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Im Todesfall<br />
Die Hinterbliebenen sollten vom Trauerredner beim Gespräch<br />
nicht überfordert werden. Es genügt, wenn diese sich neben den<br />
wichtigsten Lebensdaten vielleicht noch einige Stichpunkte für<br />
besonders wichtige Aussagen in der Rede notieren. Wichtige inhaltlichen<br />
Aspekte sollte der Trauerredner selbst im Gespräch<br />
erfragen.<br />
Telefonische Gespräche zur Gestaltung der Rede sind in Ausnahmefällen<br />
sicher zwingend, aber ein persönliches Gespräch<br />
können sie für die Vorbereitung einer guten Rede nur schwerlich<br />
ersetzen.<br />
Bei Angeboten von „Trauerrednern“, die wenige Minuten vor<br />
der Trauerfeier auf die Hinterbliebenen zuzukommen, einige<br />
wenige Lebensdaten zu hinterfragen und in ein bereits vorbereitetes<br />
standardisiertes Redemuster einzufügen sind größte Zweifel<br />
angebracht!<br />
Auch zu Lebzeiten ist es möglich, eine Trauerrede bereits von<br />
einem Trauerredner erarbeiten zu lassen, vor allem dann, wenn<br />
Zweifel bestehen, ob die Hinterbleibenden in der Lage sein werden,<br />
dem Redner ausreichende Informationen zu übermitteln.<br />
Wichtige Kriterien für den Inhalt der Trauerrede<br />
Die Rede sollte sich zwar an der Biografie der/des Verstorbenen<br />
orientieren, aber sich nicht auf einen Lebenslauf beschränken.<br />
Wichtige und für die Persönlichkeit ausschlaggebende Stationen,<br />
Ereignisse, Leistungen, Erlebnisse und Episoden sind angemessen<br />
zu würdigen und ggf. auch durch Anekdoten zu ergänzen.<br />
Die verschiedenen Seiten der Persönlichkeit sollten differenziert<br />
beleuchtet werden. Dabei sind die prägenden Haltungen, Auffassungen,<br />
Überzeugungen, Hoffnungen und Wünsche, aber auch<br />
die Interessen und Hobbys zu berücksichtigen. Die Hinterbliebenen<br />
können erwarten, dass die Rede individuell, authentisch<br />
und nicht austauschbar ist. Die Rede sollte auf der Grundlage<br />
der Aussagen der Hinterbliebenen wahrhaftig sein und ohne eine<br />
unangemessene Verklärung der Persönlichkeit der/des Verstorbenen<br />
auskommen.<br />
In der Rede wird der Trauer Raum gegeben und der Abschied<br />
soll für die Bleibenden annehmbar gestaltet werden. Die Rede<br />
soll den Hinterbliebenen bei der Bewältigung ihrer Trauer helfen,<br />
ihnen Trost vermitteln und sie für ihr weiteres Leben ermutigen.<br />
Vortrag der Rede und letzte Worte am Grabe<br />
Der Trauerredner wird sich mit der Rede in das Ritual der Trauerfeier<br />
würdig einfügen und sich vor und nach seiner Rede vor<br />
dem Sarg oder der Urne verbeugen. Sinnvoll ist es, nach Möglichkeit<br />
einen Bezug zur Trauermusik herzustellen. Der Redner<br />
sollte ruhig, mit fester Stimmer und ausdrucksvoll sprechen,<br />
jedoch kein falsches Pathos entwickeln. Geeignete Zitate oder<br />
auch Poesie können die Rede verschönern.<br />
Die Rede kann als Ganzes vorgetragen werden, aber auch durch<br />
Musik oder andere Elemente des Trauerrituals unterbrochen<br />
werden. Nach dem Ende der Hallenfeier wird der Trauerredner<br />
die Hinterbliebenen und Trauergäste bis zur Grabstelle begleiten<br />
und letzte, kurze Worte am Grabe sprechen. Diese sollten sich<br />
im Wesentlichen auf den Abschied, den Trost, auf eine letzte<br />
Danksagung und das Gedenken beschränken.<br />
Es ist auch möglich, dass eine weitere Person, ein Freund, Kollege<br />
oder ggf. auch einer der Angehörigen einige Worte sagt oder ein<br />
kurzes Gedicht vorträgt, soweit dies nicht bereits in Abstimmung<br />
mit den Hinterbliebenen und dem Bestatter bereits in der Trauerhalle<br />
erfolgt ist.<br />
Autor: Wolfgang Stünzner, Weltlicher Trauerredner<br />
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