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HIPS - Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

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WISSENSCHAFTLICHER ERGEBNISBERICHT | Das <strong>Helmholtz</strong>-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (<strong>HIPS</strong>)<br />

137<br />

Grund ihrer geänderten Barriereeigenschaften größtenteils<br />

die biologische Relevanz fehlt. Primäre humane Zellen<br />

spiegeln die in vivo-Situation am besten wider, allerdings<br />

sind sie nur sehr begrenzt verfügbar und ihre Isolation<br />

gestaltet sich zeit- und kostenintensiv.<br />

Daher wird eine neue Zelllinie entwickelt, mit deren Hilfe<br />

ein in vitro-Modell etabliert wird, das nicht von Tumorzellen<br />

abgeleitet ist und intakte Barriereeigenschaften aufweist.<br />

Dieses System wird es ermöglichen, Infektionspfade über<br />

den Respirationstrakt aufzuklären und die Entdeckung von<br />

Wirkstoffen zu erleichtern, mit denen solche Infektionskrankheiten<br />

behandelt werden können.<br />

Nadelfreie Impfung über die Haut Die meisten Impfungen<br />

werden heutzutage über eine intramuskuläre Injektion<br />

verabreicht. Allerdings kann mit dieser Applikationsart<br />

der Impfstoff die antigenpräsentierenden Zellen der Haut,<br />

die die weitere Immunantwort auslösen, nicht optimal<br />

erreichen. Neue Strategien zur nadelfreien Impfung über<br />

die Haut schädigen die schützende Hornschichtbarriere<br />

über einen signifikanten Zeitraum und sind daher für<br />

flächendeckende Impfungen in Ländern mit kritischen<br />

Hygienebedingungen ungeeignet.<br />

Kürzlich wurde über eine alternative Impfstrategie berichtet,<br />

wobei Nanopartikel über die Haarfollikel zum Hautimmunsystem<br />

vordringen. Da bekannt ist, dass Pollenantigene die<br />

talggefüllten Follikel schnell durchdringen und bei entsprechend<br />

sensibilisierten Personen eine allergische Reaktion<br />

auslösen können, soll dieser Mechanismus mit künstlichen,<br />

partikulären Impfstoffträgersystemen nachgeahmt werden.<br />

Diese Strategie für die Umsetzung der nadelfreien Impfung<br />

über die intakte Hautbarriere ist sehr vielversprechend und<br />

wird in der Abteilung Wirkstofftransport nun intensiv weiter<br />

entwickelt.<br />

Nano- und mikropartikuläre Arzneistoffformulierungen<br />

zur Therapie chronisch entzündlicher Darmerkrankungen<br />

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie die Kolitis<br />

ulzerosa sind Autoimmunerkrankungen des Magen-Darm-<br />

Trakts. Die Patienten leiden schubweise unter starken<br />

Schmerzen, Magen-Darm-Krämpfen und heftigem, oft<br />

blutigem Durchfall. Zudem ist das Risiko, an Darmkrebs zu<br />

erkranken, wesentlich erhöht.<br />

In Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass sich Teilchen<br />

im Nano- bis Mikrometerbereich gezielt im entzündeten<br />

Darmgewebe anreichern. Daher könnten nano- und<br />

mikropartikuläre Arzneistoffformulierungen die Therapie<br />

chronisch entzündlicher Darmerkrankungen in naher<br />

Zukunft verbessern. In der Abteilung „Wirkstofftransport“<br />

Caco-2 Zelle mit an die Zellmembran adhärierten Propylstärke-<br />

Nanopartikeln Foto: <strong>HIPS</strong> / HZI<br />

werden zur Zeit solche neuartigen Formulierungen für eine<br />

ganze Reihe unterschiedlicher antiinfektiöser Wirkstoffe<br />

entwickelt. Zusätzlich wurde ein neuartiges Zellkulturmodell<br />

der entzündeten Darmmukosa etabliert, das Studien<br />

zum Mechanismus der Anreicherung erlaubt.<br />

Design neuer Transportsysteme für Nukleinsäuren<br />

In der nicht-viralen Gentherapie verschiebt sich der Fokus<br />

von der Behandlung mutationsbedingter Krankheiten hin<br />

zur Anwendung als Schutzimpfung oder Allergiebehandlung.<br />

Das erneut zunehmende Interesse ist auf die Entdeckung der<br />

RNA-Interferenz zurückzuführen. Es handelt sich dabei um<br />

einen Mechanismus zur sequenzspezifischen Inhibition<br />

eines Zielgens, der als Therapie für viele unterschiedliche<br />

Krankheiten genutzt werden kann. Die physikochemischen<br />

Eigenschaften von Nukleotidketten sowie die epithelialen<br />

Barrieren verhindern jedoch den effektiven Transport zum<br />

Wirkort. Deshalb ist zur Nutzung dieser Therapien ein<br />

geeignetes Transportsystem notwendig, welches effizient,<br />

sicher und klinisch anwendbar ist. Hierzu entwickeln die<br />

Wissenschaftler der Abteilung DDEL aus aktuellen Ansätzen<br />

der Polymerchemie und Nanotechnologie eigene Formulierungen.<br />

In diesen wird der Wirkstoff entweder komplex<br />

gebunden (Polyrotaxane als kationische Partner zur<br />

Komplexierung der anionischen Nukleinsäuren) oder in<br />

Nanopartikeln eingekapselt (core-shell Trägerpartikel auf<br />

Basis biodegradierbarer Polymere wie Chitosan-umhüllte<br />

PLGA-Partikel). Ziel ist die Entwicklung von Trägersystemen,<br />

die durch kontrollierbare physikalische und pharmakokinetische<br />

Eigenschaften an unterschiedliche Applikationsrouten<br />

anpassbar sind. Zunächst werden diese Transportsysteme für<br />

die Aufnahme über die Lunge und in späteren Projekten<br />

auch über den Verdauungstrakt optimiert werden.

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