HIPS - Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
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WISSENSCHAFTLICHER ERGEBNISBERICHT | Das <strong>Helmholtz</strong>-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (<strong>HIPS</strong>)<br />
Ebenso wichtig wie die Entdeckung neuer Myxobakterien<br />
und Naturstoffe ist MINS die Erforschung der Naturstoffbiosynthese<br />
einschließlich der Funktion der einzelnen daran<br />
beteiligten Enzyme. Die resultierenden Grundlagenkenntnisse<br />
werden dann genutzt, um über regulatorische Prozesse<br />
die Ausbeute zu optimieren und gezielt in die Biosynthesen<br />
einzugreifen, um neue und veränderte Strukturen herzustellen.<br />
Zu diesem Zweck sequenzieren die Forscher der<br />
Abteilung MINS die ungewöhnlich großen Genome einer<br />
Reihe von Myxobakterien, nachdem sie vor einigen Jahren<br />
das bislang größte entdeckte Bakteriengenom des Myxobakteriums<br />
Sorangium cellulosum vorgestellt haben. Es zeigt<br />
sich dabei regelmäßig, dass Myxobakterien eine außerordentlich<br />
große „genetische Kapazität“ zur Herstellung von<br />
Naturstoffen haben: jedes einzelne Myxobakterium ist in der<br />
Lage, neben den bereits bekannten Substanzen eine weitaus<br />
größere Anzahl bisher unbeschriebener Sekundärmetabolite<br />
zu produzieren. Die bioinformatisch entschlüsselten Genome<br />
der Mikroben bilden so die Grundlage dafür, mit hochempfindlichen<br />
analytischen Methoden, etwa massenspektrometrischen<br />
Metabolomics-basierten Ansätzen, nach bisher<br />
unbekannten Naturstoffen zu suchen. Weiterhin nutzt MINS<br />
die genetischen Daten, um die Produktion der myxobakteriellen<br />
Metabolite in den Bakterien zu optimieren oder deren<br />
Synthese in geeigneten Fremdorganismen mit erhöhter Ausbeute<br />
zu veranlassen. Darüber hinaus ist es möglich, Wirk -<br />
stoffe durch gezielte genetische Veränderungen zielgerichtet<br />
strukturell umzugestalten. Die Erkenntnisse aus der Analyse<br />
der myxobakteriellen Genome helfen nicht zuletzt auch dabei,<br />
die Mikrobiologie dieser Organismen besser zu verstehen.<br />
Die Abteilung „Wirkstoff-Design und Optimierung“ (DDOP)<br />
Abteilungsleiter | Prof. Dr. Rolf W. Hartmann | <strong>Helmholtz</strong>-<br />
Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (<strong>HIPS</strong>)<br />
im <strong>Helmholtz</strong>-<strong>Zentrum</strong> für <strong>Infektionsforschung</strong> (HZI) |<br />
Abteilung für Wirkstoff-Design und Optimierung (DDOP) |<br />
rwh09@helmholtz-hzi.de<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiter | Dr. Johannes De Jong |<br />
Dr. Jörg Haupenthal | Dr. Matthias Negri | Dr. Anke Steinbach<br />
| Dr. Christina Zimmer<br />
Aufgrund der stetig steigenden Anzahl an multiresistenten<br />
Pathogenen und deren weltweiter Ausbreitung – insbesondere<br />
in Krankenhäusern – stellt die Behandlung von<br />
Infektionskrankheiten mehr denn je ein zunehmendes<br />
Problem für das Gesundheitswesen dar. Die Entwicklung<br />
neuer, antibiotisch wirksamer Substanzen besitzt daher<br />
eine wachsende Aktualität und höchste Priorität für die<br />
Pharmazeutische Forschung. Herkömmliche Antibiotika<br />
greifen gezielt in lebensnotwendige Vorgänge in Bakterien<br />
ein, um so die Krankheitserreger abzutöten. Ein alternativer<br />
Ansatz zielt darauf ab, durch Interferenz des Wirkstoffs<br />
mit dem Kommunikationssystem der Bakterien die Zell-<br />
Zell-Kommunikation der Bakterien zu unterbinden. Dieses<br />
Kommunikationssystem basiert auf dem Austausch von<br />
Signalmolekülen und reguliert unter Anderem die Produktion<br />
von Virulenzfaktoren und die Biofilmbildung. Beide<br />
könnten somit über diesen Weg abgeschwächt oder gar<br />
unterbunden werden.<br />
Die Fortschritte in der Erforschung von Mikroorganismen<br />
haben zu einer erhöhten Anzahl an Naturstoffen mit anti -<br />
biotischer Wirkung geführt. In der Antibiotikaforschung<br />
werden allerdings oft Naturstoffe als besonders wirksam<br />
identifiziert, die nachteilige pharmakokinetische Eigenschaften<br />
aufweisen, wie beispielsweise eine geringe Lös -<br />
lichkeit oder eine schwierige Synthese in großem Maßstab.<br />
Die Abteilung DDOP beschäftigt sich mit der Entwicklung<br />
von neuartigen, synthetischen Antiinfektiva. Diese werden<br />
entweder von Naturstoffen abgeleitet und nachfolgend<br />
optimiert, oder sie werden einem rationalen Wirkstoffdesign<br />
folgend neu konzipiert. Verschiedene medizinisch-chemische<br />
Strategien werden hierfür angewandt, von der Vereinfachung<br />
der chemischen Komplexität der Substanzen bis hin zum<br />
Computer-gestützten Wirkstoffdesign.<br />
In der Abteilung DDOP werden zwei Hauptprojekte<br />
bearbeitet, die entweder auf das Bakterienwachstum oder<br />
ihr Zell-Zell-Kommunikationssystem abzielen.<br />
Entwicklung von potenten Hemmstoffen der bakteriellen<br />
RNA-Polymerase Dieses Projekt befasst sich mit der<br />
Aufgabe, einen neuartigen, potenten Hemmstoff herzustellen,<br />
der das Ablesen der genetischen Information in<br />
Bakterien verhindert. Der Angriffspunkt dieses Hemmstoffes<br />
ist die sogenannte RNA-Polymerase (RNAP), ein Enzym,<br />
das für das Überleben von Bakterien essenziell ist.<br />
Jeannine Jung und Cenbin Lu aus der Abteilung DDOP diskutieren<br />
die Synthese eines neuen Inhibitors. Foto: HZI, Bellhäuser