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Wielands Werke - Informationsmittel für Bibliotheken

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B<br />

BD<br />

BDBA<br />

KULTURWISSENSCHAFTEN<br />

LITERATUR UND LITERATURWISSENSCHAFT<br />

Deutsche Literatur<br />

Personale <strong>Informationsmittel</strong><br />

Christoph Martin WIELAND<br />

EDITION<br />

14-1 <strong>Wielands</strong> <strong>Werke</strong> : historisch-kritische Ausgabe / hrsg. von<br />

Klaus Manger und Jan Philipp Reemtsma. - Oßmannstedter<br />

Ausg. - Berlin [u.a.] : de Gruyter. - 24 cm<br />

[#0182] [#0825] [#2561]<br />

Bd. 11. September 1773 - Januar 1775 ; (180 - 202). - Enth.:<br />

Die Wahl des Herkules; Die Abderiten; An Psyche; Der verklagte<br />

Amor; Proben einer neuen Übersetzung der Briefe des Plinius;<br />

Essays; Rezensionen; Anmerkungen; Zusätze<br />

1. Text / bearb. von Klaus Manger und Tina Hartmann. - 2009. -<br />

763 S. - ISBN 978-3-11-022156-5 : EUR 249.00, EUR 199.95<br />

(Subskr.-Pr.)<br />

Bd. 12. März 1775 - Mai 1776 ; (203 - 224). - Enth.: Das Urtheil<br />

des Midas; Geschichte des Philosophen Danischmende; Unterredung<br />

zwischen W** und dem Pfarrer zu ***; Versuch über das<br />

Teutsche Singspiel, und einige dahin einschlagende Gegenstände;<br />

Ein Wintermärchen; Essays; Rezensionen; Anmerkungen;<br />

Zusätze<br />

1. Text / bearb. von Peter-Henning Haischer und Tina Hartmann.<br />

- 2009. - 603 S. - ISBN 978-3-11-022155-8 : EUR<br />

249.00, EUR 199.95 (Subskr.-Pr.)<br />

Bd. 13. Juni 1776 - Januar 1778 ; (225 - 250). - Enth.: Liebe um<br />

Liebe; Bonifaz Schleicher; Geron, der Adelich; Das Sommer-<br />

Mährchen; Gedanken über die Ideale der Alten; Über das göttliche<br />

Recht der Obrichkeit; Rosamund; Essays; Gedichte; Rezensionen;<br />

Anzeigen; Zusätze<br />

1. Text / bearb. von Peter-Henning Haischer und Tina Hartmann.<br />

- 2011. - 657 S. - ISBN 978-3-11-025365-8 : EUR<br />

249.00. EUR 199.95 (Subskr.-Pr.)<br />

Die Beschäftigung mit dem Werk <strong>Wielands</strong> ist immer wieder „ein lohnendes<br />

Geschäft“, weil es stets Neues zu entdecken gibt und erkennbar wird, wie<br />

weit und tief der Autor gedacht hat und wie aktuell noch manches ist, was er<br />

vor über zweihundert Jahren zu Papier brachte. So bleibt die Auseinandersetzung<br />

mit seinen Texten anregend, gerade weil „<strong>Wielands</strong> Texte [K]


mit einem mündigen, engagierten, aktiven Leser [rechnen]; <strong>für</strong> eine schnelle,<br />

leichte und oberflächliche Lektüre sind sie, trotz ihres Unterhaltungswertes,<br />

nicht zu haben.“ 1 Seine <strong>Werke</strong> offenbaren einen beeindruckenden Bildungshorizont,<br />

in den das eben zitierte Wieland-Handbuch einführt und<br />

das an dieser Stelle nachdrücklich empfohlen werden soll. 2 Es hilft mit, den<br />

Kosmos seiner Gedankenwelt zu erschließen und die zahlreichen Vorurteile,<br />

die sich vor allem in der älteren Forschungsliteratur finden, abzubauen. 3<br />

Dies sollte nun um so leichter fallen, da nicht nur dieses Handbuch, sondern<br />

in absehbarer Zeit auch sein Werk vollständig in dieser historisch-kritischen,<br />

dazu noch kommentierten Ausgabe vorliegen wird. 4 Die ersten Kommentarbände<br />

sollen dem Vernehmen nach im Laufe des Jahres 2014 erscheinen.<br />

Die drei vorliegenden Bände enthalten <strong>Wielands</strong> Produktionen vom September<br />

1773 bis zum Januar 1778. Darunter befinden sich schwergewichtige<br />

<strong>Werke</strong> wie Die Abderiten, die Geschichte des Philosophen Danischmende,<br />

Geron, der Adelich. Eine Erzählung aus König Artus Zeit<br />

(mit den interessanten Erläuterungen zu dessen Verständnis, die sich u. a.<br />

auch mit der Wortgeschichte und der Semantik einiger Textstellen auseinandersetzen)<br />

sowie einige kleinere, heute kaum noch bekannte, aber lesenswerte<br />

Verserzählungen, z. B. Ein Wintermährchen, das stofflich der<br />

großen Sammlung Tausend und eine Nacht verpflichtet ist, oder Das<br />

Sommer-Mährchen, das den Erzählungen aus dem Artuskreis entstammt.<br />

Zu <strong>Wielands</strong> noch heute meistgelesenen <strong>Werke</strong>n gehört sein satirischer<br />

Roman Geschichte der Abderiten (Band 11,1). Abgedruckt ist die Fassung<br />

aus dem Teutschen Merkur (Januar 1774, Februar 1774, Mai 1774, Juli<br />

1774; Juli 1778, August 1778, September bis November 1778; Januar bis<br />

Juni und August bis September 1780), 5 die als Fortsetzungsroman erschien<br />

und bereits den häufig auch separat gedruckten Einschub mit dem Titel<br />

Ονοςκιαµαχια oder der Prozeß um des Esels Schatten (TM Ende Januar/Anfang<br />

Februar 1779) enthält. Dieser Einschub (von Wieland im Teut-<br />

1 Wieland-Handbuch : Leben, Werk, Wirkung / Jutta Heinz (Hrsg.). - Stuttgart ;<br />

Weimar : Metzler, 2008. - IX, 486 S. ; 25 cm. - ISBN 978-3-476-02222-6 : EUR<br />

64.95 [#0059]. - Hier S. VIII. - Rez.: IFB 08-1/2-188<br />

http://swbplus.bsz-bw.de/bsz281183910rez.htm<br />

2 Vgl. die vorstehend zitierte Rezension.<br />

3 Vgl. dazu: Die Geschichte der Vorurteile: Wieland-Rezeption im 19. Jahrhundert<br />

: Wieland in der Literaturgeschichtsschreibung von 1839 bis 1911 / Sascha<br />

Ferber. - Frankfurt am Main [u.a.] : Lang, 2013. - 242 S. ; 21 cm. - (Beiträge<br />

zur Text-, Überlieferungs- und Bildungsgeschichte ; 3). - Zugl. gekürzte Fassung<br />

von: Bremen, Univ., Diss., 2011. - ISBN 978-3-631-62842-3 : EUR 46.95 [#3180].<br />

- Rez.: IFB 14-1 http://ifb.bsz-bw.de/bsz391437887rez-1.pdf<br />

4 Die bisher erschienenen Bände wurden in IFB rezensiert: Bd 7,1 in IFB 09-1/2-<br />

0825 http://ifb.bsz-bw.de/bsz312120257rez-1.pdf - Bd. 8,1 und 9,1 in IFB 08-1/2-<br />

187 http://swbplus.bsz-bw.de/bsz299943194rez-00.htm - Bd. 10,1,1 - 2 und 14,1<br />

in IFB 12-1 http://ifb.bsz-bw.de/bsz314404996rez-1.pdf - Bd. 15,1 in IFB 13-2<br />

http://ifb.bsz-bw.de/bsz376600780rez-1.pdf<br />

5 Die letzten Teile überschreiten den im Titel genannten Zeitrahmen dieses Bandes.


schen Merkur noch als Anhang bezeichnet), den man als das „Filetstück“<br />

des Romans bezeichnen kann, hat eine eigene Rezeptionsgeschichte, da er<br />

mehrfach bearbeitet worden ist: u. a. als Schauspiel (August von Kotzebue<br />

[1810], Ludwig Fulda [1922]), als Singspiel (Richard Strauss [1947]), als<br />

Hörspiel (Friedrich Dürrenmatt [1951]). Die überarbeitete Buchfassung Geschichte<br />

der Abderiten erschien 1781 und dürfte im Band 16 der Oßmannstedter<br />

Ausgabe zu erwarten sein.<br />

Interessant sind in Band 11,1 auch <strong>Wielands</strong> Rezensionen von Goethes<br />

Götz von Berlichingen (S. 550 - 558) und der Leiden des jungen Werthers<br />

(S. 741 - 742). Erstere verteidigt – nicht ohne kleinere Seitenhiebe auf<br />

das Geniegebaren der Stürmer und Dränger und auf Goethes im März 1774<br />

erschienene Satire Götter, Helden und Wieland – das Drama gegen seine<br />

Kritiker und stellt es mit Nachdruck in die Shakespeare-Nachfolge. Die zweite<br />

zeigt im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen (auch zu Lessing!) ein tiefes<br />

Verständnis <strong>für</strong> die Problematik des Helden und bezeichnet den Briefroman<br />

als „ein Gemälde eines innern Seelenkampfes, wie der nur entwerfen kann,<br />

der den Schöpfer des Hamlet und des Othello studiert hat“ (Band 11,1, S.<br />

741). Und er stellt gegen Lessing und die Kritiker aus dem aufklärerischen<br />

und orthodox-theologischen Lager klar: „Einen einzelnen Selbstmörder<br />

rechtfertigen, und auch nicht rechtfertigen, sondern nur zum Gegenstande<br />

des Mitleids zu machen, in seinem Beyspiele zeigen, daß ein allzuweiches<br />

Herz und eine feurige Phantasie oft sehr verderbliche Gaben sind, heißt<br />

keine Apologie des Selbstmords schreiben“ (ebd.). Wieland blickt in beiden<br />

Goethe-Rezensionen tiefer und weiter als die meisten zeitgenössischen Kritiker.<br />

<strong>Wielands</strong> gelassene Reaktion auf Goethes Satire und die beiderseitige<br />

Anerkennung führte zu einer Freundschaft, die <strong>für</strong> Goethe sehr bedeutsam<br />

war und der er in seiner Gedenkrede beim Ableben <strong>Wielands</strong> ein würdigendes<br />

Denkmal setzte. 6<br />

Die Geschichte des Philosophen Danischmend in Bd. 12,1 führt <strong>Wielands</strong><br />

Roman Der Goldne Spiegel oder die Könige von Scheschian (Bd.<br />

10,1,1) weiter. Sie zeigt, wie ein Philosoph, der – am Hof lebend – den König<br />

zu einem besseren Herrscher erziehen will, scheitert. Das ist nicht anderes<br />

als eine Zurücknahme der optimistischen Sicht, die Wieland im Goldnen<br />

Spiegel entwickelt hatte, und eine Reaktion auf die beschränkten Möglichkeiten,<br />

die ihm als Prinzenerzieher am Weimarer Hof geboten worden waren.<br />

Abgedruckt in Bd. 12,1 ist auch die Verserzählung Der Mönch und die<br />

Nonne (späterer Titel: Sixt und Klärchen), in der sich Wieland gegen das<br />

Keuschheitsgelübde wendet und es als inhuman brandmarkt. Einen Blick<br />

auf <strong>Wielands</strong> Darstellungsweise in den erotischen Passagen seiner Dichtungen<br />

wirft sein kleiner Beitrag Über die Kunst aufzuhören (Bd. 12,1, S.<br />

167), in der er fordert, sich in eroticis mit der Andeutung zu begnügen, anstatt<br />

allzu deutlich zu werden, wobei er sich kritisch mit Euripides und Aristophanes<br />

auseinandersetzt (übrigens in gleicher Sache mit Shakespeare in<br />

6 Zu brüderlichem Andenken <strong>Wielands</strong> (1813). // In: Sämtliche <strong>Werke</strong> nach Epochen<br />

seines Schaffens / Johann Wolfgang Goethe. - Münchner Ausgabe / hrsg.<br />

von Karl Richter K- München : Hanser. - Bd. 9 (1987), S. 945 - 965.


den „geschmäcklerischen“ Anmerkungen seiner Shakespeare-Übersetzung).<br />

Band 13,1 enthält ausschließlich Beiträge aus dem Teutschen Merkur,<br />

darunter die Verserzählungen, die wie Das Sommer-Mährchen dem Artuskreis<br />

entstammen, Liebe um Liebe und Geron der Adelich. Zu Ersterer,<br />

die später den Titel Gandalin, oder Liebe um Liebe trug, wurde er durch<br />

die Bibliothèque universelle des romans angeregt. Sie ist ein Musterbeispiel<br />

da<strong>für</strong>, wie Wieland den Vers zu handhaben wußte. Letztere hat er mit<br />

„einigen Erläuterungen zu besserm Verständnis des vorstehenden Gedichts“<br />

(13,1, S. 284 - 294) versehen, die sich mit der Semantik wesentlicher<br />

Begriffe aus dem Text und deren Bedeutungswandel befassen (darunter<br />

„adelich“ versus „edel“, „ehrlich“, „Hochmuth“, „Jungfrau“, „Mannheit“, „sparen“<br />

u. a.). Interessant auch seine kunsttheoretischen und an Hypothesen<br />

reichen Gedanken über die Ideale der Alten, (Bd. 13,1, S. 470 - 525) die<br />

er in Auseinandersetzung mit Lavater entwickelt. Der Band zeigt die Vielfalt<br />

und Breite der Interessen <strong>Wielands</strong>, wie sie im Teutschen Merkur, der in<br />

Anlehnung an die französische Zeitschrift Mercure de France (ab 1724;<br />

von 1672 bis 1723 u.d.T. Mercure galant) entstand und ab 1773 regelmäßig<br />

erschien, zu Tage treten. <strong>Wielands</strong> Zeitschrift war eine der meistgelesenen<br />

deutschen Zeitschriften des 18. Jahrhunderts (Startauflage: 2500 Exemplare)<br />

und konnte sich bis 1810 am Markt behaupten (ab 1790 u.d.T. Der<br />

neue Teutsche Merkur).<br />

Die Kommentarbände stehen bislang allesamt noch aus und sollen – wie<br />

bereits erwähnt – ab 2014 erscheinen. Man darf gespannt sein, was sie bei<br />

den häufig komplexen Texten <strong>Wielands</strong> zu leisten vermögen. 7<br />

Hansjürgen Blinn<br />

QUELLE<br />

<strong>Informationsmittel</strong> (IFB) : digitales Rezensionsorgan <strong>für</strong> Bibliothek und<br />

Wissenschaft<br />

http://ifb.bsz-bw.de/<br />

http://ifb.bsz-bw.de/bsz326495509rez-1.pdf<br />

7 Der Rezensent erhielt die drei hier besprochenen Bände erst am 17. April 2013<br />

zur Rezension. Daraus erklärt sich die verspätete Abgabe.

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