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Klein & Fein<br />
Seit die Schwanbar und das Summertime-Restaurant an<br />
einer breiten Promenade mit Lichtergirlande die Aare<br />
näher zu den Menschen bringen, haben Heerscharen den<br />
Fluss als Lebensader entdeckt. Wie die Solothurner an<br />
ihren «Hors Sol»-Treffpunkten rund ums Landhaus und<br />
das alte Schlachthaus kommen die Menschen jetzt auch<br />
in Aarau auf Inline-Skates, mit Fahrrädern und Kinderwagen<br />
ans Wasser. Ein Fest mit dem Namen Aargrandissimo<br />
hat vor Jahren den Menschen gezeigt, wie es sein<br />
könnte, wenn der grüne Fluss als pochendes Herz der<br />
Stadt erkannt wird. Seit da sitzen die Menschen auf den<br />
Steinstufen am Ufer, essen und promenieren vom Süffelsteg<br />
zum Rüchligstauwehr oder zu den Fussgängerbrücken,<br />
schauen dem bengalischen Spiegelbild des<br />
Springbrunnens bei der kleinen Insel zu. Und die unentwegten<br />
Wanderer – die es früher schon gab – wagen sich<br />
von Biberstein bis Schönenwerd vor, auf beiden Seiten<br />
des Wassers. Pontons liegen vertäut, selten wagen sich<br />
Liebespaare hinein.<br />
In einzelnen Sommern bieten die jungen Frauen<br />
Anna Byland und Jeannine Hangartner – unter dem Titel<br />
«flussaufwärts» – Kultur auf Weidlingen an. Man trifft<br />
sich im Juni und Juli an einem der Abende – mit den<br />
Gondolieri aus dem Pontonierhäuschen, die – angetan<br />
mit weissen Hemden und Strohhüten – die Pontons den<br />
Fluss hinauf rudern.<br />
Drei Boote scharten sich um die Sängerin Susanne<br />
Wiesner, die wie ein kleiner Leuchtturm im Bug stand<br />
und gegen den einsetzenden Regen ansang. Anna und<br />
Jeannine hatten einen herrlichen Imbiss und Wein mit<br />
Gläsern mitgebracht. Alle verkleideten sich in ihren farbigen<br />
Goretex-Jacken und niemandem konnte der Sommerregen<br />
etwas anhaben. Nixenhaare hingen von den<br />
Rudern und den weissen Lämpchen und plötzlich griff<br />
ein kleiner Kerl neben mir aus dem Wasser und zog mit<br />
flussaufwärts<br />
von Claudia Storz<br />
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den Pfoten einige Blätter von den hängenden Ästen, bevor<br />
er sein braunes Gesicht wieder abwandte. Es war ein<br />
Biber, wir hatten den Biber neben uns, angelockt durch<br />
die geheimnisvollen Klänge der Boote und der Lieder.<br />
Diese Abende waren sehr vielfältig. Nicht nur die Witterung<br />
konnte lau oder kühl, regnerisch oder heiss sein,<br />
auch das kulturelle Angebot variierte zwischen instrumentalen<br />
Auftritten vorne im Bug, Lesungen auf den<br />
Sandbänken und Gesang, wie an dem Abend, den wir<br />
genossen. Zauberhaft und besonders waren die Abende<br />
allemal.<br />
Diese romantischen Fahrten im Ponton werden diesen<br />
Sommer wieder angeboten.<br />
Jeweils mittwochs vom Mi. 5. Juni bis 3. Juli 2013,<br />
20.30–22.00, Verschiebedaten bei schlechtem Wetter<br />
in den August oder September, 19.30–21.00.<br />
Mi. 5. Juni Hexenkessel (Stimme und Schlagzeug)<br />
Mi. 12. Juni Pit Gutmann (Perkussion, Klangobjekte)<br />
Mi. 19. Juni Isa Wiss (Stimme)<br />
Mi. 26. Juni Albin Brun (Saxophon, Schwyzerörgeli etc.)<br />
Mi. 3. Juli Barbara Schirmer (Hackbrett)<br />
Start Anlegestelle beim Flösserhüsli,<br />
Albert-Einstein-Weg, Aarau.<br />
Reservation: www.flussaufwaerts.ch<br />
Claudia Storz hat vor einem halben Jahr ihr zehntes Buch<br />
«Boote für den blinden Passagier» veröffentlicht, an den Solothurner<br />
Literaturtagen diesen Mai vorgelesen und im Think<br />
Tank mitgedacht. Sie hat für mehrere Theaterstücke und<br />
Oratorien Texte geschrieben und wohnt in Aarau, Salzburg<br />
und La Napoule.<br />
Foto: Simon Gautschy<br />
Anna Byland und Jeannine Hangartner auf der schönen Aare.