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Impfung/Vakzine

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<strong>Impfung</strong>/<strong>Vakzine</strong><br />

Dr. Hans Nitschko - Max von Pettenkofer-Institut<br />

Virus & <strong>Vakzine</strong>


Ablauf<br />

Kurze Einführung in die Immunologie<br />

Geschichte der <strong>Impfung</strong>en<br />

<strong>Impfung</strong>en (Kinderkrankheiten, Impfkalender)


Das Immunsystem


Das Immunsystem<br />

Immunsystem<br />

Krankheitserreger<br />

Funktionen des Immunsystems<br />

(Self/Non-self Discrimination)<br />

• Schutz vor Krankheitserregern<br />

• Intrazellulär (z.B. Viren, einige Bakterien und Parasiten)<br />

• Extrazellulär (z.B. die meisten Bakterien, Pilze und<br />

Parasiten)<br />

• Eliminierung des veränderten “Selbst”


Das Immunsystem<br />

Die angeborene und die erworbene Immunantwort.<br />

Immune System<br />

Angeboren<br />

Erworben<br />

Innate<br />

(Nonspecific)<br />

1 o line of defense<br />

Adaptive<br />

(Specific)<br />

2 o line of defense<br />

Protects/re-exposure<br />

Cellular Components Humoral Components Cellular Components Humoral Components<br />

Interactions between the two systems


Das Immunsystem<br />

Vergleich der angeborenen und der erworbenen Immunität<br />

Angeboren<br />

Innate Immunity<br />

Erworben<br />

Adaptive Immunity<br />

• No time lag<br />

• A lag period<br />

• Not antigen specific<br />

• Antigen specific<br />

• No memory<br />

• Development<br />

of memory


Das Immunsystem<br />

Zellen des Immunsystems<br />

Immune System<br />

Myeloid Cells<br />

Lymphoid Cells<br />

Granulocytic Monocytic T cells B cells<br />

NK cells<br />

Killerzellen<br />

Neutrophils<br />

Basophils<br />

Eosinophils<br />

Macrophages<br />

Kupffer cells<br />

Dendritic cells<br />

Helper cells<br />

Suppressor cells<br />

Cytotoxic cells<br />

Plasma cells<br />

Fresszellen<br />

Helferzellen<br />

Zytotoxische Zellen<br />

Antikörperbildung


Das Immunsystem<br />

Entwicklung des Immunsystems<br />

ery pl mye<br />

neu<br />

mφ<br />

nk<br />

CD8 +<br />

CTL<br />

CD4 +<br />

thy<br />

TH1<br />

TH2<br />

lym<br />

B<br />

Knochenmark


Das Immunsystem<br />

Antikörper gegen Viren:<br />

NEUTRALISIERUNG<br />

Rezeptorbindung,<br />

Membranfusion,<br />

“entry” oder<br />

“uncoating”<br />

blockiert:<br />

VIRUS<br />

NEUTRALIZING<br />

ANTIBODIES<br />

Keine Infektion<br />

VNA


Das Immunsystem<br />

Antikörper gegen Viren: Opsonisierung<br />

+<br />

Ak<br />

Macrophagen<br />

Fc-Receptoren<br />

Phagocytose


Peptide<br />

made by<br />

Proteasome<br />

(live virus)<br />

Das Immunsystem<br />

MHC molecules present peptides<br />

MHC class I<br />

MHC class II<br />

Peptide<br />

from<br />

acid vesicles<br />

(dead virus)<br />

out<br />

“Kill me !”<br />

ß2M<br />

Mo: “activate<br />

me to kill”<br />

B: “activate me<br />

to secrete Igs”<br />

Cell Membrane<br />

in<br />

Antigenpräsentierende Zelle (APC)


Das Immunsystem<br />

Virus-spezifische CD8 CTL:<br />

How to kill infected target cells<br />

• Perforin<br />

• Fas/FasL<br />

• TNF-α<br />

TNFα<br />

Perforin<br />

Granzymes<br />

CTL<br />

TCR CD8<br />

FasL<br />

Fas<br />

MHC/peptide<br />

Apoptosis/cell death


<strong>Impfung</strong>en -<br />

„Trainieren des Immunsystems“


<strong>Impfung</strong>en<br />

Infektion: spezifische Immunität<br />

Über Immunität und die Pest von Athen:<br />

„Aber gerade diejenigen, die die Seuche überstanden hatten,<br />

brachten am meisten Mitgefühl für die Kranken und<br />

Sterbenden auf. Sie wussten aus Erfahrung, was es<br />

bedeutete, und fürchteten nun nicht mehr für sich selbst;<br />

denn dieselbe Person erkrankte nie ein zweites Mal –<br />

zumindest nicht tödlich…<br />

…die vergebliche Hoffnung, in Zukunft vor jeder Krankheit<br />

geschützt zu sein…“<br />

Thukydides (460-400 v.Chr.)<br />

Geschichte des Peloponnesischen Krieges


<strong>Impfung</strong>en<br />

Erzeugung von Immunität zur Vorbeugung von<br />

Viruskrankheiten<br />

Ziele:<br />

Schutz vor Infektion, Schutz vor Erkrankung, Verhinderung der Ausbreitung<br />

Passive Immunisierung<br />

• Gabe von Antikörpern gegen ein oder mehrere Antigene<br />

• Dauer der Schutzwirkung: einige Wochen bis zu 2-3 Monaten<br />

• Spezifische Immunglobuline: Tollwut, HAV, HBV, FSME, Röteln, CMV, VZV<br />

Aktive Immunisierung (<strong>Impfung</strong>)<br />

• Induktion einer körpereigenen Immunantwort durch Verabreichung von<br />

abgeschwächten Erregern (Lebendimpfstoff) oder abgetöteten Erregern<br />

(Totimpfstoff)<br />

• Schutzwirkung nach Latenzzeit, Schutzdauer variabel (bis lebenslang)<br />

• meist IgG-vermittelt (neutralisierende AK), z.T. CTL notwendig<br />

• Immungedächtnis über CD4, z.T. CD8 Zellen


<strong>Impfung</strong>en<br />

Aktive Immunisierung<br />

Lebendimpfstoff<br />

Totimpfstoff<br />

Immunantwort: humoral, zellulär, IgA humoral<br />

Schutzdauer: lang begrenzt<br />

Applikation: oral/parenteral parenteral<br />

Kosten: rel. niedrig rel. hoch<br />

Boosts: 0-1 2+<br />

Adjuvans: nein ja<br />

Hitzestabilität: nein ja?<br />

Nebenwirkung: ?, geringer als wt nur lokal<br />

Reversion zur Virulenz ? nein


<strong>Impfung</strong>en<br />

Immunität braucht Zeit!<br />

Angeboren<br />

Erworben<br />

Virus Titer<br />

CTL<br />

Antiviral<br />

antibody<br />

Relative activity<br />

IFN-α/β<br />

TNF-α<br />

IL12<br />

NK<br />

Killing<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />

Days after infection


Gesetzeslage <strong>Impfung</strong><br />

• Keine Impfpflicht in Deutschland<br />

• Impfempfehlung:<br />

Öffentlich empfohlene <strong>Impfung</strong>en durch die Bundesländer, i.d.R.<br />

entsprechend den Impfempfehlungen der STIKO<br />

Versorgungsanspruch bei Impfschäden durch die Bundesländer<br />

– Grundimmunisierung<br />

– Auffrischimpfungen<br />

– Indikationsimpfungen<br />

– Reiseimpfungen


Geschichte der <strong>Impfung</strong>en


<strong>Impfung</strong>en<br />

Viren und Immunisierung<br />

China, 3,000 BC<br />

Pocken<br />

Babylon, 2,300 BC<br />

Tollwut<br />

Ägypten, 1,500 BC<br />

Poliomyelitis<br />

Edward Jenner Louis Pasteur Sabin/Salk


Pocken - Smallpox – Variola: klinisches Bild<br />

Tag 3 Tag 5 Tag 7<br />

• Inkubationszeit 12-14 Tage (7-19 Tage)<br />

• unspezifische Symptome, abrupt einsetzendes<br />

hohes Fieber, Kopf- und<br />

Rückenschmerzen,Schleimhautveränd.<br />

• nach 2-3 Tagen Papeln mit rötlichem<br />

Randsaum (besonders Gesicht und<br />

Extremitäten, alle Papeln im gleichen Stadium)<br />

• verkrustete Pusteln<br />

Letalitätsrate ca. 30 % (Variola major)<br />

bzw. ca. 1 % (Variola minor)<br />

Hohe Viruskonzentrationen in Vesikeln und<br />

Krusten, Virus sehr stabil<br />

Übertragung über Tröpfchen, hohe<br />

Viruskonzentration in Saliva<br />

5


Smallpox - Pocken - Variola<br />

3000 B.C.: China reports<br />

1157 B.C.: Pharaoh Ramses V died of smallpox<br />

710 A.D.: Disease reached Europe, 18th century:<br />

plague proportions in European cities, five European<br />

monarchs died from smallpox<br />

1520: to America by Hernando Cortez<br />

killed 3.5 million Aztecs within 2 years!<br />

Fehlende Immunität<br />

in der Bevölkerung !<br />

Poxviridae: - Variola vera (Variola minor und Variola major)<br />

- Monkeypox virus<br />

- Suipox<br />

- Cowpox (auch Vaccinia, Impfstoff)<br />

- Vaccinia virus


Smallpox - Pocken - Variola<br />

Die Geschichte der Lebend-<strong>Vakzine</strong><br />

14.5.1796 A.D Edward Jenner:<br />

Vaccination mit „cowpox virus“<br />

Vacca: die Kuh<br />

1874 Impfpflicht im Deutschen Reich<br />

bis 1974 Pocken-Schutzimpfung in der BRD<br />

1972 letzter Pockenfall in Deutschland<br />

1974 Einstellung der Pocken-Schutzimpfung<br />

in der BRD<br />

1977 letzter Fall von endemischen (Somalia)<br />

1978 letzter Pocken-Fall (Labor in England)<br />

1979 Einstellung d. Pocken Schutzimpfung<br />

1980 WHO: Pocken ausgerottet<br />

Reservoire: CDC, Nowosibirsk<br />

Tier-Reservoire?


Smallpox - Pocken - Variola<br />

Die Geschichte einer Bio-Waffe<br />

1754/67 Briten „beschenkten“<br />

nordamerikanische Indianer mit<br />

Pockenvirus-verseuchte Decken, > 50% Mort.<br />

1972 Vertrag zur Beendigung der Forschung an Biologischen Kampfmitteln<br />

1980 „Ausrottung“ der Pocken<br />

1980 UDSSR (u.a.) nimmt Pockenvirus-Produktion auf (vermutl. bis 1993)<br />

Einsatzgebiete: Strategisch, Bevölkerungszentren: Pocken, Pest<br />

Seit 9/11 2001 USA: Entwicklung von Pocken Vaccinen und Therapien<br />

Weltweit: Notfallpläne<br />

Pocken gelten derzeit als gefährlichstes biologisches Kampfmittel:<br />

• kein Immunschutz bei jungen Generationen<br />

• weltweite Ausbreitung möglich<br />

• Impfstoff-Vorräte ausreichend?


Pockenszenario (D): Zielgruppen der <strong>Impfung</strong> *<br />

• Phase 1: kein Pockenfall weltweit<br />

Personal in Behandlungszentren, weiteren infektiologischen<br />

Zentren und Sicherheitslabors, schnelle Einsatzgruppen<br />

• Phase 2: erster Pockenfall weltweit<br />

• Medizinisches Personal<br />

• Ausgewählte Berufsgruppen (Aufrechterhaltung des<br />

öffentlichen Lebens)<br />

• Phase 3: erster Pockenfall in Deutschland **<br />

• <strong>Impfung</strong>en von Kontaktpersonen<br />

• Massenimpfungen<br />

** Oder erster Pockenfall im Ausland mit unmittelbarer Bedrohung<br />

für die deutsche Bevölkerung


Pocken/Vaccinia: Impf-Technik<br />

• zweizackige Impfnadel<br />

• Desinfektion (Alkohol) nur bei<br />

sichtbarer Verschmutzung<br />

• 0,0025 ml durch Kapillarkräfte<br />

• in den Oberarm<br />

• 15 mal auf Ø 5 mm<br />

• punktförmige Kapillarblutung<br />

• (Abdeckung mit Gaze)<br />

Impftechnik<br />

Quelle: World Health Organization<br />

Wundversorgung<br />

Quelle: Paul-Ehrlich-Institut


Vaccinia - Normaler Impfverlauf<br />

Tag Beschreibung<br />

0 <strong>Impfung</strong><br />

3-4 Ausbildung einer Papel<br />

5-7 Ausbildung eines Bläschens<br />

mit kreisförmigem Erythem<br />

8-10 Ausbildung einer eindeutig<br />

erkennbaren Pustel<br />

10-12 Verschorfung der Pustel<br />

ab 17 Ablösung des Schorfs, eine<br />

Impfnarbe bleibt zurück<br />

Wenn sich keine Pustel bildet, muss<br />

die <strong>Impfung</strong> wiederholt werden<br />

Lebendimpfstoff !<br />

Quelle: Logical Images Inc., USA


Komplikation: Satellitenläsionen


Vaccinia - Impf-Komplikationen<br />

(1-2 Todesfälle pro 1 Million <strong>Impfung</strong>en!)<br />

Vaccinia<br />

secundaria<br />

Vaccinia<br />

progressiva<br />

Generalisierte<br />

Vaccinia<br />

Ekzema<br />

vaccinatum<br />

Quelle: C. H. Kempe<br />

Quelle: J. M. Leedom


MVA: Modified Vaccinia Ankara<br />

Attenuierung durch ca 500 Zellkultur-Passagen,<br />

Sequenzveränderungen und Deletionen im Virusgenom<br />

Angepasst an CEF (Chicken Embryo Fibroblasten)<br />

In Säuger-Zellen Genexpression aber keine Virusbildung<br />

(Ausnahmen)<br />

> Vaccine gegen Variola: ausreichender Schutz?<br />

> Moleklarbiologie: Vektor für Fremdgene<br />

> Vaccine für Fremdantigene (Phase I)


Tollwut - Rabies - Lyssa<br />

Umhülltes, helikales<br />

RNA Virus (Rhabdoviridae)<br />

12 kb, 5 Proteine+Lipidhülle<br />

Louis Pasteur (1885)<br />

Joseph Meister<br />

Heute:<br />

Zellkultur (HDC) Virus<br />

β-Propiolacton (bPL)-<br />

inaktiviert


Tollwut ist eine Zoonose<br />

Übertragung:<br />

Speichel infizierter Tiere:<br />

Bisse, Kratzer<br />

Orale Immunisierung<br />

der Überträger<br />

Köder mit Lebendimpfstoff:<br />

• Attenuierte Rabies Viren<br />

• Rekombinante Vaccinia<br />

Viren mit RV G Gen


Tollwut - Rabies<br />

Infektion:<br />

Wunde oder Schleimhaut<br />

Inkubationszeit: 2 bis 7 Wochen (Monate-Jahre)<br />

Symptome: Kopfschmerz, Gelenksteife, Fieber<br />

Hyperaktivität, Konvulsion, Hyperventilation,<br />

Lähmungserscheinungen, Hydrophobie, Aerophobie,<br />

Schluckkrämpfe, Speichelfluß,<br />

Verwirrtheit, bei 20% sog. „stille Wut“, Lähmung<br />

Koma, Tod durch Atemstillstand<br />

Pathogenese: Infektion von peripheren Nerven<br />

Retrograder axonaler Transport ins ZNS (-20 mm/d)<br />

Replikation v.a. im Ammonshorn, Hippocampus,<br />

Hirnstamm<br />

Enzephalitis, Myelitis, Zerstörung von Neuronen<br />

spät: Axonal in Augen, Speichel- Hautdrüsen<br />

Prophylaxe: Vakzinierung expositionsgefährdete Personen<br />

mit inaktiviertem Virus (i.m. 0, 7, 21 d)<br />

Waldarbeiter, Laborpersonal,<br />

Reise (Indien, Thailand, Indonesien)<br />

Postexpositions-<br />

Prophylaxe: Aktive Immunisierung + passive Immunisierung<br />

(Ig, neutralisierende AK)<br />

wichtig: so frühzeitig wie möglich<br />

Indiziert: Kontakt mit tollwut-verdächtigem Tier<br />

Kontakt mit Inhalt von Fuchs-Impfstoffködern


Hepatitisvirusinfektion und <strong>Impfung</strong>


Das Alphabet der Virushepatitis<br />

Klinische und epidemiologische Charakteristika der<br />

Virushepatitiden<br />

Hepatitis A Hepatitis B Hepatitis C Hepatitis D Hepatitis E<br />

Infektionsquelle<br />

Übertragung<br />

Inkubationszeit<br />

(Tage)<br />

Erkrankung<br />

Fulminant<br />

Chronisch<br />

Hepatom<br />

Hauptsächliche<br />

Verbreitung<br />

Stuhl, selten Blut, Sperma Blut Blut Stuhl (Wasser)<br />

Blut<br />

Zoonose!<br />

fäkal-oral Intimkontakt, parenteral parenteral fäkal-oral<br />

( parenteral) parenteral (perinatal)<br />

perinatal (Intimkontakt)<br />

14 - 45, Mittel 40 -160, Mittel 7 -140, Mitte Koinfekt: wie HBV 20 -65 (>90?),<br />

etwa 28 etwa 65 etwa 50 Superinfekt:7-50 Mittel etwa 40<br />

akut akut / schleichend schleichend akut akut<br />

bei Ältere > 2% in ca. 1 % extrem selten Bei Superinfekt Schwangere<br />

nein Erwachsene 5 % in > 60 % Bei Superinfekt nein<br />

Nein ja ja nein nein<br />

Asien, Afrika Entwicklungsländer Industrieländer, Mittelmeerraum Asien, Afrika<br />

Südamerika Drogensüchtige Amazonasregion<br />

GF


HBV-Infektion – Ein weltweites Problem<br />

Pävalenz von HBsAg-Trägern in<br />

verschiedenen Teilen der Welt<br />

• 2 Milliarden mit abgelaufener Infektion<br />

• 350 Millionen HBsAg-Träger<br />

von denen 60 Mill. am primärem Leber-<br />

Karzinom und 45 Mill. an Leberzirrhose<br />

sterben werden.<br />

• Jährlich sterben 1 Mill. Menschen and<br />

den Folgen einer akuten oder chronischen<br />

HBV-Infektion.<br />

• In Europa treten jährlich knapp 1 Mill.<br />

HBV-Erkrankungen auf, von denen 90000<br />

chronisch werden.<br />

Hepatocellular<br />

carcinoma<br />

• In Deutschland treten jährlich bis zu<br />

50000 Infektionen (Hochrechnungen) und<br />

25000 Erkrankungen auf.<br />

GF


Übertragungswege der HBV-Infektion<br />

1. Sexuelle Übertragung (wichtigster Weg in westlichen Industrieländern)<br />

beim heterosexuellen und homosexuellen Intimkontakt.<br />

2. Perkutane (parenterale) Infektion<br />

a) Gabe von Blut und Blutprodukten (heute sehr selten).<br />

b) Nadelstichverletzung des medizinischen Personals; in etwa<br />

10 % nach Verletzung mit HBsAg-positvem Blut.<br />

c) gemeinsam benutzte Spritzen und Nadeln bei Fixern.<br />

d) unbemerkte Inokulation kleinster Blutmengen im täglichen<br />

Leben.<br />

1. Perinatale Infektion (wichtig in vielen Entwicklungsländern)<br />

a) perinatalen Übertragung<br />

b) während der Geburt (> 90 %); kann in 95 % durch passivaktive<br />

Immunisierung des Neugeborene verhindert werden.<br />

c) durch Stillen, falls keine passiv-aktive Immunisierung<br />

durchgeführt wurde.<br />

GF


HBV-Gefährdung des medizinischen<br />

Personals durch Kontakt mit Patientenblut<br />

GF


HBV-<strong>Impfung</strong><br />

<strong>Impfung</strong> mit HBsAg<br />

- aus Plasma chronischer Virusträger<br />

- in Hefezellen rekombinant hergestellt<br />

1982 Einführung der <strong>Impfung</strong> für Risikogruppen<br />

1995 Allgemeine Impfempfehlung gemäß WHO<br />

Grundimmunisierung 3 <strong>Impfung</strong>en 3., 5., und 11.-14. Lebensmonat<br />

Postexpositionelle HBV-Prophylaxe<br />

1. Bei Neugeborenen HBsAgpositiver<br />

Mütter<br />

2. Nach Exposition


Abnahme der bei der BGW gemeldeten<br />

Hepatitis-Berufserkrankungen nach Einführung<br />

der Hepatitis B-<strong>Impfung</strong> 1982<br />

GF


Infektionen<br />

des Respirationstrakts und <strong>Impfung</strong>


Erregerspektrum bei viralen Infektionen des Respirationstrakts<br />

Influenza A und B<br />

Parainfluenza 1-4 RSV Adenoviren Enteroviren<br />

Virusfamilie<br />

Myxoviridae<br />

Paramyxoviridae Paramyxoviridae Adenoviridae Picornaviridae<br />

Symptome<br />

Pneumonie<br />

häufig<br />

Superinfektion<br />

Pharyngitis<br />

bis Croup<br />

„common cold“<br />

(Erwachsene);<br />

Bronchiolitis,<br />

Pneumonie<br />

(Kleinkinder)<br />

Rhinitis,<br />

Pharyngitis<br />

Pneumonie<br />

Pneumonie<br />

Inkubationszeit<br />

1-5 Tage<br />

3-6 Tage 2-8 Tage ca. 6 Tage<br />

Risikopatienten<br />

Erwachsene mit<br />

kardiopulm.<br />

Grunderkrankung,<br />

alte Menschen<br />

Kleinkinder<br />

Säuglinge<br />

Kinder<br />

Erwachsene mit/<br />

ohne kardiopulm.<br />

Grunderkrankung<br />

Kleinkinder<br />

Kinder<br />

Erwachsene<br />

Immunsupprimierte<br />

Kinder<br />

Erwachsene<br />

Immunsupprimierte<br />

Saisonalität<br />

Winter keine Winter keine Sommer<br />

Therapie<br />

Prophylaxe<br />

Neuraminidasehemmer<br />

jährlicher<br />

Impfstoff<br />

symptomatisch<br />

Ribavirin<br />

Aerosol<br />

symptomatisch<br />

Pleconaril<br />

keine Palivizumab (mAK) keine keine<br />

Rhinoviren (Picornaviridae) und Coronaviren (Coronaviridae) führen meist nur zu Infektionen der oberen Luftwege<br />

Ausnahme: SARS


Influenza-<strong>Impfung</strong><br />

Influenza A Virus verursacht eine akute Infektion,<br />

die eine starke, protektive Immunantwort auslöst.<br />

Wieso gibt es Flu-Epidemien und Pandemien?<br />

1918-19, "Spanish flu," [A (H1N1)], 50 million people may have died<br />

worldwide. Many people died within the first few days after infection and others<br />

died of complications soon after. Nearly half of those who died were young,<br />

healthy adults.<br />

1957-58, "Asian flu," [A (H2N2)], caused about 70,000 deaths in the United<br />

States. First identified in China in late February 1957, the Asian flu spread to<br />

the United States by June 1957.<br />

1968-69, "Hong Kong flu," [A (H3N2)], caused approximately 34,000 deaths<br />

in the United States. This virus was first detected in Hong Kong in early 1968<br />

and spread to the United States later that year. Type A (H3N2) viruses still<br />

circulate today.


Influenza Viruses: Antigenic Shift<br />

H2N2<br />

human<br />

virus<br />

H3N2<br />

nonhuman<br />

Subtype<br />

(z.B. Vogel)<br />

H1, H2 and H3<br />

N1 and N2<br />

(Mensch)<br />

H1-15<br />

N1-9<br />

H3N2 human influenza<br />

type A virus


Influenza-Impfstoffe<br />

Die Grippe-<strong>Impfung</strong> ist ein Totimpfstoff, das heißt der Impfstoff besteht aus<br />

Influenza Viren, welche die Krankheit nicht mehr auslösen können.<br />

(Strukturen der Erregeroberfläche: Hämagglutinin und Neuraminidase)<br />

• 2003/2004:<br />

Influenza A H3N2 (A/Moskau/10/99)<br />

Influenza A H1N1 (A/New Caledonia/20/99)<br />

Influenza B (B/Hongkong/330/01)<br />

• The 2004-2005 trivalent inactivated vaccine virus strains are (CDC, 12.5.04)<br />

A/Fujian/411/2002 (H3N2)-like, or antigenically equiv. A/Wyoming/3/2003 [H3N2]<br />

A/New Caledonia/20/99 (H1N1)-like<br />

B/Shanghai/361/2002-like antigens or antigenically equivalent B/Jilin/20/2003 virus<br />

or B/Jiangsu/10/2003 virus.<br />

• Impfempfehlung (jährliche <strong>Impfung</strong>):<br />

‣ Alter >60 Jahre<br />

‣ Bestehende Grundleiden<br />

‣ Bewohner von Alten- und Pflegeheimen<br />

‣ Medizinisches Personal<br />

Saison 2002/2003 wies eine außerordentlich heftige Grippeaktivität auf<br />

‣ 4,5-5 Mill. zusätzliche Arztkonsultationen wegen Influenzaerkrankungen<br />

‣ 25.-30.000 zusätzliche KH-Einweisungen<br />

‣ 12-20.000 zusätzliche Todesfälle (5.-8.000 normal von Feb.-April)


Confirmed instances of avian influenza viruses infecting humans since 1997 :<br />

1997: In Hong Kong, avian influenza A (H5N1) infected both chickens and humans. This was the first<br />

time an avian influenza virus had ever been found to transmit directly from birds to humans. During this<br />

outbreak, 18 people were hospitalized and 6 of them died. To control the outbreak, authorities killed<br />

about 1.5 million chickens to remove the source of the virus. Scientists determined that the virus spread<br />

primarily from birds to humans, though rare person-to-person infection was noted.<br />

1999: In Hong Kong, cases of avian influenza A H9N2 were confirmed in 2 children. Both patients<br />

recovered, and no additional cases were confirmed. The evidence suggested that poultry was the<br />

source of infection and the main mode of transmission was from bird to human. However, the<br />

possibility of person-to-person transmission remained open. Several additional human H9N2<br />

infections were reported from mainland China in 1998-99.<br />

2003: Two cases of avian influenza A (H5N1) infection occurred among members of a Hong Kong family<br />

that had traveled to China. One person recovered, the other died. How or where these 2 family<br />

members were infected was not determined. Another family member died of a respiratory illness in<br />

China, but no testing was done. No additional cases were reported.<br />

2003: Avian influenza A (H7N7) infections among poultry workers and their families were confirmed in<br />

the Netherlands during an outbreak of avian flu among poultry. More than 80 cases of H7N7 illness<br />

were reported (the symptoms were mostly confined to eye infections, with some respiratory symptoms),<br />

and 1patient died (a veterinarian who had visited an affected farm). There was evidence of some<br />

human-to-human transmission.<br />

2003: H9N2 infection was confirmed in a child in Hong Kong. The child was hospitalized but recovered.


“Schweinegrippe”<br />

Gruppe 1:<br />

Subtyp: A/H1N1. Classical swine Viren wurden erstmals<br />

1930 isoliert, aber als Erkrankung bei Schweinen schon<br />

1918 während der großen Pandemie beschrieben. Nachweis<br />

dieser Viren zunächst in Nordamerika, Verbreitung auch in<br />

Asien und Europa.<br />

Zoonotische Infektionen des Menschen mit diesen Viren<br />

können Erkrankungen mit Influenzasymptomatik auslösen.<br />

1976 und 1988 wurden auch tödlich verlaufene Infektionen<br />

mit diesen Viren beschrieben, Mensch-zu-Mensch-<br />

Übertragung nachgewiesen, Infektionsketten brachen aber<br />

bislang immer nach wenigen Tagen/Wochen ab.


4. Neuartige Schweineinfluenzaviren aus Mexiko:<br />

Subtyp A/H1N1. Diese Viren entstanden durch eine Reassortierung<br />

aus Viren der zweiten und dritten Gruppe. Sie enthalten<br />

Gensegmente, die ursprünglich aus aviären, porzinen und<br />

humanen Influenzaviren stammen.<br />

Sie besitzen die Amantadinresistenz der Europäischen<br />

Schweineinfluenzaviren, sind aber empfänglich für die<br />

Neuraminidasehemmer Tamiflu und Relenza. Das Virus ist von<br />

Mensch-zu-Mensch übertragbar. In Mexiko wurden zahlreiche<br />

Menschen mit diesem Virus infiziert. Es löst dort eine schwere<br />

Influenzasymptomatik mit zahlreichen tödlichen<br />

Krankheitsverläufen aus.<br />

2. Reassortanten der Klassischen Schweineinfluenzaviren:<br />

3 Subtypen: A/H3N2, A/H1N2, A/H1N3. Diese Viren entstanden auf der Basis der Klassischen<br />

Schweineinfluenzaviren durch Reassortierung mit humanen H1N1- und H3N2-Viren und treten<br />

seit 1998 in Nordamerika auf.<br />

3. Europäische Schweineinfluenzaviren:<br />

3 Subtypen: A/H1N1, A/H1N2, A/H3N2. 1979 trat in Arnsberg erstmals ein neues Virus in<br />

Schweinen auf, das vom Vogel (wahrscheinlich Ente) komplett (alle 8 Segmente) auf Schweine<br />

übertragen worden war und sich sehr schnell in der europäischen Schweinepopulation<br />

ausbreitete.


Globale Ausrottung der Poliomyelitis


Globale Ausrottung der Poliomyelitis<br />

Ziel: Ausrottung des Virus bis 2002<br />

Start 1988: 350.000 Polio-bedingte Paralysen in 125 Ländern<br />

2001: 268<br />

2002: 1600<br />

2003: 414 Fälle<br />

2002: 266 Impftage in 93 Ländern<br />

2003: 51 Impftage in 13 Ländern<br />

2008: 1655 Fälle<br />

2009: 1604 “


Impfstoffe gegen Poliomyelitis<br />

Lebendimpstoff (Sabin)<br />

attenuierte Stämme der<br />

Poliovirustypen 1, 2 und 3<br />

Schluckimpfstoff<br />

> IgG, IgA, CTL-Induktion<br />

Unterbrechung von Infektketten<br />

„Riegelungsimpfungen“<br />

Impf-, Impfkontaktpoliomyelitis 1:4,4 Mio.<br />

(bes. Rückmutationen bei Typ 3)<br />

Totimpfstoff (Salk)<br />

Inaktivierung mit Formaldehyd<br />

Adjuvans: ALOH 3<br />

Injektion<br />

> IgG<br />

Grundimmunisierung: 3x, im 3., 5., 12.<br />

Lebensmonat<br />

Auffrischung im Alter von 9-17 Jahren,<br />

dann ev. alle 10 Jahre


Kinderkrankheiten und Impfkalender


Masern-, Mumps-, Rötelnimpfstoff<br />

• Lebendimpfstoff<br />

• attenuierte Impfstämme<br />

• <strong>Impfung</strong> ab dem 12. Lebensmonat, 2. <strong>Impfung</strong> 4<br />

Wochen danach<br />

Masern Mumps Röteln


Befruchtung<br />

Organogenese<br />

12. Schwangerschaftswoche<br />

„kleiner Mensch“<br />

22. Woche<br />

Fetus lebensfähig<br />

Antikörperproduktion möglich<br />

Frühgeburt<br />

ab 32. Woche<br />

aktiver Transport mütterlicher Antikörper<br />

zum Feten<br />

⇒ Nestschutz


Mütterliche Antikörper (z.B. gegen Masern)<br />

Schutz des Kindes für 6-12 Monate<br />

<strong>Impfung</strong> des Kindes nach 11-14 Monaten<br />

Aufbau einer eigenen Immunität


Masern-, Mumps-, Rötelnimpfstoff<br />

Impfkrankheit<br />

(3-5%) abgeschwächte Form der Masernerkrankung mit verkürzter Inkubationszeit<br />

(mind. 5 Tage), oder leichtes Fieber, LK-Schwellung (Mumps, Röteln)<br />

Impfkomplikationen<br />

Masern<br />

• Fieberkrämpfe nach 9-12 Tagen (1%, doppelt so hoch wie bei Ungeimpften, bei<br />

Masern selber bei 7-8%)<br />

• Gangunsicherheit 5-12 Tage p.v., Einzelfälle<br />

• Thrombozythopenie 3-14 Tage p.v., Einzelfälle (bei Wildmasern wesentlich<br />

häufiger), keine schweren Komplikationen<br />

• Enzephalitis 9-15 Tage p.v., 1:1 Mill. <strong>Impfung</strong>en ( 1000:1 Mill Wildmasern)<br />

• SSPE, nach Jahren, 0,05-0,5: 1Mill. <strong>Impfung</strong>en? (ca. 5:1 Mill. Wildmasern)<br />

Mumps<br />

• Fieberkrämpfe (s.o.), Milde Parotitis (0,5%), Hodenschwellung (Einzelfälle)


Masern, Mumps, Röteln und Windpocken<br />

Früher: meist Infektion in frühester Kindheit<br />

Heute: viel niedriger Inzidenz aufgrund von hoher<br />

Durchimpfungsrate der Bevölkerung<br />

⇒ ungeimpfte Personen erkranken deutlich später<br />

⇒ im Jugend- bzw. Erwachsenenalter<br />

⇒ je älter die Erkrankten, desto schwerer verlaufen<br />

die Erkrankungen<br />

‣ Werden Schwangere Frauen infiziert, kann dies zu<br />

schweren Schäden beim Kind führen.<br />

⇒ <strong>Impfung</strong>en bieten guten Schutz


Drei Schritte zur Zervixkarzinogenese<br />

• Infektion mit Hoch-Risiko HPV Typen<br />

Humane Papillomviren - Bedeutung<br />

• Progression zu präkanzerösen Läsionen bei persistierender Infektion.<br />

HR-HPV führen z.T. innerhalb weniger Monate zu schweren Dysplasien.<br />

• Invasion nach meist langer präkanzeröser Phase.<br />

Progression von HPV-Infektion zu Krebs in < 1%<br />

Wright & Schiffmann, NEJM 348, 2003


Gut- und bösartige HPV-induzierte Tumoren der Schleimhaut<br />

„Low-risk“-HPV-Typen<br />

(HPV6, 11 et al.)<br />

• Condylomata acuminata<br />

in Deutschland<br />

ca. 400.000 - 500.000 Fälle/a<br />

in >90% der Fälle induziert durch<br />

HPV 6 o. 11<br />

„High-risk“-HPV-Typen<br />

(HPV16, 18 et al.)<br />

• >99% der Zervixkarzinome<br />

Deutschland 6500-7000 Fälle/a<br />

CIN2/3 ca. 150.000 - 300.000/a<br />

• 35-50% der Penis-, Vagina- u.<br />

Vulvakarzinome<br />

• Larynxpapillome<br />

• 90% der Analkarzinome<br />

• 12-30% der Karzinome im Hals- und<br />

Rachenbereich<br />

(Tonsillenkarzinom)


Humane Papillomviren – Impfstoffe<br />

Basis der prophylaktischen Impfstoffe: DNA-freie, nicht-infektöse Virus-like Particles<br />

(VLP)<br />

Expression von L1 (Hauptkapsidprotein)<br />

Induktion neutralisierender Antikörper<br />

Impfstoff<br />

HPV Genotyp<br />

Gardasil: 6, 11, 16, 18<br />

(Sanofi Posteur MSD)<br />

Cervarix 16, 18<br />

(GSK)<br />

Grundimmunisierung: 3 <strong>Impfung</strong>en<br />

Auffrischimpfungen ??


Impfkalender (STIKO 2007)<br />

Diphtherie (D/d), Pertussis (aP/ap), Tetanus (T), Haemophilus influenzae Typ b (Hib), Hepatitis B (HB), Poliomyelitis (IPV)<br />

Masern, Mumps und Röteln (MMR), Mädchen (M),<br />

http://www.rki.de


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