Meisterwerke des frühen Buchdrucks - Informationsmittel für ...
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ALLGEMEINES<br />
BIBLIOGRAPHIEN UND KATALOGE<br />
Alte und wertvolle Drucke<br />
Inkunabeln<br />
Schweiz<br />
Kantonsbibliothek Thurgau <br />
KATALOG<br />
13-2 <strong>Meisterwerke</strong> <strong>des</strong> <strong>frühen</strong> <strong>Buchdrucks</strong> : die Inkunabel-Schätze<br />
der Kantonsbibliothek Thurgau aus den Klöstern von Ittingen,<br />
Fischingen und Kreuzlingen / Marianne Luginbühl ; Heinz<br />
Bothien. - Frauenfeld [u.a.] : Huber, 2011. - LXVII, 637 S. :<br />
zahlr. Ill., graph. Darst. ; 31 cm + 1 CD-ROM. - ISBN 978-3-<br />
7193-1346-3 : SFr. 248.00, EUR 219.95<br />
[#2903]<br />
Der vorliegende Katalog zu den Inkunabeln der Thurgauischen Kantonsbibliothek<br />
in Frauenfeld ist ein gewichtiges Buch im doppelten Wortsinne. Repräsentativ<br />
durch ein ungewöhnliches Format, optisch sehr ansprechend<br />
durch 994 (!) qualitativ hochwertige Farbabbildungen und geschmackvoll<br />
durch ein ausgefeiltes Text-Bild-Layout, beeindruckt dieses Werk schon<br />
vom äußerlichen Anschein. Auf der Inhaltsseite sind 623 Inkunabeln sowie<br />
21 (leider nicht im Register ausgewiesene) Frühdrucke beschrieben. Sie<br />
verteilen sich auf 643 Katalognummern und einen Nachtrag. Damit handelt<br />
es sich bei der Frauenfelder Inkunabelsammlung um einen Bestand mittlerer<br />
Größe. Dies wiederum ermöglichte es den beiden Bearbeitern Marianne<br />
Luginbühl und Heinz Bothien, ihr Augenmerk nicht nur auf die bibliographische<br />
Erfassung zu richten, sondern auch auf die Exemplare. Dabei schöpft<br />
der vorliegende Katalog aus der Tradition <strong>des</strong> reich bebilderten Coffee table<br />
book (hier in einem fast klischeehaft perfekten schweizerischen Gewand),<br />
berücksichtigt aber auch einen positiven Trend bei der Beschreibung gedruckter<br />
Altbestände auch bei den Exemplaren eine möglichst erschöpfende<br />
Qualität zu erreichen. Die beiden Autoren <strong>des</strong> Katalogs sowie der Verlag<br />
haben sich dieser anspruchsvollen Aufgabe angenommen und – soweit sei<br />
hier schon vorweggenommen – überzeugend gemeistert.<br />
Dem eigentlichen Katalogteil (S. 1 - 627) vorangestellt ist eine Einleitung<br />
von Urs Leu, dem Leiter der Abteilung Alte Drucke der Zentralbibliothek Zürich<br />
(S. XIII - XLI). Seine Einführung in die Geschichte <strong>des</strong> <strong>frühen</strong> <strong>Buchdrucks</strong><br />
am Beispiel der Thurgauischen Kantonsbibliothek spiegelt den bereits<br />
oben skizzierten Ansatz <strong>des</strong> Frauenfelder Inkunabelkatalogs, wissen-
schaftliche Gelehrsamkeit mit humanistischem Bildungsanspruch und ästhetischem<br />
Genuß zu verbinden. Leu geht in seiner Einleitung nicht nur auf die<br />
Besonderheiten der Frauenfelder und verwandter Bestände in provenienzund<br />
buchgeschichtlicher Hinsicht ein (S. XXXVIII - XLI), sondern schickt eine<br />
mit klug ausgewähltem statistischem Material unterfütterte Geschichte<br />
der europäischen Buchdruckerkunst samt integrierter Buch- und Lesergeschichte<br />
voraus, deren Wurzeln er bis in die Frühzeit in Asien und im arabischen<br />
Kulturraum verfolgt. Mit Rücksicht darauf, daß der Frauenfelder Inkunabelbestand<br />
nur etwa 2 % aller jemals erschienenen Wiegendrucke repräsentiert,<br />
mag manchem der weite Bogen, den die Einführung spannt, vielleicht<br />
ein wenig überdimensioniert erscheinen. Andererseits gelingt Leu der<br />
regionale und lokale Rückbezug auf die Schweiz, das Thurgau und auf<br />
Frauenfeld immer wieder überzeugend, so daß auch der Fachwissenschaftler<br />
hier eine Vielzahl bemerkens- und bedenkenswerter Einzelheiten und<br />
überraschender Einsichten finden kann.<br />
Den reichen Ertrag, den man aus einem Erschließungsunternehmungen wie<br />
dem vorliegenden ziehen kann, zeigt sich im vorgestellten Katalog am sinnfälligsten<br />
in der Provenienzgeschichte, der „Königsdisziplin“ jeder Altbestandserschließung.<br />
Dabei entfalten sich die Details am besten über das<br />
Register der Vorbesitzer (S. 641 - 645). Bei den Provenienzen der Frauenfelder<br />
Inkunabeln ragen die Altbestände aus dem nahe der Stadt gelegenen<br />
Kartause Ittingen hervor. Über 40 % aller in die Thurgauische Lan<strong>des</strong>bibliothek<br />
gekommenen Wiegendrucke stammen allein aus diesem Kloster. Inkunabeln<br />
aus dem Benediktinerkloster Fischingen im südlichen Thurgau machen<br />
dem gegenüber nur 17 %, jene aus dem Augustiner-Chorherrenkloster<br />
Kreuzlingen bei Konstanz nur 14 % aus. Das restliche Viertel der Frauenfelder<br />
Wiegendrucke verteilt sich auf Streubestände oder unbekannte Provenienzen,<br />
wobei sehr wahrscheinlich ist, daß der Großteil dieser Bücher ohne<br />
Besitzhinweise – wenn auch nicht alle – aus einer der drei genannten<br />
Hauptprovenienzen stammt. Darauf spielt wohl auch der Untertitel <strong>des</strong> Buches<br />
an.<br />
Während die Bestände aus dem im Dreißigjährigen Krieg durch einen Brand<br />
zerstörten und danach wieder neu eingerichteten Konvent Kreuzlingen nicht<br />
zeitgenössisch sein können, sondern verstreute Bestände, darunter bemerkenswerte<br />
Reste privater Büchersammlungen aus dem Bodenseeraum und<br />
Oberschwaben, aufgenommen haben, vermittelten die Bücher aus Fischingen<br />
einen seit dem 15. Jahrhundert historisch gewachsenen Bestand. Deutlich<br />
komplizierter liegen die Verhältnisse im erst 1461/71 gegründeten Ittingen,<br />
wo im Gefolge der Reformation der so genannte „Ittingersturm“ 1524<br />
Teil- und Totalverluste an den Büchern mit sich gebracht hat. Doch schon<br />
ab 1526 blühte mit Hilfe vertriebener oder abgeordneter Ordensbrüder aus<br />
Basel (S. XXVII - XX; Nr. 25; 153) und Thorberg bei Bern (S. XXXVII - L; Nr.<br />
112; 211; 440; 532) schnell wieder ein bibliothekarisches Leben in Ittingen<br />
auf. Auch der zeitweise nach Freiburg ausgewichene Prior Peter Frei ließ in<br />
den 1530er-Jahren mehrfach Bücher <strong>für</strong> Ittingen ankaufen (S. XX). Ordensinterne<br />
Unterstützung beim Bucherwerb bezeugen auch mehrere Inkunabeln<br />
aus den schwäbischen Kartausen Güterstein bei Urach und Buxheim
ei Memmingen. Bei der im Provenienzregister genannten, hier jedoch nicht<br />
näher identifizierten Kartause „St. Johannisberg“ (Nr. 231) handelt es sich<br />
um Kloster Eppenberg bei Felsberg/Nordhessen, von wo der Kartäuser Thilemann<br />
Mosenus von Westerburg bei der Aufhebung 1526/27 mehrere Bücher,<br />
darunter auch eine über Ittingen nach Frauenfeld gekommene Inkunabel<br />
(Nr. 231), mitgenommen hat. Da dieser Konventuale zeitweise in Güterstein<br />
(1525 - 1535) und Buxheim (1535 - 1543) weilte, 1 erschließt sich in<br />
diesem Fall eine lückenlose und <strong>für</strong> Ittingen sehr bezeichnende Besitzkette.<br />
Doch auch aus der Frauenfelder Umgebung gelangten im zweiten Viertel<br />
<strong>des</strong> 16. Jahrhunderts hie und da einige Inkunabeln als private Stiftung nach<br />
Ittingen. Die Mehrheit <strong>des</strong> von dort stammenden Altbestan<strong>des</strong> trägt jedoch<br />
eher barocke Besitzvermerke. Somit kann trotz der beeindruckenden Bestandszahlen<br />
weder über Inhalt noch über die Struktur der Ittinger Kartäuserbibliothek<br />
im späten 15. und <strong>frühen</strong> 16. Jahrhunderts Abschließen<strong>des</strong><br />
gesagt werden. Vor allem wüßte man gerne, ob die auffällig häufigen Mehrfachexemplare<br />
bzw. Nachdrucke aszetisch-erbaulicher Texte aus Ittinger<br />
Beständen Reflexe einer zeitgenössische Praxis darstellen, <strong>für</strong> die Lektüre<br />
in den Wohnhäusern der Mönche gleich mehrere Textausgaben vorzuhalten.<br />
Möglich ist aber auch, daß diese mehrfach (bis zu sechsmal, vgl. z.B.<br />
Nr. 231 - 232; 234 - 237) vorhandenen Texte zu unterschiedlichen Zeiten<br />
und über verschiedene Einfallstore erst in der Barockzeit in die damals wieder<br />
stark aufgeblühte Kartause kamen.<br />
Bei den Provenienzen individueller Besitzer ist eine Inkunabel aus dem Besitz<br />
<strong>des</strong> St. Galler Gelehrten Joachim Vadian herauszuheben (Nr. 19), ferner<br />
20, teilweise in Sammelbänden zusammengefaßte Wiegendrucke aus<br />
dem Besitz <strong>des</strong> Konstanzer Bürgermeisters Hans Schulthaiss, aus denen<br />
das humanistische Profil dieses in der <strong>frühen</strong> Reformationszeit auch als<br />
Reichsvogt tätigen Intellektuellen erkennbar wird. Darüber hinaus sind gerade<br />
aus den Streuprovenienzen aus Kreuzlingen zahlreiche Personen als<br />
Besitzer bezeugt, deren biographische Identifizierung bislang noch nicht<br />
oder nur sehr ungenügend gelungen ist. Hier bietet sich <strong>für</strong> die Zukunft reiches<br />
Material <strong>für</strong> die Erforschung der historischen Buchkultur <strong>des</strong> Bodenseeraums<br />
und Oberschwabens.<br />
Die Anlage der Beschreibungen verknüpft klassische mit neuen und ungewöhnlichen<br />
Ansätzen. Die bibliographischen Angaben zu den in Frauenfeld<br />
vorhandenen Inkunabeldrucken sind teilweise etwas zu ausführlich, vor allem<br />
was die Katalogzitate betrifft. Nützlich ist in jedem Fall die Angabe <strong>des</strong><br />
Blattumfangs, vor allem <strong>für</strong> die Rekonstruktion der Sammelbände, die hier<br />
auf die einzelnen Katalognummern verteilt sind, aber über eine Konkordanz<br />
der Frauenfelder Signaturen erschließbar sind (s.u.). Bei besonders seltenen<br />
Drucken, wie z.B. bei dem 1494 bei Froschauer in Augsburg gedruckten<br />
und unikal überlieferten Eckenlied (Nr. 206), bezieht die Beschreibung<br />
1 Vgl. dazu Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis /<br />
Bayerische Staatsbibliothek . - Wiesbaden : Harrassowitz. - T. 4, Katalog<br />
der lateinischen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München. -<br />
Ps. 8. Clm 28255 - 28460 / beschrieben von Günter Glauche. - 1984. - XVI, 372 S.<br />
; 26 cm. - ISBN 3-447-02326-0. - Hier S. 78.
auch typographische Details und Merkmale mit ein, die eine Identifizierung<br />
<strong>des</strong> Drucks erleichtern. Etwas unglücklich ist die Einsortierung von Frühdrucken,<br />
die in der Literatur früher als Inkunabelausgaben galten, in das<br />
Nummernsystem der Inkunabelbeschreibungen (Nr. 20; 65; 138; 140; 186;<br />
196; 207; 210; 221; 287; 314; 366; 382; 423; 426; 460 - 461; 463; 516; 609;<br />
635). Da diese Pseudo-Inkunabeln, wie bereits oben bemerkt, im Register<br />
nicht eigens ausgewiesen sind, muß man – wenn man nicht den Katalog<br />
Nummer <strong>für</strong> Nummer durchblättern will – mit einiger Unsicherheit leben, was<br />
die tatsächliche Anzahl der Frauenfelder Inkunabelausgaben betrifft. Eine<br />
begrüßenswerte Besonderheit hingegen sind zahlreiche biobibliographische<br />
Rubriken zu den Verfassern oder zu den Werken, die – hellgrau abgesetzt –<br />
den Beginn der einzelnen Autoren- bzw. Werkgruppen markieren. Zusammen<br />
mit den zahlreichen Bildern ist hier eine Traditionslinie aus den Antiquariats-<br />
oder Auktionskatalogen erkennbar, wo es ja darum geht, potentielle<br />
Käufer in Text und Bild <strong>für</strong> ein Buch zu begeistern und zum Kauf zu bewegen.<br />
Die Autoren <strong>des</strong> Frauenfelder Inkunabelkatalogs haben diese Tradition<br />
sehr geschickt auf ihren Inkunabelkatalog übertragen. Dabei ist ihnen<br />
der Spagat zwischen optisch ansprechender Präsentation und wissenschaftlicher<br />
Gediegenheit ausgesprochen gut gelungen.<br />
Vorbildlich sind die Beschreibungen zu den Exemplarspezifika. Marianne<br />
Luginbühl und Heinz Bothien geben hier nicht nur detaillierte Hinweise auf<br />
die Einbände (Identifizierung der Stempel nach der Einbanddatenbank<br />
(EBDB) durch Rudolf Gamper und Fredi Hächler aus St. Gallen, vgl. S. IX),<br />
sondern zitieren Signaturen und Besitzvermerke im Original, machen Angaben<br />
zu Rubrizierung und Buchschmuck und beschreiben Besonderheiten,<br />
wie z.B. Wappen und eingeklebte Druckgrafiken. Auch Handschriften- und<br />
Druckmakulatur wird aufgeführt und oft durch Bilder illustriert, ferner Bücherlisten,<br />
wie jene berühmte <strong>des</strong> Berner Kartäusers Melchior Mörlin, die dokumentieren,<br />
daß der Mönch nach Auflösung seines Heimatkonvents Thorberg<br />
eine stattliche Anzahl von 33 Büchern nach Ittingen mitgebracht hat.<br />
Die den Beschreibungen beigegebenen Bilder erfüllen weit mehr als eine<br />
rein dekorative Funktion. So ließ sich beispielsweise über einen von den<br />
Katalogbearbeitern nicht lesbaren, aber abgebildeten Besitzvermerk eine<br />
Inkunabel dem Benediktinerkloster Blaubeuren zuweisen; bei diesem Stück<br />
war bislang nur der Einband als Blaubeurer Klosterarbeit bestimmbar (Nr.<br />
51). Auch wenn die beiden Autoren <strong>des</strong> Katalogs mehrere Produkte aus<br />
Nürnberger Buchmaler-Werkstätten, die Drucke <strong>des</strong> örtlichen Großverlegers<br />
Anton Koberger mit den typischen punzierten Goldinitialen „veredelt“ haben,<br />
nicht erkannt haben (Nr. 86; 92; 199 - 200; 505), haben sie doch immerhin<br />
Hinweise auf den Buchschmuck gegeben und über die Bilder eine Identifizierung<br />
ermöglicht. Gleiches gilt <strong>für</strong> Augsburger Buchmaler, die <strong>für</strong> den Verlagsbuchhandel<br />
der Drucker vor Ort arbeiteten (Nr. 591; 620). Handschriftliche<br />
Spiegelfragmente wurden von den Katalogbearbeitern nur in Ausnahmefällen<br />
identifiziert und auch nicht im Register ausgewiesen. Dabei finden<br />
sich in den Frauenfelder Inkunabeleinbänden mehrere hochinteressante<br />
frühe Handschriftenfragmente vom 7./8. bis zum 9. Jahrhundert (Nr. 439;<br />
Nr. 451 (nicht 12./13. Jahrhundert!); 618), die durchaus eine genauere Be-
schreibung verdient hätten. Als Kuriosum herauszuheben ist schließlich ein<br />
zeitgenössisches Stecklesezeichen aus einer Inkunabel aus Ittingen (Nr.<br />
408).<br />
Die in Sammelbänden überlieferten Inkunabeln sind über die bereits angesprochene<br />
Signaturenkonkordanz (S. 647 - 652) in großen Teilen rekonstruierbar,<br />
vollständig freilich nur <strong>für</strong> die reinen Inkunabelsammelbände. Beigebundenen<br />
Handschriftenteile sind hingegen nur in Auswahl (z.B. Nr. 46), die<br />
Frühdruckteile leider gar nicht beschrieben. Das ist ein echtes Manko, da<br />
gerade <strong>für</strong> Sammelbände aus der Zeit um 1500 die Kombination aus Handschriften,<br />
Inkunabeln und Frühdrucken durchaus die Regel ist. In der Konkordanz<br />
sind diese schmerzhaften Lücken aus den nicht besetzten Signaturteilen<br />
der 44 in Rede stehenden Sammelbände gut erkennbar. Bei den<br />
übergeordneten Angaben zu den Sammelbänden, etwa zu Einband, Provenienz<br />
und übergreifendem Buchschmuck, haben sich die Bearbeiter <strong>für</strong> die<br />
Mehrfachaufnahme bei jedem Einzelteil entschieden – hier hätte eine Beschreibung<br />
beim ersten Teil durchaus genügt.<br />
So detailliert die Frauenfelder Inkunabeln im einzelnen beschrieben und mit<br />
Bildmaterial mustergültig ergänzt sind, so sehr fallen einige Schwächen bei<br />
der Registererschließung ins Gewicht. Die Konkordanzen zu wichtigen Inkunabelbibliographien<br />
und -katalogen (S. 652 - 673) sowie zu den Druckern<br />
und sonstigen, am Druckprozeß beteiligten Personen (S. 635 - 639 bzw.<br />
631 - 633, jeweils in alphabetischer Sortierung) sind zweifellos aller Ehren<br />
wert, doch sie beleuchten zu einseitig die bibliographische Seite <strong>des</strong> Frauenfelder<br />
Inkunabelbestan<strong>des</strong>, zumal diese Details über andere Hilfsmittel<br />
leicht beigebracht und ergänzt werden können. Angesichts der reichen Angaben<br />
im Beschreibungstext ist auf der Exemplarseite das Register der<br />
Vorbesitzer (S. 641 - 645) als einziges exemplarbezogenes Erschließungsinstrument<br />
deutlich zu wenig. Es fehlen Register zu den Einbänden und<br />
Einbandwerkstätten, zum Buchschmuck und zu den Buchmalerwerkstätten<br />
sowie zu so wichtigen exemplarspezifischen Sachverhalten wie handschriftlicher<br />
und gedruckter Einbandmakulatur, beigebundenen Handschriften und<br />
Frühdrucken (s.o.), Preisangaben, Kauf-, Schenkungs- und Besitzvermerken,<br />
eingeklebter Druckgrafik, zu Kettenbänden, Signaturen, Wappen, Exlibris-Einträgen<br />
– um nur die wichtigsten zu nennen. Einen gewissen, wenn<br />
auch keinen qualitativ gleichwertigen Ersatz bietet hier immerhin die beigegebene<br />
CD-ROM mit einer vollständig durchsuchbaren PDF-Fassung <strong>des</strong><br />
gesamten Buches (einschließlich der Abbildungen). Wenn Marianne Luginbühl<br />
und Heinz Bothien die Exemplarspezifika nicht nur beschrieben, sondern<br />
die staunenswerte Detailfülle ihrer Katalogisate auch in ihren Registern<br />
nachgeführt hätten, könnte man ihr Buch ohne jede Einschränkung als perfekt<br />
und Maßstäbe setzend bezeichnen. In dieser Form jedoch kommt der<br />
Leser kommt um eine genaue Lektüre der Beschreibungstexte nicht herum.<br />
Allerdings wiegt das dadurch motivierte Lesevergnügen bei einem derartig<br />
ansprechenden Buch die teilweise fehlenden Recherchemöglichkeiten um<br />
ein Vielfaches auf.<br />
Jürgen Geiß
QUELLE<br />
<strong>Informationsmittel</strong> (IFB) : digitales Rezensionsorgan <strong>für</strong> Bibliothek und<br />
Wissenschaft<br />
http://ifb.bsz-bw.de/<br />
http://ifb.bsz-bw.de/bsz336929757rez-1.pdf