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politik<br />

märz 2012<br />

MÄRZ 2012<br />

politik<br />

<br />

Rostocks teurer Problembär<br />

Foto: Joachim Kloock<br />

Er kam im August 2006 als der große<br />

Hoffnungsträger der CDU aus Recklinghausen<br />

an <strong>die</strong> Warnow. Inzwischen erinnert<br />

nur noch eine Bauruine in bester<br />

Warnemünder Lage an Finanzsenator Georg<br />

Scholze. Diese steht symptomatisch<br />

für den CDU-Mann, der vor allem an sich<br />

gedacht und nur offene Baustellen hinterlassen<br />

hat.<br />

Es war ein deutliches Zeichen. Aber es lag<br />

nicht in der Macht des Verwaltungsmitarbeiters,<br />

das drohende Desaster vorherzusehen<br />

oder gar abzuwenden. Es waren im August<br />

2006 noch ein paar Formalitäten mit<br />

der Stadt Recklinghausen zu klären, als man<br />

im Rostocker Rathaus über einen nicht ganz<br />

korrekten Urlaubsschein des neuen Senators<br />

stolperte. Scholzes Urlaubsschein wies<br />

null Urlaubstage auf, was so nicht stimmte.<br />

„Na, dann viel Spaß mit Herrn Scholze“,<br />

wünschte damals <strong>die</strong> Mitarbeiterin aus Recklinghausen<br />

mit vielsagendem Unterton.<br />

Der Spaß hielt sich von Anfang an in Grenzen,<br />

es wurde vielmehr ein teures Vergnügen.<br />

Dabei holte den heute 53-Jährigen immer<br />

wieder seine eigene Vergangenheit ein.<br />

Als ihn <strong>die</strong> Gegenwart und <strong>die</strong> ihn umgebenden<br />

Widersprüche erdrückten, verschwand<br />

Georg Scholze von der Bildfläche. <strong>Das</strong><br />

letzte Kurzgastspiel gab er im August letzten<br />

Jahres, bevor er ganz abtauchte. Seitdem ist<br />

er nur noch schriftlich über seine Adresse in<br />

Recklinghausen erreichbar.<br />

Nicht wirklich Ahnung<br />

Der auf dem ersten Blick dynamisch wirkende<br />

gebürtige Nordrhein-Westfale sollte<br />

der darbenden CDU in Rostock wieder<br />

Leben einhauchen. Einen echten Macher<br />

wollte man und einen Finanzexperten, der<br />

dem parteilosen Oberbürgermeister Roland<br />

Methling ordentlich Paroli bieten konnte.<br />

Schnell wurde klar, dass all <strong>die</strong>se erhofften<br />

Fähigkeiten nicht <strong>die</strong> Stärke des ehemaligen<br />

Kreisdirektors aus Recklinghausen sind.<br />

Statt beispielsweise das Theater auf finanziell<br />

sichere Beine zu stellen, verzettelte sich<br />

Scholze in einen zermürbenden Kleinkrieg<br />

mit der früheren Kultursenatorin Ida Schillen<br />

von der Linken. Schließlich brachte der<br />

Finanzsenator seinen Parteifreund Kay-<br />

Uwe Nissen als Theater-Geschäftsführer ins<br />

Spiel. Bevor <strong>die</strong> Öffentlichkeit merkte, dass<br />

<strong>die</strong>ser nach einem Jahr noch nicht einmal<br />

eine Bilanz aufgestellt hatte, war <strong>die</strong> Stadt<br />

schon um eine Million Euro ärmer. Auch<br />

bei den Haustarifverhandlungen 2008 für<br />

<strong>die</strong> Beschäftigten der Rostocker Verwaltung<br />

zeigte sich deutlich, dass Georg Scholze mit<br />

dem Amt einfach nur überfordert war.<br />

Mit wenigen Ausnahmen fehlt der Senator<br />

krankheitsbedingt seit letztem Jahr im April.<br />

Zweimal kehrte er noch zurück. Im Juni<br />

2011 eskalierte der Streit um angeblich nicht<br />

korrekte Beraterverträge mit einem Berliner<br />

Unternehmen, mit dem Scholze schon vor<br />

seiner Rostocker Zeit viele Jahre eng zusammengearbeitet<br />

hatte. Im Juni erschienen<br />

an einem Tag zwei vollkommen gegensätzliche<br />

Briefe mit Scholzes Absender. Einer<br />

enthielt schwere Vorwürfe gegen den Oberbürgermeister,<br />

der andere entlastete den<br />

Rathauschef. Der CDU-Politiker soll keines<br />

der beiden Schreiben selbst verfasst haben;<br />

er war längst zum Spielball des nahenden<br />

Oberbürgermeisterwahlkampfes geworden.<br />

Mit dem legendären Zitat gegenüber der<br />

Ostsee-Zeitung „Ich bin überfordert.“ (OZ<br />

vom 16. Juni 2011) zog er sich in seine alte<br />

Heimat zurück.<br />

Als er im August 2011 noch einmal kurz<br />

eine Stippvisite an seinem Arbeitsplatz abhielt,<br />

flog ihm <strong>die</strong> so genannte Facebook-<br />

Foto: RS<br />

Der Wind pfeift durch Scholzes Bauruine in lukrativer Lage. <strong>Das</strong> Ringen um seinen Posten<br />

ist bereits im vollen Gange.<br />

Affäre um <strong>die</strong> Ohren. 303 teils illustre<br />

CDU-Freunde hatte der Finanzsenator auf<br />

seiner Facebookseite versammelt, von der<br />

er vermeintlich gar nichts wusste. Die angekündigten<br />

rechtlichen Schritte gegen den<br />

mutmaßlichen „Identitätsklau“ wurden nie<br />

eingeleitet. Seitdem ward der Herr Senator<br />

nicht mehr in Rostock gesehen. Die Scholze-Ämter<br />

werden vom Oberbürgermeister<br />

mit geführt, der fast seit einem Jahr ohne<br />

Stellvertreter ist.<br />

Nie in Rostock gemeldet<br />

Scholze bekommt <strong>die</strong> Besoldungsgruppe B<br />

5, jeden Monat fließen mehr als 7.500 Euro<br />

an den „Patienten in Recklinghausen“. Freuen<br />

darf sich <strong>die</strong> Ruhrpottstadt auch über<br />

<strong>die</strong> Steuern vom 1. Stellvertretenden OB<br />

der Hansestadt Rostock. Rund 20.000 Euro<br />

Lohnsteuer gehen jährlich ans Recklinghauser<br />

Finanzamt. Scholze war nie mit Hauptwohnsitz<br />

in Rostock gemeldet.<br />

In Warnemünde wollte er sich nur etwa 600<br />

Meter von der Ostsee entfernt einen kleinen<br />

Palast bauen. Sein Bauklotz fällt aus<br />

Denkmalschutzaspekten gesehen völlig aus<br />

der Reihe. Rathausinsider wissen zu berichten,<br />

dass der Senator sich höchst persönlich<br />

darum gekümmert hat, dass der ungewöhnliche<br />

Kastenbau dort inmitten der typischen<br />

Backsteinsiedlung stehen darf. Der Denkmalschutz<br />

endet praktisch direkt an seiner<br />

Grundstücksgrenze.<br />

Indes, <strong>die</strong> Baustelle ist ebenso verwaist wie<br />

sein Schreibtisch im Rathaus. Anwohner haben<br />

in der Gartenstraße 29 schon seit vielen<br />

Monaten keinen Bauherrn oder Kaufinteressenten<br />

mehr gesehen.<br />

Probleme gab es immer<br />

Wo Georg Scholze, eigentlich Richter auf<br />

Lebenszeit, gearbeitet hat, traten Probleme<br />

auf. Vorher war er Verwaltungsbeamter<br />

im Landkreis Meißen (Sachsen) und anschließend<br />

in Recklinghausen. Jahre später<br />

klopfte ein sächsisches Geldinstitut an <strong>die</strong><br />

Rostocker Rathaustür und fragte nach ungedeckten<br />

Krediten und drohte leise, aber<br />

bestimmt, mit Gehaltspfändungen.<br />

In Recklinghausen machte Scholze als „Super-Dienst-Diesel“<br />

Schlagzeilen. Bei einer<br />

internen Prüfung war nicht nur aufgefallen,<br />

dass in seinem Fahrtenbuch „22.370 km“<br />

fehlten. Schaden: 13.000 Euro (Der Westen<br />

vom 20. Mai 2009). Dabei war auch eine<br />

mehrtägige Urlaubsfahrt nach Österreich,<br />

auf der Scholze sein Dienstauto erst mit 47<br />

Litern Diesel betankte und drei Stunden<br />

später mit 48 Litern Super. Den bohrenden<br />

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08./09.04.<br />

Osterbrunch<br />

Fragen des Rechnungsprüfungsamtes und<br />

der Öffentlichkeit entzog er sich in bewährter<br />

Form durch stures Schweigen. Im<br />

April 2007 durchsuchte <strong>die</strong> Steuerfahndung<br />

seine Wohnsitze in Recklinghausen und Rostock.<br />

Dabei ging es nach Me<strong>die</strong>nberichten<br />

unter anderem um finanzielle Beteiligungen<br />

an Windparks. Aufklärung? Fehlanzeige.<br />

Der Finanzsenator soll ferner mehrfach Unternehmer<br />

in Rostock angesprochen und<br />

für private Finanzprojekte geworben haben.<br />

Wer beerbt den Senator?<br />

Diese und viele weitere Fakten sind den<br />

Insidern im Rostocker<br />

Politikgeschäft bestens<br />

bekannt. Warum ist es<br />

dann aber so verdächtig<br />

still um den Senator?<br />

Bei dem Senatsbereich<br />

für Finanzen und Ordnung<br />

geht es um ein<br />

einflussreiches Ressort.<br />

Die drei größten<br />

Parteien - Linke, SPD<br />

und CDU liebäugeln<br />

heftig mit Scholzes<br />

Amt. Problematisch<br />

ist jedoch, dass den<br />

Begehrlichkeiten zu<br />

wenige neue Ämter gegenüberstehen. Zwar<br />

ist der Abschied Scholzes in Parteikreisen<br />

längst beschlossene Sache, allein <strong>die</strong> Ämter-<br />

Arithmetik bereitet Kopfzerbrechen. Die<br />

aktuell mit Abstand stärkste politische Kraft<br />

in der Bürgerschaft, <strong>die</strong> Linke, pocht wieder<br />

auf einen Senatorenposten. Heiße Kandidatin<br />

soll Kerstin Liebich, <strong>die</strong> OB-Kandidatin<br />

der Linken, sein. Die in Selbstauflösung befindliche<br />

CDU möchte den Finanzchefsessel<br />

gern weiter besetzen. Nicht zuletzt will sich<br />

auch <strong>die</strong> SPD in Position für den nächsten<br />

OB-Wahlkampf bringen und das Feld nicht<br />

kampflos den anderen Parteien überlassen.<br />

Für drei neue Posten müsste <strong>die</strong> SPD aber<br />

ihre unglücklich agierende Sozial- und Kultursenatorin,<br />

Dr. Liane Melzer (SPD), zum<br />

Rücktritt drängen und ihre Bereiche auf<br />

zwei Ämter aufteilen. Seit 2008 ist sie neben<br />

dem Grünen Bau- und Umweltsenator Holger<br />

Matthäus im Amt.<br />

Um nicht wieder böse Schiffbruch zu erleiden<br />

wie 2009, als sich alle Parteien uneins<br />

waren und als lachende Dritte Karina Jens<br />

(CDU) von der drittstärksten Partei zur<br />

Bürgerschaftspräsidentin gewählt wurde,<br />

tun <strong>die</strong> Parteien so, als würde <strong>die</strong> Personalie<br />

Scholze gar nicht existieren.<br />

Rostocks teurer Problembär kann also in<br />

Ruhe weiter abtauchen und kassieren, auch<br />

wenn er nun eine Aufforderung vom Rathaus<br />

erhalten hat, einen Amtsarzt aufzusuchen.<br />

Seine Amtszeit läuft erst im Sommer<br />

des kommenden Jahres aus.<br />

Robert Schuhmann<br />

… Genießen mit Weitblick<br />

Einmaliges Gastronomie-Erlebnis in Mecklenburg-Vorpommern<br />

<strong>Das</strong> Restaurant & Bar SILO4 im Rostocker Stadthafen erwartet<br />

Sie mit einer atemberaubenden Aussicht. Hier können Sie Ihren<br />

Blick über Boote, Segler und Hafen schweifen lassen.<br />

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Restaurant & Bar SILO4<br />

Am Strande 3d . 18055 Rostock<br />

Tel. 0381 458 58 00 . info@silo4.de . www.silo4.de<br />

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