Raymond Saner Verhandlungstechnik - Haupt Verlag
Raymond Saner Verhandlungstechnik - Haupt Verlag
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<strong>Raymond</strong> <strong>Saner</strong><br />
<strong>Verhandlungstechnik</strong>
<strong>Verhandlungstechnik</strong><br />
Strategie<br />
Taktik<br />
Motivation<br />
Verhalten<br />
Delegationsführung<br />
<strong>Raymond</strong> <strong>Saner</strong><br />
<strong>Haupt</strong> <strong>Verlag</strong><br />
Bern Stuttgart Wien
Zum Autor<br />
Prof. Dr. <strong>Raymond</strong> <strong>Saner</strong> (1947), studierte Betriebs- und Volkswirtschaft, Soziologie,<br />
Pädagogik und Psychologie an den Universitäten Basel, Freiburg i. Br., Cambridge und<br />
UGS Cincinnati/Ohio, USA. Er ist Dozent beim Wirtschaftswissenschaftlichen Zentrum<br />
der Universität Basel und Sciences Po, Paris, und ist gleichzeitig Präsident der Firma<br />
Organisational Consultants Ltd., Hong Kong und Direktor der Abteilung Diplomacy Dialogue<br />
der Stiftung Centre for Socio-Eco-Nomic Development, in Genf.<br />
Dr. <strong>Saner</strong> ist Verhandlungsberater multinationaler Firmen und Regierungen. Er führt<br />
Verhandlungsseminare durch für Wirtschaftsführer und Diplomaten in Brüssel, Beijing,<br />
Bern, Bonn, Den Haag, Frankfurt, Genf, Hong Kong, Jakarta, Kuala Lumpur, Madrid,<br />
Manila, New York, Paris, Rom, und Taipei und ist Autor vieler Fallstudien, Simulationen<br />
und Artikel im Bereiche der Verhandlungsführung.<br />
Publikationen<br />
– L’art de la négociation (2005, 2.Auflage, Chiron Editions, Paris)<br />
– El Experto Negociador (2003, Gestion 2000, Barcelona)<br />
– O negociador experiente (2005, 2.Auflage, Ed. Senac, Sao Paolo)<br />
– The Negotiation Expert (2008, 3.Auflage, Martinus Nijhoff Publisher, Den Haag)<br />
Kontaktadresse<br />
Prof. Dr. <strong>Raymond</strong> <strong>Saner</strong><br />
Director, Diplomacy Dialogue<br />
CSEND, CP 1498 Mt Blanc<br />
1211 Genf, Schweiz<br />
www.diplomacydialogue.org<br />
www.csend.org<br />
www.organisationalconsultants.com<br />
1.Auflage: 1997<br />
2.Auflage: 2008<br />
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet<br />
über http://dnb.d-nb.de abrufbar.<br />
ISBN 978-3-258-07297-5<br />
Alle Rechte vorbehalten<br />
Copyright © 2008 by <strong>Haupt</strong> Berne<br />
Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des <strong>Verlag</strong>es ist unzulässig<br />
Printed in Germany
5<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort 7<br />
1. Theorie und Praxis der Verhandlung 13<br />
2. Distributive Verhandlung 41<br />
3. Bedürfnisse und Motivation 67<br />
4. Integrative Verhandlung 85<br />
5. Strategie 111<br />
6. Taktik 137<br />
7. Phasen und Runden 159<br />
8. Verhalten 175<br />
9. Delegationsführung 189<br />
10. Anspruchsgruppen und Öffentlichkeit 201<br />
11. Komplexe Verhandlungen 217<br />
12. Wahrnehmung und Kommunikation 229<br />
13. Stress 235<br />
14. Zwischen den Kulturen 249<br />
Literatur 269
7<br />
Vorwort<br />
Zum Thema<br />
Das Lösen von Konflikten gehört zum Menschen wie Geburt und Tod. Wir<br />
erleben Konflikte in uns selbst, sind manchmal unsicher, von der Qual der<br />
Wahl gefordert,manchmal entscheidungsgelähmt. Wir erleben auch Konflikte<br />
mit unseren Mitmenschen, als Gruppe mit anderen Gruppierungen,<br />
mit Sozialpartnern, Staaten.<br />
Konflikte drängen auf Entscheidung und Handlung. Manchmal kommt es<br />
zum Streit, vielleicht sogar zum Krieg. Ein anderes Mal ergibt sich eine<br />
Öffnung in Richtung Verhandlung und Frieden. Beide Möglichkeiten sind<br />
immer latent vorhanden. In dieser Situation der Ambivalenz kann es dazu<br />
kommen, dass eine Verhandlung auseinander fällt, der unterschwellige<br />
Konflikt entlädt sich in eine kriegerische Auseinandersetzung, oder umgekehrt,<br />
nach kriegerischer Auseinandersetzung kommt es vielleicht zur<br />
gegenseitigen Erschöpfung, zu einer Pattsituation und darauf zum vorsichtigen<br />
Herantasten am Verhandlungstisch.<br />
Die Verhandlung und der Konflikt gehören zueinander wie Siamesische<br />
Zwillinge, und beide zusammen bilden einen unabdingbaren Teil unserer<br />
existentiellen Wirklichkeit. Ein Leben ohne Konflikte ist undenkbar. Aus<br />
jedem Gleichgewicht heraus folgt das unweigerlich nächste Ungleichgewicht.<br />
Nach dem Essen kommt unweigerlich wieder der Hunger, der<br />
Zwang nach neuer Nahrungssuche, neuer Auseinandersetzung mit der<br />
Umwelt. Jede neue Auseinandersetzung wiederum drängt auf eine neue<br />
Lösung und jede neue Auseinandersetzung mit der Umwelt ergibt Möglichkeiten,<br />
die unweigerlich nächsten Konflikte so kreativ als möglich zu<br />
lösen.
VORWORT<br />
8<br />
Mensch zu sein bedeutet, gleichzeitig konfliktfähig und kooperationsfähig<br />
zu sein. Dieses Buch beleuchtet beide Möglichkeiten, konzentriert sich aber<br />
vor allem auf die Konfliktlösung durch Verhandlung. Streitbarkeit und<br />
Krieg sind wohl manchmal von Nöten, die Zerstörung wiedergutzumachen<br />
aber ist oft schwieriger und schmerzhafter. Warum nicht weiterverhandeln<br />
solange die Interessen der Konfliktparteien gewahrt sind?<br />
Wie man konstruktiv und zum Vorteil aller Beteiligten Konfliktparteien<br />
vermittelt, das ist die Fragestellung dieses Buches.<br />
Dank<br />
Dieses Buch entstand über viele Jahre der eigenen Erfahrung mit Konflikten,<br />
in denen ich manchmal zu glücklichen Resultaten beitragen konnte,<br />
manchmal aber auch Niderlagen einstecken musste. Verhandeln zu<br />
lernen ist ein lebenslanges Dazulernen. Je grösser die Herausforderungen,<br />
je stärker der Druck zur Verbesserung. Gleich einer jungen Pflanze braucht<br />
jedes Lernen aber auch die richtige Mischung aus guter Erde, Dünger,<br />
Sonnenschein und Freiraum zum Wachsen wie auch Schutz vor existenzbedrohenden<br />
Widersachern.<br />
Besonderen Dank gehört hier meinen Eltern und meinem Bruder, die mich<br />
schon früh in die Welt der Konflikte einführten und mich ermutigten, weder<br />
Konflikten auszuweichen noch Kooperation zu meiden. Diese Gratwanderung<br />
fortzusetzen, neuen Herausforderungen nicht auszuweichen<br />
und immer wieder dazu zu lernen, wäre ohne glückliche Umstände nicht<br />
möglich gewesen. So war es für mich äusserst befruchtend, im Jahre 1968<br />
in Freiburg i.Br. Soziologie studiert zu haben und gleichzeitig von den Professoren<br />
von Hayek und Popitz zum Nachdenken über die Grenzen der<br />
Ratio und der Macht aufgefordert zu werden.<br />
Ebenso nützlich war der Umstand, dass ich elsässische und welschschweizer<br />
Verwandte habe, ich in diesen Regionen leben und arbeiten durfte und<br />
dabei selber die unweigerlichen kulturellen Konflikte miterleben und mitlösen<br />
durfte. Zur Verhandlungskunst gehört auch eine gewisse Neugier,<br />
bestehende Lösungen zu hinterfragen und neue Ansätze auszuprobieren.<br />
Die Möglichkeit dazu hatte ich im Jahre 1980 in New York, wo ich dank<br />
meiner Kollegin Ellen Raider die ersten UN-Ausbildungskurse über Verhandlungsführung<br />
für UNO-Diplomaten mitkonzipieren und durchfüh-
VORWORT<br />
9<br />
ren durfte. Ebenso konnte ich bei meinem Kollegen Thomas Gladwin auf<br />
der NYU Business School als Adjunct Professor die Forschung und Lehre<br />
der Verhandlungstheorie vertiefen.<br />
Wichtig war auch meine spätere Tätigkeit als Delegierter und stellvertretender<br />
Ausbildungschef beim Internationalen Kommittee des Roten Kreuzes<br />
in Genf. Politische Häftlinge vor Übergriffen zu schützen bedeutete<br />
ständiges Verhandeln mit Widersachern, die zum Teil völlig unterschiedliche<br />
Wertvorstellungen hatten. Manchmal kam es zu erfolglosen Verhandlungen<br />
und ich musste lernen, auf meinen Gefühlen der Ohnmacht sitzenzubelieben<br />
und trotzdem nicht die langfristige Perspektive zu vergessen<br />
und den richtigen Moment abzuwarten, bis eine vernünftige Lösung<br />
machbar wurde.<br />
Eine ausgezeichnete Lernmöglichkeit ergibt sich dann, wenn ein Kunde<br />
kritisch fordert und willens ist, neue Ansätze mitzutragen. Ich hatte das<br />
Glück, die ersten Verhandlungsseminare für das Bundesamt für Aussenwirtschaft<br />
in Bern zu entwerfen und durchzuführen. Die präzis formulierten<br />
Überlegungen von Staatssekretär Blankart über die Negoziationskunst<br />
haben mich angespornt, über die bestehende anglosächsische Literatur<br />
hinauszugehen und europäisches Gedankengut in meinen Verhandlungsansatz<br />
einzubringen.<br />
Viele der Konzepte dieses Buches habe ich zuerst im Stillen mit meiner<br />
Kollegin und Lebensgefährtin Lichia Yiu besprochen und dann weiterentwickelt.<br />
Wir haben zusammen viele Seminare durchgeführt, und ohne ihre<br />
Kreativität, Geduld und kontinuierliche Unterstützung wäre dieses Buch<br />
nicht geschrieben worden.<br />
Wertvolle Anregungen verdanke ich auch den Kollegen, für die die Verhandlung<br />
zum «Bread and Butter» gehören, nämlich Dr. Michael Schaefer,<br />
ehemaliger Leiter der Ausbildungsstätte des Auswärtigen Amtes in Bonn,<br />
und Drs. Paul Meerts und Drs. Roul Gans, beide in leitender Funktion<br />
beim Ausbildungsinstitut Clingendael in Den Haag. Die speziellen Bedürfnisse<br />
deutscher und niederländischer Negoziatoren vor allem auch im Bereich<br />
der EU-Verhandlungen haben mich immer wieder zu Innovationen<br />
angespornt.<br />
Dank gehört auch Professor Werner Müller vom Wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Zentrum der Universität Basel, an der ich seit 1988 regelmässig<br />
Blockseminare über Verhandlungsführung durchführe. Sein konstruktives
VORWORT<br />
10<br />
Hinterfragen der amerikanischen Management-Modelle war stets anregend<br />
und sein Hervorheben der Kooperationsfähigkeit ein gutes Gleichgewicht<br />
zur nutzenmaximierenden Spieltheorie.<br />
Dieses Buch wäre nicht in dieser Form zustande gekommen ohne die hervorragende<br />
Mitarbeit von Christian F. Buck und Frau Christian Wolf, die<br />
ich beide von meinen Seminaren an der Universität Basel kenne. Als Ökonome<br />
mit mehrjähriger journalistischer Erfahrung verstanden sie es, mich<br />
redaktionell zu unterstützen und halfen mir dank kritischer Diskussionen,<br />
mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.<br />
Ohne Praxis keine Verbesserung der Theorie. Ich bin der Vielzahl meiner<br />
Kursteilnehmer aus aller Welt, seien dies Diplomaten oder Geschäftsführer,<br />
zu Dank verpflichtet. Ohne ihre ständigen Feedbacks wäre ich nie zum<br />
jetzigen Wissensstand gekommen.
VORWORT<br />
11<br />
Vorwort zur zweiten Auflage<br />
Einige Leser der ersten Auflage teilten mir mit, dass sie sich an weiteren<br />
Beispielen der kulturellen Unterschiede in der Verhandlungsführung interessieren.<br />
Andere wollten noch mehr Informationen zu den Unterschiedlichkeiten<br />
der Phasen zwischen Verhandlung und dem Einsetzen von<br />
Drittparteien wie Schiedsrichter oder Vermittler und dazu, inwiefern diese<br />
Konfliktlösungen gleich oder anders sind im Aufbau und in der Anwendung.<br />
Die zweite Auflage geht auf beide Wünsche ein. Zum Ersten wurde das<br />
letzte Kapitel ergänzt mit einem Beitrag über Verhandlungsabläufe in<br />
China, dargestellt in der Gegensätzlichkeit zwischen westlichen und chinesischen<br />
Geschäftspartnern, die, aus verschiedenen Verhaltensmustern<br />
agierend, sich oft nicht verstehen und nicht zu einem beidseitig vorteilhaften<br />
Abschluss kommen können. Es werden dabei sytembedingte Unterschiede<br />
aufgezeichnet, Tendenzen des Verhandlungsablaufes dargestellt<br />
und Ratschläge aufgeführt, wie am besten die Strategie und der Ablauf<br />
vorbereitet und ausgeführt werden sollten.<br />
Das zweite Thema war schon in der ersten Ausgabe im Kapitel 6 (Taktik)<br />
kurz dargestellt worden. In der zweiten Auflage wird nun zu Ende des<br />
gleichen Kapitels näher auf diese unterschiedlichen Konfliktlösungsarten<br />
eingegangen und dargelegt, inwiefern diese Varianten der Konfliktlösung<br />
sich unterscheiden und welche die Unterschiede sind in Bezug auf Macht<br />
und Einflussnahme von Drittparteien. Die Entscheidung von Disputanten,<br />
Drittparteien in einer Konfliktlösung miteinzubeziehen, kann auf Kriterien<br />
beruhen wie Dauer eines Konfliktes, Vertrauensbasis, allgemeines<br />
Beziehungsfeld zwischen den Disputanten oder auch auf dem Bedürfnis,<br />
Risiko zu vermeiden.<br />
Das Feld der Konfliktforschung und der Verhandlungsführung hat sich<br />
seit der ersten Ausgabe weiterentwickelt. Die stark ergänzte Bibliographie<br />
bringt diese Entwicklungen zur Geltung. Wesentliche neuere Publikationen<br />
aus verschiedenen Kulturbereichen sind aufgenommen worden, und der<br />
Leser kann sich leichter ein Bild machen, wie stark die Verhandlungstheorie<br />
und -forschung sich internationalisiert hat. Die neue ergänzte Bibliographie<br />
erleichtert es auch den Forschern unter den Lesern, schneller Zugang<br />
zu erhalten zu neuen Beiträgen relevanter Verhandlungsforscher.
VORWORT<br />
12<br />
Der Autor hofft, dass diese zweite Auflage einen Beitrag erbringt zur friedlichen<br />
Lösung von Konflikten. Die Zahl und die Intensität der gewaltsamen<br />
Auseinandersetzungen haben seit dem Erscheinen der ersten Auflage<br />
dieses Buches weltweit stark zugenommen. Die zunehmende Bereitschaft,<br />
Konflikte gewaltsam zu lösen, ist sehr besorgniserregend und auf die<br />
Dauer zerstörerisch für die Menschheit. Möge dieses Buch den Disputanten<br />
aller Welt helfen, allseitig konstruktive und tragfähige Lösungen zu<br />
erarbeiten, anstatt leichtfertig den kriegerischen Weg einzuschlagen, der<br />
oft nicht nur sehr kostspielig ist, sondern auch später über lange Jahre zu<br />
Folgekriegen oder Auseinandersetzungen führt anstatt zu dauerhaftem<br />
Frieden und allseitig fruchtbarer Koexistenz.