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SSK 2013 - Skript Plenum 3: Bäume der Gerechtigkeit

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<strong>Plenum</strong> III - <strong>Bäume</strong> <strong>der</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong><br />

Prisca & Andreas Ruh; Claudia Gloor<br />

„Guete Morge mitenand“<br />

Ich freue mich, dass Andreas und ich, zusammen mit Claudia Gloor etwas<br />

weitergeben dürfen von unserem genialen Chrischona Visionstext in Jes. 61:1-3<br />

Dass sie genannt werden „<strong>Bäume</strong> <strong>der</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong>“, „Pflanzung des<br />

HERRN“, ihm zum Preise. Dies ist <strong>der</strong> letzte Vers, sozusagen das Finale<br />

unserer Vision.<br />

Wir sind Andreas und Prisca Ruh, Eltern von drei verheirateten Kin<strong>der</strong>n (und<br />

sind gestern zum 2. mal Grosseltern geworden). Seit gut 2 Jahren leben wir in<br />

Reinach, im schönen Kanton Aargau.<br />

Andreas ist Gemeindeleiter <strong>der</strong> Chrischona. Mein Schwerpunkt in <strong>der</strong> Gemeinde<br />

ist zur Zeit in <strong>der</strong> KG Arbeit. Sonst bin ich als Beraterin und Seelsorgerin tätig.<br />

Claudia Gloor ist Pastorin im Jobsharing mit ihrem Mann und hat ebenfalls drei<br />

Kin<strong>der</strong>.<br />

Prisca 1. Teil (5 min)<br />

1<br />

Wir hoffen, dass dir dieser Text in Jes. 61 schon sehr vertraut ist. Wir wünschen<br />

uns, dass es dich neu berührt: JESUS KAM, UM DIR ZU DIENEN.<br />

Ich lese den Text im Zusammenhang:<br />

Wir halten uns an die Übersetzung „Neues Leben“<br />

Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir, denn <strong>der</strong> Herr hat mich gesalbt, um<br />

den Armen eine gute Botschaft zu verkünden. Er hat mich gesandt, um die zu<br />

heilen, die ein gebrochenes Herz haben und zu verkündigen, dass die<br />

Gefangenen freigelassen und die Gefesselten befreit werden.<br />

Er hat mich gesandt, um ein Gnadenjahr des Herrn und einen Tag <strong>der</strong> Rache<br />

unseres Gottes auszurufen und alle Trauernden zu trösten.<br />

Er hat mich gesandt, um es den Trauernden zu ermöglichen, dass ihnen ein<br />

Kopfschmuck anstelle von Asche, Freudenöl anstelle von Trauerklei<strong>der</strong>n, und<br />

Lobgesang anstelle eines betrübten Geistes gegeben werde; und dass man sie<br />

»Eichen <strong>der</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong>« und »Pflanzung zur Verherrlichung des Herrn«<br />

nennen kann.<br />

2<br />

3<br />

Dass man uns „Eichen <strong>der</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong>“ und „Pflanzung zur<br />

Verherrlichung des Herrn“ nennen kann.<br />

Hier bekommt Jesaja ein Bild von Gott, was ER mit deinem und meinem Leben<br />

vorhat.<br />

Ich und du, wir sollen wie eine Eiche sein? – Ja genau, du und ich! Ein Ort, wo<br />

man sich wohl fühlt, <strong>der</strong> Schutz und Schatten bietet, ein Ort, an dem<br />

<strong>Gerechtigkeit</strong> geschieht, wo Herrlichkeit Gottes sichtbar wird.<br />

Ein stolzer Baum,<br />

…, aber er ist selbst zutiefst verletzt worden. - Dass <strong>der</strong> überhaupt überlebt hat!<br />

Noch sieht man die Narben sehr deutlich. Da gibt es bleibende Einschränkungen<br />

und doch hat dieser Baum eine gewaltige Ausstrahlung: Verwundet, aber<br />

Heilung erfahren.<br />

Wir möchten zusammen den Visionstext anschauen und dabei entdecken: Ich<br />

darf mir als erstes von Jesus dienen lassen, ich darf „heiler“ werden. Wie kann<br />

dies geschehen?<br />

Diese Verse zeigen überraschend den Weg, wie wir zu solchen Menschen<br />

werden können. Wir möchten heute Morgen ganz persönlich erzählen, wie wir<br />

dieses Dienen von Jesus an uns erleben und wünschen uns, dass wir etwas<br />

anzünden können in deinem Herzen, eine Sehnsucht, wo du alles dir Mögliche<br />

daran setzest, diesen seelsorgerlichen Weg auch zu gehen.<br />

4<br />

5


Weil: Heilung des Kaputten, Verbogenen, Verletzten, geschieht nicht<br />

automatisch, es geschieht nicht automatisch durch die Bekehrung. Es ist<br />

nötig, dass wir verschiedenste Formen von Hilfe aktiv suchen. Seminare,<br />

pers. Beratung, Seelsorge... das Angebot ist da.<br />

Ich hoffe, dass wir es gut verstehen, dies ist kein Appell. Jesus möchte dir dienen<br />

Dazu kam Jesus!<br />

René Winkler hat mich angefragt, ob ich euch etwas erzähle von meiner Auszeit.<br />

Nach fast dreissig Jahren vollzeitlichem Dienst, zuletzt dann 11 Jahre als<br />

Prediger in <strong>der</strong> Chrischona Frauenfeld, wollte ich vor meiner nächsten Etappe als<br />

Prediger für zwei Jahre eintauchen, in den ganz normalen Berufsalltag.<br />

Andreas 1. Teil (15 min)<br />

6<br />

Ich vereinfache jetzt ganz stark. In <strong>der</strong> Chrischona Frauenfeld kämpften wir um<br />

attraktive Angebote, wir engagierten uns in sozialen Bereichen unserer<br />

Gesellschaft. Wir hatten uns zum Ziel gesetzt, wir wollten als Chrischona<br />

Gemeinde zu einem Faktor werden in unserer Kleinstatt. Und ich glaubte damals,<br />

wir hätten es geschafft, ein Faktor zu sein.<br />

Aber dann fand ich einen Job in <strong>der</strong> Industrie in <strong>der</strong> Nachbargemeinde und war<br />

richtig geschockt, dass wir in meiner Firma als Freikirchen praktisch nicht<br />

wahrgenommen wurden. Wir sind als Institutionen für die Generationen unter 50<br />

in einer gesellschaftlich unbedeutenden Nische gelandet, auch im frommen<br />

Thurgau.<br />

Nach einiger Zeit stellte ich aber fest, dass wir als Personen, welche Jesus<br />

nachfolgen, sehr wohl genau wahrgenommen und gut beobachtet werden.<br />

Schon Paulus hat darüber geschrieben, dass wir Briefe sind, die von den<br />

Menschen gelesen werden. Spannend ist nun, was die Leute um uns herum in<br />

unserem täglichen Verhalten entdecken. Wird da etwas von <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>nden<br />

Kraft von Jesus sichtbar?<br />

7<br />

Wie gehe ich um mit Fehlern? Muss ich Recht haben? Bin ich „pingelig“ und<br />

stur? Kann man mir vertrauen? Wie gehe ich um mit Frust und bei ungerechter<br />

Behandlung? Mache ich an<strong>der</strong>e schlecht?<br />

Ich muss euch jetzt keine Beispiele erzählen, dass wir als Fromme nicht immer<br />

nur als Wohlgeruch wahrgenommen werden. Und auch ich habe diese Aspekte<br />

als sehr herausfor<strong>der</strong>nd erlebt, aber auch als eine super Chance.<br />

Wir müssen nicht perfekt sein, son<strong>der</strong>n schon die kleinen Auswirkungen <strong>der</strong><br />

Liebe Gottes, die er uns schenken möchte, machen einen grossen Unterschied.<br />

Ich fand die Möglichkeiten, 40 Stunden in <strong>der</strong> Woche das Leben mit Menschen<br />

zu teilen, so genial, dass ich dies jetzt wie<strong>der</strong> als Prediger sehr vermisse.<br />

Doch warum hatte ich diesen Job überhaupt bekommen? Das Temporär Büro<br />

hatte mir gesagt, dass ich nach 30 Jahren nicht mehr zu vermitteln sei. Ich ging in<br />

dieser Firma persönlich vorbei, weil ich gehört hatte, sie hätten viel Arbeit und<br />

ich konnte mich beim Chef mit meinem Hintergrund als Missionar und Prediger<br />

vorstellen. Der Chef reagierter für mich sehr überraschend:<br />

„Tönt interessant, mein zweiter Mann, <strong>der</strong> geht auch in einen solch komischen<br />

Club. Jemanden den ich sehr schätze, dem ich vertraue“. Ich hatte diesen Job<br />

bekommen, wegen einer „Eiche <strong>der</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong>“.<br />

Wegen Max, <strong>der</strong> Jesus nachfolgt und in die GVC Winterthur ging. Die GVC, ist<br />

eine richtig grosse Gemeinde, doch <strong>der</strong> Chef hat sie nicht gekannt, aber er hat<br />

Max erlebt, eine Eiche <strong>der</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong>.<br />

Wir werden als Institutionen kaum mehr wahrgenommen, aber von Jesus<br />

verän<strong>der</strong>te Menschen werden wahrgenommen. Ich behaupte, unsere Welt, unsere<br />

Gesellschaft schreit nach „Pflanzungen des Herrn“, nach Frauen und Männern,<br />

welche etwas sichtbar machen von Gottes Herrlichkeit, mitten im Alltag.<br />

8<br />

Dies ist für mich das Zusammenspiel von Fokus Gemeinde und Fokus Welt. Die<br />

Gemeinde, <strong>der</strong> Ort, an dem Jesus uns dienen will, mit dem Ziel persönliche<br />

„Heilung“ zu erleben, damit wir, als von Jesus verän<strong>der</strong>ten Persönlichkeiten


mitten in dieser Welt, ein Stück Herrlichkeit Gottes leben können.<br />

Um nicht falsch verstanden zu werden, muss ich hier noch etwas ergänzen.<br />

Wir werden zwar als Freikirchen von <strong>der</strong> Gesellschaft kaum mehr<br />

wahrgenommen, aber als meine Arbeitskollegen wissen wollten, was ich als<br />

Prediger gemacht habe und wie denn so eine Freikirche funktioniert, war ich<br />

darauf angewiesen, dass ich sie je<strong>der</strong>zeit in einen zeitgemässen, attraktiven<br />

und auch für sie relevanten Gottesdienst einladen konnte. Und ich habe unsere<br />

Gottesdienste als Begleiter von völlig kirchendistanzierten Kollegen mit ganz<br />

an<strong>der</strong>en Augen und Ohren erlebt.<br />

Da wünschst du dir ein Stück Qualität und Professionalität.<br />

„Eichen <strong>der</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong>“, was sind das? Wie wird man das?<br />

Das sind Jesus Nachfolger, die Heilung erfahren haben, denen Jesus dienen kann,<br />

die „heiler“ werden durften!<br />

Das Evangelium ist auch die geniale Botschaft, dass Jesus unser Wesen,<br />

unseren Charakter und unser Verhalten verän<strong>der</strong>n kann.<br />

Ich glaube, dass wir das „Heil“ in Jesus zu oft einseitig nur auf die Vergebung<br />

unserer Schuld bezogen haben. Aber Jesus möchte auch unser unerlöstes<br />

Verhalten heilen.<br />

Und genau da setzt unsere Vision an!<br />

Der erste Schritt ist, dass ich mir eingestehe, dass ich noch sehr<br />

erlösungsbedürftig bin.<br />

Ich habe erwachsene Kin<strong>der</strong> und es ist ein riesen Geschenk, dass sie alle mit<br />

Jesus unterwegs sind, aber es ist sehr ernüchternd an meinen eigenen Kin<strong>der</strong>n<br />

sehen zu müssen, wie viel Unerlöstes, auch Zerstörerisches ich mit meiner<br />

„ungeheilten“ Persönlichkeit an sie weitergegeben habe.<br />

Ich bin gerecht vor Gott, ein Heiliger und bleibe doch erlösungsbedürftig und ich<br />

bleibe demütig unterwegs, hin zur „Jesus Ähnlichkeit“.<br />

Heilung erfahren, das ist das Thema unseres Visionstextes.<br />

Wir gehen jetzt miteinan<strong>der</strong> sehr zügig durch Jes 61,1-3 und möchten verstehen,<br />

was das denn ganz praktisch bedeuten könnte, heiler zu werden. Dies können<br />

jetzt natürlich nur Streiflichter sein.<br />

9<br />

10<br />

11<br />

In Lukas 4 sagt uns Jesus, dass dieser Text sich in ihm erfüllt.<br />

Genau dazu kam Jesus!<br />

Dazu kam Jesus: Damit wir „heiler“ werden.<br />

Natürlich würde ich gerne sagen, damit wir „heil“ werden, aber das ist nicht die<br />

Realität unseres Zustandes: Wir können nur Schritt für Schritt „heiler“ werden.<br />

Dazu kam Jesus: Um den Elenden, den Bedürftigen eine gute Botschaft zu<br />

verkünden. Dies ist das Fundament, auf dem wir stehen dürfen, das Evangelium<br />

hat als Zielgruppe uns Bedürftige.<br />

12<br />

Dazu kam Jesus: Um die zu heilen, die ein gebrochenes Herz haben. Wir<br />

leben in einer Welt, in <strong>der</strong> die zerstörerische Macht <strong>der</strong> Sünde, auch unter uns<br />

Gläubigen schmerzliche und tiefe Wunden verursacht. Ich kenne z.B. mehr und<br />

mehr auch gläubige Scheidungskin<strong>der</strong>, die nicht mehr den Mut finden um zu<br />

heiraten, die nicht mehr vertrauen können und sich selbst nicht mehr trauen, dass<br />

sie treu sein könnten. Wir können sie verurteilen, weil sie vielleicht im<br />

Konkubinat leben, aber Jesus kam, um gebrochene Herzen zu heilen. Wenn das<br />

nicht geschehen kann, dann werden verletzte Menschen wie<strong>der</strong> verletzen.<br />

Haben wir diesen Fokus des „Heilwerdens“ in unseren Gemeinden? O<strong>der</strong> denken<br />

wir, dass dies alles automatisch geschehen müsste?<br />

Dazu kam Jesus: Um zu verkündigen, dass die Gefangenen freigelassen<br />

werden. Wir sind oft gefangen in unseren Vorstellungen und Festlegungen: z.B.<br />

„Wenn ich mich nicht durchsetzen kann, dann verliere ich mein Gesicht.“<br />

Wir sind oft gefangen in unseren Ängsten: z.B. Die Angst Fehler zu machen, sie<br />

lähmt uns, o<strong>der</strong> sie macht uns zu Getriebenen.<br />

13<br />

14


Dazu kam Jesus: Um zu verkündigen, dass die Gefesselten befreit werden.<br />

Gefesselt sein, ist noch etwas stärker: Dazu gehören Süchte, aber auch Groll und<br />

Bitterkeit, die Angst ums Geld, Min<strong>der</strong>wert, aber auch <strong>der</strong> Perfektionismus ist so<br />

eine brutale Fessel, auch wenn du vielleicht immer noch stolz bist, dass dir kaum<br />

Fehler passieren.<br />

15<br />

Dazu kam Jesus: Um ein Gnadenjahr des Herrn … unseres Gottes<br />

auszurufen<br />

Dazu sage ich später etwas.<br />

16<br />

Dazu kam Jesus: Um einen Tag <strong>der</strong> Rache unseres Gottes auszurufen.<br />

Das kann ich hier zeitlich nicht ausführen, nur zum Nachdenken:<br />

Evangelium, Gnade kann man nicht verstehen ohne Gericht zu verstehen.<br />

Das gewaltige Geschenk des „Heilwerdens“ entlässt uns nicht aus <strong>der</strong><br />

Verantwortung, son<strong>der</strong>n ermöglicht uns eigenverantwortlich zu handeln. Du<br />

entscheidest, ob Jesus dir dienen kann.<br />

17<br />

Dazu kam Jesus: Um alle Trauernden zu trösten.<br />

Es gibt nicht nur die Trauer, um den Verlust von Menschen. Für Einzelne ist<br />

Ehelosigkeit, Kin<strong>der</strong>losigkeit so eine Trauer.<br />

Körperliche und seelische Lasten, welche Gott nicht einfach wegnimmt. Und<br />

Jesus sagt uns, du darfst trotzdem „heiler“ werden, ich bin gekommen, um dir zu<br />

helfen, diese Last zu tragen und um dich zu trösten.<br />

Jesus kam, um das durch die Sünde zerstörte in deinem und meinem Leben<br />

wie<strong>der</strong> herzustellen, es heil zu machen. Wenn Jesus dies an uns tun kann, wenn<br />

wir uns diesem Prozess aussetzen, dann und nur dann geschieht das Nächste.<br />

Dazu kam Jesus! Damit wir eine neue Identität bekommen in Jesus,<br />

und dadurch ein neues Selbstbild haben dürfen.<br />

Wir haben heute nicht die Zeit, um diese Bil<strong>der</strong> zu studieren und wie genial auch<br />

das Neue Testament diese neue Identität in Jesus beschreibt.<br />

Unsere Beziehungen, unser Verhalten ist ganz stark davon bestimmt, ob ich<br />

selbst einen sicheren Platz, ob ich Annahme gefunden habe. Darum kämpfen wir,<br />

lei<strong>der</strong> auch mit den schrägsten Methoden. Auch in unseren Gemeinden und<br />

Leitungsgremien tobt oft dieser Kampf und es raubt uns den grössten Teil<br />

unserer Energie, daran zerbrechen einige von uns.<br />

Nur in dieser neuen Identität in Jesus können wir gleichwertig, gleich würdig<br />

nebeneinan<strong>der</strong> stehen und dort nah bei Jesus, nah am Kreuz müssen wir auch<br />

nicht um unsere Plätze kämpfen.<br />

Dazu kam Jesus: Damit wir eine neue Ausstrahlung haben<br />

Dieser letzte Teil ist dann nicht mehr deine Aufgabe. Wenn Jesus dir dienen<br />

kann, Heilung deiner Persönlichkeit bewirken kann, deines Charakters, wenn er<br />

deine Methoden und dein Verhalten korrigieren darf, dann werden die Menschen<br />

um dich herum, dann wird deine Welt, deine neue Ausstrahlung wahrnehmen<br />

und sie werden dich ein Baum <strong>der</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> nennen, sie werden in dir ein<br />

18<br />

19<br />

20


Stück Herrlichkeit des Herrn entdecken.<br />

Du entscheidest, ob Jesus dir dienen kann. Und du entscheidest, ob du die neue<br />

Identität in Jesus annehmen willst!<br />

Wir halten es jetzt sehr persönlich und erzählen euch, wie wir Drei, so ein Stück<br />

Heilung erleben durften.<br />

Diese gute Botschaft hat also nur eine Adresse, sie ist für Elende und Bedürftige.<br />

Ich gehöre zu den Leuten, die ein bevorzugtes Leben haben, ich ging gerne zur<br />

Schule, hatte immer gute Freunde, gläubige Eltern die für mich sorgten, ich<br />

bekam einen lieben Mann, Kin<strong>der</strong>, später wurde ich Missionarin, was ich schon<br />

als kleines Mädchen wollte. Als ich mich mit neun Jahren bekehrte, weil ich<br />

gerne in den Himmel wollte dachte ich manchmal: wegen meinen Sünden hätte<br />

man Jesus nicht so brutal bestrafen müssen. Aber gut, An<strong>der</strong>e sündigten<br />

schlimmer.<br />

Als ich 35 jährig war und eine glückliche Mutter hätte sein sollen, spürte ich<br />

immer deutlicher, da gibt es auch eine dunkle Seite in mir. Als Ehefrau war ich<br />

oft so egoistisch und lieblos. Auch wenn ich meine Laune im Griff haben wollte,<br />

gelang es mir nicht. Zeitweise war ich leicht depressiv und ich fragte mich: was<br />

stimmt mit mir nicht. Das war <strong>der</strong> Anfang bei mir, wo ich zu verstehen begann:<br />

Prisca, vielleicht brauchst ja auch du diese Botschaft von Jesus für die Elenden<br />

und Bedürftigen.<br />

Bei mir war das <strong>der</strong> Anfang eines Weges. In einem Traum träumte ich Szenen<br />

von traumatisierenden Erlebnissen, die ich völlig vergessen hatte. Genau in jener<br />

Zeit bereitete Gott für mich Menschen vor, denen ich mich anvertrauen konnte.<br />

Ich war für zwei Jahre in einer Gruppe mit Frauen zusammen, die mit dem<br />

Material endlich Leben ihre Geschichte anschauten. Es war eine Zeit, wo ich<br />

meinem Leben ins Auge schaute und meine heile Welt zusammenbrach. Ich sah<br />

z.B. wie mein heiss verehrter Vater, den ich mit 16 verlor, auch eine sehr lieblose<br />

Seite hatte, ich vergab ihm, was er uns damit als Familie antat. Gleichzeitig<br />

verän<strong>der</strong>te sich meine distanzierte Beziehung zu meiner Mutter. Ich erfuhr viel<br />

Trost und konnte mich mehr und mehr versöhnen mit meiner Geschichte und den<br />

dazugehörigen Menschen. Ich erfuhr ganz konkret, was Jes. 61:1-3 meint. Jesus<br />

diente mir durch die Leute dieser Seelsorgerlichen Gruppe, ganz beson<strong>der</strong>s durch<br />

die Leiterin. Ich lernte, was Vergebung auch noch ist. Und Gott begann mein<br />

gebrochenes Herz zu heilen. Herrlich!!!<br />

Ein paar Jahre später, begann ich eine Seelsorge Ausbildung. Ich wollte, dass<br />

an<strong>der</strong>e das auch erleben können wie ich. Ich verstand schon längst, dass wir alle<br />

im gleichen Boot sitzen, dass je<strong>der</strong> Mensch ein gebrochenes Herz hat, je<strong>der</strong> von<br />

uns erfährt o<strong>der</strong> empfindet Unrecht, je<strong>der</strong> erfährt Kränkungen. Je<strong>der</strong> ist in dem<br />

Sinn ein Elen<strong>der</strong>. Und ich begriff, die Bekehrung ist nur <strong>der</strong> Anfang.<br />

Ich dachte, nun lerne ich noch die Instrumente als Seelsorger, weil ich ja schon<br />

versöhnt war mit meiner Geschichte.<br />

Schon im Einführungsseminar erschütterte mich aber Etwas. Ja, Jesus hat mein<br />

Herz tief angerührt, das war <strong>der</strong> erste Schritt. Aber meine eintrainierten Muster,<br />

wie ich mich schützte, wenn ich mich abgelehnt fühlte o<strong>der</strong> wie ich mich<br />

durchsetzte, wenn ich nicht ernst genommen wurde, waren noch unverän<strong>der</strong>t.<br />

Ich war z.B. ein Meister im Schweigen.<br />

Da begann <strong>der</strong> beste Prozess für mein Leben erst richtig: Ich lernte, wie<br />

meine min<strong>der</strong>wertigen o<strong>der</strong> stolzen Gedanken heissen, die mich völlig gefangen<br />

halten. „Nur wenn mich alle lieben, bin ich o.k.“ Und ich erkannte, wie stark ich<br />

mit dieser Lüge von Bestätigung abhängig bin.<br />

Ich lernte, dass ich in diesen Momenten zu Jesus ans Kreuz fliehen muss, meine<br />

Kränkung zugeben darf und meine Sicherheit und Identität bei IHM wie<strong>der</strong><br />

festmachen kann. So wird es mir möglich, die verdrehte Sicht und Erwartung<br />

über mich und die an<strong>der</strong>en loszulassen. Ich kann überlegen, was Wahrheit ist und<br />

diese wie<strong>der</strong> neu glauben. Ich begriff auf einmal was Gnade ist.<br />

Heute bin ich am Lernen:<br />

Ich kann mich entscheiden. Ich muss nicht gefangen bleiben in meinem<br />

Prisca 2. Teil (8 min)<br />

21<br />

22<br />

23


Gefängnis <strong>der</strong> Angst „nicht zu genügen“. Ich gerate zwar immer noch<br />

hinein. Aber sobald ich es realisiere, finde ich heute den Weg hinaus, weil<br />

ich meine Lüge kenne. Die Zeit im Gefängnis ist verlorene Zeit. Und wenn<br />

ich es nicht alleine schaffe, suche ich mir eine fähige Person, die mir hilft in<br />

einem Gespräch.<br />

… um zu verkündigen, dass die Gefesselten befreit werden<br />

Seit gut 1,5 Jahren treffe ich mich ca. alle 2 Monate mit Prisca, um Situationen<br />

o<strong>der</strong> Fragen mit ihr zu besprechen, bei denen ich irgendwie anstehe.<br />

Für mich ist es sehr wertvoll, da eine gewisse Verbindlichkeit zu haben und mir<br />

nicht erst Hilfe zu suchen, wenn ich ein wirklich riesiges Problem habe.<br />

Denn ich entdecke in diesen Gesprächen immer wie<strong>der</strong>, dass auch meine<br />

„kleinen Problemchen“ letztlich sehr viel mit meiner Geschichte und alten<br />

Denkmustern zu tun haben. Und wenn ich da neues Denken einübe, dann hat das<br />

befreiende Auswirkungen auf eigentlich jeden Lebensbereich.<br />

Claudia 1. Teil (7 min)<br />

24<br />

Ein Thema, das mich immer mal wie<strong>der</strong> beschäftigt, ist die Frage, wie ich<br />

Familie und Gemeinde gut unter einen Hut kriege. Letzten Frühling z.B. ging es<br />

um ein Geburtstagsfest.<br />

Sarah, unsere Mittlere, wurde 10 und sie hatte wie<strong>der</strong>holt den Wunsch geäussert,<br />

sie möchte an ihrem ersten runden Geburtstag unbedingt eine Übernachtungsparty<br />

feiern. Ich konnte es zwar einrichten, an diesem Abend zuhause zu sein,<br />

aber ich befürchtete, dass mir schlicht die Nerven für eine solche Party fehlen<br />

würden, weil unmittelbar danach ein Anlass anstand, dessen Vorbereitung mich<br />

ziemlich herausfor<strong>der</strong>te. Gleichzeitig hatte ich Angst, Sarah zu verletzen, wenn<br />

ich es einfach verschiebe, denn nur kurze Zeit später hatte Annica, die Jüngste,<br />

ebenfalls Geburtstag – und ihre Wünsche konnten wir erfüllen.<br />

Ich hoffte, mit ein paar guten Tipps könne ich mich dann schon so organisieren,<br />

dass es mir möglich ist, von <strong>der</strong> Arbeit abzuschalten und ganz für meine Tochter<br />

da zu sein. Prisca gab mir aber keine guten Tipps –son<strong>der</strong>n sie stellte ein paar<br />

gute Fragen, die mir zeigten, dass es eigentlich um etwas An<strong>der</strong>es geht.<br />

Ich bin als Älteste mit mehreren jüngeren Geschwistern aufgewachsen und mein<br />

Vater litt an chronischen Depressionen. Da war klar, dass meine Mutter nicht für<br />

alles Kapazität hatte. Ich lernte Rücksicht und Verantwortung und habe dabei<br />

insgesamt viel profitiert. Aber es gab auch immer wie<strong>der</strong> Momente– da hatte ich<br />

den Eindruck, dass die tatsächlich schwierige Situation nur ein Vorwand war.<br />

Meine Mutter wies Anliegen von mir zurück, doch gleichzeitig fand sie genug<br />

Zeit für ihre Hobbies o<strong>der</strong> für die Wünsche meiner Geschwister. Dies lag zum<br />

Teil auch daran, dass es mir schwer fiel, meine Bedürfnisse deutlich<br />

auszudrücken. Ich rebellierte nicht, son<strong>der</strong>n lenkte schnell ein, so dass sie dachte,<br />

für mich sei das schon in Ordnung. Aber innerlich war ich verletzt und fühlte<br />

mich nicht richtig wahrgenommen.<br />

Im Verlauf des Gesprächs wurde mir klar, dass ich mir aus dieser Verletzung<br />

heraus fest vorgenommen hatte: Das tue ich meinen Kin<strong>der</strong>n nie an. Ich werde<br />

auf ihre Wünsche und Bedürfnisse eingehen und nicht die Umstände als Ausrede<br />

vorschieben. Dieses Motto gab mir viel Energie, war aber auch wie eine Fessel,<br />

die mich gebunden hielt: gebunden an den Groll meiner Mutter gegenüber,<br />

gebunden an den Stolz, es selber besser zu machen und nicht so egoistisch zu<br />

sein und gebunden an den Anspruch mit <strong>der</strong> richtigen Organisation sei alles<br />

möglich.<br />

Als ich mir diese Fessel von Jesus abnehmen liess, konnte ich viel entspannter<br />

und offen mit Sarah über die Situation sprechen.<br />

Ihre Reaktion hat mich sehr berührt. Mit leuchtenden Augen erklärte sie mir:<br />

„Also Mami, ich möchte wirklich gerne genau am Geburtstag feiern, aber weißt<br />

du, das kann ich auch ohne dich. Und ich brauche auch keine grosse Party. Am<br />

liebsten möchte ich meine 2 besten Freundinnen zum Übernachten einladen und<br />

alles ganz alleine organisieren. Du kannst arbeiten und auch mit Papi in die<br />

Gemeinde rüber gehen, dann habe ich fast ein bisschen sturmfrei, das wird cool.“


Sie hat das dann voller Begeisterung durchgezogen und blühte richtig auf dabei.<br />

Später fragte sie, ob wir das nächstes Jahr wie<strong>der</strong> so machen könnten.<br />

Mir hat das gezeigt: je freier und heiler ich selber werde, umso mehr Freiheit und<br />

Heilung ist auch für die Menschen um mich herum möglich. Und es hat mich<br />

ermutigt, weiter an meinen Themen dranzubleiben.<br />

… um ein Gnadenjahr des Herrn – unseres Gottes auszurufen<br />

Heilung erleben, weil ich Gnade besser verstehen durfte!<br />

Alles beginnt damit wie ich versucht habe mein Leben zu meistern. Auch<br />

Prägungen, die ich mir nicht ausgesucht habe, wie z B. meine Legasthenie. Dies<br />

wurde in meinem Leben ein grosser Antrieb. Ich kann zwar nicht richtig<br />

schreiben, aber dass ich nicht blöd bin, dies beweise ich euch allen durch meine<br />

Leistung.<br />

Andreas 2. Teil (4 min)<br />

25<br />

Unser Familienmotte könnte man so zusammenfassen: Du musst speziell sein.<br />

Sei mit dem Erreichten nie zufrieden, es muss noch mehr möglich sein.<br />

Ich erschrecke, wenn ich euch das erzähle, weil ich auch heute noch mit diesen<br />

Prägungen zu kämpfen habe.<br />

Auch mein Schmerz und meine Hilflosigkeit habe ich während Jahren<br />

kompensiert, durch viel fromme Leistung.<br />

Ich war ein erfolgreicher Missionar und man war mit mir zufrieden. Dieser<br />

Antrieb hat funktioniert und es gab mir auch Befriedigung, aber war auch eine<br />

gewaltige Last. Und könnt ihr euch auch vorstellen, wie es für die war, welche<br />

sich mir in den Weg gestellt haben?<br />

Und dann hat Gott mich aus dem Verkehr gezogen. Mit 35 Jahren hatte ich<br />

Krebs und die Ärzte gaben mir eine Chance von 50%. Wir hatten drei noch<br />

kleine Kin<strong>der</strong>. In dieser Zeit <strong>der</strong> Ungewissheit durfte ich etwas mehr verstehen,<br />

was Gnade ist. Gott vertrauen zu können und sich in seine Arme fallen lassen.<br />

Das war echt schön.<br />

Viel schwieriger war aber, dass ich während 1½ Jahren einfach schlapp war,<br />

unfähig etwas zu leisten. Für mich war dies grauenhaft. Doch erst dadurch<br />

wurde mir bewusst, wie krank, wie erlösungsbedürftig ich eigentlich war. Meine<br />

fromme Leistung hatte dies alles zugedeckt.<br />

Es war ein ganz mühsamer Prozess bis ich mehr verstand, dass mein Wert nicht<br />

auf meiner Leistung beruht, son<strong>der</strong>n mir durch Jesus als Geschenk, einfach<br />

unverdient, gegeben ist. Wir sind nicht nur aus Gnaden erlöst von unserer<br />

Schuld, ich darf heiler werden, weil ich meine Identität, mein Image, auch mein<br />

Selbstbewusstsein mir nicht mehr selbst schaffen muss, son<strong>der</strong>n mir von Jesus<br />

geschenkt ist. Das bedeutet auch „Gnade verstehen“.<br />

Ich wäre diesen Weg nicht gegangen, wäre ich nicht durch meine Krankheit dazu<br />

gezwungen worden. Da ich noch an<strong>der</strong>e Baustellen in meinem Leben habe und<br />

ich nicht unbedingt nochmals krank werden möchte, glaube ich, dass wir auch<br />

freiwillig einen seelsorgerlichen Weg gehen können. Aber es braucht die<br />

Erkenntnis, dass du erlösungsbedürftig bist.<br />

Ich bin ein eher schwieriger Fall, ich brauchte und brauche einen richtig guten<br />

Berater, <strong>der</strong> mir hilft meine Fehlprägungen zu korrigieren. Mir muss man mutig<br />

auf die Füsse stehen, nicht nur ein Gebet sprechen, dir vielleicht auch!<br />

Jesus will also weit mehr, wie uns gerade so durchs Feuer zu retten. Er will, dass<br />

seine Erlösung bei uns eine grosse Charakterverän<strong>der</strong>ung bewirkt.<br />

Es ist sein Ziel, dass wir, da wo wir leben solche Eichen sind.<br />

<strong>Bäume</strong>, welche ein Stück <strong>der</strong> Herrlichkeit Gottes wie<strong>der</strong>spiegeln, d.h. ein Stück<br />

von seiner Liebe in unserer Welt sichtbar machen .<br />

Dann erlebt dich deine Familie, deine Gemeinde, dein Umfeld als Menschen,<br />

dem sie vertrauen und Schutz finden. Sie sind sicher, da ist einer, <strong>der</strong> seinen<br />

Nächsten einfach liebt und annimmt, wie sich selbst.<br />

Prisca 3. Teil (3 min)<br />

26


Wo stehst du heute Morgen?<br />

Wo sehnst du dich danach, dass Jesus dir mehr dienen kann?<br />

27<br />

A: Bist du versöhnt mit deiner Geschichte? Wem kannst du noch nicht<br />

vergeben?<br />

B: Hast du deine zerstörerischen Verhaltensmuster schon entdeckt?<br />

C: Welche Fessel lähmt dich (Angst, Sucht, Zwänge)?<br />

Wir laden dich jetzt ein, ein paar Minuten mit diesen Fragen zu verbringen.<br />

Welche konkreten Schritte willst du machen? Jetzt hat je<strong>der</strong> Zeit mit diesen<br />

Fragen und dann schliesse ich ab mit einem Gebet.<br />

Ich bete:<br />

Lieber Herr Jesus, danke, dass du bei jedem von uns schon angefangen hast,<br />

wir freuen uns über jeden Moment, wo wir schon solche Eichen <strong>der</strong><br />

<strong>Gerechtigkeit</strong> sein durften. Lass uns alle hartnäckig dran bleiben, es noch<br />

viel mehr zu werden.<br />

Wir wollen immer wie<strong>der</strong> zu dir kommen und uns vor dir dienen lassen.<br />

AMEN<br />

28

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