Fortbildungsartikel verfügbar (745 kB) - Heilberufe
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PflegeKolleg<br />
Obstipation<br />
Grundsätzlich<br />
sollte immer<br />
eine digital<br />
rektale Untersuchung<br />
durchgeführt<br />
werden.<br />
Behinderungen hin. Tastbare oder druckschmerzhafte<br />
Veränderungen sollten Anlass geben, weitere<br />
Untersuchungen durchzuführen. Grundsätzlich sollte<br />
immer eine digital rektale Untersuchung durchgeführt<br />
werden. Hieraus ergeben sich Informationen<br />
über eine Stuhlimpaktierung, aber auch so manches<br />
Rektumkarzinom wird über diesen Weg beiläufig<br />
diagnostiziert. Darüber hinaus ergeben sich Informationen<br />
über den Schließmuskelapparat. Ein Basislabor,<br />
bestehend aus Blutbild, Elektrolyten, CRP,<br />
Blutzucker und basalem TSH, gibt Hinweise auf mögliche<br />
Sekundärformen.<br />
Findet sich im ersten Schritt keine eindeutige Ursache,<br />
sollte zunächst eine Obstipationsbehandlung<br />
durchgeführt werden. Spätestens zu diesem Zeitpunkt<br />
sollte, sofern dem Patienten zumutbar, eine Koloskopie<br />
zum Ausschluss eines Karzinoms durchgeführt<br />
werden. Eine Dickdarmspiegelung ohne gezielte Gewebeentnahme<br />
hat eher therapeutischen Charakter.<br />
Die diagnostische Bedeutung ist besonders im Alter<br />
eher gering. Dafür gibt es neben Karzinomen, Strikturen<br />
oder einer Analstenose zu viele andere sekundäre<br />
Obstipationsursachen.<br />
Wird nach einer primären Obstipationsursache<br />
gefahndet, muss die Kolontransit-Zeit zur Unterscheidung<br />
einer Obstipation mit normaler oder verlangsamter<br />
Passagedauer herangezogen werden. Diese<br />
wird mit röntgendichten Markern oder mittels Szintigraphie<br />
bestimmt. Die übliche Transitzeit kann bis<br />
zu 72 Stunden betragen. Die Differenzierung von<br />
Beckenbodendysfunktionen erfolgt mittels Proktoskopie.<br />
Zusätzlich kann eine Schließmuskelmanometrie<br />
und eine Defäkographie druchgeführt werden.<br />
Therapie – Möglichkeiten und<br />
Besonderheiten<br />
Die beste Behandlung – insbesondere der sekundären<br />
Obstipationsformen – ist das Abstellen der Ursachen.<br />
Eine kausale Therapie ist aber nicht immer<br />
ALLGEMEINE THERAPIE-MASSNAHMEN<br />
▶▶Aufklärung über „normale“ Stuhlfrequenz<br />
▶▶Regelmäßiger Toilettengang (bevorzugt nach dem<br />
Frühstück)<br />
▶▶Nüchtern ein Glas Wasser trinken<br />
▶▶Ausreichende Flüssigkeitszufuhr (> 1,5,l)<br />
▶▶Faserreiche Kost (25–30 g)<br />
▶▶Vermeiden von obstipierenden Nahrungsmitteln<br />
▶▶Körperliche Aktivität (mindestens 15–20 min)<br />
empfohlen<br />
ungesichert<br />
ungesichert<br />
ungesichert<br />
empfohlen<br />
empfohlen<br />
ungesichert<br />
Quelle: Krammer H, Schlieger F, Singer MV: Therapieoptionen der chronischen<br />
Obstipation, Springer 2005<br />
möglich. Das gilt insbesondere dann, wenn Medikamente<br />
die Beschwerden hervorrufen, die für den<br />
Patienten nicht ohne weiteres verzichtbar sind. Zur<br />
symptomatischen Behandlung der Obstipation stehen<br />
jedoch eine Vielzahl an Abführmitteln (Laxanzien)<br />
zur Verfügung. Diese Mittel erhöhen in der Regel das<br />
Volumen im Darmlumen. Dadurch steigt der Druck<br />
auf die Darmwände und es werden peristaltische<br />
Wellenbewegungen ausgelöst.<br />
Quellstoffe wirken im Darm<br />
Quellstoffe entfalten ihre Wirkung unmittelbar im<br />
Darm. Ihre Grundsubstanz sind nicht verdaubare<br />
Polysaccharide, die im Verlauf der Darmpassage aufquellen.<br />
Dadurch kommt es zu einer Zunahme des<br />
Stuhlvolumens. Typische Quellmittel sind Inhaltsstoffe<br />
des Indischen Flohsamens, Leinsamens und<br />
von Weizenkleie. Der Einsatz setzt eine intakte Darmmotilität<br />
voraus. Auch wenn ihre Wirksamkeit deutlich<br />
geringer ist als bei stimulierenden Substanzen,<br />
ist ihre Langzeitverträglichkeit dafür sehr gut.<br />
Stimulanzien/Antiresorptiv und<br />
hydragog wirkende Abführmittel<br />
Diese Wirkstoffgruppe ist inhomogen und umfasst<br />
unterschiedliche Wirkmechanismen. Während einige<br />
Substanzen die Flüssigkeitsabsorption im Dickdarm<br />
hemmen, verstärken andere die Flüssigkeitssekretion<br />
in das Darmlumen.<br />
Anthranoide<br />
Zu dieser Gruppe gehört Senna, eines der ältesten<br />
Abführmittel. Der Wirkstoff führt zu einer aktiven<br />
Sekretion von Elektrolyten in das Darmlumen und<br />
hemmt gleichzeitig die Rückresorption, so dass die<br />
Flüssigkeit im Darmlumen zunimmt. Die Wirkung<br />
erfolgt nach etwa acht Stunden. Daher sollte die Einnahme<br />
vor dem Schlafengehen erfolgen. Beachtet<br />
werden müssen die medikamentösen Interaktionen.<br />
Es besteht die Gefahr eines Kaliumverlustes über den<br />
Darm. In Kombination mit der Dauereinnahme von<br />
Diuretika kann es so zu einem Kaliummangel kommen,<br />
der wiederum die Nebenwirkungen von Medikamenten<br />
wie beispielsweise Digitalis verstärkt.<br />
Diphenolische Laxanzien<br />
Zu dieser Gruppe gehört zum einen Bisacodyl, das<br />
einen komplexen Weg durch den Organismus nimmt.<br />
Durch bakteriellen Abbau entsteht im Dickdarm die<br />
eigentliche Wirksubstanz Diphenol. Diese sorgt ebenfalls<br />
dafür, dass sich Wasser und Elektrolyte im Darmlumen<br />
sammeln. Die Wirkung tritt bei oraler Verabreichung<br />
nach etwa sechs bis zwölf Stunden, nach<br />
Zäpfchengabe bereits nach 30–60 Minuten ein. Entscheidend<br />
für eine effektive Funktion ist ein intakter<br />
Leberstoffwechsel, ein intakter Galleabfluss und eine<br />
adäquate bakterielle Dickdarmbesiedlung. Auch bei<br />
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<strong>Heilberufe</strong> / Das Pflegemagazin 2012; 64 (3)