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Branche<br />

Branche<br />

Aktiv als Arbeitgeber werben<br />

Wie positioniere ich mich als Arbeitgeber vorteilhaft am Arbeitsmarkt? Der anderswo oft<br />

diskutierte Fachkräftemangel betrifft die Drogeriebranche (noch) nicht. Einzelne Akteure setzen<br />

aber bereits heute alles daran, um morgen und übermorgen im Gespräch zu bleiben.<br />

Gerade im Detailhandel betonen Arbeitgeber die Nebenleistungen,<br />

da andere Aspekte der Beschäftigung wie etwa<br />

ein hohes Gehalt meistens ausser Reichweite liegen. Mit<br />

häufig unregelmässigen Arbeitszeiten ist auch nicht gerade<br />

zu punkten. Ein oberflächliches Frisieren des Arbeitgeberimages<br />

genügt heute nicht mehr, den Bewerberkreis gezielt<br />

anzusprechen. Von Vorteil ist es, wenn man spezifische<br />

Angebote und Karriereperspektiven konkret benennen<br />

kann. Erwähnenswert ist das Unternehmen Manor: Das<br />

Warenhaus hatte sich vor drei Jahren infolge einer gross angelegten<br />

Markenbildungsstrategie die Konsequenzen für<br />

seine zukünftige Personalrekrutierung überlegt. Das den<br />

Kunden vermittelte Lifestyle-Gefühl «Donnons du style à la<br />

vie» soll auch mit den richtigen Talenten umgesetzt werden.<br />

Deswegen befragte die Unternehmensleitung im Jahre<br />

2010 über 500 Beschäftigte nach ihren Beweggründen,<br />

weswegen sie sich bei Manor beworben haben, und auch<br />

nach positiven Aspekten der Anstellung. Die Befragten<br />

nannten «vielfältige, attraktive Marken betreuen», «Verkaufsfläche<br />

und Kundenkontakt selbständig gestalten» sowie<br />

«Personalevents oder Modeschauen erleben» als positive<br />

Merkmale der Beschäftigung. Anhand der Antworten<br />

wurde das Weiterbildungsangebot angepasst, und zwar<br />

so, dass es auch das Markenimage insgesamt stärkt.<br />

Auch Drogerien suchen nach geeignetem Personal, welches<br />

ein Qualitätsversprechen gegenüber der Kundschaft<br />

am ehesten zu verkörpern vermag. Im Unterschied zu grösseren<br />

Unternehmen können sich Drogerie-Inhaber nicht<br />

leisten, Einstellungsgespräche an Experten zu delegieren.<br />

Zum einen sind sie in hohem Mass gefordert, Kandidaten<br />

bezüglich ihrer Kompetenzen, Einstellungen und Motive<br />

auf den Zahn zu fühlen. Zum andern vermitteln sie im Bewerbungsgespräch<br />

gegenüber den Kandidaten aber auch<br />

ein erstes einprägendes Bild als möglicher Arbeitgeber. Es<br />

gilt, Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit, materielle<br />

und immaterielle Vorteile eines Engagements sowie Glaubwürdigkeit<br />

und Sympathie in die Begegnung mit Kandidaten<br />

einzubringen.<br />

Verantwortung übertragen, Flexibilität fordern<br />

Naturgemäss sind die Verhältnisse der einzelnen Betriebe<br />

verschieden. Peter Eberhart ist Inhaber einer kleineren<br />

Drogerie in Erlenbach im Simmental, zudem Präsident der<br />

Berner Sektion des Schweizerischen Drogistenverbands<br />

(SDV). Familiäre Vertrautheit in einem kleinen Team sei Voraussetzung<br />

für gute Leistungen: «Im Einstellungsgespräch<br />

muss man sich einig werden, in welche Richtung<br />

man sich gemeinsam bewegen soll. Ist die Person eine ideale<br />

Ergänzung für mich, auch von der Persönlichkeit?», sei<br />

die eigentliche Frage für ihn.<br />

«Wir wollen bereits unsere Lernenden<br />

von unserem Konzept begeistern.<br />

Während der Berufslehre werden<br />

sie zu speziellen Events eingeladen.»<br />

Markus Koch, Dromenta-Geschäftsführer<br />

Die überschaubaren Verhältnisse dieser Landdrogerie kontrastieren<br />

mit den komplexen Anforderungen von Geschäften,<br />

die im Mehrschichtbetrieb in Shoppingcentern funktionieren<br />

müssen. Bruno Schaller, Geschäftsführer der<br />

Pedro-Drogerie im Einkaufszentrum Heimberg (Thun Nord),<br />

achtet bei der Rekrutierung auf die zeitliche Flexibilität,<br />

welche Kandidaten ihm mitteilen. Das Team von neun Mitarbeitenden<br />

mit Voll- und Teilzeitpensen deckt lange Präsenzzeiten<br />

von 8.30 bis 20 Uhr (freitags bis 21 Uhr) ab.<br />

«Teilzeit muss in der wöchentlichen Einsatzplanung flexibel<br />

verstanden werden», erläutert Bruno Schaller, der seinem<br />

Team unternehmerisches Mitdenken und den Einsatz<br />

seines breiten Fachwissens zutraut: «Ich überlasse meinen<br />

Mitarbeiterinnen viel Entscheidungsspielraum und Verantwortung<br />

für ganze Fachbereiche und Regale, was auch geschätzt<br />

wird. Selbständiges, zielorientiertes und speditives<br />

Arbeiten ist in einem grösseren Betrieb von zentraler Bedeutung.»<br />

Das professionalisiere auch den Kundenservice:<br />

«Denn eine Kundin möchte zu jeder Tageszeit eine Fachberatung<br />

beispielsweise im Bereich Spagyrik erwarten, ohne<br />

auf die Spezialistin am Folgetag warten zu müssen.»<br />

Vor der Einstellung<br />

muss man sich einig<br />

werden, in welche Richtung<br />

man sich gemeinsam<br />

bewegen soll.<br />

fotolia.de<br />

Versprechen einlösen<br />

Die in der Branche präsenten Gruppierungen sind zwar in<br />

der Regel keine Arbeitgeber. Sie unterstützen aber ihre Mitglieder<br />

in der Personalrekrutierung und offerieren unentgeltliche<br />

Online-Stellenangebote. Zudem ist ihnen eine positive<br />

Imagebildung nicht unwichtig. «Wir wollen vor allem<br />

unsere Lernenden und Mitarbeitenden für unser Konzept<br />

begeistern», sagt Dromenta-Geschäftsführer Markus Koch.<br />

Während der Berufslehre werden sie zu speziellen Events<br />

eingeladen, die Dromenta-Drogerie-Lernenden vorbehalten<br />

bleiben. Zusätzliche Unterstützung erfahren sie bei der<br />

Vorbereitung auf eine erfolgreiche Berufsqualifikation<br />

(Lehrabschlussprüfung). Die Feedbacks zum zusätzlichen<br />

Betreuungsangebot wirken, so Koch, auch längerfristig<br />

nach. Die Überlegung dabei: Ehemalige Lernende oder Beschäftigte<br />

gehören ebenfalls zur Zielgruppe für die Rekrutierung<br />

von Fachkräften. Das Naturathek-Konzept soll zudem<br />

Berufsleute anziehen, welche sich ganzheitlicher<br />

Naturheilkunde verbunden fühlen.<br />

Auch bei der Dr. Bähler-Dropa-Gruppe (DBD) sind Ansätze<br />

eines «Employer Brandings» zu finden. Ehemalige DBD-<br />

Lernende und Mitarbeitende, die woanders weitere Berufserfahrungen<br />

sammeln konnten, sind willkommene Anwärter<br />

für ausgeschriebene Stellen, da sie sich durch<br />

ausgeprägtes Qualitätsdenken auszeichnen würden, sagt<br />

der Kommunikationsleiter von DBD, Johnny Schuler. Er<br />

verweist zudem auf das breite Weiterbildungsangebot:<br />

«Die Kurse basieren nicht auf Lieferantenvorträgen, sondern<br />

werden von ausgewiesenen Fachspezialisten durchgeführt.»<br />

Damit würden Bedürfnisse stufengerecht von<br />

Lernenden bis zum Kadermitarbeitenden abgedeckt. «Ein<br />

echter Mehrwert für die Praxis», so Schuler. Aus dem Angebot<br />

erwähnt er: «Ich als Chef», «Von der Teamsitzung<br />

zum starken Team», «Konflikte: (m)ein Problem?», «Fehler:<br />

(d)ein Problem?», «MehrWERT Verkauf» oder «Führung für<br />

Stellvertreter/innen – ich im ‹Sandwich›».<br />

Auch Einzelbetrieben kann es gelingen, mit geeigneten<br />

Massnahmen, sich in der Branche eine Arbeitgebermarke<br />

zu schaffen. Susanne Werder, Inhaberin zweier Drogerien<br />

und SDV-Sektionspräsidentin Solothurn, hat in ihrem Leitbild<br />

festgehalten: «Wir wollen für Lernende und Angestellte<br />

eine überdurchschnittlich gute Ausbildung anbieten, die<br />

in unserer Region herausragt, und exzellent ausgebildete<br />

Mitarbeiter rekrutieren und beschäftigen.» Damit der Anspruch<br />

nicht nur toter Buchstabe bleibt, hat sie ein Reglement<br />

für den Pflichtbesuch von internen und externen<br />

Abendschulungen und weiterer Ausbildungen erstellt. Jede<br />

Mitarbeiterin hat eine bestimmte Anzahl Ausbildungstage<br />

zur Verfügung, abgestuft nach Beschäftigungsgrad.<br />

Susanne Werder mag es klar ausformuliert. Nicht nur Promotionsplanungen,<br />

Umsatzziele und Geschäftsleitungsund<br />

Teamgespräche sind dokumentiert und protokolliert.<br />

Zu ihren Führungsgrundsätzen gehören auch schriftliche<br />

Stellenbeschreibungen, Zielvereinbarungen und Qualifikationsunterlagen.<br />

«Somit ist klar, wer welche Verantwortung<br />

hat und wer welche Ansprüche anmelden darf», sagt sie.<br />

Bei der Ausbildung solle Chancengleichheit gewahrt bleiben.<br />

«Wenn die Grundsätze objektiv dargelegt werden, gibt<br />

es weniger Diskussionen beim Personal.»<br />

<br />

«Jede Mitarbeiterin hat eine bestimmte<br />

Anzahl Ausbildungstage zur Verfügung,<br />

abgestuft nach Beschäftigungsgrad.»<br />

Susanne Werder, Inhaberin zweier Drogerien und<br />

SDV-Sektionspräsidentin Solothurn<br />

Manuel Fischer<br />

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