erzählten, was sie im<br />

Krankenhaus alles an Missstimmung,<br />

Misstrauen, Konkurrenzneid und Grabenkämpfen<br />

beobachtetet hatten. Au-<br />

ßer<strong>de</strong>m haben sie uns auf <strong>de</strong>r Basis ihrer<br />

Befragungen zurückgemel<strong>de</strong>t, wie Patienten,<br />

Bürger und die Politiker damals<br />

über unser Krankenhaus re<strong>de</strong>ten. Da war<br />

uns klar: Es muss sich etwas än<strong>de</strong>rn und<br />

alle waren durchaus neugierig, welchen<br />

Weg die bei<strong>de</strong>n Trainer uns vorschlagen<br />

wollten. Außer<strong>de</strong>m haben die Trainer<br />

sehr schnell erklärt, dass alle Gegenstän<strong>de</strong><br />

einen symbolischen Wert haben:<br />

Die Kerze steht dafür, dass bei uns damals<br />

Finsternis herrschte und die Arbeit<br />

im Workshop Licht ins Dunkel bringen<br />

sollte. Die Delfine stehen für vorbildliche<br />

Kommunikation und Kooperation – das<br />

waren auch Dinge, die uns fehlten und<br />

die wir uns dann zum Beispiel durch die<br />

Beschäftigung mit <strong>de</strong>n Strategien <strong>de</strong>r Delfine<br />

erarbeitet haben.<br />

Erinnern Sie sich an eine Übung o<strong>de</strong>r<br />

eine Simulation, die für Sie beson<strong>de</strong>rs<br />

beeindruckend war?<br />

Zantl: Es gab viele spannen<strong>de</strong> Team-<br />

Übungen mit nachhaltigen Aha-Effekten.<br />

Mich hat eine eher unspektakuläre Übung<br />

beeindruckt, die darin bestand, dass<br />

wir nach <strong>de</strong>r Einführungsre<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Trainer<br />

jeweils zu zweit einen Spaziergang<br />

gemacht haben – und zwar mit einem<br />

Partner, mit <strong>de</strong>m wir noch über unsere<br />

Rolle in <strong>de</strong>r aktuellen Situation <strong>de</strong>r Klinik<br />

zu sprechen hatten. Ziel war es, mit<br />

ehrlichem Interesse unsere eigenen Anliegen<br />

zu erkun<strong>de</strong>n. Das mag für Außenstehen<strong>de</strong><br />

banal klingen, aber ich hätte<br />

nicht gedacht, dass diese parallel stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Gespräche unsere Gedanken und<br />

unser Verhalten <strong>de</strong>rart für <strong>de</strong>n Workshop<br />

öffnen wür<strong>de</strong>n.<br />

Dr. Niko Zantl ist seit 2011 <strong>de</strong>r ärztliche<br />

Direktor <strong>de</strong>s Klinikums Konstanz. Es wer<strong>de</strong>n<br />

rund 900 Mitarbeiter beschäftigt.<br />

22 wirtschaft+weiterbildung 02_2013

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