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Bundesländerrankings im Vergleich<br />

Stefan Kuse<br />

Lioba Trabert<br />

Report Nr. 733<br />

Wiesbaden 2008


Eine Veröffentlichung der<br />

<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong><br />

Postfach 1811<br />

D-65008 Wiesbaden<br />

Abraham-Lincoln-Straße 38-42<br />

D-65189 Wiesbaden<br />

Telefon 0611 / 774-81<br />

Telefax 0611 / 774-8313<br />

E-Mail info@hessen-agentur.de<br />

Internet http://www.hessen-agentur.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Martin H. Herkströter<br />

Dr. Dieter Kreuziger<br />

Vorsitzender des Aufsichtsrates:<br />

Dr. Alois Rhiel,<br />

Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung<br />

Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe<br />

gestattet. Belegexemplar erbeten.


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

Bundesländerrankings im Vergleich<br />

Inhalt<br />

Seite<br />

1 Vorbemerkung 1<br />

2 Bundesländerranking der Wirtschaftswoche 3<br />

2.1 Ergebnisse des Rankings 3<br />

2.2 Methodik und kritische Beurteilung 10<br />

3 Bundesländerranking der Bertelsmann-Stiftung 20<br />

3.1 Ergebnisse des Rankings 21<br />

3.2 Methodik und kritische Beurteilung 28<br />

4 Bundesländerranking des Berlin-Instituts 36<br />

4.1 Ergebnisse des Rankings 38<br />

4.2 Methodik und kritische Beurteilung 43<br />

5 Weitere Rankings im Überblick 49<br />

6 Synopse der Rankings 52<br />

7 Fazit 53<br />

Tabellenverzeichnis 57<br />

Abbildungsverzeichnis 58<br />

Literaturverzeichnis 59<br />

I


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

II


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

1 Vorbemerkung<br />

Zwischen den deutschen Bundesländern und Regionen herrschen teilweise große<br />

Unterschiede in der Wirtschaftskraft und den Standortbedingungen. In den Medien<br />

sind Vergleiche und Rankings von Bundesländern, Regionen und Städten ein Modethema<br />

– scheinbar überraschende Erfolge aber auch Misserfolge werden verkaufswirksam<br />

präsentiert.<br />

Rankings dienen der Vereinfachung und bringen eine komplexe und verflochtene<br />

Welt in eine bestimmte, leicht nachzuvollziehende Ordnung. Sie können auf ausgewählten<br />

statistischen Daten zu Themen wie z. B. Wirtschaftskraft, Arbeitsmarkt, Innovation<br />

oder auch Talente und Toleranz basieren.<br />

Die Ergebnisse hängen maßgeblich von der Anzahl, der Auswahl, dem Gewichtungsschema<br />

und der Art der Zusammenfassung der einzelnen Indikatoren sowie<br />

von der Länge des gewählten Beobachtungszeitraums ab. Bei Umfragen spielen der<br />

allgemeine konjunkturelle Hintergrund, der Adressatenkreis, dessen Teilnahmebereitschaft<br />

und damit die Repräsentativität eine entscheidende Rolle. Bei kleinräumigen<br />

Darstellungen kann zudem eine fehlende Berücksichtigung von Stadt-Umland-<br />

Verflechtungen (z. B. Bevölkerungsentwicklung, Erreichbarkeiten, Pendlerströme<br />

oder Betriebsverlagerungen) zu gravierenden Fehleinschätzungen führen.<br />

In den Mediendarstellungen selten zufrieden stellend sind die Erläuterungen zur Datengrundlage<br />

und zur Methodik, die jedoch für eine objektive Bewertung der Ergebnisse<br />

von zentraler Bedeutung sind.<br />

Die <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> hat 2005 in einer Untersuchung für das Hessische Ministerium<br />

für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung eine Gegenüberstellung unterschiedlicher<br />

Rankings vorgenommen. Aufgezeigt wurden darin die Zielvorstellungen der<br />

Rankings, die Gesamtergebnisse, die jeweils zu Grunde liegenden Einzelindikatoren<br />

und die verwendeten Gewichtungsfaktoren. Im Anschluss der Zusammenstellung<br />

erfolgte eine kritische Auseinandersetzung. Diese Untersuchung wird hiermit auf<br />

Basis der seither neu erschienenen Rankings fortgeschrieben und erweitert.<br />

Dabei wird besonderes Augenmerk auf die Bundesländerrankings der Wirtschaftswoche<br />

und der Bertelsmann-Stiftung gelegt. Diese zählen aufgrund ihrer Aktualität,<br />

der Resonanz in der über- und regionalen Presse sowie der Regelmäßigkeit der<br />

Veröffentlichung zu den bedeutenden Rankings. Seit der Untersuchung der <strong>Hessen</strong><br />

<strong>Agentur</strong> im Jahr 2005 sind sowohl von der Wirtschaftswoche als auch von der Bertelsmann-Stiftung<br />

bereits mehrere Studien veröffentlicht worden, so dass ein Vergleich<br />

der Rangfolgen über mehrere Jahre möglich wird.<br />

1


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

Darüber hinaus wird eine neue Rankingstudie des Berlin-Instituts eingehend untersucht,<br />

die weniger auf den gängigen marktwirtschaftlichen Kennziffern beruht, sondern<br />

in der die Attraktivität und das zu erwartende Wachstum einer Region abhängig<br />

gemacht werden vom Vorhandensein einer „Kreativen Klasse“. Solche Studien<br />

basieren auf der Theorie des amerikanischen Ökonomen Richard Florida, der in<br />

seiner Veröffentlichung „The Rise of the Creative Class“ davon ausgeht, dass Kreativität<br />

und kulturelle Vielfalt Innovationen begünstigen, somit die Wirtschaft stärken<br />

und Arbeitsplätze entstehen lassen.<br />

In der vorliegenden Studie soll der Aussagegehalt von Bundesländer-, Regionenund<br />

Städterankings identifiziert und bewertet werden. Insbesondere soll geprüft<br />

werden, ob derartige Rangfolgen begründet sind, oder ob und in welchem Maße sie<br />

lediglich Folge inhaltlicher Beschränkungen der einbezogenen Kriterien, der verwendeten<br />

Daten, spezifischer Methoden oder Gewichtungen sind.<br />

Darüber hinaus wird ein Überblick der seit der letzten Studie (2005) neu erschienenen<br />

Rankingstudien erstellt.<br />

2


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

2 Bundesländerranking der Wirtschaftswoche<br />

Das Bundesländerranking der Wirtschaftswoche wird seit 2003 jährlich von IW Consult<br />

in Zusammenarbeit mit der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft erstellt. 1 Die<br />

aktuelle Analyse liegt seit Juni 2007 vor – insgesamt stehen damit 5 Jahrgänge zur<br />

Verfügung.<br />

Das Ziel auch der aktuellen Studie ist, das Bundesland zu identifizieren, das in den<br />

letzten zwei Jahren die größte wirtschaftliche Dynamik aufgewiesen hat. Der Ministerpräsident<br />

des Landes, in dem die größten Verbesserungen erzielt wurden bzw.<br />

das das Dynamik-Ranking gewinnt, wird jeweils zum „Ministerpräsidenten des Jahres“<br />

gekürt. Der Sieger im Jahr 2007 war Baden-Württemberg, das vor Sachsen-<br />

Anhalt und Hamburg das Ranking anführt.<br />

In die Betrachtung fließt neben dem Dynamik- noch ein Bestands-Ranking ein. Das<br />

Prognoseranking, das 2005 noch in die Untersuchungen der <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> einging,<br />

wird seit der vierten Studie im Jahr 2006 nicht mehr durchgeführt.<br />

2.1 Ergebnisse des Rankings<br />

Das Dynamik-Ranking steht im Vordergrund der Studie. Es misst und bewertet die<br />

Veränderungen in den Bundesländern, die in den vergangenen zwei Jahren – für<br />

2007 also nun der Zeitraum 2004 bis 2006 – zu verzeichnen sind.<br />

Niveau-Größen wie z. B. die Arbeitslosenquote eines Bundeslandes haben hier keinen<br />

Einfluss – entscheidend ist, wie sich die Länder in den letzten Jahren entwickelt<br />

haben. In diesem Ranking können daher auch Bundesländer mit einer schwächeren<br />

Ausgangslage einen Spitzenplatz erreichen. Die nachfolgende Tabelle stellt die Ergebnisse<br />

des aktuellen Dynamik-Rankings dar.<br />

1 Vgl. zu diesem Abschnitt die Studie der IW Consult <strong>GmbH</strong> Köln in Zusammenarbeit mit der Initiative Neue Soziale<br />

Marktwirtschaft und der Wirtschaftswoche (2007), S. 8. Diese Studie wird im Folgenden kurz mit Studie der IW Consult<br />

(2007) bezeichnet.<br />

3


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

Tabelle 1:<br />

Dynamik-Ranking der Wirtschaftswoche von 2007 (nach Rängen und Punkten)<br />

Rang<br />

Punkte<br />

Bundesland Gesamt Arbeitsmarkt<br />

Wohlstand<br />

Standort Struktur Unternehmen<br />

Baden-Württemberg 1 57,8 13,3 18,6 15,3 8,1 2,5<br />

Sachsen-Anhalt 2 54,8 12,3 17,7 15,4 6,5 2,9<br />

Hamburg 3 54,3 13,5 13,5 16,7 8,8 1,6<br />

Bayern 4 52,7 14,5 12,8 14,9 8,0 2,6<br />

Saarland 5 52,1 11,0 16,1 15,2 7,1 2,7<br />

Sachsen 6 51,2 11,8 15,4 14,5 6,8 2,7<br />

Niedersachsen 7 50,7 10,5 16,5 14,4 7,4 1,9<br />

Berlin 8 50,2 16,2 6,5 17,6 7,1 2,8<br />

Bremen 9 49,6 9,8 12,0 17,0 7,4 3,3<br />

Rheinland-Pfalz 10 48,4 13,2 12,4 12,7 8,0 2,2<br />

Thüringen 11 48,0 11,3 14,2 14,1 6,6 1,8<br />

Schleswig-Holstein 12 47,7 13,5 9,3 15,2 7,5 2,2<br />

Nordrhein-Westfalen 13 47,6 10,5 11,9 14,9 8,0 2,2<br />

Mecklenburg-Vorpommern 14 47,0 14,1 7,2 15,1 7,5 3,1<br />

<strong>Hessen</strong> 15 45,4 10,1 10,4 14,0 8,6 2,2<br />

Brandenburg 16 42,6 14,3 5,5 12,9 6,8 3,1<br />

Mittelwert 50,0 12,5 12,5 15,0 7,5 2,5<br />

Quelle: Studie der IW Consult (2007).<br />

Baden-Württemberg löst als Sieger das Saarland ab, das im Vorjahresranking den<br />

ersten Platz belegte und nun auf Platz fünf zu finden ist. Dieses Ergebnis ist bemerkenswert,<br />

da Baden-Württemberg diese (dynamische) Entwicklung auf einem bereits<br />

hohen Niveau verzeichnet. Auf dem zweiten Platz liegt Sachsen-Anhalt vor<br />

Hamburg.<br />

Das Mittelfeld des Rankings bilden sowohl Länder aus dem Osten als auch dem<br />

Westen. Auf dem letzten Platz findet sich dieses Jahr mit Rückstand auf <strong>Hessen</strong>,<br />

das Rang 15 belegt, das Land Brandenburg wieder.<br />

Teilt man die Bundesländer in vier Großraumregionen Nord, Süd, Ost und West auf,<br />

so ergibt sich für das aktuelle Ranking von 2007 das folgende Bild:<br />

4


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

Tabelle 2:<br />

Dynamik-Ranking der Wirtschaftswoche von 2007 nach Großraumregionen<br />

Großraumregion<br />

*<br />

Rang<br />

Gesamt<br />

Arbeitsmarkt<br />

Wohlstand<br />

Punkte<br />

Standort Struktur Unternehmen<br />

Süd 1 51,3 12,4 14,1 14,4 7,9 2,4<br />

Nord 2 50,6 11,8 12,8 15,9 7,8 2,3<br />

Ost 3 49,0 13,3 11,1 14,9 6,9 2,8<br />

West 4 47,6 10,5 11,9 14,9 8,0 2,2<br />

*Süd: <strong>Hessen</strong>, Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Saarland; Nord: Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen,<br />

Bremen; Ost: Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg West:<br />

Nordrhein-Westfalen.<br />

Quelle: Studie der IW Consult (2007).<br />

Wie in den vorherigen Studien liegt der Süden vorne. Aufgrund der großen Platzierungssprünge<br />

der Stadtstaaten Hamburg und Bremen sowie Niedersachsen konnte<br />

sich der Norden auf dem zweiten Rang etablieren.<br />

Im Unterschied zu den meisten Niveau-Rankings bildet im Dynamik-Ranking der<br />

Westen, dem allerdings allein Nordrhein-Westfalen zugeordnet wird, statt der Osten<br />

Deutschlands das Schlusslicht.<br />

<strong>Hessen</strong> schneidet gerade auf dem Arbeitsmarkt mit einem 15. Platz sehr negativ ab,<br />

wie aus der folgenden Tabelle 3 ersichtlich wird, in der statt der Punktzahlen bei den<br />

Unterindikatoren die jeweiligen Ränge abgetragen sind. Dabei weist es zwar eine<br />

leicht positive Entwicklung bei den Erwerbstätigen auf, hat aber einen Anstieg der<br />

Arbeitslosenquote um 1 %-Punkt zu verzeichnen. 2 Auch in den Bereichen<br />

Wohlstand und Standort liegt <strong>Hessen</strong> auf einem schlechten 12. bzw. 14. Rang.<br />

2 Zu den verwendeten Indikatoren siehe unten „Methodik und kritische Beurteilung“.<br />

5


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

Tabelle 3:<br />

Dynamik-Ranking der Wirtschaftswoche von 2007 (nach Rängen)<br />

Bundesland Gesamt Arbeitsmarkt<br />

Wohlstand<br />

Rang<br />

Standort Struktur Unternehmen<br />

Baden-Württemberg 1 7 1 5 3 9<br />

Sachsen-Anhalt 2 9 2 4 16 4<br />

Hamburg 3 5 7 3 1 16<br />

Bayern 4 2 8 9 4 8<br />

Saarland 5 12 4 6 12 6<br />

Sachsen 6 10 5 11 13 7<br />

Niedersachsen 7 13 3 12 10 14<br />

Berlin 8 1 15 1 11 5<br />

Bremen 9 16 10 2 9 1<br />

Rheinland-Pfalz 10 8 9 16 6 12<br />

Thüringen 11 11 6 13 15 15<br />

Schleswig-Holstein 12 6 13 7 7 13<br />

Nordrhein-Westfalen 13 14 11 10 5 11<br />

Mecklenburg-Vorpommern 14 4 14 8 8 2<br />

<strong>Hessen</strong> 15 15 12 14 2 10<br />

Brandenburg 16 3 16 15 14 3<br />

Quelle: Studie der IW Consult (2007), Darstellung der <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong>.<br />

Auffällig in der obigen Tabelle ist zudem die bei den Unterindikatoren durchschnittlich<br />

gute Platzierung Mecklenburg-Vorpommerns, die im Gesamtergebnis jedoch<br />

nur zu einem 14. Platz führt. Auch Berlin belegt bei zwei von fünf Indikatoren (Arbeitsmarkt<br />

und Standort) den Spitzenplatz, erreicht insgesamt allerdings nur den<br />

achten Rang.<br />

In der folgenden Tabelle 4 sind die Platzierungen der Bundesländer beim Dynamik-<br />

Ranking seit Beginn der Untersuchung zusammengestellt, so dass ein Vergleich der<br />

Entwicklung möglich wird.<br />

6


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

Tabelle 4:<br />

Entwicklung der Platzierungen im Dynamik- Ranking der Wirtschaftswoche im<br />

Zeitraum 2003 – 2007<br />

Platzierungen im Dynamik-Ranking<br />

Bundesland 2007 2006 2005 2004 2003<br />

Baden-Württemberg 1 4 8 7 7<br />

Sachsen-Anhalt 2 5 9 4 12<br />

Hamburg 3 10 6 13 10<br />

Bayern 4 2 4 8 8<br />

Saarland 5 1 5 5 1<br />

Sachsen 6 6 1 1 6<br />

Niedersachsen 7 12 3 2 5<br />

Berlin 8 14 15 16 16<br />

Bremen 9 16 13 6 2<br />

Rheinland-Pfalz 10 7 2 3 4<br />

Thüringen 11 3 7 10 14<br />

Schleswig-Holstein 12 8 10 11 9<br />

Nordrhein-Westfalen 13 11 11 12 11<br />

Mecklenburg-Vorpommern 14 9 16 15 15<br />

<strong>Hessen</strong> 15 13 12 9 3<br />

Brandenburg 16 15 14 14 13<br />

Quelle: Studie der IW Consult (2007).<br />

Es wird deutlich, dass Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt, Hamburg, Bayern und<br />

Berlin zu den stärksten Aufsteigern zählen. <strong>Hessen</strong> allerdings fiel vom dritten Platz<br />

im Jahr 2003 kontinuierlich auf den vorletzten Platz zurück.<br />

Nachgeordnet zum Dynamik-Ranking soll durch das Bestands-Ranking auch ein<br />

Vergleich der Bundesländer auf Basis von aktuellen Bestandsdaten erfolgen. Hier<br />

fließen Niveaugrößen ein, die sich auf das Jahr 2006 bzw. auf den aktuell verfügbaren<br />

Wert beziehen. Flächenländer und Stadtstaaten werden mit der Begründung,<br />

dass strukturelle Unterschiede dies erforderten 3 , getrennt dargestellt. Sieger im aktuellen<br />

Bestands-Ranking der Flächenländer ist zum dritten Mal in Folge Bayern,<br />

wie der folgenden Tabelle 5 entnommen werden kann.<br />

3 Dies wird allerdings nicht näher erläutert. Vgl. ebenda, S. 18.<br />

7


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

Tabelle 5:<br />

Bestands-Ranking der Wirtschaftswoche von 2007 (nach Rängen und Punkten)<br />

Flächenländer<br />

Rang<br />

Gesamt<br />

Arbeitsmarkt<br />

Wohlstand<br />

Punkte<br />

Standort Struktur Unternehmen<br />

Bayern 1 66,2 18,6 17,9 16,9 9,6 3,2<br />

Baden-Württemberg 2 65,7 18,8 17,5 17,2 8,9 3,4<br />

<strong>Hessen</strong> 3 63,0 15,4 18,7 16,9 9,6 2,3<br />

Nordrhein-Westfalen 4 53,8 12,1 15,6 16,4 7,4 2,3<br />

Rheinland-Pfalz 5 53,7 16,0 13,1 15,0 8,2 1,5<br />

Niedersachsen 6 52,0 13,2 12,9 15,5 7,9 2,5<br />

Saarland 7 51,4 12,2 13,4 15,1 7,8 3,0<br />

Schleswig-Holstein 8 50,2 14,7 13,0 13,6 6,6 2,3<br />

Sachsen 9 41,9 9,2 8,4 15,9 6,6 1,8<br />

Thüringen 10 40,4 9,6 7,7 13,3 7,1 2,7<br />

Brandenburg 11 39,8 9,0 8,5 12,9 6,2 3,2<br />

Sachsen-Anhalt 12 36,6 7,0 8,6 13,5 5,6 1,9<br />

Mecklenburg-Vorpommern 13 35,3 6,9 7,3 12,8 6,1 2,1<br />

Mittelwert 50,0 12,5 12,5 15,0 7,5 2,5<br />

Stadtstaaten<br />

Hamburg 1 59,2 17,1 16,5 15,5 8,2 2,0<br />

Bremen 2 49,9 11,2 12,8 15,1 7,8 3,1<br />

Berlin 3 40,8 9,2 8,2 14,5 6,5 2,5<br />

Mittelwert 50,0 12,5 12,5 15,0 7,5 2,5<br />

Quelle: Studie der IW Consult (2007).<br />

Die alten und insbesondere süddeutschen Bundesländer führen das Bestands-<br />

Ranking an – für den Osten Deutschlands wird ein Nachholbedarf konstatiert. Der<br />

Abstand zu den alten Bundesländern hat sich nicht verringert – eine Annäherung<br />

der sozioökonomischen Leistungsfähigkeit zwischen West- und Ostdeutschland ist<br />

gemäß diesem Ranking trotz der zum Teil guten Platzierungen einiger neuer Länder<br />

im Dynamik-Ranking nicht zu beobachten. Bayern erreicht als Sieger des Rankings<br />

die ca. doppelte Punktzahl des letztplatzierten Flächenlandes Mecklenburg-<br />

Vorpommern. Dies ist auch jeweils für die untersuchten Obergruppen Wohlstand,<br />

Arbeitsmarkt, Standort, Struktur und Unternehmensperformance festzustellen. Lediglich<br />

auf Einzelindikatorenebene gelingt es – nach Angabe der Autoren – ostdeutschen<br />

Ländern, vordere Platzierungen bis hin zu ersten Rängen zu erzielen. Gute<br />

Platzierungen ergeben sich dabei vorrangig durch ein niedrigeres Preisniveau (Mieten,<br />

Baulandpreise, Arbeitskosten etc.). 4<br />

4 Zu den verwendeten Indikatoren siehe unten „Methodik und kritische Beurteilung“.<br />

8


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

Die Stadtstaaten bilden im Ranking drei Klassen. Der Vorsprung Hamburgs vor Bremen<br />

beträgt fast 10 Punkte, ebenso groß ist der Abstand Bremens vor Berlin. Begründet<br />

sind die Abstände Bremens durch den Arbeitsmarkt und Berlins durch die<br />

geringe Wirtschaftsleistung.<br />

Das Trio an der Spitze der Flächenländer (Bayern, Baden-Württemberg und <strong>Hessen</strong>)<br />

belegt – abgesehen von den dritten Rängen beim Arbeitsmarkt (Rheinland-<br />

Pfalz) und bei der Performance der Unternehmen (Brandenburg) – auch sämtliche<br />

beste Platzierungen in den einzelnen Bereichen, wie in der folgenden Tabelle 6 abgelesen<br />

werden kann.<br />

Tabelle 6:<br />

Bestands-Ranking der Wirtschaftswoche von 2007 (nach Rängen)<br />

Rang<br />

Bundesland Gesamt Arbeitsmarkt<br />

Wohlstand<br />

Standort Struktur Unternehmen<br />

Flächenländer<br />

Bayern 1 2 2 3 2 2<br />

Baden-Württemberg 2 1 3 1 3 1<br />

<strong>Hessen</strong> 3 4 1 2 1 7<br />

Nordrhein-Westfalen 4 8 4 4 7 8<br />

Rheinland-Pfalz 5 3 6 8 4 13<br />

Niedersachsen 6 6 8 6 5 6<br />

Saarland 7 7 5 7 6 4<br />

Schleswig-Holstein 8 5 7 9 10 9<br />

Sachsen 9 10 11 5 9 12<br />

Thüringen 10 9 12 11 8 5<br />

Brandenburg 11 11 10 12 11 3<br />

Sachsen-Anhalt 12 12 9 10 13 11<br />

Mecklenburg-Vorpommern 13 13 13 13 12 10<br />

Stadtstaaten<br />

Hamburg 1 1 1 1 1 3<br />

Bremen 2 2 2 2 2 1<br />

Berlin 3 3 3 3 3 2<br />

Quelle: Studie der IW Consult (2007), Darstellung der <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong>.<br />

<strong>Hessen</strong> profitiert im Bestands-Ranking vor allem von der höchsten Wirtschaftsleistung<br />

pro Kopf aller Bundesländer, von seiner zentralen Lage und einer sehr guten<br />

Ausstattung mit Humankapital. Dies wird in der Studie mit den ersten Plätzen bei<br />

den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in schnell wachsenden und den<br />

wissensintensiven Branchen indiziert. Ein hohes Kostenniveau und geringe Ausgaben<br />

für Bildung und Wissenschaft werden als nachteilig für <strong>Hessen</strong> gewertet. Bei<br />

den Indikatoren Wohlstand und Struktur siegt <strong>Hessen</strong>, auf den Gebieten Arbeitsmarkt<br />

und Unternehmen werden allerdings nur der vierte und siebte Rang belegt.<br />

9


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

In Tabelle 7 sind die Platzierungen der Bundesländer beim Bestands-Ranking seit<br />

Beginn der Untersuchung zusammengestellt.<br />

Tabelle 7: Entwicklung der Platzierungen im Bestands-Ranking der Wirtschaftswoche im Zeitraum 2003 –<br />

2007<br />

Platzierungen im Bestands-Ranking<br />

Bundesland 2007 2006 2005 2004 2003<br />

Bayern 1 1 1 2 1<br />

Baden-Württemberg 2 2 2 1 2<br />

<strong>Hessen</strong> 3 3 3 3 3<br />

Nordrhein-Westfalen 4 5 4 5 4<br />

Rheinland-Pfalz 5 4 5 4 5<br />

Niedersachsen 6 7 6 6 7<br />

Saarland 7 6 8 8 6<br />

Schleswig-Holstein 8 8 7 7 8<br />

Sachsen 9 9 9 9 10<br />

Thüringen 10 10 10 10 9<br />

Brandenburg 11 11 11 11 11<br />

Sachsen-Anhalt 12 12 12 12 13<br />

Mecklenburg-Vorpommern 13 13 13 13 12<br />

Quelle: Studie der IW Consult (2007).<br />

Es wird deutlich, dass sich kaum Veränderungen im Bestands-Ranking ergeben haben.<br />

Die vorderen Plätze belegen die alten Länder und insbesondere die süddeutschen,<br />

die hinteren Plätze die ostdeutschen Länder, wobei auch jeweils die Reihenfolge<br />

quasi unverändert geblieben ist.<br />

Die dramatisch scheinende Verschlechterung <strong>Hessen</strong>s im Dynamik-Ranking bleibt<br />

ohne Wirkung auf das Bestands-Ranking, in dem es unverändert mit Rang drei eine<br />

Spitzenposition belegt.<br />

2.2 Methodik und kritische Beurteilung<br />

Das Dynamik-Ranking steht zwar im Mittelpunkt der Studie, leitet sich jedoch aus<br />

dem (nachrangig betrachteten) Bestands-Ranking ab, das daher im Zentrum der<br />

folgenden Erläuterungen steht.<br />

Im Bestands-Ranking werden im Gegensatz zum Dynamik-Ranking nicht alle Bundesländer<br />

gemeinsam untersucht, sondern Flächen- und Stadtstaaten getrennt. Begründet<br />

– allerdings nicht näher – wird dies mit strukturellen Unterschieden etwa bei<br />

der Bevölkerungsdichte oder beim Finanzhaushalt. 5<br />

5 Vgl. ebenda, S. 18.<br />

10


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

Datengrundlage ist eine Regionaldatenbank, aus der beim Bestands-Ranking 54<br />

und beim Dynamik-Ranking 33 Indikatoren für die Analyse entwickelt wurden. Die<br />

Daten stammen aus öffentlich verfügbaren Statistiken, Spezialerhebungen und<br />

Sonderauswertungen anderer Institute, aber auch aus Bilanzdatenbanken und Erhebungen<br />

der IW Consult.<br />

Das Ranking soll den wirtschaftlichen Erfolg der Bundesländer anhand eines zusammenfassenden<br />

Indikators (Gesamtindikator) ermitteln. Dieser setzt sich wiederum<br />

aus verschiedenen Unterindikatoren zusammen, wie in Abbildung 1 deutlich<br />

wird:<br />

Abbildung 1: Struktur und Gewicht der Ebenen im Aufbau des Indikators der Wirtschaftswoche<br />

3. Ebene 2. Ebene 1. Ebene<br />

Quelle: Studie der IW Consult (2007).<br />

Der Gesamtindikator ist hierarchisch in bis zu sechs Ebenen untergliedert –<br />

Abbildung 1 zeigt die Ebenen eins bis drei. „Auf der vierten bis sechsten Ebene werden<br />

den einzelnen Bereichen jeweils passende Indikatoren zugeordnet.“ 6<br />

In den Gesamtindikator fließen auf der 1. Ebene Zielgrößen und Einflussfaktoren mit<br />

einem Gewicht von jeweils 50 % ein. Die Methodik und Unterscheidung in diese<br />

6 Ebenda, S. 24.<br />

11


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

beiden Größen wird damit gerechtfertigt, dass sie „auch in der Literatur nicht ungewöhnlich(e)“<br />

7 sei und dass wichtige Einflussgrößen auf die Standortqualität empirisch<br />

nicht beobachtbar sind. „Um deren Einfluss dennoch abbilden zu können,<br />

gehen die Ergebnisvariablen mit einem Gewicht von 50 % direkt in den Index ein“. 8<br />

Diese Begründung ist allerdings schwer nachzuvollziehen.<br />

Der Indikator „Unternehmen“ setzt sich zusammen aus der durchschnittlichen Umsatzrendite<br />

und der Eigenkapitalquote der Unternehmen in den einzelnen Bundesländern,<br />

unabhängig davon, zu welcher Branche die Unternehmen gehören. Basis<br />

für die Berechnung ist ein Datensatz aus rund 100.000 Unternehmen.<br />

Für einige Indikatoren werden nicht die Originalwerte verwendet, sondern Anpassungen<br />

vorgenommen. Bei den Arbeitskosten und der Arbeitsproduktivität werden<br />

strukturelle bzw. sektorale Unterschiede – in einem nicht erläuterten Verfahren –<br />

herausgerechnet und z. B. die Arbeitskosten für eine „synthetische Einheit“ Arbeit<br />

angegeben. Als Indikator für die Qualität der Standortpolitik der Bundesländer wird<br />

ein so genannter Standorteffekt verwendet, der die um Wachstums- und Struktureffekte<br />

bereinigte Beschäftigungsentwicklung darstellen soll. Auch auf die Berechnung<br />

des Standorteffektes wird allerdings nicht näher eingegangen.<br />

Während die Gewichte der beiden Zielgrößen mit jeweils 50 % „gesetzt“ 9 sind, werden<br />

die der drei Einflussfaktoren Unternehmen, Standort und Struktur aus einer Mischung<br />

aus ökonometrischer Schätzung und „Expertensystem“, das heißt einer Befragung,<br />

für die zweite und dritte Ebene zusammen ermittelt. 10<br />

Die zu erklärende Variable der Schätzung ist ein Erfolgsindex, der sich aus dem<br />

Einkommen je Einwohner (Gewicht 50 %), der Arbeitslosenquote und der Beschäftigungsentwicklung<br />

1993-2002 (Gewichte jeweils 25 %) zusammensetzt. Die empirische<br />

Schätzung auf der Basis von Kreisdaten dient laut Autoren dabei lediglich der<br />

„Orientierung“ 11 und „es wird nicht der Anspruch erhoben, Wirkungszusammenhänge<br />

erklären zu können“, sondern „es wird lediglich versucht, Indikatoren zu finden,<br />

die mit den Zielvariablen in Zusammenhang stehen, d. h. hoch korreliert sind“. 12<br />

Dies ist allerdings problematisch, da auch hohe Korrelationen nur bei theoretischer<br />

Fundierung aussagekräftig sind.<br />

Als abhängige Variablen gehen in die Schätzung alle Indikatoren der vierten bis<br />

sechsten Ebene ein, wenn entsprechende Daten auf Kreisebene vorliegen. Laut<br />

7 Ebenda, S. 22.<br />

8 Ebenda, S. 22.<br />

9 Ebenda, S. 27.<br />

10 Zu diesen Ausführungen vgl. ebenda S. 26ff.<br />

11 Ebenda, S. 27.<br />

12 Ebenda, S. 27.<br />

12


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

Studie konnten „in einigen Fällen die Ausprägungen nur auf der Ebene der Raumordnungsregionen<br />

beobachtet werden“ 13 Darüber hinaus werden Daten unterschiedlicher<br />

Erhebungszeitpunkte verwendet, da jeweils die aktuell verfügbaren genutzt<br />

werden. Dies dürfte laut Autoren aber keine größere Relevanz haben, „weil nur sehr<br />

langsam laufende Variablen beobachtet wurden. Es werden nur Variablen berücksichtigt,<br />

deren Koeffizient das erwartete Vorzeichen hat und die signifikant sind. Die<br />

Schätzung beschränkt sich auf westdeutsche Kreise, weil die neuen Länder immer<br />

noch durch den Strukturbruch der deutschen Einheit charakterisiert sind und keine<br />

„normalen Ergebnisse“ erwarten lassen.<br />

Die Beiträge der Variablen zum R 2 (ohne Konstante) werden als Gewichte interpretiert.<br />

Da eine solche Schätzung mit sehr vielen Problemen versehen ist, werden die<br />

ermittelten Gewichte auf volle 10 %-Punkte gerundet“. 14<br />

Mit der Begründung, dass viele erfolgsrelevante Faktoren auf Kreisebene nicht beobachtbar<br />

sind 15 und dass „die Spezialisten vor Ort am besten beurteilen können,<br />

welchen Einfluss die Standortfaktoren haben“ 16 , werden dann einige dieser ökonometrisch<br />

geschätzten Gewichte allerdings durch die Ergebnisse einer Expertenbefragung<br />

ersetzt, so dass sich die in Abbildung 1 abgetragene Gewichtung auf der 2.<br />

und 3. Ebene ergibt. 17<br />

Die Auswahl der Kriterien auf der vierten bis sechsten Ebene erfolgt auf der Basis<br />

von Einschätzungen der IW Consult. Hier werden „die Indikatoren im Regelfall<br />

gleich gewichtet“. 18<br />

Tabelle 8 fasst die thematische Zuordnung und die Gewichtungen der Einzelindikatoren<br />

im Bestands-Ranking zusammen:<br />

13 Ebenda, S. 27.<br />

14 Ebenda, S. 27.<br />

15 Vgl. ebenda, S. 28.<br />

16 Ebenda, S. 10.<br />

17 Befragt wurden 100 Wirtschaftsförderungsgesellschaften.<br />

18 Ebenda, S. 28.<br />

13


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

Tabelle 8: Indikatoren und Gewichte im Bestands-Ranking der Wirtschaftswoche von 2007<br />

Nr. Indikator (4. bis 6. Ebene) Gewicht 3. Ebene 2.Ebene 1.Ebene<br />

1 Umsatzrendite nach Steuern (extremwertbereinigt)<br />

2,5 Unternehmen Unternehmen Einflussfaktor<br />

2 Eigenkapitalquote 2,5 Unternehmen Unternehmen Einflussfaktor<br />

3 Bruttomonatseinkommen je Arbeitnehmer<br />

(strukturber.)<br />

2,6 Kosten Standort Einflussfaktor<br />

4 Arbeitsproduktivität (strukturbereinigt) 3,8 Kosten Standort Einflussfaktor<br />

5 Wohnungsmieten 0,4 Kosten Standort Einflussfaktor<br />

6 Kaufwert für Bauland 0,4 Kosten Standort Einflussfaktor<br />

7 Gewerbesteuerhebesätze 0,4 Kosten Standort Einflussfaktor<br />

8 Regionales Bevölkerungspotenzial Umkreis<br />

von 100 km<br />

9 Bevölkerung in Gemeinden mit bis zu 30<br />

Minuten Pkw-Fahrzeit zum nächsten Oberzentrum<br />

0,9 Infrastruktur Standort Einflussfaktor<br />

0,9 Infrastruktur Standort Einflussfaktor<br />

10 IW-Consult-Reisekostenindex 0,9 Infrastruktur Standort Einflussfaktor<br />

11 Ausbildungsstellenangebot 0,3 Infrastruktur Standort Einflussfaktor<br />

12 Ergebnisse der PISA-Studie 0,3 Infrastruktur Standort Einflussfaktor<br />

13 Schüler je Lehrer im Sekundarbereich I 0,3 Infrastruktur Standort Einflussfaktor<br />

14 Wissenschaftsausgaben je Einwohner 0,3 Infrastruktur Standort Einflussfaktor<br />

15 Bildungsausgaben je Einwohner 0,3 Infrastruktur Standort Einflussfaktor<br />

16 Drittmittel pro Prof. in Tsd. € 0,3 Infrastruktur Standort Einflussfaktor<br />

17 Anteil der Studierenden an 18-40 jähriger<br />

Bevölkerung<br />

18 Schulabgänger ohne Abschluss an Schulabgängern<br />

0,3 Infrastruktur Standort Einflussfaktor<br />

0,3 Infrastruktur Standort Einflussfaktor<br />

19 Studienberechtigtenquote 0,3 Infrastruktur Standort Einflussfaktor<br />

20 Plätze in Kindertageseinrichtungen 0,8 Infrastruktur Standort Einflussfaktor<br />

21 Ärzte je 100.000 Einwohner 0,8 Infrastruktur Standort Einflussfaktor<br />

22 Wohnfläche je Einwohner in m2 0,8 Infrastruktur Standort Einflussfaktor<br />

23 Hochqualifizierte Beschäftigte 1,4 Humankapital Standort Einflussfaktor<br />

24 Patentanmeldungen je 100.000 Einwohner 1,4 Humankapital Standort Einflussfaktor<br />

25 FuE-Personalintensität 1,4 Humankapital Standort Einflussfaktor<br />

26 Beschäftigte/Einwohner in Verdichtungsräumen<br />

1,1 Agglomeration Standort Einflussfaktor<br />

27 Einwohner-Arbeitsplatzdichte 1,1 Agglomeration Standort Einflussfaktor<br />

28 Beschäftigte in Verdichtungsräumen 1,1 Agglomeration Standort Einflussfaktor<br />

29 Pendlersaldo 1,1 Agglomeration Standort Einflussfaktor<br />

30 Erholungsfläche je Einwohner 0,8 Freizeitwert Standort Einflussfaktor<br />

31 Gästeübernachtungen je Einwohner 0,8 Freizeitwert Standort Einflussfaktor<br />

32 Theater je 100.000 Einwohner 0,8 Freizeitwert Standort Einflussfaktor<br />

33 Selbstfinanzierungsquote der Theater 0,8 Freizeitwert Standort Einflussfaktor<br />

34 Bewertung Bürokratie (IW-Consult-Umfrage) 2,0 Bürokratie Standort Einflussfaktor<br />

35 Beschäftigte Öffentlicher Dienst je 1.000<br />

Einwohner<br />

1,6 Bürokratie Standort Einflussfaktor<br />

36 Beschäftigte in schnell wachsenden Branchen 1,5 Wirtschaft Struktur Einflussfaktor<br />

37 Beschäftigte in wissensintensiven Dienstleistungen<br />

38 Unternehmensinsolvenzen je 1.000 Erwerbspersonen<br />

1,5 Wirtschaft Struktur Einflussfaktor<br />

1,5 Wirtschaft Struktur Einflussfaktor<br />

14


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

Nr. Indikator (4. bis 6. Ebene) Gewicht 3. Ebene 2.Ebene 1.Ebene<br />

39 Gründungsintensität 1,5 Wirtschaft Struktur Einflussfaktor<br />

40 Exportquote in der Industrie 1,5 Wirtschaft Struktur Einflussfaktor<br />

41 Konzerne je 100.000 Einwohner 1,5 Wirtschaft Struktur Einflussfaktor<br />

42 Originäre Steuerkraft 0,3 Staat Struktur Einflussfaktor<br />

43 Staatliche Investitionsquote 0,3 Staat Struktur Einflussfaktor<br />

44 Staatliche Personalausgaben 0,3 Staat Struktur Einflussfaktor<br />

45 Schuldenstand (Land, Gemeinden) je Einwohner<br />

0,3 Staat Struktur Einflussfaktor<br />

46 Standorteffekt der Beschäftigung 0,3 Staat Struktur Einflussfaktor<br />

47 Arbeitslosengeld-II-Empfänger je 100 Einwohner<br />

1,5 Sozio-kult. Struktur Einflussfaktor<br />

48 Straftaten je 100.000 Einwohner 1,5 Sozio-kult. Struktur Einflussfaktor<br />

49 Aufklärungsquote Kriminalität 1,5 Sozio-kult. Struktur Einflussfaktor<br />

50 Verfügbares Einkommen je Einwohner 8,3 Wohlstand Wohlstand Ziel<br />

51 BIP je Einwohner 8,3 Wohlstand Wohlstand Ziel<br />

52 Produktivität (BIP je Erwerbstätigen) 8,3 Wohlstand Wohlstand Ziel<br />

53 Arbeitsplatzversorgung 12,5 Arbeit Arbeitsmarkt<br />

54 Arbeitslosenquote 12,5 Arbeit Arbeitsmarkt<br />

Summe 100,0<br />

Hinweis: Abweichungen von 100 % bei der Aufsummierung von Teilgewichten sind durch Rundungsungenauigkeiten<br />

bedingt.<br />

Quelle: Studie der IW Consult (2007).<br />

Ziel<br />

Ziel<br />

„Nach Auswahl eines Indikators wird auf Basis theoretischer Überlegungen dessen<br />

Wirkungsrichtung bestimmt“, d. h. die positive oder negative Einflussrichtung auf<br />

den Gesamtindex. 19<br />

Die Merkmalsausprägungen werden standardisiert und anschließend in ein Punktesystem<br />

zwischen 0 und 100 überführt. „Die maximale Punktzahl von 100 bekommen<br />

alle Indikatoren mit einem Wert, der in einem Bereich von „Mittelwert aller Länder<br />

+ 3 Standardabweichungen oder besser“ liegt. Die minimale Punktzahl bekommt ein<br />

Indikator in einem Land mit einem Indikatorwert „Mittelwert aller Länder minus 3<br />

Standardabweichungen oder schlechter““. 20 Im Bereich dazwischen wird linear interpoliert.<br />

Danach werden die gewichteten Punktzahlen zu einem Indikator addiert. 21<br />

Im Vergleich zum Vorjahr wurden im Bestands-Ranking nur marginale Änderungen<br />

vorgenommen. Lediglich die Zahl der VHS-Kurse je 10.000 Einwohner, der im Vorjahr<br />

mit einem Gewicht von 0,6 % einfloss, findet im Niveauvergleich keine Berücksichtigung<br />

mehr. Entsprechend erhalten die verbliebenen Indikatoren im Bereich<br />

19 Ebenda, S. 29.<br />

20 Ebenda, S. 30.<br />

21 Der Mittelwert des Gesamtindikators liegt aufgrund des Algorithmus bei 50.<br />

15


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

Freizeitwert ein um 0,2 %-Punkte höheres Gewicht. Dieses Vorgehen wird nicht begründet.<br />

Das Dynamik-Ranking untersucht die Entwicklung von insgesamt 33 Indikatoren im<br />

Zeitraum von 2004 bis 2006. Sollten für diesen Zeitraum keine aktuellen Daten vorliegen,<br />

werden stattdessen die des Zeitraums 2003 bis 2005 oder – falls nötig –<br />

noch ältere herangezogen. Es werden also immer die Veränderungen innerhalb von<br />

zwei Jahreszeiträumen herangezogen.<br />

Grundlage der Indikatorauswahl sind die 54 Indikatoren der vierten bis sechsten<br />

Ebene des Bestands-Rankings. Die Auswahl beschränkt sich nach Angabe der Autoren„auf<br />

die Indikatoren, bei denen in der kurzen Zweijahresfrist Veränderungen<br />

signifikant feststellbar, nicht zufallsbedingt und aussagekräftig sind. Die 33 Indikatoren<br />

sind also derart ausgewählt, dass sie die Indikatoren der dritten Ebene des Bestands-Rankings<br />

möglichst repräsentativ abbilden“. 22 Deshalb wurden auch die Gewichte<br />

dieser dritten Ebene verwendet und auf der Ebene darunter erfolgt eine<br />

Gleichgewichtung. Die Tabelle 9 fasst die einbezogenen Variablen sowie deren<br />

Gewichtung zusammen.<br />

Tabelle 9: Indikatoren und Gewichte im Dynamik-Ranking der Wirtschaftswoche von 2007<br />

Nr. Indikator 2. Ebene Zeitraum Gewicht<br />

1 Erwerbstätigenentwicklung Arbeitsmarkt 2004-2006 12,5 %<br />

2 Entwicklung Arbeitslosenquote Arbeitsmarkt 2004-2006 12,5 %<br />

3 Entwicklung Bruttoinlandsprodukt Wohlstand 2004-2006 12,5 %<br />

4 Produktivitätsentwicklung Wohlstand 2006-2006 12,5 %<br />

5 Entwicklung Beschäftigte öffentl. Dienst Standort 2003-2005 1,7 %<br />

6 Entwicklung Ausbildungsstellenangebot Standort 2004-2006 1,7 %<br />

7 Einwohnerentwicklung Standort 2004-2006 1,7 %<br />

8 Entwicklung Wissenschaftsausgaben je Einwohner Standort 2003-2005 1,7 %<br />

9 Entwicklung Bildungsausgaben je Einwohner (Ew.)0 Standort 2003-2005 1,7 %<br />

10 Entwicklung Schüler je Lehrer im Sekundarbereich I Standort 2003-2005 1,7 %<br />

11 Entwicklung Patentanmeldungen je 100.000 Ew. Standort 2004-2006 1,7 %<br />

12 Entwicklung FuE-Personalintensität Standort 2001-2003 1,7 %<br />

13 Entwicklung Pendlersaldo je 100 Einwohner Standort 2004-2006 1,7 %<br />

14 Entwicklung Drittmittel pro Professor Standort 2002-2004 1,7 %<br />

15 Entwicklung Anteil der Hochschulabsolventen an den 25-<br />

40jährigen<br />

Standort 2003-2005 1,7 %<br />

16 Entwicklung Schulabgänger ohne Abschluss Standort 2003-2005 1,7 %<br />

17 Entwicklung Studienberechtigtenquote Standort 2003-2005 1,7 %<br />

18 Entwicklung Hochqualifizierte Beschäftigte Standort 2004-2006 1,7 %<br />

19 Entwicklung Arbeitskosten Standort 2004-2006 1,7 %<br />

20 Entwicklung Wohnungsmieten Standort 2004-2006 1,7 %<br />

21 Entwicklung Gewerbesteuerhebesätze Standort 2003-2005 1,7 %<br />

22 Entwicklung Gästeübernachtungen je Einwohner Standort 2003-2005 1,7 %<br />

22 Ebenda, S. 31.<br />

16


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

Nr. Indikator 2. Ebene Zeitraum Gewicht<br />

23 Entwicklung Staatsschulden Struktur 2004-2006 1,7 %<br />

24 Standorteffekt Beschäftigung Struktur 2004-2006 1,7 %<br />

25 Entwicklung Gründungsintensität Struktur 2003-2005 1,7 %<br />

26 Entwicklung Unternehmensinsolvenzen Struktur 2004-2006 1,7 %<br />

27 Entwicklung Arbeitslosengeld-II-Empfänger je 100 Ew. Struktur 2004-2006 1,7 %<br />

28 Entwicklung originäre Steuerkraft Struktur 2004-2006 1,7 %<br />

29 Entwicklung Investitionsquote Struktur 2003-2005 1,7 %<br />

30 Entwicklung Straftaten je 100.000 Einwohner Struktur 2004-2006 1,7 %<br />

31 Entwicklung Aufklärungsquote Struktur 2004-2006 1,7 %<br />

32 Entwicklung Umsatzrendite nach Steuern Unternehmen 2003-2005 2,5 %<br />

33 Entwicklung Eigenkapitalquote Unternehmen 2003-2005 2,5 %<br />

Hinweis: Abweichungen von 100 % bei der Aufsummierung von Teilgewichten sind durch Rundungsungenauigkeiten bedingt.<br />

Quelle: Studie der IW Consult (2007).<br />

In der Studie des Jahres 2006 wurden drei Indikatoren neu in das Dynamik-Ranking<br />

aufgenommen: Entwicklung FuE-Personalintensität, Entwicklung Pendlersaldo je<br />

100 Einwohner, Entwicklung Wohnungsmieten. Bedingung für die Aufnahme dieser<br />

neuen Kriterien war, dass der Sieger und der Letztplatzierte des Dynamik-Rankings<br />

durch die neuen Indikatoren nicht verändert wurden. Bei dieser Vorgehensweise<br />

werden demnach theoretische Ursache-Wirkungszusammenhänge nicht berücksichtigt.<br />

Aufgrund der Aufnahme dieser neuen Indikatoren hat sich die Gewichtung der Einzelindikatoren<br />

in der Einflussgröße Standort verändert. Diese fließen jetzt – statt mit<br />

2,0 % – jeweils mit einem Gewicht von 1,7 % ein.<br />

Das Dynamik-Ranking vergleicht im Gegensatz zum Bestands-Ranking alle 16<br />

Bundesländer miteinander trotz der vorhandenen strukturellen Unterschiede. Dies<br />

wird damit begründet, dass diese Unterschiede nur eine untergeordnete Rolle spielen,<br />

da nur die kurzfristige Entwicklung zwischen 2004 und 2006 untersucht wird<br />

und lediglich Veränderungen bei gegebenen Strukturen berücksichtigt werden. 23<br />

Bedingt durch die Hartz-IV-Reformen hat sich im Vergleich zu den Bundesländerrankings,<br />

die in die letzte Untersuchung der <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> einflossen, die Datenlage<br />

bei den Arbeitsmarktindikatoren verändert. Besonders davon betroffen ist das<br />

Dynamik-Ranking, da Vergleiche mit den Vorjahren erschwert wurden.<br />

Oben wurde bereits deutlich, dass der von den Autoren postulierte Zusammenhang<br />

zwischen Dynamik- und Bestands-Ranking an den Ergebnissen über die Jahre nicht<br />

abzulesen ist. Dies sollen die folgenden Abbildungen nochmals illustrieren:<br />

23 Vgl. ebenda, S. 10.<br />

17


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

Abbildung 2: Entwicklung der Platzierungen einzelner Bundesländer im Dynamik-Ranking der<br />

Wirtschaftswoche zwischen 2003 und 2007<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

BW<br />

ST<br />

HH<br />

BY<br />

SL<br />

SN<br />

NI<br />

BE<br />

HB<br />

RP<br />

TH<br />

SH<br />

NW<br />

MV<br />

<strong>Hessen</strong><br />

BB<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

Quelle: Studie der IW Consult (2007), Darstellung der <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong>.<br />

Abbildung 3: Entwicklung der Platzierungen der Flächenländer im Bestands-Ranking der Wirtschaftswoche<br />

zwischen 2003 und 2007<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

BY<br />

BW<br />

<strong>Hessen</strong><br />

NW<br />

RP<br />

NI<br />

SL<br />

SH<br />

SN<br />

TH<br />

BB<br />

ST<br />

MV<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

Quelle: Studie der IW Consult (2007), Darstellung der <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong>.<br />

18


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

Es wird deutlich, dass im Dynamik-Ranking in den Jahren ausgeprägte Veränderungen<br />

stattgefunden haben, die allerdings nur minimale Auswirkungen auf den Bestand<br />

bzw. das Niveau der Länder haben – bei den Stadtstaaten ist überhaupt keine<br />

Änderung festzustellen. Die dramatisch scheinende Verschlechterung <strong>Hessen</strong>s im<br />

Dynamik-Ranking bleibt ohne Wirkung auf das Bestands-Ranking, in dem es unverändert<br />

mit Rang drei eine Spitzenposition belegt. Die von den Autoren hervorgehobene<br />

Bedeutung des Dynamik-Rankings ist in den Ergebnissen nicht nachzuvollziehen.<br />

Insgesamt lassen die Erläuterungen zur Methodik den Schluss zu, dass gegenüber<br />

dem Ranking der Wirtschaftswoche Skepsis angebracht ist.<br />

19


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

3 Bundesländerranking der Bertelsmann-Stiftung<br />

Die Bertelsmann-Stiftung hat erstmals im Jahr 2001 ein Bundesländerranking mit<br />

dem Titel „Die Bundesländer im Standortwettbewerb“ vorgelegt. In den Jahren 2003,<br />

2005 und im Dezember 2007 erfolgten Neuauflagen, deren Ergebnisse im Folgenden<br />

dargestellt und untersucht werden.<br />

Erklärtes Ziel der Studien ist es, eine breite Diskussionsgrundlage für Gesellschaft<br />

und Politik vorzulegen und einen regionalen Standortwettbewerb in Gang zu setzen.<br />

Im Sinne eines Lernens von den Besten bzw. (in der Studie des Jahres 2007) von<br />

den Anderen sollen sich die Bundesländer an den jeweils erfolgreichen orientieren.<br />

Mit der Forderung nach einem wettbewerblich organisierten föderalen Miteinander 24<br />

verbunden ist die nach einer (weiteren) Reform des föderalen Systems, da die Bertelsmann-Stiftung<br />

zu der Erkenntnis gelangt, dass die länderspezifischen Handlungsspielräume<br />

institutionell stark eingeschränkt sind. 25<br />

Wie in den vorangegangenen Studien werden Erfolg und politische Aktivitäten der<br />

Länder in einem zweistufigen Verfahren evaluiert. Zunächst wird ein Erfolgsbereich<br />

definiert, der die Standortstärke an den drei Aspekten (im Ranking werden diese als<br />

Zielgrößenbereiche bezeichnet) Einkommen, Beschäftigung sowie (soziale und innere)<br />

Sicherheit misst. Darauf aufbauend wird ein Aktivitätsbereich betrachtet, der<br />

die Aktivitäten der Bundesländer bewertet, das Einkommen sowie die Beschäftigungs-<br />

und Sicherheitslage zu verbessern. Dieses Vorgehen ermöglicht es, den<br />

weniger erfolgreichen Ländern konkrete Verbesserungsmaßnahmen vorzuschlagen,<br />

und verfolgt damit ein anderes Ziel als das der Wirtschaftswoche.<br />

Im Gegensatz zu den vorherigen Studien wurde in der aktuellen des Jahres 2007<br />

darauf verzichtet, einzelne Ergebnisse zu einem Gesamtindex – den Erfolgs- und<br />

den Aktivitätsindex – zu aggregieren. Dies soll u.a. dazu dienen, den „Blick stärker<br />

auf den Vergleich einzelner Indikatoren“ 26 zu lenken und „ein detailliertes Bild der<br />

Standortqualität in den einzelnen Ländern“ 27 zu zeichnen. Dadurch wird allerdings<br />

ein Vergleich mit den Vorjahren erschwert, die Betrachtung zudem erheblich umfangreicher,<br />

da bei weniger Aggregation mehr Daten miteinander verglichen werden<br />

müssen.<br />

24 Vgl. Berthold, N./Kullas, M./Müller, M.: Die Bundesländer im Standortwettbewerb 2007 (im Folgenden als Bertelsmann<br />

Stiftung (2007) bezeichnet), S. 10.<br />

25 Vgl. ebenda S. 7f.<br />

26 Ebenda, S. 7.<br />

27 Ebenda, S. 7f.<br />

20


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

3.1 Ergebnisse des Rankings<br />

Nachdem in den vorherigen Studien Vergleichszeiträume von 1991-1995, 1996-<br />

1998, 1999-2001 und 2002-2004 gebildet worden waren, wird in der Publikation von<br />

2007 zur Erfolgsmessung der Zeitraum 2004-2006 herangezogen.<br />

Die folgende Tabelle 10 fasst den Erfolg der Bundesländer nach Zielgrößenbereichen<br />

zusammen:<br />

Tabelle 10: Erfolg der Bundesländer nach Zielgrößenbereichen im Ranking der Bertelsmann-Stiftung von<br />

2007<br />

Beschäftigung Einkommen Sicherheit<br />

Bundesland Punkte Rang Punkte Rang Punkte Rang<br />

Hamburg 8,54 1 8,06 1 2,98 14<br />

Baden-Württemberg 8,31 2 5,66 3 9,59 2<br />

Bayern 8,14 3 5,67 2 10,00 1<br />

<strong>Hessen</strong> 7,23 4 4,78 6 7,81 5<br />

Bremen 6,98 5 5,44 4 1,36 16<br />

Saarland 6,73 6 5,12 5 7,62 6<br />

Rheinland-Pfalz 6,49 7 4,30 7 8,75 3<br />

Nordrhein-Westfalen 6,06 8 4,07 9/10 6,77 9<br />

Niedersachsen 5,77 9 4,07 9/10 7,56 7<br />

Schleswig-Holstein 5,57 10 3,47 12 6,55 10<br />

Sachsen 2,94 11 4,08 8 6,90 8<br />

Thüringen 2,89 12 3,16 13 7,87 4<br />

Berlin 2,58 13 2,24 14 1,44 15<br />

Brandenburg 1,69 14 2,19 15 6,45 11<br />

Sachsen-Anhalt 1,47 15 3,60 11 5,73 12<br />

Mecklenburg-Vorpommern 1,32 16 2,06 16 5,30 13<br />

Deutschland 6,01 4,51 7,50<br />

Quelle: Bertelsmann Stiftung (2007).<br />

Bei den Zielgrößenbereichen Einkommen und Beschäftigung wird Hamburg am besten<br />

bewertet. Beim Aspekt Sicherheit liegen hingegen die süddeutschen Länder<br />

vorne und Hamburg belegt trotz starker Wirtschaftskraft nur den 14. Platz. Der Osten<br />

Deutschlands weist – wie schon in der letzten Untersuchung der <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong><br />

aufbereitet – weiterhin unterdurchschnittliche Einkommens- und Beschäftigungsindikatoren<br />

auf. Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg bilden weiterhin<br />

ein weniger erfolgreiches Trio im Nordosten. <strong>Hessen</strong> erreicht in allen Zielgrößenbereichen<br />

eine überdurchschnittliche Platzierung.<br />

Die folgende Tabelle 11 zeigt die Entwicklung des Erfolgsbereichs nach Zielgrößenbereichen<br />

und erlaubt daher einen Vergleich aller Jahrgänge 28 :<br />

28 Dies allerdings vor dem Hintergrund, dass sich bei Berechnung der Zielgrößenbereiche z. B. durch die Hartz-IV-<br />

Reformen Veränderungen ergeben haben (siehe unten).<br />

21


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

Tabelle 11: Entwicklung der Rangfolgen im Erfolgsbereich nach Zielgrößenbereichen (Bertelsmann-<br />

Stiftung)<br />

Beschäftigung Einkommen Sicherheit<br />

Rang Rang Rang<br />

Bundesland 2007 2005 2003 2001 2007 2005 2003 2001 2007 2005 2003 2001<br />

Hamburg 1 1 1 1 1 1 1 1 14 14 15 15<br />

Baden-Württemberg 2 2 3 3 3 7 4 5 2 2 2 2<br />

Bayern 3 3 2 2 2 2 3 4 1 1 1 1<br />

<strong>Hessen</strong> 4 5 5 5 6 3 2 2 5 9 9 10<br />

Bremen 5 4 4 4 4 4 5 3 16 16 16 16<br />

Saarland 6 6 6 9 5 8 6 11 6 7 7 6<br />

Rheinland-Pfalz 7 7 8 7 7 6 7 12 3 4 4 4<br />

Nordrhein-Westfalen 8 8 7 8 9/10 11 8 9 9 11 10 7<br />

Niedersachsen 9 9 10 10 9/10 10 10 7 7 8 8 9<br />

Schleswig-Holstein 10 10 9 6 12 5 9 8 10 13 13 12<br />

Sachsen 11 11 13 12 8 9 11 13 8 5 5 5<br />

Thüringen 12 12 12 13 13 12 12 10 4 3 3 3<br />

Berlin 13 13 11 11 14 14 13 15 15 15 14 14<br />

Brandenburg 14 14 14 14 15 16 16 6 11 6 6 8<br />

Sachsen-Anhalt 15 16 16 16 11 13 15 16 12 10 11 11<br />

Mecklenburg-Vorpommern 16 15 15 15 16 15 14 14 13 12 12 13<br />

Quelle: Bertelsmann Stiftung (2007, 2005, 2003, 2001).<br />

Im Zielgrößenbereich Beschäftigung führt Hamburg aufgrund einer überdurchschnittlichen<br />

Erwerbstätigenquote 29 . Der deutliche Vorsprung beruht darüber hinaus<br />

auf einer relativ niedrigen (offenen und verdeckten 30 ) Arbeitslosenquote. Auch Bayern,<br />

Baden-Württemberg und <strong>Hessen</strong> werden hier gut bewertet. Im Falle von <strong>Hessen</strong>,<br />

das sich um einen Platz auf den vierten Rang verbessern konnte, ist dies sowohl<br />

auf eine unterdurchschnittliche Arbeitslosenquote als auch auf eine überdurchschnittliche<br />

Erwerbstätigenquote zurückzuführen. Die Freistaaten Sachsen und Thüringen<br />

schneiden aufgrund einer hohen Erwerbstätigenquote bzw. einer niedrigen<br />

Arbeitslosenquote zwar besser ab als Berlin, weisen aber trotzdem einen deutlichen<br />

Rückstand zu anderen westdeutschen Ländern auf.<br />

Die Ergebnisse im Einkommensbereich entsprechen weitgehend denen des Bestands-Rankings<br />

der Wirtschaftswoche, in dem unter den Flächenländern auch Bayern,<br />

Baden-Württemberg und <strong>Hessen</strong> führend sind. Während sich das Saarland<br />

kontinuierlich verbessert und Anschluss an die erfolgreichen Ländern findet, verliert<br />

Berlin weiter. Das Einkommen fällt niedriger als in jedem westdeutschen Flächenland<br />

aus und auch beim Wachstum schneidet Berlin mit sieben letzten Plätzen in<br />

den vergangenen 15 Jahren sehr schlecht ab. 31 Schleswig-Holstein kann im aktuellen<br />

Ranking nicht mehr an die Erfolge der letzten anknüpfen.<br />

29 Zu den in die Zielgrößenbereiche eingehenden Faktoren siehe unten „Methodik und kritische Beurteilung“.<br />

30 Die „verdeckte Arbeitslosigkeit“ erfasst Personen, die sich in Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik oder in Kurzarbeit<br />

befinden und die damit nicht auf dem regulären Arbeitsmarkt beschäftigt sind.<br />

31 Vgl. ebenda, S. 11.<br />

22


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

Innerhalb der westdeutschen Länder konnte sich Baden-Württemberg im Einkommensbereich<br />

verbessern. <strong>Hessen</strong> gehört zu den Verlierern (von Rang 3 auf 6) trotz<br />

des nach wie vor höchsten Bruttoinlandsprodukts pro Einwohner aller Flächenländer.<br />

32 Dies ist im niedrigsten Wirtschaftswachstum aller westdeutschen Flächenländer<br />

begründet.<br />

Nur im Bereich Sicherheit erreicht ein Bundesland (Bayern) die Maximalpunktzahl<br />

10 – und dies bereits zum wiederholten Male. Aufgrund einer gegenüber den Vorjahren<br />

veränderten Definition der Zielgröße „Transferempfänger“ kommt es hier zu<br />

deutlichen Veränderungen, von denen westdeutsche Länder profitieren. 33 Der<br />

Rückstand der ostdeutschen Länder fällt jedoch trotzdem in diesem Zielgrößenbereich<br />

am geringsten aus. Die schlechten Ergebnisse der Stadtstaaten werden mit<br />

problematischen Sozialstrukturen begründet. 34 <strong>Hessen</strong> hingegen profitiert von einem<br />

vierten Rang bei der Zielgröße „Transferempfänger“, dem ein achter Rang bei<br />

der Zielgröße „nicht aufgeklärte Straftaten“ entgegensteht. Dies führt zu einer Gesamtverbesserung<br />

von Platz neun in den beiden Vorjahren auf fünf.<br />

Die Studie von 2007 enthält neben den betrachteten Ergebnissen für die Zielgrößenbereiche<br />

zusätzlich eine Clusterung bzw. Zuordnung der Bundesländer zu verschiedenen<br />

Ampelphasen. Ist ein Land maximal um die einfache Standardabweichung<br />

vom Mittelwert der besten drei Länder in einem Zielgrößenbereich entfernt,<br />

befindet es sich im grünen Bereich, bei der zweifachen im gelben, darunter im roten<br />

Bereich. 35 <strong>Hessen</strong> liegt im Erfolgsbereich danach beim Einkommen im gelben, bei<br />

der Beschäftigung sowie der Sicherheit im grünen Bereich.<br />

Im Bereich Aktivität soll eine Einschätzung der landespolitischen Aktivitäten erfolgen.<br />

Es wird angenommen, dass diese politischen Bemühungen letztlich die Position<br />

der Länder im Erfolgsbereich beeinflussen.<br />

32 Vgl. ebenda, S. 316.<br />

33 Zur Vorgehensweise siehe unten „Methodik und kritische Beurteilung“.<br />

34 Vgl. ebenda, S, 14.<br />

35 Zunächst werden die Punktwerte für die jeweils zwei Zielgrößen addiert, so dass sich für jedes Land ein Gesamtpunktwert<br />

zwischen 2 und 20 ergibt. Die Clusterung erfolgt dann auf Basis des Mittelwertes der beiden Punktwerte.<br />

23


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

Die folgende Tabelle 12 fasst die Bewertung im Aktivitätsbereich zusammen:<br />

Tabelle 12: Aktivität der Bundesländer nach Zielgrößenbereichen im Ranking der Bertelsmann-Stiftung von<br />

2007<br />

Beschäftigung Einkommen Sicherheit<br />

Bundesland Punkte Rang Punkte Rang Punkte Rang<br />

Baden-Württemberg 7,78 1 6,44 1 6,40 2<br />

Schleswig-Holstein 6,70 2 6,07 6 5,35 7<br />

Rheinland-Pfalz 6,53 3 6,08 5 5,67 5<br />

Bayern 6,36 4 6,43 2 6,44 1<br />

Niedersachsen 6,11 5 5,92 7 5,80 3<br />

<strong>Hessen</strong> 6,03 6 6,34 3 5,74 4<br />

Nordrhein-Westfalen 5,97 7 6,24 4 4,99 14<br />

Saarland 5,84 8 5,91 8 5,23 10<br />

Sachsen 5,63 9 4,75 12 5,07 12<br />

Hamburg 5,62 10 5,61 9 5,49 6<br />

Bremen 4,98 11 5,48 10 4,72 15<br />

Brandenburg 4,84 12 3,93 13 5,28 9<br />

Thüringen 4,52 13 3,90 14 5,28 8<br />

Sachsen-Anhalt 4,38 14 3,53 16 5,03 13<br />

Mecklenburg-Vorpommern 3,73 15 3,68 15 5,20 11<br />

Berlin 3,71 16 4,82 11 3,71 16<br />

Deutschland 6,10 6,00 5,58<br />

Quelle: Bertelsmann Stiftung (2007).<br />

Auch im Aktivitätsbereich werden die alten Bundesländer und vor allem Baden-<br />

Württemberg und Bayern regelmäßig sehr gut bewertet. Überdurchschnittliche politische<br />

Anstrengungen unternehmen darüber hinaus <strong>Hessen</strong>, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen<br />

und auch Schleswig-Holstein.<br />

Von den ostdeutschen Ländern wird nur Sachsen relativ positiv für seine Aktivitäten<br />

gewertet. Berlin entfaltet in zwei von drei Bereichen die geringsten Aktivitäten.<br />

<strong>Hessen</strong> belegt beim Aktivitätsniveau „BIP pro Kopf“ einen sehr guten zweiten Platz<br />

hinter Baden-Württemberg, wird allerdings insgesamt aufgrund eines geringen Aktivitätsniveaus<br />

„Wirtschaftswachstum“ auf Rang drei im Bereich Einkommen eingestuft.<br />

Im Bereich Beschäftigung führen ein dritter Platz beim Aktivitätsniveau „Erwerbstätigkeit“<br />

und ein 11. Platz beim Aktivitätsniveau „Arbeitslosigkeit“ zu einer<br />

Gesamtplatzierung auf dem sechsten Rang. Die Aktivitäten auf dem Gebiet Sicherheit<br />

werden insgesamt mit einem vierten Rang gut bewertet. Beim darin enthaltenen<br />

Aktivitätsniveau „Transferempfänger“ allerdings belegt <strong>Hessen</strong> nur den 11. Platz,<br />

beim Niveau „nicht aufgeklärte Straftaten“ hingegen den vierten.<br />

Hamburg entfaltet gemäß den Indikatoren Beschäftigung und Einkommen nur unterdurchschnittliche<br />

politische Aktivitäten für den verzeichneten Erfolg und profitiert<br />

laut Autoren von seinen strukturellen Vorteilen als Stadtstaat. Die dabei noch relativ<br />

24


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

gute Bewertung im Aktivitätsbereich Sicherheit hat im Erfolgsbereich lediglich zu einem<br />

14. Platz geführt.<br />

Während die Aktivitäten Bayerns und Baden-Württembergs auf dem Gebiet Sicherheit<br />

auch im Erfolgsbereich sichtbar wurden, sind die Niedersachsens scheinbar<br />

wirkungslos geblieben. Die Autoren führen dies auf strukturelle Probleme des Landes<br />

zurück. 36 Gleiches muss wohl auch für <strong>Hessen</strong> im Bereich Einkommen konstatiert<br />

werden, wo ein sehr gutes Ergebnis im Aktivitätsbereich (Rang drei) nur zu einem<br />

sechsten Rang im Erfolgsbereich geführt hat. 37<br />

Die folgende Tabelle 13 zeigt die Entwicklung des Aktivitätsbereichs nach Zielgrößenbereichen<br />

und erlaubt daher einen Vergleich aller Jahrgänge 38 :<br />

Tabelle 13: Entwicklung der Rangfolgen im Aktivitätsbereich nach Zielgrößenbereichen (Bertelsmann-<br />

Stiftung)<br />

Beschäftigung Einkommen Sicherheit<br />

Rang Rang Rang<br />

Bundesland 2007 2005 2003 2001 2007 2005 2003 2001 2007 2005 2003 2001<br />

Baden-Württemberg 1 1 1 1 1 2 2 3 2 1 1 1<br />

Schleswig-Holstein 2 7 7 6 6 8 6 8 7 9 7 11<br />

Rheinland-Pfalz 3 3 3 3 5 3 4 6 5 5 4 5<br />

Bayern 4 2 2 2 2 1 1 2 1 2 2 2<br />

Niedersachsen 5 4 4 7 7 4 5 4 3 3 3 4<br />

<strong>Hessen</strong> 6 9 8 10 3 6 7 5 4 4 5 3<br />

Nordrhein-Westfalen 7 6 5 9 4 7 8 7 14 10 10 7<br />

Saarland 8 5 6 12 8 9 9 9 10 14 14 14<br />

Sachsen 9 8 9 5 12 12 12 12 12 11 11 13<br />

Hamburg 10 10 10 13 9 5 3 1 6 13 12 12<br />

Bremen 11 12 14 16 10 10 10 10 15 15 15 16<br />

Brandenburg 12 11 13 15 13 13 14 14 9 8 8 10<br />

Thüringen 13 14 11 8 14 14 13 15 8 6 6 6<br />

Sachsen-Anhalt 14 13 12 4 16 16 16 13 13 12 13 8<br />

Mecklenburg-Vorpommern 15 15 15 11 15 15 15 16 11 7 9 9<br />

Berlin 16 16 16 14 11 11 11 11 16 16 16 15<br />

Quelle: Bertelsmann Stiftung (2007, 2005, 2003, 2001).<br />

Für <strong>Hessen</strong> ist in den Bereichen Beschäftigung und Einkommen ein positiver Trend<br />

festzustellen. Die Einkommens- und Sicherheitsaktivitäten werden über die Jahre<br />

als überdurchschnittlich gewertet. Bei der Zuordnung der Bundesländer zu verschiedenen<br />

Ampelphasen liegt <strong>Hessen</strong> in allen Aktivitätsbereichen im grünen Be-<br />

36 Vgl. ebenda, S. 17.<br />

37 Letztlich muss der Leser entscheiden, ob er diese und die beiden weiteren Differenzen zwischen Aktivität und Erfolg in<br />

den Bereichen Beschäftigung und Sicherheit – im Aktivitätsbereich belegt <strong>Hessen</strong> Rang sechs und vier, im Erfolgsbereich<br />

den vierten und den fünften – als groß oder klein einstuft.<br />

38 Dies allerdings vor dem Hintergrund, dass in die Berechnung der Zielgrößenbereiche jeweils andere Wirkungsfaktoren<br />

mit unterschiedlicher Gewichtung eingeflossen sind.<br />

25


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

reich. Gerade beim Einkommen fällt der Abstand zu den Ländern des gelben Bereichs<br />

groß aus. Auch Schleswig-Holstein weist generell einen positiven Trend auf.<br />

Abgesehen von Baden-Württemberg und (mit Abstrichen) Bayern sind die Platzierungen<br />

der Länder in den Aktivitätsbereichen durch ein vergleichsweise starkes Auf<br />

und Ab gekennzeichnet, das auch im Erfolgsbereich nachvollzogen werden kann.<br />

Anders stellt sich dies dar, wenn die Rangfolgen früherer Untersuchungen betrachtet<br />

werden, in denen noch zu Aktivitäts- bzw. Erfolgsindex aggregiert wurde. Die<br />

folgenden beiden Tabellen geben die Entwicklungen der Rangfolgen der Bundesländer<br />

nach Aktivitäts- und Erfolgsindex bis 2005 wieder:<br />

Tabelle 14<br />

Entwicklung der Rangfolgen der Bundesländer nach Aktivitäts- und Erfolgsindex der Bertelsmann-Stiftung<br />

Aktivitätsindex<br />

Erfolgsindex<br />

Rang<br />

Rang<br />

Bundesland 2005 2003 2001 2005 2003 2001<br />

Baden-Württemberg 1 1 1 3 3 3<br />

Bayern 2 2 2 2 2 2<br />

Rheinland-Pfalz 3 3 3 5 7 6<br />

Niedersachsen 4 4 4 10 10 7<br />

<strong>Hessen</strong> 5 7 6 4 4 4<br />

Nordrhein-Westfalen 6 6 8 9 8 8<br />

Schleswig-Holstein 7 8 7 8 9 9<br />

Saarland 8 9 9 7 6 10<br />

Hamburg 9 5 5 1 1 1<br />

Sachsen 10 10 10 11 11 13<br />

Bremen 11 11 12 6 5 5<br />

Brandenburg 12 15 16 14 15 11<br />

Thüringen 13 12 14 12 12 12<br />

Berlin 14 13 11 15 13 14<br />

Sachsen-Anhalt 15 14 13 13 16 16<br />

Mecklenburg-Vorpommern 16 16 15 16 14 15<br />

Quelle: Bertelsmann Stiftung (2005, 2003, 2001).<br />

Die folgende Tabelle 15 zeigt die Veränderungen der Ränge und Punktwerte auf,<br />

die sich zwischen dem Ranking des Jahres 2003 (dies floss in die letzte Untersuchung<br />

der <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> ein) und dem des Jahres 2005 ergaben:<br />

26


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

Tabelle 15: Änderungen von Rangfolgen und Punktwerten im Aktivitäts- und Erfolgsindex der Bertelsmann-<br />

Stiftung von 2005 und 2003<br />

Erfolgsindex 2005 Aktivitätsindex 2005<br />

Bundesland Rang Änderung<br />

ggü. 2003<br />

Punktwert Änderung<br />

ggü. 2003<br />

Rang Änderung<br />

ggü. 2003<br />

Punktwert<br />

Änderung<br />

ggü. 2003<br />

Hamburg 1 0 7,64 -0,45 9 -1 5,40 -0,37<br />

Bayern 2 0 7,55 -0,35 2 0 6,85 -0,09<br />

Baden-Württemberg 3 0 7,12 -0,56 1 0 7,33 0,01<br />

<strong>Hessen</strong> 4 0 6,93 -0,38 5 2 5,96 0,10<br />

Rheinland-Pfalz 5 2 6,39 0,37 3 0 6,46 0,07<br />

Bremen 6 -1 6,36 -0,21 11 0 4,77 0,00<br />

Saarland 7 -1 6,12 0,02 8 1 5,75 0,05<br />

Schleswig-Holstein 8 1 5,91 0,51 7 -1 5,92 0,04<br />

Nordrhein-Westfalen 9 -1 5,52 -0,25 6 -1 5,93 -0,01<br />

Niedersachsen 10 0 5,51 0,16 4 0 6,06 -0,09<br />

Sachsen 11 0 4,42 0,57 10 0 5,33 0,15<br />

Thüringen 12 0 4,21 0,41 13 -1 4,27 -0,34<br />

Sachsen-Anhalt 13 3 2,92 0,70 15 0 4,07 -0,22<br />

Brandenburg 14 1 2,46 0,02 12 1 4,41 -0,08<br />

Berlin 15 -2 2,45 -0,64 14 0 4,22 -0,23<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern 16 -2 2,29 -0,32 16 0 3,82 -0,37<br />

Quelle: Bertelsmann Stiftung (2007), Berechnungen der <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong>.<br />

Insgesamt wird deutlich, dass sich bei den Rängen sowohl im Erfolgs- als auch im<br />

Aktivitätsindex relativ geringe Veränderungen eingestellt hatten. Bemerkenswert ist<br />

z. B. für <strong>Hessen</strong>, dass eine relativ starke Verbesserung im Aktivitätsindex von Rang<br />

sieben auf fünf in den Jahren 2003 bis 2005 ohne Auswirkung auf die Platzierung im<br />

Erfolgsindex blieb. Für das Saarland ergibt sich zudem, dass eine Verbesserung im<br />

Aktivitätsindex zu einer Verschlechterung im Erfolgsindex führt.<br />

Die Studie des Jahres 2003 enthielt eine Prognose des Erfolgsindex für den Zeitraum<br />

2002-2004. Prognostiziert wurde damals, dass die Rangfolge des Spitzenquartetts<br />

unverändert bleibt, sich allerdings eine Angleichung der Bundesländer ergibt<br />

in dem Sinne, dass der Wachstumsvorsprung der Spitzengruppe schrumpft und<br />

die bisher schwächeren Länder gewinnen können. Die Reihenfolge der führenden<br />

Länder ist tatsächlich unverändert geblieben und aus den Veränderungen der<br />

Punktwerte in Tabelle 15 kann auf einen Konvergenzprozess geschlossen werden.<br />

39<br />

39 Allerdings kommt die aktuelle Studie zu dem Ergebnis, dass im Bereich Einkommen unter den neuen Bundesländern und<br />

unter den Stadtstaaten nun vielmehr ein Auseinanderdriften von starken und schwachen Ländern zu konstatieren ist. Vgl.<br />

ebenda, S. 36.<br />

27


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

3.2 Methodik und kritische Beurteilung<br />

Das Ranking der Bertelsmannstiftung ist demnach (wie das der Wirtschaftswoche)<br />

aus zwei Teilen aufgebaut: einem Erfolgsbereich, der dem Niveauranking der Wirtschaftswoche<br />

ähnelt, und einem Aktivitätsbereich, der für alle Bundesländer die<br />

dem Erfolg vorgelagerten politischen Wirkungszusammenhänge aufzeigen und<br />

quantifizieren soll.<br />

Grundsätzlich werden den Untersuchungen Zeiträume zugrunde gelegt, um kurzfristige<br />

Sondereffekte zu eliminieren. 40 Die Studie des Jahres 2007 dokumentiert für<br />

den Erfolgsbereich die Ergebnisse des Analysezeitraums 2004-2006 – die Aktivitätsmessung<br />

bezieht sich auf die Jahre 2003-2005. Dies wird damit begründet, dass<br />

die Aktivitäten ihre Wirkung erst nach einer gewissen Zeit entfalten. 41 Da zum Zeitpunkt<br />

der Erstellung der Studie noch keine Daten für den Zielgrößenbereich Sicherheit<br />

vorlagen, wurden die Daten des Jahres 2005 als Näherung verwandt.<br />

Sowohl der Erfolgs- als auch der Aktivitätsbereich setzen sich aus den drei Zielgrößenbereichen<br />

Beschäftigung, Einkommen und (soziale sowie innere) Sicherheit zusammen,<br />

die als wesentliche Determinanten der Lebensqualität, Standortattraktivität<br />

eines Bundeslandes und letztlich der Binnenwanderungen erachtet werden.<br />

Diese drei Zielgrößenbereiche werden - wie in der folgenden Tabelle dargestellt -<br />

jeweils wiederum aus zwei Zielgrößen generiert. Das Einkommen wird mit den beiden<br />

Größen Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und Wirtschaftswachstum, die Beschäftigung<br />

mit den Größen Arbeitslosigkeit und Erwerbstätigkeit 42 und die Sicherheit mit<br />

den Größen Transferempfänger und Innere Sicherheit erfasst 43 :<br />

40 Vgl. ebenda, S, 26.<br />

41 Vgl. ebenda, S. 10.<br />

42 Die Arbeitslosenquote erfasst nur Personen, die arbeitslos gemeldet sind. Die Erwerbstätigenquote wird (zusätzlich) verwendet,<br />

„um ein umfassendes Bild der Beschäftigungsmöglichkeiten in einem Bundesland zu erhalten“ (ebenda, S. 32).<br />

43 Vgl. ebenda, S. 316. Die „Innere Sicherheit“ misst das Risiko, Opfer eines Verbrechens zu werden, das nicht aufgeklärt<br />

wird.<br />

28


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

Tabelle 16: Definition der Zielgrößen im Bertelsmann-Ranking 2007<br />

Zielgrößenbereich<br />

Einkommen<br />

Zielgrößen<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP) pro Kopf<br />

Wirtschaftswachstum<br />

Definition<br />

Höhe des Bruttoinlandsprodukts bezogen auf die Einwohnerzahl<br />

Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts<br />

Beschäftigung<br />

Sicherheit<br />

Arbeitslosigkeit<br />

Erwerbstätigkeit<br />

Transferempfänger<br />

Innere Sicherheit<br />

Zahl der Arbeitslosen (offen und verdeckt) bezogen auf die Zahl der<br />

abhängigen zivilen Erwerbspersonen<br />

Zahl der Erwerbstätigen bezogen auf die Zahl der Einwohner im<br />

erwerbsfähigen Alter (zwischen 15 und 65 Jahren)<br />

Zahl der Empfänger von Arbeitslosengeld II, Sozialgeld, Grundsicherung im<br />

Alter und bei Erwerbsminderung sowie laufender Hilfe zum Lebensunterhalt<br />

außerhalb von Einrichtungen bezogen auf die Zahl der Einwohner<br />

Anzahl der nicht aufgeklärten Straftaten bezogen auf die Zahl der Einwohner<br />

Quelle: Bertelsmann Stiftung (2007).<br />

Die Zielgrößen sollen einerseits die Lebens- und Standortqualität für jedes Land abbilden,<br />

sie sollen andererseits durch die Aktivitäten der Landesregierungen beeinflussbar<br />

sein, da andernfalls keine Handlungsempfehlungen abgeleitet werden können.<br />

Aktivitäts- und Erfolgsbereich stehen laut Autoren in einem Ursache-Wirkungs-<br />

Zusammenhang, der theoretisch begründet und durch ökonometrische Berechnungen<br />

abgesichert ist. 44<br />

Die Aktivitäten der Bundesländer werden in einem aufwändigen Verfahren ermittelt<br />

und bewertet. Die sechs Zielgrößen werden im Bewertungsmodell von insgesamt 48<br />

so genannten Wirkungsfaktoren beeinflusst, die mit unterschiedlichen Gewichten in<br />

der Regel auf mehrere Zielgrößen gleichzeitig wirken. Diese Faktoren wurden in einer<br />

linearen Panel-Regressionsanalyse ermittelt. 45 Bei der Betrachtung des Erklärungsgehaltes<br />

(dieser wird durch ein bereinigtes R 2 gemessen) der Zielgrößen für<br />

die Zielgrößenbereiche werden allerdings niedrige Werte deutlich. So haben z. B.<br />

die Wirkungsfaktoren der Zielgröße „Wirtschaftswachstum“ lediglich einen Erklärungsgehalt<br />

von 59,3 %. 46<br />

44 Vgl. ebenda, S. 45f.<br />

45 Die Wirkungsfaktoren erreichen Signifikanzniveaus von mindestens 90 % - nur im Einzelfall werden diese Werte unterschritten.<br />

Vgl. zu diesen Ausführungen ebenda, S. 26f. und S. 46.<br />

46 Vgl. ebenda, S. 62.<br />

29


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

Die Wirkungsfaktoren sind in der folgenden Zusammenschau gemeinsam mit denen<br />

des Rankings von 2003 (dies floss in die letzte Untersuchung der <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong><br />

ein) mit ihren jeweiligen Gewichten abgetragen.<br />

Tabelle 17: Zielgrößen und Wirkungsfaktoren im Bertelsmann-Ranking von 2003 und 2007<br />

Einkommen - Zielgröße Bruttoinlandsprodukt<br />

Wirkungsfaktor Wirkungsrichtung Gewichte im<br />

Ranking 2007<br />

(in %)<br />

Gewichte im<br />

Ranking 2003<br />

(in %)<br />

Anteil der Teilzeitbeschäftigung + 25,8 28,8<br />

Studienanfängerquote + 11,0 4,8<br />

Ausgaben für Forschung und Entwicklung + 9,7 15,4<br />

Frauenbeschäftigungsquote + 7,9 --<br />

Selbstständigenquote + 7,8 11,2<br />

Anteil der Beschäftigten im Agrarsektor - 7,7 --<br />

Mitglieder in Sportvereinen + 6,7 5,1<br />

Öffentliche Beschäftigung je Einwohner - 6,4 16,2<br />

Patentanmeldungen + 5,4 11,6<br />

Fremdenverkehrsquote + 4,6 --<br />

Ausgaben für Sozialhilfe - 2,7 0,1<br />

Verkehrsinfrastruktur + 2,1 5,1<br />

Anteil der Hauptschulabsolventen ohne Abschluss - 1,2 0,5<br />

Welthandelsanteil + 0,9 1,2<br />

Einkommen - Zielgröße Wirtschaftswachstum<br />

Wirkungsfaktor Wirkungsrichtung Gewichte im<br />

Ranking 2007<br />

(in %)<br />

Gewichte im<br />

Ranking 2003<br />

(in %)<br />

Horizontaler Länderfinanzausgleich - 21,3 39,0<br />

Anteil der kommunalen Einnahmen + 14,2 --<br />

Anteil der Bevölkerung in Großstädten + 8,5 7,0<br />

Selbstständigenquote + 8,5 4,5<br />

Schuldenstand je Einwohner - 8,3<br />

Investitionsquote der Industrie + 7,9 12,2<br />

Ausgaben für Sozialhilfe - 7,5 5,0<br />

Anteil der Frauen an der Teilzeitbeschäftigung + 7,3 --<br />

Investitionsausgaben je Einwohner + 6,8 8,3<br />

Absolventen mit Hochschul- und Fachhochschulreife + 2,4 1,8<br />

Autobahnkilometer + 2,4 --<br />

Ausgaben für Hochschulen + 1,7 3,9<br />

Intensität des Parteienwettbewerbs + 1,6 1,2<br />

Leistungen an die Länder vertikal - 0,7 13,3<br />

Luftverkehr, beförderte Personen + 0,5 1,8<br />

Patentanmeldungen im Hochtechnologiebereich + 0,4 2,1<br />

30


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

Beschäftigung - Zielgröße Arbeitslosigkeit<br />

Wirkungsfaktor Wirkungsrichtung Gewichte im<br />

Ranking 2007<br />

(in %)<br />

Gewichte im<br />

Ranking 2003<br />

(in %)<br />

Verfahrensdauer der Arbeitsgerichtsbarkeit - 19,0 7,2<br />

Anteil der Beschäftigten im sekundären Sektor + 17,3 21,3<br />

Ausbildungsstellenrelation + 16,6 22,8<br />

Anteil der Beschäftigten im tertiären Sektor + 10,0 --<br />

Zinsausgaben je Einwohner - 9,0 --<br />

Insolvenzhäufigkeit - 6,8 9,9<br />

Öffentliche Beschäftigung je Einwohner + 4,6 5,6<br />

Welthandelsanteil + 4,4 --<br />

Horizontaler Länderfinanzausgleich - 4,0 --<br />

Ausgaben für Hochschulen + 4,0 3,6<br />

Patentanmeldungen + 2,9 0,9<br />

Verkehrsinfrastruktur + 1,0 0,2<br />

Ausgaben für aktive Arbeitsmarktpolitik + 0,5 5,6<br />

(Zinssteuerquote) - -- 10,1<br />

(Exportquote des verarbeitenden Gewerbes) + -- 5,1<br />

(Verfahrensdauer der Verwaltungsgerichtsbarkeit) - -- 4,7<br />

(Ausgaben für Sozialhilfe) - -- 2,8<br />

Beschäftigung - Zielgröße Erwerbstätigkeit<br />

Wirkungsfaktor Wirkungsrichtung Gewichte im<br />

Ranking 2007<br />

(in %)<br />

Gewichte im<br />

Ranking 2003<br />

(in %)<br />

Anteil an Teilzeitbeschäftigung + 19,6 13,3<br />

Frauen-Beschäftigungsquote + 16,2 6,1<br />

Verfahrensdauer Arbeitsgerichtsbarkeit - 15,0 14,5<br />

Direktinvestitionen + 11,5 2,3<br />

Zinsausgaben je Einwohner - 8,1 --<br />

Investitionsquote der Industrie + 6,5 8,3<br />

Patentanmeldungen + 5,0 8,4<br />

Ausgaben für Hochschulen + 5,0 --<br />

Ausbildungsstellenrelation + 4,5 4,6<br />

Ausgaben für aktive Arbeitsmarktpolitik + 2,7 4,1<br />

Ausgaben für Sozialhilfe - 2,2 --<br />

Horizontaler Länderfinanzausgleich - 1,4 --<br />

Personalausgabenquote + 1,3 1,2<br />

Öffentliche Beschäftigung je Einwohner + 1,0 2,4<br />

(Zinslastquote) - -- 25,0<br />

(Jugend-Beschäftigungsquote) + -- 6,3<br />

(Leistungen an die Länder vertikal) + -- 3,6<br />

31


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

Sicherheit - Zielgröße Transferempfänger<br />

Wirkungsfaktor Wirkungsrichtung Gewichte im<br />

Ranking 2007<br />

(in %)<br />

Gewichte im<br />

Ranking 2003<br />

(in %)<br />

Ehescheidungen je Ehen - 18,9 17,8<br />

Alleinerziehende - 15,1 --<br />

Ausländeranteil - 13,8 --<br />

Gewerbesteuer - 9,5 7,8<br />

Selbständigenquote + 8,5 --<br />

Öffentlich Beschäftigung je Einwohner + 7,4 18<br />

Ausgaben für aktive Arbeitsmarktpolitik + 6,6 6,1<br />

Welthandelsanteil + 4,9 --<br />

Anteil der Teilzeitbeschäftigung + 4,8 6<br />

Absolventen mit Hochschul- und Fachhochschulreife + 3,7 4,1<br />

Erteilte Unterrichtsstunden je Schüler + 3,3 --<br />

Anteil der Bevölkerung in Großstädten - 1,7 --<br />

Verfahrensdauer der Arbeitsgerichtsbarkeit - 1,3 1,4<br />

Patentanmeldungen + 0,6 2,3<br />

(Anzahl der Sozialhilfeempfänger, Vorperiode) - -- 27,8<br />

(Schüler je Lehrer Relation) - -- 8,8<br />

Sicherheit - Zielgröße Innere Sicherheit<br />

Wirkungsfaktor Wirkungsrichtung Gewichte im<br />

Ranking 2007<br />

(in %)<br />

Gewichte im<br />

Ranking 2003<br />

(in %)<br />

Bruttoinlandsprodukt pro Kopf + 28,8 14,8<br />

Anteil der Bevölkerung in Großstädten - 18,9 18,1<br />

Natürliche Bevölkerungsentwicklung + 15,7 --<br />

Verfahrensdauer der Strafgerichtsbarkeit - 8,9 2,6<br />

Anteil der Beschäftigten im Agrarsektor + 5,9 0,9<br />

Höhe der Sozialhilfe - 5,6 12,2<br />

Steuereinnahmen je Einwohner + 4,8 --<br />

Erteilte Unterrichtsstunden je Schüler + 4,5 --<br />

Verkehrsinfrastruktur + 4,2 5,2<br />

Drogentote je Einwohner - 2,6 --<br />

(Geburtenüberschuss) + -- 28,9<br />

(Ausgaben für Hochschulen) + -- 9,0<br />

(Insolvenzhäufigkeit) - -- 4,5<br />

(Studienanfängerquote) + -- 2,9<br />

(Alleinerziehende) - -- 0,9<br />

Quelle: Bertelsmann Stiftung (2007),.Gutachten der <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> (2005).<br />

Seit Beginn der Untersuchungen der Bertelsmann-Stiftung werden zwar nur hoch<br />

signifikante Faktoren in das Modell aufgenommen. 47 In der Zusammenstellung wird<br />

jedoch deutlich, dass im Vergleich zu der letzten Untersuchung der <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong><br />

47 Vgl. ebenda, S. 62ff.<br />

32


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

sowohl die Wirkungsfaktoren als auch deren Gewichtungen deutlich verändert wurden.<br />

48 Die diskussionswürdigen Wirkungsfaktoren für die Innere Sicherheit „Anteil<br />

der Beschäftigung im Agrarsektor“ und „Mitglieder in Sportvereinen“ erklärten zusammen<br />

im Jahr 2001 die Hälfte dieser Zielgröße. Seit der Studie des Jahres 2003<br />

wird die Mitgliedschaft in Sportvereinen aber nicht mehr aufgeführt, der Einfluss der<br />

Beschäftigung im Agrarsektor hat nur noch ein kleines Gewicht von knapp 6 %.<br />

Auch floss in der Studie des Jahres 2003 z. B. der Wirkungsfaktor „Geburtenüberschuss“<br />

in die Zielgröße „Innere Sicherheit“ mit einem Gewicht von 28,9 % ein, während<br />

er 2007 keine Berücksichtigung mehr findet.<br />

Des Weiteren lässt sich schwer nachvollziehen, dass in den abgetragenen Wirkungsfaktoren<br />

neben Strukturmerkmalen insbesondere Aktivitäten der Landesregierungen<br />

zum Ausdruck kommen sollen. Auf stark gewichtete Faktoren wie „Ehescheidungen<br />

je Ehen“ und „Alleinerziehende“ im Bereich der Zielgröße Transferempfänger<br />

z. B. scheint der politische Einfluss doch eher gering.<br />

Darüber hinaus ist z. B. die mit dem Ranking 2007 eingeführte Größe Autobahnkilometer<br />

kein räumlich vergleichbarer Indikator. Die Autoren bemerken zwar, dass<br />

Fläche und Einwohnerzahl in diesem Indikator berücksichtigt worden seien – wie<br />

dies geschehen ist, wird allerdings nicht beschrieben.<br />

Die Zielgrößenbereiche sind zwar unverändert geblieben - aufgrund der Hartz-IV-<br />

Reformen wurden aber die Zielgrößen im Bereich Sicherheit anders definiert. Da die<br />

aktuelle Definition nun auch die ehemaligen Arbeitslosenhilfeempfänger beinhaltet,<br />

liegen die neuen Werte über den alten. Die Stadtstaaten sind von der Umstellung<br />

relativ wenig betroffen, da sie zuvor verhältnismäßig viele arbeitsfähige Sozialhilfeund<br />

wenig Arbeitslosenhilfeempfänger aufwiesen – anders die ostdeutschen Länder.<br />

Trotz des Nachteils ist allerdings gerade der Bereich Sicherheit derjenige, in<br />

dem die ostdeutschen Länder relativ gut abschneiden.<br />

Die für die Wirkungsfaktoren ermittelten Werte werden mittels linearen Punktvergabeverfahrens<br />

zunächst in Punktwerte transformiert. In Abhängigkeit vom erreichten<br />

Niveau werden den Ländern Punktzahlen zwischen 1 (niedrigster Wert) und maximal<br />

10 (höchster Wert) vergeben. Anschließend werden über die betrachteten<br />

Zeiträume Durchschnitte gebildet, diese mit dem jeweiligen spezifischen Gewicht<br />

aus der ökonometrischen Schätzung bewertet und schließlich zum Aktivitätsniveau<br />

der betreffenden Zielgröße aggregiert.<br />

48 Derartige Veränderungen führten im Aktivitätsbereich bei einigen Ländern dazu, dass sich rückwirkend zum Teil deutliche<br />

Platzverschiebungen ergeben haben. So belegt Hamburg z. B. im Aktivitätsbereich Einkommen im Ranking 2003 noch<br />

den 1. Platz. Nachträglich wurde es im Ranking 2005 allerdings auf den 3. Platz zurückgestuft, während sich Bayern auf<br />

den 1. Platz verbessern konnte. In der Folge sind daher die in Tabelle 13 genannten Rangfolgen im Aktivitätsbereich<br />

nicht konsistent.<br />

33


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

Beim letzten Aggregationsschritt zu den 3 Zielgrößenbereichen werden die beiden<br />

eingehenden Zielgrößen im Verhältnis 1 : 1 gewichtet und addiert. Der Durchschnitt<br />

der beiden Punktwerte für die beiden einfließenden Zielgrößen bildet somit den<br />

Punktwert für den Zielgrößenbereich.<br />

Im Vergleich zu den Berechnungen im Aktivitätsbereich ist die Messung des Erfolgs<br />

einfach gehalten. Die für die sechs Zielgrößen empirisch ermittelten Werte werden<br />

lediglich analog zum Aktivitätsbereich transformiert, ebenfalls im Verhältnis 1 : 1<br />

gewichtet und addiert.<br />

Bei der Betrachtung der Ergebnisse im Erfolgsranking von 2007 wird deutlich, dass<br />

z. B. ein relativ kleiner Punktunterschied zwischen Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen<br />

und Sachsen von 0,01 bzw. knapp 0,25 % im Bereich Einkommen dazu<br />

führt, dass diese Länder auf die Ränge 8, 9 und 10 eingestuft werden. Auch im Aktivitätsbereich<br />

ist für die Zielgrößen Einkommen und Sicherheit feststellbar, dass relativ<br />

geringe Punkt- zu starken Rangunterschieden führen können – dies vor dem Hintergrund,<br />

dass bereits durch die Normierung der Wirkungsfaktoren die Unterschiede<br />

zwischen den Ländern tendenziell vergrößert werden und dass die Indikatoren sowie<br />

ihre Gewichtungen von Untersuchung zu Untersuchung stark variieren. Die folgenden<br />

beiden Abbildungen bereiten die Tabelle 12 grafisch auf, um die (relativ geringen)<br />

Punktunterschiede deutlich zu machen:<br />

Abbildung 4: Punktzahlen im Aktivitätsbereich Einkommen im Ranking der Bertelsmann-Stiftung von 2007<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Mecklenburg-<br />

Thüringen<br />

Brandenburg<br />

Sachsen<br />

Berlin<br />

Bremen<br />

Hamburg<br />

Saarland<br />

Niedersachsen<br />

Deutschland<br />

Schlesw ig-Holstein<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Nordrhein-<br />

<strong>Hessen</strong><br />

Bay ern<br />

Baden-Württemberg<br />

3,53<br />

3,68<br />

3,9<br />

3,93<br />

4,75<br />

4,82<br />

5,48<br />

5,61<br />

5,91<br />

5,92<br />

6<br />

6,07<br />

6,08<br />

6,24<br />

6,34<br />

6,43<br />

6,44<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

Punktzahl<br />

Quelle: Bertelsmann Stiftung (2007).<br />

34


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

Abbildung 5: Punktzahlen im Aktivitätsbereich Sicherheit im Ranking der Bertelsmann-Stiftung von 2007<br />

Berlin<br />

Bremen<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Sachsen<br />

Mecklenburg-<br />

Saarland<br />

Thüringen<br />

Brandenburg<br />

Schlesw ig-Holstein<br />

Hamburg<br />

Deutschland<br />

Rheinland-Pfalz<br />

<strong>Hessen</strong><br />

Niedersachsen<br />

Baden-Württemberg<br />

Bay ern<br />

3,71<br />

4,72<br />

4,99<br />

5,03<br />

5,07<br />

5,2<br />

5,23<br />

5,28<br />

5,28<br />

5,35<br />

5,49<br />

5,58<br />

5,67<br />

5,74<br />

5,8<br />

6,4<br />

6,44<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

Punktzahl<br />

Quelle: Bertelsmann Stiftung (2007).<br />

Die Studie von 2007 enthält neben den bereits betrachteten Ergebnissen für die<br />

Zielgrößenbereiche zusätzlich eine Clusterung bzw. Zuordnung der Bundesländer<br />

zu verschiedenen Ampelphasen. Durch dieses rein statistische Vorgehen wird die<br />

Bewertung zwar zusammengefasst, Detailinformationen zu den Ländern gehen allerdings<br />

– wie bei der früher durchgeführten Aggregation zu Erfolgs- und Aktivitätsindex<br />

– verloren.<br />

Auch in den Ergebnissen der Bertelsmann-Stiftung wird über die Jahre häufig ersichtlich,<br />

dass hohe Aktivitäten nicht zu einem entsprechenden Erfolg führen müssen.<br />

Im Ranking des Jahres 2007 wurde dies am Beispiel Hamburg im Sicherheitsbereich<br />

deutlich. Die Autoren führen dies u.a. darauf zurück, dass sich z. B. ein leistungsorientiertes<br />

und weltoffenes Klima kaum in Zahlen auszudrücken lässt bzw.<br />

objektiv messbar ist. Weil der Aktivitätsbereich nicht sämtliche Erfolgsfaktoren fassen<br />

kann, sind nach Auffassung der Autoren gewisse Differenzen zwischen Aktivitäten<br />

und Erfolgen nicht zu vermeiden.<br />

Aufgrund der dargestellten Probleme muss daher auch bei diesem Ranking hinterfragt<br />

werden, ob die Ergebnisse auf realen Begebenheiten bzw. Änderungen beruhen<br />

oder ob sie lediglich Folge der Methodik und Datengrundlage sind.<br />

35


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

4 Bundesländerranking des Berlin-Instituts<br />

Bei der Studie des Berlin-Instituts handelt es sich um ein Ranking, das weniger auf<br />

den gängigen marktwirtschaftlichen Kennziffern beruht, sondern in der die Attraktivität<br />

und das zu erwartende Wachstum einer Region abhängig gemacht werden vom<br />

Vorhandensein einer „Kreativen Klasse“. Damit basiert die Studie auf der Theorie<br />

wirtschaftlichen Wachstums, wie sie in dem Buch „The Rise of the Creative Class“<br />

von Richard Florida entwickelt worden ist. Die zentrale Aussage dieser Theorie lautet:<br />

„Human creativity is the ultimate economic resource. The ability to come up with<br />

new ideas and better ways of doing things is ultimately what raises productivity and<br />

thus living standards.” 49 Nach Richard Florida sind die Schlüsselelemente des globalen<br />

Wettbewerbs nicht mehr der Handel mit Gütern und Dienstleistungen oder<br />

Kapitalströme. Im Mittelpunkt steht vielmehr der Wettbewerb um kreative Menschen.<br />

Die Theorie geht davon aus, „dass die wirtschaftlich stärksten Länder der Zukunft<br />

nicht Indien oder China sein werden, die durch kostengünstige industrielle Fertigung<br />

oder die Produktion einfacher Dienstleistungen an die globale Spitze treten. Ganz<br />

vorne stehen werden vielmehr diejenigen Staaten und – innerhalb dieser Staaten –<br />

diejenigen Regionen, denen es am besten gelingt, die kreativen Fähigkeiten ihrer<br />

Menschen zu mobilisieren und kreative Talente von überall her auf der Welt anzuziehen.“<br />

50<br />

Die Theorie Floridas besagt, dass wirtschaftliche Entwicklung auf drei Komponenten,<br />

den so genannten „3 T’s“ beruht: Technologie, Talente und Toleranz. Damit<br />

werden eher traditionelle Ansätze, die zur Bestimmung des Wirtschaftswachstums<br />

sehr stark auf unternehmerische Faktoren und Technologie aufbauen um weitere<br />

Faktoren ergänzt. Florida betont, dass Technologie als eines der T’s wichtig, aber<br />

als alleiniger Faktor unvollständig sei.<br />

Talente sind das zweite T. Hiermit werden Erkenntnisse der Humankapitaltheorie<br />

aufgenommen, wonach sich die Ausbildung der Mitarbeiter auf die Produktivität von<br />

Unternehmen auswirkt. Florida ergänzt diesen grundlegenden Zusammenhang um<br />

die Messung der so genannten „kreativen Klasse“. Der von ihm formulierte europäische<br />

Kreative-Klasse-Index umfasst Wissenschaftler, Ingenieure, Künstler, Musiker,<br />

Architekten, Manager, Akademiker und andere, zu deren Berufen kreative und konzeptionelle<br />

Aufgaben gehören.<br />

Toleranz ist das dritte T. Florida beschreibt den Zusammenhang folgendermaßen:<br />

„Je toleranter und offener eine Nation oder Region ist, desto mehr Talente kann sie<br />

mobilisieren oder anziehen. Dies ist heute eine entscheidende Dimension wirtschaftlicher<br />

Wettbewerbsfähigkeit – jedoch eine, die in den gängigen ökonomischen Mo-<br />

49 Florida, 2002, S. xiii<br />

50 Florida/Tinagli, 2006, S. 21.<br />

36


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

dellen leider so gut wie überhaupt nicht auftaucht.“ 51 Florida fand in seiner Studie<br />

einen engen Zusammenhang zwischen Offenheit für Homosexuelle, Bohemiens und<br />

Einwanderer einerseits und der Fähigkeit von Regionen sich zu erneuern, Hochtechnologie-Industrien<br />

hervorzubringen und Wirtschaftswachstum zu generieren. Er<br />

geht dabei nicht davon aus, dass Einwanderer, Homosexuelle oder Künstler das<br />

Wirtschaftswachstum direkt verursachen, sondern vielmehr für eine offene Kultur<br />

sorgen, die der Kreativität förderlich ist.<br />

Erst das Zusammenspiel von Technologie, Talent und Toleranz kann nach Florida<br />

den wirtschaftlichen Erfolg und die Zukunftsfähigkeit einer Region erklären. Er selbst<br />

hat für die „3 T’s“ Indizes gebildet und empirische Studien für die USA und Europa<br />

vorgenommen. 52 Nach Auswertung der Daten findet er einen positiven signifikanten<br />

Zusammenhang zwischen der regionalen Konzentration einer kreativen Klasse und<br />

verschiedenen wirtschaftlichen Indikatoren wie der Anzahl der Patente, High-Tech-<br />

Industrien und Beschäftigten. 53 Dabei stellt sich der wirtschaftliche Erfolg nicht aufgrund<br />

traditioneller Faktoren wie Steuervergünstigungen, Verfügbarkeit natürlicher<br />

Ressourcen oder einer guten Verkehrsanbindung ein, sondern weil kreative Talente<br />

dort leben. Für Europa stellt er in einer Trendanalyse fest, „dass sich das Epizentrum<br />

der europäischen Wettbewerbsfähigkeit geografisch verschiebt: weg von den<br />

traditionellen Vormächten wie Frankreich, Deutschland und Großbritannien, hin zu<br />

einem Cluster skandinavischer und nordwest-europäischer Länder.“ 54 In seinen Argumentationen<br />

geht Florida so weit, konventionelle regionale Entwicklungstheorien<br />

auf den Kopf zu stellen. Zukünftig gingen kreative Kräfte nicht unbedingt dorthin, wo<br />

traditionelle Standortfaktoren dominieren wie bspw. Sportangebote, Einkaufsmöglichkeiten<br />

oder touristische Attraktivitäten. Für die kreative Klasse zählten vielmehr<br />

freie Entfaltungsmöglichkeiten, Offenheit und vor allem die Möglichkeit, ihre Identität<br />

als Kreative auszuleben. 55 In der Konsequenz folgen die Kreativen theoriegemäß<br />

nicht den Jobs, wie dies für viele klassische Industriebereiche gilt, sondern die Unternehmen<br />

gehen dorthin, wo Kreative leben oder werden von diesen an kreativen<br />

Zentren gegründet.<br />

51 Florida/Tinagli, 2006, S. 21.<br />

52 Vgl. Florida, 2002, S. 249ff. sowie Florida/Tinagli, 2006, S. 22ff.<br />

53 Vgl. Florida, 2002, S. 243f. sowie Florida/Tinagli, 2006, S. 32.<br />

54 Florida/Tinagli, 2006, S. 37.<br />

55 Vgl. Florida, 2002, S. 218.<br />

37


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

4.1 Ergebnisse des Rankings<br />

Mit der Studie des Berlin-Instituts liegen für die Theorie Floridas erstmals Ergebnisse<br />

für Deutschland auf Bundesländerebene vor. 56 Dabei lehnt sich das Berlin-Institut<br />

eng an die Argumentation und Vorgehensweise bei Florida an. Es werden drei Indizes<br />

– Talent-, Technologie- und Toleranz-Index – aus jeweils unterschiedlichen<br />

Einzelindikatoren gebildet.<br />

Tabelle 18: Der TTT-Index für Deutschland<br />

Indikator<br />

Talent-Index<br />

• Anteil von Personen mit Hochschulabschluss an der Bevölkerung zwischen 20<br />

und 59 Jahren<br />

• Anteil der Kreativen Klasse an allen Erwerbstätigen<br />

• Anteil des hochkreativen Kerns an allen Erwerbstätigen<br />

Technologie-Index<br />

• Ausgaben für Forschung und Entwicklung (durch Bund, Land und<br />

Unternehmen) als Anteil am Bruttoinlandsprodukt<br />

• Zahl der Patentanmeldungen je 100.000 Einwohner<br />

• Zahl der Hochtechnologie-Patentanmeldungen (Biotechnologie, Elektronik,<br />

Pharmazie, Fahrzeugbau) je 100.000 Einwohner<br />

Toleranz-Index • Wähleranteil rechtsextremer Parteien bei der Bundestagswahl 2005<br />

• Ausländeranteil an der Bevölkerung<br />

• Anteil der Zustimmung zu fremdenfeindlichen Aussagen in der Bevölkerung<br />

• Bohemien-Index (Anteil künstlerisch tätiger Personen an allen Erwerbstätigen)<br />

Quelle: Berlin-Institut 2007.<br />

Das Ziel der Untersuchung besteht darin, diese Indizes für alle Bundesländer zu bilden<br />

und die Zusammenhänge mit Wirtschaftswachstum, Bevölkerungswachstum<br />

und Arbeitsplatzentwicklung zu untersuchen.<br />

Im Gesamtergebnis steht an erster Stelle des Bundesländerrankings die Bundeshauptstadt<br />

Berlin, die insbesondere beim Talent-Index sowie beim Toleranz-Index<br />

die höchsten Werte ausweist (vgl. Tabelle 19). Aufgrund vieler Hochschulen und<br />

Forschungseinrichtungen sowie zahlreicher politischer Institutionen ist der Anteil der<br />

Hochschulabsolventen an der Bevölkerung sehr hoch. Die Stadt weist zudem relativ<br />

hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf. Geprägt wird Berlin darüber<br />

hinaus durch einen hohen Ausländeranteil, eine geringe Fremdenfeindlichkeit sowie<br />

einer hohen Zahl an Musikern, Künstlern und anderen Bohemiens.<br />

<strong>Hessen</strong> liegt auf dem fünften Platz des Gesamt-Rankings. Das Bundesland hat den<br />

höchsten Anteil der Beschäftigten in der Kreativen Klasse. Der Anteil Hochkreativer<br />

ist jedoch deutlich geringer. Dies resultiert aus der enormen Bedeutung des Finanzund<br />

Dienstleistungssektors in der Rhein-Main-Region, dessen Beschäftigte fast alle<br />

56 Auf der Ebene von Kreisen und Kreistypen gibt es eine Untersuchung von Fritsch und Stützer, vgl. Fritsch/Stützer, 2007.<br />

38


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

der Kreativen Klasse zugeordnet werden. Nur ein geringer Teil davon gehört hingegen<br />

zu den Hochkreativen, wo <strong>Hessen</strong> „nur“ auf dem vierten Platz steht. Insgesamt<br />

erreicht <strong>Hessen</strong> beim Talent-Index den dritten Rang.<br />

Ebenfalls auf dem dritten Rang liegt <strong>Hessen</strong> beim Technologie-Index. Das erstplatzierte<br />

Bundesland Baden-Württemberg hat hier einen deutlichen Punktvorsprung,<br />

was der guten Performance vor allem im Bereich der angemeldeten Patente geschuldet<br />

ist. Da Patente hauptsächlich im Bereich des verarbeitenden Gewerbes<br />

(Fahrzeuge, Maschinenelemente, elektrische Bauteile etc.) angemeldet werden, erzielen<br />

Länder mit entsprechender Wirtschaftsstruktur einen Vorsprung.<br />

Beim Toleranz-Index erreicht <strong>Hessen</strong> insgesamt den fünften Rang. Die Platzierung<br />

bei den einzelnen Indikatoren des Toleranz-Index ist unterschiedlich: Mit einem relativ<br />

hohen Ausländeranteil liegt <strong>Hessen</strong> hinter den Stadtstaaten und Baden-<br />

Württemberg auf Platz fünf. Bei den Fragen nach rechtsextremen Wählern und der<br />

Fremdenfeindlichkeit fällt <strong>Hessen</strong> auf die Plätze 7 und 8 ab. Relativ stark ausgeprägt<br />

ist der Anteil der künstlerisch tätigen Personen (Bohemiens) in <strong>Hessen</strong>. Auf<br />

den Spitzenplätzen liegen zwar die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen,<br />

<strong>Hessen</strong> folgt jedoch hinter Bayern auf Rang fünf.<br />

Tabelle 19: TTT-Index 2005 für die Bundesländer<br />

Rang<br />

Hochqualifizierte<br />

Kreative Klasse<br />

Hochkreative<br />

Talent-Index<br />

FuE Ausgaben<br />

Patente insg.<br />

Hochtechnologiepatente<br />

Technologie-Index<br />

Ausländeranteil<br />

Rechtsextreme Wähler<br />

Fremdenfeindlichkeit<br />

Bohemiens<br />

Toleranz-Index<br />

TTT-Index<br />

1 Berlin 23,9 18,8 15,0 135 4,0 32,4 11,7 97 13,7 2,1 36,9 5,5 184 143<br />

2 Hamburg 19,9 18,9 13,4 122 1,9 40,0 14,8 80 14,2 1,0 37,6 4,6 183 133<br />

3 Baden-Württemberg 14,9 17,6 12,6 105 3,9 112,2 32,8 188 11,9 2,2 45,4 1,3 107 130<br />

4 Bayern 14,2 17,8 11,4 100 2,9 88,3 31,3 157 9,5 2,3 51,4 1,7 101 117<br />

5 <strong>Hessen</strong> 17,6 21,0 12,2 116 2,6 53,8 16,0 101 11,4 2,0 48,4 1,6 110 109<br />

6 Bremen 14,9 15,2 11,1 96 2,7 18,0 6,1 60 12,7 1,5 42,5 2,5 137 101<br />

7 Nordrhein-Westfalen 13,4 18,9 11,0 99 1,8 41,7 9,4 69 10,7 1,1 43,7 1,4 118 97<br />

8 Niedersachsen 12,6 17,3 10,5 93 2,8 40,8 15,2 94 6,7 1,3 48,7 1,0 94 94<br />

9 Rheinland-Pfalz 13,0 17,7 10,8 95 1,8 45,5 9,8 72 7,7 2,4 47,4 1,3 91 86<br />

10 Schleswig-Holstein 13,1 18,2 9,9 94 1,0 28,8 7,8 47 5,4 1,0 41,3 1,2 101 83<br />

11 Saarland 10,5 15,7 10,4 85 1,1 25,2 3,9 38 8,3 1,8 54,2 0,9 90 73<br />

12 Sachsen 14,5 14,2 11,1 93 2,2 28,7 9,4 66 2,8 5,3 59,4 1,1 35 62<br />

13 Brandenburg 13,5 14,7 9,2 86 1,2 16,8 4,9 37 2,6 3,2 58,2 1,0 57 60<br />

14 Thüringen 12,8 13,3 9,8 84 1,8 28,3 6,2 54 2,0 4,4 61,1 0,8 37 56<br />

15 Sachsen-Anhalt 10,6 13,5 9,1 77 1,1 12,2 3,6 30 1,9 2,8 60,1 0,8 55 54<br />

16 Mecklenburg-Vorpommern 11,7 13,2 8,1 76 1,4 11,5 3,7 33 2,3 3,5 63,7 1,0 50 53<br />

Quelle: Berlin-Institut, 2007.<br />

39


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

In der Studie des Berlin-Instituts wird neben dem Ist-Zustand für 2005 auch der<br />

Trend für den TTT-Index seit 2000 analysiert. Im Fokus steht hierbei ausschließlich<br />

die Dynamik der Veränderung unabhängig vom erreichten Niveau der einzelnen<br />

Bundesländer. Zu den sich positiv entwickelnden Bundesländern gehören Bremen,<br />

Mecklenburg-Vorpommern sowie Hamburg. Einige der ostdeutschen Bundesländer,<br />

die beim TTT-Index die unteren Plätze besetzten, weisen in der dynamischen Betrachtung<br />

aufgrund niedriger Basiswerte nun überdurchschnittliche Steigerungsraten<br />

auf. So erreicht beispielsweise Mecklenburg-Vorpommern bei den Indikatoren Kreative<br />

Klasse, FuE-Ausgaben und Ausländeranteil im Ranking Spitzenwerte auf. Auch<br />

Sachsen hat in der Entwicklung seit 2000 extrem starke Aufholprozesse in den Bereichen<br />

Hochkreative und Hochtechnologiepatente vollzogen.<br />

<strong>Hessen</strong> büßt in der Trendanalyse einige Plätze ein und liegt insgesamt auf Rang elf.<br />

Vergleichsweise schwach entwickelt hat sich das Bundesland zwischen 2000 und<br />

2005 in den Bereichen Ausländeranteil (Rang 14), Hochtechnologiepatente (Rang<br />

13), Hochkreative (Rang 13), Bohemiens (Rang 13), Patente (Rang 12) und der<br />

Kreativen Klasse (Rang 11). Teilweise ist dies auf das bereits erreichte hohe Niveau<br />

der Indikatorausprägungen zurückzuführen. So lässt sich unter Berücksichtung der<br />

dienstleistungsgeprägten Wirtschaftsstruktur in <strong>Hessen</strong> die bereits sehr gute Platzierung<br />

bei den Patentanmeldungen nur schwer verbessern. Ähnliches gilt für den Anteil<br />

der Kreativen Klasse, der in <strong>Hessen</strong> so groß ist wie in keinem anderen Bundesland.<br />

Eine Dynamik wie sie für die ostdeutschen Bundesländer als Nachholeffekt zu<br />

beobachten ist, kann ausgehend von der Spitzenposition nicht erreicht werden.<br />

Auch für den Ausländeranteil gilt, dass <strong>Hessen</strong> hinter Baden-Württemberg bereits<br />

auf Platz zwei der Flächenländer steht. Im Gegensatz dazu führen vor allem bei den<br />

ostdeutschen Bundesländern bereits geringe Steigerungen des sehr niedrigen Ausgangswertes<br />

zu hohen Ergebnissen im Dynamikranking.<br />

40


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

Tabelle 20: TTT-Trend-Index 2000 bis 2005 für die Bundesländer<br />

Rang<br />

Hochqualifizierte<br />

Kreative Klasse<br />

Hochkreative<br />

FuE Ausgaben<br />

Patente insg.<br />

Hochtechnologiepatente<br />

Ausländeranteil<br />

Rechtsextreme Wähler<br />

Bohemiens<br />

TTT-Trend-Index<br />

1 Bremen 122,0 96,4 121,5 128,3 125,0 169,4 106,9 144,4 193,5 134<br />

2 Mecklenburg-Vorpommern 117,0 121,1 113,3 139,2 109,5 168,2 122,0 118,6 182,2 132<br />

3 Hamburg 111,6 108,7 117,7 105,1 138,9 185,0 93,1 164,3 124,5 128<br />

4 Sachsen 107,8 104,5 122,5 93,6 126,4 235,0 116,4 107,0 133,1 127<br />

5 Baden-Württemberg 107,7 104,6 113,1 101,9 122,0 135,5 97,6 154,2 119,9 117<br />

6 Thüringen 103,0 107,0 103,2 114,7 132,2 144,2 116,6 102,2 124,1 116<br />

7 Berlin 117,5 107,1 114,2 110,8 93,9 90,7 107,0 157,1 145,9 116<br />

8 Bayern 105,5 111,8 109,8 103,3 113,9 121,8 102,2 130,3 123,7 114<br />

9 Niedersachsen 111,1 105,8 110,3 124,9 106,8 116,0 100,6 118,8 121,7 113<br />

10 Brandenburg 106,2 112,9 102,1 79,9 105,7 119,5 109,4 138,5 134,8 112<br />

11 <strong>Hessen</strong> 112,0 106,9 106,4 105,8 98,5 109,6 96,3 144,4 119,0 111<br />

12 Rheinland-Pfalz 115,8 108,6 118,9 81,1 100,7 110,1 102,8 122,6 127,3 110<br />

13 Schleswig-Holstein 103,2 103,9 103,2 96,8 100,7 109,9 99,0 147,4 123,9 110<br />

14 Sachsen-Anhalt 98,7 116,2 106,5 90,7 91,7 120,0 112,1 131,7 113,7 109<br />

15 Nordrhein-Westfalen 109,7 110,5 111,7 101,9 94,1 98,9 96,2 145,0 108,0 109<br />

16 Saarland 100,2 98,7 110,3 115,3 92,3 83,0 102,1 125,0 97,2 103<br />

Deutschland 109,3 108,6 111,5 103,8 110,0 122,4 100,1 133,3 123,8 114<br />

Anmerkung: Die Werte für <strong>Hessen</strong> sowie die Spitzenwerte innerhalb der Indikatoren sind fett markiert.<br />

Quelle: Berlin-Institut, 2007, S. 21.<br />

In einer Matrix aus TTT-Index und TTT-Trend-Index werden die Bundesländer in<br />

vier Kategorien aufgeteilt: „Spitzenreiter“, „Nachzügler“, „Zurückbleiber“ und „Absteiger“.<br />

Zu den „Spitzenreitern“ gehören die drei Stadtstaaten Berlin, Hamburg und<br />

Bremen sowie Baden-Württemberg und Bayern. Unter den „Nachzüglern“ befinden<br />

sich mit Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen ausschließlich ostdeutsche<br />

Bundesländer, die von einem wirtschaftlichen Strukturwandel geprägt sind und<br />

ausgehend von teilweise niedrigen Ausgangswerten bei den Indikatoren beachtliche<br />

Steigerungsraten in der Trendanalyse aufweisen. In der Gruppe der „Zurückbleiber“<br />

ist fast die Hälfte aller Bundesländer. Sie werden charakterisiert als „stagnierende<br />

Länder“, deren Werte für den TTT-Index und den Trend-Index unter dem Durchschnitt<br />

liegen. Nach Ansicht der Autoren halten diese Länder „an ihrer traditionellen<br />

Wirtschaft fest – vielleicht, weil sie (…) damit im Moment noch gut leben können.“ 57<br />

<strong>Hessen</strong> gehört hier als einziges Bundesland zu der Kategorie „Absteiger“. Diese Kategorisierung<br />

manifestiert sich durch die überdurchschnittlichen Indexwerte für 2005<br />

bei gleichzeitig unterdurchschnittlicher Entwicklung zwischen 2000 und 2005.<br />

57 Berlin-Institut, 2007, S. 23.<br />

41


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

Abbildung 6: Matrix des TTT-Index und des TTT-Trend-Index<br />

140<br />

TTT-Trend-Index<br />

130<br />

120<br />

110<br />

Thüringen<br />

Brandenburg<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Bremen<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Sachsen<br />

Hamburg<br />

Nachzügler<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Zurückbleiber<br />

Scheswig-Holstein <strong>Hessen</strong><br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Spitzenreiter<br />

Berlin<br />

Bayern<br />

Niedersachsen<br />

Saarland<br />

Baden-Württemberg<br />

Absteiger<br />

100<br />

40 60 80 100 120 140 160<br />

TTT-Index 2005<br />

Quelle: Berlin-Institut, 2007, S. 23.<br />

Abschließend stellt sich die Frage, inwieweit die Ergebnisse Floridas These bestätigen,<br />

dass die Jobs den Menschen folgen und sich in den kreativen Zentren ein<br />

überdurchschnittliches Bevölkerungs-, Beschäftigungs- und Wirtschaftswachstum<br />

bildet. Dieser Zusammenhang wird von Florida in Studien zu den USA bestätigt. Für<br />

die deutschen Bundesländer gilt er hingegen offensichtlich nicht. Der in Abbildung 7<br />

dargestellte Zusammenhang zwischen TTT-Indexwert und Wirtschaftswachstum<br />

zeigt keinen positiven Wirkungszusammenhang: Im Gegenteil: Tendenziell ist das<br />

Wirtschaftswachstum dort am höchsten, wo der TTT-Index am niedrigsten ist. Allein<br />

zwischen TTT-Index und Veränderung der Erwerbstätigenzahl besteht ein leichter<br />

Zusammenhang. Die Autoren führen die fehlende Bestätigung der Thesen Floridas<br />

für die deutschen Bundesländer auf unterschiedliche wirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />

zwischen den USA und Deutschland zurück, wo ein stärkerer Industriegüterbereich,<br />

längerfristige Vertragsbedingungen im Verhältnis Arbeitgeber und Arbeitnehmer,<br />

eine stärkere Förder- und Subventionspolitik sowie die Sonderbedingungen<br />

der deutschen Wiedervereinigung gelten.<br />

42


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

Abbildung 7:<br />

Zusammenhang zwischen TTT-Index-Wert, Wirtschaftswachstum und Beschäftigungswachstum<br />

160<br />

140<br />

Berlin<br />

Baden-Württemberg<br />

160<br />

140<br />

Berlin<br />

Hamburg<br />

120<br />

<strong>Hessen</strong><br />

120<br />

<strong>Hessen</strong><br />

TTT-Index 2005<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Sachsen<br />

TTT-Index 2005<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Sachsen<br />

Saarland<br />

20<br />

20<br />

0<br />

90 95 100 105 110<br />

Veränderung des BIP 2000 bis 2005 in<br />

Prozent (2000=100)<br />

0<br />

92 94 96 98 100 102<br />

Veränderung der Erwerbstätigenzahl 2000 bis<br />

2005 (2000=100)<br />

Quelle: Berlin-Institut, Statistisches Bundesamt, Berechnungen der <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong>.<br />

Beschränkt man die Darstellung auf die alten Bundesländer ergibt sich jeweils ein<br />

positiver, allerdings eher schwacher Zusammenhang. Die Autoren erklären: „Dies<br />

bedeutet jedoch nicht, dass die Theorie des Wirtschaftswachstums auf Basis von<br />

Kreativität in Deutschland nicht gilt – der Osten Deutschlands ist lediglich noch nicht<br />

vollständig in diesem Zeitalter angekommen.“ 58<br />

Nachfolgend wird die Vorgehensweise der Autoren beschrieben und auf einzelne<br />

Aspekte näher eingegangen.<br />

4.2 Methodik und kritische Beurteilung<br />

Für die drei Hauptindizes Talent, Technologie und Toleranz werden jeweils drei<br />

bzw. vier Einzelindikatoren gebildet (siehe Tabelle 21). Die einzelnen Ausprägungen<br />

der Werte für die Bundesländer werden am Gesamtdurchschnitt (Deutschlandwert)<br />

normiert. Die Ergebnisse für die Hauptindizes ergeben sich als Durchschnitt der<br />

Einzelwerte. Auf diese Weise gehen alle Indikatoren mit dem gleichen Gewicht in<br />

die Berechnung der Hauptindizes ein.<br />

58 Berlin-Institut, 2007, S. 27<br />

43


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

Gewichtung<br />

Für die Berechnung des TTT-Index wird jedoch nicht der Durchschnitt aus<br />

den drei Hauptindizes gebildet, sondern es wird der Durchschnittswert der Einzelindikatoren<br />

herangezogen. Dies ist insofern problematisch, als die Anzahl der Einzelindikatoren<br />

nicht bei jedem Hauptindex gleich ist. Während aus den Bereichen Talent<br />

und Technologie jeweils drei Indikatoren in die Gesamtbewertung einfließen,<br />

sind es im Bereich Toleranz vier Einzelindikatoren. Durch die höhere Anzahl an Einzelindikatoren<br />

erhält der Bereich Toleranz eine insgesamt größere Bedeutung. Dies<br />

wird in der Studie jedoch nicht offen gelegt.<br />

Eine Korrektur dieser ungleichen Gewichtung der Indizes würde bedeuten, dass die<br />

Reihenfolge des Rankings sich leicht verändert. In der nachfolgenden Tabelle wird<br />

die Platzierung der Bundesländer nach unterschiedlichen Gewichtungsmodalitäten<br />

dargestellt (Sensitivitätsanalyse). Neben den Ergebnissen des Berlin-Instituts ist die<br />

Rangordnung abgebildet, wenn der Gesamtindikator aus dem Durchschnitt der drei<br />

Hauptindizes gebildet wird. Eine solche Korrektur würde bewirken, dass Hamburg<br />

von Platz zwei auf Platz drei fällt und Baden-Württemberg von Platz drei eine Position<br />

aufsteigt. Das restliche Ranking bleibt zwar konstant, für die Positionierung von<br />

Hamburg und Baden-Württemberg ist die unterschiedliche Gewichtung jedoch entscheidend.<br />

Eine andere Möglichkeit des Ausgleichs der unterschiedlich starken Gewichtung<br />

stellt das Weglassen eines Einzelindikators innerhalb des Toleranz-Index dar, so<br />

dass ebenfalls nur drei Einzelindikatoren in die Gesamtgewichtung einfließen. Den<br />

größten Effekt auf die ersten Ränge hat das Weglassen des Bohemien-Index. Dadurch<br />

verliert Berlin seinen ersten Platz zugunsten von Baden-Württemberg und<br />

Hamburg rutscht auf Platz vier. Der Bohemien-Index spielt folglich eine wichtige Rolle<br />

für das sehr gute Abschneiden von Berlin. Auch die anderen vorderen Platzierungen<br />

(bis Rang 9) werden durch das Weglassen des Bohemien-Index verändert.<br />

Wird hingegen der Einzelindikator „Zustimmung zu fremdenfeindlichen Aussagen“<br />

aus der Gesamtbewertung gestrichen mit der Begründung, dass hier in der inhaltlichen<br />

Aussage eine Ähnlichkeit zu dem Indikator „Stimmenanteil rechtsextremer Parteien<br />

bei der Bundestagswahl“ besteht, verändert sich an der Rangfolge der Bundesländer<br />

nichts.<br />

Für <strong>Hessen</strong>, das in der ursprünglichen Rangfolge des Berlin-Instituts an Platz fünf<br />

des TTT-Index rangiert, ändert sich auch in der durchgeführten Sensitivitätsanalyse<br />

nichts. Auch bei den weiter unten platzierten Ländern (ab Platz 9) ist bei einer abweichenden<br />

Gewichtung keine Veränderung festzustellen.<br />

An den Verschiebungen insbesondere der ersten Ränge wird jedoch deutlich, welchen<br />

Einfluss die Gewichtung von Einzelindikatoren innerhalb eines zusammenge-<br />

44


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

setzten Gesamtindikators haben kann. Aus diesem Grund sollte eine Ranking-<br />

Studie immer einen expliziten Hinweis auf die methodische Vorgehensweise bei der<br />

Gewichtung enthalten. 59<br />

Tabelle 21: Der TTT-Index für Deutschland nach unterschiedlichen Gewichtungen<br />

Rangordnung<br />

Durchschnitt aus 10 Einzelindikatoren<br />

(Berlin-Institut)<br />

Durchschnitt aus drei Hauptindizes<br />

Durchschnitt aus 9 Einzelindikatoren<br />

(unter Wegfall des<br />

Bohemien-Index)<br />

Berlin 1 1 2<br />

Hamburg 2 3 4<br />

Baden-Württemberg 3 2 1<br />

Bayern 4 4 3<br />

<strong>Hessen</strong> 5 5 5<br />

Bremen 6 6 8<br />

Nordrhein-Westfalen 7 7 6<br />

Niedersachsen 8 8 7<br />

Rheinland-Pfalz 9 9 9<br />

Schleswig-Holstein 10 10 10<br />

Saarland 11 11 11<br />

Sachsen 12 12 12<br />

Brandenburg 13 13 13<br />

Thüringen 14 14 14<br />

Sachsen-Anhalt 15 15 15<br />

Mecklenburg-Vorpommern 16 16 16<br />

Quelle: Berlin-Institut 2007, Berechnungen der <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong>.<br />

Definition „Kreative Klasse“<br />

Während die Ausweisung von Ausbildungsstrukturen oder Beschäftigten nach<br />

Wirtschaftszweigen zu den eher geläufigen Auswertungsschemata gehört, ist die<br />

Definition einer so genannten „Kreativen Klasse“ neu. Entscheidend ist somit die<br />

Zuordnung der Berufe in diese Kategorie. Nach Florida gehören dazu sowohl Wissenschaftler,<br />

Ingenieure, Professoren, Dichter und Schriftsteller, Künstler, Schauspieler,<br />

Designer und Architekten („creative core“) als auch kreativ arbeitende Gruppen,<br />

die in wissensintensiven Branchen wie High-Tech-Industrien, Finanzsektor,<br />

Gesundheitssystem und Unternehmenswirtschaft („creative professionals“) beschäftigt<br />

sind. 60 Somit ergibt sich ein relativ breites Berufsfeld. In der tieferen Disaggregation<br />

können hierunter auch weniger kreative Berufe fallen. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen,<br />

dass hinter einer Berufsbezeichnung unterschiedliche Tätigkeiten zusammengefasst<br />

sind, die mehr oder weniger kreativ sein können. Das Berlin-Institut<br />

hat sich in der Abgrenzung der kreativen Berufe eng an die Vorlage Floridas gehal-<br />

59 Vgl. Nardo/Saisana et al, 2005, S. 64f.<br />

60 Vgl. Florida, 2002, S. 328.<br />

45


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

ten. Allerdings zählen dazu auch Berufe, deren kreativer Inhalt in Frage gestellt<br />

werden kann. So fallen beispielsweise in die Gruppe des „hochkreativen Kerns“ Berufe<br />

wie Archivare, Dolmetscher, Bibliothekare und Statistiker. Zu den „kreativen Berufen“<br />

zählen unter anderem Berufe wie Wahlbeamte, Rechtspfleger und –vertreter<br />

sowie Ordensbrüder und –schwestern (vgl. Tabelle 22). Diese Beispiele verdeutlichen<br />

die mit dem theoretischen Ansatz verbundene Schwierigkeit, Kreativität durch<br />

entsprechende Indikatoren zu operationalisieren und zu quantifizieren. Wie lässt<br />

sich eine kreative oder gar hochkreative Tätigkeit genau definieren und sind die in<br />

den ausgewählten Berufen arbeitenden Menschen tatsächlich kreativ?<br />

Tabelle 22: Zuordnung der Berufe zur Kreativen Klasse<br />

Hochkreativer Kern<br />

Kreative Berufe<br />

Berufe<br />

Ingenieure, Architekten, Raumplaner, Chemiker, Physiker, Mathematiker, Datenverarbeitungsfachleute,<br />

Informatiker, Software-Entwickler, Datenverarbeitungsorganisatoren, Publizisten,<br />

Dolmetscher, Übersetzer, Bibliothekare, Archivare, Museumsfachleute, Musiker, Darstellende<br />

Künstler, Sänger, Bildende Künstler, Künstlerische und zugeordnete Berufe der Bühnen-, Bild- und<br />

Tontechnik, Raum- und Schaufenstergestalter, Fotografen, Kameraleute, Artisten, Berufssportler,<br />

künstlerische Hilfsberufe, Schilder- und Lichtreklamehersteller, Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte,<br />

Apotheker, Lehrer, Hochschullehrer, Wissenschaftler, Wirtschaftswissenschaftler, Geisteswissenschaftler,<br />

Naturwissenschaftler, Sozialwissenschaftler, Erziehungswissenschaftler, Psychologen,<br />

Statistiker. Marktforscher<br />

Techniker, Chemielaboranten, technische Zeichner, Bauzeichner, Kartografen, Bankfachleute,<br />

Bausparkassenfachleute, Versicherungsfachleute, Unternehmer, Geschäftsführer, Geschäftsbereichsleiter,<br />

Direktionsassistenten, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Marketing- und Absatzfachleute,<br />

Organisatoren, Controller, Unternehmensberater, Abgeordnete, Minister, Wahlbeamte,<br />

Verwaltungsfachleute, Datenverarbeitungs- und Vertriebsfachleute, Rechenzentrums- und Datenverarbeitungs-Benutzerservice-Fachleute,<br />

Industriekaufleute, technische Kaufleute, Betriebswirte,<br />

Rechtsanwalts- und Notargehilfen, Richter, Staats- und Amtsanwälte, Rechtspfleger, Rechtsvertreter,<br />

Rechtsberater, Heilpraktiker, Diätassistenten, Ernährungsfachleute, Medizinischtechnische<br />

Assistenten, Pharmazeutisch-technische Assistenten, Therapeutische berufe,<br />

Sozialarbeiter, Sozialpädagogen, Geistliche, Seelsorge- und Kulturhelfer, Ordensbrüder und -<br />

schwestern<br />

Quelle: Berlin-Institut 2007.<br />

Zudem gibt es verschiedene Interpretationen des Begriffs Kreativität. So wird durch<br />

die Reihenfolge des Talent-Index-Rankings eine unterschiedliche Bedeutung des<br />

Begriffs assoziiert, je nachdem ob Berlin oder <strong>Hessen</strong> an der Spitze des Rankings<br />

stehen. <strong>Hessen</strong> hat bedingt durch die enorme Bedeutung des Finanz- und Dienstleistungssektors<br />

in der Rhein-Main-Region einen hohen Anteil der Beschäftigten in<br />

der Kreativen Klasse. Dadurch erreicht es in der Betrachtung der Wirtschaftsregionen<br />

61 beim Talent-Index den ersten Rang. In der Betrachtung von Stadtstaaten und<br />

61 In einer Auswertung des Berlin-Instituts werden die Stadtstaaten den zugehörigen Bundesländern zugeordnet, um die<br />

ungleichgewichtige Nebeneinaderstellung von Stadtstaaten und Flächenstaaten zu berücksichtigen. Vgl. Berlin-Institut,<br />

2007, S. 20.<br />

46


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

Flächenländern erreichen hingegen Berlin und Hamburg die Spitzenplätze, wo mehr<br />

Hochkreative und Bohemiens leben.<br />

Die starken Überschneidungen zwischen der von Florida definierten „Kreativen<br />

Klasse“ und den Hochqualifizierten, also den Personen mit Hochschulabschluss,<br />

deuten ferner für Kritiker darauf hin, dass Floridas Idee der Hervorhebung einer<br />

„Kreativen Klasse“ nicht wirklich innovativ ist, sondern weitgehend der klassischen<br />

regionalen Entwicklungstheorie entspricht, wonach Regionen mit einem hohen Anteil<br />

an gut Ausgebildeten auch ein höheres wirtschaftliches Wachstum aufweisen. 62<br />

Zusammenhang zwischen den Indikatoren<br />

Das Berlin-Institut konstatiert einen Zusammenhang zwischen der Größe der<br />

Kreativen Klasse und den Patentanmeldungen je 100.000 Einwohner: „Je größer die<br />

Kreative Klasse in einem Bundesland, umso höher ist tendenziell auch die technologische<br />

Innovation (…)“. 63 Allein aus der grafischen Darstellung beider Größen<br />

lässt sich jedoch kein kausaler Zusammenhang ableiten. Eine Korrelation zwischen<br />

den Größen beschreibt noch keine Ursache-Wirkungs-Beziehung. Das heißt, auch<br />

wenn ein statistischer Zusammenhang besteht, ist noch nicht gesagt, ob eine Größe<br />

die andere kausal beeinflusst, ob beide von einer dritten Größe kausal abhängen<br />

oder ob sich überhaupt ein Kausalzusammenhang folgern lässt. Inwieweit die Zahl<br />

der Patentanmeldungen von der Größe der Kreativen Klasse und/oder anderen<br />

Größen beeinflusst wird, ist also unklar.<br />

So lässt sich neben dem vom Berlin-Institut abgebildeten Zusammenhang zwischen<br />

Kreativer Klasse und Patentanmeldungen in gleicher Darstellung ein – wenn auch<br />

leicht abgeschwächter – Zusammenhang zwischen dem Anteil der Hochqualifizierten<br />

und der Zahl der Patentanmeldungen erkennen (vgl. Abbildung 8). Somit stellt<br />

sich die Frage, ob nun die Hochqualifizierten oder die Kreative Klasse für eine erhöhte<br />

Anzahl von Patentanmeldungen verantwortlich sind. Um Aussagen zu den<br />

Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen treffen zu können, müsste eine Regressionsanalyse<br />

durchgeführt werden, die in der Studie jedoch fehlt.<br />

62 Vgl. Glaeser, 2004.<br />

63 Berlin-Institut, 2007, S. 15.<br />

47


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

Abbildung 8: Zusammenhang zwischen Kreativer Klasse bzw. Hochqualifizierten und Patentanmeldungen<br />

Anteil der kreativen Klasse an<br />

Bevölkerung zwischen 20 und 59 Jahren<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Berlin<br />

Thüringen<br />

<strong>Hessen</strong><br />

Bayern<br />

0 20 40 60 80 100 120<br />

Patente je 100.000 Einwohner<br />

Baden-W.<br />

Anteil der Hochqualifizierten an<br />

Bevölkerung zwischen 20 und 59 Jahren<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Saarland<br />

Berlin<br />

Hamburg<br />

<strong>Hessen</strong><br />

Bayern<br />

0 20 40 60 80 100 120<br />

Patente je 100.000 Einwohner<br />

Baden-W.<br />

Quelle: Berlin-Institut, <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong>.<br />

Zusammenfassend lässt sich für das Ranking des Berlin-Instituts feststellen, dass<br />

die methodische Bildung des TTT-Index durch die Normierung am gesamtdeutschen<br />

Durchschnitt und die Gleichgewichtung der Einzelindikatoren durch einen relativ<br />

niedrigen Komplexitätsgrad gekennzeichnet ist. Die von den Autoren vorgenommene<br />

besondere Gewichtung des Bereichs Toleranz durch die höhere Anzahl<br />

der Einzelindikatoren wird in der Studie hingegen nicht offen gelegt. Eine „Korrektur“<br />

dieser unterschiedlich starken Gewichtung würde die Reihenfolge des Rankings<br />

verändern. Darüber hinaus werden in der Studie Zusammenhänge zwischen Indikatoren<br />

abgebildet ohne den Ursache-Wirkungs-Zusammenhang zu analysieren. Die<br />

Datenbasis mit 16 Bundesländern ist zudem eher schwach, um eindeutige Aussagen<br />

zu den Wirkungsrichtungen treffen zu können.<br />

Insgesamt sind die Aussagen Floridas zu den Effekten kreativ arbeitender Menschen<br />

– abgesehen von den methodischen Schwierigkeiten der Umsetzung von<br />

Kreativität in quantifizierbare Größen – zwar nicht von der Hand zu weisen. In Einzelfällen<br />

mag es anekdotische Evidenz geben für die These, dass Jobs den kreativen<br />

Menschen folgen. Um eine allgemein gültige Regel scheint es sich hingegen<br />

nicht zu handeln. In Deutschland scheinen vielmehr die in der Studie benannten<br />

Sonderbedingungen wie längere Vertragsbindungen und die Abhängigkeit der<br />

Standortwahl von strukturpolitischen Fördermaßnahmen (national und EU-bedingt)<br />

eine gravierende Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung der Regionen zu spielen,<br />

so dass eine Übertragung der Aussagen nur bedingt möglich ist.<br />

48


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

5 Weitere Rankings im Überblick<br />

Neben den zuvor untersuchten bekannteren Bundesländerrankings gibt es noch<br />

weitere zum Teil unregelmäßig erscheinende Rankings, die in der Untersuchung der<br />

<strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> von 2005 dargestellt wurden. 64 Für einige dieser Rankings sind<br />

seitdem neue Ergebnisse präsentiert worden, die nachfolgend kurz beschrieben und<br />

als synoptischer Überblick aufgearbeitet werden.<br />

Die Perspektive Deutschland ist eine gemeinsame Initiative von McKinsey &<br />

Company, des Magazins stern, des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders ZDF und<br />

des Internetportals WEB.DE. Sie versteht sich als breites Meinungsforum zur Zukunft<br />

Deutschlands und will einen Beitrag zur laufenden Reformdebatte leisten. Die<br />

Perspektive Deutschland ging 2005 in die fünfte Runde. An dieser Umfrage beteiligten<br />

sich 621.000 Bürger. 65<br />

<strong>Hessen</strong> erreicht in Bezug auf die „Zufriedenheit mit dem Leben am Wohnort“ in der<br />

aktuellen Studie Platz 5 hinter Baden-Württemberg, Hamburg, Bayern und Schleswig-Holstein<br />

und hat sich seit 2001 von Platz 9 kontinuierlich verbessert.<br />

Die Unternehmensberatung Capgemini hat im Frühjahr 2007 eine Befragung (online<br />

und per Fax) zur Stimmung in der Wirtschaft und den Zukunftsaussichten durchgeführt.<br />

66 Von den insgesamt 18.000 befragten Vorständen und Geschäftsführern<br />

haben sich 1.319 an der Befragung beteiligt, darunter 107 aus <strong>Hessen</strong>. Die Themen<br />

der Befragung haben sich seit der Herbstumfrage 2004 leicht verändert, so sind die<br />

Fragen zu den Arbeitslosenzahlen sowie der Steuer- und Abgabenlast weggefallen,<br />

hinzugekommen ist die Frage nach der Entwicklung der Inlandsnachfrage. Abweichungen<br />

in den Einschätzungen gibt es in <strong>Hessen</strong> insbesondere bei der Entwicklung<br />

des Exportvolumens, die im Vergleich zu 2004 in 2007 schlechter beurteilt<br />

wurde als dies im Durchschnitt aller befragten Unternehmen Deutschlands der Fall<br />

ist. Gleiches gilt für die Beurteilung des unternehmerischen Umfeldes und in besonderem<br />

Maße für die Auftragslage der zurückliegenden sechs Monate (ausgehend<br />

von Mai 2007). Die Fragen nach der wirtschaftlichen Entwicklung, nach dem Standort<br />

Deutschland im EU-Vergleich und dem Investitionsverhalten wurden wie bereits<br />

2004 besser beurteilt als im Durchschnitt aller befragten Unternehmen. Hinsichtlich<br />

der Entwicklung der Beschäftigtenzahlen sowie der Auftragslage der nächsten<br />

sechs Monate hatten die hessischen Unternehmer hingegen pessimistischere Einschätzungen<br />

als der Gesamtdurchschnitt.<br />

64 Vgl. die ausführlichen Darstellungen der einzelnen Rankings bei van den Busch, 2005, S. 11ff.<br />

65 Die Ergebnisse der Befragung sind in einem umfangreichen Projektbericht zusammengefasst. Siehe<br />

http://www.perspektive-deutschland.de/files/presse_2006/Bundeslandauswertung_<strong>Hessen</strong>.pdf.<br />

66 Vgl. Capgemini, 2007.<br />

49


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

Auch für einige in der Vorstudie betrachtete Regional- und Städterankings liegen inzwischen<br />

aktuellere Versionen vor.<br />

Die Prognos AG hat in Kooperation mit dem Handelsblatt in 2007 den Zukunftsatlas<br />

für Regionen neu aufgelegt. Dabei ist das Indikatorenset 2007 gegenüber dem<br />

2004er Atlas im Wesentlichen unverändert geblieben. 67 Der Prognos-Zukunftsatlas<br />

ermittelt auf Basis von 29 Indikatoren die Zukunftschancen aller 439 Kreise und<br />

kreisfreien Städte. Die Einzelindikatoren sind nach vier Themenbereichen zusammengestellt:<br />

„Demographie“, „Arbeitsmarkt“, „Soziale Lage und Wohlstand“ sowie<br />

„Wettbewerb und Innovation“. Die Auswertung der Indikatoren erfolgt in zwei Dimensionen:<br />

„Stärke“ erfasst die momentane Standortstärke und „Dynamik“ die Entwicklung<br />

der Regionen in den vergangenen Jahren.<br />

Die Ergebnisse zeigen auch für 2007 ein deutliches Süd-Nord- und West-Ost-<br />

Gefälle. Die Zukunftsfähigkeit von Regionen bestimmt sich nach Aussage der Autoren<br />

durch folgende Erfolgsfaktoren: Der Anteil und die Steigerung des Anteils von<br />

Hochqualifizierten, Hauptsitze internationaler Spitzenunternehmen sowie eine hohe<br />

technologische Leistungsfähigkeit (FuE, Patente). Hinsichtlich der räumlichen Entwicklung<br />

wurde festgestellt, dass in Westdeutschland TOP-Standorte immer stärker<br />

ins Umland ausstrahlen und sich somit Lücken zwischen den Räumen langsam<br />

schließen (bspw. Stuttgart-RheinMain) während sich in Ostdeutschland das Gros<br />

des Wachstums stärker auf die urbanen Zentren konzentriert.<br />

In <strong>Hessen</strong> gehören der Hochtaunuskreis (Rang 12), Wiesbaden (Rang 16), der<br />

Landkreis Groß-Gerau (Rang 25), Darmstadt (Rang 29) und Frankfurt (Rang 39) zu<br />

den Kreisen mit „sehr hohen Zukunftschancen“.<br />

Die Zeitschrift IMPULSE hat online die Umfrageergebnisse zu den Gründungsaktivitäten<br />

in einzelnen Regionen veröffentlicht. 68 Der „Global Entrepreneurship Monitor“<br />

(GEM) – eine Studie zu Unternehmensgründungen – bildet die Datenbasis. Für<br />

Deutschland wurden in den Jahren 1999 bis 2006 repräsentativ rund 56.000 Bürger<br />

befragt. Im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft hat das Hannoveraner<br />

Institut für Wirtschaftsgeografie die Daten erstmals differenziert nach den 97 deutschen<br />

Regionen ausgewertet. Die Ergebnisse sind nicht mit der Unternehmerbefragung<br />

von 2003 vergleichbar, die in die letzte Untersuchung der <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> einfloss.<br />

67 Ein Indikator des Zukunftsatlas 2004 ist in der damaligen Form nicht mehr verfügbar. Dies ist der Indikator „Gestaltungsquote<br />

kommunaler Haushalte“ (Verhältnis von Schulden zu Steuereinnahmen inkl. ausgleichsorientierter Einnahmen). Im<br />

Zukunftsatlas 2007 wurde ersatzweise der Indikator „Kommunale Verschuldung“ (Relation Schulden zu Steuereinnahmen<br />

der Gemeinden) verwendet.<br />

68 Vgl. www.impulse.de/politik/1001558.html?mode=print.<br />

50


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

Für jede Region werden vier Werte berechnet: „die Zukunft“ (Anzahl der Personen<br />

in der Region, die eine Gründung planen), „die Gegenwart“ (Anzahl der Personen,<br />

die in den letzten dreieinhalb Jahren gegründet haben), „die Qualität“ (Anzahl der<br />

Gründer, die nicht aus wirtschaftlichem Zwang, sondern aus unternehmerischer Initiative<br />

heraus agieren) und „die Dynamik“ (Anzahl der Gründungen in Relation zu<br />

den etablierten Unternehmen der Region). 69 Die Faktoren werden gleichmäßig gewichtet.<br />

Maximal kann eine Gesamtpunktzahl von 100 erreicht werden. Deutschland<br />

ist in insgesamt 97 Regionen aufgeteilt. Hildesheim erzielt mit 90,18 Punkten Rang<br />

1. Das Rhein-Main-Gebiet liegt als erste hessische Region auf Rang 14. Es folgen<br />

die Region Starkenburg auf Rang 22, Osthessen auf Rang 54 und Nordhessen auf<br />

Rang 69.<br />

69 Die ersten drei Werte beziehen sich auf je 100 Einwohner, der letzte Wert auf 100 Unternehmen.<br />

51


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

6 Synopse der Rankings<br />

Stat. Daten<br />

vs.<br />

Umfrage<br />

Regionalisierung<br />

Platzierung<br />

<strong>Hessen</strong><br />

Schwankung der<br />

Platzierung im<br />

Zeitvergleich<br />

Komplexität<br />

Zahl der<br />

Indikatoren bzw.<br />

Teilnehmer<br />

Gesamtindikator<br />

Dokumentation<br />

der Methodik<br />

Stärken / Schwächen:<br />

Aufzeigen<br />

von Handlungsbedarf<br />

Nachvollziehbarkeit<br />

der Ergebnisse<br />

Erscheinungsturnus<br />

Resonanz in überregionaler<br />

Presse<br />

a) B u n d e s l ä n d e r:<br />

Wirtschaftswoche<br />

IW Consult; Initiative Neue Soziale<br />

Marktwirtschaft<br />

Bertelsmann-Stiftung<br />

Universität Würzburg, Prof. Norbert<br />

Berthold u. Mitarbeiter<br />

Berlin-Institut<br />

Berlin-Institut<br />

Perspektive Deutschland<br />

McKinsey & Company<br />

Capgemini<br />

Capgemini<br />

b) S t ä d t e und R e g i o n e n:<br />

Handelsblatt<br />

Prognos AG<br />

Statistische<br />

Daten<br />

Statistische<br />

Daten<br />

Statistische<br />

Daten<br />

Bundesländer<br />

und „Wirtschaftsregionen“<br />

Internet-<br />

Umfrage<br />

Online u.<br />

schriftliche<br />

Befragung<br />

Statistische<br />

Daten<br />

Bundesländer<br />

(Stadtstaaten<br />

zum Teil<br />

separat)<br />

Bundesländer<br />

(Stadtstaaten<br />

nicht separat)<br />

Bundesländer<br />

Bundesländer<br />

439 Kreise u.<br />

kreisfreie<br />

Städte<br />

Impulse<br />

Demoskopie Allensbach Umfrage 97 Regionen<br />

Dynamik: 15<br />

Niveau: 3<br />

Beschäftigung*: 4, 6<br />

Einkommen*: 6, 3<br />

Sicherheit*: 5, 4<br />

TTT-Index: 5<br />

Talent: 3<br />

Technologie: 3<br />

Toleranz: 5<br />

Trend- Index: 11<br />

Zufriedenheit:<br />

2001: 9<br />

2002: 7<br />

2003: 6<br />

2004: 5<br />

2005: 5<br />

meist über Bundesdurchschnitt<br />

Hochtaunuskr.: 12<br />

Wiesbaden: 16<br />

Kr. Groß-Gerau: 25<br />

Darmstadt: 29<br />

Frankfurt: 39<br />

Rhein-Main: 14<br />

Starkenburg: 22<br />

Osthessen: 54<br />

Nordhessen: 69<br />

* Die erste Platzierung steht für den Erfolgs-, die zweite für den Aktivitätsbereich<br />

Dynamik: hoch<br />

Bestand: niedrig Ja Hoch<br />

Aktivität: niedrig<br />

Erfolg: niedrig Ja Hoch<br />

ca. 55<br />

Indikatoren<br />

ca. 50<br />

Faktoren<br />

Ja Gut Gut Jährlich Hoch<br />

Nein Mäßig Gut Zweijährlich Hoch<br />

entfällt Teilweise Niedrig 10 Indikatoren Ja Gut Gut Erstmalig Mäßig<br />

niedrig Ja Niedrig<br />

hoch Nein Niedrig<br />

Niedrig Ja Hoch<br />

621.000<br />

Teilnehmer<br />

1.319 Teilnehmer<br />

(von 18.000)<br />

ca. 30<br />

Indikatoren<br />

Nein Mäßig Gut Jährlich Hoch<br />

Nein Gut Gut Jährlich Mäßig<br />

Ja Gut Gut Unregelmäßig Hoch<br />

Entfällt Nein Niedrig 4 Indikatoren Ja Mäßig Mäßig Unregelmäßig Mäßig<br />

52


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

7 Fazit<br />

Wissenschaftliche Analysen zur Situation und zu den Entwicklungsperspektiven von<br />

Bundesländern, Regionen und Städten sowie das Aufzeigen von Stärken und<br />

Schwächen sind eine Grundvoraussetzung, um erfolgreiche Politikkonzepte zu implementieren.<br />

Rankings können Denkanstöße liefern und eine Diskussion ermöglichen.<br />

Darüber hinaus kann durch sie die öffentliche Akzeptanz für notwendige Veränderungen<br />

erhöht werden. Sie dienen der Vereinfachung und bringen eine komplexe<br />

und verflochtene Welt in eine bestimmte, leicht nachzuvollziehende Ordnung.<br />

Dem Vorteil der Komplexitätsreduktion steht definitorisch ein Verlust an detaillierten<br />

Informationen zu Ländern, Regionen und Städten gegenüber. In den beschriebenen<br />

Ansätzen wird deutlich, dass verschiedene Autoren Rankings mit unterschiedlichen<br />

Zielsetzungen aufbauen und auf unterschiedliche Ausschnitte der Realität fokussieren<br />

– ‚das’ Modell zur Erfassung der Standortqualität gibt es nicht. So basieren die<br />

betrachteten Rankings der Wirtschaftswoche und der Bertelsmann-Stiftung vorwiegend<br />

auf statistischen Daten zu Themen wie Wirtschaftskraft und Arbeitsmarkt,<br />

während das auf Florida basierende Modell Daten zu Talent, Technologie und Toleranz<br />

als wesentlich erachtet. Entsprechend können unterschiedliche Ergebnisse der<br />

Rankings nicht überraschen und die Positionierungen der Länder, Regionen und<br />

Städte je nach Untersuchung relativ stark abweichen. Trotz dieser Unterschiede<br />

können aber auch Gemeinsamkeiten bzw. Überlappungen der Modelle festgestellt<br />

werden, da viele Rankings z. B. das Humankapital und die Technologie – allerdings<br />

mit unterschiedlicher Gewichtung – berücksichtigen.<br />

Kritisch ist anzumerken, dass bei der Auswahl der Indikatoren in den Rankings<br />

der Wirtschaftswoche und des Berlin-Instituts nicht der Anspruch erhoben wird, Wirkungszusammenhänge<br />

erklären zu können. Es werden lediglich Indikatoren verwendet,<br />

die mit den Zielvariablen in Zusammenhang stehen, d.h. die hoch korreliert<br />

sind. Da allerdings auch hohe Korrelationen nur bei theoretischer Fundierung aussagekräftig<br />

sind, sind die Bezüge der Rankings zur ökonomischen Theorie eher<br />

schwach. Vielfach werden hier einerseits Kausalitäten angenommen, die zumindest<br />

problematisch sind, andererseits Unabhängigkeiten verschiedener Faktoren unterstellt,<br />

bei denen durchaus ein theoretischer Zusammenhang vermutet werden kann<br />

und die daher eventuell doppelt gezählt werden. Auch im Ranking der Bertelsmann-<br />

Stiftung werden die verwendeten Kennzahlen überwiegend auf Korrelationen zurückgeführt,<br />

ohne zugrunde liegende Kausalitäten zu prüfen. So bleibt der postulierte<br />

Einfluss der Verkehrsinfrastruktur auf die Innere Sicherheit zumindest fragwürdig.<br />

In diesem Ranking wurden zudem die Wirkungsfaktoren zwar mit der Zielsetzung<br />

bestimmt, Strukturmerkmale und insbesondere politische Aktivitätsmöglichkeiten der<br />

Landesregierungen abzubilden, so dass Handlungsempfehlungen abgeleitet werden<br />

können. Bei Betrachtung der ermittelten Faktoren wie z. B. „Ehescheidungen je<br />

53


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

Ehen“ erschließt sich die Möglichkeit der politischen Einflussnahme allerdings nicht<br />

unmittelbar.<br />

Den betrachteten Rankings liegen Standardisierungs- bzw. Normierungsvorschriften<br />

zugrunde, die dazu führen, dass die Bewertung der jeweiligen Länder lediglich relativ<br />

zueinander erfolgt – die Kennziffern eines Landes werden nicht vor dem Hintergrund<br />

ihres Beitrags für die Lebens- bzw. Standortqualität bewertet. Da keine autonome<br />

Länderanalyse vorgenommen wird, gibt es regelmäßig „Verlierer“, selbst<br />

wenn sich alle Länder in allen Kennziffern verbesserten. 70 Zudem können aufgrund<br />

der verwendeten Bewertungsvorschriften minimale Unterschiede zwischen den<br />

Ländern in den Ausgangsdaten vergleichsweise große Punktunterschiede nach sich<br />

ziehen.<br />

Die Ergebnisse der Rankings hängen nicht nur von der Auswahl der Indikatoren und<br />

den Bewertungsvorschriften ab, sondern auch maßgeblich von der Gewichtung<br />

und der Form der Aggregation der Einzelindikatoren. In den betrachteten Rankings<br />

werden die Einzelindikatoren jeweils additiv zusammengefasst, ohne die Wirkungen<br />

dieser Vorgehensweise darzustellen. Da die Frage nach der Anzahl benötigter Einzelindikatoren<br />

unbeantwortet bleibt, ändern sich in der Folge die Gewichtungen lediglich<br />

in Abhängigkeit von der Anzahl aufgenommener Indikatoren. Zudem finden<br />

sich auch bei der Gewichtung häufig normative Überlegungen, ohne dass dies und<br />

die Folgen entsprechend kenntlich gemacht wird. Eine Sensitivitätsanalyse im Rahmen<br />

der Studie des Berlin-Instituts z. B. zeigt, dass unterschiedliche Gewichtungsmodalitäten<br />

im Bereich Toleranz zu teilweise erheblichen Veränderungen im Ranking<br />

führen können. Problematisch ist ferner die Vergleichbarkeit der Ergebnisse der<br />

Rankings, wenn je nach Jahrgang unterschiedliche Gewichtungen verwendet werden,<br />

wie bspw. bei der Bertelsmann-Stiftung und der Wirtschaftswoche, und sich<br />

zudem nachträgliche Änderungen in den Rangfolgen ergeben können.<br />

Der Ministerpräsident des Landes, das das Dynamikranking gewinnt, wird von der<br />

Wirtschaftswoche jeweils zum „Ministerpräsidenten des Jahres“ gekürt. Auch im<br />

Ranking der Bertelsmann-Stiftung wird die Bedeutung politischer Einflussnahme<br />

durch den Aktivitätsbereich betont. In den Ergebnissen allerdings lässt sich die Bedeutung<br />

vorderer Plätze im Dynamikranking bzw. im Aktivitätsbereich für den Erfolg<br />

eines Landes nicht nachvollziehen. So hat sich z. B. <strong>Hessen</strong> im Dynamikranking der<br />

Wirtschaftswoche vom dritten Platz im Jahr 2003 kontinuierlich auf den 15. Platz im<br />

Jahr 2007 verschlechtert – dies allerdings ohne Wirkung auf das Bestands-Ranking,<br />

in dem es unverändert mit Rang drei eine Spitzenposition belegt.<br />

70 Vgl. hierzu z. B. die Kritik an internationalen Ländervergleichen von Heilemann, U./Lehmann, H./Ragnitz, J. (2007), S.<br />

483ff.<br />

54


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

Zwar gibt es ‚das’ Modell zur Erfassung der Standortqualität nicht, allerdings wurden<br />

in den betrachteten Rankings – wie beschrieben – zum Teil wesentliche Grundlagen<br />

der Indikatorbildung, die z. B. im Handbook on Constructing Composite Indicators:<br />

Methodology And User Guide der OECD zusammengetragen sind, vernachlässigt.<br />

Insgesamt muss daher konstatiert werden, dass gegenüber den betrachteten Ergebnissen<br />

der Rankings Skepsis durchaus angebracht ist. Die methodischen<br />

Schwächen lassen eine Zusammenführung von Ländern zu ähnlichen Klassen angemessener<br />

erscheinen als eine strenge ordinale Abstufung aller Länder. Aufgrund<br />

der weit reichenden Vernachlässigung einer theoretischen Fundierung sind die<br />

Rankings nur bedingt geeignet, Ansatzpunkte z. B. für wirtschaftspolitische Maßnahmen<br />

zu liefern.<br />

55


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

56


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle<br />

Seite<br />

1 Dynamik-Ranking der Wirtschaftswoche von 2007 (nach Rängen und Punkten) 4<br />

2 Dynamik-Ranking der Wirtschaftswoche von 2007 nach Großraumregionen 5<br />

3 Dynamik-Ranking der Wirtschaftswoche von 2007 (nach Rängen) 6<br />

4 Entwicklung der Platzierungen im Dynamik- Ranking der Wirtschaftswoche im<br />

Zeitraum 2003 – 2007 7<br />

5 Bestands-Ranking der Wirtschaftswoche von 2007 (nach Rängen und Punkten) 8<br />

6 Bestands-Ranking der Wirtschaftswoche von 2007 (nach Rängen) 9<br />

7 Entwicklung der Platzierungen im Bestands-Ranking der Wirtschaftswoche im<br />

Zeitraum 2003 – 2007 10<br />

8 Indikatoren und Gewichte im Bestands-Ranking der Wirtschaftswoche von 2007 14<br />

9 Indikatoren und Gewichte im Dynamik-Ranking der Wirtschaftswoche von 2007 16<br />

10 Erfolg der Bundesländer nach Zielgrößenbereichen im Ranking der Bertelsmann-<br />

Stiftung von 2007 21<br />

11 Entwicklung der Rangfolgen im Erfolgsbereich nach Zielgrößenbereichen<br />

(Bertelsmann-Stiftung) 22<br />

12 Aktivität der Bundesländer nach Zielgrößenbereichen im Ranking der<br />

Bertelsmann-Stiftung von 2007 24<br />

13 Entwicklung der Rangfolgen im Aktivitätsbereich nach Zielgrößenbereichen<br />

(Bertelsmann-Stiftung) 25<br />

14 Entwicklung der Rangfolgen der Bundesländer nach Aktivitäts- und Erfolgsindex<br />

der Bertelsmann-Stiftung 26<br />

15 Änderungen von Rangfolgen und Punktwerten im Aktivitäts- und Erfolgsindex<br />

der Bertelsmann-Stiftung von 2005 und 2003 27<br />

16 Definition der Zielgrößen im Bertelsmann-Ranking 2007 29<br />

17 Zielgrößen und Wirkungsfaktoren im Bertelsmann-Ranking von 2003 und 2007 30<br />

18 Der TTT-Index für Deutschland 38<br />

19 TTT-Index 2005 für die Bundesländer 39<br />

20 TTT-Trend-Index 2000 bis 2005 für die Bundesländer 41<br />

21 Der TTT-Index für Deutschland nach unterschiedlichen Gewichtungen 45<br />

22 Zuordnung der Berufe zur kreativen Klasse 46<br />

57


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung<br />

Seite<br />

1 Struktur und Gewicht der Ebenen im Aufbau des Indikators der Wirtschaftswoche 11<br />

2 Entwicklung der Platzierungen einzelner Bundesländer im Dynamik-Ranking der<br />

Wirtschaftswoche zwischen 2003 und 2007 18<br />

3 Entwicklung der Platzierungen der Flächenländer im Bestands-Ranking der<br />

Wirtschaftswoche zwischen 2003 und 2007 18<br />

4 Punktzahlen im Aktivitätsbereich Einkommen im Ranking der Bertelsmann-Stiftung<br />

von 2007 34<br />

5 Punktzahlen im Aktivitätsbereich Sicherheit im Ranking der Bertelsmann-Stiftung<br />

von 2007 35<br />

6 Matrix des TTT-Index und des TTT-Trend-Index 42<br />

7 Zusammenhang zwischen TTT-Index-Wert, Wirtschaftswachstum und<br />

Beschäftigungswachstum 43<br />

8 Zusammenhang zwischen Kreativer Klasse bzw. Hochqualifizierten und<br />

Patentanmeldungen 48<br />

58


<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />

Literaturverzeichnis<br />

Berlin-Institut: Talente, Technologie und Toleranz – wo Deutschland Zukunft hat,<br />

2007, Berlin.<br />

Berthold, N./Kullas, M./Müller, M.: Die Bundesländer im Standortwettbewerb 2007 –<br />

Einkommen – Beschäftigung – Sicherheit, Verlag Bertelsmann Stiftung.<br />

Berthold, N./Kullas, M./Fricke, H.: Die Bundesländer im Standortwettbewerb 2005,<br />

Verlag Bertelsmann Stiftung.<br />

Berthold, N./Fricke, H./Drews, S./Vehrkamp, R.: Die Bundesländer im Standortwettbewerb<br />

2003, Verlag Bertelsmann Stiftung.<br />

Berthold, N./ Drews, S.: Die Bundesländer im Standortwettbewerb, Verlag Bertelsmann<br />

Stiftung.<br />

Busch, Uwe van den: Bundesländer-, Regional- und Städterankings im Vergleich,<br />

Wiesbaden 2005.<br />

Capgemini: Wirtschaftsstimmung 2007 – 5. Umfrage unter deutschen Führungskräften,<br />

Sonderthema ökonomische Bedeutung Indiens, 2007,<br />

www.wirtschaftsstimmung,de.<br />

Florida, Richard: The Rise of the Creative Class, 2002.<br />

Florida, Richard; Tinagli, Irene: Technologie, Talente, Toleranz, in: perspective21,<br />

Heft 21, 2006, S. 19-39.<br />

Fritsch, Michael; Stützer, Michael: Die Geographie der Kreativen Klasse in Deutschland,<br />

in: Raumforschung und Raumordnung, 1/2007, S. 15-29.<br />

Glaeser, Edward (2004): Review of Richard Florida’s The Rise of the Creative<br />

Class, http://www.economics.harvard.edu/faculty/glaeser/files/Review_Florida.pdf.<br />

Heilemann, U./Lehmann, H./Ragnitz, J. (2007): Länder-Rankings – Komplexitätsreduktion<br />

oder Zahlenalchemie?, in: Wirtschaftsdienst 2007, S. 480-488.<br />

Impulse – Online: Gründerregionen in Deutschland – Von Aufbruch bis Stillstand,<br />

www.impulse.de/politik/1001558.html?mode=print<br />

Nardo, Michela; Saisana, Michaela; Saltelli, Andrea; Tarantola, Stefano: Handbook<br />

on Constructing Composite Indicators: Methodology and User Guide – OECD Statistics<br />

Working Paper, 2005.<br />

59


Bundesländerrankings im Vergleich<br />

Perspektive Deutschland: Projektbericht Perspektive-Deutschland 2005/06,<br />

http://www.perspektive-deutschland.de/files/presse_2006/pd5-Projektbericht.pdf.<br />

Prognos Zukunftsatlas2007 – Deutschlands Regionen im Zukunftswettbewerb,<br />

2007, http://www.prognos.com/zukunftsatlas/<br />

Studie der IW Consult <strong>GmbH</strong> Köln in Zusammenarbeit mit der Initiative Neue Soziale<br />

Marktwirtschaft und der Wirtschaftswoche, 2007.<br />

60

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