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48<br />

Forschung aktuell<br />

Rechtssoziologie am Institut für Sozialforschung<br />

Im Mittelpunkt d<strong>es</strong> aktuellen Forschungsprogramms<br />

d<strong>es</strong> Frankfurter Instituts für Sozialforschung<br />

stehen die Paradoxien und Ambivalenzen<br />

der kapitalistischen Modernisierung. Grund legend<br />

hierfür ist die Beobach<strong>tun</strong>g, dass sich fortschrittliche<br />

soziale Proz<strong>es</strong>se im Nachhinein unter den Bedingungen<br />

einer gewandelten Moderne in ihr Gegenteil<br />

verkehren können. Mit di<strong>es</strong>er Th<strong>es</strong>e b<strong>es</strong>chäftigt sich<br />

auch der Forschungsschwerpunkt »Poli ti sche Öffentlichkeit<br />

und Recht«. Mit Bezugnahme auf die gegenwärtige<br />

Rechtsentwicklung inter<strong>es</strong>siert vor allem die<br />

Frage, ob und wie das Recht auf Veränderungen im<br />

Verhältnis von Individu<strong>um</strong> und G<strong>es</strong>ellschaft und auf<br />

die fortschreitende Individualisierung reagiert. Auch<br />

inter<strong>es</strong>siert, wie die Rechtsentwicklung im Alltagsverständnis<br />

wahrgenommen wird. Antworten auf<br />

di<strong>es</strong>e Frag<strong>es</strong>tellungen werden derzeit aus den Ergebnissen<br />

d<strong>es</strong> DFG-Projekts »Die Zuschreibung von Verantwor<strong>tun</strong>g<br />

in den Rechtsmeinungen von Bürgerinnen<br />

und Bürgern« wie auch aus der fortlaufenden<br />

über die gewissermaßen jeder Mensch verfüge; im anderen<br />

wird die Möglichkeit zur Verantwor<strong>tun</strong>gsübernahme<br />

an vorhandene Fähigkeiten und einen erforderlichen<br />

sozialen Kontext gebunden. Im ersteren,<br />

individuell b<strong>es</strong>timmten Konzept wird Verantwor<strong>tun</strong>g<br />

mit »Selbständigkeit«, »Kreativ-Sein« und »Selbstb<strong>es</strong>timmung«<br />

im eigenen Lebensentwurf b<strong>es</strong>chrieben. Es<br />

wird betont, dass jeder Mensch nach »möglichen<br />

Handlungsalternativen« suchen, »Mut z<strong>um</strong> Risiko«<br />

haben, aber auch für die »Folgen« sein<strong>es</strong> Handelns alleine<br />

einstehen müsse. Dabei wird verantwortlich<strong>es</strong><br />

Handeln nicht an Voraussetzungen gebunden, ganz so,<br />

als würde sonst ein Teil der eigenen Person infrage ste-<br />

Die Autoren<br />

Dr. Barbara Heitzmann, 58, studierte Soziologie mit Wahlpfl<br />

ichtfach Recht und promovierte 2002. Ihre Schwerpunkte<br />

sind Rechtssoziologie, Demokratietheorie und Soziologie<br />

d<strong>es</strong> sozialen und kulturellen Wandels. Seit 2001 ist sie<br />

Mitar beiterin am Frankfurter Institut für Sozialforschung<br />

und hat die ausführende Projektlei<strong>tun</strong>g d<strong>es</strong> DFG-Projekts<br />

»Zuschreibung von Verantwor<strong>tun</strong>g im Rechtsverständnis«<br />

übernommen.<br />

Marc Phillip Nogueira, 27, hat an der <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong><br />

Soziologie studiert. Auch er b<strong>es</strong>chäftigt sich b<strong>es</strong>onders<br />

intensiv mit Rechtssoziologie sowie mit der Soziologie d<strong>es</strong><br />

sozialen und kulturellen Wandels. Seit 2007 ist er wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Institut für Sozialforschung.<br />

Prof. Dr. Klaus Günther, 51, lehrt und forscht als Prof<strong>es</strong>sor<br />

für Rechtstheorie, Strafrecht und Strafproz<strong>es</strong>srecht an der<br />

<strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong>, er ist gemeinsam mit Prof. Rainer Forst<br />

Sprecher d<strong>es</strong> Exzellenzclusters »Herausbildung normativer<br />

Ordnungen«; darüber hinaus ist Günther Mitglied im Forschungskollegi<strong>um</strong><br />

d<strong>es</strong> Instituts für Sozialforschung.<br />

Heitzmann@em.uni-frankfurt.de<br />

M.Nogueira@em.uni-frankfurt.de<br />

K.Guenther@jur.uni-frankfurt.de<br />

Diskussion über »Verantwor<strong>tun</strong>g und Gerechtigkeit«<br />

im Arbeitskreis Rechtssoziologie gewonnen.<br />

Im Rahmen d<strong>es</strong> Forschungsprojekt<strong>es</strong> unter der<br />

Projektlei<strong>tun</strong>g von Prof. Dr. Klaus Günther und<br />

Prof. Dr. Axel Honneth wurden in 45 qualitativen,<br />

Leitfaden-g<strong>es</strong>tützten Einzelinterviews Befragte <strong>um</strong><br />

ihre Urteile zu drei vorgegebenen Rechtsfällen gebeten.<br />

Der Arbeitskreis Rechtssoziologie b<strong>es</strong>chäftigt<br />

sich vor allem mit den in vielen g<strong>es</strong>ellschaftlichen<br />

Lebensbereichen häufi g aufg<strong>es</strong>tellten Postulaten der<br />

Eigen- oder Selbstverantwor<strong>tun</strong>g; dabei soll untersucht<br />

werden, welche Konzepte einer verantwortlich<br />

handelnden Person damit einhergehen und in<br />

welchem Verhältnis sie zu den g<strong>es</strong>ellschaftlichen<br />

Bedingungen verantwortlichen Handelns stehen.<br />

Die Ergebnisse der Diskussionen und d<strong>es</strong> empirischen<br />

Projekt<strong>es</strong> sollen ein Fundament für eine normative<br />

Theorie liefern, die Kriterien für eine gerechtfertigte<br />

Verteilung von Verantwor<strong>tun</strong>g in der<br />

G<strong>es</strong>ellschaft begründen soll.<br />

hen. Di<strong>es</strong><strong>es</strong> Verantwor<strong>tun</strong>gskonzept ist dominant bei<br />

allen Gruppen von Befragten.<br />

Übernahme von Verantwor<strong>tun</strong>g<br />

abhängig von Handlungsr<strong>es</strong>sourcen<br />

Mit dem anderen, Kontext-b<strong>es</strong>timmten Konzept<br />

wird die Übernahme von Verantwor<strong>tun</strong>g von Handlungsr<strong>es</strong>sourcen<br />

abhängig gemacht und konstatiert,<br />

dass di<strong>es</strong>e »aufgrund von g<strong>es</strong>ellschaftlich unzulänglichen<br />

Lebens<strong>um</strong>ständen verwehrt« sein können. Auch<br />

di<strong>es</strong><strong>es</strong> Konzept fi ndet sich, wenn auch nur selten, bei<br />

Befragten aus allen Gruppen. In beiden Konzepten<br />

werden als Ziele für verantwortlich<strong>es</strong> Handeln sowohl<br />

Literatur<br />

Günther, K. (2002): Zwischen Ermächtigung<br />

und Disziplinierung. Verantwor<strong>tun</strong>g<br />

im gegenwärtigen Kapitalismus,<br />

in: A. Honneth (Hrsg.): Befreiung<br />

aus der Mündigkeit. Frankfurt a. M.,<br />

S. 117 – 139.<br />

Günther, K. (2005): Schuld und kommunikative<br />

Freiheit: Studien zur personalen<br />

Zurechnung strafrechtlichen Unrechts<br />

im demokratischen Rechtsstaat.<br />

Frankfurt a. M.<br />

Heitzmann, B. (2004): Die neue Eigenverantwor<strong>tun</strong>g;<br />

jüngste Tendenzen in<br />

Managementkonzepten. Sozial- und<br />

Rechtspolitik, in: Kursbuch 157. Berlin,<br />

S. 68 – 77.<br />

Heitzmann, B. (2008): Alleine schuld?<br />

Die Zuschreibung strafrechtlicher Verantwor<strong>tun</strong>g<br />

im Laien-Rechtsverständnis<br />

(erscheint im Herbst in der Zeitschrift<br />

für Rechtssoziologie, Bd. 28/H2).<br />

Forschung Frankfurt 2/2008

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