Die Deutung des Orakels - Deutscher Wasserstoff-Verband (DWV)
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24 ISSN 1619-3350<br />
Energie und Klima<br />
Hat jemand die globale Erwärmung gesehen?<br />
<strong>Die</strong> mittlere Oberflächentemperatur der Erde hat sich in<br />
den vergangenen etwa 15 Jahren nur gering verändert.<br />
Auch in dem diesen Herbst fälligen IPCC-Bericht spiegelt<br />
sich das wider. Manche Leute schließen daraus, dass das<br />
Problem <strong>des</strong> Klimawandels überhaupt nicht existiert und<br />
nur von habgierigen Forschern erfunden wurde, um einen<br />
Vorwand für das Abgreifen von Fördermitteln zu schaffen.<br />
Aber nicht je<strong>des</strong> Problem, das für den Moment nicht<br />
bedrohlich vor unseren Augen steht, ist <strong>des</strong>wegen schon<br />
gelöst oder verschwunden. Der führende Klimaforscher<br />
Mojib Latif machte in einem Beitrag für den SPIEGEL darauf<br />
aufmerksam, dass gewisse grundlegende Tatsachen<br />
sich überhaupt nicht geändert haben:<br />
• Seit es Menschen gibt, hat es noch nie so viel CO 2 in der<br />
Atmosphäre gegeben. Im Wesentlichen stammt es aus<br />
der Verbrennung fossiler Energieträger.<br />
• <strong>Die</strong> Oberflächentemperatur der Erde ist seit Beginn der<br />
Industrialisierung um knapp 1 °C gestiegen. Der überwiegende<br />
Anteil daran ist dem Menschen zuzuschreiben,<br />
auch wenn es schwierig ist, diesen Teil genau zu<br />
quantifizieren.<br />
• <strong>Die</strong> Erwärmung ist seit 1880 weder zeitlich noch räumlich<br />
gleichmäßig verlaufen; manche Regionen haben<br />
sich sogar abgekühlt.<br />
• Der global gemittelte Meeresspiegel dagegen zeigt seit<br />
1900 im Gegensatz zur Oberflächentemperatur einen<br />
recht kontinuierlichen Anstieg. Vor allem auch während<br />
der vergangenen Jahre, in denen die globale Oberflächentemperatur<br />
nicht mehr gestiegen ist<br />
Das Weltklima ist ein sehr träger Mechanismus und reagiert<br />
nur auf langfristige Änderungen. 10 oder 15 Jahre<br />
sind nicht langfristig. Dennoch möchten die Klimatologen<br />
schon gerne wissen, wo die Wärme hin ist. Oben auf<br />
der Liste der Verdächtigen steht die Tiefsee. Immerhin bedecken<br />
die Meere zwei Drittel dieses Planeten, so dass<br />
Schwankungen hier einen großen Einfluss haben.<br />
Latif wörtlich: „Wir führen ein gigantisches Experiment<br />
mit der Erde aus. Sein Ausgang ist ungewiss. Wollen wir<br />
wirklich herausfinden, im welchem Maße wir Menschen<br />
das Klima zu ändern imstande sind und welche Auswirkungen<br />
das hätte? Wir sind dabei, die Grenzen der Belastbarkeit<br />
der Erde zu testen“.<br />
(Der SPIEGEL online, 22. September 2013)<br />
Lloyd’s unbeirrt<br />
Wenn es jemanden gibt, der den Klimawandel jetzt schon<br />
merkt, dann müsste das die Versicherungswirtschaft sein.<br />
<strong>Die</strong>se Firmen arbeiten naturgemäß mit Wahrscheinlichkeiten,<br />
aber diese scheinen recht überzeugend zu sein. Trevor<br />
Maynard, Chef <strong>des</strong> Risikomanagements bei Lloyd’s, stellte<br />
am 14. Oktober in einem Beitrag im Blog auf der Website<br />
seines Unternehmens in Frage, dass es die im vorigen<br />
Beitrag erwähnte Pause bei der Erderwärmung überhaupt<br />
gibt: „<strong>Die</strong> Skeptiker wollen die Debatte einfach verschieben<br />
und beginnen mit 1998, was eines der heißesten Jahre<br />
war, über die man Aufzeichnungen hat. Das ist etwa so, als<br />
würde jemand den Weltrekord über 100 m brechen, und in<br />
den nächsten zehn Rennen würden die Leute sagen, dass<br />
die Läufer immer langsamer werden.“<br />
Langfristige Trends lassen sich nach seinen Worten überhaupt<br />
nicht an einer Periode von 15 Jahren festmachen. Dagegen<br />
herrsche Übereinstimmung darüber, dass der Klimawandel<br />
bereits einen Einfluss auf Wetterextrema hat.<br />
Und das werde sich fortsetzen. „Der Klimawandel wirkt<br />
als ein ‘Bedrohungsmultiplikator’. Er ist nicht unbedingt<br />
die Ursache für ein Ereignis, aber er macht es schlimmer.“