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Wahlärzteschaft und Grundversorgung Modelle erfolgreicher ...

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Kärntner Wahlärzte<br />

Die <strong>Wahlärzteschaft</strong><br />

als tragende Säule unseres<br />

Ges<strong>und</strong>heitssystems<br />

Die Bedeutung der Wahlärzte hat sich in den vergangenen Jahren<br />

gr<strong>und</strong>legend verändert. Die einstige These der Krankenkassen,<br />

dass die Gr<strong>und</strong>versorgung nur durch ihre Vertragsärzte gewährleistet<br />

werden kann, stimmt schon lange nicht mehr. Heute muss<br />

man sagen, ohne Wahlärzte bräche das Versorgungssystem in vielen<br />

Bereichen zusammen. In Kärnten bilden 459 Kassenärzte –<br />

258 Allgemeinmediziner, 201 Fachärzte – <strong>und</strong> 612 Wahlärzte das<br />

Versorgungsnetz.<br />

„Das öffentliche Ges<strong>und</strong>heitssystem, das im wohnortnahen Bereich<br />

durch niedergelassene Kassenärzte repräsentiert wird,<br />

könnte mittlerweile ohne die Arbeit der Wahlärzte kaum aufrecht<br />

erhalten werden“, betont Präs. Dr. Josef Huber.<br />

Dabei sei natürlich zu beachten, dass die Arbeitsintensität der<br />

Wahlärzte sehr unterschiedlich ist. Sie reicht von wenigen Wochenst<strong>und</strong>en<br />

bis zu einer Full-Time-Ordination, abhängig vor allem<br />

davon, wie wichtig für den jeweiligen Arzt andere berufliche<br />

Standbeine sind.<br />

Faktor der Gr<strong>und</strong>versorgung<br />

Diese neue Wirklichkeit bildet sich in den Ausgaben der Krankenkasse<br />

unzureichend ab. Für wahlärztliche Hilfe wendete die Kärntner<br />

GKK im Vorjahr nur knapp 7 Mio. € an Rückersatz an die Wahlarztpatienten<br />

auf. Für die Vertragsärzte waren es mehr als dreizehn<br />

Mal so viel (ca. 94 Mio. – Praktiker ca. 38 Mio., Fachärzte ca. 56<br />

Mio.). Es liegt die Vermutung nahe, dass viele Patienten darauf<br />

verzichten, ihre Arztrechnung zur Kostenerstattung bei der Sozialversicherung<br />

einzureichen.<br />

Ein Gr<strong>und</strong> dafür liegt zweifellos in der mangelnden Transparenz<br />

<strong>und</strong> der geringen Kostenref<strong>und</strong>ierung. Niemand kann dem Patienten<br />

im Vorhinein konkret mitteilen, wie viel ihm die GKK ersetzt,<br />

weil in die tatsächliche Rückersatzsumme alle für Vertragsärzte<br />

geltenden Limitierungen <strong>und</strong> Kostendegressionen eingerechnet<br />

werden.<br />

Dass Wahlärzte mittlerweile als Faktor für die Gr<strong>und</strong>versorgung<br />

wahrgenommen werden, kann man einer Erklärung der Kärntner<br />

Ges<strong>und</strong>heitsreferentin LH-Stv. Dr. Beate Prettner entnehmen. Sie<br />

sprach im Landtag von einer ausreichenden Ärztedichte. Dabei<br />

stützte sie sich ausdrücklich auch auf die Wahlärzte. Ihr zufolge<br />

kämen auf 100.000 Einwohner 81 Kassenärzte, rechnet man die<br />

Wahlärzte hinzu, wären es 210.<br />

In einem Vergleich mit anderen B<strong>und</strong>esländern gibt es in Kärnten<br />

viele Versorgungsbereiche im kassen(fach)ärztlichen Bereich, die<br />

große Engpässe aufweisen.<br />

Präs. Dr. Josef Huber sieht jedenfalls Lücken, weil die GKK in den<br />

vergangenen Jahren bei den Vertragsstellen eine sehr restriktive<br />

Linie verfolgt. Sie habe den Stellenplan trotz des aufgr<strong>und</strong> der Zunahme<br />

älterer Menschen <strong>und</strong> des medizinischen Fortschritts steigenden<br />

Bedarfs nicht bzw. unzureichend erweitert. Es sei den<br />

Wahlärzten zu verdanken, dass sie die daraus resultierenden Versorgungsdefizite<br />

weitgehend abdecken.<br />

Aus sozialen Gründen sieht Huber diese Art von Problemlösung<br />

kritisch. „Das widerspricht der solidarischen Finanzierung unseres<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesens. Die Kassen spekulieren damit, dass die Patienten<br />

zu Wahlärzten ausweichen, womit deren finanzieller Eigenanteil<br />

steigt. Menschen mit geringem Einkommen bleibt dieser<br />

Weg aber versperrt.“<br />

Erstmals werde diese Systemrelevanz der Wahlärzte auch von der<br />

GKK bestätigt. „Sie hat sich endlich bereit erklärt, auch den Wahlärzten<br />

den Ordinationsbedarf abzugelten. Das gilt ab dem kommenden<br />

Jahr für jene, die systemrelevant sind.“<br />

Für Huber ist dies ein erster Durchbruch, dass im heimischen Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

die tragende Rolle der Wahlärzte die längst fällige<br />

Anerkennung findet. Weitere Schritte müssten hier folgen.<br />

Es wäre dringend nötig, mehr Wahlärzten einen Kassenvertrag in<br />

Aussicht zu stellen. Man sollte Ärzten auch die Möglichkeit einräumen,<br />

dass sie sich einen Kassenvertrag teilen können. „Das wäre<br />

vor allem für Ärztinnen interessant, denn einen Kassenvertrag zu<br />

100 % zu erfüllen <strong>und</strong> daneben eine Familie zu gründen, ist oftmals<br />

schwer“, meint Dr. Huber. Auch neue <strong>Modelle</strong>, bei denen u.a.<br />

Kassenärzte mit Wahlärzten kooperieren, um längere Öffnungszeiten<br />

an Tagesrand- <strong>und</strong> Wochenendzeiten zu erreichen, wären<br />

zu überlegen.<br />

Hohe Berufszufriedenheit<br />

Eine Umfrage ergab, dass viele Wahlärzte die Flexibilität genießen,<br />

Medizin so betreiben zu können, wie es aus ihrer Sicht Sinn<br />

macht. Ohne lähmende Bürokratie <strong>und</strong> mit viel weniger Zeitdruck<br />

bzw. wesentlich größerer Flexibilität im Privatbereich.<br />

Das Ergebnis ist eine sehr hohe Zufriedenheit mit der eigenen Lebenssituation,<br />

die aber bisweilen durch materielle Probleme einen<br />

kleinen Schatten bekommt.<br />

Nicht mehr alle streben einen Kassenvertrag an. In Kärnten konnte<br />

man dies lange Zeit u.a. bei Gynäkologinnen beobachten.<br />

Wir berichten auf den nachstehenden Seiten über Ärzte, die den<br />

Schritt in die Selbstständigkeit wagten <strong>und</strong> welche Erfahrungen<br />

sie dabei sammelten.<br />

Erfolgreiche<br />

Facharztordination<br />

Auch ohne Kassenverträge<br />

Nach langjähriger Berufsausübung an der Abteilung für Augenheilk<strong>und</strong>e<br />

im Klinikum Klagenfurt plante <strong>und</strong> baute Dr. Angelika<br />

Ertl großzügig: eine w<strong>und</strong>erschöne <strong>und</strong> aufwändig eingerichtete<br />

Ordination im Ges<strong>und</strong>heitszentrum Spittal/Drau wurde im Oktober<br />

2012 eröffnet. Ursprünglich angedacht als zweites Standbein,<br />

entwickelte sich die Praxis rasant <strong>und</strong> es wurde die Entscheidung<br />

zu Gunsten der ausschließlichen Tätigkeit im niedergelassenen Bereich<br />

<strong>und</strong> als Wahlärztin getroffen.<br />

Bei unserem Besuch außerhalb der Ordinationszeit wurde demonstriert,<br />

was derzeit durch Fleiß <strong>und</strong> Geschick in einer Kärntner<br />

Wahlarztordination machbar ist – das Telefon läutete mit höchst<br />

beeindruckender Frequenz! Zwar lässt der Standpunkt des Ges<strong>und</strong>heitszentrums<br />

in der Bezirkshauptstadt Spittal/Drau kaum<br />

Wünsche offen, dennoch ist der offensichtliche Erfolg von Frau<br />

Dr. Angelika Ertl erstaunlich.<br />

Die hauptsächlichen Motive der Patienten, ihre Ordination oft<br />

auch über weite Wegstrecken aufzusuchen, bringt Dr. Ertl wie folgt<br />

auf den Punkt: „Kurze Wartezeiten auf einen Termin, mehr Zeit für<br />

das persönliche Engagement von Arzt <strong>und</strong> Personal, optimale<br />

Lage <strong>und</strong> eine besteingerichtete Ordination!“ An Sonderleistungen<br />

werden u.a. Ultraschalluntersuchungen<br />

des Auges<br />

<strong>und</strong> der Orbita bei<br />

Tumoren <strong>und</strong> Orbitopathien<br />

<strong>und</strong> OCT<br />

(optische Kohärenztomographie)<br />

zur<br />

Diagnostik von Maculaerkrankungen<br />

<strong>und</strong> Glaukomdiagnostik<br />

angeboten.<br />

Vor allem jedoch<br />

schätzt Dr. Ertl die<br />

Möglichkeit, in ihrer<br />

Wahlarztpraxis auf<br />

die individuellen Basiswünsche<br />

ihrer Patienten<br />

– auch im<br />

Hinblick auf die zeit-<br />

Kärntner Wahlärzte<br />

Dr. Angelika Ertl<br />

Fachärztin für Augenheilk<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> Optometrie<br />

Feldstraße 5, Top 2/3<br />

9800 Spittal/Drau<br />

04762/368430<br />

office@ertl-med.at<br />

www.ertl-med.at<br />

4 Dezember 2013 · www.aekktn.at Dezember 2013 · www.aekktn.at 5

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