Aktuelles - Tierheim München
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Information<br />
Der Fall Seidelmann oder -<br />
Kampfhundesteuer für „Nicht-Kampfhunde“<br />
Nachdem der Rottweiler der Familie<br />
Seidelmann verstorben war, entschied<br />
sich die hundefreundliche Familie<br />
wieder einen Rottweiler bei sich aufzunehmen.<br />
Sie fanden im März 2011 die 7 Monate<br />
alte Hündin Mona im Münchner<br />
<strong>Tierheim</strong>, die sie sofort in ihr Herz<br />
schlossen.<br />
Liebe auf den ersten Blick: Familie Seidelmann<br />
und Roweiler-Hündin Mona<br />
Für den ehemaligen Rottweiler musste<br />
Familie Seidelmann € 75.- Hundesteuer<br />
jährlich entrichten. Nachdem sie<br />
Mona bei der Gemeinde angemeldet<br />
hatten, wurde Familie Seidelmann<br />
unterrichtet, dass die Gemeinde Bad<br />
Kohlgrub im Dezember 2010 ihre Satzung<br />
geändert hätte und diese nun<br />
seit Januar 2011 in Kraft war.<br />
Im Wesentlichen stand folgendes im<br />
Auszug der Satzung von Bad Kohlgrub<br />
für die Erhebung der Hundesteuer:<br />
„§5 Steuermaßstab und Steuersatz:<br />
(1) Die Steuer beträgt: für den<br />
ersten Hund € 75.- für den zweiten und<br />
jeden weiteren Hund € 160.- (2) Abweichend<br />
von Abs. 1 beträgt die Steuer für<br />
sog. Kampfhunde je € 2.000,00”.<br />
Am 3.4.2011 ließ Familie Seidelmann<br />
einen vorläufigen Wesenstest von<br />
einem von der Regierung von Oberbayern<br />
beeidigten Sachverständigen<br />
erstellen. Einen vorläufigen Wesenstest<br />
führt man in Einzelfällen, wenn<br />
das von den Gemeinden oder Städten<br />
vor dem 18. Lebensmonat ausdrücklich<br />
gewünscht wird, durch. Ansonsten<br />
wird der Wesenstest erst ab dem 18.<br />
Lebensmonat verlangt.<br />
Der Wesenstest bescheinigte der<br />
Familie Seidelmann, dass ihre<br />
Hündin NICHT gesteigert aggressiv<br />
und somit nach der LStVG KEIN<br />
Kampfhund ist.<br />
In einem am 12.4.2011 von der<br />
Gemeinde Bad Kohlgrub ausgestellten<br />
sogenannten Negativzeugnis wurde<br />
Familie Seidelmann attestiert, dass<br />
ihre Hündin Mona KEIN Kampfhund<br />
sei.<br />
Am 28.4.2011 bekam Familie Seidelmann<br />
dann den widersprüchlichen<br />
Steuerbescheid, dass sie für Mona<br />
nun € 2.000.- Kampfhundesteuer<br />
zu zahlen hätten.<br />
Familie Seidelmann wandte sich daraufhin<br />
an den Tierschutzverein <strong>München</strong><br />
und bat um Hilfe.<br />
Der Tierschutzverein telefonierte<br />
zunächst mehrfach mit dem Bürgermeister<br />
von Bad Kohlgrub um diesen<br />
Widerspruch aufzuklären und um eine<br />
einvernehmliche Lösung zu finden. Die<br />
Gemeinde gab unmissverständlich zu<br />
erkennen, dass sie damit einzig und<br />
allein darauf abzielt, diese Hunderassen<br />
aus dem Gemeindegebiet zu verbannen.<br />
Nach zugesagter Unterstützung des<br />
Münchner Tierschutzvereins legte<br />
Familie Seidelmann Einspruch gegen<br />
den Steuerbescheid ein und erhob<br />
Klage. Die Richter des Verwaltungsgerichtes<br />
<strong>München</strong> haben die Klage<br />
abgewiesen und der Gemeinde<br />
vollinhaltlich Recht gegeben. Durch<br />
diese Entscheidung begannen viele<br />
Gemeinden damit, dies ebenso zu<br />
handhaben.<br />
Für uns und für Familie Seidelmann<br />
war das Urteil ein Schock. Aufgrund<br />
dieses Urteils wurde Mona wieder an<br />
den Tierschutzverein <strong>München</strong> e.V.<br />
zurückgegeben.<br />
Mit weiterer zugesagter Unterstützung<br />
des Tierschutzvereines <strong>München</strong> wurde<br />
gegen dieses Urteil von Familie<br />
Seidelmann und deren Rechtsanwalt<br />
Berufung eingelegt.<br />
Am 25.7.2013 verkündete der Bayrische<br />
Verwaltungsgerichtshof ein Urteil<br />
unter dem AZ 4 B 13.144.<br />
Der Bayrische Verwaltungsgerichtshof<br />
setzte ein deutliches Signal mit seinem<br />
Urteil. Er hat mit dem erlassenen<br />
Urteil Familie Seidelmann Recht gegeben,<br />
dass die erhobene Steuer nicht<br />
rechtens sei.<br />
Die Gemeinde hat jetzt aufgrund dieses<br />
Urteils Revision eingelegt. Es wird<br />
nun eine Entscheidung vor dem Bundesverwaltungsgericht<br />
geben.<br />
Wir hoffen nun sehr, dass diesem<br />
ungerechten Treiben der Gemeinde<br />
hinsichtlich exorbitanter Steuerforderungen<br />
nun endlich ein Ende bereitet<br />
wird. Ansonsten wird es in Zukunft 14<br />
Hunderassen in Bayern (siehe Kasten<br />
Seite 23) fast unmöglich gemacht,<br />
sie zu halten. Und das, obwohl durch<br />
Wesenstest nachgewiesen wurde,<br />
dass es sich um sehr liebe und erzogene<br />
Hunde handelt.<br />
Sofern auch Sie in einem ähnlich gelagerten<br />
Fall betroffen sind, wenden Sie<br />
sich gerne an uns - wir werden natürlich<br />
versuchen zu helfen.<br />
Liebe Tierfreunde, wir werden an diesem<br />
Fall dran bleiben und das neue<br />
Urteil mit Spannung verfolgen und es<br />
in unserer Mitgliederzeitung veröffentlichen.<br />
Claus Reichinger<br />
22 04|2013 Tierisches <strong>München</strong><br />
Toller Hund, toller Charakter. Für Mona und für die vielen<br />
anderen „Listenhunde” werden wir weiter kämpfen.