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DER OENOLOGE DER OENOLOGE - Bund Deutscher Oenologen eV

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<strong>DER</strong> <strong>OENOLOGE</strong><br />

40. 41. Jahrgang • 8/2013 1/2012<br />

Zeitschrift für Führungskräfte des Weinbaus, der Oenologie, der Getränketechnologie und der Weinwirtschaft<br />

Mitglied im Internationalen <strong>Oenologen</strong>verband UIOE, Paris und im Deutschen Weinbauverband, Bonn<br />

EDITORIAL<br />

Die Summe<br />

zählt?!<br />

Forschung & Lehre<br />

<strong>OENOLOGE</strong>N im Profil<br />

Jürgen<br />

Wagenitz 58<br />

Karl-Bayer-Preis<br />

verliehen 59<br />

Interview mit Ulrike Lenhardt<br />

Deutsches Weininstitut 61<br />

Christian Ress (Weingut Balthasar Ress) und Prof. Dr. Rainer Jung (Hochschule Geisenheim University) bei<br />

ZDF-Aufnahmen in der WineBank in Hattenheim / Rheingau


BUND DEUtschER <strong>OENOLOGE</strong>N<br />

INtERN<br />

Editorial<br />

Die summe zählt!?<br />

Dieses Jahr ging es mit der Witterung auf<br />

und ab, aber die summe zählt. Ähnlich wie<br />

die Kurse an der Börse, gleichen sich kurzfristige<br />

schwankungen auch beim Wetter<br />

über die Monate meist wieder aus. In der<br />

summe erscheinen die Abweichungen von<br />

der Norm in der Vegetationsperiode<br />

gering. Allerdings<br />

haben schon geringe temperaturdifferenzen<br />

über mehrere<br />

Monate deutliche Wirkung<br />

auf die Natur. Der deutlich zu<br />

kühle März (Abweichung - 3,2°<br />

c) verzögerte 2013 den Austrieb<br />

um fünf tage gegenüber<br />

dem Mittel. Der zu kühle Mai (Abweichung<br />

- 1,9 °) verschob zusätzlich den Blütetermin<br />

weit nach hinten, sodass die Rieslingreben<br />

an der Rheinfront erst Ende Juni das<br />

Blütende erreichten und damit etwa sechs<br />

tage hinter der Norm lagen. Auf den "normalen"<br />

Juni folgte der sonnige und heiße<br />

Juli mit einem temperaturplus von 2,5° c.<br />

Allerdings konnte die deutliche Reifeverzögerung<br />

bisher nicht aufgeholt werden.<br />

Der Blütetermin bildet in der Phänologie<br />

der Rebe quasi einen Ankerpunkt. so zeigt<br />

sich eine relativ enge Korrelation zwischen<br />

Blütetermin und Lesetermin, d. h. Jahre<br />

mit früher Blüte sind meist Jahre mit früher<br />

Lese und umgekehrt. Es ist fast so als würde<br />

nach Ablauf der Blüte ein Uhrwerk eingeschaltet,<br />

das die Fruchtentwicklung zwar<br />

nicht unabhängig von der temperatur, aber<br />

eben auch nicht linear zur temperatur weiter<br />

steuert. Deutlich wird dies auch, wenn<br />

man sich den gut zu vergleichenden Reifebeginn<br />

bei Rotweinsorten ansieht. Zum<br />

Beispiel Regent (Oppenheim) 28.7.2010;<br />

20.7.2012; 6.8.2013. Die Entwicklung bei<br />

dieser Frühsorte liegt 2013 noch neun tage<br />

hinter dem ebenfalls späten Jahr 2010.<br />

trotz der extremen trockenheit im Juli<br />

herrscht bisher mit Ausnahme von sehr<br />

durchlässigen Böden kein Wassermangel,<br />

dazu sind noch genügend Reserven aus<br />

dem sehr nassen Mai im Untergrund.<br />

Die Lage zeigt sich bisher sehr entspannt.<br />

Die Lese verschiebt sich für die Frühsorten<br />

in die schon wieder kühleren späten<br />

septembertage, was im hinblick auf einen<br />

möglichen Botrytisbefall sehr positiv zu<br />

werten ist. hoffen wir also auf einen goldenen<br />

Oktober.<br />

Jürgen Wagenitz<br />

BDO-Mitgliederversammlung<br />

im Rahmen der Betriebsleitertagung am Campus Geisenheim findet die<br />

Mitgliederversammlung des <strong>Bund</strong>es <strong>Deutscher</strong> <strong>Oenologen</strong> statt<br />

Liebe BDO-Mitglieder,<br />

direkt im Anschluss an die Betriebsleitertagung<br />

"Weinbau und Kellerwirtschaft"<br />

lädt der BDO am Dienstag, 3. September<br />

2013 um 17 Uhr, Hörsaal 32, Hochschule<br />

Geisenheim University, Von-Lade-Str.1,<br />

65366 Geisenheim zur Mitgliederversammlung<br />

ein.<br />

Folgende Tagungspunkte sind geplant:<br />

1. Begrüßung und Feststellung der tagesordnung<br />

seit Anfang Juli hat die hochschule Geisenheim<br />

mit sandra Wasse Zuwachs bekommen.<br />

Die 36 Jährige betreut den career<br />

service, der die studierenden nach Ende<br />

ihres studiums in den Beruf begleitet. sandra<br />

Wasse bietet Einzelberatungen und coachings<br />

für alle studierende rund um ihre<br />

berufliche Profilbildung und Bewerbungsstandards<br />

an. Auch Bewerbungsunterlagen<br />

können von ihr geprüft werden. "trainings,<br />

Workshops und Vorträge bieten die Möglichkeit<br />

zur persönlichen Reflexion. sie dienen<br />

Aktuelle<br />

InformAtIon<br />

2. Bericht des Präsidenten<br />

3. Berichte aus den hochschulen und BDO-<br />

Gruppen<br />

4. Geschäfts- und Kassenbericht<br />

5. Bericht der Kassenprüfer<br />

6. Entlastung des Vorstandes<br />

7. Vorstandswahlen lt. satzung<br />

8. Verschiedenes<br />

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!<br />

Edmund J. Diesler – Präsident –<br />

Verleihung des Professor Müller-Thurgau-<br />

Preises an die Familie Meininger<br />

Die VEG-Geisenheim Alumni Association e.V.<br />

wird am samstag, 31.8. 2013, im Rahmen<br />

ihrer Mitgliederversammlung den Professor<br />

Müller-thurgau-Preis an die Familie Meininger<br />

vergeben. Mit der Preisverleihung soll<br />

die Arbeit im deutschen Weinbau sowie die<br />

Verdienste für den Wissenschafts- und studienort<br />

Geisenheim gewürdigt werden. Die<br />

Preisverleihung findet um 15 Uhr im Gerd-<br />

Erbslöh-hörsaal der hochschule statt.<br />

Vom studium zum Beruf<br />

Neu an der Hochschule Geisenheim: Sandra Wasse und der Career Service<br />

Die Redaktion des<br />

<strong>Oenologen</strong> ist um Luise<br />

Botler erweitert worden.<br />

sie ist seit Mitte<br />

Juni Pressereferentin<br />

der hochschule Geisenheim<br />

und freut sich über<br />

themen, texte und Anregungen:<br />

06722/502624<br />

oder per E-Mail:<br />

luise.botler@hs-gm.de<br />

darüber hinaus auch dem Austausch und<br />

der praktischen Auseinandersetzung mit<br />

Bewerbungsstandards und überfachlichen<br />

Kompetenzen", erläutert sandra Wasse das<br />

breite spektrum ihres Angebots. Für studierende<br />

aus dem Ausland sind Exkursionen<br />

geplant. tutoren sollen die Neuankömmlinge<br />

auch beim Einleben und im studienalltag<br />

unterstützen. Ganz wichtig im Portfolio des<br />

career service ist die Vernetzung mit potenziellen<br />

Arbeitgebern, Kooperationspartnern<br />

und Verbänden.<br />

Zur Person: sandra Wasse hat Kommunikationswissenschaft<br />

studiert und war sieben<br />

Jahre lang für eine schüleraustausch-Organisation<br />

und an der hochschule RheinMain<br />

im career service tätig. Berufsbegleitend<br />

hat sie eine Ausbildung als coach absolviert.<br />

Kontakt: sandra Wasse<br />

Müller-thurgau-haus,<br />

1. stock Raum 09<br />

tel.: 06722-502-780<br />

E-Mail:<br />

sandra.wasse@hs-gm.de<br />

58 <strong>DER</strong> <strong>OENOLOGE</strong> · 23.8.2013 · NR. 8


BUND DEUtschER <strong>OENOLOGE</strong>N<br />

INtERN<br />

»Ich bin ein Geisenheimer«<br />

Akademische Abschlussfeier der hochschule Geisenheim<br />

Chapeau! Die 107 Absolventen der Hochschule Geisenheim hatten allen Grund ihre Hüte fliegen zu<br />

lassen bei der akademischen Abschlussfeier im Park<br />

Mit viel Prominenz aus Politik und Wirtschaft<br />

sind jetzt 107 Absolventen der hochschule<br />

Geisenheim im Park des campus im<br />

Rahmen einer akademischen Abschlussfeier<br />

verabschiedet worden. "Wer einmal hier<br />

studiert hat, ist ein Leben lang Geisenheimer",<br />

machte staatssekretär Ingmar Jung<br />

in seiner Ansprache deutlich und bescheinigte<br />

der hochschule neuen typs in Geisenheim<br />

"eine tolle Entwicklung" seit ihrer<br />

Gründung.<br />

Als ein Baby, das versucht krabbeln und<br />

laufen zu lernen, beschrieb Präsident hans<br />

Reiner schultz die hochschule und warb<br />

für Geduld, denn es werde noch etwas dauern,<br />

bis es stabil läuft. Die Besonderheiten<br />

des standorts Geisenheim weiter zu entwickeln,<br />

innovativ lehren und forschen und<br />

dabei praxisorientiert bleiben, wies Vizepräsident<br />

Otmar Löhnertz den zukünftigen<br />

Weg der hochschule neuen typs auf, die<br />

nun erstmals Bachelor und Master entließ.<br />

"Ein studium ist ein Privileg, das die Gesellschaft<br />

bietet. Werben sie dafür in den Führungspositionen",<br />

gab der Professor den<br />

Absolventen weiter mit auf den Weg.<br />

"so soll’s bleiben – überall Geisenheimer in<br />

der Welt", wünschte sich <strong>Bund</strong>estagsabgeordneter<br />

Klaus Willsch und verwies dabei<br />

auf den Rheingau als "schmuckkästlein".<br />

Dass Geisenheim eine Marke sei, die tür<br />

und tor öffne, betonte auch Robert Lönarz,<br />

Präsident der Vereinigung ehemaliger Geisenheimer<br />

(VEG), und interpretierte Kennedys<br />

berühmt gewordenen spruch neu "Ich<br />

bin ein Geisenheimer". Er ermunterte die<br />

frisch gebackenen Bachelor und Master,<br />

ihre hüte fliegen zu lassen und ihren Erfolg<br />

zu feiern.<br />

Zu einem Exkurs rund um das Kulturgut<br />

Bier lud der Festredner dieses besonderen<br />

tages, Dr. hans-Georg Eils, der Präsident<br />

des Deutschen Brauer-<strong>Bund</strong>es, ein. Nicht<br />

ohne ein verschmitztes Lächeln im Knopfloch<br />

verkündete er in Geisenheim, dass<br />

Deutschland eine Biernation sei, technologisch<br />

auf dem neuesten stand. "An ihrem<br />

Können habe ich keinen Zweifel. Bleiben<br />

sie vor allem eins: neugierig und wissbegierig,<br />

ihr Leben lang!", so Eils.<br />

Die erste honorarprofessur der hochschule<br />

neuen typs konnte Präsident hans Reiner<br />

schultz an den Diplom-Agrarbiologen<br />

Martin Bocksch überreichen, ein ausgewiesener<br />

Experte und Fachmann für Rasen.<br />

Blumen zum Abschied gab‘s für Professor<br />

Dr. Walter Wohanka, der für seine langjährige<br />

Lehrtätigkeit geehrt wurde.<br />

Musikalisch umrahmt wurde die Abschlussfeier<br />

von der Band "Bluenotes".<br />

Karl-Bayer-Preis verliehen<br />

Im Rahmen der akademischen Abschlussfeier<br />

wurden drei Absolventen mit dem<br />

Karl-Bayer-Preis für ihre mit "sehr gut" bewerteten<br />

Arbeiten ausgezeichnet:<br />

oliver Bork "spätfrostschäden im Weinbau<br />

- Untersuchungen zur Verminderung des<br />

schadaufkommens sowie zum Vorkommen<br />

eiskernbildender (INA) Bakterien an topfreben<br />

und Rebholz (Vitis vinifera L.)"; Betreuer:<br />

Prof. Dr. Beate Berkelmann-Löhnertz,<br />

Dott. Paolo Ermarcora<br />

maurizio Zadra "Digitalisierung des Phänomens<br />

der Perlage zur objektiven Beurteilung<br />

des schaums und des Aufbrausens<br />

bei schaumweinen"; Betreuer: Prof. Dr.<br />

Mark strobl, Dott. Roberto Larcher<br />

Johannes meßner "Untersuchung zur Bewurzelungsfähigkeit<br />

und Reblaustoleranz<br />

an stecklingen der Art Vitis berlandieri<br />

Planchon"; Betreuer: Prof. Dr. Joachim<br />

schmid, Dott. Marco stefanini<br />

Brückenbauer zwischen<br />

hessen und Thüringen<br />

clemens Klockner mit dem Thüringer<br />

Verdienstorden ausgezeichnet<br />

Mit dem thüringer Verdienstorden wurde<br />

jetzt Professor Dr. h.c.mult. clemens Klockner<br />

aus hochheim am Main von Ministerpräsidentin<br />

christine Lieberknecht ausgezeichnet.<br />

Der Professor für Gesellschaftswissenschaften<br />

wurde damit für seine vielfältigen Verdienste<br />

und sein außerordentliches Engagement<br />

für die thüringer hochschullandschaft<br />

geehrt. "Mit Augenmaß und Überzeugungskraft<br />

hat er als anerkannter hochschulexperte<br />

die Lösung von strukturfragen in Lehre<br />

und angewandter Forschung vorangebracht<br />

und die Positionierung der Fachhochschulen<br />

im deutschen hochschulsystem und insbesondere<br />

in thüringen mit aller Kraft gefördert",<br />

sagte die Ministerpräsidentin in ihrer<br />

Laudatio. Klockner wirkte als Brückenbauer<br />

Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht<br />

verleiht den Thüringer Verdienstorden an<br />

Clemens Klockner<br />

zwischen Fachhochschulen in hessen und<br />

thüringen. Mit seiner hilfe sind bis heute<br />

andauernde bewährte Freundschaften und<br />

Verbünde entstanden. Durch sein persönliches<br />

Engagement hat er die Entwicklung<br />

der Fachhochschulen in thüringen entscheidend<br />

mitgeprägt, so christine Lieberknecht<br />

weiter. clemens Klockner wurde bereits<br />

im Jahr 2008 das Verdienstkreuz 1. Klasse<br />

des Verdienstordens der <strong>Bund</strong>esrepublik<br />

Deutschland verliehen. Im April 2012 folgte<br />

die Würdigung als erster Ehrensenator der<br />

hochschule RheinMain, wo er von 1985 bis<br />

2008 Präsident der Fachhochschule Wiesbaden<br />

war. Darüber hinaus war er seit 1998<br />

Vizepräsident und sprecher der Fachhochschulen<br />

innerhalb der hochschulrektorenkonferenz<br />

(hRK) und von Februar 2001 bis<br />

Januar 2007 Mitglied im Wissenschaftsrat.<br />

clemens Klockner gehört zum herausgeberkollektiv<br />

der Zeitschrift "Das hochschulwesen".<br />

<strong>DER</strong> <strong>OENOLOGE</strong> · 23.8.2013 · NR. 8<br />

59


BUND DEUtschER <strong>OENOLOGE</strong>N<br />

INtERN<br />

news aus heilbronn<br />

Weinbetriebswirte aus Heilbronn erfolgreich bei Businessplanwettbewerb<br />

Zwei teams des studiengangs Weinbetriebswirtschaft<br />

der hochschule heilbronn<br />

belegten beim Businessplanwettbewerb<br />

campus cup der Fakultät für International<br />

Business die Plätze 2 und 3. Damit setzten<br />

sie sich gegen zahlreiche teams aus<br />

den anderen studiengängen durch. Nur<br />

ein team des studiengangs hospitalitymanagement<br />

konnte mit einer innovativen<br />

Gastronomieidee noch stärker beeindrucken.<br />

Bei den Businessplänen der Weinbetriebswirte<br />

überzeugte neben der detaillierten<br />

Ausarbeitung vor allem die innovative<br />

Geschäftsidee. Während ein team den<br />

Konsumenten den Weineinkauf im LEh erleichtern<br />

möchte und damit auch dem LEh<br />

ein interessantes serviceangebot macht,<br />

überzeugte das zweite team die Jury mit<br />

Weinsorbet-creationen für den Feinkost-<br />

Bereich.<br />

"Es ist beeindruckend, auf welche kreativen<br />

Geschäftsideen die studenten kommen.<br />

Ich betreue die Veranstaltung jetzt seit<br />

2007 und jedes Jahr entstehen interessante<br />

Geschäftsideen für die Weinindustrie,<br />

von denen einige erfolgreich in die Praxis<br />

umgesetzt werden könnten", kommentiert<br />

Prof. Dr. Bettina Merlin, Professorin aus<br />

dem studiengang Weinbetriebswirtschaft.<br />

Ziel des Wettbewerbs, welcher im Rahmen<br />

der Lehrveranstaltung BWL-Fallstudien<br />

stattfindet, ist es, für eine eigene Geschäftsidee<br />

einen kompletten Businessplan für<br />

BDO-Gruppe Rheinhessen<br />

Eine tolle Gemeinschaft: „Die Appenheimer“ – Weine die die Natur<br />

widerspiegeln und Offenheit macht die Philosophie aus<br />

Reger Austausch: Die rheinhessischen <strong>Oenologen</strong> bei ihrem Besuch im Weingut Hofmann &<br />

Willems-Willems in Appenheim<br />

Auf den spuren des Erfolgs waren jetzt die<br />

BDO Mitglieder der Gruppe Rheinhessen. Besucht<br />

wurden die Betriebe Bischel, Knewitz<br />

und hofmann, deren beste Weine auf der 56<br />

ha großen Weinlage und bekanntesten Einzellage<br />

"Appenheimer hundertgulden"wachsen.<br />

Der Boden besteht aus Kalkstein und bringt<br />

fast ausschließlich terroirgeprägte Rieslinge<br />

hervor. Erste station der angekündigten<br />

"Appenheimer Erfolgsstory" war das Weingut<br />

Bischel mit den Geisenheimer Weinmachern<br />

christian und Matthias Runkel. Der Großteil<br />

der 16ha Rebfläche liegt in der Lage "Appenheimer<br />

hundertgulden", aber auch im Binger<br />

scharlachberg finden sich Reben des aufstrebenden<br />

Weinguts. Die <strong>Oenologen</strong> besichtigten<br />

in dem traditionsbetrieb Kelterhaus und<br />

Flaschenlager. Im Keller konnten sie sich<br />

einen guten Eindruck von christian Runkels<br />

herangehensweise bei der Weinbereitung<br />

machen, da auch er wie die beiden weiteren<br />

Betriebe größtenteils auf spontanvergärung<br />

setzt. Die Philosophie der jungen Weinmacher<br />

ist es, die besten trauben zu ernten und<br />

danach so wenig wie möglich beim Weinausbau<br />

einzugreifen. Im Anschluss ging es<br />

zu Björn und tobias Knewitz. Auch hier setzt<br />

man hauptsächlich auf spontanvergärung.<br />

Neben Kelterhaus, und Keller zeigten sich<br />

die rheinhessischen <strong>Oenologen</strong> auch von der<br />

einen Zeitraum von fünf Jahren auszuarbeiten.<br />

Dabei entwickeln die studenten einen<br />

Marketing-, Personal- und Finanzplan, machen<br />

sich Gedanken über die Rechtsform,<br />

den standort, Outsourcing, Produktion<br />

und mögliche Partnerschaften und erhalten<br />

somit einen kompletten Überblick über<br />

das Zusammenspiel der einzelnen Bereiche<br />

eines Unternehmens.<br />

Dieses umfassende Lehrkonzept kommt<br />

auch bei den studenten gut an: sina Lillich<br />

vom team Winetime Gmbh: "Uns wurde gezeigt<br />

wie man aus einer anfangs vagen Idee<br />

ein realistisches Produkt macht, das man<br />

theoretisch umsetzen könnte. Für uns alle<br />

war es eine sehr lehrreiche und sinnvolle<br />

Veranstaltung. Wir haben viel mitgenommen<br />

und teilweise neue sachen gelernt<br />

oder schon Gelerntes in die Praxis umgesetzten<br />

können."<br />

Leidenschaft des jungen tobias beeindruckt.<br />

Er studiert im 5. semester in Geisenheim<br />

Weinbau, zeigt sich aber in Zusammenarbeit<br />

mit seinem Bruder Björn seit mehreren Jahren<br />

für die Weinbereitung mitverantwortlich.<br />

Dritte und letzte station war das Weingut<br />

Jürgen hofmann. Die 17 ha sind stark vom<br />

Riesling dominiert und bringen vom Orts- bis<br />

Lagenwein terroirgeprägte Weine hervor. so<br />

ist denn auch das Motto "schiefer trifft Muschelkalk"<br />

kein Wunder. Für den "schiefer"<br />

ist carolin Willems verantwortlich, die mit<br />

dem saar-Weingut Willems&Willems weitere<br />

4,5 ha mit in die Ehe brachte. Nach stärkender<br />

"rhoihessischer hausgemachter Wurst"<br />

begann die Verkostung der terroirgeprägten<br />

Rieslinge. Die 30 Orts- und Gutsweine aus<br />

2012 sowie vier Lagenweine aus 2011 wurden<br />

blind verkostet und im Anschluss vom Winzer<br />

beschrieben.<br />

Jährlich präsentieren acht Appenheimer Winzer<br />

ihre Lagenweine beim "Picknick im hundertgulden"<br />

am ersten sonntag im september<br />

(termin: 1.9.2013). Der große Erfolg der Appenheimer<br />

Winzer ist sicherlich neben viel Leidenschaft<br />

und Ehrgeiz auch auf die gute Gemeinschaft<br />

zurückzuführen. Viele der Winzer<br />

sind nicht nur Berufskollegen, sondern schon<br />

seit der Kindheit befreundet. Die "Jungen", die<br />

immer wieder nachkommen, werden direkt integriert,<br />

sie tauschen sich offen aus und helfen<br />

sich gegenseitig, so Jürgen hofmann.<br />

Tipp: Sie möchten ein Gebietsgruppentreffen<br />

ins Leben rufen oder haben Interesse<br />

daran teilzunehmen? Dann melden Sie sich<br />

bei: simone.ruzycki@oenologie.de<br />

60 <strong>DER</strong> <strong>OENOLOGE</strong> · 23.8.2013 · NR. 8


BUND DEUtschER <strong>OENOLOGE</strong>N<br />

INtERN<br />

Würzig, duftig oder elegant?<br />

Am 3. September findet auf dem Campus Geisenheim ein Geisenheimer<br />

rebsortentag rund um die Themen reben und Wein statt<br />

Verkostungen runden den Rebsortentag im Institut für Rebenzüchtung ab<br />

Das Institut für Rebzüchtung der hochschule<br />

Geisenheim lädt am Dienstag, 3.<br />

september, von 10 bis 18 Uhr zum Geisenheimer<br />

Rebsortentag für Fachbesucher ein.<br />

Fachlich geführte Exkursionen durch die<br />

Versuchsweinberge bieten einen Einblick<br />

in das umfangreiche Rebsortenspektrum<br />

der Geisenheimer Rebenzüchtung, sensorisch<br />

abgerundet durch eine Verkostung<br />

der Versuchsweine aus der Mikrovinifikation.<br />

Unter dem Motto "Würzig und duftig"<br />

steht an diesem tag auch die Verkostung<br />

aller verfügbarer Geisenheimer traminer-<br />

Klone.<br />

Weiterhin haben die Besucher Gelegenheit,<br />

"eine uralte sorte mit frischen schwung",<br />

so die Organisatoren, nämlich die Geisenheimer<br />

Riesling-Klone in neuen und<br />

altbewährten selektionen zu entdecken.<br />

Wissenswertes über pilzwiderstandsfähige<br />

Rebsorten "mit charakter" und die Züchtung<br />

von Unterlagen runden das breitgefächerte<br />

Programm des Geisenheimer Rebsortentages<br />

ab.<br />

Um Anmeldung wird gebeten bei Gruppen<br />

ab zehn Personen. Am Montag, 2. september<br />

sind bereits Führungen möglich, jedoch<br />

nur nach vorheriger Anmeldung.<br />

Kontakt:<br />

hochschule Geisenheim University<br />

Institut für Rebzüchtung<br />

Eibinger Weg 1<br />

65366 Geisenheim<br />

tel.: 06722/502121<br />

E-Mail: Rebenzuechtung@hs-gm.de<br />

<strong>Oenologen</strong> im Profil<br />

Wann haben sie in Geisenheim abgeschlossen<br />

und was haben sie studiert?<br />

Abschluss Januar 1988, Weinbau und Kellerwirtschaft<br />

In welchen Arbeitsfeldern haben sie bisher<br />

gearbeitet und was arbeiten sie heute?<br />

Nach dem studium arbeitete ich einige<br />

Jahre in der Weinkellerei st. Augustus in<br />

trier im Export. seit 1990 bin ich beim<br />

Deutschen Weininstitut in Mainz beschäftigt,<br />

dort im Auslandsmarketing, jetzt<br />

Marketing. Im Laufe der Jahre war ich<br />

zuständig für die verschiedensten Exportmärkte<br />

deutscher Weine. Derzeit bin ich<br />

für die Organisation und Betreuung von<br />

Veranstaltungen, Messen und PR-Aktivitäten<br />

in der schweiz und Kanada zuständig<br />

sowie in den letzten Jahren verstärkt<br />

für internationale schulungsmaßnahmen<br />

für deutschen Wein.<br />

Was sind Ihre Erinnerungen an die Zeit in<br />

Geisenheim? Was bedeutet Ihnen die Zeit<br />

und wie halten sie Kontakt?<br />

An Geisenheim habe ich fast nur gute Erinnerungen<br />

mit dem Bewusstsein, dass<br />

sich viel geändert hat in den vergangenen<br />

Jahrzehnten. Im April haben wir mit fast<br />

Ulrike Lenhardt,<br />

stellv. Leiterin Marketing<br />

im Deutschen<br />

Weininstitut<br />

GmbH in Mainz<br />

50 Absolventen unseres Jahrgangs unseren<br />

25-jährigen Abschluss gefeiert, und<br />

es war ein tolles treffen. Der Kontakt zu<br />

Geisenheim hält sich durch meine Arbeit<br />

im DWI, durch das Engagement für VINIssIMA<br />

Frauen & Wein e.V. (die Geschäftsstelle<br />

ist dort beheimatet) und durch den<br />

sehr guten Informationsaustausch mit<br />

den Dozenten in Geisenheim.<br />

Ihre Vision für die Weinbranche?<br />

Es wäre schön, wenn man zukünftig seitens<br />

des Gesetzgebers und der Verbände<br />

besser verstehen würde, dass weniger<br />

gesetzliche Regulierungen im Bezeichnungsrecht<br />

für Wein für mehr transparenz<br />

bei Verbrauchern im In-und Ausland führen<br />

würde.<br />

Je mehr wir uns selbst ’überregulieren’<br />

und be- und einschränken, umso undurchsichtiger<br />

wird der deutsche Wein für<br />

Verbraucher.<br />

Ihre Empfehlung an die Studierenden in<br />

der Wein- und Getränkebranche?<br />

sprachen lernen, reisen und arbeiten,<br />

andere Weinbauregionen erleben, aber<br />

gleichzeitig nicht die Perspektive seines<br />

Betriebs, seiner heimatregion oder seiner<br />

persönlichen Erfahrungen herunterreden<br />

oder schlecht machen. Es ist nicht so,<br />

dass woanders alles besser und schöner<br />

ist! Es hängt an der jungen Generation,<br />

die erreichte Qualitätsverbesserung und<br />

Imagesteigerung von deutschem Wein<br />

weiter voranzutreiben, sich Neuem zu öffnen,<br />

und sich gleichzeitig seinen Wurzeln<br />

bewusst zu sein.<br />

Was machen sie am liebsten in Ihrer Freizeit?<br />

Derzeit bin ich erste Vorsitzende von<br />

Vinissima Frauen & Wein e.V., und sehr<br />

stolz, dieses einmalige Frauennetzwerk in<br />

der Weinbranche führen zu dürfen. Wir haben<br />

mittlerweile mehr als 400 Mitglieder.<br />

Außerdem reise ich gerne in die Weinwelt,<br />

und habe gerne Freunde und Familie zu<br />

Gast.<br />

<strong>DER</strong> <strong>OENOLOGE</strong> · 23.8.2013 · NR. 8<br />

61


BUND DEUtschER <strong>OENOLOGE</strong>N<br />

FORschUNG & LEhRE<br />

schaufenster in die Getränkewelt<br />

hochschule Geisenheim zum ersten Mal auf Weltleitmesse für Getränketechnik<br />

vertreten/Biertrüffel und Campunade für die Besucher<br />

Zum ersten Mal wird sich die hochschule<br />

Geisenheim auf der drinktec, der Weltleitmesse<br />

für die Getränke- und Liquid-Food-<br />

Industrie, vom 16. bis 22. september in<br />

München präsentieren. Der 40 qm große<br />

stand wird sich in halle B 1.447 befinden.<br />

Dort werden die Besucher nicht nur mit<br />

campunade verwöhnt, sondern auch mit<br />

dem Geisenheimer Biertrüffel "fleure de<br />

bière" sowie einer Mehrfruchtpraline. "Die<br />

drinktec ist die weltgrößte Messe für Rohstoffe<br />

und technik zur herstellung von<br />

Getränken", so Professor Dr. Bernd Lindemann,<br />

Organisator und Projektleiter des<br />

Geisenheimer Messeauftritts in der bayrischen<br />

Metropole und studiengangsleiter<br />

Getränketechnologie. "Auf der dinktec<br />

möchten wir die Getränketechnologie als<br />

Forschungsstätte bekannt machen für Unternehmen,<br />

die uns noch nicht kennen und<br />

uns auch als Ausbilder weltweit präsentieren",<br />

so Lindemann weiter.<br />

Der stand der hochschule Geisenheim<br />

informiert nicht nur über den Forschungsund<br />

Ausbildungsstandort Geisenheim,<br />

Besucher können auch einen Blick in die<br />

Master-thesis von Dominik schmidt werfen<br />

zum thema "Entgasungsverhalten von<br />

Mahlkaffee". In der Branche gilt die drinktec<br />

als Premierenplattform für Weltneuheiten.<br />

Vorgestellt werden die neuesten<br />

technologien rund um die herstellung, Abfüllung,<br />

Verpackung und das Marketing von<br />

Getränken aller Art bis hin zu Liquid Food<br />

– Rohstoffe und logistische Lösungen inklusive.<br />

Erwartet werden in diesem Jahr rund<br />

1.400 Aussteller aus mehr als 70 Ländern<br />

sowie 60.000 Besucher aus 170 Ländern.<br />

Wein & Mathematik<br />

Was Wein und Mathematik miteinander verbindet: Hochschule Geisenheim<br />

an Forschungsprojekt ROENOBIO beteiligt<br />

Ein neues Forschungsprojekt verbindet<br />

zwei Disziplinen miteinander: Weinbau<br />

und die Mathematik. Wo die einen viel<br />

Gefühl, Erfahrung und Leidenschaft mitbringen<br />

müssen, setzen die anderen ausschließlich<br />

auf Formeln.<br />

"ROENOBIO – Robuste Energie-Optimierung<br />

bei Gärprozessen in der Produktion<br />

von Biogas und Wein" lautet der titel des<br />

Verbundprojekts. Das Vorhaben ist im Bedarfsfeld<br />

"Klima/Energie" der hightechstrategie<br />

der <strong>Bund</strong>esregierung angesiedelt<br />

und wird mit knapp 250.000 € vom Forschungsministerium<br />

(BMBF) gefördert.<br />

Prof. Dr. Kai Velten, hochschule Geisenheim,<br />

von der Arbeitsgruppe systemanalyse<br />

und Modellierung des Zentrums Weinforschung<br />

und Verfahrenstechnologie hebt<br />

hervor, dass Geisenheim bundesweit die<br />

einzige hochschule sei, welche ein eigenes<br />

Betriebssystem bereitstellt, das Gm.Linux.<br />

Auf diesem system läuft auch die für die<br />

simulation benötigte software. Projektkoordinator<br />

ist Prof. Dr. Volker schulz von<br />

der Uni trier. Mit weiteren Kooperationspartnern<br />

der Uni Würzburg soll nun vor<br />

allem der Prozess der Weingärung besser<br />

verstanden werden. Es gebe bereits chemische<br />

Formeln, welche das Geschehen in<br />

den Gärtanks beschreiben, weiß Prof. Volker<br />

schulz, jedoch geben diese den Gärprozess<br />

nur sehr bruchstückhaft wieder, da<br />

diese Formeln weder räumliche Faktoren,<br />

temperatureinflüsse noch die Entstehung<br />

bestimmter Aromen beinhalten.<br />

Eines der Zauberwörter heißt Formoptimierung.<br />

Welche tankform ist die beste, um<br />

eine optimale Gärung zu gewährleisten?<br />

Auf mathematischen Grundlagen soll der<br />

Gärverlauf modelliert werden, um das herunterkühlen<br />

unter deutlicher Reduzierung<br />

des Energieverbrauchs frühzeitig steuern<br />

zu können.<br />

Jedoch "üben" die Mathematiker am Wein<br />

nur. Ihr eigentliches Ziel ist die Verbesserung<br />

der Gäreigenschaften in der Biogasherstellung.<br />

Da sich die beiden Verfahren,<br />

die Wein- sowie die Biogasgärung, sehr ähneln,<br />

kann mit der leicht zu kontrollierenden<br />

Weingärung direkt auf die Prozesse im<br />

Reaktor einer Biogasanlage geschlossen<br />

werden. Im weiteren Verlauf sollen dann<br />

produktspezifische Aspekte berücksichtigt<br />

werden, so auch ein verbessertes Aromaprofil<br />

beim Wein und eine erhöhte Energieausbeute<br />

bei der Biogasproduktion.<br />

Mehrere Partner aus Industrie und Landwirtschaft<br />

sind in das Vorhaben integriert.<br />

so z.B. drei hersteller von Biogasanlagen,<br />

ein Anlagenbauer sowie die beiden Weinbauversuchsanstalten<br />

in Veitshöchheim<br />

und in Bernkastel-Kues.<br />

FAcE erhält 4,5 Mio. Euro<br />

Geisenheim: einzigartiges Klimaprojekt<br />

weiter gefördert<br />

Hochschul-Präsident Prof. Dr. Hans Reiner<br />

Schultz: "Ein Meilenstein für die Forschung in<br />

Geisenheim"<br />

FAcE2FAcE steht für Klimafolgenforschung<br />

an der hochschule Geisenheim für "Free Air<br />

carbon dioxide Enrichment" und für einen<br />

neuen LOEWE-Exzellenzforschungsschwerpunkt.<br />

In diesem weltweit einzigartigen<br />

Klimaprojekt geht es um die Auswirkungen<br />

künftig weiter steigender cO 2<br />

-Konzentrationen<br />

in Kombination mit erhöhten temperaturen<br />

auf spezialkulturen wie Wein, Obst,<br />

Gemüse und Ziergehölze.<br />

Die hochschule Geisenheim erhält jetzt<br />

mit den Verbundpartnern Justus-Liebig-<br />

Universität Gießen, Philipps-Universität<br />

Marburg und dem Max Planck-Institut für<br />

terrestrische Mikrobiologie rund 4,5 Millionen<br />

vom Land im Rahmen des Forschungsförderungsprogramms<br />

LOEWE (Landes-<br />

Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer<br />

Exzellenz). "Wir an der<br />

hochschule Geisenheim freuen uns gemeinsam<br />

mit unseren Partnern über diesen<br />

landesfinanzierten LOEWE-schwerpunkt,<br />

der grundlagenorientierte- und fächerübergreifende<br />

Forschung mit nationalen und internationalen<br />

Partnern eine Plattform bietet.<br />

Dies ist ein Meilenstein für Geisenheim<br />

und die Klimafolgenforschung bei spezialkulturen",<br />

so Präsident Prof. Dr. hans Reiner<br />

schultz.<br />

62 <strong>DER</strong> <strong>OENOLOGE</strong> · 23.8.2013 · NR. 8


BUND DEUtschER <strong>OENOLOGE</strong>N<br />

FORschUNG & LEhRE<br />

Fassreport Teil 13<br />

Geisenheimer Geschichten – Großartige Zeitzeugen :<br />

Semester 1949-1951<br />

Diesen studienjahrgang – der dritte nach<br />

dem zweiten Weltkrieg – haben 17 studenten<br />

beendet.<br />

Mit herrn heinz Frank aus diesem semester,<br />

der in seinem Berufsleben in leitenden<br />

Positionen bei den Firmen Deinhard<br />

Koblenz und st. Ursula Bingen gearbeitet<br />

hat, konnten wir uns über diese Zeit unterhalten.<br />

Besonders interessant war dieses<br />

Gespräch für die Interpretation des Fassbodens.<br />

Darauf wurden mehrere Ereignisse<br />

im Jahr 1950 dargestellt.<br />

Neben den Worten von J.W. von Goethe "Arbeiten<br />

ohne Freude ist niedrig", die heute<br />

noch genauso gelten wie früher, zeigt die<br />

Fassinschrift das Wappen vom Rheingau,<br />

den Namen von Müller-thurgau mit römischen<br />

Zahlen und auf dem Fassriegel einen<br />

Notenschlüssel mit Noten und der Jahreszahl<br />

1750.<br />

Die Jahreszahl 1950 in Zusammenhang mit<br />

Prof. Dr. Müller-thurgau auf dem Fassriegel<br />

war relativ leicht zu deuten. Er leitete von<br />

1878 bis 1890 das Institut für Mikrobiologie.<br />

Am 21. Oktober 1950 fand zum 100.<br />

Geburtstag des weltberühmten Wissenschaftlers<br />

eine Vortragsveranstaltung in<br />

Geisenheim statt.<br />

Die Interpretation des Notenschlüssels mit<br />

den Noten b-a-c-h und der Zahl 1750<br />

war dagegen etwas schwieriger. Die<br />

Noten geben den hinweis auf den<br />

großen Komponisten Bach. 1750 ist<br />

das Jahr, in dem Johann sebastian<br />

Bach starb. Das Jahr 1950 erinnert<br />

an den 200. todestag dieses berühmten<br />

Musikers.<br />

Kompliment! Dieser studienjahrgang<br />

hat sich intensiv Gedanken<br />

um die Beschriftung dieses Fassbodens<br />

gemacht.<br />

In den beiden Jahren 1950 und 1951<br />

begannen auch wieder die ersten<br />

Bauarbeiten im Institut für Weinbau<br />

und Kellerwirtschaft. Ein neuer<br />

Flaschenkeller, ein Labor und eine<br />

Probierstube wurden gebaut. Prof.<br />

Dr. W. Nicke schied 1950 aus. sein<br />

Nachfolger, Prof. F. Ritter, begann<br />

1951 mit der Neuanlage der brachliegenden<br />

Weinbergsflächen. Prof.<br />

Dr. P. claus schreibt in dem Buch<br />

"Geisenheim 1872-1972" über diese<br />

Jahre: "Die Forschungsarbeiten in<br />

der Kellerwirtschaft unter Prof. G. troost<br />

zielten erstens auf den Einsatz neuer Verfahrenstechniken<br />

bei der Weinbereitung<br />

und die Prüfung neuer leistungsfähiger<br />

Maschinen und Geräte der einschlägigen<br />

Maschinenindustrie, zweitens auf die Anwendung<br />

neuer Zusatz- und Behandlungsstoffe,<br />

drittens auf die Überprüfung neuer<br />

Werkstoffe, besonders Kunststoffe, auf ihr<br />

spezielles Verhalten gegenüber Wein".<br />

Im Jahre 1950 wurde in Mainz der Deutsche<br />

Weinbauverband wieder gegründet, sein<br />

erster Präsident war 14 Jahre lang Richard<br />

Graf Matuschka-Greiffenclau.<br />

Der erste Deutsche Weinbaukongress nach<br />

dem Krieg fand 1950 in Bad Kreuznach<br />

statt. Auch die "Grüne Woche" öffnete<br />

wieder ihre toren in Berlin. Wie schon im<br />

Fassreport 12 erwähnt, brachte der 1949er<br />

Jahrgang tolle spitzenweine bei 26 hl/ha<br />

Ertrag. Der 1950er dagegen war ein Jahrgang<br />

von nur mittelmäßiger Qualität bei<br />

einer – für damalige Verhältnisse – großer<br />

Menge (66 hl/ha). Auch der 1951er zeigte<br />

mehr Quantität (59 hl/ha) als Qualität.<br />

Die offiziellen Namen dieser Jahrgänge waren:<br />

1949 - <strong>Bund</strong>esbruder; 1950 - soforthelfer;<br />

1951 - sorgentöter Wolfgang heeß<br />

(Foto: Hartmut Tesch)<br />

BDO-Gruppe Sachsen/<br />

saale-Unstrut<br />

Treffen der BDO-Gruppe Anfang Juli<br />

Traminer und Gewürztraminer standen im Mittelpunkt<br />

der Weinprobe der BDO-Gruppe Sachsen/<br />

Saale-Unstrut<br />

Auf Einladung von stephan herzer traf sich<br />

die BDO-Gruppe sachsen/saale-Unstrut<br />

am 2. Juli im Weingut herzer in Roßbach/<br />

Naumburg. In wunderschönem Ambiente<br />

der neuen Probierstube ergab sich ein angeregter<br />

Austausch über die Witterungsverhältnisse<br />

2013 nach langem kalten Winter,<br />

hochwasser sowie Mauereinbrüchen<br />

im steilhang und zum weiterem Vorgehen<br />

im Weinberg.<br />

Anschließend wurden die mitgebrachten<br />

Weine zum thema traminer/Gewürztraminer<br />

verkostet. Neben trockenen südtiroler<br />

Weinen kamen Elsäßer Gewürztraminer –<br />

auch biodynamisch erzeugt – sowie Weine<br />

aus saale-Unstrut (ältester Jahrgang war<br />

ein spannender 1995er!) und Weine von der<br />

Mosel zur Probe und Diskussion auf den<br />

tisch.<br />

Termin für das nächstes Treffen<br />

vormerken<br />

Die Gruppe sachsen/saale-Unstrut trifft<br />

sich das nächste Mal am 12. November<br />

2013. Dann werden Jakob Feltes und Matthias<br />

Porten (DLR Mosel) die neuesten<br />

Forschungsergbnisse zu den themen "optische<br />

traubensortierung" sowie "steillagenmechanisierung"<br />

vorstellen.<br />

Veranstaltungsort wird schloß Wackerbarth/sachsen<br />

sein. Weitere Details folgen<br />

per E-Mail.<br />

Rückfragen und Anmeldung bitte an: bdosachsensaaleunstrut@oenologie.de<br />

<strong>DER</strong> <strong>OENOLOGE</strong> · 23.8.2013 · NR. 8<br />

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