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der Rotulus Sanpetrinus und Fragmente eines Liber

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D<br />

DGAA<br />

GESCHICHTE UND LÄNDERKUNDE<br />

Deutschland<br />

BADEN-WÜRTTEMBERG<br />

Regionen <strong>und</strong> Orte<br />

Benediktinerabtei <br />

Güterverzeichnis<br />

EDITION<br />

13-1 Die ältesten Güterverzeichnisse des Klosters Sankt Peter<br />

im Schwarzwald : <strong>der</strong> <strong>Rotulus</strong> <strong>Sanpetrinus</strong> <strong>und</strong> <strong>Fragmente</strong> <strong>eines</strong><br />

<strong>Liber</strong> monasterii sancti Petri ; Edition, Übersetzung, Abbildung<br />

/ bearb. von Jutta Krimm-Beumann. - Stuttgart : Kohlhammer,<br />

2011. - XCVII, 176 S. : Ill. ; Kt. + 1 CD-ROM. - (Veröffentlichungen<br />

<strong>der</strong> Kommission für Geschichtliche Landesk<strong>und</strong>e<br />

in Baden-Württemberg : Reihe A, Quellen ; 54). - ISBN 978-3-<br />

17-021794-2 : EUR 38.00<br />

[#2681]<br />

Der zu besprechende Band, gewidmet Hansmartin Schwarzmaier, <strong>der</strong> das<br />

Thema angeregt hat, gehört zu den erfreulichsten Quellen(neu)vorlagen zur<br />

südwestdeutschen Landesgeschichte des Hochmittelalters aus den letzten<br />

Jahren, wenn nicht Jahrzehnten. Dies betrifft zum einen die vorgelegte<br />

Quelle an sich: Der sogenannte <strong>Rotulus</strong> <strong>Sanpetrinus</strong>, bald vor <strong>der</strong> Mitte des<br />

12. Jahrhun<strong>der</strong>ts begonnene <strong>und</strong> bis ins frühere 13. Jahrhun<strong>der</strong>t mit einigen<br />

späteren Nachträgen fortgeführte Aufzeichnungen über Besitz <strong>und</strong> Rechte<br />

des Klosters St. Peter auf dem Schwarzwald, gegründet 1093 von dem Zähringer<br />

Berthold II., bildet <strong>eines</strong> <strong>der</strong> wichtigsten Dokumente zur Geschichte<br />

des südlichen Oberrheingebiets <strong>und</strong> des mittleren Neckarraums. In einer<br />

noch immer äußerst quellenarmen Zeit bietet es die älteste Überlieferung<br />

des Klosters seit <strong>der</strong> Gründung <strong>und</strong> ist darüber hinaus die zentrale Quelle<br />

für die Besitz- <strong>und</strong> Wirtschafts-, Siedlungs-, Personen- <strong>und</strong> Ortsgeschichte<br />

<strong>der</strong> beiden Regionen, speziell aber auch für die Zähringer <strong>und</strong> ihre umfangreiche<br />

Klientel seit dem ausgehenden 11. Jahrhun<strong>der</strong>t. Zum an<strong>der</strong>en betrifft<br />

dies die Art <strong>und</strong> Weise <strong>der</strong> Quellenvorlage, die nämlich sowohl hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> zuverlässigen Textpräsentation als auch hinsichtlich <strong>der</strong> benutzerfre<strong>und</strong>lichen<br />

Texterschließung als r<strong>und</strong>um mustergültig zu betrachten ist.<br />

Und die Quelle ist durchaus etwas beson<strong>der</strong>es, zumindest in <strong>der</strong> Kombination<br />

von Inhalt <strong>und</strong> Form: Inhaltlich letztlich ein Schenkungs- bzw. Traditionsbuch<br />

in seiner spezifisch südwestdeutschen Ausprägung als Güterverzeichnis,<br />

wie es außerhalb Bayerns zwar nicht allzu oft, jedoch mehrfach


auch in diesem Raum im 12. Jahrhun<strong>der</strong>t vorkommt; formal ein <strong>Rotulus</strong>, wie<br />

er auch im Mittelalter noch häufiger für verschiedene Funktionen auftritt,<br />

wobei <strong>der</strong> <strong>Rotulus</strong> <strong>Sanpetrinus</strong> (heute aufbewahrt im Generallandesarchiv<br />

Karlsruhe) mit einer Gesamtlänge von ca. 6,30 m freilich <strong>der</strong> längste erhaltene<br />

mittelalterliche <strong>Rotulus</strong> ist. Ein <strong>der</strong>artiges Güterverzeichnis in Rollenform<br />

ist allerdings einzigartig, <strong>und</strong> es ist <strong>der</strong> Bearbeiterin, Jutta Krimm-<br />

Beumann, zu danken, daß das Desi<strong>der</strong>at einer kritischen (Neu-)Edition dieser<br />

bemerkenswerten Quelle nunmehr behoben ist, auch wenn dieses Desi<strong>der</strong>at,<br />

blickt man auf die Editionsgeschichte, lange Zeit gar nicht als solches<br />

erkannt worden ist.<br />

Die umfangreiche Einleitung (S. XXV - XCVII) beginnt denn auch mit dem<br />

Kapitel Abschriften <strong>und</strong> ältere Editionen des <strong>Rotulus</strong> (Kap. 1, S. XXV -<br />

XXXII), worin Krimm-Beumann kurz, aber präzise immerhin fast drei Jahrhun<strong>der</strong>te<br />

Textgeschichte vorstellt. Als <strong>eines</strong> <strong>der</strong> ganz wenigen hochmittelalterlichen<br />

Dokumente aus Archiv <strong>und</strong> Bibliothek St. Peters, das die zwei großen<br />

Klosterbrände von 1238 <strong>und</strong> 1437 ebenso wie die Zerstörungen des<br />

Dreißigjährigen Kriegs <strong>und</strong> die nachfolgenden kriegerischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

im letzten Drittel des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts überstanden hat, hat <strong>der</strong><br />

<strong>Rotulus</strong> <strong>Sanpetrinus</strong> früh die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Klosteroberen geweckt.<br />

Um die verbliebene Überlieferung zu sichern, entstanden seit dem früheren<br />

18. Jahrhun<strong>der</strong>t aus dem Kloster heraus erste Quellensammlungen <strong>und</strong><br />

bald darauf historiographische Darstellungen, die auch <strong>und</strong> gerade auf dem<br />

<strong>Rotulus</strong> aufbauten <strong>und</strong> daraus je nach Thema ganze Passagen abschrieben.<br />

Einzelne Texte sind im Verlauf des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts zudem immer<br />

wie<strong>der</strong> für juristische Streitereien von verschiedenen Seiten herangezogen<br />

<strong>und</strong> deshalb exzerpiert worden, aber auch seitens <strong>der</strong> Geschichtsschreibung<br />

von außerhalb des Klosters, so etwa von Johann Daniel Schoepflin,<br />

<strong>der</strong> 1765 einige seiner Textauszüge zur Geschichte <strong>und</strong> Genealogie des<br />

badischen Fürstenhauses sogar in faksimilierter Art druckte. Diese Vorgeschichte<br />

<strong>der</strong> eigentlichen Editionsgeschichte erarbeitet Krimm-Beumann<br />

unter Zuhilfenahme des vorhandenen Akten- <strong>und</strong> Handschriftenbestand des<br />

Klosters, wobei sie auch einen Kodex mit Nachzeichnungen unter an<strong>der</strong>em<br />

von Texten des <strong>Rotulus</strong> wahrscheinlich machen kann, <strong>der</strong> jedoch nicht mehr<br />

erhalten ist. Die Editionen setzen ein mit Pater Antonius Paduanus Engist,<br />

<strong>der</strong> 1767 erstmals den gesamten <strong>Rotulus</strong> in einen Kodex übertrug, indem er<br />

einer faksimileartigen Nachzeichnung <strong>der</strong> Einträge jeweils eine Transkription<br />

gegenüberstellte, ergänzt um Abschriften von einigen weiteren Schriftstücken<br />

aus den hochmittelalterlichen Überlieferungsresten. Zuerst druckte<br />

Ernst Julius Leichtlen 1831 den Text, allerdings nicht aufgr<strong>und</strong> des Originals,<br />

son<strong>der</strong>n nach den Transkriptionen Engists, <strong>und</strong> Friedrich von Weech<br />

legte 1882 entgegen seiner eigenen Aussage ebenfalls nicht das Original,<br />

son<strong>der</strong>n den Druck Leichtlens <strong>und</strong> damit Engists seiner Neuausgabe<br />

zugr<strong>und</strong>e, lediglich stellenweise verbessert aufgr<strong>und</strong> des Originals. Zuletzt<br />

hat Edgar Fleig 1908 eine Neuedition vorgelegt, indem er den Text von<br />

Weechs erneut abdruckte, dabei aber eine chronologische Reihung <strong>der</strong> Einträge<br />

herstellte, was den Anfor<strong>der</strong>ungen an eine wissenschaftliche Edition<br />

natürlich nicht gerecht wird. Diese bisherigen Editionsstufen analysiert


Krimm-Beumann minutiös <strong>und</strong> weist die gegenseitigen Abhängigkeiten <strong>der</strong><br />

drei Drucke mit zahlreichen Beispielen nach. Der Druck von Weechs von<br />

1882 galt bislang als maßgeblich, doch da auch dieser letztlich auf die -<br />

handschriftliche - editio princeps Engists von 1767 zurückgeht <strong>und</strong> diese<br />

selbst naturgemäß mit einigen Fehlern behaftet ist, wurde 2011 anstatt <strong>der</strong><br />

eigentlich beabsichtigten bloßen kommentierten Neuausgabe eine regelrechte<br />

Neuedition notwendig.<br />

Die Einleitung fährt fort mit dem Kapitel Innere Merkmale des <strong>Rotulus</strong> (Kap.<br />

2, S. XXXIII - XXXVI), das - eigentlich zu den äußeren Merkmalen gehörig -<br />

mit knappen Bemerkungen zur Geschichte <strong>der</strong> Rollenform seit <strong>der</strong> griechisch-römischen<br />

Antike <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Nachleben im Mittelalter beginnt. Jetzt<br />

tatsächlich die inneren Merkmale betreffend, betrachtet Krimm-Beumann<br />

den formalen Aufbau <strong>der</strong> einzelnen Einträge des <strong>Rotulus</strong>, ganz überwiegend<br />

Texte über Schenkungen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>weitige Besitzerwerbungen seitens<br />

des Klosters, beson<strong>der</strong>s die Zeit Herzog Bertholds III. <strong>und</strong> Abt Eppos,<br />

also das zweite <strong>und</strong> dritte Jahrzehnt des 12. Jahrhun<strong>der</strong>ts, umfassend.<br />

Meist macht sie formlose Notizen, vom Empfänger angefertigt, aus, die<br />

kaum o<strong>der</strong> nur rudimentär ein urk<strong>und</strong>liches Formular aufweisen <strong>und</strong> sich auf<br />

die Wie<strong>der</strong>gabe <strong>der</strong> für den Rechtsinhalt relevanten Angaben beschränken.<br />

Demgegenüber erscheinen einige wenige, für das Kloster bedeutsamere<br />

Vorgänge in einer aufwendigeren, urk<strong>und</strong>enmäßigeren Form, die Krimm-<br />

Beumann auch unter formulatorischen Gesichtspunkten etwas ausführlicher<br />

bespricht. Was die textliche Gesamtstruktur des <strong>Rotulus</strong> angeht, so arbeitet<br />

sie die absolute Nachrangigkeit des chronologischen Aspekts heraus, wozu<br />

auch paßt, daß die meisten Einträge nicht datiert sind. Vielmehr sind diese<br />

oft je nach Art des Rechtsvorgangs (Schenkung, Tausch, Kauf/Verkauf) in<br />

Sachgruppen aufgeteilt, innerhalb <strong>der</strong>er sie über assoziative Verknüpfungen<br />

nach geographischen, objekt- o<strong>der</strong> personenbezogenen Gesichtspunkten<br />

angeordnet sind, was jeweils mit Beispielen untermauert wird. Abschließend<br />

spricht Krimm-Beumann noch die Frage <strong>der</strong> Vorlagen an, worin sie zu dem<br />

Schluß kommt, daß <strong>der</strong> <strong>Rotulus</strong> vermutlich ganz überwiegend aus einer kopialen<br />

Überlieferung von Einzelakten besteht, die redaktionell bearbeitet<br />

wurden <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Eintragung in den <strong>Rotulus</strong> vor<strong>der</strong>hand <strong>der</strong> Rechtssicherung<br />

diente. Später - warum von zwei an<strong>der</strong>en Kapiteln unterbrochen, ist<br />

nicht wirklich einsichtig - folgt das korrespondierende Kapitel Äußere Merkmale<br />

<strong>und</strong> Entstehung des <strong>Rotulus</strong> (Kap. 5, S. LXX - LXXXIV). Schon 1557<br />

befand sich die Schriftrolle nachweislich in einer Holzkapsel, die vielleicht<br />

identisch mit <strong>der</strong> heutigen ist; Krimm-Beumann beschreibt diese Kapsel genau<br />

<strong>und</strong> untersucht auch die Verbindung zwischen <strong>Rotulus</strong> <strong>und</strong> Kapsel.<br />

Diese überaus sorgfältige <strong>und</strong> detaillierte Behandlung <strong>der</strong> äußeren Merkmale<br />

gilt auch für die insgesamt 16 Pergamentblätter, <strong>der</strong>en Eigenschaften zusätzlich<br />

in einer Tabelle mit den Kategorien Maße, Nähte, Linien <strong>und</strong> Einträge<br />

präsentiert werden (S. LXXII - LXXIV). Ausführlich befaßt sich Krimm-<br />

Beumann hier mit <strong>der</strong> Rekonstruktion <strong>der</strong> Entstehung des <strong>Rotulus</strong>, einerseits<br />

also mit <strong>der</strong> Verbindung <strong>der</strong> Blätter untereinan<strong>der</strong>, wo sie auch Aufteilungen<br />

<strong>und</strong> Umordnungen einiger Blätter sowie mehrfache Wechsel im Befestigungssystem<br />

feststellen kann - veranschaulicht zudem in einer Graphik


(S. LXXX) -, an<strong>der</strong>erseits mit <strong>der</strong> Beschriftung <strong>der</strong> Blätter mit den jeweiligen<br />

Einträgen. Insgesamt gab es mehrere Entstehungsphasen des <strong>Rotulus</strong>, als<br />

solcher angelegt wohl unter Abt Gozmann (1137 - 1154), bei denen die Rolle<br />

jeweils um weitere Blätter verlängert wurde, wobei diese Blätter aber stets<br />

mit kleineren o<strong>der</strong> größeren Blöcken von thematisch zusammengehörigen<br />

Einträgen durch zahlreiche verschiedene Schreiber beschriftet wurden. Die<br />

Beobachtungen Krimm-Beumanns auf diesem Gebiet sind extrem genau<br />

<strong>und</strong> kleinteilig, letztlich allerdings nicht nachprüfbar, so daß man ihr die Rekonstruktion<br />

einfach glauben muß, selbst wenn man hier leicht etwas den<br />

Überblick verlieren kann.<br />

Zwei unverständlicherweise wie<strong>der</strong>um durch ein an<strong>der</strong>es Kapitel unterbrochene<br />

Kapitel <strong>der</strong> Einleitung, die besser zusammen an <strong>der</strong>en Schluß ihren<br />

Platz gef<strong>und</strong>en hätten, befassen sich mit einer Parallelquelle zum <strong>Rotulus</strong><br />

<strong>Sanpetrinus</strong>, den Überreste[n] <strong>eines</strong> Sanpetriner Traditionsbuchs (Kap. 3,<br />

S. XXXVII - XLIII). Einzelne <strong>Fragmente</strong> <strong>eines</strong> liber monasterii S. Petri waren<br />

bereits 1722/23 durch Johann Friedrich Schannat gedruckt worden, dessen<br />

Vorlage heute allerdings nicht mehr überliefert ist; ein Blatt, höchstwahrscheinlich<br />

zu demselben Band gehörig, tauchte im früheren 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

im Stadtarchiv Freiburg auf. Im zweiten Abschnitt des Editionsteils ediert<br />

Krimm-Beumann noch einmal im Zusammenhang alle erreichbaren Texte<br />

dieses Kodex, die inhaltlich <strong>und</strong> stilistisch eng mit denen des <strong>Rotulus</strong> verwandt<br />

sind. In dem einen Kapitel <strong>der</strong> Einleitung spürt sie eine ganze Reihe<br />

von Abschriften einzelner Textteile in verschiedenen Kopialbüchern <strong>und</strong><br />

Quellensammlungen des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts auf, analysiert diese hinsichtlich<br />

Inhalt <strong>und</strong> Form <strong>und</strong> setzt sie zusammen mit dem Freiburger Blatt textkritisch<br />

zueinan<strong>der</strong> in Beziehung. Durch den Vergleich <strong>der</strong> Lesarten kann sie<br />

sogar ein Stemma des Filiationsverhältnisses <strong>der</strong> Textzeugen aufstellen -<br />

exemplifiziert an <strong>der</strong> Überlieferung des Privilegs Papst Honorius’ II. wohl<br />

von 1126 -, die allesamt auf einen gemeinsamen Archetypus zurückgehen,<br />

von dem offenbar nur noch das eine Blatt erhalten ist. In dem an<strong>der</strong>en Kapitel<br />

beschreibt Krimm-Beumann sehr genau Das Freiburger Fragment (Kap.<br />

6, S. XCIII - XCIV), das seit 1634 als Umschlag für ein Register des städtischen<br />

Bauamts diente <strong>und</strong> noch deutlich entsprechende Spuren trägt. Die<br />

Frage, ob kodikologische Beziehungen zum <strong>Rotulus</strong> bestehen, kann sie anhand<br />

des Liniierungssystems verneinen, zumal es sich eindeutig nicht - wie<br />

früher noch vermutet - um ein <strong>Rotulus</strong>blatt, son<strong>der</strong>n um ein Kodexblatt handelt,<br />

auch wenn die Texte <strong>und</strong> die Art <strong>und</strong> Weise <strong>der</strong> Beschriftung Parallelen<br />

zum <strong>Rotulus</strong> aufweisen, was hier detailliert aufgelistet wird. Entstanden<br />

nach 1152 irgendwann in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 12. Jahrhun<strong>der</strong>ts <strong>und</strong> damit<br />

weitgehend zeitgleich mit dem <strong>Rotulus</strong> bzw. dessen einzelnen Erweiterungen<br />

in Benutzung, bot dieser Traditionskodex textliche Ergänzungen<br />

zum <strong>Rotulus</strong> <strong>und</strong> neue, für das Kloster bedeutsame Rechtsaufzeichnungen<br />

jüngeren Datums.<br />

Das längste Kapitel <strong>der</strong> Einleitung ist überschrieben mit Datierung einzelner<br />

Notizen (Kap. 4, S. XLIV - LXIX); hierin zieht Krimm-Beumann - da die Edition<br />

keine künstliche Reihenfolge <strong>der</strong> Einträge herstellt, son<strong>der</strong>n den Überlieferungszusammenhang<br />

beläßt - ein chronologisches Gerüst in den <strong>Rotulus</strong>


<strong>Sanpetrinus</strong> ein. In erster Linie erfolgt dies in Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem<br />

Zeitschema Edgar Fleigs von 1908, dessen Auseinan<strong>der</strong>reißen des ursprünglichen<br />

Überlieferungszusammenhangs zugunsten einer angeblich<br />

gesicherten chronologischen Abfolge <strong>der</strong> Einträge <strong>der</strong> Forschung bis heute<br />

vielfach zugr<strong>und</strong>eliegt. Fleig hat, da die meisten Einträge nicht datiert <strong>und</strong><br />

offensichtlich nicht bzw. nicht vor<strong>der</strong>gründig chronologisch angeordnet sind,<br />

oft auch lediglich stilistisch o<strong>der</strong> assoziativ-thematisch verknüpfte Einträge<br />

als gleichzeitig betrachtet <strong>und</strong> vermittels <strong>der</strong> Personennennungen datiert.<br />

Krimm-Beumann zeigt wie<strong>der</strong>holt die methodische Unzulässigkeit dieses<br />

Verfahrens auf, wie ohnehin Fleigs zum Teil sehr enge Zeitfenster o<strong>der</strong> sogar<br />

exakte Datierungen einer Überprüfung nicht standhalten, son<strong>der</strong>n deutlich<br />

weiter gefaßt werden müssen. Aufbauend auf den relativ spärlichen Anhaltspunkten<br />

im Text, die längst nicht für jeden Eintrag eine auch nur ungefähre<br />

zeitliche Einordnung erlauben, gelingen Krimm-Beumann durch die<br />

sorgfältige Analyse des gesamten <strong>Rotulus</strong> unter Einbeziehung auch <strong>der</strong><br />

Traditionsbuchfragmente, <strong>der</strong> Urk<strong>und</strong>enüberlieferungen benachbarter Institutionen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> umfangreichen Forschungsliteratur nicht selten völlig neue<br />

Datierungen. Diskutiert werden insgesamt sieben Zeitabschnitte: Herzog<br />

Bertold II. (1093 - 12. April 1111) (S. XLV - XLVII), Herzog Bertold III. (nach<br />

dem 12. April 1111 - 3. Dezember 1122) (S. XLVII - LVIII), Abt Eppo (1108 -<br />

1. Juni 1132) (S. LVIII - LXII), Herzog Konrad (nach dem 3. Dezember 1122<br />

- 8. Januar 1152) (S. LXII - LXIII), Abt Gozmann (1137 - 1154) (S. LXIII -<br />

LXV), Herzog Bertold IV. (12. Januar 1152 - 8. September 1186) (S. LXV -<br />

LXVI) <strong>und</strong> Abt Bertold I. (1191 - 1220) (S. LXVII - LXVIII). Selbstverständlich<br />

konnten hier nicht alle Einträge untersucht werden, aber doch sehr viele <strong>und</strong><br />

eigentlich alle bedeutenden; ein Schwerpunkt liegt im zweiten Unterkapitel<br />

auf den drei Versionen einer Grenzbeschreibung (S. XLVII - LII), bei denen<br />

Krimm-Beumann dank des Einsatzes von UV- <strong>und</strong> Infrarot-Licht auch eine<br />

palimpzestierte Version so gut wie vollständig rekonstruieren konnte. Die<br />

Landesgeschichtsforschung dürfte hier - die Grenzbeschreibungen werden<br />

detailliert analysiert, dazu weiterführende geographisch-topographische Erörterungen<br />

angestellt - wie überhaupt in diesem Kapitel zahlreiche Neubewertungen<br />

einschlägiger Quellenstellen finden, die mit Sicherheit Anlaß <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>lage für zukünftige Beschäftigungen werden. Die Stimmigkeit bzw.<br />

Wahrscheinlichkeit all dieser Beobachtungen zu beurteilen, ist Aufgabe <strong>der</strong><br />

lokalen <strong>und</strong> regionalen Einzelforschung; Krimm-Beumann selbst hat darauf<br />

hingewiesen, daß ihre Überlegungen zumindest teils hypothetisch bleiben<br />

würden. Insgesamt ist unübersehbar, daß sich die Bearbeiterin nicht nur<br />

intensivst mit ihrer Quelle befaßt, ja diese verinnerlicht hat, son<strong>der</strong>n auch<br />

die relevante Forschung intim kennt <strong>und</strong> entsprechend zu beurteilen weiß.<br />

Zusammen mit dem nachfolgenden Kapitel zu den äußeren Merkmalen wird<br />

hier eine prof<strong>und</strong>e, wenn auch nicht erschöpfende Rekonstruktion <strong>der</strong> textlichen<br />

Konstituierung des <strong>Rotulus</strong> <strong>und</strong> dessen chronologischer Struktur vorgelegt.<br />

Vor dem eigentlichen Editionsteil (S. 2 - 145) werden im letzten Kapitel <strong>der</strong><br />

Einleitung noch die Gr<strong>und</strong>sätze <strong>der</strong> Edition, Übersetzung <strong>und</strong> Darstellung<br />

(S. XCV - XCVII) bekannt gemacht, die in editionswissenschaftlicher Hin-


sicht als vorbildlich zu gelten haben <strong>und</strong> im Vergleich zu den bisherigen<br />

Drucken nochmals die Notwendigkeit <strong>der</strong> Neuedition unterstreichen. Wichtigster<br />

Gr<strong>und</strong>satz ist, daß <strong>der</strong> gewachsene Überlieferungszusammenhang<br />

<strong>der</strong> Vorlage gewahrt, die Reihenfolge <strong>der</strong> einzelnen Einträge im <strong>Rotulus</strong> mit<br />

einigen begründeten Ausnahmen also nicht verän<strong>der</strong>t wird. Die Transkription<br />

erfolgte streng buchstabengetreu, die wenigen Eingriffe <strong>und</strong> Vereinheitlichungen<br />

entsprechen den üblichen Standards; zur besseren Zitierbarkeit<br />

sind die Einträge durchnumeriert, zusätzlich gibt es eine Zeilenzählung. Der<br />

Editionsteil zerfällt in zwei ungleiche Abschnitte, <strong>der</strong> eine - insgesamt 186<br />

mit <strong>der</strong> Sigle R gekennzeichnete Einträge - für den <strong>Rotulus</strong> (S. 2 - 125), <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e - insgesamt 6 mit <strong>der</strong> Sigle L gekennzeichnete Einträge - für die<br />

Traditionsbuchfragmente (S. 126 - 145). Während <strong>der</strong> Edition des <strong>Rotulus</strong><br />

direkt die Originalüberlieferung zugr<strong>und</strong>egelegt werden konnte <strong>und</strong> kopiale<br />

Überlieferungen späterer Jahrhun<strong>der</strong>te nicht berücksichtigt werden brauchten,<br />

geschieht die Edition <strong>der</strong> Traditionsbuchfragmente für das Freiburger<br />

Blatt nach den bekannten Richtlinien, für die nur kopial im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

überlieferten Textteile aber als Rekonstruktion auf den gemeinsamen Archetypus<br />

hin. Die Edition bietet auf den geraden Seiten links den lateinischen<br />

Text <strong>und</strong> auf den ungeraden Seiten rechts eine deutsche Übersetzung; wie<br />

in <strong>der</strong> Einleitung bemerkt, erhebt letztere keinen literarischen Anspruch,<br />

son<strong>der</strong>n dient einem erleichterten Zugang zum lateinischen Original. Es ist<br />

bezeichnend, wenn offensichtlich eine solche Übersetzung für einen nichtwissenschaftlichen<br />

bzw. nichtliterarischen <strong>und</strong> daher eigentlich nicht allzu<br />

schwer zugänglichen Text notwendig erscheint, doch ist zuzugeben, daß<br />

dies auch für Lateink<strong>und</strong>ige die Orientierung beschleunigt, zumal penibel<br />

auf parallele Seitenumbrüche für Editionstext <strong>und</strong> Übersetzung geachtet<br />

wurde. Die Übersetzung ist durchweg gelungen, nur gelegentlich fallen einige<br />

wenige Begriffe <strong>und</strong> Phrasen auf, die an<strong>der</strong>e vielleicht an<strong>der</strong>s umgesetzt<br />

hätten. Als praktisch erweist sich die Anpassung von Eigennamen an heutige<br />

Formen; bei manchen Personennamen wie „Chozzo“ zu „Kotz“ möglicherweise<br />

etwas problematisch, erlaubt dies bei Ortsnamen die unmittelbare<br />

Identifizierung. Der Editionsapparat besteht wie üblich einerseits aus<br />

textkritischen Anmerkungen, die überaus gewissenhaft, genau <strong>und</strong> kenntnisreich<br />

wirklich jede noch so kleine Auffälligkeit registrieren, sogar leere<br />

Zeilenenden mit den freigebliebenen Zentimetern o<strong>der</strong> die Gestaltung von<br />

vergrößerten Anfangsbuchstaben notieren. An<strong>der</strong>erseits aus Sachanmerkungen,<br />

die - vorteilhaft ist, daß diese sowohl im Editionstext als auch in <strong>der</strong><br />

Übersetzung verankert wurden - ebenso kenntnisreich <strong>und</strong> detailliert einige<br />

Verständnisfragen klären, insbeson<strong>der</strong>e aber sich mit den Personen, Orten<br />

<strong>und</strong> Gütern beschäftigen. Parallelnennungen innerhalb des <strong>Rotulus</strong>, jedoch<br />

auch in den Traditionsbuchfragmenten <strong>und</strong> teilweise in an<strong>der</strong>en Urk<strong>und</strong>en<br />

<strong>der</strong> Zeit <strong>und</strong> Region werden angegeben, dazu neuere Literatur, vor allem<br />

bei Streitfällen von Personen- <strong>und</strong> Ortsidentifizierungen. Hierdurch - <strong>und</strong><br />

unter Hinzuziehung des Registers <strong>und</strong> des vierten Einleitungskapitels - erschließt<br />

sich eigentlich erst richtig <strong>der</strong> weite Kosmos dieser inhaltlich, formal<br />

<strong>und</strong> strukturell sehr komplexen Quelle, was die Edition zu einer F<strong>und</strong>grube


für unzählige neue <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> erneuerte Ansatzpunkte <strong>der</strong> zukünftigen<br />

Landesgeschichtsforschung macht.<br />

Die Ausstattung des Bandes ist hervorragend: Wie in <strong>der</strong> Veröffentlichungsreihe<br />

<strong>der</strong> Kommission für Geschichtliche Landesk<strong>und</strong>e in Baden-<br />

Württemberg üblich, steht zu Beginn ein ausführliches Quellen- <strong>und</strong> Literaturverzeichnis<br />

(S. XI - XXI), das auch die benutzten Karten <strong>und</strong> Pläne auflistet,<br />

gefolgt von einem Verzeichnis <strong>der</strong> Abkürzungen <strong>und</strong> Siglen (S. XXII -<br />

XXIII). Nach dem Editionsteil kommen zwei nützliche Konkordanztabellen zu<br />

den Ausgaben Friedrich von Weechs von 1882 <strong>und</strong> Edgar Fleigs von 1908<br />

(S. 146 - 149), danach eine zur Verdeutlichung <strong>der</strong> Personenkonstellationen<br />

willkommene Stammtafel mit dem Titel Grün<strong>der</strong> <strong>und</strong> För<strong>der</strong>er des Klosters<br />

St. Peter in <strong>der</strong> Familie <strong>der</strong> Zähringer (S. 150 - 151), <strong>der</strong> auf aktuellem genealogischen<br />

Stand ist. Von großer Wichtigkeit <strong>und</strong> mit dem Kapitel Datierung<br />

einzelner Notizen in <strong>der</strong> Einleitung korrespondierend - bzw. dessen<br />

Erkenntnisse auf einen Blick zusammenfassend - ist das Register zur Chronologie<br />

<strong>der</strong> Notizen (S. 152 - 153); wie viele Einträge hier fehlen, macht die<br />

Schwierigkeiten für eine verläßliche zeitliche Einordnung <strong>der</strong> einzelnen <strong>Rotulus</strong>texte<br />

deutlich. Ein detailliertes kombiniertes Orts- <strong>und</strong> Personenregister<br />

(S. 154 - 176) beschließt den Band, das in seiner Anlage, seiner Material<strong>und</strong><br />

Informationsfülle <strong>und</strong> seinen vielfachen internen Verknüpfungen keine<br />

Wünsche offenläßt, zumal unter Orten auch Lokalitäten wie Bäche <strong>und</strong> Berge<br />

verstanden wurden. Personennamen werden in normalisierter Form<br />

verschlagwortet, bieten in Klammern jedoch auch die originalen Formen <strong>und</strong><br />

weisen neben einer möglichen Funktion <strong>der</strong> Person den Herkunfts- bzw.<br />

Wirkungsort aus. Ortsnamen werden dagegen auch in originaler Form<br />

verschlagwortet - falls diese nicht sehr ähnlich dem aktuellen Namen ist -,<br />

allerdings erst unter <strong>der</strong> heutigen Form, wo sämtliche Originalformen nochmals<br />

versammelt sind, nach aktuellen Verwaltungszugehörigkeiten identifiziert,<br />

von wo aus gegebenenfalls wie<strong>der</strong> auf Personen, die mit diesem Ort in<br />

Beziehung stehen, verwiesen wird. So stellt dieses Register nicht nur eine<br />

Entlastung des Sachapparats im Editionsteil, wo die Orte nicht konkret identifiziert<br />

werden, son<strong>der</strong>n auch ein vorzügliches Arbeitsinstrument dar, weil<br />

etwa bereits erkennbar wird, ob Orte in Verbindung mit einer Person erscheinen<br />

o<strong>der</strong> nicht, was lästiges Nachschlagen vermeidet. Und daraus erklärt<br />

sich auch die auf den ersten Blick für eine Edition vielleicht etwas ungewöhnlich<br />

anmutende Kombination aus beiden Registern, doch wäre dies<br />

sinnvollerweise gar nicht an<strong>der</strong>s machbar; was fehlt - zugegebenermaßen<br />

aber auch nur schwer zu realisieren -, ist ein Sachregister für einschlägige<br />

Begriffe. Dem Band beigegeben sind auf <strong>der</strong> letzten Doppelseite ohne Seitenzählung<br />

noch zwei Karten zum Besitz des Klosters St. Peter im 12. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

aufgr<strong>und</strong> des <strong>Rotulus</strong>, die sehr übersichtlich gearbeitet sind <strong>und</strong> auf<br />

einen Blick die verschiedenen Besitzschwerpunkte <strong>der</strong> Klostergr<strong>und</strong>herrschaft<br />

erkennen lassen. An Abbildungen ist zunächst auf <strong>der</strong> Einbandvor<strong>der</strong>seite<br />

die schön inszenierte Farbaufnahme des aus seiner wohl im 16.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t gefertigten Holzkapsel etwas herausgerollten <strong>Rotulus</strong> auf<br />

schwarzem Gr<strong>und</strong> hervorzuheben, die einen instruktiven Eindruck vom Gesamterscheinungsbild<br />

<strong>der</strong> Quelle vermittelt. Ohne Kapsel hält auf <strong>der</strong> Ein-


andrückseite Abt Gerward von St. Peter (1132 - 1137) ebenfalls leicht<br />

ausgerollt den <strong>Rotulus</strong> in seinen Händen, ein Ausschnitt aus einem Porträt<br />

von 1752/53 im Kreuzgang des Klosters, das vollständig im Band als erste<br />

von insgesamt neun Schwarz-Weiß-Abbildungen (S. LXXXV - XCII) nochmals<br />

wie<strong>der</strong>holt wird. Die an<strong>der</strong>en acht Abbildungen bieten bis auf eine -<br />

diese zeigt einen Ausschnitt aus einem paläographisch zu einem Eintrag<br />

des <strong>Rotulus</strong> passenden Zinsrodel des Klosters St. Märgen aus <strong>der</strong> Zeit um<br />

1270/80 - aussagekräftige Beispiele von größeren <strong>und</strong> kleineren Abschnitten<br />

des <strong>Rotulus</strong>, nicht aber des Freiburger Blatts des vermutlichen Traditionskodex.<br />

Eine beigelegte CD-ROM enthält Digitalisate des gesamten <strong>Rotulus</strong><br />

<strong>und</strong> des Freiburger Blatts, während die an<strong>der</strong>en überlieferten Textteile<br />

des Traditionskodex, da es sich dabei ausschließlich um neuzeitliche Abschriften<br />

handelt, nicht mit digitalisiert wurden. Sehr zu loben ist in technischer<br />

Hinsicht nicht nur die gezielte Anwählbarkeit <strong>der</strong> einzelnen Seiten,<br />

son<strong>der</strong>n sogar <strong>der</strong> einzelnen Einträge - bei langen Einträgen in 10-Zeilen-<br />

Schritten - über die Lesezeichenfunktion des PDF-Programms, über <strong>der</strong>en<br />

jeweilige Stellung innerhalb des <strong>Rotulus</strong> man sich bei Auswahl <strong>der</strong> Seitenübersicht<br />

durch rote Hervorhebungen vergewissern kann. Sehr zu bedauern<br />

ist allerdings, daß im Gegensatz zu dem Freiburger Blatt, das in Farbe neu<br />

aufgenommen wurde, das Digitalisat des <strong>Rotulus</strong> bis auf zwei Seiten auf<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>eines</strong> in den 1960er Jahren angefertigten Mikrofilms erstellt wurde.<br />

Dementsprechend sind die Abbildungen nur in Schwarz-Weiß <strong>und</strong> von<br />

nicht wirklich überzeugen<strong>der</strong> Qualität, da es fast immer eine leichte Unschärfe<br />

gibt <strong>und</strong> die Vergrößerungsrate bis zur Pixelung ziemlich begrenzt<br />

ist. Hier ist die Chance zu einer qualitativ vollauf befriedigenden Neuaufnahme<br />

in Farbe, die wie die des Freiburger Blatts letztlich Ewigkeitswert beanspruchen<br />

würde, vertan worden, denn allzu bald dürfte keine Neuedition<br />

des <strong>Rotulus</strong> <strong>Sanpetrinus</strong> samt CD-ROM o<strong>der</strong> auch nur ein neuangefertigtes<br />

farbiges Online-Digitalisat vorgelegt werden.<br />

Es sei zusammenfassend nochmals wie<strong>der</strong>holt, daß <strong>der</strong> besprochene Band<br />

zu den erfreulichsten Quellen(neu)vorlagen zur südwestdeutschen Landesgeschichte<br />

des Hochmittelalters aus den letzten Jahren, wenn nicht Jahrzehnten<br />

gehört. Die Qualität des hier Gebotenen - <strong>und</strong> es wird in Einleitung,<br />

Edition <strong>und</strong> Zugaben viel geboten - ist in je<strong>der</strong>lei Hinsicht überzeugend <strong>und</strong><br />

setzt Maßstäbe für vergleichbare Projekte; das allerdings, was eben nicht<br />

geboten wird, markiert ein gewichtiges Defizit des vorliegenden Bandes.<br />

Daß dem so ist, liegt wahrscheinlich zunächst an <strong>der</strong> Bearbeiterin selbst,<br />

denn Jutta Krimm-Beumann hat zweifellos als Expertin für die Geschichte<br />

des Klosters St. Peter auf dem Schwarzwald <strong>und</strong> dessen Überlieferung zu<br />

gelten, doch als Quellenk<strong>und</strong>lerin bzw. speziell Diplomatikerin ist sie bisher<br />

nicht in Erscheinung getreten. Genau dies ist aber das Manko, daß nämlich<br />

die edierten Quellen, <strong>der</strong> <strong>Rotulus</strong> <strong>Sanpetrinus</strong> wie auch die Sanpetriner<br />

Traditionsbuchfragmente, gleichsam in <strong>der</strong> Luft, im luftleeren Raum hängen,<br />

da jegliche vergleichende Einordnung, <strong>der</strong> Blick auf gleiche o<strong>der</strong> ganz ähnliche<br />

Quellen im Südwesten im Hochmittelalter <strong>und</strong> darüber hinaus fehlt.<br />

Auch gibt es in hilfswissenschaftlich-quellentypologischem Sinne keine Gesamtcharakterisierung<br />

<strong>und</strong> -beurteilung des <strong>Rotulus</strong> in seiner Funktion als


Schenkungs- bzw. Traditionsbuch, gerade im Hinblick auf die spezifisch<br />

südwestdeutsche Ausprägung als Güterverzeichnis, ebenso keine quellenk<strong>und</strong>lich-diplomatische<br />

Verortung des Traditionskodex, <strong>und</strong> auch keine befriedigende<br />

Erklärung des wechselseitigen Verhältnisses <strong>der</strong> zwei weitgehend<br />

parallel geführten Verzeichnisse. Daß dem nun so ist, liegt mit Sicherheit<br />

aber auch am Forschungsstand <strong>und</strong> an fehlenden - mo<strong>der</strong>nen, wissenschaftlichen<br />

- Editionen <strong>der</strong> vergleichbaren Quellen, <strong>und</strong> selbst wenn dies<br />

hier natürlich nicht umfassend zu leisten gewesen wäre, hätten einige orientierende<br />

Hinweise nicht geschadet. Die ganz wenigen gemachten Andeutungen<br />

in diese Richtung erwecken zudem zuweilen den Eindruck, als ob<br />

die Bearbeiterin nicht wirklich Verständnis für die Materie hat <strong>und</strong> auch nicht<br />

mit <strong>der</strong> einschlägigen Forschung vertraut ist, denn es wird hier lediglich<br />

dreimal Oswald Redlich zitiert, nicht jedoch die gr<strong>und</strong>legenden Arbeiten von<br />

Fritz Grüner, Peter Johanek, Stephan Molitor etc. Überhaupt scheint trotz<br />

<strong>der</strong> detaillierten Analysen in den entsprechenden Einleitungskapiteln das<br />

gesamte hilfswissenschaftliche Potential <strong>der</strong> Quelle noch längst nicht ausgeschöpft,<br />

insbeson<strong>der</strong>e was die Scheidung <strong>der</strong> Schreiberhände betrifft.<br />

Zwar werden im textkritischen Apparat <strong>der</strong> Edition jeweils die Handwechsel<br />

notiert, die Hände aber nicht dahingehend identifiziert, daß ihnen sämtliche<br />

von ihnen geschriebene Einträge zugewiesen <strong>und</strong> innerhalb <strong>der</strong>selben<br />

Hand Zeitschichtungen <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schrift herausgearbeitet werden. Und obwohl<br />

im fünften Einleitungskapitel bereits ziemlich viel gerade mit den<br />

Schreiberhänden, <strong>der</strong>en paläographische Charakterisierung allerdings ausbaufähig<br />

ist, argumentiert wird, findet eine systematische Händezuweisung<br />

auch hier nicht statt. Es ist sehr zu bedauern, daß die Voraussetzungen,<br />

dies nachzuholen, angesichts <strong>der</strong> ungenügenden Qualität des Digitalisats<br />

des <strong>Rotulus</strong> nicht gerade die besten sind, da dies - außer man geht erneut<br />

an das verständlicherweise aber eher zu schonende Original - allein anhand<br />

einer Farbaufnahme mit letzter Sicherheit durchführbar gewesen wäre.<br />

Dann wäre auch die Rekonstruktion <strong>der</strong> textlichen Konstituierung des <strong>Rotulus</strong>,<br />

wie es im vierten <strong>und</strong> fünften Einleitungskapitel zwar durchaus schon<br />

umfangreich <strong>und</strong> vorbildlich, jedoch kaum flächendeckend für jedes einzelne<br />

Blatt <strong>und</strong> nicht für jeden einzelnen Eintrag geschehen ist, Eintrag für Eintrag<br />

<strong>und</strong> somit mehr o<strong>der</strong> weniger vollständig möglich. Zudem könnte dies<br />

weitere Anhaltspunkte für die inhaltliche <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s die chronologische<br />

Struktur <strong>der</strong> Quelle erbringen, welch letztere nämlich trotz des ambitionierten<br />

vierten Einleitungskapitels noch nicht ganz deutlich wird. Und wenn sogar<br />

das Register zur Chronologie <strong>der</strong> Notizen (S. 152 - 153) nach <strong>der</strong> überlieferungsmäßigen<br />

Reihenfolge <strong>der</strong> Einträge sortiert ist, so hat dies freilich<br />

seine methodische Berechtigung, hätte aber doch dringend <strong>der</strong> Ergänzung<br />

um eine auch chronologische Sortierung <strong>der</strong> datierbaren Einträge bedurft.<br />

Aus dem Editionstext an sich wird diese chronologische Struktur übrigens<br />

überhaupt nicht ersichtlich, weshalb auch dort im textkritischen Apparat entsprechende<br />

Hinweise auf die chronologische Verortung <strong>der</strong> einzelnen Einträge<br />

sinnvoll gewesen wären. Nichtsdestotrotz aber gilt: Was die Edition<br />

betrifft, so dürfte die Arbeit Krimm-Beumanns als endgültig zu betrachten<br />

sein, besser kann man eine Quelle nicht edieren - was weitestgehend auch


auf die redaktionelle Betreuung zutrifft, die nur ganz wenige Flüchtigkeitsfehler<br />

stehengelassen hat -, <strong>und</strong> wenig besser kann man sie für die Benutzung<br />

erschließen. Die Forschungen zum <strong>Rotulus</strong> <strong>Sanpetrinus</strong> <strong>und</strong> den Sanpetriner<br />

Traditionsbuchfragmenten werden jedoch weitergehen, nicht nur<br />

auf lokal-, regional- <strong>und</strong> landesgeschichtlicher Ebene über einzelne Personen,<br />

Orte <strong>und</strong> Güter, son<strong>der</strong>n - zumindest sollten sie es - gerade auch auf<br />

quellenk<strong>und</strong>lich-diplomatischem Gebiet. Ähnlich gut erschlossen liegt in <strong>der</strong><br />

Kommissionsveröffentlichungsreihe bereits eine verwandte Quelle vor, das<br />

Reichenbacher Schenkungsbuch, bearbeitet von Stephan Molitor; 1 es wäre<br />

schön, wenn bald auch einmal das wohl prominenteste <strong>der</strong>artige Dokument<br />

des südwestdeutschen Raumes, <strong>der</strong> Codex Hirsaugiensis, in ebenso vorbildlicher<br />

Weise erscheinen könnte.<br />

Stefan Kötz<br />

QUELLE<br />

Informationsmittel (IFB) : digitales Rezensionsorgan für Bibliothek <strong>und</strong><br />

Wissenschaft<br />

http://ifb.bsz-bw.de/<br />

http://ifb.bsz-bw.de/bsz349806640rez-1.pdf<br />

1 Das Reichenbacher Schenkungsbuch / bearb. von Stephan Molitor. - Stuttgart<br />

: Kohlhammer, 1997. - XXVI, 269 S. : Kt. ; 24 cm. - (Veröffentlichungen <strong>der</strong> Kommission<br />

für Geschichtliche Landesk<strong>und</strong>e in Baden-Württemberg : Reihe A, Quellen<br />

; Bd. 40). - Zugl.: Freiburg (Breisgau), Univ., Diss. S. Molitor, 1986. - ISBN 3-<br />

17-013148-6.

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