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38<br />

Forschung intensiv<br />

Pop, Prot<strong>es</strong>t und Politik:<br />

Die Comics der 68er<br />

Der Wendepunkt – Von den b<strong>es</strong>cheidenen Anfängen in den 1950er<br />

Jahren zur Vielfalt d<strong>es</strong> Comic-Angebots in der Gegenwart<br />

########<br />

von Bernd Dolle-Weinkauff Von kultureller Akzeptanz noch weit entfernt, entwickelte der Comic gegen Ende der 1960er<br />

Jahre ganz neue Qualitäten: In der bewegten g<strong>es</strong>ellschaftlichen Atmosphäre di<strong>es</strong>er Zeit aufgeladen<br />

mit politischen und künstlerischen Ambitionen fi ndet er seine Adr<strong>es</strong>saten nicht<br />

<strong>mehr</strong> nur beim Kinderpublik<strong>um</strong>, sondern richtet sich zunehmend an eine politisch bewegte<br />

Öffentlichkeit der Heranwachsenden und Erwachsenen.<br />

E in<strong>es</strong> der zahlreichen fremden Phänomene, mit denen<br />

sich das überraschte deutsche Publik<strong>um</strong> nach<br />

dem Ende d<strong>es</strong> Zweiten Weltkriegs konfrontiert sah,<br />

waren die Comics: bunte Bilderhefte mit gezeichneten<br />

Figuren und Texten in Sprechblasen, die Zeitzeugen<br />

zufolge zuerst und in großer Zahl aus dem Marschgepäck<br />

der B<strong>es</strong>atzungssoldaten in die Hände der L<strong>es</strong>er<br />

gelangten. Alsbald etablierte sich dann während der<br />

1950er Jahre im Zuge von Wiederaufbau und <strong>Wir</strong>tschaftswunder<br />

auch ein stattlich<strong>es</strong> deutschsprachig<strong>es</strong><br />

Comic-Angebot, das sich freilich heftigen Anfeindungen<br />

vonseiten der Erwachsenen ausg<strong>es</strong>etzt sah. Insbe-<br />

sondere Pädagogen, Bibliothekare und konf<strong>es</strong>sionelle<br />

Verbände machten mobil gegen ein nach ihrer Ansicht<br />

»unterwertig<strong>es</strong> Schriftt<strong>um</strong>«, d<strong>es</strong>sen Verbrei<strong>tun</strong>g unter<br />

den Kindern und Jugendlichen Gefahren heraufzub<strong>es</strong>chwören<br />

schien, unter denen die Vision vom Ende<br />

der L<strong>es</strong>ekultur noch die geringste war. Es bedurfte gut<br />

ein<strong>es</strong> Jahrzehnts, bis der Schlachtenlärm d<strong>es</strong> »heißen«<br />

Schmutz- und Schundkampfs abzuebben begann und<br />

abgelöst wurde von subtileren Formen kultureller<br />

Stigmatisierung, die allerdings dann als Indikation gegen<br />

das Comic-Fieber auf Dauer ebenso wirkungslos<br />

blieben.<br />

Forschung Frankfurt 2/2008

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