HIPS - Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
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WISSENSCHAFTLICHER ERGEBNISBERICHT | Das <strong>Helmholtz</strong>-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (<strong>HIPS</strong>)<br />
Systemen LasR und RhlR, die in vielen Bakterienarten<br />
existieren, gibt es in P. aeruginosa ein drittes, einzigartiges<br />
Kommunikationssystem, das durch PQS (Pseudomonas<br />
Quinoline Signal, 2-Heptyl-3-Hydroxy-4-Chinolon) als<br />
Signalmolekül reguliert wird. Das Ziel des Projektes ist die<br />
Entwicklung von Verbindungen, die mit dem PQS quorum<br />
sensing Kommunikationssystem interferieren, um die<br />
Bildung eines Biofilms sowie die Produktion von verschiedenen<br />
Virulenzfaktoren zu verhindern – dieses jedoch,<br />
ohne das Wachstum der Bakterien zu beeinflussen. Zwei<br />
Ansätze werden verfolgt: einerseits soll die Wirkung von<br />
PQS am Rezeptor PqsR antagonisiert werden, andererseits<br />
soll die Biosynthese von HHQ, dem direkten Vorläufer von<br />
PQS, durch die Hemmung des Enzyms PqsD blockiert werden.<br />
Entwicklung von Antagonisten des Transkriptionsregulators<br />
PqsR Ein Fokus liegt in der Synthese von Analoga von<br />
PQS, welche an PqsR binden und dieses blockieren sollen.<br />
Der Transkriptionsregulator PqsR steuert nach Aktivierung<br />
durch PQS die Expression von Virulenzfaktoren. Die PQS-<br />
Analoga werden in einem gerade etablierten β-Galaktosidase-<br />
Reportergen-Assay getestet. Dabei wird die transkriptionale<br />
Aktivierung des PqsA-Promoters als Folge der PQS-Bindung<br />
an PqsR gemessen. Des Weiteren sollen SPR-Methoden zur<br />
kinetischen Charakterisierung von Hits mit dem verkürzten<br />
PqsR ( C87 PqsR) entwickelt und für ein medium-throughput<br />
screening einer Fragmentbibliothek eingesetzt werden.<br />
Daraus resultierende Hits werden mittels ITC (Isothermische<br />
Titrationskalorimetrie) thermodynamisch charakterisiert.<br />
Hemmung des zweiten Enzyms der PQS-Biosynthese PqsD<br />
Um potenzielle PqsD-Inhibitoren biochemisch zu evaluieren,<br />
wurde ein PqsD LC-MS/MS basierter Hemmungsassay<br />
etabliert. Neue PqsD-Hemmstoffe, strukturelle Analoga des<br />
nativen Substrats Anthraniloyl-CoA, wurden bereits<br />
synthetisiert. In einem SPR-basierten medium-throughput<br />
screening werden aktuell eine hauseigene Substanzbibliothek<br />
sowie kommerzielle Fragment-Datenbanken getestet.<br />
Daraus resultierende Hits werden nachfolgend kinetisch<br />
charakterisiert. Begleitend zum SPR-Ansatz wird auch ein<br />
virtuelles Screening an PqsD durchgeführt. Erste bindende<br />
Fragmente wurden bereits identifiziert und werden in<br />
einem fragment-growing-Ansatz als neue Grundgerüste<br />
benutzt. Die Identifizierung von Fragmenten und ihren<br />
Bindungsmodi wird mit hoch-auflösender NMR-Spektroskopie<br />
begleitet. Weiterhin sollen kinetische Studien, die<br />
sowohl computergestützt, als auch biochemisch (biologische<br />
Assays, SPR, ITC) durchgeführt werden, die Entwicklung von<br />
PqsD-Hemmstoffen vorantreiben. Insbesondere die Überprüfung<br />
der kinetischen Mechanismen mittels Moleküldynamiksimulationen<br />
ermöglicht einen Einblick in die Flexibilität<br />
des Proteins und kann dazu beitragen mögliche induced-fit<br />
Mechanismen aufzudecken und zu erklären.<br />
Die Abteilung „Wirkstofftransport“ (DDEL)<br />
Abteilungsleiter | Prof. Dr. Claus-Michael Lehr | <strong>Helmholtz</strong>-<br />
Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (<strong>HIPS</strong>) im<br />
<strong>Helmholtz</strong>-<strong>Zentrum</strong> für <strong>Infektionsforschung</strong> (HZI) | Abteilung<br />
für Wirkstofftransport (DDEL) / cle09@helmholtz-hzi.de<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiter | Dr. Eva-Maria Collnot |<br />
Dr. Nicole Daum | Dr. Steffi Hansen | Dr. Brigitta Loretz<br />
Wirkstofftransport über biologische Barrieren hinweg<br />
Fortschritte in der molekularen Biotechnologie und der<br />
medizinischen Chemie haben dazu geführt, dass eine<br />
Vielzahl neuer Substanzen entdeckt wurde, die eine<br />
potenzielle Affinität zum Zielrezeptor aufweisen. Jedoch<br />
müssen bei der Weiterentwicklung solcher Wirkstoffmoleküle<br />
zum Medikament mehrere Aspekte beachtet werden.<br />
Sie müssen auf die Durchlässigkeit, ihren Transport und<br />
die Bioverfügbarkeit durch biologische Barrieren untersucht<br />
werden. Des Weiteren ist die Entwicklung neuer Technologien<br />
erforderlich, um ihren sicheren und effizienten Transport<br />
zum Wirkort zu gewährleisten. Daher liegt der Forschungsschwerpunkt<br />
der Abteilung „Wirkstofftransport“ zum einen<br />
in der Erforschung der biologischen Barrieren selbst,<br />
namentlich der Lunge, des Magen-Darm-Traktes und der<br />
Haut. Zum anderen beschäftigt sich DDEL mit der Entwicklung<br />
geeigneter Trägersysteme, die in der Lage sind, diese<br />
epithelialen Barrieren zu überwinden, um das Wirkstoffmolekül<br />
an den Zielort zu bringen.<br />
Entwicklung eines neuen in vitro-Modells der Blut-Luft-<br />
Schranke Die so genannte „Blut-Luft-Schranke“, die vom<br />
Alveolarepithel der Lunge gebildet wird, ist nicht nur von<br />
Bedeutung für den pulmonalen Transport von Wirkstoffen,<br />
sondern auch im Rahmen von Krankheiten, die durch<br />
Aerosole übertragen werden, wie z. B. Schweinegrippe und<br />
Tuberkulose. Um die in vivo-Situation nachzuahmen, gibt es<br />
bereits einige in vitro-Zellkulturmodelle (z. B. Tumorzellen,<br />
primäre Zellen tierischen Ursprungs), denen allerdings auf<br />
Nico Mehl bringt Kolben mit Proben zum Gefriertrocknen am<br />
Lyophilisator an. Foto: HZI, Bellhäuser