Thema: Vertrauen - HeidelbergCement
Thema: Vertrauen - HeidelbergCement
Thema: Vertrauen - HeidelbergCement
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PREISTRÄGER<br />
Authentisch oder autistisch? Corporate Architecture als vertrauensbildende Maßnahme<br />
context<br />
Dem Himmel so nah<br />
Flachdachsanierung in luftiger Höhe<br />
Auf gute Partnerschaft ! PPP-Projekte für Autobahnen<br />
Das Magazin von <strong>HeidelbergCement</strong> • Ausgabe 4 • 2010 • 4 €<br />
<strong>Thema</strong>: <strong>Vertrauen</strong><br />
Worauf wir bauen
Geprüfte Qualität –<br />
Stein für Stein. Korn für Korn.<br />
Qualität aus dem Vollen schöpfen<br />
Unsere Sand- und Kiesprodukte sind äußerst vielseitig und flexibel einsetzbar:<br />
Zur Herstellung von Transportbeton, Mörtel, Estrich, sowie Produkten wie Kalksandsteinen,<br />
Betonpflastersteinen und Betonfertigteilen.<br />
Kreativ überzeugen unsere Produkte in der Garten- und Landschaftsgestaltung<br />
als Gabionensteine, Findlinge, in Mineralgemischen und Mutterböden.<br />
Heidelberger Sand und Kies – einfach eine Prise besser!<br />
www.heidelberger-sand-und-kies.de
context 4/2010 Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
<strong>Vertrauen</strong> ist nicht nur der Anfang von allem. Es ist genau genommen eine riskante<br />
Vorleistung, schreibt der Soziologe Niklas Luhmann. Wir alle müssen diese Vorleistung<br />
erbringen, um mit der Komplexität einer Welt zurechtzukommen, in der wir nicht ständig<br />
alle Parameter prüfen können. Die Radachsen des ICE, die Hygiene im Krankenhaus,<br />
Zusatzstoffe in Lebensmitteln, die Statik und Materialien eines Gebäudes – wir<br />
wissen, dass jederzeit etwas passieren kann, aber wir vertrauen trotzdem darauf, dass<br />
es eben nicht passieren wird. Wir müssen uns auf vieles verlassen können. Sozusagen<br />
<strong>Vertrauen</strong> auf Verdacht.<br />
Wir alle haben ein gewisses Ur-<strong>Vertrauen</strong>, dieses bestimmte Bauchgefühl, das uns sagt:<br />
Im Großen und Ganzen ist die Erde ein sicherer Ort für uns. Diesen Optimismus kann<br />
man nicht kaufen. Man bekommt ihn nicht garantiert, man kann ihn nicht greifen oder<br />
messen. Man muss ihn erfahren. Und ich bin überzeugt, dass unsere Gesellschaft und<br />
unsere Wirtschaft ohne <strong>Vertrauen</strong> nicht funktionieren könnten.<br />
Für <strong>HeidelbergCement</strong> als Baustoffhersteller hat <strong>Vertrauen</strong> eine Schlüsselrolle: Zum einen<br />
müssen Sie als unsere Kunden sich darauf verlassen können, dass unsere Produkte<br />
– wie Zement, Transportbeton oder Kalksandstein – Ihren Anforderungen entsprechen.<br />
Ebenso, dass Sie die Produkte dann erhalten, wenn sie benötigt werden. Und wir vertrauen<br />
darauf, pünktlich für unsere Produkte bezahlt zu werden. <strong>Vertrauen</strong> muss somit<br />
permanent verdient, erarbeitet und auf der anderen Seite erfahren werden.<br />
Im Bereich Betonzuschlagstoffe, also Sande und Kiese, aber auch bei Splitten und anderen<br />
Produkten, stimmt diese Aussage ebenfalls. In unserer Branche ist es, neben der<br />
guten Kundenbeziehung, ganz besonders wichtig, <strong>Vertrauen</strong> bei Gemeinden, Nachbarn,<br />
Behörden und Interessensverbänden aufzubauen. Denn wir gewinnen Rohstoffe<br />
und verändern durch den Abbau von Kies, Sand und anderen Gesteinen lokal begrenzt<br />
die Umwelt. Doch werden diese Eingriffe so kontrolliert und behutsam wie möglich<br />
vorgenommen, damit die Folgenutzung wie geplant erfolgen kann. Wir rekultivieren<br />
und renaturieren nämlich unsere Abbauflächen sorgfältig und in Abstimmung mit Umweltbehörden<br />
und Kommunen. Manch einen mögen die positiven Ergebnisse für die<br />
regionale Fauna und Flora, für die Landwirtschaft, für Kultur und Freizeit überraschen.<br />
Viele Pflanzen- und Tierarten, die man in renaturierten Steinbrüchen und Baggerseen<br />
antrifft, sind in der Kulturlandschaft selten geworden, zum Beispiel Orchideen, Neuntöter,<br />
Flussregenpfeifer, Kreuzkröte oder der Uhu.<br />
Ebenso überraschend sind die Projekte, die wir Ihnen in dieser Ausgabe von context<br />
vorstellen: Beim Scandic Hotel in Berlin (ab Seite 30) etwa verläuft die U-Bahntrasse<br />
gewissermaßen direkt durch das Hotel, was <strong>Vertrauen</strong> in Baustoffe und Statik voraussetzt.<br />
Ambitionierte Architektur und zukunftsweisendes Energiekonzept mittels Geothermie<br />
bilden beim SuperC in Aachen eine überzeugende Einheit (ab Seite 24). Und:<br />
Geht es gut, wenn man Kunden selbst bestimmen lässt, was sie für ein Produkt oder<br />
eine Dienstleistung bezahlen möchten? Wie das <strong>Vertrauen</strong>sexperiment ausging, erfahren<br />
Sie ab Seite 10.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.<br />
Rainer Nobis<br />
Geschäftsleitung Heidelberger Sand & Kies GmbH<br />
3
context 4/2010 Panorama<br />
Im Kölner Rheinauhafen prägen die auskragenden Kranhäuser von Bothe<br />
Richter Teherani, Hamburg, und Linster Architekten, Trier, das Stadtbild fast<br />
so eindrucksvoll wie der Kölner Dom die Altstadt. Deuteten früher Kräne im<br />
Hafen auf regen Warenumschlag, so symbolisiert dort heute eine ausdrucksstarke<br />
Architektur das Potenzial der Dienstleistungsgesellschaft.<br />
4
context 4/2010 Panorama<br />
5
context 4/2010 Inhalt<br />
08<br />
24<br />
33 36<br />
6
context 4/2010 Inhalt<br />
Das ultimative <strong>Vertrauen</strong><br />
baut auf Sicherheit.<br />
<strong>Thema</strong>: <strong>Vertrauen</strong><br />
Worauf wir bauen<br />
<strong>Thema</strong><br />
08<br />
Wem wir trauen können<br />
Trau, schau, wem?<br />
Über neue Umgangsformen<br />
10 Zahle, was Du willst<br />
Von Verständnis und Sprachlosigkeit<br />
11 Im übertragenen Sinn<br />
Corporate Architecture als vertrauensbildende Maßnahme<br />
12 Authentisch oder autistisch?<br />
Tunnel unter Stuttgart<br />
16 „Vor der Hacke ist es dunkel“<br />
Markt und Umwelt<br />
33<br />
Kunden und Partner<br />
36<br />
Betonkreisel trotzen dem Verkehr<br />
Die Kunst des Kreisels<br />
PPP-Projekte im Autobahnbau<br />
Auf gute Partnerschaft!<br />
Foto-Kalender Beton / concrete 2011<br />
38 Beton: Baustoff und Philosophie<br />
Service<br />
Produkte und Projekte<br />
18<br />
Flachdachsanierung in luftiger Höhe<br />
Dem Himmel so nah<br />
Frühling im Gebäude<br />
20 Vorbild Natur<br />
03 Editorial<br />
04 Panorama<br />
06 Inhalt<br />
39 Tipps & Termine<br />
39 Impressum<br />
Servicezentrum der RWTH in Aachen<br />
24 Das hohe C der Architektur<br />
Jahrhundertbauwerke werden mit Beton ertüchtigt<br />
27 Über sieben Brücken...<br />
Hotelbau über U-Bahntrasse<br />
30 Schneller zum Luxus<br />
7
context 4/2010 <strong>Vertrauen</strong><br />
Trau,<br />
schau,<br />
wem?<br />
8
context 4/2010 <strong>Vertrauen</strong><br />
<strong>Vertrauen</strong> ist im Deutschen sächlich wie ein Kind.<br />
Und blind wie ein Vogelkind. Heißt es. Aber linst<br />
es nicht dann und wann mit einem Aug, mal links,<br />
mal rechts? Wohl dem, den ein Blick voll <strong>Vertrauen</strong><br />
trifft wie den Schriftsteller Franz Kafka: „Jetzt sah ich<br />
den Blick des <strong>Vertrauen</strong>s einer Frau und konnte mich<br />
nicht verschließen…, umso weniger als ich das,<br />
wenn es nicht geschähe, selbst mit freiwilliger Hand<br />
täte, um nur wieder jenen Blick zu erhalten.“ Ein<br />
Blick, der dem Glanz im Auge der Mutter und des<br />
Vaters ähnelt, in dem das Kind sich strahlend spiegelt<br />
und der das Urvertrauen auch außerhalb des<br />
Mutterleibs am Leben hält. Wem er fehlt, der leidet<br />
darunter nicht selten ein Leben lang so wie der kleine<br />
Franz. Kafka fühlte sich vom Selbstvertrauen des<br />
Vaters erdrückt und klagte: „Ich verlor das <strong>Vertrauen</strong><br />
zu eigenem Tun. Ich war unbeständig, zweifelhaft.“<br />
Der Mensch könne nicht leben ohne ein dauerndes<br />
<strong>Vertrauen</strong> zu etwas Unzerstörbarem in sich.<br />
Fast wortgleich schreibt der Soziologe Niklas Luhmann:<br />
„Ohne jegliches <strong>Vertrauen</strong> könnte er [der<br />
Mensch] morgens sein Bett nicht verlassen.“ <strong>Vertrauen</strong><br />
sei zwar eine „riskante Vorleistung“, zugleich<br />
jedoch elementarer Bestandteil des sozialen Lebens.<br />
Denn es sei ein „Mechanismus zur Reduktion sozialer<br />
Komplexität“.<br />
Zweifellos macht <strong>Vertrauen</strong> das Leben leichter.<br />
Und das nicht nur in unübersichtlichen Situationen<br />
oder bei schwierigen Entscheidungen. Kein Mensch<br />
hat alle Informationen, kennt alle Details eines Produkts<br />
oder Projekts, geschweige denn die Folgen<br />
seines Handelns. Er ist auf Experten angewiesen, deren<br />
Rat oder Empfehlung er folgt. Selbst der<br />
misstrauischste Mensch braucht <strong>Vertrauen</strong>. Er vertraut<br />
darauf, dass Fleisch nicht verdorben, Brot ohne<br />
schädigende Zusatzstoffe, Olivenöl ohne Dioxin,<br />
Wein ohne Glykol ist, auch darauf, dass der Mietpreis<br />
morgen nicht exorbitant steigt…<br />
Einem Spiegel gleich kommt beim <strong>Vertrauen</strong> in<br />
der Regel nicht mehr heraus, als darin zu sehen ist,<br />
als das Gegenüber hineingegeben hat. „<strong>Vertrauen</strong><br />
ist der Anfang von allem“, warb die Deutsche Bank<br />
1996. Hätten sie und alle anderen Geldinstitute ihren<br />
Slogan ernst genommen, wäre uns vielleicht die<br />
Banken- und Finanzkrise erspart geblieben. Im Grunde<br />
ist sie nichts anderes als eine <strong>Vertrauen</strong>skrise. Die<br />
Banken haben viel Kapital verspielt, einander nicht<br />
mehr vertraut, so die Existenz ihrer Mitbewerber<br />
aufs Spiel gesetzt und auch das <strong>Vertrauen</strong> ihrer Kunden.<br />
Die Folge: 70 Prozent der Deutschen trauen den<br />
Entscheidungsträgern in Wirtschaft und Politik nicht<br />
mehr. Dieses traurige Ergebnis einer Wertestudie haben<br />
Forscher der Bertelsmann Stiftung zwei Tage vor<br />
Jahresschluss 2009 vorgestellt.<br />
Zu einem ähnlichen Befund war wenige Monate<br />
zuvor der Zukunftsforscher Horst W. Opaschowski<br />
gekommen. Er verkündete jedoch auch das Ende der<br />
„Ichlinge“ und die neue Generation V – V wie <strong>Vertrauen</strong>,<br />
Verlässlichkeit und Verantwortung: Selbstvertrauen<br />
und <strong>Vertrauen</strong><br />
seien die wichtigsten „Im gleichen Maß, wie das <strong>Vertrauen</strong><br />
Erziehungsziele. <strong>Vertrauen</strong><br />
gelte wieder und die Politik sinkt, wächst es im<br />
in die Finanzmärkte, die Wirtschaft<br />
als Antriebskraft und mitmenschlichen Bereich.“<br />
Kitt des sozialen Lebens.<br />
Intakte Bezie-<br />
Prof. Dr. Horst W. Opaschowski<br />
hungen seien wichtiger für das Wohlbefinden als materielle<br />
Güter. Inmitten von Finanz-, Wirtschafts- und<br />
Umweltkrisen suchten die Deutschen Geborgenheit.<br />
Die neue Maxime des Lebens laute daher: Geborgenheit<br />
durch Gemeinsamkeit. Und so gilt wieder mehr<br />
denn je: Trau, schau, wem. Wenn zwei sich und dem<br />
anderen zutrauen, zusammenzubleiben, trauen sie<br />
sich und gehen zum Standesamt, vielleicht auch zum<br />
Traualtar, wo sie vor Trauzeugen – vielleicht auch<br />
ohne – zueinander „Ja“ sagen und das mit ihrer Unterschrift<br />
und Brief und Siegel beglaubigen. Zuvor<br />
haben sie sich selbstredend miteinander vertraut gemacht,<br />
wurden zutraulich und schwören, fortan den<br />
traulichen Umgang zu pflegen und einander alles anzuvertrauen.<br />
Und vielleicht haben sie sogar ein Kind<br />
gezeugt, das im Leib der Mutter mit jenem Urvertrauen<br />
herangewachsen ist, das zu <strong>Vertrauen</strong>, Verlässlichkeit<br />
und Verantwortung nötig ist und unsere<br />
Gesellschaft zusammenhält. Auch wenn das <strong>Vertrauen</strong><br />
in Wirtschaft und Politik schmilzt wie die Gletscher<br />
in der Arktis und die Sicherheit vieler Deutscher, so<br />
steigt es nach Opaschowskis Forschungen im mitmenschlichen<br />
Bereich. Die Frage, ob man Menschen<br />
vertrauen könne, beantwortete unlängst fast jeder<br />
Zweite (49 Prozent) mit Ja. Im Jahr 2000 sagten das<br />
nur 36 Prozent, 2002 noch 43 Prozent. Und bei den<br />
14- bis 17-Jährigen bringen die meisten ihren Mitmenschen<br />
<strong>Vertrauen</strong> entgegen (60 Prozent). Das<br />
Prinzip Hoffnung regiert also. Dorothée Mahringer<br />
9
context 4/2010 <strong>Vertrauen</strong><br />
PAY WHAT YOU WANT – ZAHLE, WAS DU WILLST<br />
„Wir akzeptieren jeden Preis, weil wir unseren Kunden vertrauen“,<br />
lautete der einhellige Tenor der Projektpartner zu Beginn einer<br />
bis dahin in Deutschland einmaligen Aktion: Pay what you want<br />
(PWYW). In Zusammenarbeit mit der Universität Frankfurt am Main<br />
probierten zwei Friseursalons und ein Restaurant eine „partizipative<br />
Preisgestaltung“ aus. Im November 2007 durften ihre Kunden zwei<br />
Wochen lang bestimmen, wie viel ihnen eine neue Frisur oder ein<br />
Mittagessen wert ist. Die Idee dazu kam aus den USA, wo in Salt<br />
Lake City ein Café sich dem Prinzip „So All Might Eat“ verschrieb<br />
und daraus seinen Namen „SAME Café“ ableitete, damit sich auch<br />
Ärmere dort ein Essen leisten können.<br />
Das Fazit des Projektes fällt – aus heutiger Sicht – gemischt aus:<br />
Die Friseurstudios kehrten nach dem Experiment gleich zu Fixpreisen<br />
zurück, nur das persische Lokal Kish hält bis heute beim Mittagstisch<br />
daran fest. Mehr noch: Nächstes Jahr will der Vater des Inhabers<br />
ein noch größeres Restaurant eröffnen, in dem die Kunden<br />
die Preise machen. Stammgäste des Kishs können das auch abends.<br />
Die Aktion hat dem Wirt Pourya Feily zahlreiche Gäste, auch<br />
Stammgäste, und Popularität gebracht. Das Lokal, das aussieht wie<br />
in Kinderfantasien zu Tausendundeiner Nacht, schaffte es sogar in<br />
die New York Times. Glänzender Stoff an der Decke, Perlen mitten<br />
im Raum, Kelims an der Wand, Bauchtanz und Shisha-Pfeifen. Vor<br />
18 Uhr liegt das Lokal verlassen da. Das war auch 2005 so, als Feily<br />
das erste Mal auf Gäste wartete: „Nichts ist trauriger als ein leeres<br />
Lokal.“ Für den eingefleischten Gastronomen war sofort klar: An<br />
diesem Experiment beteilige ich mich. Nach eigenen Worten kam<br />
und kommt es ihm nicht so sehr aufs Geld an – „mit einem Lokal<br />
kann man nicht reich werden“ –, sondern vielmehr auf den Spaß<br />
und zufriedene Kunden. Seine Familie habe Geld genug. Immer<br />
mehr seiner Kunden scheint dieses allerdings zu fehlen. Bezahlten<br />
sie früher durchschnittlich zehn Euro für das Büffet, ist es heute<br />
etwa die Hälfte, was die Kosten nicht deckt. Mittlerweile gibt es<br />
auch Gäste, die sich über Feilys Mittagspreise lustig machen und<br />
nur einen Euro oder 50 Cent bezahlen.<br />
Nachahmer gibt es allerdings nach wie vor. Etwa den Hamburger<br />
Designer Talimi, für den PWYW eine Marketingmethode gegen<br />
die Anfangsschwierigkeiten war, die Weinerei in Berlin oder das<br />
Cadulí, das „erste ‚Zahle-was-es-Dir-wert-ist‘-Restaurant in der<br />
Rhein-Neckar-Region“ in Mannheim.<br />
Dorothée Mahringer<br />
www.pay-what-you-want.net<br />
www.kish-restaurant.de<br />
www.weinerei.com<br />
www.caduli.de<br />
www.talimedia.de<br />
10
context 4/2010 <strong>Vertrauen</strong><br />
IM ÜBERTRAGENEN SINN<br />
Als vor Jahren eine Pfarrerin in der Vorweihnachtszeit ausführte, dass bei der frühen Transkription der Bibel der Begriff<br />
Jungfrau mit „junge Frau“ verwechselt worden sei, hätte manch eines ihrer Gemeindemitglieder vom reinen Glauben<br />
abfallen können. Das <strong>Vertrauen</strong> in das Wort – immerhin stand die unbefleckte Empfängnis zur Disposition – schien in Berlin-Kreuzberg<br />
jedoch nicht sehr erschüttert. Deutlich wurde allerdings, dass beim Übersetzen von einer Sprache in die andere<br />
leicht Inhalte verändert werden oder verloren gehen können und das womöglich mit nicht absehbaren Folgen. Als<br />
Guido Westerwelle bei seiner ersten Rede vor der UN-Vollversammlung das Wörtchen „frei“ in Verbindung mit der Forderung<br />
nach „einer Zone… von Massenvernichtungswaffen im Nahen Osten“ verschluckte, haben die Übersetzer das fehlende<br />
Wort dennoch simultan ins Englische übersetzt. Der „Fauxpas“ oder „peinliche Versprecher“, wie die Online-Dienste<br />
von Spiegel und Welt sofort vermeldeten, ging also gar nicht erst in die Welt hinaus.<br />
Übersetzerinnen und Übersetzer, die mitdenken, sind insbesondere für Schriftsteller und deren Leserschaft ein Gewinn.<br />
Katharina Wolf-Grießhaber, die Bücher von Slavenka Drakulic, Danilo Kiš, Bora Cosic, Dževad Karahasan oder Ivo<br />
Andric aus dem Bosnischen, Serbischen und Kroatischen übersetzt, kennt zumindest alle ihrer lebenden Autoren persönlich.<br />
Das enge, oft freundschaftliche Verhältnis kommt einerseits ihrem Verständnis der Texte entgegen. Andererseits können<br />
die Autoren darauf vertrauen, dass ihre Gedanken auch auf Deutsch der ursprünglichen Aussage ihrer Bücher entsprechen;<br />
dass sich dem Original in der zweiten Sprache weitestgehend angenähert wird. Auf einem Übersetzertreffen in<br />
Belgrad hat Katharina Wolf-Grießhaber in einem Vortrag über Fehler einmal ausgeführt, dass es von der Funktion der<br />
falsch übersetzten Stelle im Text abhänge, ob ein Fehler gravierend sei oder nicht. Ein Beispiel: „Ob jemand ‚poljski krevet‘<br />
mit Feldbett oder mit polnischem Bett übersetzt, spielt, wenn die Stelle nicht zentral ist, eine untergeordnete Rolle.“<br />
Schlimmer findet die promovierte freie Übersetzerin, wenn fälschlicherweise etwa „das Abweichen vom Kanon (vom literarischen<br />
Kanon, von den literarischen Normen)“ mit „Kanonen aus dem Weg gehen“ verwechselt wird. Dies sei schließlich<br />
ein Missverständnis, das die Leser auf eine gänzlich andere Spur bringe. se<br />
www.so-uebersetzen.net<br />
Inhaltliche und politische Verantwortung der<br />
Übersetzer: Beim Klimaforum 2009 in Kopenhagen<br />
mussten die komplexen Inhalte für Teilnehmer<br />
aus mehr als 100 Ländern verständlich sein.<br />
11
context 4/2010 <strong>Vertrauen</strong><br />
Authentisch<br />
oder autistisch?<br />
Corporate Architecture als vertrauensbildende Maßnahme<br />
12
context 4/2010 <strong>Vertrauen</strong><br />
Hauptpforte Trumpf GmbH & Co. KG Ditzingen,<br />
Architektur: Barkow Leibinger Architekten, Berlin<br />
Unternehmen investieren stattliche Budgets<br />
in Werbung und Marketingmaßnahmen, um<br />
von ihren Kunden positiv wahrgenommen zu<br />
werden. Aber genauso wichtig ist es, an der<br />
gebauten Identität, der Corporate Architecture,<br />
zu arbeiten.<br />
Immer mehr Unternehmen erkennen, dass die Architektur<br />
ihrer Produktions-, Verkaufs- oder Verwaltungsgebäude<br />
eine prägende Funktion in der<br />
öffentlichen Wahrnehmung übernimmt. Es wird zu<br />
einer besonderen Herausforderung, die Versprechen<br />
der Markenkommunikation auch am eigenen Firmengebäude<br />
authentisch einzulösen. Das Prädikat<br />
„authentisch“ trifft gleichermaßen auf Personen,<br />
Marken und Bauten zu, bei denen wir den Eindruck<br />
gewinnen, sie seien tatsächlich „sie selbst“, also<br />
glaubwürdig und damit auch vertrauenswürdig. Eine<br />
Unternehmenspersönlichkeit kann aber nur dann authentisch<br />
wirken, wenn rationale und emotionale,<br />
verbale und nonverbale, sichtbare und nicht sichtbare<br />
Signale im Sinne einer ganzheitlichen „Corporate<br />
Identity“ übereinstimmen.<br />
Um dieses Ziel zu erreichen, setzen vor allem Global<br />
Player auf Firmengebäude und Filialen, die nach<br />
einheitlichen Corporate-Design-Richtlinien gestaltet<br />
werden. Kunden und Mitarbeiter sollen sich überall<br />
in einer vertrauten Umgebung zu Hause fühlen. Oftmals<br />
genügen wenige werbewirksame Zeichen wie<br />
Logos und Farbcodierungen an der Fassade, um auf<br />
einen weltweit einheitlichen Standard der dort angebotenen<br />
Produkte und Dienstleistungen hinzuweisen.<br />
Dies hat zur Folge, dass unsere Städte und deren<br />
Peripherie immer ähnlicher werden. Es entstehen autistische<br />
Markenbotschaften, die nicht mit der städtebaulichen<br />
Umgebung und regionalen Gegebenheiten<br />
in Dialog treten. Eine „inszenierte“<br />
Authentizität kann schnell unglaubwürdig werden,<br />
wenn die Öffentlichkeit feststellt, dass ein Unternehmen<br />
in sensiblen Bereichen intern nicht so agiert, wie<br />
es nach außen verspricht. Vor allem im Hinblick auf<br />
die derzeitige Verunsicherung und den <strong>Vertrauen</strong>sverlust,<br />
wie beispielsweise in der Finanzwelt, ist es<br />
notwendig, mit Bauaufgaben nachhaltig <strong>Vertrauen</strong><br />
zu schaffen.<br />
13
context 4/2010 <strong>Vertrauen</strong><br />
Firmensitz pro aurum, München<br />
Architektur: FKS Generalplaner GmbH, Karlsruhe<br />
Thomas Peters und Robert Waterman, die Autoren<br />
des Buches „Auf der Suche nach Spitzenleistungen“,<br />
definieren ein sichtbar gelebtes Wertesystem<br />
als entscheidendes Merkmal von Spitzenunternehmen.<br />
In der Wirtschaft stehen ökonomische<br />
Fragestellungen aber meist vor architektonischen Argumenten.<br />
Wichtig ist es, hier darauf hinzuweisen,<br />
dass eine qualitätvolle und individuell auf das Unternehmen<br />
abgestimmte Architektur keineswegs aufwendiger<br />
ist als eine vermeintlich billige Lösung von<br />
der Stange. Einmal festgelegte Standards müssen immer<br />
wieder hinterfragt werden, um Luft für Visionen<br />
und neue gesellschaftliche Anforderungen zu schaffen.<br />
So werden Unternehmen in Zukunft noch stärker<br />
verpflichtet, umweltbewusst zu handeln und einen<br />
Beitrag zur Ressourcenschonung zu leisten.<br />
Durch den Einsatz von Baumaterialien, die mit Anstand<br />
altern, kann beispielsweise auf ein besonderes<br />
Umweltbewusstsein in Relation zur Produktpalette<br />
hingewiesen werden. Mit der Berücksichtigung sogenannter<br />
Green Building Standards wird auch der stark<br />
strapazierte Begriff der Nachhaltigkeit zur Säule einer<br />
inhaltlich geprägten Corporate Architecture.<br />
Die wichtigsten Entscheidungen bei der Entwicklung<br />
eines Corporate-Architecture-Konzeptes werden<br />
meinen Erfahrungen nach in der frühesten Phase<br />
der Projektentwicklung getroffen. Ganz am Anfang<br />
ist der Spielraum zur Weichenstellung für alle folgenden<br />
Schritte am größten; gleichzeitig sind in diesem<br />
Stadium die Folgekosten bei konzeptionellen<br />
Änderungen am geringsten. Grundsätzliche Anliegen<br />
zur zukünftigen Positionierung sollten zur Orientierung<br />
in einem architektonischen Leitbild zusammengefasst<br />
werden. Dieses bildet die Grundlage für die<br />
interne Kommunikation, die Beauftragung von externen<br />
Planern sowie für mögliche Wettbewerbsverfahren.<br />
Hier ist der Architekt nicht nur als entwurfsorientierter<br />
Planer, sondern auch als Mediator etwa<br />
zwischen Unternehmensphilosophie, Produktpolitik<br />
und strategischem Prozessmanagement gefordert.<br />
Qualitätvolle Corporate Architecture kann nicht nur<br />
zum kommerziellen Erfolg beitragen, sondern auch<br />
die öffentliche Verantwortung von Bauherren im<br />
Sinne einer Corporate Social Responsibility widerspiegeln.<br />
Oder, wie es der Industrielle Robert Bosch<br />
schon 1919 formulierte: „Lieber Geld verlieren als<br />
<strong>Vertrauen</strong>“.<br />
Dr. Jons Messedat<br />
www.messedat.de<br />
14
context 4/2010 <strong>Vertrauen</strong><br />
ARCHITEKTUR VERMITTELT<br />
Der Anspruch, die eigenen Markenwerte auch in gebauter<br />
Form zu transportieren, brachte schon immer<br />
designaffine Unternehmen mit namhaften Architekten<br />
zusammen. So gilt etwa das 1958 in<br />
Mailand von Pier Luigi Nervi erbaute Pirelli-Hochhaus<br />
als Meisterstück der Hochhausarchitektur und<br />
als Beispiel innovativer Konstruktionsleistung.<br />
Seit geraumer Zeit wird<br />
nun das bauliche Erscheinungsbild<br />
verschiedener<br />
Unternehmenszentralen,<br />
Verwaltungsgebäude<br />
oder markanter Flagshipstores<br />
– letztere hat<br />
unser Autor Jons Messedat<br />
in seinem Buch „best designed flagship stores”<br />
ausführlich beschrieben – noch stärker auf die jeweilige<br />
Unternehmensphilosophie abgestimmt. Mit<br />
ausgesuchter, expressiver Architektur weisen etwa<br />
die B. Braun Melsungen AG, die Willy Bogner<br />
GmbH, die Metro Group, das schwäbische Unternehmen<br />
Ritter, die Trumpf GmbH + Co. KG oder die<br />
Vitra AG, um nur einige zu nennen, auf firmeneigene<br />
Vorzüge in puncto Qualität, Innovation, Präzision,<br />
Effizienz oder Nachhaltigkeit hin. Die Materialwahl<br />
und Gestaltung der Bauten sollen dabei emotional in<br />
Relation zur Marke gesehen werden.<br />
Bereits 2005 war ein Heidelberger Bauforum zum<br />
<strong>Thema</strong> Kommunikation diesem Zeitgeist auf der<br />
Spur. Dr. Jens Thiemer, vormals Daimler Chrysler<br />
AG und heute Leiter der Branding und Marketing<br />
Practice der CNC AG in München, stellte im Portlandforum<br />
Leimen Wissenswertes zu „Brand Architecture“<br />
vor. Am Beispiel verschiedener Automobilhersteller<br />
erläuterte der Kommunikationsexperte in<br />
seinem Vortrag, wie Architektur durch eine besondere,<br />
unverwechselbare und wiedererkennbare<br />
Bauweise Kommunikationswirkung erzielen und<br />
damit bestimmte Zielgruppen ansprechen und auch<br />
beeinflussen kann. Im Herbst 2011 steht erneut ein<br />
Heidelberger Bauforum an, sicher wieder zu einem<br />
zukunftsweisenden <strong>Thema</strong> – wir dürfen gespannt<br />
sein.<br />
Bogner Flagshipstore, Köln<br />
Architektur: mhp – Maier, Huber + Partner, München<br />
15
context 4/2010 <strong>Vertrauen</strong><br />
Wie knifflig der Bau eines Tunnels ist, hängt<br />
nicht so sehr von seiner Länge ab oder von der<br />
Last des Gesteins über dem Tunnelgewölbe,<br />
sondern von geologischen Besonderheiten.<br />
Deshalb ist das Projekt „Stuttgart 21“ mit seiner<br />
unterirdischen Streckenführung und dem<br />
Tiefbahnhof eine Herausforderung auch für<br />
die Baustoffindustrie. Wie man sie bewältigt,<br />
erklärt Klaus Felsch.<br />
Was genau sind die baulichen Herausforderungen<br />
von Stuttgart 21 und der geplanten Neubaustrecke?<br />
In den Gesteinsschichten der Region Stuttgart haben<br />
wir es stellenweise mit unausgelaugtem Gipskeuper<br />
zu tun – einem sulfathaltigen Material, das in Kontakt<br />
mit Wasser enorm aufquillt und so Tunnelbauten<br />
beschädigen oder in Teilen anheben kann. In Stuttgarts<br />
Talgrund fließen auch einige Grundwasserströme,<br />
die Kohlensäure enthalten können – gegebenenfalls<br />
wäre Vorsorge zu treffen, dass dieses Wasser tief<br />
„Vor der Hacke ist es dunkel“<br />
Tunnel unter Stuttgart<br />
context: Herr Dr. Felsch, wir führen dieses Gespräch<br />
kurz nach dem Durchstich des Gotthard-Massivs<br />
in den Schweizer Alpen, wo mehr als zwei Kilometer<br />
unter dem Gipfel und tief unter dem bereits<br />
existierenden Tunnel ein neuer entsteht, mehr als 57<br />
Kilometer lang – ein Weltrekord. Die Tunnelröhren<br />
des Bahnprojekts Stuttgart 21 addieren sich sogar zu<br />
60 Kilometern, nicht gerechnet die weiteren Tunnel<br />
auf der neuen Strecke Wendlingen-Ulm. Und es gibt<br />
eine weitere Gemeinsamkeit: Im Gotthard-Massiv<br />
wie auch im Untergrund von Stuttgart finden sich<br />
Gesteinslagen mit einer „schwierigen“ Geologie, die<br />
den Tunnelbau komplizieren. <strong>HeidelbergCement</strong> befürwortet<br />
ganz klar das Schnellbahnkonzept der<br />
Bahn, konkret den Neubau der Strecke Stuttgart-<br />
Ulm, und bewirbt sich um die Baustofflieferungen für<br />
das Projekt. Welche Antworten auf die Anforderungen<br />
des Tunnelbaus im skizzierten Projekthorizont<br />
bietet das Produktportfolio von <strong>HeidelbergCement</strong>?<br />
Felsch: Wir kennen die Probleme, welche die Geologie<br />
uns jeweils aufgibt, nehmen die Anforderungen<br />
und Risiken auch sehr ernst, halten sie aber für beherrschbar,<br />
nicht zuletzt aufgrund der von uns entwickelten<br />
Baustoffe und Technologien. Anders ausgedrückt:<br />
Wir wollen bei diesem Projekt gemeinsam mit<br />
unseren Partnern nicht nur hochleistungsfähige Materialien<br />
anbieten – namentlich Zement, Beton, Bindemittel<br />
und Zuschlagstoffe oder vorgefertigte Schalenelemente<br />
für die Tunnelröhren, sogenannte<br />
Tübbinge –, sondern auch das damit verknüpfte<br />
Know-how, spezifische Betonrezepturen, Mischverfahren<br />
beziehungsweise -anlagen und Logistik inbegriffen.<br />
liegende Betonbauwerke nicht angreifen kann. Im<br />
weiteren Verlauf der Neubaustrecke Wendlingen–<br />
Ulm haben es die Tunnelbauer mit Karstgestein zu<br />
tun, das zahlreiche vom Wasser ausgewaschene<br />
Hohlräume birgt und deshalb nicht überall gleich stabil<br />
ist. Hier benötigt man beim bergmännischen Vortrieb<br />
zum Beispiel einen frühfesten Spritzbeton, der<br />
schnell erstarrt, ein dichtes Gefüge ausbildet und sofort<br />
die Stabilität und Widerstandsfähigkeit des in<br />
den Berg getriebenen Stollenabschnitts gewährleistet.<br />
Fräst man die Tunnelröhre dagegen im Maschinenvortrieb<br />
aus dem Berg heraus, benötigt man zu<br />
ihrer Sicherung sogenannte Tübbinge, gekrümmte<br />
Schalenelemente nahezu in Sichtbetonqualität, die<br />
hinter dem Bohrkopf von einer Setzmaschine positioniert<br />
werden. Die so zusammengefügte und durch<br />
Pressmörtel mit dem Gestein fest verbundene Röhre<br />
nimmt den gesamten Druck des umgebenden Gebirges<br />
auf und dichtet gleichzeitig den Tunnelraum gegen<br />
eindringendes Wasser ab.<br />
Was sind die Vor- und Nachteile des Maschinenvortriebs?<br />
Er bedarf keiner Sprengungen zur Lockerung des<br />
Gesteins und man kommt schneller voran. Diese<br />
Technologie ist etwas teurer, ist aber besonders dort<br />
von Nutzen, wo unter dicht besiedeltem Gebiet gebohrt<br />
wird.<br />
Wie begegnet man den speziellen Risiken des<br />
Gipskeupers im Stuttgarter Untergrund?<br />
Es gibt alternative Strategien, die sich aber auch<br />
kombinieren lassen. Gemäß dem Widerstandsprin-<br />
16
context 4/2010 <strong>Vertrauen</strong><br />
zip verstärkt man die Querschnitte der Röhrenwände<br />
so, dass diese – insbesondere die Tunnelsohle –<br />
dem Quelldruck des mit Wasser reagierenden<br />
Gesteins standhalten können. Oder man folgt dem<br />
Ausweichprinzip und schafft zwischen der Fahrbahnplatte<br />
und der Tunnelsohle einen mit verformbarem<br />
Leichtbeton verfüllten Hohlraum, der die Hebungskräfte<br />
des quellenden Gipskeupers flexibel<br />
aufnimmt.<br />
In den vergangenen Jahrzehnten scheint der Bau<br />
langer Tunnel unter dem Meer hindurch oder quer<br />
durch große Gebirgsmassive fast schon Routine geworden<br />
zu sein. Nach wie vor problematisch sind<br />
geologisch prekäre Zonen, wie sie auch bei Stuttgart<br />
21 <strong>Thema</strong> sind. Trifft die Vermutung zu, dass es hier<br />
wesentlich auf die Baustoffe ankommt: auf den „richtigen“<br />
Zement, eine situationsspezifisch „richtige“<br />
Beimengung von Fließ- und Bindemitteln?<br />
Hier gilt „vor der Hacke ist es dunkel“: Tunnelbauer<br />
können nie ganz sicher sein, was vor ihnen liegt.<br />
Fragen der Technik und des Einsatzes geeigneter<br />
Baustoffe greifen deshalb eng ineinander. Im Stuttgarter<br />
Untergrund benötigen wir Spezialzement mit<br />
hohem Sulfatwiderstand, wie ihn etwa unser Werk<br />
in Schelklingen produziert – sogenannten HS-Zement.<br />
Wie verhindert man generell, dass Wasser in<br />
Tunnelbauten eindringt?<br />
Der Beton der Tunnelgewölbe muss möglichst dicht<br />
sein, frei von Kapillaren. Das gelingt, indem beim<br />
Mischen von Beton Fließmittel aus Kunststoffpolymeren<br />
eingesetzt werden, die den Wassergehalt im<br />
Beton reduzieren. Gemeinsam mit Sika, einem großen<br />
Hersteller bauchemischer Produkte, haben unsere<br />
Entwickler mit Blick auf Stuttgart 21 das <strong>Thema</strong><br />
Beton – vor allem Spritzbeton – noch einmal neu<br />
aufgerollt. Die Forschungsergebnisse wurden im<br />
Schweizer Hagerbachstollen auf ihre Anwendungstauglichkeit<br />
getestet. Zunächst war der Beton zu<br />
träge; mit den Beschleunigern von Sika wurde er<br />
optimiert. Man kann also sagen, dass wir mit großer<br />
Erfahrung, besten Produkten und guten Referenzen<br />
in die Ausschreibungsverfahren hineingehen, gemeinsam<br />
mit Sika und Heidelberger Beton.<br />
Das Gespräch führte Christian Marquart<br />
Dr. Klaus Felsch,<br />
Key Account Manager Großobjekte<br />
bei <strong>HeidelbergCement</strong><br />
klaus.felsch@heidelbergcement.com<br />
17
context 4/2010 Produkte und Projekte<br />
Dem Himmel so nah<br />
Flachdachsanierung in luftiger Höhe<br />
Einer der Grundig-Türme in Nürnberg erhielt einen wärmedämmenden<br />
Höhenausgleich mit Poriment. Aufgrund seiner Fließfähigkeit ließ sich der<br />
Porenleichtmörtel bis auf knapp 50 Meter Höhe pumpen.<br />
Kaum ein Name ist so eng mit dem deutschen<br />
Wirtschaftswunder, dem „made in Germany“<br />
verbunden wie die Marke Grundig, ein Hersteller bekannter<br />
Unterhaltungselektronik. In den Siebzigerjahren,<br />
als massive Fernseh-Möbel, Transistorradios<br />
und semiprofessionelle Tonbänder jedes Wohn- und<br />
Jugendzimmer zierten und die fernöstliche Konkurrenz<br />
noch in weiter Ferne schien, ließ Max Grundig im<br />
<strong>Vertrauen</strong> auf weitere Geschäftserfolge zwei knapp<br />
fünfzig Meter hohe Wohntürme bauen. Auf 16 und<br />
17 Stockwerke verteilten sich insgesamt rund 500 Ap-<br />
partements für die Mitarbeiter. Knapp vierzig Jahre<br />
sind seitdem vergangen. Zwischenzeitlich wechselten<br />
die Wohntürme die Besitzer, dienten zuletzt dem Freistaat<br />
Bayern als Wohnheim für Spätaussiedler aus<br />
Osteuropa und standen schließlich leer.<br />
Nun haben die ausrangierten Türme auf dem historischen<br />
Zeppelinfeld wieder eine Zukunft. Das<br />
Münchner Architekturbüro Robert Meyer wurde<br />
von dem Nürnberger Immobilienunternehmer Gerd<br />
Schmelzer, Inhaber und Gründer der Alpha-Gruppe,<br />
beauftragt, die beiden Grundig-Türme in ein moder-<br />
Das Münchner Büro Robert Meyer Architekten transformiert die<br />
Grundig-Türme in Nürnberg in ein zeitgemäßes Tagungshotel.<br />
18
context 4/2010 Produkte und Projekte<br />
nes Hotel mit rund 400 Zimmern zu transformieren.<br />
Noch immer sind die Zwillingstürme die „eigentlichen<br />
Landmarks in Nürnberg“, so Architekt Meyer. Als<br />
weithin sichtbare Zeichen ragen sie aufgrund ihrer<br />
Höhe über die benachbarten solitären Bauten des<br />
ehemaligen Reichsparteitagsgeländes und das Fußballstadion<br />
hinaus. Besonders die Nähe zu den historischen<br />
Gebäuden erfordere „ein sensibles Herangehen<br />
und eine klare aktuelle Architektursprache“,<br />
heißt es in der Projektbeschreibung. So erhalten die<br />
Türme, rückgebaut bis auf das Stahlbetonskelett, im<br />
Anschluss eine zeitgemäße Fassade aus regionalem<br />
Naturstein und ein neues verbindendes Sockelgeschoss,<br />
das Lobby und Gastronomie integriert. Außerdem<br />
ist auf einem der Hochhäuser eine Aufstockung<br />
zur Skylounge geplant, ein Betreiber ist bereits<br />
gefunden.<br />
Im Zuge der ersten Baumaßnahmen entstand im<br />
vergangenen Frühjahr im 15. Stock ein Brandherd,<br />
die Isolation fing Feuer, konnte aber von der lokalen<br />
Feuerwehr schnell gelöscht werden. Daraufhin hatte<br />
das Dach binnen Kürze abgedichtet werden müssen.<br />
Ortsansässige Handwerksbetriebe scheuten sich,<br />
aufgrund der Höhe, vielleicht auch in Unkenntnis<br />
eines geeigneten Produkts, die Arbeiten auszuführen.<br />
Doch eine Lösung war rasch in Sicht. Auf Anfrage<br />
des Bauleiters Jürgen Bock von der Firma Staufer-<br />
Bau aus Rieden konnte über das Transportbetonwerk<br />
der TBG in Schwandorf, einer Beteiligung von Heidelberger<br />
Beton, der Kontakt zum Mörtel- und Estrich-Dienst<br />
Franken hergestellt werden. Dieser traute<br />
sich nicht nur zu, den geforderten Gefälleausgleich<br />
mit einem geeigneten Porenleichtmörtel herzustellen,<br />
sondern beförderte diesen mit der Schneckenpumpe<br />
direkt an der Einbaustelle auch gleich einfach<br />
bis in 50 Meter Höhe, zum rechten der beiden<br />
Türme. Bereits nach dreieinhalb Stunden war die<br />
Baumaßnahme mit Poriment zur Zufriedenheit aller<br />
abgeschlossen. Der zementgebundene Ausgleichsmörtel,<br />
der auch als wärmedämmender Höhenausgleich<br />
eingesetzt wird, eignete sich aufgrund seines<br />
geringen Eigengewichts und der guten Fließfähigkeit<br />
hervorragend für diese Aufgabe. Nach einem paten-<br />
Objektsteckbrief<br />
Projekt: Umbau Grundig-Türme, Nürnberg<br />
Umbau: Gefälleausgleich und Abdichtung auf<br />
Hochhausflachdach<br />
Bauherr: alpha Real Estate GmbH & Co. KG Nürnberg<br />
Planung: Robert Meyer Architekten, München<br />
Bauausführung: Staufer-Bau GmbH, Rieden<br />
Baustofflieferant: MDF Mörtel- und Estrichdienst Franken<br />
GmbH & Co. KG, eine Beteiligung der Heidelberger<br />
Beton GmbH<br />
Produkt: zementgebundener Porenleichtmörtel<br />
Poriment, 34 m 3<br />
Bauzeit: Juni 2010<br />
tierten Verfahren werden bei Poriment stabile Luftporen<br />
in Zementleim eingemischt und mit dem Fahrmischer<br />
angeliefert. Das Material konnte auf diese<br />
Weise „fix und fertig“ aus dem Schlauch bis zum<br />
Dach gepumpt werden. Diese Vorgehensweise erlaubte<br />
die exakte Einstellung der Rohdichte und<br />
Fließfähigkeit auf die spezifische Anwendung.<br />
Für Nürnberg ist das Engagement des Immobilienentwicklers<br />
ein Gewinn. „Die Revitalisierung überkommener<br />
Gewerbestrukturen ist unser Geschäftsmodell“,<br />
erläutert Franz Hofbeck, Geschäftsführer<br />
der Alpha-Gruppe, das Bauvorhaben. Mit der Konzeption<br />
der beiden Türme als Tagungshotel trägt das<br />
inhabergeführte Unternehmen zur Aufwertung der<br />
besonderen städtebaulichen Situation bei. Der Bau<br />
einer Bank und verschiedener Geschäftshäuser im<br />
Umfeld sind bereits avisiert.<br />
Im <strong>Vertrauen</strong> auf eine erfolgreichere Zukunft ist in<br />
Nürnberg inzwischen so etwas wie Aufbruchstimmung<br />
spürbar. Schließlich deutet nach dem Niedergang<br />
so traditionsreicher Unternehmen wie Grundig<br />
oder Quelle die Kennzeichnung „Metropolregion“<br />
für die Stadt darauf hin, dass sie innerhalb des neuen<br />
Europas als anerkannter Entwicklungsmotor im<br />
Standortwettbewerb gute Chancen hat (vgl. context<br />
2/2008, Seite 36). Nicht von ungefähr kommt daher<br />
der vorläufige Arbeitstitel „Metropolhotel“, den sich<br />
die Alpha-Gruppe für das Hotelprojekt ausgedacht<br />
hat.<br />
se<br />
<br />
christoph.laur@heidelbergcement.com<br />
www.alpha-gruppe.com<br />
www.rmarchitekten.de<br />
19
context 4/2010 Produkte und Projekte<br />
Für den Bau wurden auch die Energiefelder<br />
der Natur aufgezeichnet und berücksichtigt.<br />
20
context 4/2010 Produkte und Projekte<br />
Vorbild Natur<br />
Frühling im Gebäude<br />
Wenn ein Unternehmen das Motto „ein Energiefeld von Duft, Licht und<br />
Lebensfreude“ hat, kann es dieses dann auch in einem neuen Firmengebäude<br />
umsetzen? Es kann. Den Beweis liefert die Primavera Life GmbH,<br />
deutscher Hersteller von Naturkosmetikartikeln und ätherischen ölen<br />
im Allgäu.<br />
Ganz nach dem Vorbild der Natur wollten die Geschäftsführer<br />
Kurt L. Nübling und Ute Leube ihren<br />
neuen Firmensitz in Oy-Mittelberg erbauen. Das<br />
Gebäude sollte in die südliche Landschaft des Oberallgäus<br />
eingebettet werden und außen wie innen das<br />
gelebte Motto des Unternehmens „ein Energiefeld<br />
von Duft, Licht und Lebensfreude“ widerspiegeln.<br />
Zudem steht der Name der Firma, Primavera, für<br />
Frühling. Kurt Nübling vertraute bei der Planung und<br />
Umsetzung auf seine eigenen Erfahrungen und auf<br />
die von Architekt Hans-Peter Meyer. Seine unkonventionellen<br />
Ideen stellten die Baufirmen jedoch vor<br />
ungewöhnliche Herausforderungen.<br />
Es begann bereits mit dem Aushub. Der wurde<br />
nicht, wie sonst üblich, einfach abtransportiert. „Warum<br />
soll ich teuer etwas wegbringen lassen, was ich<br />
hier vor Ort nutzen kann?“ erklärt Kurt Nübling. Die<br />
riesigen Erdmassen wurden dazu verwendet, das Gelände<br />
um das Gebäude herum zu gestalten. „Ich<br />
habe dem Baggerfahrer gesagt: Forme die Erde doch<br />
einfach wie eine schöne Frau“, erzählt Nübling. Und<br />
der Baggerfahrer konnte diese Vorstellung gut umsetzen:<br />
Statt steiler Abbruchkanten und flacher Wiesen<br />
betten nun sanfte Hügel das Gebäude mit seinen<br />
geschwungenen Linien in die Landschaft ein.<br />
Die nächste Herausforderung wird beim Betreten<br />
des Gebäudes sichtbar: Nicht nur außen macht es einen<br />
runden Eindruck, auch innen fehlen jegliche<br />
Ecken. Mit Standardverschalungen konnte hier nicht<br />
gearbeitet werden. „Dafür sparen wir Material durch<br />
die Rundungen“, erklärt Architekt Hans-Peter Meyer<br />
verschmitzt lächelnd. „Schauen Sie sich einmal das<br />
Treppenhaus an, da ließ die Verschalung die Herzen<br />
der Techniker höher schlagen.“ Bei der Konstruktion<br />
der Treppe mussten sogar mehrdimensionale Winkel<br />
berechnet werden. Das Resultat kann sich sehen lassen:<br />
Wie in einem Schneckenhaus – nur mit Stufen –<br />
winden sich die Treppen nach oben. Beleuchtet wird<br />
das Ganze mit einem Handlauf, der mit LED-Technik<br />
und Bergkristallen bestückt ist. Letztere brechen das<br />
Licht in alle Richtungen und sorgen für zarte Farbspiele<br />
an den Wänden.<br />
Überhaupt das Licht: Fast alle Bereiche in diesem<br />
Gebäude sind von Tageslicht durchflutet, selbst bei<br />
bewölktem Himmel. „Das Tageslicht steht uns doch<br />
frei zur Verfügung, wir müssen es nur einladen“, sagt<br />
Kurt Nübling. Dies gelingt ihm durch spezielle Lamellen<br />
in den Fenstern. Diese lenken das Tageslicht weit<br />
in die Räume hinein, ohne dass es blendet. Je nach<br />
Geschoss und Raumfunktion sind entweder alle Fenster,<br />
nur einzelne oder nur das obere Drittel der Fenster<br />
mit derartigen Lichtlenk-Lamellen ausgestattet. In<br />
der Bürolandschaft im ersten Obergeschoss sorgen<br />
zusätzliche Oberlichter über ein sogenanntes Fresnel-<br />
Kreuz für noch mehr Tageslicht in den Räumen.<br />
Das Lichtkonzept geht vor allem auch deswegen<br />
auf, weil im Gebäude etwas fehlt – nämlich Zwischenwände<br />
und Säulen. Dank des Systems beeplate<br />
® konnten stützenfreie Spannweiten von 12,50<br />
Metern realisiert werden (siehe Kasten). Wer den<br />
neuen Firmensitz betritt, dem fällt gleich die angenehme<br />
Weite im Inneren auf, die geprägt wird durch<br />
die warmen Farben des Steinbodens aus Quarzit und<br />
die hellen Rückwände. So wie einige Geschäftsführer<br />
von ihrer Firma als Organismus sprechen, sieht Kurt<br />
Nübling auch das Gebäude als Organismus mit einem<br />
Herz als zentralem Organ: „Jedes Gebäude hat ein<br />
Zentrum – ein Herz. Das wollte ich besonders gestalten.“<br />
Mitarbeitern sowie Besuchern springt dieses<br />
„Herz“ mit Betreten des Gebäudes gleich ins Auge –<br />
eine große Glassäule, die sich in der Mitte des Baus<br />
durch alle Etagen zieht. In ihr befinden sich Leuchtdioden<br />
zwischen klaren Bergkristallen und spenden<br />
Licht in allen Farbschattierungen. „Diese Lichtsäule<br />
21
context 4/2010 Produkte und Projekte<br />
als zentraler Herzpunkt verbindet alle Etagen und<br />
dient als Verankerung der Firmenvision und -philosophie<br />
mit der Absicht, dass die Werte nicht nur vom<br />
Kopf, sondern auch vom Herzen gelebt werden“, betont<br />
Kurt Nübling.<br />
Vor allem im Bürobereich stellt die lichte, offene<br />
Struktur einen hohen Anspruch an den Schallschutz:<br />
Die Drucker mussten allein aus gesundheitlichen<br />
Gründen in einen separaten Raum wandern, ebenso<br />
wurde ein Besprechungsraum einzeln abgetrennt.<br />
Eine Akustikdecke sorgt in allen Bereichen für mehr<br />
Ruhe. Zudem wurde jeder Arbeitsplatz mit speziellen<br />
Möbeln und Schallschutzelementen ausgerüstet, deren<br />
Höhe auf 1,34 Meter begrenzt ist, damit die offene<br />
Struktur des Raums trotzdem erhalten bleibt.<br />
Geschäftsführer Nübling gesteht: „Das ist für uns die<br />
größte Herausforderung und wir hoffen natürlich,<br />
dass sich alle an die neue, offene Struktur gewöhnen.<br />
Das braucht Zeit.“<br />
Bei der Heizung hingegen vertraute Kurt Nübling<br />
einfach auf seine Vision: Es sollte keine herkömmliche<br />
Heizung sein. Schließlich produzieren Menschen und<br />
Maschinen ausreichend Wärme, die sich dank einer<br />
guten Isolierung und dreifach verglasten Fenstern<br />
hervorragend nutzen lässt. „Zwei Heizungsingenieure<br />
habe ich verschlissen“, schmunzelt Nübling,<br />
„aber der dritte konnte die gewünschte Vision umsetzen.“<br />
Bei Bedarf erwärmt nun eine Infrarotheizung<br />
die Räume. Diese wird kombiniert mit der Solarenergie,<br />
die auf den Vordächern des Gebäudes<br />
gewonnen wird. Die Vordächer wiederum dienen<br />
gleichzeitig als Sonnenschutz für die Fenster – wie<br />
eine Hutkrempe. Höchstmögliche Wärmerückgewinnung,<br />
Luftwärmetauscher und eine Kühlung, die mit<br />
Verdunstungskälte arbeitet, runden das Klimakonzept<br />
des Gebäudes ab. Selbstverständlich werden sowohl<br />
Kühl- als auch Toilettenwasser über Regenwasser<br />
gespeist, das in acht insgesamt 80.000 Liter<br />
fassenden Zisternen aufgefangen wird. „Finanziell<br />
lohnt sich das nicht“, gibt Nübling zu, „es ist vielmehr<br />
eine Frage der Achtsamkeit, wie ich mit einer<br />
kostbaren Ressource umgehe.“<br />
Dazu passt, dass auch das Wasser für den Beton<br />
nicht einfach aus der Leitung genommen werden<br />
sollte. Helmut Brutscher, Betriebsleiter des Betonlieferanten<br />
Heidelberger Beton in Nesselwang, sah sich<br />
daher mit einer ungewöhnlichen Anfrage konfrontiert:<br />
Er sollte das Bergwasser, das ihm für seine Betonherstellung<br />
gewöhnlich zur Verfügung steht und<br />
das er über fast hundert Meter in die Höhe pumpt,<br />
zusätzlich „energetisieren“. Dazu stellte Kurt Nübling<br />
ihm einen sogenannten ShenIon Wasser-Energetisie-<br />
22
context 4/2010 Produkte und Projekte<br />
Von den Bienen abgeschaut<br />
Objektsteckbrief<br />
Projekt:<br />
PRIMAVERA Verwaltungsgebäude, Oy-Mittelberg<br />
Bauherr:<br />
PRIMAVERA LIFE GmbH, Oy-Mittelberg<br />
Architekt:<br />
Vitalarchitektur Hans-Peter Meyer, Weitnau<br />
Bauleitung:<br />
Scheidle GmbH, Dietmannsried<br />
Tragwerksplanung:<br />
Häussler Ingenieure GmbH, Kempten<br />
Baumeisterarbeiten:<br />
Xaver Lipp GmbH & Co. KG, Oy-Mittelberg<br />
Produkte:<br />
Beton der Festigkeitsklassen C 25/30 bis C 45/55,<br />
davon 600 m 3 Permacrete und 800 m 3 Easycrete SF<br />
Betonlieferant:<br />
Heidelberger Beton Nesselwang GmbH & Co. KG<br />
<br />
helmut.brutscher@heidelberger-beton.de<br />
www.heidelberger-beton.de<br />
www.primaveralife.com<br />
www.vitalarchitektur.de<br />
rer zur Verfügung, um es anzuregen und zu harmonisieren.<br />
Des Weiteren sollten unbehandelte Bergkristalle<br />
in den Beton gemischt werden. „Warum nicht?“,<br />
sagte sich Helmut Brutscher. „Der Energetisierer ließ<br />
sich problemlos installieren, und die Bergkristalle haben<br />
wir an der Baustelle in den Fahrmischer gekippt<br />
und untergemischt.“<br />
Bauleiter Martin Buchenberg von der Firma Xaver<br />
Lipp fand das anfangs sehr befremdlich. „Aber was<br />
uns allen aufgefallen ist: Der typisch alkalische Geruch<br />
des Betons blieb bei diesem Bau aus.“ Dass einige<br />
der Bauarbeiter über den „spinnerten“ Bauherrn<br />
den Kopf schüttelten, war Kurt Nübling dabei egal.<br />
„Ich will meine Ideen ja niemandem aufzwingen. Ich<br />
beschäftige mich seit 25 Jahren mit Feng-Shui. Für<br />
mich ist Feng-Shui 5.000 Jahre praktizierte Naturbeobachtung<br />
und Anwendung dieser Naturgesetze auf<br />
Landschaft und Gebäude." Er wollte sein umfangreiches<br />
Wissen zum Wohle der Firma umsetzen. „Zu<br />
wissen, ist das eine“, erklärt er seine Motivation,<br />
„aber es anzuwenden, ist das Entscheidende. Wichtig<br />
ist für mich das Ergebnis: nämlich motivierte,<br />
glückliche und zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“<br />
Anke Biester<br />
Bienenwaben sind leicht und doch stabil. Dieses Prinzip macht<br />
sich das Unternehmen Häussler Ingenieure zunutze: Dank wabenähnlichem<br />
Aufbau kann es Flachdecken realisieren, die trotz<br />
großer Spannweiten keine Stützen benötigen. In der zweiachsig<br />
tragenden Ortbetondecke beeplate ® werden auftriebsfreie Hohlkörper<br />
verwendet, die mit Distanzhaltern schnell und einfach eingebaut<br />
werden. Die Anordnung der Hohlkörper erfolgt wie bei einer<br />
Bienenwabe in einem Sechseckraster. Dies ergibt die dichteste<br />
Packung von Hohlkörpern, die überhaupt möglich ist, und<br />
damit die größte Gewichtsersparnis (bis circa 30 Prozent) gegenüber<br />
einer massiven Flachdecke. Für eine ausreichende Schubtragfähigkeit<br />
sorgen Schubzulagen beziehungsweise Z-Bügel.<br />
Bei sehr großen Querkräften in der Nähe von Stützen lässt man<br />
die Hohlkörper weg und nutzt die statischen Vorteile einer dicken<br />
Massivplatte.<br />
Die ausführbare Deckenstärke liegt zwischen 45 und 55 Zentimetern.<br />
Damit sind punktgestützte Decken mit einem Stützenraster<br />
von über 12 Metern möglich. Durch den Einbau der Hohlkörper<br />
werden Beton, Gewicht und in der Folge auch Betonstahl eingespart.<br />
Als untere und obere Biegebewehrung wurde eine ausrollbare,<br />
individuell gefertigte Bewehrung verwendet. Die Montage<br />
erfolgt entsprechend einer Ortbetonvollplatte. Nach dem Stellen<br />
der Deckenschalung werden auf Distanzhaltern die beiden unteren<br />
Lagen der Bewehrung ausgerollt. Auf der Bewehrung werden<br />
die beeplate-Hohlkörper mit Hilfe der Distanzierungsbügel<br />
montiert. Der Montageaufwand der Hohlkörper, die gleichzeitig<br />
die Abstandshalter der oberen Bewehrungslage sind, entspricht<br />
dem Zeitaufwand für das Verlegen der normalen Abstandshalter.<br />
Durch die besonders einfache Montage ist die beeplate-Hohlkörperdecke<br />
eine wirtschaftliche Bauteillösung für Flachdecken mit<br />
großer Spannweite. Gegenüber herkömmlichen Lösungen ist sie<br />
laut Hersteller mindestens kostengleich oder sogar günstiger.<br />
www.beeplate.com, www.bamtec.com<br />
23
context 4/2010 Produkte und Projekte<br />
„<br />
Ambitionierte Architektur und zukunftsweisendes<br />
Energiekonzept mittels Geothermie bilden beim<br />
SuperC in Aachen eine überzeugende Einheit.<br />
24
context 4/2010 Produkte und Projekte<br />
Das hohe C der Architektur<br />
Servicezentrum der RWTH in Aachen<br />
Das SuperC, das neue Servicezentrum der Rheinisch-Westfälischen<br />
Technischen Hochschule (RWTH) Aachen, bietet Studierenden eine<br />
zentrale Anlaufstelle. Beheizt wird das Studiengebäude mit Geothermie,<br />
die unmittelbar unter der ambitionierten Architektur gewonnen wird.<br />
An einem frostigen Wintertag ist das kaum vor<br />
stellbar: Etwa 2.500 Meter unter den kalten Füßen<br />
misst die Erdtemperatur rund 70 Grad Celsius.<br />
Dies macht sich die RWTH zunutze: Genau unter<br />
dem dominanten Dach des neuen Servicezentrums<br />
stößt eine Sonde in die Tiefe und liefert Wärme für<br />
die Energieversorgung. Warme Quellen aus dem Erdinnern<br />
sind in Aachen schon seit der Römerzeit als<br />
Quell des Wohlbehagens bekannt. Nun profitieren<br />
auch die Studierenden in dem auffälligen Neubau der<br />
Hochschule von dieser Energiequelle. Deren Wärme<br />
kann, einmal angezapft, nahezu unbegrenzt genutzt<br />
werden. Dank der tiefen Geothermie wird mit der<br />
von einem Wärmeträgermedium aufgenommenen<br />
Energie das Bauwerk sogar direkt, ohne Wärmepumpe,<br />
beheizt. Was so einfach klingt, ist ein komplexes<br />
Unterfangen, dessen technische Ausführungsplanung<br />
ebenso wie die begleitenden wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen von einem interdisziplinären Forschungsteam<br />
unter Federführung des Instituts für<br />
Markscheidewesen der RWTH Aachen durchgeführt<br />
wurden. Von Anfang an hat <strong>HeidelbergCement</strong> Baustoffe<br />
für Geotechnik (HC Geotechnik) für das Bauvorhaben<br />
die Entwicklung eines hochwärmeleitfähigen<br />
Verfüllbaustoffs für tiefe Erdwärmesonden<br />
forciert, der die Sonde im kilometertiefen Bohrloch<br />
fehlstellenfrei umfließt und gleichzeitig durch optimale<br />
thermische Eigenschaften zur Steigerung der<br />
Systemeffizienz beiträgt.<br />
Die Entwicklung innovativer Produkte zur effizienten<br />
Nutzung erneuerbarer Energien ist eine Seite<br />
der Medaille – das <strong>Vertrauen</strong> in die Umsetzung zukunftsweisender<br />
Projekte eine andere. Toni Wimmer,<br />
verantwortlich für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
der Universität, erinnert sich an die Anfangszeit:<br />
„Natürlich gab es in der Stadt Bedenken, dass die Aachener<br />
Quellen von der Bohrung beeinträchtigt würden.<br />
Deshalb wurden fachliche Gutachten in Auftrag<br />
gegeben, die letztendlich den Einfluss der Bohrung<br />
auf die heißen Quellen als unbedenklich einstuften.“<br />
Nun ist, wie es sich für eine Elite-Universität gehört,<br />
auch das Energiekonzept des Neubaus anspruchsvoll.<br />
Denn erstmals wurde hier Erdwärme via Tiefensonde<br />
innerstädtisch für ein Großprojekt genutzt. Das Universitätsgebäude<br />
deckt mit der erneuerbaren Energie<br />
seinen kompletten Heizbedarf und dokumentiert als<br />
innovatives „EU-Demonstrationsprojekt“ über die<br />
Hochschule hinaus die Chancen, die Geothermie für<br />
die Energieversorgung moderner Bauwerke bietet.<br />
Kundenorientierung<br />
Studierende als Kunden zu betrachten, wie es Alt-<br />
Rektor Burkhard Rauhut in einer Broschüre über das<br />
SuperC formuliert, ist ein Aspekt, der in der Debatte<br />
um Hochschulbildung neu ist. Nach dem Motto „der<br />
Kunde ist König“, weist dies auf ein Verhältnis zwischen<br />
den Studierenden und der Hochschule hin, das<br />
ersteren ein größtmögliches Bildungsangebot unter<br />
optimalen Bedingungen verspricht. Tatsächlich bietet<br />
das SuperC an zentraler Stelle alles, was neben dem<br />
inhaltlichen Studium an Verwaltung und Serviceeinrichtungen<br />
für die Studierenden nötig ist. Hier finden<br />
sie ihr Sekretariat, das International Office, das Prüfungsamt<br />
und das Career Center. Seit seiner Eröffnung<br />
gilt der moderne Stahlbetonskelettbau in der<br />
Altstadt als städtebauliches Highlight in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft zu den ehrwürdigen Universitätsbauten<br />
und dem Aachener Dom. Größtmögliche<br />
Transparenz war das Anliegen der Architektinnen<br />
Susi Fritzer und Eva-Maria Pape, die als wissenschaftliche<br />
Lehrkräfte aus der eigenen Architekturfakultät<br />
heraus in einem internen Wettbewerb ein Gebäude<br />
mit 4.600 Quadratmetern Nutzfläche und multifunktionaler<br />
Halle im Untergrund konzipierten. Der Bau<br />
erfüllt das Raumprogramm und bildet den innovativen<br />
Anspruch der Hochschule auch architektonisch<br />
25
context 4/2010 Produkte und Projekte<br />
adäquat nach außen hin ab. Im markanten Dachgeschoss,<br />
das sich wie ein schützender Schirm über den<br />
großen Vorplatz ausbreitet und damit Freiraum für<br />
öffentliche Aktivitäten bietet, sind Konferenzräume<br />
angeordnet. Die tragende Konstruktion dieses auskragenden<br />
Kopftragwerks besteht aus vier geschweißten<br />
Fachwerkträgern mit einer Gesamtlänge<br />
von rund 31 Metern und einer maximalen Bauhöhe<br />
von 7 Metern. Die Kraftübertragung erfolgt durch<br />
Stahlbetonverbundstützen.<br />
Wie gut die Akzeptanz dieses markanten Gebäudes<br />
nicht nur bei Studierenden ist, zeigt die Auslastung<br />
der Räumlichkeiten, die von den einzelnen Instituten<br />
und auch von Externen etwa für Kolloquien<br />
gemietet werden können. „Wir können uns vor Reservierungswünschen<br />
kaum retten und sind schon<br />
für Monate ausgebucht“, resümiert Pressechef Toni<br />
Wimmer. So unterstützt das SuperC nicht nur die verwaltungstechnischen<br />
Bedürfnisse der Studierenden,<br />
es trägt mittelbar auch zur Budgetierung attraktiver<br />
Studieninhalte bei.<br />
se<br />
Objektsteckbrief<br />
Projekt:<br />
SuperC – das Studierenden-Servicezentrum, Aachen<br />
Bauherr und Projektleitung:<br />
Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW, Aachen<br />
Entwurf: ARGE Fritzer + Pape, Aachen<br />
Planung: Pape Architekturbüro, Köln/Aachen<br />
Generalunternehmer:<br />
HOCHTIEF Construction AG, Aachen<br />
Tragwerk: Schlaich, Bergermann & Partner, Stuttgart<br />
Haustechnik/Fassade: ARUP Deutschland, Berlin<br />
Geothermie: Institut für Markscheidewesen, Bergschadenkunde<br />
und Geophysik, RWTH Aachen<br />
Produkt: ThermoCem ® TC02<br />
Tiefenbohrung: H. Anger‘s Söhne Bohr- und Brunnenbaugesellschaft<br />
mbH, Hessisch Lichtenau<br />
Verfüllarbeiten: Schlumberger GmbH, Vechta<br />
<br />
christof.pufahl@heidelbergcement.com<br />
www.rwth-aachen.de<br />
www.pape-architektur.de<br />
ThermoCem TC02<br />
Mit der von der HC Geotechnik entwickelten Produktgruppe Thermo-<br />
Cem, die durch den Einsatz eines hochwärmeleitfähigen Additivs bereits<br />
bei einer geringen Suspensionsdichte – und somit sehr guten<br />
Fließeigenschaften – eine hohe Wärmeleitfähigkeit erreicht, ist <strong>HeidelbergCement</strong><br />
Marktführer im Bereich der oberflächennahen Geothermie.<br />
Mit einer Wärmeleitfähigkeit von ca. 2 W/(m . K) ist beim Verfüllbaustoff<br />
ThermoCem PLUS die Wärmeleitfähigkeit mehr als doppelt so<br />
hoch wie die eines Standard-Produkts. Aufgrund der unterschiedlichen<br />
Bedingungen, die in großer Tiefe herrschen, musste das vorhandene<br />
Produkt für den Einsatz bei tiefen Geothermieprojekten modifiziert werden.<br />
Für den Bau des Studierendenzentrums in Aachen wurde daher als<br />
Weiterentwicklung des ThermoCem-Konzeptes der hochwärmeleitfähige<br />
Verfüllbaustoff ThermoCem TC02 entwickelt, der sich speziell für<br />
tiefe Erdwärmesonden eignet und inzwischen bei einem weiteren Projekt<br />
(Freizeitbad NASS, Arnsberg) eingesetzt wurde.<br />
Im Rahmen des Projekts SuperC schloss die RWTH Aachen als Projektkoordinator<br />
mit der HC Geotechnik (Entwicklung Baustoffrezeptur) und<br />
der TU Clausthal (Institut für Erdöl- und Erdgastechnik) einen Kooperationsvertrag. Hintergrund war, dass die baustofftechnischen<br />
Eigenschaften der – von der HC Geotechnik entwickelten – Rezeptur vor ihrem Einsatz beim SuperC unter<br />
den in situ (also im Bohrloch) herrschenden Druck- und Temperaturbedingungen untersucht werden sollten. Bei tiefen<br />
Geothermieprojekten werden in den unteren Bereichen der abgeteuften Bohrungen Temperaturen von bis zu 150 Grad<br />
Celsius und Drücke von bis zu 50 MPa erreicht. Am Institut für Erdöl- und Erdgastechnik (TU Clausthal) können diese<br />
extremen Bedingungen mit speziellen Messapparaturen aus der Erdölforschung nachgestellt werden. Im Rahmen der an<br />
der TU Clausthal durchgeführten Versuchsserien wurde beispielsweise die Konsistenzentwicklung von ThermoCem TC02<br />
unter hohen Drücken und Temperaturen untersucht und für geeignet befunden.<br />
26
context 4/2010 Produkte und Projekte<br />
Über sieben Brücken…<br />
Jahrhundertbauwerke werden mit Beton ertüchtigt<br />
Weithin sichtbar dokumentieren Brückenbauten wie das Göltzschtalviadukt oder<br />
die Siebenbogenbrücke höchste Ingenieurbaukunst aus vorigen Jahrhunderten.<br />
Mit intelligenten Betonbauweisen macht die Deutsche Bahn AG sie nun fit für die<br />
höheren Lasten und Anforderungen des modernen Schienenverkehrs.<br />
Hier oben, in 78 Metern Höhe, pfeift der Wind,<br />
und alle paar Minuten herrscht absoluter Baustopp,<br />
wenn auf der Gegenfahrbahn eine Diesellok<br />
mit Waggons vorbeidonnert. Das Viadukt über die<br />
Göltzsch im sächsischen Vogtland ist circa neun Meter<br />
breit, die Bauarbeiten bei fortlaufendem eingleisigen<br />
Bahnbetrieb entsprechend eine Herausforderung<br />
für alle Beteiligten. Im Zuge der Elektrifizierung<br />
der Sachsen-Franken-Magistrale, der Bahnstrecke<br />
zwischen Dresden und Nürnberg, erhält die größte<br />
Ziegelsteinbrücke der Welt eine neue Fahrbahnwanne<br />
aus Stahlbeton, Grundlage auch für die Fundamente<br />
von 22 Oberleitungsmasten. „Nur ein Teil unserer<br />
Fahrer liefert hier wie gewohnt Transportbeton<br />
Göltzschtalbrücke<br />
Das Göltzschtalviadukt überspannt als größte Ziegelbaubrücke<br />
der Welt das Tal der Göltzsch im sächsischen Vogtland<br />
mit einer Länge von 574 Metern. Die 78 Meter hohe Eisenbahnbrücke<br />
wurde von 1846 bis 1851 im Zuge des Baus der<br />
Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn zwischen Leipzig und Hof<br />
nach einem Entwurf von Professor Johann Andreas Schubert<br />
erbaut. Aufgrund der nahe gelegenen Lehmvorkommen<br />
wurde sie kostengünstig aus Ziegelsteinen errichtet.<br />
Im Jahre 2009 erklärte die Bundesingenieurkammer sie<br />
zum Historischen Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in<br />
Deutschland. www.deutschebahn.com/bauprojekte<br />
27
context 4/2010 Produkte und Projekte<br />
Objektsteckbrief<br />
Projekt: Göltzschtalbrücke, Netzschkau<br />
Bauherr: Deutsche Bahn AG, Berlin<br />
Bauunternehmen: Sächsische Bau GmbH – Niederlassung<br />
Plauen, Neuensalz<br />
Betonlieferant:<br />
TBG Transportbeton Reichenbach GmbH & Co. KG, eine<br />
Beteiligung von Heidelberger Beton<br />
Betonlabor:<br />
Betotech GmbH & Co. KG – Bereich Thüringen<br />
Betonpumpenlieferant:<br />
Betonpumpendienst Vogtland GmbH & Co. KG<br />
Produkt: circa 3.000 m³ Transportbeton der Festigkeitsklassen<br />
C12/15 bis C30/37<br />
Bauzeit: 2010 – 2011<br />
Bis zum Abschluss<br />
der Elektrifizierung<br />
werden die Zugwaggons<br />
vor dem<br />
Befahren des<br />
Göltzschtalviadukts<br />
an eine Diesellok<br />
angehängt.<br />
ab“, beschreibt Ralf Döhler, Prokurist der TBG Transportbeton<br />
Reichenbach, einer Beteiligung von Heidelberger<br />
Beton, die außergewöhnlichen Arbeitsbedingungen.<br />
„Man muss die Höhe schon abkönnen,<br />
um das faszinierende Bauwerk zu befahren.“ Denn<br />
so lange das Schotterbett der Gleise noch in Teilen<br />
vorhanden war, fuhren die Fahrmischer rückwärts<br />
auf die schmale Brücke und lieferten die ersten Kubikmeter<br />
Transportbeton direkt zum Einbringen.<br />
Nach dem Entfernen des restlichen Schotterbetts ab<br />
der Brückenmitte wurde der Transportbeton vom<br />
Standort der Betonpumpe am Brückenkopf waagerecht<br />
über bis zu 300 Meter weite Distanzen zum Bestimmungsort<br />
gepumpt. Die TBG Transportbeton<br />
Reichenbach lieferte insgesamt 3.000 Kubikmeter<br />
Transportbeton der Festigkeitsklasse C12/15 bis<br />
C30/37 zur Baustelle. Für eine bestimmte Konsistenz<br />
und eine konstante Qualität beim Pumpen passte das<br />
Betonlabor der Betotech GmbH & Co. KG, Bereich<br />
Thüringen, die Rezeptur des C12/15 an die Pumpbedingungen<br />
an.<br />
Eine Herausforderung anderer Art stellte sich für<br />
die TBG Franken, eine Beteiligung von Heidelberger<br />
Beton, beim Bau einer Brücke, die parallel zur historischen<br />
Siebenbogenbrücke über den Rednitzgrund<br />
in Fürth verläuft. Sie unterstützt mit zwei zusätzlichen<br />
S-Bahngleisen und einem ICE-Ferngleis die Streckenführung<br />
von Nürnberg nach Forchheim. Bewusst<br />
setzte die Deutsche Bahn AG als Bauherr bei der Gestaltung<br />
des Neubaus auf eine Adaption der Formen<br />
der historischen Siebenbogenbrücke.<br />
In diesem Jahr hat die Angermüller Bau GmbH die<br />
sieben Bögen der modernen Brücke mit einer jeweiligen<br />
Stützweite von 20,4 Metern mit Hilfe einer<br />
oben offenen Bogenschalung in Projektabschnitten<br />
von jeweils anderthalb Bögen erstellt. „Den Wahnsinn<br />
der Betonage konnten wir nur durch engste Abstimmung<br />
zwischen Lieferwerk und Baustelle in den<br />
Griff bekommen“, erinnert sich Martin Sczeponik,<br />
Prokurist der TBG Transportbeton Franken, an den<br />
heißen Jahrhundertsommer. „Die Lieferung eines Betons<br />
mit entsprechender Fließfähigkeit war für die<br />
Modellierung der Bögen mittels offener Bogenschalung<br />
absolut entscheidend“, berichtet er. „Bauverantwortliche<br />
und Lieferwerk mussten sich absolut<br />
aufeinander verlassen können; wir lieferten äußerst<br />
flexibel, wegen der Hitze auch zu ungewöhnlichen<br />
Zeiten, fast rund um die Uhr.“ Für die richtig eingestellte<br />
Konsistenz war engster Kontakt zwischen den<br />
Polieren von Angermüller Bau und der TBG Transportbeton<br />
Franken erforderlich. Je nach Neigungswinkel<br />
des Bogens waren unterschiedliche Einbaukonsistenzen<br />
gefordert, die pro Fahrzeug punktgenau<br />
bereitgestellt werden mussten. Im Vorfeld hatte die<br />
Beratung der Betotech GmbH durch das Baustofftechnische<br />
Labor Nabburg entscheidend zum Gelingen<br />
des Bauwerks beigetragen. Sczeponiks Unternehmen<br />
lieferte jeweils rund 320 Kubikmeter<br />
Transportbeton der Festigkeitsklasse C30/37 pro Bogen,<br />
insgesamt kommen 4.500 Kubikmeter Transportbeton<br />
für den Neubau zusammen. Je nach Aufstellmöglichkeit<br />
waren Betonpumpen von M32 bis<br />
M42 der Heidelberger Beton GmbH, Bereich Betonpumpen<br />
Südost, im Einsatz. Durch eine intelligente<br />
Bauweise und moderne Produkte konnte der Betrieb<br />
der beiden historischen Brücken für weitere Jahrzehnte<br />
gesichert werden – mit Beton, wie es sich für<br />
Jahrhundertbauwerke empfiehlt.<br />
se<br />
<br />
ralf.doehler@heidelbergcement.com<br />
martin.sczeponik@heidelbergcement.com<br />
www.tbg-franken.de<br />
www.betotech.de<br />
www.wiebe.de/de/saechsische-bau<br />
www.angermueller.de<br />
www.betonpumpendienst-vogtland.de<br />
28
context 4/2010 Produkte und Projekte<br />
Siebenbogenbrücke<br />
Die historische Siebenbogenbrücke in Fürth entstand in<br />
den Jahren 1862/63 nach Plänen des Bezirksingenieurs<br />
Reissinger für die Strecke nach Würzburg. Bereits Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts wurde sie auf fünf Gleise ausgebaut<br />
und erhielt an der Südseite einen Anbau aus Beton.<br />
Weitere Umbaumaßnahmen 1969/70 und die<br />
Versetzung der Oberleitungsmasten neben die Strecke<br />
in den Rednitzgrund erweiterten die Siebenbogenbrücke<br />
auf ihre heutige Breite von 25,1 Meter bei einer<br />
Länge von 186,7 Metern. Nun wird ihr als Erweiterung<br />
eine Brücke aus Beton zur Seite gestellt, die den Verlauf<br />
der sieben Bögen exakt aufnimmt. www.vde8.de<br />
Objektsteckbrief<br />
Projekt: Siebenbogenbrücke, Fürth<br />
Bauherr: Deutsche Bahn AG, Berlin<br />
Bauunternehmen: Angermüller Bau GmbH, Untersiemau<br />
Betonlieferant:<br />
TBG Transportbeton Franken GmbH & Co. KG Fürth,<br />
eine Beteiligung von Heidelberger Beton<br />
Betonlabor:<br />
Betotech GmbH, Baustofftechnisches Labor Nabburg,<br />
eine Beteiligung von Heidelberger Beton<br />
Betonpumpenlieferant: Bereich Betonpumpen Südost<br />
Fürth, eine Beteiligung von Heidelberger Beton<br />
Produkt: circa 4.500 m³ Transportbeton der Festigkeitsklasse<br />
C30/37<br />
Bauzeit: 2009 – 2011<br />
Eisenbahn Ausbau/Neubaustrecke<br />
Nürnberg-Erfurt-Leipzig/Halle-Berlin (VDE8):<br />
In den Zwickeln der sieben Betonbögen stehen<br />
insgesamt sechs Zwischenpfeiler, die die Auflagebeziehungsweise<br />
Stützpunkte für die Schienenfahrbahnen<br />
bilden werden.<br />
29
context 4/2010 Produkte und Projekte<br />
Schneller zum Luxus<br />
Hotelbau über U-Bahntrasse<br />
Das Scandic Hotel wurde um die U-Bahn<br />
herum gebaut. Dabei konnten die riesigen<br />
Halbfertigteile nur nachts montiert werden –<br />
wenn keine Bahn fuhr.<br />
30
context 4/2010 Produkte und Projekte<br />
Platz und Zeit waren rar beim Bau des neuen Scandic Hotels in Berlin<br />
am Potsdamer Platz. Zudem musste das Gebäude über einer U-Bahn<br />
gebaut werden – bei laufendem Betrieb der Linie U2. Dank Betonfertigteilen<br />
und dem Zementfließestrich CemFlow konnte das scheinbar Unmögliche<br />
möglich gemacht werden.<br />
Der Potsdamer Platz ist in. Während Sony Center,<br />
BahnTower, Filmmuseum Berlin und der Kollhoff-Turm<br />
bereits seine Erscheinung prägen, entstehen<br />
in den Nebenstraßen weitere neue, markante<br />
Bauten. So auch auf der Gabriele-Tergit-Promenade,<br />
Hausnummer 19, direkt am Mendelssohn-Bartholdy-<br />
Park. Hier präsentiert sich seit Oktober dieses Jahres<br />
auf etwa achtzig mal sechzig Metern das neue Gebäude<br />
der Hotelkette Scandic. Es ist neben dem in<br />
Lübeck erst das zweite Hotel des schwedischen Unternehmens<br />
in Deutschland und stellt hier das Flagschiff<br />
dar. Ein weiteres Hotel in Hamburg ist im Bau<br />
und soll 2011 öffnen.<br />
Auf neun Etagen bietet das Hotel Entspannung à<br />
la Svenska. Mit schwedischem Interieur und Naturklängen,<br />
abgestimmt auf die vier Jahreszeiten, sollen<br />
Erholung und Geschäftstätigkeit vereint werden: 565<br />
Zimmer, ein Restaurant, eine Bar mit Terrasse, ein<br />
Coffeeshop, ein riesiger Ballsaal und insgesamt 20<br />
Tagungsräume mit einer Kapazität von bis zu 1.000<br />
Personen stehen den Gästen für Entspannung und<br />
Arbeit zur Verfügung.<br />
Weit weniger entspannt verliefen die Bauarbeiten<br />
für das Hotel. Die größte Herausforderung war die<br />
U-Bahntrasse, die just auf dem Gelände des Hotels<br />
aus dem Boden kam, um überirdisch weiterzulaufen.<br />
Das Hotel musste daher auf ganzer Länge über die<br />
U-Bahntrasse gebaut werden – ohne den laufenden<br />
Betrieb einzuschränken, denn die U2 ist die meist frequentierte<br />
U-Bahnlinie in Berlin. Gleichzeitig wurde<br />
direkt daneben ein zweiter Tunnel für die zukünftig<br />
geplante S-Bahn erstellt. Michael Mettke, Bauleiter<br />
von Bleck & Söhne – einem als Partner der Arge<br />
Scandic für den Rohbau zuständigen Unternehmen<br />
–, berichtet: „Das war für die Techniker absolut<br />
grenzwertig: Wir mussten über zehn Meter hohe<br />
Wände mit besonderen Brandschutzeigenschaften<br />
erstellen, hatten aber nur auf der Fläche der zukünftigen<br />
S-Bahntrasse Platz für das Aufstellen sowie die<br />
Lagerung der Halbfertigteile und konnten nur von 1<br />
Uhr 30 bis 4 Uhr 30 montieren, denn dann fuhren<br />
keine U-Bahnen.“<br />
Die für die Techniker einzig mögliche Vorgehensweise<br />
war der Einsatz von Betonhalbfertigteilen, die<br />
von Heidelberger Betonelemente GmbH & Co. KG,<br />
Werk Lindwerder, geliefert wurden. Denn lediglich<br />
diese Bauweise erlaubte ein nur halbseitiges Abstützen<br />
der Hohlwände auf der Seite der S-Bahntrasse.<br />
Auf der Seite der U-Bahn durften aus Sicherheitsgründen<br />
keine Stützen angebracht werden. Aufgrund<br />
der enormen Größe der Halbfertigteile von bis<br />
zu 10 auf 2,40 Metern konnten diese nur mit Hilfe<br />
einer Aufrichtstation für den Einbau aufgestellt werden,<br />
was zusätzlichen Platz beanspruchte. „Das war<br />
eine riesige logistische Herausforderung“, berichtet<br />
Mettke. „Wir konnten die Halbfertigteile nicht lagern,<br />
sondern haben sie direkt vom Lkw runter verbaut.<br />
Wenn aus Zeitgründen Teile übrig blieben,<br />
mussten wir diese wieder abtransportieren.“<br />
Bis die U-Bahn erfolgreich übertunnelt war, durften<br />
per Kran keine Lasten über die Bahn gehoben<br />
werden. Gleichzeitig wurden jedoch beidseitig die<br />
Tiefgaragen und Untergeschosse des Hotels in die<br />
Höhe gezogen, um sich dann später über dem Tunnel<br />
zu begegnen. Zu Beginn mussten also beide Baustellen<br />
getrennt organisiert und beliefert werden.<br />
Im Innern des<br />
Hotels konnten<br />
dank CemFlow die<br />
Böden schnell fertiggestellt<br />
und bei<br />
Bedarf belegt<br />
werden. Zu sehen<br />
sind Technikraum<br />
und Flur.<br />
31
context 4/2010 Produkte und Projekte<br />
Im Scandic Hotel,<br />
am Mendelssohn-<br />
Bartholdy-Platz,<br />
steigt die U-Bahn<br />
aus der Tiefe, durchzieht<br />
das Gebäude<br />
und verlässt es<br />
oberirdisch wieder.<br />
Auch nach der Überdeckelung der U-Bahn hörten<br />
die logistischen Herausforderungen nicht auf. Denn<br />
auf sie folgte der Überbau für das Hotel. Doch über<br />
einer Trasse gelten besonders restriktive Statikanforderungen.<br />
Daher mussten Deckenträger aus Stahl,<br />
25 Meter lang, 1,40 Meter hoch und über 25 Tonnen<br />
schwer, an die Baustelle transportiert und eingebaut<br />
werden. Auf ihnen ruht nun quasi das ganze Hotel.<br />
Gleichzeitig ermöglichen sie einen freitragenden Ballsaal<br />
von 25 mal 20 Metern Größe. „Wir waren froh,<br />
als endlich die Decken über der U-Bahn fertig waren“,<br />
gesteht Mettke.<br />
Doch Zeit zum Verschnaufen blieb ihm auch danach<br />
nicht. Denn in nur vier Monaten sollte der restliche<br />
Rohbau stehen – die anspruchsvolle Etage mit<br />
Ballsaal, Meetingräumen und Restaurant sowie fünf<br />
weitere Etagen mit etwa 100 Zimmern pro Stockwerk.<br />
Mettke erzählt: „Das ging nur mit Fertigteilen.“<br />
Trotzdem war die Zeit knapp. Rüdiger Meissner,<br />
Vertriebsleiter der Heidelberger Betonelemente<br />
GmbH & Co. KG, Werk Lindwerder, berichtet: „Ab<br />
dem vierten Stockwerk haben wir aus drei Betonwerken<br />
gleichzeitig die Fertigteile angeliefert, so schnell<br />
wurden sie eingebaut.“<br />
Auch für den Boden war die Zeit knapp. Für ihn<br />
galt nicht nur, dass er schnell verlegt werden sollte, er<br />
musste auch die Erschütterungen der im Untergrund<br />
fahrenden U-Bahn abfangen können. Es kam daher<br />
nur ein schwimmender Zementestrich auf Dämmung<br />
in Betracht. Der beauftragten Firma Kuhn Estriche<br />
GmbH standen für die Estricharbeiten nur noch drei<br />
Monate zur Verfügung. In dieser Zeit sollte sie rund<br />
23.000 Quadratmeter schwimmenden Zementestrich<br />
auf Dämmung verlegen. „Mit herkömmlichem Estrich<br />
hätten wir diesen Zeitplan niemals einhalten<br />
können“, berichtet Michael Kuhn, Geschäftsführer<br />
von Kuhn Estriche GmbH. „Zumal wir bei winter-<br />
lichen Temperaturen von minus 15 Grad Celsius bis<br />
10 Grad Celsius arbeiten mussten.“<br />
Nach Absprache mit Heidelberger Beton entschied<br />
sich die Firma daher für den Fließestrich CemFlow –<br />
und konnte in nur 2,5 Monaten die Arbeiten ausführen.<br />
Mit zwischenzeitlich 15 Mann kam der Handwerksbetrieb<br />
aus Winnenden auf eine Tagesleistung<br />
von durchschnittlich 800 bis 1.000 Quadratmetern.<br />
„Wir hatten sogar Spitzenleistungen von 2.000 Quadratmetern<br />
am Tag“, berichtet Kuhn. Trotz des hohen<br />
Tempos war das Resultat ein rissfreier Estrich. Da<br />
CemFlow bereits bei einer Restfeuchte von 1,8 Prozent<br />
belegt werden darf, konnten in den meisten Bereichen<br />
bereits nach drei Wochen die noch ausstehenden<br />
12.000 Quadratmeter Walnuss- und 500<br />
Quadratmeter Bambusparkett sowie andere exklusive<br />
Oberbeläge verlegt werden. Nur wenige Bereiche<br />
mussten aufgrund des Termindrucks mit Kunstharz<br />
imprägniert werden, um eine schnellere Belegbarkeit<br />
zu erreichen.<br />
Von Zeitdruck und Platzproblemen ist inzwischen<br />
nichts mehr zu spüren. Das Scandic Hotel war bereits<br />
zur Eröffnung komplett ausgebucht. Und während<br />
unbemerkt im Untergrund die U-Bahn vorbeirumpelt,<br />
entspannen sich oberhalb die Gäste im skandinavischen<br />
Ambiente.<br />
Anke Biester<br />
<br />
ingo.vollbrecht@heidelberger-beton.de<br />
www.heidelberger-beton.de<br />
www.heidelberger-betonelemente.de<br />
www.cemflow.de<br />
www.bleck-soehne.de<br />
Objektsteckbrief<br />
Projekt: Scandic Hotel, Berlin<br />
Bauherr: Schaumann Contractor GmbH<br />
Entwurfsarchitekt: Reichel & Stauth<br />
Ausführungsplanung: Fischer + Werner Architekten<br />
Roh- und Ausbau: ARGE SCANDIC<br />
Produkte:<br />
Transportbeton: 14.500 m³ in folgenden Festigkeitsklassen:<br />
ca. 6.500 m³ C 30/37, ca. 8.300 m³ C 35/45,<br />
ca. 2.000 m³ C 45/55 und ca. 800 m³ C 50/60<br />
Betonhalbfertigteile: 24.600 m² Elementdecken,<br />
12.500 m² Elementwände<br />
CemFlow: ca. 1.400 m³<br />
Betonlieferant:<br />
Heidelberger Beton GmbH Gebiet Berlin-Brandenburg,<br />
Heidelberger Betonelemente GmbH & Co. KG,<br />
Werk Lindwerder, Mörteldienst Berlin-Brandenburg<br />
(CemFlow)<br />
Bauzeit: 2008 – 2010<br />
32
context 4/2010 Markt und Umwelt<br />
Die Kunst des Kreisels<br />
Betonkreisel trotzen dem Verkehr<br />
Werneck in Unterfranken weiht Ende des Jahres die erste Kreisverkehrsanlage<br />
aus Beton in Bayern ein. Die Betondeckschicht im<br />
Kreisverkehr und auf den Zufahrten gewährt über lange Jahre eine<br />
sichere und schadensfreie Fahrbahn.<br />
Abseits der Fernverkehrsstraßen finden sich rund<br />
um den Markt Werneck sogenannte „Marterle“,<br />
wie es im Fränkischen heißt, abgeleitet vom Wort<br />
Martyrium, dem Leiden Christi also, in dem das Gottvertrauen<br />
und die Aussicht auf Erlösung seinen<br />
höchsten Ausdruck findet. Die kunstvoll gestalteten<br />
Bildstöcke sind bemerkenswerte Zeichen christlicher<br />
Tradition in der Region. Seit dem Mittelalter, so Bürgermeisterin<br />
Edeltraud Baumgartl, dokumentieren<br />
diese, nach Art der Sühnekreuze, die Ehrerbietung<br />
oder den Dank ihrer Stifter für einen überwundenen<br />
Schicksalsschlag.<br />
Wenn Ende des Jahres die offizielle Verkehrsfreigabe<br />
des neuen Betonkreisels in Werneck gefeiert<br />
wird, wartet die Gemeinde nicht nur mit dem Fränkischen<br />
Bildstockmuseum und einem Schloss von<br />
Balthasar Neumann sondern nun auch mit einer Bauweise<br />
auf, die bei Planern von Infrastruktur und Ausführenden<br />
im Straßenbau weithin Beachtung finden<br />
dürfte. Denn die neue Kreisverkehrsanlage aus Beton<br />
ist die erste, die in Bayern realisiert wurde. Sie übernimmt<br />
eine zentrale Verkehrsfunktion im nachgeordneten<br />
Netzbereich der Autobahnanschlussstellen<br />
A70, A7 und A71. Das hohe Schwerverkehrsaufkommen<br />
mit mehr als 1.800 Fahrzeugen pro Tag, Tendenz<br />
steigend, wird durch die Zufahrt zum Gewerbegebiet,<br />
einen Autohof sowie einen Pendler-Parkplatz<br />
noch erhöht. Kreisverkehre übernehmen generell als<br />
„plangleiche Knotenpunkte“ eine Verteilerfunktion.<br />
Sinnvoll sind Kreisanlagen wie in Werneck, wenn<br />
mindestens drei einzelne Straßenäste auf gleicher<br />
Höhe aufeinanderstoßen. Gegenüber Kreuzungen<br />
ohne Ampelanlagen haben sie erhebliche Vorteile. So<br />
können beispielsweise mehr Fahrzeuge pro Stunde<br />
passieren. Zudem besitzt der Verkehrsfluss in einem<br />
Kreisverkehr weniger Konfliktpunkte mit nachweislich<br />
geringeren Unfallzahlen.<br />
In Werneck war der betreffende Streckenbereich<br />
bereits wenige Jahre nach seiner Entstehung aufgrund<br />
von Verformungen (Spurrinnen, „Waschbrettbildung“)<br />
schadhaft. Diese Erfahrung und der Zustand<br />
herkömmlicher Kreisanlagen in benachbarten<br />
Kommunen veranlasste die Gemeinde als Bauträgerin,<br />
bei der Erneuerung besonderen Wert auf Dauerhaftigkeit<br />
und Nachhaltigkeit zu legen. In Abstimmung<br />
mit der Obersten Baubehörde und dem<br />
Staatlichen Bauamt Schweinfurt entschied sie sich für<br />
den Bau eines Kreisverkehrs mit Bypass und die Erneuerung<br />
der Zufahrten in Betonbauweise. „Wir<br />
kennen die Schadensbilder durch hohe Belastung.<br />
Sehr starke Schubkräfte und Scherspannung führen<br />
häufig zu frühzeitigen Schäden“, erläutert Arno<br />
Weimann, Geschäftsführer des beauftragten Planungsbüros,<br />
die Entscheidung. „Diese können wir<br />
bei der Betondeckenkonstruktion vermeiden.“ Weimann<br />
Baur Consult hatte sich im Vorfeld der Planung<br />
mit dem Lehrstuhl und Prüfamt für Verkehrswegebau<br />
an der TU München beraten, wo die Betonbauweise<br />
für Kreisverkehre nach wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
für den ersten deutschen Kreisverkehr<br />
aus Beton, 2007 im rheinland-pfälzischen Bad Sobernheim<br />
gebaut, entwickelt wurde.<br />
In Planung und Ausführung unterscheidet sich der<br />
Bau solcher Kreisverkehrsanlagen kaum von den Ver-<br />
30 bis 40 Jahre hält<br />
ein Betonkreisel<br />
ohne Schadensbilder.<br />
Aufgrund der<br />
langen Lebensdauer<br />
sind Betonkreisel ins<br />
Blickfeld deutscher<br />
Bauämter gerückt.<br />
33
In Bayern hat es Markt Werneck nun vorgemacht:<br />
„Der Gemeinderat hat sich bewusst für die Betondeckschicht<br />
entschieden“, resümiert Bautechniker<br />
Leo Redelberger vom Bauamt Werneck, „weil wir<br />
damit künftig so gut wie keinen Bauunterhalt haben.“<br />
Das beauftragte Bauunternehmen Glöckle<br />
konnte mit Transportbeton aus seinem nahe gelegenen<br />
Betonwerk Grafenrheinfeld, einer Beteiligung<br />
von Heidelberger Beton, arbeiten. Die Rezeptur mit<br />
einem Zement CEM I 32/5 R (St) aus dem Lieferwerk<br />
Burglengenfeld, mit 0,22 Prozent vom Zementgewicht<br />
eines Luftporenbildners von Sika sowie Betonverflüssiger<br />
BV VC 1075 mit 0,45 Prozent vom Zementgewicht<br />
dosiert, entsprach den speziellen<br />
Anforderungen. Im Vorfeld erfolgten seitens der Becontext<br />
4/2010 Markt und Umwelt<br />
fahren zur Herstellung von Betonflächen, wie sie<br />
etwa vom Fernstraßenbau bekannt sind, lediglich die<br />
Berechnung der Betonstahlbewehrung, der Deckendicke<br />
und die Planung der Segmentfugen sind unterschiedlich.<br />
In der Schweiz oder in Österreich sind<br />
Kreisverkehre in Betonbauweise seit vielen Jahren gebauter<br />
Standard. In Deutschland wurden inzwischen<br />
acht davon gebaut. Nach diesen ersten Realisierungen<br />
rücken sie, nach Einschätzung von Martin<br />
Peck von der Beton Marketing Süd GmbH, auch<br />
bundesweit immer stärker in den Blickpunkt. Immer<br />
mehr Behörden wagen den Schritt der Erprobung<br />
und bewerten Baumaßnahmen nach Lifecyclekosten.<br />
Spätestens dann erweist sich die Betonbauweise als<br />
wirtschaftlicher und vernünftiger.<br />
34
context 4/2010 Markt und Umwelt<br />
totech Würzburg und der Labors der Abteilung Entwicklung<br />
und Anwendung von <strong>HeidelbergCement</strong> in<br />
Leimen Prüfungen des Frost-Tausalz-Widerstandes<br />
des Betons und seiner Abriebfestigkeit. In Werneck<br />
wurde neben dem Kreisverkehr auch der gesamte<br />
Straßenkomplex zwischen Autobahn und Autohof<br />
mit den Lkw-Stellplätzen in Betonbauweise geplant,<br />
somit sind alle hochbelasteten Fahrbahnbereiche in<br />
gleicher Qualität und Dauerhaftigkeit ausgeführt.<br />
Objektleiter Martin Ueberschär ist zuversichtlich:<br />
„Die Betonbauweise wird sich für solche Kreisverkehrslösungen<br />
durchsetzen“, glaubt er. Die Bauarbeiten<br />
sollen noch vor Weihnachten abgeschlossen<br />
werden – das wäre doch eigentlich ein „Marterle“<br />
wert.<br />
se<br />
Objektsteckbrief<br />
Projekt: Betonkreisverkehr, Werneck<br />
Bauherr: Marktgemeinde Werneck<br />
Planung: Weimann Baur Bauconsult, Dettelbach<br />
Bauausführung: Bauunternehmung Glöckle Hoch- und<br />
Tiefbau GmbH, Schweinfurt<br />
Betonlieferant: TBG Glöckle GmbH, eine Beteiligung der<br />
Heidelberger Beton GmbH<br />
Produkte: Beton: C 30/37 2 Expositionsklassen XC4<br />
XD3 XF4 XA2 XM2, Konsistenz F2, mit Luftporenbildnern<br />
0,22% LP pro m 3 Betonverflüssiger, 1.500 m 3<br />
Zement: CEM I 32/5 R (St), 500 Tonnen<br />
Beratung: BetonMarketing Süd GmbH,<br />
Betotech Würzburg,<br />
eine Beteiligung von <strong>HeidelbergCement</strong><br />
Fertigstellung: Ende 2010<br />
<br />
anton.paltian@heidelbergcement.com<br />
www.bildstockzentrum.de<br />
2007 erstmals im Rheinland ausgeführt, gibt es eine Kreisverkehrsanlage<br />
mit einer dauerhaften Betondeckschicht<br />
nun erstmals auch in Bayern, im Markt Werneck.<br />
35
context 4/2010 Kunden und Partner<br />
Auf gute Partnerschaft!<br />
PPP-Projekte im Autobahnbau<br />
Mit dem „A-Modell A4 – Umfahrung Hörselberge“ realisierte die EUROVIA, Europas<br />
führendes Straßenbauunternehmen, erstmals einen Autobahnabschnitt in öffentlichprivater<br />
Partnerschaft in Thüringen. Für dieses und weitere PPP-Projekte liefert <strong>HeidelbergCement</strong><br />
die Bindemittel.<br />
Partnerschaftliches Miteinander ist Voraussetzung<br />
für erfolgreiche PPP-Projekte.“ Geschäfts-<br />
„<br />
führer Bernd Diening muss es wissen. Sein Unternehmen,<br />
die EUROVIA Infra GmbH, hat gerade<br />
federführend ein Pilotprojekt abgeschlossen – in einer<br />
Arge mit den Unternehmen Strassing-Limes, Hochtief<br />
und Rädlinger –, bei dem es in besonderem Maße auf<br />
verlässliche Projektierung, Planung und Ausführung<br />
ankommt. Beim Bau der Nordumfahrung von Eisenach<br />
in Thüringen hatte sich die öffentliche Hand im<br />
Vorfeld für ein privatwirtschaftliches Betreibermodell<br />
entschieden, ein sogenanntes A-Modell.<br />
Vorfinanziert werden solche PPP-Projekte von<br />
Konzessionsnehmern, in genanntem Fall von der<br />
VINCI Concessions (einem Schwesterunternehmen<br />
der EUROVIA), der Hochtief PPPS sowie einem Bankenkonsortium.<br />
Auch bei dem zweiten Straßenbauprojekt<br />
von EUROVIA auf der BAB 5, welches unter<br />
dem Begriff Public Private Partnership läuft, liefert<br />
<strong>HeidelbergCement</strong> die Bindemittel für die Verfestigung<br />
und die Betondecke.<br />
Andere europäische Länder haben es vorgemacht,<br />
jetzt bieten auch in Deutschland Betreibermodelle<br />
dieser Art der öffentlichen Hand die Chance, Aufträge<br />
mit 30-jähriger Laufzeit zu genau festgelegten<br />
finanziellen Konditionen zu vergeben und damit effektiver<br />
als auf dem Wege der herkömmlichen Haushaltsfinanzierung<br />
zu bauen. Besonders in Zeiten<br />
knapper Kassen ist dies für Bund und Kommunen ein<br />
interessantes Modell. Der öffentliche Bauherr behält<br />
sich als Initiator der Baumaßnahme vor, die Rahmenbedingungen<br />
festzulegen. Zunächst wird geprüft, ob<br />
der über Jahre laufende Vertrag für die öffentliche<br />
Hand und somit den Steuerzahler günstiger ist als bei<br />
einem herkömmlichen Vergabeverfahren.<br />
Einem innovativen und leistungsstarken Unternehmen<br />
wie der EUROVIA bieten die PPP-Projekte in<br />
Deutschland ein enormes wirtschaftliches Potenzial.<br />
Innerhalb der VINCI-Unternehmensgruppe, die global<br />
als Bau- und Konzessionskonzern agiert, arbeitet<br />
die EUROVIA als eines der weltweit führenden Straßenbauunternehmen<br />
mit 42.000 Mitarbeitern und ist<br />
mit über 70 Prozent seiner Leistung im Straßen- und<br />
Schienenwegebau tätig. In Deutschland beschäftigt<br />
die EUROVIA knapp 4.000 Mitarbeiter und macht einen<br />
Umsatz von 820 Millionen Euro. Innerhalb des<br />
36
context 4/2010 Kunden und Partner<br />
Durch den außergewöhnlichen Einsatz aller Projektbeteiligten<br />
konnte das A-Modell A4 vorzeitig fertiggestellt<br />
werden. Bis hin zu solchen PPP-Projekten realisiert die<br />
EUROVIA alles im Verkehrswegebau und produziert als<br />
Komplettanbieter auch eigene Baustoffe.<br />
eigenen Unternehmensverbundes tritt die EUROVIA<br />
Infra GmbH als spezialisierte Plattform für die Realisierung<br />
von PPP-Projekten auf. Sämtliche Phasen der<br />
Projektumsetzung – von der Finanzierung und Planung<br />
über die Bauausführung bis hin zum Betrieb und<br />
der Instandhaltung von Verkehrsinfrastrukturen –<br />
können die Experten von der EUROVIA Infra durch<br />
die Zusammenarbeit mit dem VINCI-Mutterkonzern<br />
koordinieren.<br />
Der Autobahnabschnitt der A4 war eines der ersten<br />
größeren PPP-Projekte, die Bernd Diening bis zur<br />
Verkehrsfreigabe verantwortet hat. „Im Unterschied<br />
zu normalen Bauaufträgen tragen wir hier sämtliche<br />
Risiken“, erläutert Diening, der auch Vorstand der<br />
Gütegemeinschaft Verkehrsflächen aus Beton e. V. ist.<br />
„Wir klären im Vorfeld genau ab, welche Verkehrsbelastung<br />
prognostiziert ist und berücksichtigen in der<br />
Kalkulation den gesamten Life Cycle des Streckenabschnitts.“<br />
Im fertiggestellten Autobahnabschnitt der A4 und<br />
auch auf dem Abschnitt der A5 (Malsch – Offenburg)<br />
in Baden-Württemberg, der derzeit noch im Bau befindlich<br />
ist, hatte sich die EUROVIA mit ihren Partnern<br />
für die Betonbauweise entschieden. So lieferte<br />
<strong>HeidelbergCement</strong> als verlässlicher Partner zwischen<br />
2008 und 2010 aus dem Lieferwerk Wetzlar 77.300<br />
Tonnen CEM I 42,5N. Bei der A5 besteht ein Gesamtbedarf<br />
von rund 140.000 Tonnen Zement, die aus<br />
den Werken Schelklingen (CEM I 42.5N) und Leimen<br />
(CEM I 32.5R) für die Betonproduktion direkt an die<br />
Baustellenmischanlagen geliefert werden.<br />
„Bei einer dreißigjährigen Vertragslaufzeit ist der<br />
private Betreiber auch für die Schadensfreiheit des<br />
Streckenabschnitts verantwortlich“, erläutert Diening,<br />
„das ist ja der Sinn von PPP, die öffentliche<br />
Hand geht hier kein Risiko mehr ein.“ Zu einer effektiven<br />
Projektentwicklung tragen daher auch innovative<br />
Ideen aus anderen Gesellschaften des Konzernverbunds<br />
bei, etwa ein neu entwickeltes Kalkulationsmodell<br />
zur Straßenerhaltung.<br />
Da in PPP-Pauschalverträgen ein Festpreis praktisch<br />
ohne Nachtragsmöglichkeiten vereinbart wird,<br />
übernimmt das Bauunternehmen die volle Verantwortung<br />
für Ausführungsplanung und Ausführung.<br />
Höchste Qualität und Rationalität der Bauweise sind<br />
so unerlässlich. Alle am Bau beteiligten Unternehmen,<br />
auch die Subunternehmen oder Zulieferer, müssen<br />
sich in besonderem Maße aufeinander verlassen<br />
können. „Das <strong>Vertrauen</strong> auf die Leistungsfähigkeit<br />
und Termintreue aller Beteiligter“, meint Geschäftsführer<br />
Diening, „ist Voraussetzung für ein funktionierendes<br />
PPP-Projekt“.<br />
se<br />
<br />
klaus.felsch@heidelbergcement.com<br />
www.eurovia.de<br />
37
context 4/2010 Kunden und Partner<br />
Beton:<br />
Baustoff und Philosophie<br />
Foto-Kalender Beton / concrete 2011<br />
Dass man mit Beton fast grenzenlos kreativ und technisch höchst anspruchsvoll bauen<br />
kann, ist allgemein bekannt. Architekten und Bauherren entdecken aber auch immer<br />
mehr die ästhetische Seite des Baustoffs. Wie dies aussieht, hat Steffen Fuchs im Bild<br />
festgehalten: in seinem Kalender Beton/concrete 2011.<br />
Unverputzte Betonwände sind Ausdruck<br />
eines neuen Wohn- und Lebensgefühls,<br />
das sich aufs Wesentliche<br />
konzentriert – puristisch und klar, innen<br />
wie außen. Ganz gleich, ob man ihn mag<br />
oder nicht, eines steht fest: Ohne Beton<br />
sähe die Welt anders aus. Seine Stabilität<br />
macht Beton zum tragenden Element im<br />
konstruktiven Ingenieurbau, wie beim Tower<br />
185 in Frankfurt oder dem Verwaltungsbau<br />
des Kraftwerks Zolling. Seine hohe<br />
Belastbarkeit macht ihn zum Mittel der Wahl<br />
beim Bau besonders beanspruchter Verkehrsinfrastruktur,<br />
wie der U-Bahnstrecke 55 in<br />
Berlin oder der Talstation der Stubaier Gletscherbahn.<br />
Und: Kaum ein berühmter Architekt, der nicht in<br />
den letzten Jahren spektakuläre Werke aus (Sicht-)<br />
Beton vorgelegt hätte – zu unserer Freude mit Produkten<br />
von <strong>HeidelbergCement</strong>: Stephan Braunfels<br />
das Paul-Löbe-Haus in Berlin, vis-à-vis des Bundeskanzleramts,<br />
Talik Chalabi das Kongress- und Wirtschaftszentrum<br />
darmstadtium in Darmstadt oder<br />
Staab Architekten das Museum Georg Schäfer in<br />
Schweinfurt.<br />
Ob tragend oder künstlerisch – alle Baumeister<br />
führen dem Betrachter eins vor Augen:<br />
wie leise das wuchtige Material sein<br />
kann. Nicht zufällig wird Beton gerne an Orten<br />
verwendet, wo der Hauptprotagonist eigentlich<br />
ein anderer ist. Gerade weil Beton so<br />
zurückhaltend ist, lässt er sich gut mit anderen<br />
Materialien oder Exponaten verbinden,<br />
sei es Holz oder Glas, Leder oder Gold. Beton<br />
ist daher mehr als nur ein Baustoff: Er ist<br />
Philosophie, die durch Ideen, Kreativität<br />
und Visionen Leben erhält.<br />
ceck<br />
steffen.fuchs@heidelbergcement.com<br />
38
cre:ate-Karte<br />
Tipps und Termine<br />
Modernes Bauen –<br />
Baustoffe der Zukunft<br />
Auf diesen Veranstaltungen werden nicht<br />
nur neue Erkenntnisse aus Forschung und<br />
Praxis vermittelt, auch innovative Transportbetonprodukte,<br />
die das Arbeiten erleichtern<br />
und für bessere Ergebnisse sorgen, stehen<br />
auf der Tagesordnung. Zudem erfahren die<br />
Teilnehmer mehr über Änderungen bei Normen<br />
und Richtlinien.<br />
Weitere Informationen bei<br />
nadine.hoehn@heidelbergcement.com<br />
oder unter<br />
www.heidelberger-beton.de<br />
Februar<br />
03.02.2011<br />
Heidelberger Beton Aschaffenburg GmbH &<br />
Co. KG, Heidelberger Beton GmbH –<br />
Stadthalle am Schloss, Aschaffenburg<br />
08.02.2011<br />
Heidelberger Beton GmbH –<br />
Gebiet Thüringen<br />
22.02.2011<br />
TBG Mainfranken GmbH & Co. KG –<br />
Franziskaner Hotel, Dettelbach<br />
Workshop für Architekten<br />
01. Februar 2011<br />
Architektenworkshop<br />
Heidelberger Beton GmbH –<br />
Gebiet Rhein-Ruhr<br />
In dem Workshop geht es um verschiedene<br />
Betonbautechniken und Einsatzgebiete von<br />
Produkten. Themen sind Sicht- und Farbbetone,<br />
leichtverarbeitbare und selbstverdichtende<br />
Betone, Stahlfaserbeton, Flüssigdämmung<br />
und Zementfließestrich, Weiße Wanne<br />
sowie wärmedämmende Ausgleichsschichten<br />
(Poriment + Poriment P).<br />
Weitere Informationen bei<br />
nadine.hoehn@heidelbergcement.com<br />
oder unter<br />
www.heidelberger-beton.de<br />
Heidelberger Beton ist ab sofort mit seinen<br />
Firmen- und Produktinformationen sowie<br />
Ausschreibungstexten für Fließestriche im<br />
HeinzeBauOffice vertreten. Ergänzend finden<br />
Sie Informationen zu den Themen Sichtbeton,<br />
Farbbeton und Design-Böden auf<br />
der neuen cre:ate-Karte von Heidelberger<br />
Beton.<br />
www.heinze.de/create<br />
Heidelberger Bauforum 2011<br />
21. und 22. September 2011<br />
Portland Forum, Leimen<br />
Nach zweijähriger Pause kehrt 2011 das<br />
Heidelberger Bauforum zurück. Am 21. September<br />
findet eine Abendveranstaltung<br />
statt, der Kongress selbst folgt am nächsten<br />
Tag.<br />
Weitere Informationen gibt es<br />
in Kürze unter:<br />
www.heidelberger-bauforum.de<br />
55. BetonTage<br />
08. bis 10. Februar 2011<br />
Neu-Ulm, Edwin-Scharff-Haus<br />
Mit 2.000 Teilnehmern aus 23 Nationen<br />
sind die BetonTage Europas größter Fachkongress<br />
der Branche und die zentrale jährliche<br />
Weiterbildungsplattform für Hersteller<br />
und Verarbeiter von Betonfertigteilen mit<br />
den Schwerpunkten Technik, Wirtschaft und<br />
Recht, aber auch für Planer, Architekten und<br />
insbesondere die öffentliche Hand.<br />
23.02.2011<br />
Heidelberger Beton Donau-Naab GmbH<br />
& Co. KG – Tagungszentrum Bayernhafen,<br />
Regensburg<br />
24.02.2011<br />
TBG Franken GmbH & Co. KG<br />
01.03.2011<br />
Heidelberger Beton GmbH & Co. KG –<br />
Gebiet Niederbayern<br />
März<br />
02.03.2011<br />
TBG Transportbeton Bayerwald GmbH<br />
& Co. KG<br />
03.03.2011<br />
Heidelberger Beton GmbH & Co. KG,<br />
Gebiet Niederbayern –<br />
Passau Gasthof „Zum Koch“ in Ortenburg<br />
16.03.2011<br />
TBG Transportbeton GmbH & Co. KG<br />
Inn-Beton<br />
Impressum<br />
www.betontage.de<br />
Herausgeber: Christiane Bohlmann, <strong>HeidelbergCement</strong> AG, Marketing Deutschland, Berliner Straße 6,<br />
69120 Heidelberg, Internet: www.heidelbergcement.de<br />
Chefredaktion und Kontakt: Conny Eck (ceck) (V.i.S.d.P.), Produkt- und Objekt-PR, Telefon:<br />
+49 (0)6221/481-9487, Fax: +49 (0)6221/481-9540, E-Mail: context@heidelbergcement.com<br />
Bildredaktion: Steffen Fuchs, E-Mail: steffen.fuchs@heidelbergcement.com<br />
Redaktion, Grafik, Produktion, Projektleitung: Konradin Relations GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen, Internet: www.konradin-relations.de; Susanne Ehrlinger (se),<br />
info@archtext.de; Dr. Ilka Lehnen-Beyel, wissenschaft@lehnen-online.de;<br />
Doris Baechler, doris.baechler@konradin.de; Jennifer Bühling, jennifer.buehling@konradin.de<br />
Litho/Bildbearbeitung: TEXT & GRAFIK, Heidelberg<br />
Druck: abcdruck GmbH, Heidelberg, Internet: www.abcdruck.de<br />
Bildnachweis: © plainpicture/senior images: Titel, 7; <strong>HeidelbergCement</strong> (Steffen Fuchs): 3, 4/5, 6 o.<br />
r., 6 u. l., 17, 20/21, 22, 24, 26, 29, 30 o. l., 30 u. r., 31, 32, 33, 34/35, 38, 39; © plainpicture/Fancy:<br />
6 o. l.; © plainpicture/Jens Haas: 8; © plainpicture/STOCK4B-RF: 10; picture-alliance / mm7/ZUMA<br />
Press: 11; DavidFranck: 12-13; Brigida González: 14; Sascha Kletzsch: 15 r.; avedition: 15 l.; Wolfgang<br />
Seitz: 18; Häussler Innovation: 23; TBG Transportbeton Reichenbach, Ralf Döhler: 27, 28; ARGE<br />
Scandic Hotel Berlin: 30 u. l.; EUROVIA Services: 6 u. r., 36/37;<br />
Beirat: Eckhard Bohlmann, Selina Egger, Dr. Klaus Felsch, Günter Leitow, Albert Meier,<br />
Rainer Nobis, Elke Schönig, Gerhard Seitz<br />
Auflage und Erscheinungsweise: 17.000 Exemplare; vier Ausgaben pro Jahr. Alle Rechte vorbehalten.<br />
Reproduktion nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers und der Redaktion. Für<br />
unverlangt eingesandtes Material übernimmt die Redaktion keine Gewähr.<br />
Die nächste Ausgabe erscheint im März 2011.<br />
39
Damit die ganze Wärme<br />
oben ankommt – ThermoCem ®<br />
Der Trockenmörtel mit herausragender<br />
Wärmeleitfähigkeit<br />
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ThermoCem ist ein Trockenmörtel, der speziell für die Einbettung von Erdwärmesonden<br />
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