Zwischen Geist und Geld - Cadmus - European University Institute
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3. Kunst als Kommunikationsinstrument der Wirtschaft<br />
3.5. Zusammenfassung<br />
1.) Die Wohlstandsgesellschaft des ausgehenden 20. Jahrh<strong>und</strong>erts entwickelt ein Starkes<br />
Bediirfnis nach Kultur.<br />
2.) Die Wirtschaft beobachtet, daB die Kultur den Sport allmahlich als wichtigste Freizeitbeschaftigung<br />
ablOst: entsprechend verandert sie ihre eigene Kommunikation.<br />
3.) Das Kunstsponsoring wird zum neuen Instrument der Untemehmenskommunikation.<br />
4.) Das Kunstsponsoring stellt eine strukturelle Kopplung zwischen den autopoietischen<br />
Systemen Kunst <strong>und</strong> Wirtschaft her. Beide Systeme sind <strong>und</strong> bleiben operativ<br />
geschlossen: die wechselseitigen Interessen lassen sich nicht vollstandig zur<br />
Deckung bringen.<br />
5.) Kunstaktivitaten werden tiber den Wirtschaftscode gelesen: zum Zwecke wirtschaftlicher<br />
Optimierung wird das Kunstsponsoring systematisiert <strong>und</strong> instrumentalisiert;<br />
dies trifft nicht nur fiir groBe, sondem zunehmend auch fur mittlere <strong>und</strong><br />
kleinere Uritemehmen zu.<br />
6.) Auch die Kunst liest die Sponsoringereignisse tiber ihren eigenen Code.<br />
7 .) Der rasante Erfolg des Kunstsponsoring bringt Monopolisierungstendenzen mit<br />
sich. Andere <strong>Geld</strong>quellen, welche bisher zur Finanzierung des Kunstschaffens<br />
bereitstanden, verlieren an Gewicht. Dies gilt nicht nur fur das Mazenatentum,<br />
sondem auch fur den Kunstmarkt <strong>und</strong> die staatliche Kunstforderung.<br />
8.) Die Reduktion der Vielfalt moglicher <strong>Geld</strong>quellen im Bereich der Finanzierung<br />
des Kunstschaffens birgt die Gefahr einer Fremdbestimmung der Programmstrukturen<br />
des Kunstsystems in sich.<br />
9.) Die Verbindung von massenmedialer Diffusion mit Werbung filhrt zu einer ZerstOrung<br />
des Kunstwerkes <strong>und</strong> einer Regression des Werkgenusses auf bloBen<br />
Schein. Gefahrdet ist nicht nur das Kunstwerk als Institution, eingeengt wird ebenfalls<br />
das Feld, das fur die Reproduktion des asthetischen Codes zu Verfugung<br />
steht.<br />
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