Jahresbericht 2012 - Deutsche Wildtier Stiftung
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Schreiadler<br />
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Der Schreiadler (Aquila pomarina) gehört zu den am stärksten<br />
gefährdeten Brutvögeln in Deutschland und ist vom<br />
Aussterben bedroht. Nur noch rund 100 Paare brüten im<br />
Nordosten Deutschlands. Der auch „Pommernadler“ genannte,<br />
vergleichsweise kleine Greifvogel verbringt den<br />
Winter im südlichen Afrika. Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
setzt sich seit vielen Jahren mit langfristig wirkenden Schutzprojekten<br />
für diese faszinierende Vogelart ein, um den Bestandsrückgang<br />
zu stoppen, die wenigen Brutpaare zu erhalten<br />
und auf Dauer ihren Lebensraum zu schützen.<br />
Adler-TV<br />
<strong>2012</strong> war ein sehr erfolgreiches Jahr für „Adler-TV“. Eine<br />
versteckte Kamera übertrug das Brutgeschehen in einem<br />
lettischen Schreiadlerhorst per Live-Übertragung auf die Internetseite<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong>. Ein wahres Naturschauspiel,<br />
das täglich neue Spannung erzeugte. Ab April<br />
konnten Schreiadlerfreunde den Nestbau der Altvögel und<br />
das anschließende Brutgeschehen verfolgen.<br />
Am 11. Juni schlüpfte das erste Küken vor den laufenden Kameras<br />
von Adler-TV. Großartige Momente für alle Naturliebhaber<br />
gab es hier zu erleben: wie die Altvögel unermüdlich Frösche<br />
oder kleine Säugetiere in den Adlerhorst brachten, und der<br />
verfressene „Halbstarke“ sein Gewicht innerhalb von sechs<br />
Wochen fast um das 20 fache steigerte und aus dem anfänglich<br />
flauschigen Federknäuel mit riesigen dunklen Augen ein stolzer<br />
junger Adler wurde. Anfang September machte sich der mittlerweile<br />
flügge gewordene Jungvogel schließlich auf seine erste<br />
große Reise in das südliche Afrika. Damit war für das Jahr <strong>2012</strong><br />
Sendeschluss bei Adler-TV – bis zum Frühjahr 2013!<br />
Der Schreiadler im Sturzflug<br />
Mit zwei Publikationen hat die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>2012</strong> dazu beigetragen, das Wissen über den Schreiadler<br />
auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen: Unter<br />
dem Titel „Der Schreiadler im Sturzflug“ erschienen der<br />
Tagungsband zum 1. Schreiadlersymposium der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> und der Abschlussbericht zu dem Projekt<br />
„Jungvogelmanagement“. Die Beiträge im Tagungsband<br />
spannen einen Bogen von der Situation der Lebensräume in<br />
Der Schreiadler gehört zu den am stärksten gefährdeten Vogelarten Deutschlands.<br />
Die Ursache für den dramatischen Rückgang des „Pommernadlers“ ist der Verlust<br />
geeigneter Brut- und Nahrungshabitate und die Wilderei auf den Zugwegen. Um<br />
den Schreiadler in Deutschland zu erhalten, ist ein langfristiger und umfassender<br />
Schutzansatz notwendig.<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> engagiert sich seit vielen Jahren für den Schutz der<br />
kleinsten heimischen Adlerart. Ein Teil dieses Engagements war auch das 1. Schreiadlersymposium,<br />
das die <strong>Deutsche</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> am 29. September 2011 an der<br />
Universität Potsdam im Vorfeld der 144. Jahresversammlung der <strong>Deutsche</strong>n Ornithologen-Gesellschaft<br />
veranstaltet hat. Auf dem Symposium wurden die Schutzbemühungen<br />
auf nationaler und auf internationaler Ebene vorgestellt. Die Vorträge<br />
und Ergebnisse des 1. Schreiadlersymposiums werden in diesem Tagungsband zusammengefasst.<br />
Das Schreiadlersymposium wurde im Rahmen des E+E-Hauptvorhabens zur „Sicherung<br />
und Optimierung von Lebensräumen des Schreiadlers in Mecklenburg-Vorpommern“<br />
durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums<br />
gefördert.<br />
Der Schreiadler im Sturzflug<br />
Der Schreiadler<br />
im Sturzflug<br />
Erkenntnisse und Handlungsansätze<br />
im Schreiadlerschutz<br />
TAGUNGSBAND ZUM<br />
1. ScHREiADLERSyMPOSiUM<br />
DER DEUTScHEN WiLDTiER STifTUNG<br />
Nordostdeutschland bis zu<br />
Ergebnissen aus der Telemetrie<br />
von Jungvögeln. Die Dokumentation<br />
enthält außerdem<br />
zwei Gastbeiträge zum<br />
ISBN 978-3-936802-13-9<br />
Schutz des Schreiadlers auf seinen Zugwegen sowie zu einem<br />
Schutzprojekt in der nordvorpommerschen Waldlandschaft.<br />
fotolia / J.Neumann<br />
<strong>2012</strong><br />
Der Abschlussbericht „Jungvogelmanagement“ fasst die<br />
Ergebnisse des gleichnamigen, durch die <strong>Deutsche</strong> Bundesstiftung<br />
Umwelt (DBU) geförderten Schutzprojektes<br />
zusammen. Im Rahmen dieses Projekts wurden in Brandenburg<br />
zweitgeborene Schreiadlerküken, die in der Natur<br />
keinerlei Überlebenschance haben, dem Horst entnommen,<br />
aufgezogen und später in die Freiheit entlassen. Während<br />
der Projektlaufzeit konnte die Reproduktionsrate der<br />
Schreiadler in Brandenburg dadurch um 112 % gesteigert<br />
werden. Die Sterblichkeit der Jungvögel war während des<br />
ersten Zuges jedoch wie erwartet sehr hoch. Trotzdem hat<br />
das Projekt gezeigt, dass es mit Hilfe von Jungvogelmanagement<br />
beim Schreiadler möglich ist, lokale Populationen zu<br />
stabilisieren. Der Bericht steht auf www.Schreiadler.org<br />
zum Download zur Verfügung.<br />
Lebensraum-Projekt<br />
In dem Projekt zum modellhaften Schutz von Schreiadler-<br />
Lebensräumen in Mecklenburg-Vorpommern, das seit<br />
2010 durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN), das<br />
Land Mecklenburg-Vorpommern und die Klara-Samariter-<br />
<strong>Stiftung</strong> gefördert wird, konnten im Jahr <strong>2012</strong> weitere<br />
Lebensräume der Schreiadler gesichert werden. Die Maßnahmen<br />
im Offenland zielen vor allem darauf ab, extensiv<br />
bewirtschaftete Grünlandflächen zu schaffen, Brachstreifen<br />
anzulegen und Kleingewässer zu renaturieren. In den<br />
Brutwäldern der fünf Untersuchungsgebiete wurden Waldschutzareale<br />
eingerichtet, in denen Forstwirtschaft und<br />
Jagd besondere Rücksicht auf den Schreiadler nehmen. Dies<br />
reicht von einem kompletten Nutzungsverzicht bis zu eingeschränkter<br />
Pflege besonders in wertvollen Edellaubholz-<br />
Beständen. Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung<br />
wird der Erfolg der Maßnahmen untersucht.<br />
Schreiadler (Aquila pomarina)