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Regionale Siedlungshierarchien und interregionaler Austausch

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<strong>Regionale</strong> <strong>Siedlungshierarchien</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>interregionaler</strong> <strong>Austausch</strong><br />

im Mittleren Formativum<br />

in Mesoamerika<br />

Magisterarbeit<br />

zur Erlangung des Grades eines<br />

Magister Artium M.A.<br />

vorgelegt<br />

der<br />

Philosophischen Fakultät<br />

der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität<br />

zu Bonn<br />

von<br />

Raphael Tomczyk<br />

aus<br />

Ruda Śląska


An Eides statt versichere ich, dass die Arbeit<br />

<strong>Regionale</strong> <strong>Siedlungshierarchien</strong> <strong>und</strong> <strong>interregionaler</strong> <strong>Austausch</strong><br />

im Mittleren Formativum in Mesoamerika<br />

von mir selbst <strong>und</strong> ohne jede unerlaubte Hilfe angefertigt wurde, dass sie noch keiner anderen<br />

Stelle zur Prüfung vorgelegen hat <strong>und</strong> dass sie weder ganz, noch im Auszug veröffentlicht<br />

worden ist. Die Stellen der Arbeit – einschließlich Tabellen, Karten, Abbildungen usw. -, die<br />

anderen Werken dem Wortlaut oder dem Sinn nach entnommen sind, habe ich in jedem<br />

einzelnen Fall als Entlehnung kenntlich gemacht.


INHALTSVERZEICHNIS<br />

1. EINLEITUNG 1<br />

1.1 Einführung 1<br />

1.2 Aufbau der Arbeit 1<br />

1.3 Zielsetzung 2<br />

1.4 Auswahl der Beispiele 3<br />

2. DAS FRÜHE FORMATIVUM 4<br />

2.1 Periodisierungen 4<br />

2.2 Das Frühe Formativum 4<br />

3. DAS MITTLERE FORMATIVUM 8<br />

4. DIE ROLLE DER OLMEKEN INNERHALB DES<br />

MESOAMERIKANISCHEN FORMATIVUMS 12<br />

4.1 Forschungsüberblick 12<br />

4.2 Kontroverse 14<br />

4.3 Resümee 19<br />

5. REGIONALE SIEDLUNGSHIERARCHIEN IM<br />

MITTLEREN FORMATIVUM 20<br />

5.1 Methodik 20<br />

5.2 Siedlungsevolution im Tal von Oaxaca 21<br />

5.2.1 Der topographisch-geologische Kontext 21<br />

5.2.2 Klima 22<br />

5.2.3 Vegetation 22<br />

5.2.4 Ressourcen 23<br />

5.2.4.1 Geologische Ressourcen 23<br />

5.2.4.2 Biotische Ressourcen 24<br />

5.2.4.3 Edaphische Ressourcen 25<br />

5.2.5 Siedlungsphasen im Tal von Oaxaca 25<br />

5.2.6 Siedlungspräferenz im Etla-Tal 28<br />

5.2.7 Siedlungstypen 29<br />

5.2.8 Genese eines regionalen Zentrums 31<br />

5.2.9 Siedlungsmuster <strong>und</strong> seine theoretischen Implikationen 32<br />

5.2.10 Siedlungshierarchie 37<br />

5.2.11 Genese der Siedlungshierarchie 39<br />

5.2.12 Das Tal von Oaxaca als System: eine Konklusion 42<br />

5.3 Siedlungsevolution im Tal von Mexiko 43<br />

5.3.1 Einleitung 43<br />

5.3.2 Der topographisch-geologische Kontext 43<br />

5.3.3 Klima 45<br />

5.3.4 Vegetation 46<br />

5.3.5 Ressourcen 46<br />

5.3.5.1 Geologische Ressourcen 46<br />

5.3.5.2 Biotische Ressourcen 47<br />

5.3.5.3 Edaphische Ressourcen 47<br />

5.3.6 Siedlungsphasen im Tal von Mexiko 48<br />

I


5.3.7 Siedlungspräferenz in der Chalco-Xochimilco-Region 51<br />

5.3.8 Siedlungstypen 52<br />

5.3.9 Siedlungsmuster <strong>und</strong> seine theoretischen Implikationen 52<br />

5.3.10 Siedlungshierarchie 57<br />

5.3.11 Genese der Siedlungshierarchie 58<br />

5.3.12 Das Tal von Mexiko: eine Konklusion 59<br />

6. INTERREGIONALER AUSTAUSCH IM<br />

MITTLEREN FORMATIVUM 61<br />

6.1 Ziele <strong>und</strong> Methodik 61<br />

6.2 Theoretischer Überbau <strong>und</strong> Prämissen 62<br />

6.3 Empirische Gr<strong>und</strong>lagen für ein mesoamerikanisches <strong>Austausch</strong>netzwerk 69<br />

6.3.1 Binäre Betrachtung ausgewählter Regionen <strong>und</strong> Zentren in Mesoamerika 69<br />

6.3.1.1 Morelos – Golfküstenregion 69<br />

6.3.1.2 Morelos – Tal von Mexiko 71<br />

6.3.1.3 Morelos – Tal von Oaxaca 71<br />

6.3.1.4 Morelos – Guerrero 71<br />

6.3.1.5 Morelos – Pazifikküste Guatemalas 72<br />

6.3.1.6 Tal von Oaxaca – Tal von Mexiko 73<br />

6.3.1.7 Tal von Oaxaca - Pazifikküste Guatemalas <strong>und</strong> Chiapas´ 74<br />

6.3.1.8 Tal von Oaxaca – Golfküstenregion 74<br />

6.3.1.9 Tal von Mexiko – Golfküstenregion 75<br />

6.3.1.10 Tal von Mexiko – Guatemala Hochland 75<br />

6.3.1.11 Tal von Mexiko – Pazifikküste 75<br />

6.3.1.12 Zentralchiapas – Golfküstenregion 76<br />

6.3.1.13 Zentralchiapas – Pazifikküste Guatemalas <strong>und</strong> Chiapas´ 77<br />

6.3.1.14 Zentralchiapas – Hochland von Mexiko 77<br />

6.3.1.15 Golfküstenregion – Pazifikküste Guatemalas <strong>und</strong> Chiapas´ 77<br />

6.3.1.16 Golfküstenregion – Maya-Tiefland 79<br />

6.3.1.17 Golfküstenregion – El Salvador 79<br />

6.3.1.18 Golfküstenregion – Honduras 80<br />

6.3.1.19 Golfküstenregion – Hochland von Guatemala 80<br />

6.3.1.20 Hochland von Guatemala – Honduras 81<br />

6.3.1.21 Hochland von Guatemala – Pazifikküste Guatemalas <strong>und</strong> Chiapas´ 81<br />

6.3.1.22 Hochland von Guatemala – Zentralchiapas 82<br />

6.3.2 Konklusion 83<br />

7. Schlussbemerkungen 84<br />

7.1 Zusammenfassung 84<br />

7.2 Theoretische Schlussfolgerungen 85<br />

7.3 Schlusswort 86<br />

II


VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN UND TABELLEN<br />

ABBILDUNGEN<br />

Kapitel 2<br />

Abb. 1<br />

Abb. 2<br />

Abb. 3<br />

Abb. 4<br />

Abb. 5<br />

Abb. 6<br />

Abb. 7<br />

Der Red-on-buff- <strong>und</strong> der Locona Komplex im Frühen Formativum<br />

Mazatán-Region während der Locona-Phase<br />

Mo<strong>und</strong> 6, Struktur 4, Paso de la Amada, Locona-Phase<br />

Barra-Phase Keramik aus der Mazatán-Region<br />

Struktur 6, San José Mogote, Tierras Largas-Phase (Zeichnung)<br />

Struktur 6, San José Mogote, Tierras Largas-Phase (Foto)<br />

Östliches Mesoamerika<br />

Kapitel 3<br />

Abb. 8 Keramikkomplexe des Frühen Formativums im westlichen <strong>und</strong> südlichen Teil des östlichen<br />

Mesoamerika<br />

Abb. 9 Keramikkomplexe des Mittleren Formativums im westlichen <strong>und</strong> südlichen Teil des östlichen<br />

Mesoamerika<br />

Abb. 10 Pazifikküstenstreifen im Grenzgebiet Mexikos <strong>und</strong> Guatemalas im Mittleren Formativum<br />

Abb. 11 Ujuxte<br />

Abb. 12 La Venta während des Mittleren Formativums<br />

Abb. 13 Der zentrale Bereich Chalcatzingos (Morelos)<br />

Abb. 14 Chiapas im Frühen <strong>und</strong> Mittleren Formativum<br />

Abb. 15 Tzutzuculi (Chiapas), Mittleres Formativum<br />

Abb. 16 Finca Acapulco (Chiapas), Mittleres Formativum<br />

Abb. 17 Mo<strong>und</strong> 1, La Blanca (Guatemala), Conchas-Phase<br />

Abb. 18 Struktur 28 (auf Struktur 19), San José Mogote, Rosario-Phase<br />

Abb. 19 Isla Stele 1, Mirador Becken, Mittleres Formativum (?)<br />

Abb. 20 Monument 3, San José Mogote, Rosario-Phase<br />

Abb. 21 Monument 1, La Blanca, Conchas-Phase<br />

Abb. 22 Monument 14, Abaj Takalik<br />

Abb. 23 Siedlungshierarchie in der Río Naranjo-Region (Guatemala), Conchas-Phase<br />

Abb. 24 Siedlungsverteilung in der Escuintla-Region (Guatemala) im frühen Mittleren Formativum<br />

Abb. 25 Siedlungsverteilung in der Escuintla-Region (Guatemala) im späten Mittleren Formativum<br />

Kapitel 4<br />

Abb. 26<br />

Abb. 27<br />

Abb. 28<br />

Abb. 29<br />

Abb. 30<br />

Abb. 31<br />

Abb. 32<br />

Kapitel 5.2<br />

Abb. 33<br />

Abb. 34<br />

Abb. 35<br />

Abb. 36<br />

Abb. 37<br />

Abb. 38<br />

Abb. 39<br />

Abb. 40<br />

Abb. 41<br />

Abb. 42<br />

Abb. 43<br />

Abb. 44<br />

Abb. 45<br />

Abb. 46<br />

Abb. 47<br />

Abb. 48<br />

Abb. 49<br />

Abb. 50<br />

Abb. 51<br />

Abb. 52<br />

Abb. 53<br />

Stele C (Tres Zapotes, Veracruz)<br />

Kerngebiet der olmekischen Besiedlung<br />

Das „fire-serpent“-Motiv<br />

Olmekischer „were-jaguar“<br />

Olmekischer „were-jaguar“. Jade-Axt („Kunz-Axt“)<br />

Das „paw-wing“-Motiv<br />

Zusammenfassender Vergleich von <strong>Siedlungshierarchien</strong> in Bezug zu Siedlungsgrößen<br />

Physiographische Zonierung im Tal von Oaxaca<br />

Geländeprofil durch das Tlacolula- <strong>und</strong> das Zaachila-Tal<br />

Das fluviale System im Tal von Oaxaca<br />

Das Tal von Oaxaca mit einer Auswahl archäologischer Stätten<br />

Jährliche Niederschlagsverteilung im Tal von Oaxaca<br />

Klimatische Variation im Tal von Oaxaca<br />

Feuchtigkeitsfluktuationen im Frühen, Mittleren <strong>und</strong> Späten Formativum im Tal von Oaxaca<br />

Rekonstruktion der primären Vegetationszonen im Tal von Oaxaca<br />

Obsidian- <strong>und</strong> Eisenerzquellen in Mesoamerika<br />

Obsidianquellen des Frühen <strong>und</strong> Mittleren Formativums in Mesoamerika<br />

Geologische Eisenerzvorkommen im Tal von Oaxaca<br />

Bodenklassifikation im Tal von Oaxaca<br />

Siedlungsmuster im Tal von Oaxaca (Tierras Largas-Phase)<br />

Siedlungsmuster im Tal von Oaxaca (San José-Phase)<br />

Siedlungsmuster im Tal von Oaxaca (Guadalupe-Phase)<br />

Siedlungsmuster im Tal von Oaxaca (Rosario-Phase)<br />

Entwicklung der Maiskorngrößen<br />

Verteilung der landwirtschaftlich produktivsten Einzugsgebiete im Tal von Oaxaca (Tierras Largas bis<br />

Guadalupe-Phase)<br />

Verteilung der landwirtschaftlich produktivsten Einzugsgebiete im Tal von Oaxaca (Rosario-Phase)<br />

a) Monument 1; b) Monument 2 aus San José Mogote (Frühe San José-Phase)<br />

Rekonstruktion von Plattform 3 in Barrio del Rosario Huitzo (Guadalupe-Phase)


Abb. 54<br />

Abb. 55<br />

Abb. 56<br />

Abb. 57<br />

Abb. 58<br />

Abb. 59<br />

Abb. 60<br />

Abb. 61a<br />

Abb. 61b<br />

Abb. 61c<br />

Abb. 62<br />

Abb. 63<br />

Abb. 64<br />

Abb. 65<br />

Abb. 66<br />

Abb. 67<br />

Abb. 68<br />

Abb. 69<br />

Abb. 70<br />

Struktur 12, Santo Domingo Tomaltepec<br />

Ressourcen als Determinanten für Siedlungsmuster<br />

Lineare Siedlungsanordnung im Etla-Tal (San José-Phase)<br />

Schematisches Modell der linearen Siedlungsevolution entlang des Atoyac-Flusses im Etla-Tal<br />

Durchschnittlicher Maisertrag pro Hektar in Relation zur Maiskorngröße<br />

Graphische Umsetzung der Daten aus Tabelle 9 bei Gruppengrößen bis 1400 Personen<br />

Verteilung olmekischer Motive im Tal von Oaxaca<br />

Reichweitenkreise mit tangentialen Grenzen um Zentren<br />

Überlappung der Reichweitenkreise<br />

Hexagonale Form der Reichweitengebiete mit optimaler Versorgung<br />

Das Verkehrsprinzip nach Walter Christaller<br />

Schematische Anwendung des Verkehrsprinzips auf das Etla-Tal<br />

Vereinfachte Darstellung einer hypothetischen Siedlungsintegration im Frühen Formativum<br />

Linear orientiertes Siedlungsmuster in den Diyālā Ebenen (Irak)<br />

Rhomboides Siedlungsnetzwerk in den Diyālā Ebenen (Irak)<br />

Rang-Größen-Graph für die Rosario-Phase<br />

Distanzen zwischen den Siedlungen im Tal von Oaxaca<br />

Der Vergleich von Wachstumsraten zwischen San José Mogote <strong>und</strong> Tierras Largas<br />

Das Tal von Oaxaca <strong>und</strong> umgebende Täler<br />

Kapitel 5.3<br />

Abb. 71 Physiographische Zonen in der Chalco-Xochimilco-Region im Tal von Mexiko<br />

Abb. 72 Fruchtbare Ebene östlich des Chalco-Sees<br />

Abb. 73 Das Tal von Mexiko<br />

Abb. 74 Die jährlichen Niederschlagsmengen im Tal von Mexiko<br />

Abb. 75 Das Tal von Mexiko <strong>und</strong> das Tal von Morelos<br />

Abb. 76 Die Chalco-Region mit der Amecameca-Ebene <strong>und</strong> der Siedlung Coapexco 1 <strong>und</strong> 2<br />

Abb. 77 Die Bevölkerungsentwicklung in der Chalco-Xochimilco-Region in vorspanischer Zeit<br />

Abb. 78 Siedlungen im Tal von Mexiko<br />

Abb. 79 Struktur AI in Ch-MF-9<br />

Abb. 80 Struktur AJ in Ch-MF-9<br />

Abb. 81 Rang-Größen-Graph für die FI-1 für die südliche Region des Tals von Mexiko<br />

Abb. 82 Siedlungsflächenhistogramm für die FI-1 in der südlichen Region des Tals von Mexiko<br />

Kapitel 6<br />

Abb. 83 <strong>Austausch</strong>netzwerk im Mittleren Formativum nach Demarest, 1989<br />

Abb. 84 Sektorale Gliederung der Reziprozitätsbeziehungen in Bezug zu Wohneinheiten nach Marshall Sahlins<br />

Abb. 85 <strong>Austausch</strong>modell im Maya-Gebiet während der Klassik<br />

Abb. 86 <strong>Austausch</strong>modi<br />

Abb. 87 Dendritisches Netzwerkmodell mit einer „gateway community“ an der Peripherie<br />

Abb. 88 Monument 1 („El Rey“), Chalcatzingo<br />

Abb. 89 Monument 2, Chalcatzingo<br />

Abb. 90 Monument 12, Chalchuapa (El Salvador)<br />

Abb. 91 Orte mit F<strong>und</strong>en olmekischen Stils in Mesoamerika<br />

Abb. 92 Figurinenkopf des Typs C8, Tetelpán<br />

Abb. 93 Figurine des Typs C8, Chalcatzingo<br />

Abb. 94 Magnetitspiegel aus Central Plaza Burial 1, Chalcatzingo<br />

Abb. 95 Monument aus Teopantecuanitlán (Guerrero)<br />

Abb. 96 Formative Stätten in Guerrero<br />

Abb. 97 San Miguel Amuco-Stele<br />

Abb. 98 Rekonstruktion von Mural 1 in der Oxtotitlán Höhle (Guerrero)<br />

Abb. 99 Monument 21, Chalcatzingo<br />

Abb. 100 Sternmotiv auf Conchas-Phase Keramik (Ramiréz Fine White), La Blanca<br />

Abb. 101 Sternmotiv auf Guadalupe-Phase Keramik (Socorro Fine Gray), Fábrica San José<br />

Abb. 102 Sternmotiv auf Gordon-Phase Keramik, Copán<br />

Abb. 103 Figurinen des Typs A<br />

Abb. 104 Obsidian-<strong>Austausch</strong>netzwerke im Frühen Formativum<br />

Abb. 105 Obsidian-<strong>Austausch</strong>netzwerke im Mittleren Formativum<br />

Abb. 106 Figur olmekischen Stils, Xoc (Chiapas)<br />

Abb. 107 „Knuckledusters“<br />

Abb. 108 Jadeit-Figurine, Piedra Parada<br />

Abb. 109 Grünstein-Pektoral, Ocozocoautla<br />

Abb. 110 Anthropomorphe Zepter<br />

Abb. 111 Rekonstruktion des Ballspielplatzes in Abaj Takalik<br />

Abb. 112 Obsidianquellen in Mesoamerika<br />

Abb. 113 Monumente aus Pijijiapan<br />

Abb. 114 Monument 1, Tzutzuculi (Chiapas)


Abb. 115 Olmekisches „were-jaguar“-Motiv, El Mesak<br />

Abb. 116 Das „cleft-head“-Motiv, La Blanca<br />

Abb. 117 “Shook Panel”<br />

Abb. 118 Monument 13, La Venta<br />

Abb. 119 Monument 19, La Venta<br />

Abb. 120 Zentral-Yucatán mit dem Ort Chacsinkin (Kartenvorlage: Microsoft Encarta 2006)<br />

Abb. 121 Jadeobjekte aus Chacsinkin<br />

Abb. 122 Keramikgefäß aus Dzibilchaltun<br />

Abb. 123 Gesicht aus Grünstein aus Mayapán<br />

Abb. 124 Cache 7, Seibal, Real-Phase<br />

Abb. 125 Kreuzförmige Anordnung von Cache 7<br />

Abb. 126 Monument 12, Chalchuapa<br />

Abb. 127 Vier Gefäße mit olmekischen Motiven aus Copán (Friedhof 9N-8, Grab VIII-27), Gordon-Phase<br />

Abb. 128 Jade Halskette, Copán (Grab VIII-27), Gordon-Phase<br />

Abb. 129 Das Salama-Tal in Guatemala<br />

Abb. 130 Obsidianquellen im südöstlichen Mesoamerika<br />

Abb. 131 Prozentualer Anteil der Quellen des Obsidians in La Blanca, Conchas-Phase<br />

Abb. 132 Hochland von Guatemala (Kartenvorlage: Microsoft Encarta 2006)<br />

Abb. 133 Escuintla-Region <strong>und</strong> das Hochland von Guatemala<br />

Abb. 134 Formative Siedlungen in Chiapas am Oberen Grijalva<br />

Abb. 135 Siedlungsmuster am Oberen Grijalva, Mittleres <strong>und</strong> Spätes Formativum<br />

Abb. 136 Obsidianquellen <strong>und</strong> die Verteilung von Obsidian im südlichen Teil des Isthmus von Tehuantepéc<br />

Kapitel 7<br />

Abb. 137<br />

Multikausales Modell des Prozesses soziopolitischer Komplexisierung<br />

TABELLEN<br />

Kapitel 2<br />

Tab. 1<br />

Chronologische Sequenzen für das Formativum in ausgewählten Regionen Mesoamerikas<br />

Kapitel 5.2<br />

Tab. 2 Siedlungsgrößen <strong>und</strong> Bevölkerungszahlen während der Tierras Largas-Phase im Tal von Oaxaca<br />

Tab. 3 Siedlungsgrößen <strong>und</strong> Bevölkerungszahlen während der San José-Phase im Tal von Oaxaca<br />

Tab. 4 Siedlungskontinuität <strong>und</strong> Anzahl der „mo<strong>und</strong>s“<br />

Tab. 5 Siedlungsgrößen <strong>und</strong> Bevölkerungszahlen während der Guadalupe- <strong>und</strong> Rosario-Phase im Tal von<br />

Oaxaca<br />

Tab. 6 Potentielle <strong>und</strong> archäologisch geschätzte Bevölkerung im Tal von Oaxaca zwischen der Tierras Largas<strong>und</strong><br />

der Rosario-Phase<br />

Tab. 6a Siedlungstypologie nach Parsons (1971) <strong>und</strong> Blanton (1972)<br />

Tab. 7 Distanzen zwischen einzelnen Siedlungen im Etla-Tal<br />

Tab. 8 Vergleich dreier Siedlungen (Späte San José-Phase) in Bezug zum verfügbaren Land, den daraus<br />

potentiell zu erwirtschafteten Maiserträgen <strong>und</strong> der geschätzten Bevölkerung<br />

Tab. 9 Prozentueller Anteil endogamer Heiraten in Relation zur Gruppengröße<br />

Tab. 10 Größere Siedlungen im Oaxaca-Tal, Rosario-Phase<br />

Tab. 11 Vorhergesagte <strong>Austausch</strong>intensität <strong>und</strong> Rang<br />

Kapitel 5.3<br />

Tab. 12 Hypsometrische Gliederung des Tals von Mexiko<br />

Tab. 13 Die paläoklimatischen Gegebenheiten im Puebla-Tlaxcala Gebiet<br />

Tab. 14 Chronologien für das Tal von Mexiko<br />

Tab. 15 Durchschnittliche Entfernung der Siedlungen vom Seeufer<br />

Tab. 16 Siedlungsgrößen im Early Horizon im Tal von Mexiko<br />

Tab. 17 Siedlungsgrößen im First Intermediate 1<br />

Tab. 18 Prozentuelle Verteilung der Bevölkerung auf die Siedlungstypen<br />

Tab. 19 Prozentueller Anteil der Siedlungstypen innerhalb der Gesamtheit aller Siedlungen<br />

Tab. 20 Siedlungsverteilung in den physiographischen Zonen im Early Horizon<br />

Tab. 21 Bevölkerungsverteilung <strong>und</strong> –dichte in den physiographischen Zonen<br />

Tab. 22 Durchschnittliche Siedlungshöhelage <strong>und</strong> jährliche Niederschlagsmengen<br />

Tab. 23 Distanzen zwischen den größten Siedlungen der Chalco-Xochimilco-Region<br />

Tab. 24 Die fünf größten Siedlungen des Mittleren Formativums in der südlichen Region des Tals von Mexiko<br />

<strong>und</strong> ihre potentiellen „Satellitensiedlungen“<br />

Tab. 25 Bevölkerungsschätzungen für das Tal von Mexiko<br />

Tab. 26 Die Produktivität der Einzugsgebiete von Siedlungen im Formativum im Tal von Mexiko<br />

Tab. 27 Obsidianf<strong>und</strong>e in verschiedenen Haushaltseinheiten <strong>und</strong> einzelnen Haushalten in San José Mogote <strong>und</strong><br />

die Obsidian-Quellen


Tab. 28<br />

Tab. 29<br />

Analogie von Artefakttypen aus dem Salama-Tal <strong>und</strong> anderen Regionen<br />

Obsidiandichte in Mittel- <strong>und</strong> Spätformativen Siedlungen in Zentralchiapas


1. EINLEITUNG<br />

1.1 Einführung<br />

Die vorliegende Arbeit behandelt auf der chronologischen Ebene den Zeitrahmen von ca.<br />

1000/900 v. Chr. bis etwa 400 v. Chr., welcher in der mesoamerikanischen Archäologie als<br />

Mittleres Formativum (oder Mittlere Präklassik) bezeichnet wird. Den geographischen<br />

Rahmen bildet ein Gebiet, dass nicht den von Paul Kirchhoff (1943) geprägten<br />

Kulturterminus „Mesoamerika“ umfasst, sondern ein Kerngebiet beinhaltet, das im<br />

Nordwesten bis zum Tal von Mexiko <strong>und</strong> im Südosten bis nach Honduras reicht. Jedoch<br />

werden aus diesem riesigen Gebiet exemplarisch zwei regional begrenzte<br />

siedlungsarchäologische Beispiele herausgenommen <strong>und</strong> unter Berücksichtigung<br />

naturräumlicher Gegebenheiten sowie unter den Aspekten siedlungshistorischer, subsistenzökonomischer,<br />

soziokultureller <strong>und</strong> demographischer Determinanten analysiert <strong>und</strong><br />

miteinander verglichen. Die Einbettung dieser Beispiele erfolgt innerhalb des oben<br />

festgelegten geographischen Rahmens in komparativer Weise zu anderen Regionen, deren<br />

gemeinsamer Nenner eine zu vergleichende soziopolitische Disposition darstellt, definiert<br />

durch die Interaktion ihrer führenden Instanzen.<br />

1.2 Aufbau der Arbeit<br />

Die Arbeit ist in drei Teile gegliedert. Im ersten deskriptiven Teil (Kap. 1.-4.), dem<br />

Einführungssteil, werden die kulturhistorischen <strong>und</strong> archäologischen Gr<strong>und</strong>lagen für die<br />

beiden folgenden Hauptteile gelegt. Das Frühe Formativum wird im Kap. 2 dieses Teils als<br />

eine Periode skizziert, die sich stark von der vorangehenden Archaik unterscheidet <strong>und</strong> bereits<br />

viele kulturelle Merkmale der folgenden Perioden vorwegnimmt. Die qualitativen <strong>und</strong><br />

quantitativen Strukturänderungen, die sich in der Transitionsphase zum Mittleren Formativum<br />

vollziehen <strong>und</strong> die immense Entwicklung fast aller kulturellen Äußerungen in dieser Periode<br />

werden im Kap. 3 grob umrissen. Schließlich folgt im Kap. 4 eine Erörterung über die Rolle<br />

der Olmeken, mit der diesem Thema impliziten Kontroverse <strong>und</strong> sich dem damit<br />

abzeichnenden Paradigmenwechsel.<br />

Die beiden Hauptteile unterscheiden sich durch einen unterschiedlichen Fokus. Im ersten<br />

Hauptteil (Kap. 5) wird die Mikroebene betrachtet, die auf der regionalen Ebene die<br />

<strong>Siedlungshierarchien</strong> innerhalb zweier Beispiele, des Tals von Oaxaca <strong>und</strong> des Tals von<br />

Mexiko, basierend auf einem komplexen soziopolitischen System widerspiegelt. Im zweiten<br />

Hauptteil (Kap. 6) wird der Fokus auf eine Makroebene verlagert, auf der Interaktion <strong>und</strong><br />

1


<strong>Austausch</strong> zwischen den genannten Beispielen <strong>und</strong> unter Heranziehung einer Vielzahl<br />

weiterer illustriert werden sollen.<br />

1.3 Zielsetzung<br />

Die Arbeit verfolgt zwei Hauptziele. Zum einen werden im ersten Hauptteil die<br />

<strong>Siedlungshierarchien</strong> <strong>und</strong> die ihnen inhärenten Siedlungssysteme (vgl. Anm. 92) mit Hilfe<br />

archäologischer, geographischer <strong>und</strong> ethnologischer Modelle untersucht <strong>und</strong> dabei als<br />

Ausdruck einer soziopolitisch komplexen Gesellschaft verstanden. Beide Entwicklungen, die<br />

Ausdifferenzierung sozialer <strong>und</strong> politischer Ungleichheit <strong>und</strong> die Etablierung von<br />

Häuptlingstümern (middle range societies) auf der einen Seite <strong>und</strong> die Herauskristallisierung<br />

von <strong>Siedlungshierarchien</strong> <strong>und</strong> einzelnen zentralen Orten innerhalb derer auf der anderen Seite,<br />

sind als parallele Entwicklungen zu sehen <strong>und</strong> bilden den Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt zum zweiten<br />

Hauptziel. Dieses Ziel wird im zweiten Hauptteil durch eine Offenlegung des<br />

<strong>Austausch</strong>netzwerkes zwischen den regionalen soziopolitischen Instanzen als eine<br />

hypothetische Form des Eliteaustausches innerhalb eines Prestigegütermodells angestrebt. Der<br />

<strong>Austausch</strong> als ein kulturelles Subsystem 1 soll aber in dem hier betrachteten Zeitrahmen des<br />

Mittleren Formativums nicht als „prime mover“ der Genese von soziopolitischer Komplexität<br />

verstanden werden (diese beginnt bereits im Frühen Formativum in einer zum Teil<br />

archäologisch schwer fassbaren Form in Erscheinung zu treten), 2 sondern als ein Motor der<br />

weiteren Komplexisierung der Sozialstruktur, die im Rahmen anderer kultureller Subsysteme<br />

wie etwa der Intensivierung der Landwirtschaft <strong>und</strong> den daraus sich ergebenden Surplus, der<br />

Stärkung der ökonomischen Systeme auf regional-lokaler Ebene sowie von kriegerischen<br />

Auseinandersetzungen als weitere Faktoren zur Herausbildung von Häuptlingstümern zu<br />

sehen ist, die hier jedoch ausgeblendet werden müssen (Carneiro 1981; Earle 1987a, vgl. auch<br />

Anm. 185).<br />

Der deskriptiven Vorgehensweise im Einleitungsteil der Arbeit folgt im ersten Hauptteil ein<br />

induktives Vorgehen, bei dem aus den genannten regionalen Beispielen theoretische Modelle<br />

extrahiert werden sollen. Im zweiten Hauptteil wird deduktiv, basierend auf dem<br />

Reziprozitätsmodell von Marshall Sahlins (1965), der wiederum sein Modell induktiv<br />

1 Der Begriff „Subsystem“ ist von Colin Renfrew (1975: 36) entlehnt <strong>und</strong> meint einen Teilaspekt des<br />

ethnologischen Kulturbegriffes. Vgl. auch S. 61.<br />

2 Wie etwa in Paso de la Amada an der Pazifikküste Chiapas´ (Blake 1991), in San José Mogote im Tal von<br />

Oaxaca (Marcus <strong>und</strong> Flannery 1996) oder in frühformativen Siedlungen im Tal von Mexiko (Tolstoy et al.<br />

1977), um nur einige zu nennen. In allen drei Beispielen sind Statusunterschiede innerhalb der Bevölkerung zu<br />

konstatieren, jedoch bleibt es fraglich, ob der Terminus „Häuptlingstum“ auf diese appliziert werden kann, oder<br />

ob eher von „transegalitären Gesellschaften“ (Blake <strong>und</strong> Clark 1999), das heißt von Gesellschaften, die sich im<br />

Transformationsprozess zwischen einer egalitären <strong>und</strong> einer soziopolitisch komplexen, durch Rangunterschiede<br />

ihrer Mitglieder gekennzeichneten Stufe gesprochen werden sollte.<br />

2


konstruierte (ibd. Appendizes, 186-225), ein Prestigegütermodell als tentativer<br />

Erklärungsversuch der genannten Häuptlingstümergenese im Mittleren Formativum im<br />

nahezu gesamten mesoamerikanischen Raum vorgestellt.<br />

Schließlich soll ein sek<strong>und</strong>äres Ziel nicht unerwähnt bleiben. Die Rolle der Olmeken, die im<br />

Kap. 4 erörtert wird, ist vor dem Hintergr<strong>und</strong> des genannten multilateralen Netzwerkes von<br />

Häuptlingstümern zu sehen, in dem die Olmeken keine hegemoniale Position einnahmen,<br />

sondern als ein Teil oder als ein „primus inter pares“–Partner eingeordnet werden.<br />

1.4 Auswahl der Beispiele<br />

Die Auswahl der in dieser Arbeit verwendeten Beispiele ist an einige Determinanten<br />

gekoppelt. Zum einen herrscht eine evidente Ungleichverteilung der Forschungsfoki auf<br />

bestimmte Regionen, basierend auf einer gewachsenen archäologischen Tradition, die Glynn<br />

Daniel zu folgender Aussage veranlasste:<br />

„The present state of archaeology cannot be divorced from its past state.“<br />

(zit. nach Willey <strong>und</strong> Sabloff 1980: xv)<br />

Die daraus resultierenden Implikationen sind, dass das Datenmaterial beispielsweise für das<br />

Tal von Oaxaca weitaus größer ist, als etwa für Hochland-Chiapas, ohne andeuten zu wollen,<br />

dass die regionalen Siedlungsmuster im letztgenannten von jenen differieren. 3 Zum anderen<br />

geht diese Arbeit von Prämissen aus, die nur auf einer bestimmten soziopolitischen Ebene,<br />

eben der geschichteten Ranggesellschaft, 4 in einem hierarchisch gegliederten<br />

Siedlungssystem überprüfbar gemacht werden können, <strong>und</strong> das vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer<br />

zum Untersuchungszeitpunkt gegebenen Komplexität. Sicherlich existierten weiterhin im<br />

Mittleren Formativum singulär auftretende, egalitär organisierte Siedlungen oder<br />

semisedentäre Weiler, die von wildbeuterisch lebenden Gruppen aufgesucht wurden. 5 Diese<br />

sollen aus den genannten Gründen aus dieser Betrachtung ausgeblendet werden, obwohl sie<br />

das Bild einer auf sozialer Ebene multilinearen Evolution Mesoamerikas heterogenisieren.<br />

3 Vgl. dazu Flannery 1976c <strong>und</strong> Reynolds 1976.<br />

4<br />

Ranggesellschaft ist in diesem Zusammenhang substitutiv mit Häuptlingstum zu sehen, obwohl der<br />

erstgenannte Terminus in seiner ursprünglichen Formulierung durch Morton Fried (1967) weiter gefasst ist (z. B.<br />

ibd. 174f. für nahezu egalitäre autonome Siedlungen) als der enger gefasste Terminus „Häuptlingstum“ durch<br />

Elman Service (1962), welcher sich implizit auf eine spezifische Art des Häuptlingstum bezog, charakteristisch<br />

für Polynesien <strong>und</strong> die dort häufig anzutreffende Ramagestruktur der Gesellschaft <strong>und</strong> eine redistributive<br />

Wirtschaftsweise (Service 1962: 144; Sanders <strong>und</strong> Webster 1978: 270).<br />

5 Der Begriff „wildbeuterisch“ soll in diesem Zusammenhang auf Gruppen bezogen werden, die ihre Subsistenz<br />

durch Jagen, Sammeln <strong>und</strong> auch Fischen bestreiten, aber auch Formen der landwirtschaftlichen Tätigkeiten, wie<br />

Brandrodungswirtschaft beinhalten können (Rao 1993: 492).<br />

3


Zum anderen, <strong>und</strong> dies beinhaltet ganz pragmatische Gründe, ist die Bearbeitung des hier<br />

vorgestellten Themas auf eine vielschichtige archäologische Dokumentation angewiesen.<br />

2. DAS FRÜHE FORMATIVUM<br />

2.1 Periodisierungen<br />

Periodisierungen spiegeln bestimmte Denkmuster geschichtlicher Abläufe wider <strong>und</strong> Begriffe<br />

wie „archaisch“, „formativ“ oder „klassisch“ implizieren evolutive Schemata von Wachstum<br />

<strong>und</strong> Blüte im Gegensatz zu dem meist darauf folgenden Verfallsprozess, charakterisiert durch<br />

Termini wie „Postklassikum“ oder wie aus der griechischen Geschichte bekannt<br />

„Hellenismus“ (Stahl 2003: 11). Dieses anachronistische Geschichts- <strong>und</strong> Kulturbild verkennt<br />

die Geschichte als eine Summe von Perioden, im Gegensatz zu einem Kontinuum das nicht<br />

zwingend einer linearen Stringenz folgen muss, innerhalb dessen die Amplitude des<br />

Fortschritts <strong>und</strong> des Rückgangs zu beiden Seiten der Skala oszillieren <strong>und</strong> sowohl evolutive<br />

als auch devolutive Charakteristika aufweisen kann. Aus diesen Überlegungen heraus sollen<br />

in dieser Arbeit das Frühe <strong>und</strong> vor allem das Mittlere Formativum in Mesoamerika unter<br />

Zuhilfenahme der aktuellsten Forschungsliteratur als Perioden skizziert werden, die das<br />

kulturelle Legat für viele spätere „klassische“ Kulturen bildeten <strong>und</strong> damit bedeutende<br />

kulturelle Merkmale vorwegnahm.<br />

2.2 Das Frühe Formativum<br />

Obwohl sich die vorliegende Arbeit mit dem Mittleren Formativum auseinandersetzt, ist ein<br />

kurzer Überblick über das vorangehende Frühe Formativum zwingend, um die Kontinuität der<br />

Entwicklung aufzuzeigen <strong>und</strong> vor allem den Übergang, der beide Perioden markiert, näher zu<br />

beleuchten.<br />

Der Terminus „Formativum“ wurde durch Gordon R. Willey <strong>und</strong> Philip Phillips (1958: 146)<br />

in die Terminologie der altamerikanischen Archäologie eingeführt <strong>und</strong> bezeichnete eine<br />

Periode, die gekennzeichnet war durch<br />

„the presence of agriculture, or any other subsistence economy of comparable<br />

effectiveness, and by the successful integration of such an economy into well-established,<br />

sedentary village life […] Pottery-making, weaving, stone-carving, and a specialized<br />

ceremonial architecture are usually associated with these American Formative cultures.”<br />

(Willey <strong>und</strong> Phillips 1958: 146) 6<br />

6 Über die Validität dieser Definition laufen die Forschungsmeinungen auseinander. Ford (1969: 5) konstatiert<br />

zum einen, dass Landwirtschaft schon viel früher betrieben wurde als die von Willey <strong>und</strong> Phillips genannten<br />

4


Dieser Merkmalskatalog ist in den letzten 50 Jahren durch weitere Aspekte erweitert worden,<br />

wie etwa monumentale Architektur, öffentliche Kunst, reliefierte Steinmonumente,<br />

Handwerksspezialisierung, Diversifikation der Subsistenztechnologien,<br />

Bevölkerungswachstum <strong>und</strong> –dichte, der Entwicklung von sozialen Rängen, Fernaustausch<br />

von Prestigegütern, Konkurrenz <strong>und</strong> Konflikte zwischen den Eliten, Kontrolle über die Arbeit<br />

<strong>und</strong> die damit einhergehende Bewältigung großer öffentlicher Bauten <strong>und</strong> letztlich die<br />

Bildung von Staaten (Powis 2005: 2).<br />

Uneinigkeit innerhalb der mesoamerikanischen Forschung herrscht auch über die<br />

Verwendung der Termini „Formativum“ <strong>und</strong> „Präklassik“. Das Handbook of Middle<br />

American Indians bezeichnet in seiner Ausgabe von 1964 (Willey et al. 1964: 478) die<br />

„Middle Preclassic“ als einen Großteil der Periode von 2000 bis 300 v. Chr. Heute wird diese<br />

Zeitspanne grob unterteilt in Frühes Formativum (2000-900 v. Chr.), Mittleres Formativum<br />

(900-400 v. Chr.) <strong>und</strong> Spätes Formativum (400 v. Chr.-250 n. Chr.)(Tab. 1). Um<br />

Fehlinterpretationen zu vermeiden, schlägt Grove (1981a: 374) in Anlehnung an die Arbeiten<br />

von Kent V. Flannery <strong>und</strong> Michael D. Coe (Coe 1961; Coe <strong>und</strong> Flannery 1967) die gesamte<br />

Periode als „Formativum“ zu bezeichnen, obwohl der Begriff für manchen Forscher<br />

pejorative Konnotationen trägt, da er eine kulturgeschichtliche evolutionäre Entwicklung<br />

impliziert, die diese Periode gegenüber der folgenden klassischen als unterentwickelt<br />

darzustellen scheint (Powis 2005: 3). Der Begriff „Präklassik“ ist unter den Mayanisten weit<br />

verbreitet, jedoch werden beide Begriffe substitutiv verwendet. In der vorliegenden Arbeit<br />

soll der Begriff „Formativum“ aus rein pragmatischen Gründen verwendet werden, da er in<br />

der überwiegend angloamerikanisch sprachigen Forschungsliteratur dominiert.<br />

Lange Zeit standen die Olmeken in der altamerikansichen Forschung singulär als die<br />

„Mutterkultur“ aller nachfolgenden Kulturen innerhalb Mesoamerikas da. Dieses Bild wird<br />

heute differenzierter betrachtet <strong>und</strong> die Olmeken haben ihren Nimbus eines zivilisatorischen<br />

Fackelträgers verloren. 7<br />

Jahrh<strong>und</strong>erte vor der Hochblütezeit der olmekischen Kultur (San Lorenzo A <strong>und</strong> B, 1150-900<br />

v. Chr.) entstanden überall in Mesoamerika einzelne Kulturkomplexe, die hoch entwickelt<br />

waren. Die Barra, Locona <strong>und</strong> Ocós-Phasen (ca. 1600-1250 v.Chr.), die sich über eine Region<br />

Charakteristika des Formativums bestanden <strong>und</strong> zum anderen, dass Keramik bereits vor der Einführung der<br />

Landwirtschaft hergestellt wurde. Allgemeiner Konsens herrscht darüber, dass das Aufkommen der<br />

Landwirtschaft, die Keramikherstellung <strong>und</strong> die permanente Sesshaftigkeit Marker für die formative Periode<br />

sind. Differenzen bestehen in der regionalen Periodisierung <strong>und</strong> dem damit verb<strong>und</strong>enen Auftreten der einzelnen<br />

Merkmale (Hirth 1984c: 8).<br />

7 Zur Stellung der Olmeken innerhalb der mesoamerikanischen Geschichte siehe Kap. 4.<br />

5


von Nord-Veracruz, Tabasco, Chiapas, die südliche Pazifikküste Guatemalas bis nach West-<br />

El Salvador ziehen, welche von Gareth W. Lowe (1971; zit. n. Arroyo 1994: 17) als „Greater<br />

Isthmian Region“ bezeichnet wurde <strong>und</strong> in der neueren Forschung als „Locona Complex“<br />

auftaucht (Abb. 1), 8 die Tierras Largas-Phase (1400-1150 v. Chr.) im Tal von Oaxaca, 9 die<br />

Nevada, Coapexco, Ayotla <strong>und</strong> Manantial Phasen (ca. 1450-1000) 10 im Tal von Mexiko 11<br />

<strong>und</strong> andere Gebiete auch zeugen alle in ihren Anfängen vom Beginn der Sesshaftigkeit, einer<br />

intensiven landwirtschaftlich-hortikulturellen Tätigkeit, mit bereits seit Jahrtausenden<br />

domestizierten Pflanzen 12 wie Mais, Bohnen <strong>und</strong> Kürbis (Flannery 1973: 299) <strong>und</strong> der<br />

Einführung von Keramik (z. B. Clark <strong>und</strong> Blake 1996: 266f.; Flannery 1983a: 43). 13 Die<br />

Sesshaftigkeit <strong>und</strong> die Landwirtschaft waren auch Gr<strong>und</strong>voraussetzungen für die<br />

Herausbildung einer soziopolitischen Ungleichheit der Gesellschaft im Frühen Formativum,<br />

deren Mitglieder durch bestimmte Objekte ihre Statuspositionen gegenüber anderen<br />

festlegten. 14 Zu diesen Objekten konnten architektonische Strukturen gehören, wie es das<br />

Beispiel des Mo<strong>und</strong> 6 in Paso de la Amada an der Pazifikküste Chiapas´ zeigt (Abb. 2, 3).<br />

Dieser Mo<strong>und</strong>, der entweder ein öffentliches Gebäude oder eine private Wohneinheit<br />

beherbergte, könnte als Anzeichen für das Herausbilden einer Elite verstanden werden, die<br />

sich vermutlich in einem „transegalitären“ Stadium befand (Blake <strong>und</strong> Clark 1999: 57f.) <strong>und</strong><br />

sich bereits während der Locona-Phase oder sogar früher zu formieren begann (Blake 1991:<br />

43; Clark 1991: 18; Lowe 1977: 211; vgl. auch Anm. 2). 15 Wright (1984: 43f.) sieht in einer<br />

8 Blake 1991; Blake <strong>und</strong> Clark 1999; Bove 2005; Clark 1991; Demarest 1989; Lee 1989; Love 1991, 1999; Pye<br />

et al. 1999.<br />

9 Blanton et al. 1979; Blanton et al. 1981; Flannery 1976, 1983a; Flannery <strong>und</strong> Marcus 1983; Kowalewski et al.<br />

1989; Marcus 1989; Marcus <strong>und</strong> Flannery 1996; Pires-Ferreira 1975; Whalen 1983.<br />

10 Auch zusammengefasst unter dem Ixtapaluca Komplex (Tolstoy et al. 1977: Table 1).<br />

11 Blanton et al. 1981; Parsons et al. 1982; Sanders et al. 1979; Tolstoy 1989; Tolstoy et al. 1977.<br />

12 Vgl. Anm. 143.<br />

13 Wobei die frühesten Anfänge der Keramik noch weiter zurückzudatieren sind, wie etwa Keramik aus dem<br />

Espiridión-Komplex im Tal von Oaxaca (Marcus 1983: 42), oder dem Purrón-Komplex im Tehuacán-Tal<br />

(Marcus <strong>und</strong> Flannery 1996: 74f.). Der Altamira Barra-Komplex an der Pazifikküste Chiapas´ bezog seine<br />

Formen z. T. aus steinernen Vorläufern (vgl. Abb. 8). Dem gegenüber stellt sich das nördliche Belize im Frühen<br />

Formativum als präkeramische Periode dar mit z. T. semisedentären Siedlungsstrukturen, wie etwa in Colha<br />

(Iceland 2005: 24).<br />

14 Status ist aber kein Merkmal einer geschichteten Gesellschaft, sondern ist jedem Individuum in jeder<br />

beliebigen Gesellschaft inhärent. Selbst in egalitären Gesellschaften existieren Statuspositionen, die eine<br />

Gleichheit aller Mitglieder ausschließen (Fried 1967: 29ff.). So existieren bei den einfachsten Jäger- <strong>und</strong><br />

Sammlergesellschaften, wie etwa den Nambikwara Führungspersönlichkeiten, um die sich die Horde gruppiert,<br />

ohne politische Macht zu inkorporieren (Lévi-Strauss 1978: 270).<br />

15 Ein anderes Anzeichen für eine soziale Differenzierung ist das hier erstmals auftretende planmäßig angelegte<br />

Plazaensemble. Frühere Untersuchungen haben die (ungleichmäßige) Verteilung von exotischen Gütern<br />

innerhalb der Siedlung hervorgehoben (Clark <strong>und</strong> Lee 1984: 251). Neuerdings wird diese Interpretation<br />

angezweifelt, da keine Unterschiede in der Distribution von Prestigegütern zwischen Mo<strong>und</strong>s <strong>und</strong> profanen<br />

Häusern aufgezeigt werden konnten (Lesure <strong>und</strong> Blake 2002: 3).<br />

6


wohnlichen Segregation, neben einer Bestattungssegregation <strong>und</strong> einer Siedlungshierarchie<br />

das wichtigste Merkmal eines komplexen Häuptlingstums vergangener Kulturen an. 16<br />

Keramik könnte ein Marker für ein Objekt von hohem intrinsischen Wert gewesen sein, das<br />

seinem Besitzer Status oder Prestige verleiht. Die Ocós-Phase Keramik ist, wie bereits<br />

angedeutet, im gesamten von Gareth W. Lowe als „Greater Isthmian Region“ genannten<br />

Raum verbreitet gewesen <strong>und</strong> zeigt neben lokalen Varietäten überall ähnliche Merkmale.<br />

Diese weite Verbreitung, basierend auf diffusionistischen Tendenzen oder auf Interaktion,<br />

spricht für die Popularität dieser der vorangehenden Barra-Phase Keramik gegenüber (Abb. 4,<br />

vgl. auch Abb. 8) technisch <strong>und</strong> ästhetisch höher gestellten Ware (Lee 1989: 199ff.).<br />

Schließlich ist auch Obsidian als wichtiges Prestige- <strong>und</strong> Gebrauchsobjekt (Drennan 1984a:<br />

31) der sich formierenden Ranggesellschaften zu erwähnen. Wiederum findet man in Paso de<br />

la Amada eine ungleichmäßige Verteilung von Obsidian während der Ocós-Phase auf die<br />

einzelnen Mo<strong>und</strong>s, wobei Mo<strong>und</strong> 1 sowohl quantitativ, als auch qualitativ (El Chayal<br />

Obsidian) hervorsticht. Clark <strong>und</strong> Lee (1984: 251ff.; Lee 1989: 204) vermuten hier eine<br />

übergeordnete Instanz, die in redistributiver Weise über den „Fluss“ des Obsidians wachte. 17<br />

Ähnliche Strukturen <strong>und</strong> Entwicklungen lassen sich auch in anderen Regionen Mesoamerikas<br />

ausmachen. In San José Mogote, dem größten Ort im Etla-Tal des Oaxaca-Tals findet man<br />

relativ zeitgleich zu Paso de la Amada 18 mehrere Strukturen, die als öffentlich bezeichnet<br />

werden können. Das besterhaltene Beispiel ist Struktur 6 (Abb. 5, 6), die vermutlich rituellen<br />

Zwecken diente (Drennan 1983: 47f.; Marcus 1989: 159). 19 Aussagen über die soziopolitische<br />

16 Feinman <strong>und</strong> Neitzel (1984: 75) betonen auch, dass „one of the most frequently reported means of<br />

differentiating leaders is by the size, construction, and location of their houses“. Helms konstatiert dies ebenfalls<br />

für die Häuptlingstümer Panamas (Helms 1979: 9).<br />

17 Die Bedeutung von exotischen Prestigeobjekten <strong>und</strong> anderen Statusmarkern für die Entstehung einer<br />

soziopolitisch zentralisierten Gesellschaft wird im Kap. 6.2 ausführlicher behandelt. Hier ist darauf hingewiesen,<br />

dass trotz seiner Bedeutung als vermutlicher Sitz einer aufstrebenden Elite der Mo<strong>und</strong> 6 nicht die Mengen an<br />

Obsidian beherbergte wie der weitaus kleinere Mo<strong>und</strong> 1, was den Aussagen von Clark <strong>und</strong> Lee (1984) unter der<br />

Annahme widersprechen würde, dass die Größe der Mo<strong>und</strong>s in Relation zum Status ihrer Inhaber (Bewohner<br />

etc.) steht.<br />

18 Die Entwicklungen in Paso de la Amada gehen denen im Tal von Oaxaca voraus. Die Barra-Phase im erst<br />

genannten wird zwischen 1550 <strong>und</strong> 1400 v. Chr. eingeordnet (Lesure <strong>und</strong> Blake 2002: 2), im Tal von Oaxaca<br />

liegt die Tierras Largas-Phase zwischen etwa 1400 <strong>und</strong> 1150 v. Chr. (Flannery <strong>und</strong> Marcus 1994: 376).<br />

19 Ein profaner Haushalt kann hier aus dem Fehlen von häuslichen Attributen <strong>und</strong> Rückständen ausgeschlossen<br />

werden. Zudem weisen alle „öffentlichen“ Strukturen zwei gemeinsame Merkmale auf: einen stufenähnlichen<br />

Vorsprung an der Südseite (vgl. Abb. 6) <strong>und</strong> eine Grube, die in drei Fällen mit pulverisiertem Kalk gefüllt war<br />

(Flannery <strong>und</strong> Marcus 1976a: 211). Eine ähnliche Grube, die mit Kalk gefüllt war, fanden auch Spencer <strong>und</strong><br />

Redmond (1983: 72) in La Coyotera (Cañada de Cuicatlán/ Oaxaca) innerhalb eines Eliteresidenzkomplexes.<br />

Marcus <strong>und</strong> Flannery (1996: 76ff.) interpretieren diese Strukturen, basierend auf ethnographischen Parallelen als<br />

Männer- oder Ahnenhäuser. Zusätzlich wird dieser Bezirk in seiner Bedeutung, durch eine Umfriedung, die<br />

bereits beim Übergang von der Espiridión- zur Tierras Largas-Phase errichtet wurde, zum Wohnbereich der<br />

Siedlung separiert <strong>und</strong> aufgewertet.<br />

7


Konstellation in San José Mogote sind problematisch <strong>und</strong> dürften, wie oben am Beispiel Paso<br />

de la Amadas, auf einen „transegalitären“ Zustand deuten. 20<br />

Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass selbst Regionen, die früher aus Mangel an<br />

archäologischen Daten als rückständig bezeichnet wurden, wie z. B. das südöstliche<br />

Mesoamerika, Teil des frühformativen <strong>Austausch</strong>netzwerkes waren. Joyce <strong>und</strong> Henderson<br />

(2001) konnten im Ulúa-Tal in Honduras in der archäologischen Stätte Puerto Escondido<br />

(Abb. 7) sowohl auf der keramischen Ebene (Ähnlichkeiten zur Barra- <strong>und</strong> Ocós-Keramik<br />

Soconuscos; ibd. 12), als auch auf der architektonischen Ebene (Ähnlichkeiten zu Paso de la<br />

Amada <strong>und</strong> San Isidro, Chiapas; ibd. 13) Interaktionsmuster dieses peripheren Gebietes mit<br />

anderen mesoamerikanischen Regionen nachweisen.<br />

In der Golfküstenregion wird der Beginn von soziokultureller Komplexität in die Bajío-Phase<br />

(1350-1250 v. Chr.) datiert. Die steinernen Kolossalköpfe, die im Frühen Formativum in<br />

olmekischen Orten auftauchen, könnten wahrscheinlich lokale Herrscher darstellen (Grove<br />

1981a: 377). 21 In die genannte Phase fallen auch massive Konstruktionen in San Lorenzo, wie<br />

das künstlich umgestaltete Plateau mit den Abmessungen 1000 m in der Länge <strong>und</strong> 600 m in<br />

der Breite; ein Eingriff in die Landschaft, der eine Arbeitskräftekonzentration <strong>und</strong> –<br />

organisation erforderte, die über die egalitäre Organisationen einzelner Weiler hinausgeht<br />

(Coe 1968: 44).<br />

3. DAS MITTLERE FORMATIVUM<br />

Zu Beginn des 1. Jt. v. Chr. findet man in vielen Regionen Mesoamerikas im archäologischen<br />

Kontext eine Zäsur, welche die Archäologen dazu veranlasste in diesem Rahmen den<br />

Übergang vom Frühen zum Mittleren Formativum zu konstatieren. Ob es eine Zäsur ist oder<br />

eine kontinuierliche Entwicklung mit anderen materiellen, architektonischen <strong>und</strong><br />

soziokulturellen Vorzeichen wird in der Forschung diskutiert (Grove 1981a: 379). Dieser<br />

Wechsel wird vor allem in einer Besiedlungsunterbrechung vieler Stätten deutlich,<br />

einhergehend mit einer Ausdehnung bestehender Siedlungen, der Genese neuer Artefakttypen<br />

<strong>und</strong> variierender Keramiktypen <strong>und</strong> einer Differenzierung der soziokulturellen <strong>und</strong><br />

ökonomischen Sektoren. 22 Ausgrabungen in San Lorenzo <strong>und</strong> La Venta <strong>und</strong> die daraus<br />

20 Blanton et al. (1981: 52f.) formulieren es vorsichtig, dass „there is presently no indication that either ranking<br />

or socially determined inequality or stratification existed at this time“ (Tierras Largas-Phase).<br />

21 Dies ist meines Erachtens spekulativ, da es sich ebenfalls um Darstellungen der Vorfahren von Häuptlingen<br />

handeln könnte, die im rituellen Kontext verwendet wurden, oder was auch nicht auszuschließen wäre, um<br />

Opfer, vergleichbar wie man von den scheinbar verstümmelten Körpern der „danzantes“ in Monte Albán<br />

vermutet (Scott 1978: 26ff.).<br />

22<br />

Einen Entwicklungsschub erfuhren auch landwirtschaftliche Produktionsmethoden wie die<br />

Bewässerungstechnik oder die ökonomische Spezialisierung auf bestimmte Güter, wie im Falle Fábrica San<br />

8


gewonnen Erkenntnisse gaben den Impetus für die Periodendifferenzierung. Um 900 v. Chr.<br />

wird das in der vorangehenden San Lorenzo-Phase (1250-900 v. Chr.) in seiner Hochblüte<br />

stehende San Lorenzo abrupt verlassen <strong>und</strong> sinkt zur Bedeutungslosigkeit herab. Damit<br />

einhergehend ist eine ikonoklastische Verstümmelung <strong>und</strong> ein Begraben der Skulpturen,<br />

wobei eine keramische Kontinuität für einige Zeit gewahrt bleibt (Coe 1968: 63; Lowe 1978:<br />

358). Coe (ibd.) sieht in dieser damnatio memoriae das Resultat interner Konflikte, die zum<br />

Zusammenbruch San Lorenzos als „center of a coercive state of grandiose proportions“ (ibd.<br />

60; Coe <strong>und</strong> Diehl 1980a: 188, 387) führten. 23 Grove (1981a, b: 67f.) vermutet auf der Basis<br />

neuerer archäologischer Daten, dass die Zerstörungen rituellen Charakter hatten <strong>und</strong> die<br />

Monumente als Foki übernatürlicher Macht des Häuptlings nach dessen Tod zerstört wurden,<br />

um die ihnen inhärente Macht wieder freizusetzen.<br />

Die Transition vom Frühen zum Mittleren Formativum wird vor allem in den keramischen<br />

<strong>und</strong> den architektonischen Komplexen in vielen Teilen Mesoamerikas evident (Abb. 8, 9).<br />

Neben lokalen Varietäten besaßen im späten Frühformativum viele Keramikkomplexe eine<br />

starke Affinität zur Keramik der San Lorenzo-Phase (Grove 1981a: 380, 382, 386). 24 Zu<br />

Beginn des Mittleren Formativums gewinnt eine weißliche bzw. weiß-gelbbraune (white-tobuff)<br />

Ware mit flachem Boden, <strong>und</strong> Schüsseln mit ausgestellten Wänden (flaring-wall bowl)<br />

als meist gebräuchliche Formen an fast panmesoamerikanischer Dominanz (Grove 1989b:<br />

127f.; Lowe 1978: 360; Lee 1989: 209). 25<br />

Ausgehend von einem teilweise enormen demographischen Anstieg in vielen Regionen<br />

Mesoamerikas im Mittleren Formativum 26 <strong>und</strong> dem damit verb<strong>und</strong>enen Anwachsen vieler<br />

Siedlungen stehen architektonische Innovationen <strong>und</strong> eine räumlich-urbane Planung zu<br />

Beginn dieser Periode. Exemplarisch sei der Ort Ujuxte an der Pazifikküste Guatemalas (Abb.<br />

Josés, wo auf Siedlungsebene Salz abgebaut wurde (Flannery et al. 1981: 75f.; Charlton 1984: 30; Clark <strong>und</strong> Lee<br />

1984: 254f.; Kowalewski et al. 1983: 51f.; Lee 1989: 207; Lowe 1978: 358; Winter 1984: 190f.<br />

23 Ein Streitpunkt in der Forschung ist die soziopolitische Stellung der Olmeken (vgl. Drucker 1981). Coe geht<br />

von einem Staatswesen auf der Basis der Friedschen Definition (Fried 1967: 227ff.) mit San Lorenzo als<br />

Zentrum aus, während Diehl (der zusammen mit Coe die Ausgrabungen in San Lorenzo durchgeführt hatte) von<br />

einem Häuptlingstum ausgeht (Coe <strong>und</strong> Diehl 1980b: 147). In der Rezension des Buches von Coe <strong>und</strong> Diehl<br />

(1980a, b) stellt Flannery (1982) einen Merkmalskatalog auf, der eine Staatsebene von einer Häuptlingsebene<br />

separieren würde. Leider können nicht alle von ihm aufgestellten Attribute, aufgr<strong>und</strong> des Mangels an<br />

archäologischen Evidenzen für die olmekischen soziopolitischen Systeme verifiziert werden. Vgl. auch Diehl<br />

1989: 26ff.<br />

24 Diagnostische Merkmale dieser Keramik sind die schwarze Färbung <strong>und</strong> „olmekische Motive“ wie „werejaguar“,<br />

das „paw-wing“-Symbol <strong>und</strong> das „fire-serpent“-Motiv. Für eine umfassende Darstellung der Motive<br />

vgl. Joralemon (1971; 1976), der jedoch hypothetische Interpretationen zugr<strong>und</strong>e liegen.<br />

25 Ein weit verbreitetes Motiv war auch das vermutlich der olmekischen Kultur entlehnte „double-line-break“-<br />

Element (vgl. Anm. 48 zur Kritik), das sowohl im Tal von Oaxaca, in Chiapa de Corzo <strong>und</strong> in Padre Piedra<br />

(Chiapas) als auch in Tehuacán, in Chalchuapa (El Salvador), in Chalcatzingo (Morelos), im Tal von Mexiko<br />

<strong>und</strong> vielen anderen Orten zu finden ist (Flannery et al. 1981: 76, Fig. 3-18a; Lowe 1978: 360; Sharer 1989: 254;<br />

Grove 1993: Fig. 3). Hier ist anzumerken, dass weiterhin neben den gemeinsamen Markern, die oft originär<br />

olmekisch waren, lokale Varietäten bestanden.<br />

26 Vgl. dazu z. B. Sanders et al. 1979: 96, oder Love 1991: 57.<br />

9


10, 11) als Ausdruck einer planmäßig angelegten Siedlung mit präziser Zonierung zwischen<br />

öffentlich-zeremoniellem <strong>und</strong> profanem Raum um 600 v. Chr. genannt, deren Bauten fast<br />

ausschließlich eine Ausrichtung von 35° Ost aufweisen (Love 1999: 141). Charakteristisch für<br />

diesen Prozess ist auch das Arrangement von Plattformen im La Venta Complex A (Phase I)<br />

(vgl. Abb. 12; Lowe 1989: 54ff.), in Chalcatzingo (Morelos, Abb. 13) oder in der Escalera-<br />

Phase in Chiapas, die durch ein Ensemble repräsentiert wird, bestehend aus drei Strukturen:<br />

einer oder mehrerer hoher Erdpyramiden (mo<strong>und</strong>s), einer langen kreuzförmigen Plattform <strong>und</strong><br />

einer großen quadratischen oder rechteckigen Akropolisplattform mit einer oder mehreren<br />

Strukturen besetzt (Lee 1989: 207; Lowe 1977: 224). Dieses Muster taucht in Stätten wie San<br />

Isidro, Mirador, 27 La Libertad, Chiapa de Corzo, Ocozocoautla, Vistahermosa, Tzutzuculi,<br />

Finca Acapulco <strong>und</strong> anderen auf (Abb. 14, 15, 16). In La Blanca (San Marcos, Guatemala)<br />

entsteht die größte pyramidale Konstruktion im südlichen Mesoamerika (Abb. 17). Love<br />

(1999: 138) zufolge ist es nach dem großen Mo<strong>und</strong> in La Venta, der größte Bau in dieser<br />

Periode in Mesoamerika überhaupt. Izapas Mo<strong>und</strong> 30a gehört in den gleichen zeitlichen<br />

Rahmen. Der Ort bildete wahrscheinlich ein sek<strong>und</strong>äres Zentrum innerhalb der Einflusssphäre<br />

La Blancas (ibd. 137). Gleichzeitig tauchen in dieser Periode die frühesten Ballspielplätze<br />

Mesoamerikas auf (nimmt man den Ballspielplatz in Paso de la Amada heraus, der im Frühen<br />

Formativum, um 1600 v. Chr. entstand [Lesure <strong>und</strong> Blake 2002: 8]), vertreten in den Stätten<br />

Finca Acapulco, San Mateo <strong>und</strong> Vergel (Lowe 1977: 226). Im Tal von Oaxaca entstehen in<br />

der späten San José- <strong>und</strong> der frühen Guadalupe-Phase (900-800 v. Chr.) die ersten<br />

Plattformen, bestehend aus Stein oder Adobe, auf denen Wohneinheiten aus Flechtwerk mit<br />

Lehmbewurf (wattle and daub) positioniert waren <strong>und</strong> die vermutlich öffentlichen Charakter<br />

hatten, wie etwa Struktur 28 in San José Mogote nahe legt (Abb. 18; Flannery <strong>und</strong> Marcus<br />

1976a: 211f.). Im östlichen Tiefland-Mesoamerika finden ähnliche Transformationen statt,<br />

zwar mit anderen Ausgangsbedingungen im Frühen Formativum, 28 jedoch mit gleichen<br />

soziopolitischen <strong>und</strong> -kulturellen Strukturänderungen. In Blackman Eddy im zentralwestlichen<br />

Belize am Belize Fluss kam es zu Anfang des Mittleren Formativums (ca. 850-800<br />

v. Chr.) zu einer Verlagerung der Funktionalität von Struktur B1 von einem häuslichen zu<br />

27 Nicht zu verwechseln mit El Mirador im Petén. Zur Lokalisierung von Mirador <strong>und</strong> anderer genannter Orte<br />

vgl. Abb. 14.<br />

28 Das Maya-Tiefland ist im Frühen Formativum weitgehend präkeramisch, mit wenigen Ausnahmen wie<br />

Blackman Eddy <strong>und</strong> Cahal Pech (vgl. Tab. 1), <strong>und</strong> weist auch keine elaborierte Architektur auf, wie die oben<br />

genannten Beispiele (vgl. Kap. 2). Für Cahal Pech vermutet López Varela (2005: 162), dass die frühe Keramik<br />

(Cunil) starke Affinität zur Pazifikküstenware der frühen Locona- <strong>und</strong> Ocós-Keramik (1450-1250 v. Chr.)<br />

aufweist.<br />

10


einem öffentlichen Rahmen. 29 Signifikant ist jetzt auch hier die Verwendung von dauerhaften<br />

Materialien (Gipsverputz) gegenüber der durch Erosion leicht abtragbaren (Erde) im Frühen<br />

Formativum (Brown <strong>und</strong> Garber 2005: 40, 42). 30<br />

Diese kleine Auswahl an Beispielen soll zeigen, dass mit den materiellen <strong>und</strong><br />

architektonischen Innovationen, die sich während der aufgezeigten Transformationsphase<br />

vollzogen, eine Verschiebung in der soziopolitischen Struktur der damaligen Gesellschaften<br />

stattfand. Die Errichtung von öffentlichen Bauten reflektiert zum einen eine hierarchisch<br />

orientierte Diversifikation der Bevölkerung, die ihren ererbten Status über Prestigegüter<br />

definierte <strong>und</strong> zum anderen eine Sinnverortung dieser Strukturen, die eine religiöse <strong>und</strong><br />

ideologische Konnotation innehatten. Diese Prozesse lassen sich noch durch zahlreiche andere<br />

Merkmale untermauern. Exemplarisch seien hier noch die monumentalen Skulpturen, die<br />

vielerorts im Mittleren Formativum erstmals auftreten (z. B. Abaj Takalik, Los Cerritos;<br />

Mirador Becken, <strong>und</strong> La Blanca)(Abb. 19, 20, 21, 22) genannt, 31 oder Objekte von hohem<br />

Wert wie Jade <strong>und</strong> andere Grünsteine, Schmuck (z. B. aus poliertem Muskovit) <strong>und</strong> Figurinen<br />

(Love 1991: 60f.). 32<br />

Ein für diese Arbeit eminent wichtiger Prozess während des Mittleren Formativums, ist das<br />

Herauskristallisieren einer Siedlungshierarchie in einzelnen Regionen mit höherer<br />

Siedlungsdichte. Flannery et al. (1981: 75) sprechen von einer dreistufigen Hierarchie im Tal<br />

von Oaxaca mit San José Mogote als einem Ort mit der höchsten „Zentralität“ (Christaller), 33<br />

gefolgt von kleineren Orten wie Barrio del Rosario Huitzo, Santo Domingo Tomaltepec <strong>und</strong><br />

letztlich Orten der untersten Stufe wie Fábrica San José <strong>und</strong> Abasolo, die keine öffentlichen<br />

Gebäude aufweisen. Eine vierstufige Hierarchie konstatiert Love (1991: 57f.; 1999: passim)<br />

für die Río Naranjo-Region an der Pazifikküste Guatemalas mit dem Oberzentrum La Blanca<br />

(Abb. 23). Für die Pazifikküste der Escuintla-Region (Guatemala) ist im frühen Mittleren<br />

Formativum eine zweistufige im späten eine drei oder sogar vierstufige Siedlungshierarchie<br />

evident (Abb. 24, 25; Bove 1989: 97). Im olmekischen Siedlungsgebiet übten die drei großen<br />

regionalen (<strong>und</strong> überregionalen) Zentren San Lorenzo, La Venta <strong>und</strong> Laguna de los Cerros<br />

29 Für eine Interpretation als rituell genutztes Objekt spricht eine basinartige verputzte Vertiefung in der Mitte<br />

der Plattform, die Ähnlichkeiten zu den Basins in Haushalt C3 (San José-Phase) in San José Mogote hat. Marcus<br />

interpretiert diese Basins mit Hilfe ethnohistorischer Quellen als Strukturen mit divinatorischer Funktion<br />

(Marcus 1999: 80, Fig. 9).<br />

30 Diese Tendenz der Funktionsverschiebung zeigt sich auch in anderen Orten wie Cahal Pech, Rio Azul <strong>und</strong><br />

Uaxactun, wobei ein ritueller Kontext angenommen wird (Brown <strong>und</strong> Garber 2005: 43).<br />

31 Problematisch ist die zeitliche Einordnung der Monumente in Abaj Takalik, da diese bisher nicht auf einer<br />

absoluten Chronologie fußen (Bove 2005: 100).<br />

32 Die ersten monumentalen Steinskulpturen findet man jedoch im Frühen Formativum in San Lorenzo.<br />

33 Christaller (1968 [1933]: 27) versteht unter Zentralität eines Ortes die relative Bedeutung in Bezug auf das ihn<br />

umgebende Gebiet, wobei unter relativer Bedeutung der Bedeutungsüberschuss verstanden wird.<br />

11


mit jeweils einer dreistufigen Hierarchie (Grove 1997: 75; Spencer <strong>und</strong> Redmond 2004:<br />

184f.) großen Einfluss auf ihr Umland aus. 34<br />

Mehrfach ist bisher implizit (Anm. 23f.) <strong>und</strong> explizit (S. 8f.; 11) die Rolle der olmekischen<br />

Kultur innerhalb Mesoamerikas genannt worden. Die Bedeutung der Olmeken resultiert zum<br />

einen aus den kulturellen Leistungen, die sie hervorgebracht haben <strong>und</strong> denen, die ihnen von<br />

der (früheren) Forschung zugeschrieben wurden. Deshalb schien es mir notwendig, das Bild<br />

der Olmeken auf den neuesten Forschungsstand zu bringen <strong>und</strong> ältere Lehrmeinungen<br />

bezüglich ihrer Stellung in der mesoamerikanischen Geschichte zu korrigieren oder zu<br />

revidieren.<br />

4. DIE ROLLE DER OLMEKEN INNERHALB DES<br />

MESOAMERIKANISCHEN FORMATIVUMS 35<br />

4.1 Forschungsüberblick<br />

Nach einer kurzen Einführung in die Forschungsgeschichte möchte ich auf die Kontroverse<br />

mit den jeweiligen Argumenten eingehen, die um die Stellung der Olmeken innerhalb anderer<br />

zeitgleicher <strong>und</strong> nachfolgender Kulturen entfacht ist.<br />

Erstmals wurden archäologische Reminiszenzen der Olmeken durch José Melgar 1869 <strong>und</strong><br />

1871 publiziert, der den kolossalen Kopf (Monument A) in Hueyapan (Tres Zapotes) fand. 36<br />

Ein halbes Jahrh<strong>und</strong>ert später (1925) beschrieben Frans Blom <strong>und</strong> Oliver La Farge einige<br />

Steinmonumente in La Venta, die sie den Maya zuordneten (Grove 1997: 56).<br />

Erst die Ausgrabungskampagnen der Smithsoanian Institution von 1938 bis 1940 in Tres<br />

Zapotes, unter der Leitung von Matthew Stirling <strong>und</strong> der Assistenz von Clarence Weiant <strong>und</strong><br />

später Philip Drucker eröffneten den Weg in die olmekische Archäologie (ibd. 57). Zu den<br />

kontroversesten F<strong>und</strong>en gehörte Stele C (Abb. 26), die das bis dahin älteste Long Count<br />

34 Es ist zu beachten, dass die drei Zentren nicht gänzlich zeitgleich existiert hatten. Während La Venta <strong>und</strong><br />

Laguna de los Cerros im Mittleren Formativum ihre Blüte erlebten, wurde San Lorenzo bereits 900 v. Chr.<br />

verlassen, so dass es zumindest eine 100jährige Überlagerung mit La Venta gab (vgl. Drucker 1981: 39). Hier<br />

soll nicht weiter auf die Hierarchisierung der Siedlungen eingegangen werden, da das Thema im Kap. 5<br />

ausführlich aufgegriffen wird <strong>und</strong> so Red<strong>und</strong>anzen vermieden werden sollen.<br />

35 Es ist hier nicht der Ort, um auf einzelne Errungenschaften <strong>und</strong> Entwicklungen der olmekischen Kultur<br />

einzugehen. Wichtig hier ist lediglich die Stellung der Olmeken innerhalb anderer mesoamerikanischer<br />

Kulturen. Einen einführenden Überblick über die Kultur der Olmeken bieten die Darstellungen von Benson<br />

1968, 1981; Clewlow 1974; Coe 1965; Coe <strong>und</strong> Diehl 1980a, b; Clark <strong>und</strong> Pye 2000; Diehl 2004; Grove 1997;<br />

Joralemon 1971, 1976; Milbrath 1979; Sharer <strong>und</strong> Grove 1989; Taube 2004.<br />

36 Melgar konstruierte auch anhand des physischen Erscheinungsbildes von Monument A die Hypothese von<br />

einer ehemals negroiden Besiedlung des Gebietes (Stirling 1968: 2). Diese wird von Van Sertima (1976)<br />

„weiterentwickelt“, basierend auf einer nubischen Einwanderung um 700 v. Chr. (letztere wird in einer<br />

veränderten Neuauflage des Buches von Sertima [1998] auf 1200 v.Chr. in die Zeit Ramses´ II. hochdatiert). Zur<br />

Kritik an diesem abenteuerlichen Ansatz vgl. Haslip-Viera et al. 1997. Selbst Beziehungen zu China werden den<br />

Olmeken attestiert (Thompson 1989).<br />

12


Datum Mesoamerikas enthielt 37 <strong>und</strong> eine umstrittene Diskussion zur Chronologie der<br />

Olmeken entfachte. Heute wird sie ironischerweise in die postolmekische Phase verortet<br />

(Diehl 1989: 23). Auf der Seg<strong>und</strong>a Reunión de Mesa Redonda (unter dem Titel „Mayas y<br />

Olmecas“) im Jahre 1942 sprach Alfonso Caso erstmals von einer „olmekischen Kultur“,<br />

während Miguel Covarrubias den Olmeken den Status einer „Mutter“ aller nachfolgenden<br />

mesoamerikanischen Zivilisationen attestierte (Caso 1942: 46, zit. n. Grove 1993: 83; Grove<br />

1997: 60). Kurze Zeit später, 1945 entdeckte Stirling San Lorenzo <strong>und</strong> begann 1946 mit den<br />

Ausgrabungen, ohne die Ergebnisse je publiziert zu haben. 38 1955 wurde Complex A in La<br />

Venta von Drucker et al. (1959) ausgegraben <strong>und</strong> zum ersten Mal wurde ein chronologisches<br />

Gerüst absoluter Daten mittels Radiokarbonmessungen aufgestellt (für Complex A: 750-350<br />

v. Chr. [mit einer späteren Korrektur auf 950-550 v.Chr.]; Grove 1997: 66).<br />

Bis 1966, als die Ausgrabungen in San Lorenzo durch Michael Coe <strong>und</strong> Richard Diehl<br />

begannen, fußte die olmekische Chronologie lediglich auf den La Venta (Complex A) Daten.<br />

Durch die Publikation dieser Ausgrabungen (Coe <strong>und</strong> Diehl 1980a,b) erweiterte sich das<br />

zeitliche Spektrum der Olmeken in die frühformative Periode, in der San Lorenzo zwischen<br />

ca. 1200 <strong>und</strong> 900 v. Chr. (San Lorenzo-Phase [Coe 1989:69]) seine Blüte erlebte. Neben einer<br />

Intensivierung von Untersuchungen in den großen Zentren, 39 rückte die olmekische<br />

Peripherie näher in den Blickpunkt der Archäologen, mit einer gleichzeitigen<br />

Fokusverschiebung auf die Siedlungsmuster, den häuslichen Bereich sowie soziopolitische<br />

<strong>und</strong> ökologische Faktoren. 40 In den 1980er Jahren wurde ein sechsjähriges Projekt in<br />

Matacapán (Abb. 27) gestartet, in El Manatí fand man hölzerne „baby-face“-Büsten neben<br />

den ältesten Gummibällen Mesoamerikas (Grove 1997: 70) <strong>und</strong> ein siedlungsarchäologisches<br />

Projekt wurde von David Grove <strong>und</strong> Susan Gillespie in La Isla 1991 im Umland von Laguna<br />

de los Cerros initiiert (Grove 1994). Den gleichen Schwerpunkt legte Christopher Pool auf<br />

Tres Zapotes, um die Siedlungsgeschichte des Ortes zu dokumentieren. Ende der 1990er Jahre<br />

grub Philip Arnold zwei der größten Orte des Mittleren Formativums im Tuxtla Gebirge aus:<br />

La Joya <strong>und</strong> Teotepec (Arnold 2005).<br />

37 (7)16.6.16.18 (3.9.32 v. Chr.) Der fehlende Baktun-Koeffizient, der von Stirling angenommen wurde, konnte<br />

1969 durch den F<strong>und</strong> der oberen Hälfte der Stele verifiziert werden (Diehl 2004: 185f.).<br />

38 Coe <strong>und</strong> Diehl (1980a: 33-37) haben das Material von Stirling aufgearbeitet.<br />

39 Wie etwa die Arbeiten von Rebecca González Lauck in La Venta seit den 1980er Jahren (vgl. González Lauck<br />

1988) <strong>und</strong> Ann Cyphers Wiederaufnahme der Untersuchungen in San Lorenzo seit 1990 (z. B. Cyphers 1999;<br />

Grove 1997: 70).<br />

40 Vgl. auch Coe <strong>und</strong> Diehl (1980a, b); Diehl (1989); Drucker (1981); Grove (1987a) <strong>und</strong> die aktuelle Übersicht<br />

in Taube (2004: 1-47).<br />

13


4.2 Kontroverse<br />

Archäologische Forschung ist in ihren Anfängen die Erforschung des Sichtbaren, des sofort<br />

„Greifbaren“. Dies ist ersichtlich, da diese Reminiszenzen oft durch Zufall, bei Surveys oder<br />

gezielten Grabungen als erstes dem Forscher „ins Auge fallen“ <strong>und</strong> er sich auf diese, meist<br />

aus dauerhaftem Material bestehenden F<strong>und</strong>e zunächst konzentriert. Diese Herangehensweise<br />

ist zwar zu Anfang zwingend, schränkt aber den Blickwinkel auf das zu untersuchende Objekt<br />

innerhalb eines größeren Rahmens (Siedlungssystem, Kultur o. ä.) stark ein, da diese F<strong>und</strong>e<br />

oft in einem eng begrenzten Rahmen einer Gesellschaft verortet sind. 41 Erst im Verlauf des<br />

Grabungs- <strong>und</strong> Forschungsprozesses gewinnen andere kulturelle Faktoren <strong>und</strong> Subsysteme<br />

wie etwa der häusliche, der wirtschaftlich-ökologische, der siedlungsstrukturelle, der<br />

paläobotanische <strong>und</strong> -klimatische Bereich, neben vielen anderen an Bedeutung. Vor diesem<br />

Hintergr<strong>und</strong>, ist auch das Bild, das die Forschung lange Zeit von den Olmeken hatte (<strong>und</strong> zum<br />

Teil immer noch hat), zu betrachten.<br />

Wie bereits erwähnt (Kap. 4.1) waren es die mexikanischen Forscher Alfonso Caso <strong>und</strong> vor<br />

allem Miguel Covarrubias, die die Idee von einer „olmekischen Mutterkultur“ in den 1940er<br />

Jahren konstruierten. Beide haben auch im mexikanischen Hochland gearbeitet (Taube 2004:<br />

4) <strong>und</strong> sind aufgr<strong>und</strong> von stilistischen Parallelen <strong>und</strong> der Tatsache, dass die Golfküstenregion<br />

im Gegensatz zum Hochland steinerne Monumente aufweist, zu dem Schluss gelangt, dass die<br />

Kultur der Golfküste kulturell höher entwickelt war <strong>und</strong> auf andere Regionen materiellen <strong>und</strong><br />

ideologischen Einfluss ausübte (Flannery <strong>und</strong> Marcus 2000: 1). So wurde zunächst der<br />

Terminus „olmekisch“ auf einen bestimmten Stil übertragen, den man bald in vielen Teilen<br />

Mesoamerikas vorfand. 42 Charakteristische Marker dieses Stils sind Motive wie das „fireserpent“,<br />

„were-jaguar“ <strong>und</strong> „paw-wing“-Motiv (Abb. 28, 29, 30, 31). Nachfolgende<br />

Forscher übernahmen diesen Ansatz <strong>und</strong> stellten Hypothesen über die Verbreitung dieses Stils<br />

an. Coe (1965: 765ff.) schließt weder direkte Kontakte, noch diffusionistische Tendenzen,<br />

Migration oder militärische Ausbreitung aus. Er geht sogar so weit, die Ausbreitung der<br />

Olmeken mit dem aztekischen pochteca-System zu vergleichen, in dem ein olmekisches<br />

Handelsnetzwerk über Handelskontore, „ports of trade“ oder Kolonien aufrechterhalten<br />

wurde. Teil dieses Netzwerkes wäre auch eine „Jade-Route“, die durch olmekische<br />

Garnisonen kontrolliert <strong>und</strong> beschützt worden wäre <strong>und</strong> auf Staatsebene, samt despotischen<br />

Autoritäten mit einem auf Eroberung orientierten militärischen Apparat gesteuert worden<br />

41 Bei Ranggesellschaften können das dauerhafte Prestigeobjekte oder -residenzen der führenden Schichten sein.<br />

42 Der Terminus „olmekisch“ wurde von Hermann Beyer (1927), Marshall Saville (1929) <strong>und</strong> George Vaillant<br />

(1932) geprägt <strong>und</strong> wurde durch geographische Überlegungen, basierend auf der ethnohistorischen Bezeichnung<br />

der Golfküsten-Kultur zur Kontaktzeit (Bernardino de Sahagún) determiniert (Taube 2004: 2) Die Affinitäten der<br />

weit verbreiteten Motive führten zu vielen Spekulationen, wie etwa durch Alfonso Caso (1964).<br />

14


wäre (Coe 1968: 65; Parsons <strong>und</strong> Price 1977: 171f.). 43 In die gleiche Richtung schlugen auch<br />

andere Forscher wie Ignacio Bernal, Beatriz de la Fuente, Matthew Stirling, Paul Tolstoy <strong>und</strong><br />

George Vaillant ein (Diehl <strong>und</strong> Coe 1996: Anm. 2). Diehl <strong>und</strong> Coe (1996: 11) subsumieren<br />

die Vertreter dieser Richtung unter dem Begriff der „olmekozentrischen Schule“, die man<br />

auch als „traditionalists“ (Grove 1997) bezeichnet hat. Denen gegenüber steht die „primus<br />

inter pares“-Schule mit den „nontraditionalists“ (ibd.) <strong>und</strong> Vertretern wie Willian R. Coe,<br />

Arthur Demarest, John Graham, David Grove, Norman Hammond, Kent Flannery, Joyce<br />

Marcus, Robert Stuckenrath, Jr., <strong>und</strong> dem späten Eric Thompson (Diehl <strong>und</strong> Coe 1996: Anm.<br />

3). Die Vertreter dieser Schule, die primär in anderen Gebieten Mesoamerikas als dem<br />

„Kernland“ der Olmeken 44 tätig sind <strong>und</strong> demnach aus den eigenen archäologischen Daten<br />

das Paradigma eines koevolutiven Prozesses aufgestellt haben, welcher durch interregionale<br />

<strong>Austausch</strong>netzwerke innerhalb Mesoamerikas angetrieben wurde. Den „olmekischen Stil“<br />

betrachten sie als einen weit verbreiteten Typus von Artefakten, Attributen <strong>und</strong> Motiven mit<br />

womöglich multilokalen Ursprüngen, der von verschiedenen Gesellschaften aufgenommen<br />

worden ist (Grove 1997: 53f.). Demgegenüber betrachten die Traditionalisten mit dem<br />

Terminus „olmekisch“ Stätten, Artefakte <strong>und</strong> Motive innerhalb <strong>und</strong> außerhalb der<br />

Golfküstenregion <strong>und</strong> setzen die archäologische Kultur mit dem Stil gleich (ibd. 55). Eine<br />

solche synthetische Sichtweise hat bereits der Coe-Schüler David Joralemon (1971) vertreten,<br />

der in seiner Arbeit 176 vermeintlich „olmekische“ Motive zusammengestellt hat <strong>und</strong> dabei<br />

von der Prämisse ausging, dass es sich erstens um olmekische Motive handelt <strong>und</strong> zweitens,<br />

dass jedes Motiv eine Gottheit darstellt. 45 Paradoxerweise besteht ein Großteil des<br />

Joralemonschen „Pantheons“ aus Motiven, die auf Keramiken des mexikanischen Hochlands<br />

gef<strong>und</strong>en wurden <strong>und</strong> in San Lorenzo nicht nachweisbar sind (Flannery <strong>und</strong> Marcus 2000:<br />

12f.). 46 Eine ähnliche Situation bieten die „olmekischen“ Hohlfigurinen, die im Tal von<br />

Mexiko, Morelos <strong>und</strong> Puebla häufiger anzutreffen sind als in der Golfküstenregion (Marcus<br />

43 Mit der Postulierung solcher Hypothesen, war auch eine Etikettierung von F<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Attributen als<br />

„olmekisch“ verknüpft, die man auch außerhalb des olmekischen Kernlandes fand <strong>und</strong> bis dahin nur aus der<br />

Golfküstenregion kannte. Dies verleitete viele Autoren dazu, unvorsichtigerweise diese Attribute als Indikatoren<br />

von olmekischem Einfluss oder <strong>Austausch</strong> zu betrachten (Grove 1993: 88).<br />

44 Der Begriff „Kernland“ (engl. „heartland“) soll nicht ein olmekisches Imperium implizieren, welches<br />

außerhalb dessen noch eine olmekische Peripherie besaß. Er referiert auf das Golfküstengebiet als Sitz der<br />

olmekischen Kultur, definiert im Westen durch den Papaloapan Fluss <strong>und</strong> die Alvarado Bucht <strong>und</strong> im Osten<br />

durch den Tonala Fluss <strong>und</strong> das sumpfige Gebiet Chontalpas <strong>und</strong> im Süden durch das Hochland des Isthmus von<br />

Tehuantepéc (Grove 1993: 84, Fig. 1; Coe 1989: 69).<br />

45 Die Interpretation der Motive zu einem Götterkatalog ist sehr zweifelhaft, da diese zum größten Teil<br />

Mischwesen repräsentieren, die im ethnographischen Vergleich oft als Alter Ego auftreten (vgl. Köhler 1985:<br />

21f.).<br />

46 Dazu zählen Tlatilco, Las Bocas, Puebla, Xochipala <strong>und</strong> Tlapacoya (Grove 1993: 90; Flannery <strong>und</strong> Marcus<br />

2000: 12). Zudem kommt hinzu, dass viele Stücke aus Raubgrabungen stammen <strong>und</strong> oft unbekannter Provenienz<br />

sind. Lediglich zwei der Götter aus Joralemons Studie konnten in San Lorenzo verifiziert werden (Coe <strong>und</strong> Diehl<br />

1980a: 166).<br />

15


1989: 191). Sprechen die Vertreter der „Mutterkultur-Theorie“ von Kontakten <strong>und</strong> Einflüssen<br />

seitens der Golfküstenregion auf andere Gebiete Mesoamerikas <strong>und</strong> betonen dabei den<br />

hegemonialen Impetus der Olmeken, so müsste man davon ausgehen, dass die Kontakte<br />

primär zwischen den jeweiligen Eliten im Rahmen eines Prestigegüteraustausches<br />

stattgef<strong>und</strong>en haben. Pyne (1976: 278ff.) konnte anhand von „olmekischen“ Motiven in situ<br />

gef<strong>und</strong>ener Keramik im Tal von Oaxaca jedoch nachweisen, dass diese Motive nicht nur<br />

exklusiv auf elitär, öffentlich oder religiös konnotierte Gebäude verteilt waren, sondern auch<br />

im häuslich-profanen Bereich anzutreffen sind <strong>und</strong> eher als eine Strukturierung bzw.<br />

Differenzierung lokaler sozialer Gruppen (z. B. Lineages) aufzufassen sind, als die<br />

Implikation von Kontakten zur Golfküste. 47 Zu ähnlichen Schlüssen gelangte Tolstoy (1989a:<br />

119f.; 1989b: 290) in Tlatilco im Hochland von Mexiko. In den von ihm untersuchten<br />

Gräbern sind die Objekte olmekischen Stils ubiquitär, aber nicht geb<strong>und</strong>en an den<br />

Status/Wohlstand dessen Inhabers. Vielmehr sind sie eher Insignien sozialer Gruppen (Kinoder<br />

Residenzgruppen), als von Personen hohen Ranges <strong>und</strong> somit autochthone Evidenzen. 48<br />

Keramik ist auch der Hauptindikator, der das Argument der Traditionalisten von einer in<br />

vielen Regionen Mesoamerikas intrusiven Ausbreitung des olmekischen Stils entkräftet. Es<br />

wurde bereits erwähnt (S. 7), dass die Ocós-Keramik wahrscheinlich eine multilokale Genese<br />

erfahren hat (Lowe 1977: 214f.) <strong>und</strong> im genannten „Greater Isthmian Region“ vorzufinden<br />

ist. Die Ocós- <strong>und</strong> die vorangehende Locona-Keramik resultieren beide aus der Barra-Phase<br />

(vgl. Tab. 1) <strong>und</strong> sind damit weitaus älter als die Komplexe im Golfküstengebiet (Pye et al.<br />

1999: 83). Evolutive Prozesse verbinden die späteren Cuadros <strong>und</strong> Jocotal Keramiken an der<br />

Pazifikküste Guatemalas mit einem lokalen Vorläufer (Demarest 1989: 309) <strong>und</strong> sind nicht an<br />

olmekische Vorbilder geknüpft. Sehr wohl lassen sich aber eindringende olmekische<br />

Elemente im Frühen Formativum vor allem im Mittleren Grijalva-Gebiet in Chiapas<br />

feststellen, das durch die unmittelbare Lage zum Kerngebiet der Olmeken in direktem<br />

47 Dies geht vor allem daraus hervor, dass z. B. das „were-jaguar“-Motiv oft in Antagonismus zum „fireserpent“-<br />

Motiv vorgef<strong>und</strong>en wurde, d. h. dass bestimmte Familien das eine Motiv präferierten (vgl. S. 34), das<br />

andere aber ausschlossen (Pyne 1976: 278). Im Tal von Oaxaca konnten ganze Siedlungen ein bestimmtes Motiv<br />

haben, z. B. Häuser in Tomaltepec <strong>und</strong> Abasolo das „fire-serpent“-Motiv, während in Tierras Largas <strong>und</strong> Huitzo<br />

das „were-jaguar“-Motiv anzutreffen ist (vgl. Abb. 60; Flannery <strong>und</strong> Marcus 1976b: 381; Marcus 1989: 169).<br />

Marcus (ibd. 170ff.) <strong>und</strong> Flannery <strong>und</strong> Marcus (1994: 136f.) stellen die Hypothese auf, dass das „fire-serpent“-<br />

Motiv den Himmel in seiner „Wut“-manifestation, konnotiert durch Blitze darstellt, während das „were-jaguar“-<br />

Motiv einen ähnlichen emotionalen Zustand der Erde (Erdbeben) wiedergibt. Eine Analogie aus dem dualitischreligiösen<br />

Prinzip Himmel/Erde in der frühen Otomangue-Ethnohistorie auf die hier genannten Motive zu<br />

übertragen, ist meines Erachtens recht spekulativ, da sich sonst keine Relationen im archäologischen Kontext<br />

finden lassen.<br />

48 Tolstoy proklamiert, dass das Hochland von Mexiko nicht nur durch die (olmekische) Golfküste beeinflusst<br />

wurde, wie es die Traditionalisten gerne sähen, sondern auch vom Westen Mexikos. Folgenreich ist die<br />

Konklusion Tolstoys, dass das „double-line-break“-Motiv im Hochland früher vorzufinden sei (ca. 1500 v. Chr.)<br />

als im olmekischen Kernland (Tolstoy et al. 1977: 99).<br />

16


Kontakt zu diesem gestanden hat. 49 Im übrigen Chiapas bleiben zwar die San Lorenzo<br />

Horizontmarker (z. B. Keramiken des Typs Calzadas Carved <strong>und</strong> Limón Incised), diese<br />

implizieren jedoch keine direkte Überlagerung der lokalen Traditionen, sondern Assimilation<br />

in die autochthonen Komplexe, vermutlich basierend auf Handel oder <strong>Austausch</strong> über den<br />

Chiapas Handelskorridor (Navarrete 1978: 75ff.; Fig. 15). Es muss aber betont werden, dass<br />

außer im genannten Mittleren Grijalva-Gebiet, jeglicher „olmekischer Einfluss“ im östlichen<br />

Mesoamerika sich auf das Mittlere Formativum beschränkt. In dieser Region <strong>und</strong> im weiteren<br />

Verlauf der Pazifikküste findet man in vielen Horizonten 50 die vermeintlichen „olmekischen“<br />

Elemente, die jedoch nicht auf olmekischer Ware (weißer Rand auf schwarzer Ware), sondern<br />

auf lokalen Typen (bichrome mit rotfarbiger Dominanz) auftauchen (Demarest 1989: 312,<br />

332).<br />

Auch der architektonische Ausdruck findet vielenorts lokale Varianten, wie das bereits<br />

genannte tripartite Plazaensemble in Chiapas des Mittleren Formativums, das durch seine<br />

weite Verbreitung eine lokale Genese impliziert (Lee 1989: 207f.), oder die mit Stein<br />

verkleideten öffentlichen Strukturen in Chalcatzingo im Frühen Formativum (Amate-Phase,<br />

1500-1100 v. Chr.), die starke Ähnlichkeiten zur Architektur San José Mogotes aufweisen,<br />

jedoch keine zentralmexikanischen Vorläufer haben (Grove 1989: 127). 51 In San José Mogote<br />

tauchen erstmals auch steinerne öffentliche Gebäude auf, die eine Orientierung von 8° West<br />

von Nord aufweisen (Flannery <strong>und</strong> Marcus 1976a: 212) <strong>und</strong> später im La Venta Complex A<br />

<strong>und</strong> anderen Gebäuden zu finden ist (vgl. o. Abb. 12; Flannery <strong>und</strong> Marcus 1994: 385). 52<br />

Ein weiteres Argument der Traditionalisten war die topographisch-klimatische<br />

Vorrangstellung der Golfküstenregion, die gegenüber den trockenen <strong>und</strong> kühlen Klimata des<br />

Hochlands von Mexiko <strong>und</strong> Oaxaca eine produktivere Landwirtschaft <strong>und</strong> damit<br />

einhergehend auch größere Populationszahlen hervorgebracht hat (Flannery <strong>und</strong> Marcus<br />

49 Lee (1989: 209) konstatiert in diesem Zusammenhang, dass „ the Mirador and Plumajillo sites comprise the<br />

best-documented Olmec immigrant or procurement colony in Chiapas.” Dies gilt auch für das benachbarte<br />

Vistahermosa (vgl. o. Abb. 14). Vgl. zum Interaktionismus zwischen dem olmekischen Kerngebiet <strong>und</strong><br />

Zentralchiapas Kap. 6.3.1.12. Tolstoy (1989), ein Olmekozentrist möchte für das Hochtal von Mexiko die<br />

„olmekischen“ Motive auch als intrusiv ansehen, was seinen Aussagen über das „double-line-break“-Motiv<br />

widersprechen würde (vgl. Anm. 48).<br />

50 Z. B. der Frühe <strong>und</strong> Späte Conchas-Komplex (ca. 850-600? v. Chr.) in Guatemala (Love 1991: 54; Fig. 3), der<br />

Colos- <strong>und</strong> Kal-Komplex (ca. 900-650 v. Chr.) in El Salvador (Sharer 1978: 124f.), der Gordon-Komplex in<br />

Honduras (Fash 1982; Schele <strong>und</strong> Miller 1986: 119), der Nebanche-Komplex (700-450 v. Chr.) in Yucatán<br />

(Andrews 1986: 27ff.) u.a.m.<br />

51 Im Vergleich dazu bestand das frühformative San Lorenzo aus Flechtwerkhütten mit Lehmbewurf manche<br />

wahrscheinlich auf Erdhügeln.<br />

52 Die Gebäude im Tal von Oaxaca stammen aus der Tierras Largas-Phase (1450-1150 v. Chr.) <strong>und</strong> sind damit<br />

präolmekisch (Flannery <strong>und</strong> Marcus 1994: 387).<br />

17


1994: 388). Dies wurde jedoch durch Untersuchungen in den betreffenden Regionen<br />

widerlegt. 53<br />

Obwohl die Zahl der Traditionalisten stetig sinkt, zum einen, weil die ältere Generation von<br />

Forschern verstorben ist, <strong>und</strong> zum anderen, weil sich keine neuen Verfechter mehr finden<br />

lassen, publizierten Diehl <strong>und</strong> Coe (1996: 11) dessen ungeachtet einen provokanten Artikel<br />

indem sie weiterhin postulieren:<br />

„…we reaffirm the bona fides of Olmec culture by establishing its coherence in time and<br />

space, confirming the existence of the Olmec art style, showing how the Olmec differed<br />

from their neighbors, and examining their contributions to later Mesoamerican<br />

civilization.”<br />

Was zunächst wie ein ehrenvolles Vorhaben anmutet, entpuppt sich im weiteren Verlauf des<br />

Artikels (ibd. 22ff.), in dem beide Autoren einen 11-Punkte-Katalog aufstellen, der zur<br />

Rettung ihres Ansatzes herhalten muss, als ein Konglomerat von Spekulationen <strong>und</strong><br />

Exklusivitäten, die nur der olmekischen Kultur zugeschrieben werden. In einer minutiösen<br />

Kritik haben Flannery <strong>und</strong> Marcus (2000) nahezu alle elf Punkte widerlegt oder zumindest<br />

deren Stichhaltigkeit aufgr<strong>und</strong> der mangelnden Datenlage in Frage gestellt. Exemplarisch sei<br />

Punkt 1 der Auflistung genannt, der auch für die vorliegende Arbeit von Bedeutung ist. Hier<br />

sehen Coe <strong>und</strong> Diehl 54 im Siedlungsmuster von La Venta, San Lorenzo <strong>und</strong> Umfeld ein<br />

vielschichtiges, hierarchisches System von Zentren, Subzentren <strong>und</strong> einfachen Weilern, das in<br />

Mesoamerika einzigartig ist <strong>und</strong> erst Jahrh<strong>und</strong>erte später andernorts auftauchte. Allein die<br />

knappen Ausführungen in dieser Arbeit zeigen, dass es synchrone <strong>Siedlungshierarchien</strong> in<br />

Mesoamerika gegeben hat. 55 Clark (1997: 228) konstatiert für die Mazatán Region<br />

(Soconusco) eine zweistufige Siedlungshierarchie, die der der Golfküste voranging (Abb. 32)<br />

<strong>und</strong> stellt gleichzeitig die Hypothese auf, dass die Olmeken seitens Soconuscos wichtige<br />

Impulse für die politische Zentralisierung erhielten (ibd.).<br />

Die wenigen angeführten Beispiele sollen verdeutlichen, dass im Frühen Formativum <strong>und</strong><br />

dem folgenden Mittleren zwei Tendenzen in Bezug auf die Genese von materieller <strong>und</strong><br />

ideologischer Kultur vorherrschten. Zum einen finden sich in den einzelnen Regionen<br />

vielfältige regionale Entwicklungen, die als autochthon bezeichnet werden können. Zum<br />

53 Vgl. für das Tal von Oaxaca Kowalewski et al. 1989 <strong>und</strong> für das Hochland von Mexiko Sanders et al. 1979.<br />

54 Hier muss erwähnt werden, dass die Meinungen von Diehl <strong>und</strong> Coe nicht immer kongruent sind. Wie im<br />

Zusammenhang mit der soziopolitischen Stellung bereits erwähnt (vgl. Anm. 23) gehen beide Autoren von<br />

verschiedenen Strukturen aus. Auch sieht Coe im Siedlungsmuster von San Lorenzo ein gigantisches<br />

Vogelbildnis, während Diehl sich davon distanziert (Flannery <strong>und</strong> Marcus 2000: Anm. 1).<br />

55 Eine Übersicht über <strong>Siedlungshierarchien</strong> mit Literaturhinweisen bieten Flannery <strong>und</strong> Marcus (2000: 7).<br />

18


anderen existierte ein geradezu panmesoamerikanischer Kanon gleicher Motive <strong>und</strong><br />

Artefakte, 56 der durch das evident-massive Vorkommen im „Kulturkreis“ der Olmeken die<br />

frühe Mesoamerikanistik dazu veranlasste, diese als Schöpfer <strong>und</strong> Missionare dieses Stils zu<br />

sehen (Marcus 1989: 191f.). Die Triebfeder für die Verbreitung dieses Kanons könnte ein<br />

interregionales Netzwerk von Zentren gewesen sein, das sich mit der Entstehung von<br />

geschichteten Gesellschaften <strong>und</strong> dem daraus erwachsenden Bedarf an hochwertigen<br />

Luxusgütern der Eliten etablierte. 57<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> dessen erscheint eine Etikettierung der „nontraditionalists“ als „primus<br />

inter pares“-Schule durch Coe <strong>und</strong> Diehl inadäquat. Bei genauerer Betrachtung treten die<br />

Olmeken in der Herstellung von monumentalen Steinskulpturen als „primus inter pares“, oder<br />

in der Größe der Siedlungen <strong>und</strong> der Architektur hervor, in vielen Bereichen, wie der<br />

Verwendung von panmesoamerikanischen Motiven, Adobe, Steinmauerwerk oder<br />

weissgeschlämmten Babyfiguren übernehmen andere Regionen die führende Rolle. Das<br />

archäologische Bild suggeriert, dass die Olmeken eher als eine „cultura hermana“ (Hammond<br />

1988) zu betrachten sind oder sich in einer Position der „competetive interaction“ (Flannery<br />

<strong>und</strong> Marcus 2000: 33) zu anderen Häuptlingstümern befanden.<br />

4.3 Resümee<br />

Der vermeintlich „olmekische“ Kanon an Motiven <strong>und</strong> Stilen war Teil eines holistischen<br />

panmesoamerikanischen Überzeugungssystems, das von vielen Formativen Gesellschaften<br />

aufgegriffen, weiterverwendet <strong>und</strong> über <strong>Austausch</strong>netzwerke redistributiert wurde. Viele der<br />

„olmekischen“ Attribute erschienen erstmals außerhalb der Golfküstenregion <strong>und</strong> verleiteten<br />

oft die Traditionalisten zu der Hypothese von einer Genese der olmekischen Kultur fernab<br />

dieses Kerngebietes. Das Herauskristallisieren dieser Motive ist das Destillat einer langen<br />

Entwicklung, die ihre Wurzeln früh im Formativum hat. Über deren Ursprünge darf spekuliert<br />

werden. Manche der Motive sind Widerspiegelungen der natürlichen Umwelt, wie etwa das<br />

„fire-serpent“-Motiv, das einen Kaiman darstellen könnte <strong>und</strong> vergleichbare Ausformungen<br />

in Südamerika erfahren hat (Grove 1993: 91). Andere Motive, etwa die „Götter Joralemons“,<br />

56 Um den Terminus „olmekisch“ in Bezug auf die Vielfalt der Motive in Mesoamerika zu vermeiden, schlug<br />

Grove (1989: 10) den Begriff „X Complex“ vor, vor allem um eine Wertfreiheit dieses Komplexes zu betonen<br />

<strong>und</strong> keine Assoziation eines unreflektierten „olmekischen Stils“ zu evozieren. Zudem muss betont werden, wie<br />

Blomster et al. (2005: 1068) zurecht konstatieren, dass „[n]ot all features referred to as the Olmec style may be<br />

linked with the archaeological Gulf Coast Olmec.”<br />

57 Flannery (1968a) schlägt einen <strong>Austausch</strong> zwischen den Bewohnern der San José-Phase im Tal von Oaxaca<br />

<strong>und</strong> dem olmekischen Kernland vor, auf der Basis von ethnographischen Parallelen, bei dem die höher<br />

entwickelten Olmeken Güter wie Magnetitspiegel erhielten <strong>und</strong> die Bewohner aus dem Oaxaca-Tal olmekische<br />

Subsistenzgüter <strong>und</strong> den Symbolismus übernahmen. Zur Kritik <strong>und</strong> Revision an diesem Modell des<br />

„assymetrical status exchange“ (Santley <strong>und</strong> Pool 1993:186) siehe Flannery <strong>und</strong> Marcus (1994: 387ff.).<br />

19


die auch als Mischwesen interpretiert werden, könnten frühe transzendentale Reflexionen<br />

eines schamanistischen Weltbildes oder Alter Ego Erscheinungen darstellen. 58 Dass die<br />

Motive nicht nur symbolische Träger eines Überzeugungssystems waren, bestätigen die<br />

Arbeiten Nanette Pynes (1976; vgl. S. 34 <strong>und</strong> Abb. 60) <strong>und</strong> Flannery <strong>und</strong> Marcus´ (1976b),<br />

die den Motiven soziokulturelle Funktionen, im Sinne einer Differenzierung sozialer Gruppen<br />

attestieren. 59<br />

Eine Dichotomisierung in „Mutterkultur“ <strong>und</strong> „Schwesterkultur“ ist heute obsolet geworden,<br />

ohne dass die Debatte zu einem Stillstand gekommen wäre. 60<br />

Es bleibt die Frage, welche sozialen Regulative die Verbreitung <strong>und</strong> Assimilation der Motive<br />

in vielen Gesellschaften in weite Teile Mesoamerikas steuerten. Waren es die genannten<br />

soziokulturellen, rituell-religiöse, oder einfach ästhetische.<br />

Forschungsschwerpunkt für die Zukunft wäre eine tiefer greifende Untersuchung von<br />

olmekischen Stätten im Golfküstengebiet <strong>und</strong> sowohl die chronologische als auch stilistische<br />

Korrelation mit anderen Regionen, die als Träger dieses Symbolsystems gelten. Bis zuletzt<br />

fußte die Forschung auf den detaillierten Ausgrabungen durch Coe <strong>und</strong> Diehl (1980a, b) in<br />

San Lorenzo <strong>und</strong> durch Drucker (1952) <strong>und</strong> Drucker et al. (1959) in La Venta. Darauf<br />

aufbauend wurde über die kulturelle Disposition der Olmeken geurteilt <strong>und</strong> hypothetisiert.<br />

5. REGIONALE SIEDLUNGSHIERARCHIEN IM<br />

MITTLEREN FORMATIVUM<br />

5.1 Methodik<br />

Auf der Basis des bisher Erarbeiteten möchte ich in diesem Kapitel zwei regionale Beispiele<br />

vorstellen, die jeweils über eine vielschichtige Siedlungshierarchie verfügten <strong>und</strong> deren<br />

Zentren regionale <strong>und</strong> überregionale Bedeutung hatten. Einem ersten deskriptiven Teil,<br />

innerhalb jedes Beispiels, der zunächst die äußeren Faktoren, wie Topographie, Klima,<br />

Vegetation <strong>und</strong> Ressourcen der Region, vom Standpunkt der Siedlungsstruktur her betrachtet,<br />

folgen im zweiten analytischen Teil die inneren Faktoren wie Genese <strong>und</strong> Bedeutung des<br />

Siedlungsmusters, -größe <strong>und</strong> –funktion. Die äußeren Faktoren sind Basis bildend für die<br />

58 Einen fruchtbaren Beitrag zu diesem Themenkomplex, der Bedeutung der Fauna in der „olmekischen“ Kunst<br />

<strong>und</strong> zum Alter Ego/Nagual/Schicksalsdoppelgänger-Phänomen bietet Köhler (1985), unter Zuhilfenahme<br />

ethnographischer Parallelbeispiele. Einen ähnlichen botanisch-interpretativen Ansatz verfolgt Sommerfeld<br />

(2000: 2ff.).Vgl. dazu auch Furst 1968, 1981.<br />

59 Vgl. dazu Anm. 47.<br />

60 Diese wurde wieder durch einen Artikel von Blomster et al. (2005) ausgelöst, in dem die Autoren nachweisen<br />

konnten, dass San Lorenzo als Exportort olmekischer Keramik (sowohl der Ware als auch der Motive) fungiert<br />

hat, ohne dass Waren importiert wurden. Die geradezu polemische Antwort seitens der „nontraditionslits“<br />

(Flannery et al. 2005) stieß trotz heftiger Kritik (Neff et al. 2006a, b) auf wenig Revision seitens ersterer (Sharer<br />

et al. 2006).<br />

20


Inneren. 61 Beide zusammen komplettieren das Bild, anhand dessen im dritten, theoretischinterpretativen<br />

Teil der Versuch unternommen werden soll, mittels interdisziplinärer Modelle<br />

die individuelle Funktion <strong>und</strong> Bedeutung der gegebenen Region <strong>und</strong> vornehmlich ihres<br />

Zentrums herauszukristallisieren <strong>und</strong> zu erklären.<br />

5.2 Siedlungsevolution im Tal von Oaxaca<br />

5.2.1. Der topographisch-geologische Kontext<br />

Das Tal von Oaxaca liegt im südlichen Hochland von Mexiko auf einer Höhe zwischen 1420<br />

<strong>und</strong> 1740 Metern ü. N. N. <strong>und</strong> wird von Gebirgszügen umgeben, die auf über 3000 m Höhe<br />

ansteigen. Der Talboden ist ein seit dem Pleistozän sedimentiertes Alluvium des Atoyac<br />

Flusses <strong>und</strong> seiner Tributäre, die im Laufe dieses Zeitraumes ihre Flussbetten oft verlagert<br />

haben. 62 Das Tal kann in vier physiographische Zonen aufgeteilt werden, die von Kirkby<br />

(1973: 9ff.) detailliert beschrieben wurden (Abb. 33, 34). Das tiefe Alluvium (low alluvium)<br />

bildet einen schmalen Streifen von Schwemmebenen des Atoyac Flusses <strong>und</strong> unterliegt<br />

fortdauernden Umbildungsprozessen. Das anliegende hohe Alluvium (high alluvium) bildet<br />

mit den fruchtbarsten Böden den Hauptteil des Talbodens <strong>und</strong> einer Breite, die zwischen 1<br />

(bei Oaxaca de Juárez) <strong>und</strong> 17 km (bei Ocotlán) variieren kann (ibd. 11). Die darauf folgende<br />

Piedmontfläche bildet das Gebirgsvorland, besitzt steilere Hänge als das high alluvium <strong>und</strong><br />

einen steinigen Untergr<strong>und</strong>, der für Ackerbau auch durch seine Aridität bedingt nutzbar<br />

gemacht werden kann. Die höchste Vertikalitätsstufe bildet das Gebirge.<br />

Im Osten des Tals liegt die Sierra Madre del Sur mit einer nordwestlich-südöstlichen<br />

Streichrichtung, im Norden die Mixteca Alta <strong>und</strong> im Westen die Mixteca Baja (Kirkby 1973:<br />

7). Das „Y“-förmige Tal wird von Norden nach Süden durch den Río Atoyac entwässert, der<br />

im Osten tributären Zulauf durch den Río Salado erhält. Im Süden verlässt der Río Atoyac<br />

über eine Schwelle harten Gesteins (Ayoquesco Gorge) das Tal (Smith <strong>und</strong> Hopkins 1983:<br />

13). Zusätzlich treten weitere kleine, permanent fließende Flüsse tributär zu den beiden<br />

großen Flüssen hinzu <strong>und</strong> spielten in Formativer Zeit eine wichtige Rolle bei der künstlichen<br />

Bewässerung (Abb. 35). 63 Das Tal von Oaxaca ist topographisch in drei Arme gegliedert<br />

61 Hier wird kein umweltdeterministisch-materialistischer Standpunkt vertreten, was vor allem durch die<br />

Siedlungsmuster widerlegt werden wird (vgl. Kap. 5.2.9). Nichtsdestotrotz ist eine enge Mensch-Umwelt-<br />

Interaktion in Bezug auf die zur Verfügung stehenden Ressourcen vor allem in den Anfängen des Formativums<br />

für die Entwicklung von sozialer, symbolischer <strong>und</strong> materieller Komplexität enorm wichtig.<br />

62 Für die prä-pleistozäne geologische Entwicklung des Tals siehe die Untersuchung von William O. Payne<br />

(1994).<br />

63 Zu den Methoden der Bewässerung im Tal von Oaxaca in formativer Zeit vgl. Flannery (1983c: 323-329) <strong>und</strong><br />

Anm. 132.<br />

21


(Abb. 36): im Norden das Etla-Tal, im Osten das Tlacolula-(oder Mitla) Tal <strong>und</strong> im Süden das<br />

Zaachila-Tal (oder Valle Grande).<br />

5.2.2 Klima<br />

Die klimatischen Gegebenheiten im Tal von Oaxaca werden dominiert durch die hoch<br />

aufragenden Gebirgsmassive. Der vornehmlich von Norden wehende Wind verliert seine<br />

Feuchtigkeit bevor er das Tal erreicht <strong>und</strong> trägt damit zum semiariden Klima bei. Dieses<br />

äußert sich durch eine Jahresniederschlagsmenge (Abb. 37) im heutigen Tlacolula zwischen<br />

382 <strong>und</strong> 886 mm <strong>und</strong> in Oaxaca zwischen 420 <strong>und</strong> 896 mm (Smith 1978: 9) <strong>und</strong> liegt damit<br />

unter der Jahresverdunstung, wobei in der Regenzeit (Mai bis September) die<br />

Niederschlagsmengen größer sind als die Verdunstungsmengen (Abb. 38; Leser 1998: 774). 64<br />

Paläobotanischen Pollenanalysen zugr<strong>und</strong>e gelangten Flannery <strong>und</strong> Schoenwetter (1970:<br />

147f.) zu einem differenzierten Bild des formativen Klimas, in dem sich das Frühe<br />

Formativum trockener als heute darstellt, das Mittlere Formativum den heutigen<br />

Gegebenheiten ähnelte <strong>und</strong> das Späte Formativum feuchter war als das Klima heute (Abb.<br />

39). Die Temperaturen im Tal sinken selten unter den Gefrierpunkt, jedoch sind im höher<br />

gelegenen Tlacolula-Tal Temperaturen von -8,5° C gemessen worden (Smith <strong>und</strong> Hopkins<br />

1983: 14). 65 Die jährliche Durchschnittstemperatur in Oaxaca beträgt 21° C, in Ixtepeji, das<br />

500 m höher gelegen ist, nur noch 16° C (vgl. Abb. 38).<br />

5.2.3 Vegetation 66<br />

Das heutige stark anthropogen veränderte Vegetationsbild des Tals ist das Resultat einer über<br />

3500 Jahre langen Nutzung <strong>und</strong> Degradierung. 67 Eine Rekonstruktion der ursprünglichen<br />

Vegetation bietet Abbildung 40. In den ufernahen Bereichen der Flüsse, mit einem<br />

64 Es ist durchaus denkbar, dass die paläoklimatischen Verhältnisse sich durch eine dichtere Vegetation (vgl.<br />

Kap. 5.2.3) anders gestalteten als heute. Eine dichtere Flora bedingt eine geringere Evaporation, zudem erhöht<br />

die Pflanze die Luftfeuchtigkeit durch die eigene Transpiration <strong>und</strong> führt zu einer „produktiven Verdunstung“<br />

(Klink 1998: 144). Das Bodenwasser wird durch die Vegetation gehalten <strong>und</strong> gleichzeitig die Erosion des<br />

Bodens vermindert.<br />

65 Messungen in Oaxaca <strong>und</strong> Tlacolula in den Jahren 1921 bis 1960 zeigten eine durchschnittliche Differenz<br />

zwischen den beiden Orten von 1° C (Smith: 1978: 10).<br />

66 Hier ist vor allem die Paläovegetation relevant, die sich leicht aus reminiszenter Vegetation in bestimmten<br />

Teilen des Tals, anderen Teilen Mexikos oder des tropischen Amerikas mit ähnlichen Konditionen<br />

rekonstruieren lässt.<br />

67 Maßgebend ist die massive Veränderung seit der Sesshaftwerdung <strong>und</strong> dem Beginn der Landwirtschaft zu<br />

Beginn des Frühen Formativums. Sehr wohl hatte das Sammeln von Kiefernzapfen durch Jäger- <strong>und</strong> Sammler-<br />

Gruppen, welche die Guilá Naquitz Höhle in der Frühen Archaik zwischen 8000 <strong>und</strong> 6000 v. Chr. bewohnten,<br />

Auswirkungen auf die Kiefernbestände des Tals (Smith 1978: 25). Die Archaik wird definiert durch das Ende<br />

der letzten Eiszeit <strong>und</strong> den dadurch erfolgten Temperaturanstieg um 8000 v. Chr. (Marcus <strong>und</strong> Flannery 1996:<br />

50) <strong>und</strong> dem Beginn des Frühen Formativums um 2000 v. Chr. charakterisiert durch die o. g. Merkmale (vgl.<br />

Kap. 2).<br />

22


Gr<strong>und</strong>wasserspiegel von drei Metern <strong>und</strong> weniger, dominierten mesophytische immergrüne<br />

Weiden- <strong>und</strong> Erlenwälder, mit vereinzelten mexikanischen Sumpfzypressen (ahuehuete,<br />

Taxodium mucronatum) (Smith 1978: 18). In der Zeit vor der Entwicklung der Landwirtschaft<br />

schloss sich an diese Uferwälder ein dichter Bewuchs von an trockene Standorte angepasste<br />

Mesquiten (sogenannte Xerophyten; z. B. Prosopis juliflora) <strong>und</strong> anderen Hülsenfrüchtlern<br />

an. Diesen folgte ein breiter Streifen von Dornensträuchern <strong>und</strong> Kakteen, die sich an das aride<br />

Klima (Gr<strong>und</strong>wasserspiegel unter 6 m <strong>und</strong> Sommerniederschlag) angepasst haben (ibd. 20).<br />

In den höheren Lagen (über 1700 m) waren die Hänge mit Eichen-Kiefern-Wäldern<br />

bewachsen. Anders als Abbildung 40 suggeriert, waren die Trennlinien zwischen den<br />

einzelnen Vegetationshabitaten fließend, ineinander greifend <strong>und</strong> ermöglichten<br />

Transitionshabitate für zahlreiche Tiere.<br />

5.2.4 Ressourcen<br />

Während die bisherigen Betrachtungen der äußeren Faktoren im Tal von Oaxaca wichtige<br />

Prämissen für die Sesshaftwerdung <strong>und</strong> die Genese von Siedlungen waren, ist ein Blick auf<br />

die Ressourcen des Tals als Ausgangs- oder Knotenpunkt für den regionalen <strong>und</strong><br />

interregionalen <strong>Austausch</strong> ebenfalls von Bedeutung. Maßgebend sind hier die geologischen,<br />

die biotischen (Flora <strong>und</strong> Fauna) <strong>und</strong> die edaphischen (die Eigenschaften des Bodens<br />

betreffend) Ressourcen.<br />

5.2.4.1 Geologische Ressourcen<br />

Obsidian bildete im Formativum eine der wichtigsten Ressourcen, sowohl in Bezug auf<br />

Konsumption als auch als Tauschobjekt. Obsidian ist ein gläsernes vulkanisches<br />

Förderprodukt, das durch einen schnellen Erstarrungsprozess nicht genügend Zeit zum<br />

kristallisieren besitzt (Bardintzeff 1999: 158). Die Vorkommen sind an die neovulkanischen<br />

Ketten Mesoamerikas geb<strong>und</strong>en, die zum einen in Zentralmexiko <strong>und</strong> zum anderen im<br />

Hochland von Guatemala in Ost-West-Richtung verlaufen (Abb. 41, 42). Mit wenigen<br />

Ausnahmen (vgl. u. Abb. 112 <strong>und</strong> 130) bilden diese beiden Vulkanketten, die „supply areas“<br />

(Pires-Ferreira 1975: 22) an obsidianischem Rohmaterial in Mesoamerika, dessen<br />

Vorkommen in archäologischen Stätten im Mittleren Formativum mit der Entfernung im<br />

Verhältnis zum Feuerstein exponentiell abnimmt (ibd.). Eine der Ausnahmen ist eine<br />

unbekannte Quelle im Tal von Oaxaca, deren Obsidian jedoch von minderer Qualität ist <strong>und</strong><br />

daher gegenüber anderen Quellen vernachlässigt wurde (ibd. 31). 68 Die Bedeutung des Tals<br />

68 22,2 % des Obsidians im Tal von Oaxaca stammen aus dieser unbekannten Quelle.<br />

23


lag weniger in der eines Rohstofflieferanten, sondern in der eines Redistributionspunktes von<br />

höherwertigem Obsidian.<br />

Ein weiterer wichtiger Rohstoff des Tals war Eisenerz, das an einigen Stellen im Tal<br />

lokalisiert werden konnte (Abb. 43). In der frühformativen San José-Phase wurden in San<br />

José Mogote Eisenerzspiegel-Werkstätten verteilt auf vier Haushalte freigelegt (Flannery <strong>und</strong><br />

Marcus 1994: 303). Gleichzeitig waren die dortigen Eisenerzfragmente mit Fragmenten von<br />

Spondylus, Perlenaustern, Muscheln, Muskovit <strong>und</strong> anderen exotischen Gütern<br />

vergesellschaftet. Magnetitspiegel des gleichen Typs <strong>und</strong> Alters wurden in San Lorenzo<br />

(Nacaste-Phase) gef<strong>und</strong>en, woraus <strong>Austausch</strong>beziehungen zwischen den beiden Orten<br />

geschlossen wurden. 69 Um 800 v. Chr. kam die Spiegelproduktion abrupt zum Ende <strong>und</strong> in<br />

der folgenden Guadalupe- <strong>und</strong> Rosario-Phase (850-500 v. Chr.) findet sich kein einziges<br />

Fragment mehr (Pires-Ferreira 1975: 62). 70 Eine Korrelation zum zeitgleichen plötzlichen<br />

Ende von San Lorenzo wird angenommen.<br />

Weitere Rohstoffe, die im Tal zutage kommen sind Feuerstein, Ton <strong>und</strong> Salz (vgl. S. 26;<br />

Kowalewski et al. 1989: 74).<br />

5.2.4.2 Biotische Ressourcen<br />

Auf biotische Ressourcen wurde bereits in Kap. 5.2.3 hingewiesen. Die Eichen- <strong>und</strong><br />

Kiefernwälder im Gebirge wurden seit der archaischen Zeit (vgl. Anm. 67) als Bauholz- <strong>und</strong><br />

Brennstofflieferant ausgebeutet. Daneben wachsen dort zahlreiche Wildfrüchte wie Eicheln,<br />

Avocados oder die Barbadoskirsche (Malpighia glabra). Gejagt wurde vermutlich der Hirsch<br />

(Odocoileus) <strong>und</strong> das Halsbandpekari (Tayassu tajacu; Flannery 1976c: 179). Im<br />

Piedmontbereich findet man unter anderem den Zürgelbaum (Celtis occidentalis) mit<br />

kirschähnlichen Früchten, den Feigenkaktus (Opuntia fragilis) <strong>und</strong> den Leucaena, der heute<br />

als Futter- <strong>und</strong> Nutzpflanze genutzt wird (Drennan 1976b: 4). Ansässig in diesem Habitat ist<br />

der Hase (Lepus) <strong>und</strong> das Kaninchen. Im hohen Alluvium findet man neben dem Zürgelbaum<br />

<strong>und</strong> Mesquitengewächsen auch Baumwollschwanzkaninchen (Sylvilagus) <strong>und</strong> die<br />

Klappschildkröte (Kinosternon). In unmittelbarer Flussnähe findet man Rohrglanzgras<br />

(Phalaris ar<strong>und</strong>inacea), Opossum (Didelphis) <strong>und</strong> Waschbär (Procyon). Durchaus möglich<br />

ist es auch, dass Kakteenstacheln im rituellen Kontext als Perforationsinstrumente fungiert<br />

haben, ebenso Stachelrochenspitzen <strong>und</strong> deren Imitate (Vgl. Kap. 5.2.11, S. 41).<br />

69 Vgl. dazu Pires-Ferreira (1975: 37). Vgl. auch Anm. 57.<br />

70 Basierend auf Ausgrabungen in Huitzo, San José Mogote, Fábrica San José <strong>und</strong> Tierras Largas (vgl. Abb. 36).<br />

24


5.2.4.3 Edaphische Ressourcen<br />

Mit etwa 700 km² kultivierbarem Land besitzt das Tal von Oaxaca eine weitaus größere ebene<br />

Fläche als vergleichbare benachbarte Täler (Kirkby 1973: 1). Jedoch ist landwirtschaftliche<br />

Tätigkeit durch die Topographie, das semiaride Klima <strong>und</strong> die Bodenqualität eingeschränkt.<br />

Den landwirtschaftlich produktivsten Boden besitzt das Etla-Tal, gefolgt vom Zimatlán-Tal,<br />

das aber stellenweise sehr sumpfig ist, <strong>und</strong> das Tlacolula-Tal, das aufgr<strong>und</strong> der Trockenheit<br />

dort den kargsten Boden besitzt (Abb. 44). Das Gebirge ist aufgr<strong>und</strong> der kargen Bodendecke<br />

<strong>und</strong> der steilen Hanglage nur marginal landwirtschaftlich nutzbar. Im Piedmontbereich wirkt<br />

das Oberflächenwasser, das zur künstlichen Bewässerung herangezogen werden kann,<br />

optimierend für den Anbau. Der Boden selbst ist jedoch sehr steinig, alkalisch, von rotbrauner<br />

Farbe <strong>und</strong> grober Textur (Kirkby 1973: 11). Den fruchtbarsten Boden bildet das hohe<br />

Alluvium, der eine Mächtigkeit von über einem Meter erreichen kann. 71 In einigen Teilen des<br />

hohen Alluviums tritt zwischen der Humusschicht (A-Horizont) <strong>und</strong> dem anstehenden<br />

Gestein (C-Horizont) eine mineralhaltige Schicht (B-Horizont) auf, die zum einen dort zu<br />

finden ist, wo Wasser längere Zeit steht <strong>und</strong> Verwitterungsmaterialien in tiefere Schichten<br />

auswaschen kann <strong>und</strong> zum anderen durch die dort angereicherten Mineralien (Eisenoxide,<br />

Tonminerale etc.) sehr fruchtbar ist (ibd. 11f.; Ahnert 1996: 111).<br />

Da jedoch die Differenzen in Temperatur, Hangneigung <strong>und</strong> Bodenqualität im Tal gering<br />

sind, ist der entscheidende Faktor für das landwirtschaftliche Ertragspotential der Zugang zu<br />

Wasser <strong>und</strong> dessen Nutzung im Rahmen der künstlichen Bewässerung. 72<br />

5.2.5 Siedlungsphasen im Tal von Oaxaca 73<br />

Die Erörterungen in den Kapiteln 5.2.1 bis 5.2.4.3 bilden den äußeren Rahmen für ein<br />

Verständnis der Siedlungsevolution im Tal von Oaxaca. Die geographische Geschlossenheit<br />

des Tals, die klimatischen Dispositionen <strong>und</strong> die vielfältigen Ressourcen boten dem<br />

Menschen des Frühen Formativums einen optimalen Nährboden für sedentäre Prozesse.<br />

In der Espiridión-Phase (ca. 1900-1400 v. Chr.) tritt die erste Keramik im Tal von Oaxaca auf.<br />

Die bisher ältesten F<strong>und</strong>e wurden in San José Mogote gemacht, vergesellschaftet innerhalb<br />

eines einfachen Flechtwerkhauses mit Lehmbewurf (Marcus 1983c: 42f.). San José Mogote<br />

im nordwestlichen Etla-Arm des Tals, zentral am Fluss Atoyac gelegen, könnte die älteste<br />

Siedlung repräsentieren.<br />

71 Der Boden im Tal von Oaxaca weist eine typische A-C Struktur für Böden die ausgeprägten Trockenperioden<br />

ausgesetzt sind auf. Einer geringen Humusschicht (A-Horizont) folgt der gewachsene Boden (Fels; C-Horizont).<br />

72 Vgl. dazu Anm. 132.<br />

73 Die präkeramische Phase wird nicht in diese Betrachtung einbezogen. Siehe hierzu: Flannery et al. 1981;<br />

Flannery <strong>und</strong> Spores 1983; Flannery 1983b.<br />

25


In der folgenden Tierras Largas-Phase (1450-1150 v. Chr.) entwickelte sich das Etla-Tal zum<br />

Hauptanziehungsort reger Siedlungsaktivität, während das Tlacolula-Tal <strong>und</strong> die Valle<br />

Grande nur marginal besiedelt wurden (Abb. 45). 74 San José Mogote (1-1-5-13; N15E5) 75<br />

bildete bereits ein regionales Zentrum, das sich von den anderen Dörfern <strong>und</strong> Weilern im<br />

gesamten Tal durch seine Größe (<strong>und</strong> Bevölkerungszahl) <strong>und</strong> seine öffentliche Architektur<br />

hervorhob (vgl. Abb. 5, 6; Flannery et al. 1981: 66; Kowalewski et al. 1989: 55ff.). 76 Zwei<br />

weitere Orte waren vermutlich größer als der durchschnittliche Weiler <strong>und</strong> wiesen eine<br />

übergeordnete Architektur auf: Zaachila (3-1-7; N9E6) <strong>und</strong> Sta. Inés Yatzeche (3-1-8;<br />

N5E6). 77 Eine Übersicht über die wichtigsten Siedlungen der Tierras Largas-Phase gibt<br />

Tabelle 2.<br />

Von den 26 Siedlungen der Tierras Largas-Phase sind die meisten im Etla-Tal zu finden. Fast<br />

alle sind innerhalb eines hohen Gr<strong>und</strong>wasserpegels auch innerhalb der Wintertrockenzeit an<br />

flachen Stellen (im tiefen Alluvium verortet), die kaum erosiven Kräften ausgesetzt sind,<br />

angesiedelt (Kowalewski et al. 1989: 59f.). 78 Diesem Muster entspricht auch die Anordnung<br />

der Siedlungen an Wasserquellen, die im Durchschnitt in einer Entfernung von 200 m von<br />

diesen lagen (ibd.). Bevorzugt wurde die Lage entlang des Flusses Atoyac <strong>und</strong> seiner<br />

Haupttributäre, womit man neben dem Wasser auch den fruchtbaren Boden des tiefen <strong>und</strong><br />

hohen Alluviums zur Verfügung hatte. Falls Siedlungen im höher gelegenen Piedmontbereich<br />

angelegt wurden, handelte es sich um Orte, die spezialisiert waren auf den Abbau natürlicher<br />

Ressourcen wie Salz (Fábrica San José N16E6 oder der Ort 1-2-20, N15E6), Feuerstein (1-2-<br />

11, N15E4), oder Ton (vermutlich 1-2-17, N16E6). 79<br />

Evident ist die Siedlungskontinuität von einer Phase zur nächsten. So weisen 83 % der San<br />

José-Phase-Stätten entweder eine Besiedlung in der vorangehenden oder der nachfolgenden<br />

oder beiden Phasen auf (ibd. 62). Damit einhergehend ist auch eine rege Bautätigkeit von<br />

Erdhügeln (mo<strong>und</strong>s), die kongruent zur Besiedlungskontinuität phasenübergreifend<br />

perpetuiert wurde (Tabelle 4). Kowalewski et al. vermuten, dass zum einen der fruchtbare<br />

Boden ausschlaggebend für eine Siedlungskontinuität war <strong>und</strong> zum anderen Siedlungen mit<br />

bestehenden mo<strong>und</strong>s für die Bewohner attraktiver waren als Siedlungen ohne (ibd. 64f.). Ob<br />

74 In dieser Phase bewohnten etwa 52 % der Gesamtbevölkerung des Oaxaca-Tals das Etla-Tal (Feinman et al.<br />

1985: 337).<br />

75 Die erste Kombination stellt die Feldnummer dar, die zweite die Koordinatennummer in den Abbildungen 45<br />

bis 48. Vgl. auch Tab. 2, 3 <strong>und</strong> 5.<br />

76 Vgl. Kap. 2.2, S. 7.<br />

77 Vgl. dazu Fisch 1982: 29 <strong>und</strong> Abb. 45.<br />

78 Diese Zone wird von heutigen Bauern als „tierra de humedad“ bezeichnet <strong>und</strong> kann größtenteils ohne<br />

künstliche Bewässerung bewirtschaftet werden (Kirkby 1973: 41).<br />

79 Vgl. dazu Kowalewski et al. (1983: 51); Kowalewski et al. (1989: 63). Zu beachten ist, dass es zum Teil keine<br />

festen Siedlungen waren, sondern periodisch aufgesuchte Stätten, die wahrscheinlich als Arbeitscamps dienten,<br />

wie im Falle Fábrica San Josés in der Tierras Largas-Phase (Drennan 1976b: 74).<br />

26


die mo<strong>und</strong>s ebenfalls öffentliche Gebäude trugen <strong>und</strong> diese womöglich „repositories for<br />

powerful symbols“ (ibd. 65) waren, bleibt meines Erachtens trotz ethnographischer Parallelen<br />

in dieser frühen Phase des Formativums spekulativ. 80<br />

Neben der Siedlungskontinuität bestehender Dörfer kamen in der San José-Phase (1150-850<br />

v. Chr.) weitere Orte hinzu; die Gesamtzahl für das Tal erhöhte sich auf 41, wobei die meisten<br />

wiederum im Etla-Tal entstanden (Abb. 46). San José Mogote (1-2-12-14, N15E5) wuchs in<br />

dieser Phase enorm an (Tabelle 3). Diese Prozesse lassen sich vermutlich auf einen rapiden<br />

Bevölkerungszuwachs zurückführen. Durch die Bildung neuer Siedlungen wurden die<br />

Distanzen zu den bestehenden geringer <strong>und</strong> pendelten sich bei einem durchschnittlichen Wert<br />

von etwa fünf km zueinander ein (Flannery 1976c: 176f.). 81<br />

Während in der Tierras Largas-Phase weder in den Mustern der Haushalte, noch in den<br />

Gräbern Anzeichen von sozialem Rang oder Ungleichheit zu finden sind, welches Flannery et<br />

al. (1981: 68) dazu veranlasste darin eine egalitäre soziale Organisation zu vermuten, wandelt<br />

sich das Bild in der San José-Phase. Statusdifferenzen bilden sich im architektonischen<br />

Ausdruck heraus, deuten aber nicht auf stringente Abgrenzung sozialer Klassen, sondern<br />

bilden eher ein Kontinuum vom niedrigen zum höheren Status (ibd. 71; Drennan <strong>und</strong><br />

Flannery 1983: 70). Ähnliche Interpretationen lassen sich aus Grabf<strong>und</strong>en in Tomaltepec<br />

ableiten. Trotz einer willkürlichen räumlichen Organisation der Gräber heben sich die<br />

Hockgräber mit Personen höheren Alters durch eine sorgfältigere Ausarbeitung <strong>und</strong> reichere<br />

Beigaben ab (Whalen 1983: 34).<br />

Die folgende Guadalupe-Phase (850-700 v. Chr.; Abb. 47 <strong>und</strong> Tab. 5) ist nicht<br />

unproblematisch, da sie bisher anhand von keramischen Untersuchungen nur im Etla-Tal<br />

lokalisiert werden konnte <strong>und</strong> deren Ursprünge man aufgr<strong>und</strong> der Quantität der Keramikf<strong>und</strong>e<br />

in Barrio del Rosario Huitzo (1-3-1, N18E2) vermutet (Flannery et al. 1981: 76). Die<br />

parallelen Horizonte im Tlacolula-Tal <strong>und</strong> in der Valle Grande könnten vermutlich aus einer<br />

späten Variante der San José-Phase Keramik hervorgegangen sein (Marcus 1989: 194, Anm.<br />

4). Ein Großteil der Siedlungen der San José-Phase war auch in der Guadalupe-Phase<br />

bewohnt. Neue Siedlungsgründungen wie Fábrica San José kamen hinzu. Das bereits in der<br />

San José-Phase als kleiner Weiler bestehende Barrio del Rosario Huitzo entwickelt sich nun<br />

80 Kowalewski et al. ziehen einen Analogieschluss ausgehend von ritueller Paraphernalia, die vor allem in San<br />

José Mogote <strong>und</strong> anderen größeren Orten im häuslichen Kontext gef<strong>und</strong>en worden sind. In kleineren Dörfern<br />

<strong>und</strong> Weilern innerhalb der sich auf mo<strong>und</strong>s möglicherweise befindlichen öffentlichen Architektur werden diese<br />

jedoch nur vermutet (vgl. z. B. Flannery 1976e: Table 11.1 <strong>und</strong> Mangel an Daten aus den kleineren Siedlungen:<br />

ibd. 344).<br />

81 Auf die Problematik der äquidistanten Anordnung (gleiche Abstände) von Siedlungen wird in Kap. 5.2.9 näher<br />

eingegangen.<br />

27


zu einem lokalen zeremoniellen Zentrum, das vermutlich in Konkurrenz zu San José Mogote<br />

stand (Kowalewski et al. 1983: 53). 82<br />

Obwohl während der Rosario-Phase (700-500 v. Chr.; Abb. 48) das Etla-Tal weiterhin Fokus<br />

reger Besiedlung blieb, kam es zu einer wichtigen Differenz zur vorangehenden Phase.<br />

Erstmals in der Besiedlungsgeschichte des Oaxaca-Tals gab es eine Verlagerung der<br />

Bevölkerungszahlen zwischen den einzelnen Sub-Tälern. Das Etla-Tal beherbergte nicht mehr<br />

die Hälfte der Bevölkerung des ganzen Tals, die auf etwa 2000 Menschen geschätzt wird,<br />

verteilt auf 85 Siedlungen (Feinman et al. 1985: 344). 83 San José Mogote wuchs stetig an, die<br />

öffentliche Architektur gewann sowohl an Monumentalität als auch an Ausdehnung (Flannery<br />

<strong>und</strong> Marcus 1976a: 211ff.). Trotz der weiterhin anhaltenden Suprematie San José Mogotes<br />

kam es in den beiden anderen Tälern zu subregionalen Entwicklungen von lokalen Zentren.<br />

Für das südliche Zaachila-Tal käme Tlapacoyan <strong>und</strong> San Martín Tilcajete in Frage, für das<br />

Tlacolula-Tal Yegüih (Kowalewski et al. 1989: 82).<br />

Betrachtet man die Siedlungsgrößen phasenübergreifend (vgl. Tab. 2, 3, 5), so stellt man fest,<br />

dass außer dem regionalen Zentrum San José Mogote <strong>und</strong> wenigen anderen „Subzentren“ mit<br />

vermutlich öffentlicher Architektur, die jedoch in ihrer Ausdehnung vom Oberzentrum weit<br />

zurückliegen, die Größe fast aller anderen Siedlungen zwischen einem <strong>und</strong> zwei Hektar<br />

variierte <strong>und</strong> letztere Orte keine öffentliche Architektur aufwiesen (Flannery <strong>und</strong> Marcus<br />

1983: 53).<br />

5.2.6 Siedlungspräferenz im Etla-Tal<br />

Bei der phasenübergreifenden Betrachtung der Siedlungsmuster drängt sich die Frage auf,<br />

warum das Etla-Tal von den Bewohnern des Frühen <strong>und</strong> des Mittleren Formativums präferiert<br />

wurde. Entgegen der Annahme von Anne Kirkby (1973: 131), dass das Etla-Tal einen<br />

besonders hohen Anteil an feuchtem <strong>und</strong> fruchtbaren Land besaß, so dass es für eine frühere<br />

<strong>und</strong> schnellere Entwicklung prädestinierte, hatte die Zaachila-Zimatlan Region während der<br />

San José-Phase doppelt soviel produktives Land wie das Etla-Tal (ibd.; Feinman <strong>und</strong> Nicholas<br />

1990: 93; vgl. a. die Bodenklassifikation in Abb. 44). Ihren Berechnungen, basierend auf<br />

Entwicklung der Korngrößen von Mais (Abb. 49) <strong>und</strong> den daraus resultierenden Erträgen<br />

zufolge, hätten diese um 1000 v. Chr. eine Bevölkerung von bis zu 32.000 Personen im<br />

gesamten Oaxacatal ernähren können (Kirkby 1973: 131). Feinman et al. (1985: 344)<br />

82 Obwohl Huitzo gegenüber San José Mogote unter demographischen, siedlungsstrukturellen <strong>und</strong> religiöszeremoniellen<br />

Aspekten untergeordnet war, übte es einen lokalen Einfluss auf seine unmittelbare Umgebung als<br />

zeremonielles Zentrum aus <strong>und</strong> agierte offenbar unabhängig vom Oberzentrum (Flannery <strong>und</strong> Marcus 1983: 60).<br />

83 Zur Schätzung der Bevölkerung vgl. Anm. 124.<br />

28


vermuten jedoch, dass die Bevölkerung während der Rosario-Phase lediglich ein Prozent der<br />

Ertragskapazität des Tals erreicht hatte <strong>und</strong> damit eine Siedlungspräferenz im Etla-Tal wenn<br />

nicht arbiträr, so doch anderen Auswahlkriterien unterliegen würde. 84 Linda Nicholas´<br />

Einschätzungen der potentiellen Bevölkerung divergiert noch mehr von der tatsächlich<br />

geschätzten (Tab. 6). Ein Kriterium könnte die historische Priorität der „ersten“ Siedlung sein,<br />

in deren Gravitationsfeld weitere folgten (Kowalewski et al. 1989: 64). 85 Ein Vorteil des Etla-<br />

Tals ist seine Enge, die seinen Bewohnern die Möglichkeit gab über kurze Distanzen über das<br />

tiefe <strong>und</strong> hohe Alluvium hinaus, auch die anderen höheren Talzonen mit ihren Ressourcen zu<br />

erreichen <strong>und</strong> damit dem menschlichen Bedürfnis nach einer Minimierung des<br />

Energieaufwandes gerecht wurde. 86 Diese Annahme wird durch eine von Linda Nicholas<br />

(1989: 473ff.) durchgeführte Analyse der „most productive catchment areas“ im Tal von<br />

Oaxaca gestützt (Abb. 50, 51), wobei hier auch das südlicher gelegene Zaachila-Tal gute<br />

Ausgangsbedingungen für eine Besiedlung gegeben hätte. Ein letztes Argument ist die Lage<br />

des Etla-Tals, das optimal an die beiden Großregionen „Golfküste“ <strong>und</strong> „westliches<br />

Mesoamerika“, aber auch zur Pazifikküste hin angeschlossen ist <strong>und</strong> in der frühen Phase des<br />

Formativums als Knotenpunkt für den interregionalen <strong>Austausch</strong> fungierte <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

die Gründung weiterer Siedlungen forcierte (ibd.). Trotz der Plausibilität dieser Annahmen<br />

bleiben sie letzten Endes ohne weitere archäologische Reminiszenzen Annahmen.<br />

5.2.7 Siedlungstypen<br />

Bei der kulturspezifischen Typologisierung von mesoamerikanischen Siedlungen des<br />

Formativums müssen einige Kriterien der Unterscheidung beachtet werden. Das Problem mit<br />

solchen Klassifizierungen ist, dass Variabilität innerhalb eines Siedlungstyps in der<br />

Archäologie unbestimmbar bleibt, da die Zuweisungskriterien qualitativ <strong>und</strong> nicht quantitativ<br />

sind. Zudem ergibt sich das Problem der Abgrenzung der Siedlung zum Umland, die nicht<br />

generell über festgelegte Schemata definiert werden kann, sondern im Einzelfall ermittelt<br />

werden muss.<br />

Bei der Bildung von Siedlungstypen ist ein funktionaler Ansatz sinnvoll, bei dem vor allem<br />

die Faktoren Architektur (privat-wohnliche, öffentliche, zeremonielle) <strong>und</strong><br />

Artefaktsammlungen, die auf spezialisierte Aktivitätszonen hinweisen, in Betracht zu ziehen<br />

84 Das Kolonisationsmodel ausgehend von der Wahl des Ortes anhand der besten Bodenverhältnisse greift in<br />

diesem Fall nicht. So war etwa das Tlacolula-Tal in der Frühen Klassik <strong>und</strong> in der Spätklassik dichter besiedelt,<br />

als das Etla-Tal, trotz seines schlechteren Zugangs zu permanenten Wasserquellen <strong>und</strong> seiner geringeren<br />

Niederschlagsmengen (Finsten <strong>und</strong> Kowalewski 1999: 26ff.).<br />

85 Hier stellt sich die Frage, was die „ersten“ Siedler dazu veranlasste gerade dort ihre Siedlung zu gründen.<br />

Diese Frage muss hier jedoch unbeantwortet bleiben.<br />

86 Den Piedmontbereich <strong>und</strong> das Gebirge, deren Ressourcen in Kap. 5.2.4.2 <strong>und</strong> 5.2.4.3 erörtert wurden.<br />

29


sind (Bernbeck 1997: 181ff.). 87 Ein wichtiger siedlungsunterscheidender Faktor ist die Größe<br />

in Bezug auf die Einwohnerzahl <strong>und</strong> die Fläche der Siedlung. Dies wird auch in der von<br />

Parsons (1971: 22) <strong>und</strong> Blanton (1972: 20) erstellten Typologie in Tabelle 6a deutlich. Die<br />

Größe einer Siedlung <strong>und</strong> deren Bevölkerung kann mittels verschiedener Methoden errechnet<br />

werden. Die Bestimmung der Größe über Artefaktf<strong>und</strong>e pro Hektar wird zwar verwendet<br />

(Blanton 1972: 20f.; Parsons 1971: 22f.; Parsons et al. 1982: 3) ist jedoch mit Fehlerquellen<br />

verb<strong>und</strong>en, wie der Varianz von Produktion <strong>und</strong> Konsumption von Artefakten innerhalb<br />

verschiedener kultureller Phasen <strong>und</strong> mit natürlichen Störfaktoren wie Erosion <strong>und</strong><br />

Bioturbation, sowie anthropogenen Faktoren wie Wiederverwendung <strong>und</strong> Verlagerung von<br />

Artefakten über längere Zeiträume hinweg (Schacht 1981: 123). Dagegen bietet die Erfassung<br />

der Größe über die Zählung von Haushalten pro Hektar nicht nur zuverlässigere Daten über<br />

die Flächenverteilung, sondern daraus resultierend auch über die Bevölkerungsgröße. 88<br />

Aus der von Parsons <strong>und</strong> Blanton erstellten Typologie für das Tal von Mexiko lassen sich für<br />

das Tal von Oaxaca im Frühen <strong>und</strong> Mittleren Formativum nur wenige Typen extrahieren.<br />

Phasenübergreifend bleibt San José Mogote das primäre regionale Zentrum, gekennzeichnet<br />

durch eine ausgedehnte Siedlungsstruktur, komplexe steinerne zeremoniell-öffentliche<br />

Architektur, die ersten Steinmonumente im Tal (Abb. 52) <strong>und</strong> wahrscheinlich<br />

Knotenpunktfunktion innerhalb eines regionalen aber auch interregionalen<br />

<strong>Austausch</strong>netzwerkes (Flannery <strong>und</strong> Marcus 1983: 54ff.). Gefolgt wird das Zentrum von<br />

sek<strong>und</strong>ären regionalen Zentren wie Barrio del Rosario Huitzo (seit der frühen Guadalupe-<br />

Phase) <strong>und</strong> Santo Domingo Tomaltepec (v. a. Rosario-Phase), die vermutlich einen lokalen<br />

Einfluss auf ihr Umland ausübten 89 <strong>und</strong> über jeweils ein öffentliches Gebäude verfügten<br />

(Abb. 53, 54) <strong>und</strong> schließlich den Orten dritter Ordnung, gekennzeichnet durch deren Größe<br />

<strong>und</strong> einem Fehlen öffentlicher Architektur wie Fábrica San Jose, das bereits in der Tierras<br />

Largas-Phase den Status eines Salz abbauenden Lagers hatte (Drennan 1976b: 74) <strong>und</strong> seit der<br />

Späten Guadalupe-Phase zu einem kleinen Dorf (Weiler) expandierte (Drennan <strong>und</strong> Flannery<br />

1983: 65f.). Weitere Orte dritter Ordnung waren San Sebastián Abasolo (San José-Phase) <strong>und</strong><br />

Tierras Largas (seit der Tierras Largas-Phase). Häufig zu finden sind Ressourcen abbauende,<br />

vermutlich episodisch aufgesuchte Lager, wie bereits an anderer Stelle erwähnt. 90 Diese sind<br />

zwischen solchen zu differenzieren, die einerseits im Einzugsgebiet eines größeren Dorfes<br />

87 Das kann problematisch sein, da mobile Gegenstände unter Umständen nicht in situ gef<strong>und</strong>en werden oder<br />

bereits von den Herstellern außerhalb der ihnen zugewiesenen Funktionsrahmen platziert wurden.<br />

88 Durch ethnographische Vergleiche lässt sich die Anzahl der Personen pro Haushalt ermitteln. Im Falle des<br />

Tals von Oaxaca sind das fünf bis zehn Personen (Winter 1976: 228; Blanton 1978: 29f.). Eine Übersicht über<br />

die Erfassungsmethoden von demographischen Prozessen in der Vergangenheit gibt Schacht (1981).<br />

89 Vgl. Kap. 5.2.5, S. 27f.<br />

90 Vgl. S. 26.<br />

30


lagen <strong>und</strong> von dort innerhalb eines halben Tages aufgesucht werden konnten, ohne dass dort<br />

permanente Siedlungen angelegt wurden (sog. microband camps), 91 <strong>und</strong> andererseits solchen,<br />

die außerhalb des Einzugsgebietes lagen <strong>und</strong> dauerhaft bewohnt wurden (Flannery 1976b:<br />

167).<br />

Die hier vorgenommene Klassifizierung in Orte erster, zweiter, dritter Ordnung <strong>und</strong> anderen<br />

Siedlungstypen impliziert eine Hierarchisierung innerhalb des Siedlungssystems, auf das im<br />

folgenden Kapitel eingegangen werden soll.<br />

5.2.8 Genese eines regionalen Zentrums<br />

Wie bereits im Kap. 5.2.6 angedeutet, kann ein Siedlungssystem 92 sich dort herausbilden, wo<br />

ein „historisches Zentrum“, das heißt die älteste Siedlung sich innerhalb eines Areals befindet.<br />

Welche Impulse jedoch die Siedler zur Anlage dieser ersten Siedlung eines später<br />

ausdifferenzierten Systems veranlassten, bleibt aus Mangel an Daten oft unklar. Im Falle San<br />

José Mogotes ist ein naturräumlich-ökologischer Determinismus, dem die zentrale Lage<br />

innerhalb eines ressourcenreichen Gebietes zugr<strong>und</strong>e liegen könnte, jedoch für die Genese der<br />

weiteren Siedlungen nicht zwingend. Über die Wahl des Standortes hinaus ergeben sich zwei<br />

Möglichkeiten, die ein weiteres Wachstum der Siedlung zu einem zentralen Ort ermöglichen.<br />

Die erste ist endogener Natur <strong>und</strong> resultiert aus einem Wachstum der Bevölkerung deren<br />

Subsistenzweise auf Ackerbau basiert. Darauf aufbauend lässt sich ein hypothetisches<br />

Szenario konstruieren, demnach bestimmte Teile der Gesellschaft aus hier nicht näher zu<br />

betrachtenden Gründen 93 einen Surplus erwirtschaften, der mit der Komplexisierung <strong>und</strong><br />

Zentralisierung des soziopolitischen Gefüges eine Arbeitsteilung nach sich ziehen kann, aus<br />

der wiederum sich bestimmte Spezialisten herauskristallisieren, die von der Ackerbau<br />

treibenden Bevölkerung über mögliche redistributive Knotenpunkte innerhalb der<br />

Gesellschaft (Häuptling, Priesterschaft, Tempel etc.) versorgt werden. Die Aufwertung <strong>und</strong><br />

das Wachstum der Siedlung aufgr<strong>und</strong> der Herstellung von handwerklichen oder<br />

künstlerischen Erzeugnissen führten zum regionalen <strong>und</strong> interregionalen <strong>Austausch</strong> (Berry<br />

1967: 108). 94 Die zweite Möglichkeit des Wachstums ist exogener Natur <strong>und</strong> führt über den<br />

91 Definiert durch MacNeish (1964) als Lager, das von zwei bis fünf Personen für einen bis mehrere Tage oder<br />

saisonal aufgesucht wurde.<br />

92 Im Weiteren werden die Termini Siedelungssystem <strong>und</strong> Siedlungsmuster nicht synonym verwendet. Letzterer<br />

markiert, wie der Begriff impliziert, lediglich das Muster, der sich in der Landschaft befindenden Siedlungen.<br />

Das Siedlungssystem inkorporiert das Muster <strong>und</strong> die mit diesem verb<strong>und</strong>enen <strong>und</strong> durch sie entstandenen<br />

„Regeln“. Diese „Regeln“ können nicht empirisch ermittelt werden, sondern werden mittels Modellen aus dem<br />

Muster deduziert. Zum Siedlungsmuster <strong>und</strong> der Deduktion eines Systems siehe Kap. 5.2.9.<br />

93 Diese Problematik wird im Kap. 6.2 tangiert.<br />

94<br />

Dies ist nur eine Möglichkeit, wie hier skizziert, die einen Übergang von egalitär organisierten<br />

Dorfgemeinschaften zu soziopolitisch differenzierten Ranggesellschaften markieren kann <strong>und</strong> die Betonung auf<br />

31


egionalen <strong>und</strong> interregionalen <strong>Austausch</strong>. Das Wachstum San José Mogotes könnte auch aus<br />

seiner Stellung als zeremonielles Zentrum resultieren, das bereits in der Tierras Largas-Phase<br />

steinerne Gebäude mit religiös-zeremoniellem Charakter aufwies <strong>und</strong> damit fokussierend auf<br />

die Bewohner des Umlandes gewirkt haben könnte. 95<br />

5.2.9 Siedlungsmuster <strong>und</strong> seine theoretischen Implikationen<br />

Archäologische Siedlungsmuster unterliegen verschiedenen Determinanten. Eine der<br />

häufigsten ist eine weitflächige Lokalisierung in Ressourcennähe, z. B. orientiert an einem<br />

Bodentyp (Abb. 55a), punktuell etwa um eine Wasserquelle oder eine geologische Ressource<br />

(Abb. 55b) oder linear entlang eines Flusses (Abb. 55c). 96 Ein lineares Siedlungsmuster<br />

kennzeichnet auch das Tal von Oaxaca <strong>und</strong> vor allem das Etla-Tal entlang des Atoyac Flusses<br />

(vgl. Abb. 47 <strong>und</strong> 48). Die Siedlungen sind nicht in unmittelbarer Ufernähe angelegt, sondern<br />

befinden sich auf niedrigen Anhöhen, die vom periodisch auftretenden Hochwasser geschützt<br />

sind (Flannery 1976c: 175f.). Bei der Betrachtung des Siedlungsmusters beim Übergang vom<br />

Frühen zum Mittleren Formativum in der Späten San José-Phase (Abb. 56; vgl. a. Abb. 46)<br />

wird zum einen deutlich, dass ein Großteil der Siedlungen am östlichen Ufer des Atoyac<br />

Flusses gelegen ist, <strong>und</strong> zum anderen, dass die Siedlungen in relativ gleicher Entfernung<br />

voneinander liegen (Tab. 7). Die Wahl der Uferseite konnte anhand von Untersuchungen des<br />

an die Siedlungen anliegenden Hinterlandes dahingehend erklärt werden, dass das<br />

Einzugsgebiet von Norden des Tals bis San José Mogote am Ostufer reichhaltigere<br />

Ressourcen aufweist <strong>und</strong> ab San Lorenzo Cacaotepec sich dieses Bild ändert, so dass im<br />

Westen das Hinterland günstigere Dispositionen aufweist, unabhängig vom fruchtbaren<br />

Boden, der auf beiden Seiten des Ufers zur Verfügung steht (vgl. Abb. 56). Die nahezu<br />

äquidistanten Entfernungen zwischen den einzelnen Siedlungen wie in Tabelle 7 aufgeführt,<br />

konnten mittels siedlungshistorischer Daten interpretiert werden <strong>und</strong> wurden von Flannery<br />

(1976c: 176) in ein Model umgesetzt. Das Model (Abb. 57) beginnt mit dem Initialstadium T 1<br />

in dem die erste Siedlung zentral im Etla-Tal errichtet wird. Im nächsten Stadium (T 2 ) werden<br />

Tochtersiedlungen zwischen den Talenden <strong>und</strong> der ersten Siedlung gegründet. Schließlich<br />

werden in T 3 Siedlungen zwischen der ersten Siedlung <strong>und</strong> denen des T 2 -Stadiums gegründet.<br />

Dieser Prozess schreitet fort, bis eine minimale Distanz von etwa fünf km zwischen den<br />

den ökonomischen Sektor als „prime mover“ legt. Andere Faktoren können militärischer oder ideologischer<br />

Natur sein <strong>und</strong> die so genannte „basis of finance“ (Earle 1991: 3), die aus dem <strong>Austausch</strong> erzielt wird, kann darin<br />

ebenfalls eine Rolle spielen (ibd.; Earle 1997). Vgl. auch Anm. 185.<br />

95 Hier sei nochmals auf Struktur 6 verwiesen, vgl. Abb. 5, 6.<br />

96 Weitere nicht ressourcengeb<strong>und</strong>ene Möglichkeiten der Agglomeration von Siedlungen können um religiöse<br />

Zentren, Handelsknotenpunkte oder militärische Stützpunkte auftauchen (vgl. Hodder <strong>und</strong> Orton 1976: 85ff.).<br />

32


Siedlungen erreicht wurde, wie in Tabelle 7 aufgelistet. 97 Parallel zu diesem Prozess verliefen<br />

drei weitere Prozesse auf einer Subebene. Um die erste Siedlung (San José Mogote)<br />

entstanden mehrere kleine Dörfer (T 3 in Abb.57), deren Charakter nicht eindeutig bestimmt<br />

werden kann. Manche von ihnen waren eigenständige Dörfer, manche könnten entferntere<br />

barrios San José Mogotes gewesen sein, deren siedlungsarchäologisches Kontinuum nicht<br />

immer kongruent mit dem zentralen Ort einherging (ibd.). Zweitens wurden in diesem Model<br />

nicht die Ressourcen abbauenden Dörfer/Camps einbezogen, deren Lage sich nicht zwingend<br />

an Flüssen orientierte. 98 Und drittens wurden die Gründungen an anderen tributären Flüssen<br />

aus dieser Betrachtung ausgeblendet. Im letzt genannten Stadium des Models erreichten wie<br />

genannt die Siedlungen eine ungefähre Distanz von fünf km zueinander, ein Muster, das zu<br />

stringent ist, um als arbiträr interpretiert zu werden. 99<br />

Es stellt sich die Frage, welche Faktoren dazu beigetragen haben, dieses Muster entstehen zu<br />

lassen. Generell liegt die Tendenz vor, dass in einem dichten Siedlungsnetz, das heißt je näher<br />

die Siedlungen zueinander liegen, die lokale Konkurrenz größer ist <strong>und</strong> dies wiederum zu<br />

einem unteren Limit der Distanz zwischen den Siedlungen führt (Hodder <strong>und</strong> Orton 1976: 47,<br />

49). In dem vorliegenden agrarisch geprägten Kontext drängt sich primär die<br />

landwirtschaftliche Nutzung jedes Ortes als grenz- bzw. distanzregulierender Faktor auf.<br />

Flannery (1976c: 177ff.) hat um die in Tabelle 7 aufgelisteten Orte fiktive Grenzen von 2,5<br />

km stromauf- <strong>und</strong> -abwärts gezogen <strong>und</strong> das Ertragspotential des hohen Alluviums (tierra<br />

humedad) anhand der Berechnungen Anne Kirkbys (vgl. Kap. 5.2.6) geschätzt. Für San José<br />

Mogote liegt eine Fläche von ca. 1430 ha, für Hacienda Blanca ca. 400 ha <strong>und</strong> für Tierras<br />

Largas etwa 645 ha zur Verfügung. Ausgehend von einer Maiskorngröße von etwa sechs cm<br />

um 1000 v. Chr. hätten Erträge von ungefähr 300 kg pro Hektar erzielt werden können (Abb.<br />

58), was für die genannten Beispiele 429 t, 120 t, <strong>und</strong> 193,5 t ergeben hätte. 100 Die Angaben<br />

in Tabelle 8 verdeutlichen, dass die theoretisch erwirtschafteten Erträge durch San José<br />

Mogote die vierfache Bevölkerung der tatsächlich geschätzten hätten ernähren können. Noch<br />

97 Dieses idealisierte Model macht keine Aussagen darüber, ob die Orte in T 2 von dem Ort in T 1 gegründet<br />

wurden <strong>und</strong> die Orte in T 3 von den Orten in T 2 oder dem Zentrum in T 1 . Durchaus denkbar sind unabhängige<br />

Gründungen eingewanderter Siedler, die im Gravitationsfeld vom Zentrum in T 1 profitieren wollten.<br />

98 Vgl. Kap. 5.2.7.<br />

99 Lediglich die Entfernung zwischen Hacienda Blanca <strong>und</strong> San Lorenzo Cacaotepéc ist geringer (ca. 2 km), der<br />

Atoyac-Fluss wirkt jedoch in diesem Fall wie eine Barriere, die die Einflussbereiche der beiden Siedlungen<br />

voneinander trennte (Flannery 1976c: 177). Äquidistante Anordnungen sind auch charakteristisch für das Frühe<br />

<strong>und</strong> Mittlere Formativum im Tal von Mexiko (vgl. Kap. 5.3.9, S. 55). Auch für die Pazifikküste Guatemalas<br />

(Escuintla-Region) ist zeitgleich ein ähnliches Muster zu beobachten. Hier liegen die Siedlungen 10,3 km<br />

voneinander entfernt (Bove 1989: 97).<br />

100 Sanders (1976b: 143, 145) hält die Ertragskalkulation von 300 kg/ha für zu niedrig <strong>und</strong> veranschlagt diese,<br />

basierend auf Untersuchungen der Chapingo School of Agriculture, auf 500 bis 600 kg für das Lower Piedmont<br />

im Tal von Mexiko, dessen Bodenbeschaffenheit qualitativ hinter der des hohen Alluviums im Tals von Oaxaca<br />

steht.<br />

33


evidenter sind die Ergebnisse für die anderen beiden Orte. Die Resultate legen nahe, dass<br />

selbst bei einer 50 %-igen Nutzung des Landes die Bevölkerung der einzelnen Siedlungen<br />

nicht an das Limit der Ertragsmöglichkeiten gekommen wäre <strong>und</strong> damit eine Konkurrenz um<br />

die Ressource Land als Erklärung für die Äquidistanz auszuschließen ist. Ein mögliches<br />

Regulativ für die Positionierung der Stätten könnte das Einzugsgebiet dieser sein. Damit hätte<br />

jeder Ort genügend Raum für die Nutzung der Ressourcen innerhalb seines Territoriums, ohne<br />

in lokale Grenzkonflikte zu geraten.<br />

Schließlich muss noch die soziokulturelle Komponente als Distanz regulierendes Moment in<br />

die Betrachtung gezogen werden. Die Bevölkerungszahlen in den Siedlungen, die zwischen 8<br />

<strong>und</strong> 132 Personen variieren (vgl. Tab. 5), 101 hätten ohne exogame Heiratsregeln zu einer<br />

Auslöschung der Bevölkerung geführt. 102 Zudem tragen biologische Ungleichmäßigkeiten in<br />

der Geschlechterverteilung in einer Generation, besonders bei Frauenmangel, als gefährdende<br />

Faktoren des biologischen Überlebens einer Gruppe bei (Bernbeck 1997: 159). Bei kleineren<br />

Orten (Gruppen) ist deshalb die Reproduktionsfähigkeit eines Dorfes erst durch<br />

Außenbeziehungen gewährleistet. Das wird auch durch die Untersuchungen Adams <strong>und</strong><br />

Kasakoffs (1976: 156ff.) deutlich. Die von ihnen zusammengetragen Daten, zeigen in<br />

anschaulicher Weise die Relation zwischen Bevölkerungszahl <strong>und</strong> endogamen<br />

Heiratsverhalten (Tab. 9, Abb. 59). Diese tentativen Überlegungen könnten durch die<br />

stilistischen <strong>und</strong> ikonographischen Untersuchungen Nanette Pynes (1976) Unterstützung<br />

finden. Wie bereits an anderer Stelle angedeutet (S. 16 <strong>und</strong> Anm. 47) waren einzelne<br />

Haushalte, Siedlungsteile oder ganze Siedlungen mit dem „fire-serpent“ oder dem „werejaguar“-Motiv<br />

konnotiert (ibd. 276f.). In San José Mogote tauchen beide Motive auf, sind<br />

jedoch strikt auf bestimmte Wohnareale verteilt. Areal A <strong>und</strong> C sind durch das „fire-serpent“-<br />

Motiv assoziiert <strong>und</strong> Areal B durch das „were-jaguar“-Motiv (Abb. 60). Dagegen taucht in<br />

Tierras Largas <strong>und</strong> Abasolo nur das „were-jaguar“-Motiv auf <strong>und</strong> in Tomaltepec nur das<br />

„fire-serpent“-Motiv (Flannery <strong>und</strong> Marcus 1994: 136). Sieht man auf die Verteilung der<br />

Motive in Gräbern, ergibt sich für die einzelnen Orte folgendes Bild: in Tierras Largas waren<br />

die „were-jaguar“-Motive fast ausschließlich in Männergräbern vertreten, die über eine<br />

üppige Ausstattung verfügt haben. Auch in San José Mogote, Huitzo <strong>und</strong> Abasolo waren die<br />

Männergräber reich ausgestattet, während in Fábrica San José die Frauengräber reichere<br />

101 San José Mogote wurde hier durch seine Position als Ort ersten Ranges innerhalb der Bevölkerungsskala<br />

ausgenommen, da es den Durchschnittswert verzerren würde.<br />

102 Wobst (1974: 168, 173) errechnet ein Bevölkerungsminimum über eine längere Zeit von 175 bis 475<br />

Personen, um eine Auslöschung zu vermeiden. Tindale (1974: 110) beziffert für australische Gruppen (wie etwa<br />

die Kamilaroi oder die Wiradjuri im Südosten Australiens) einen Durchschnitt von 450 Personen. Cavalli-Sforza<br />

(1994: 43) gibt ein Minimum vom 500 Personen an, um genetische Defekte für die Nachkommenschaft zu<br />

vermeiden.<br />

34


Beigaben enthalten haben (Drennan 1976b: 139). Fasst man die Daten zusammen, könnte<br />

folgendes Bild konstruiert werden. Die Männer in Fabrica San José könnten Frauen höheren<br />

Status geheiratet haben (Hypogamie), die aus San José Mogote stammten (ibd.). Gleichzeitig<br />

könnten Kinverbindungen zwischen dem Areal B in San José Mogote <strong>und</strong> Tierras Largas,<br />

beide repräsentiert durch das „were-jaguar“-Motiv bestanden haben, äquivalent dazu<br />

zwischen Tomaltepec <strong>und</strong> dem Areal A <strong>und</strong> C in San José Mogote, vertreten durch das „fireserpent“-Motiv<br />

(Plunket Nagoda 1979: 34f.). In jedem Fall trat San José Mogote als Initiator<br />

von Verbindungen auf, was kohärent mit seiner überdurchschnittlich hohen Bevölkerungszahl<br />

wäre. Geht man dort von einem etablierten Häuptlingstum aus <strong>und</strong> konstatiert für dieses die<br />

Primogenitur, bei der nicht nur das Charisma, sondern auch der Besitz des Vaters an den<br />

Erstgeborenen weitergegeben wird, 103 wie vor allem von Elman Service (1962: 156, 1977:<br />

109ff.) für die Mehrzahl der Häuptlingstümer ermittelt werden konnte, so waren die jüngeren<br />

Söhne gezwungen entweder dort, wo Land zur Verfügung stand, eigene Siedlungen zu<br />

gründen oder in bestehende Siedlungen hineinzuheiraten (Plunket Nagoda 1979: 39). Die<br />

Frauen höheren Status in Fábrica San José könnten durchaus im <strong>Austausch</strong> gegen Tribut an<br />

San José Mogote an die dortigen Männer weitergegeben worden sein <strong>und</strong> damit die lokalen<br />

Eliten im Status erhöht haben. Dieses hypothetische Modell als soziales Regulativ für eine<br />

äquidistante Anordnung der Siedlungen könnte ein Erklärungsmuster abgeben.<br />

Einen weiteren hypothetischen Ansatz für die Interpretation der Äquidistanz böte das<br />

Verkehrs- <strong>und</strong> Transportprinzip der Christallerschen Zentrale-Orte-Theorie. 104 Das klassische<br />

Modell Christallers ist geometrisch abgeleitet <strong>und</strong> ist in seinen Prämissen restriktiv. Für die<br />

vorliegende Betrachtung ist vor allem die räumliche Ausgangsbedingung wichtig. Der Raum<br />

wird nach Christaller als homogen angesehen, in dem alle Komponenten als konstant<br />

betrachtet werden (gleichmäßige Reliefierung des Terrains, gleichförmiges Verkehrsnetz;<br />

Verteilung der Bevölkerung <strong>und</strong> gleichmäßige Verteilung der Ressourcen). 105 In diesem<br />

103 Ein Beispiel hierfür sind die Burdji Süd-Äthiopiens, die via Primogenitur den Großteil des in drei radiale<br />

Zonen geteilten Landbesitzes (vergleichbar mit den Landnutzungsringen in von Thünens „Der Isolierte Staat“<br />

[Haggett 1965: 165, Tab. 6.4]) an den ältesten Sohn weitergeben, während die nachgeborenen Söhne Teile des<br />

dritten Anbauringes erhalten (Straube 1967: 205).<br />

104 Der hier von mir vorgestellte Ansatz ist hypothetisch <strong>und</strong> soll als mögliches Modell verstanden werden.<br />

105 Diese werden auch als Merkmale einer „isotropischen Ebene“ bezeichnet (vgl. Lloyd <strong>und</strong> Dicken 1972: 9).<br />

Weitere Ausgangsbedingungen des Christallerschen Modells sind die Annahme eines „homo economicus“ der<br />

klassischen Ökonomie von Adam Smith, der wirtschaftlich völlig rational handelt, völlige Gewissheit <strong>und</strong><br />

Information bezüglich des wirtschaftlichen Erfolgs seiner Handlungen hat <strong>und</strong> alle ihm zur Verfügung stehenden<br />

Alternativen überblickt. Außerdem eines Raumes in dem die Verteilung der Zentralen Ort minimal ist, jedoch<br />

kein Gebietsteil unversorgt bleibt (Heineberg 2001: 82).<br />

Nicht nur die Geographie setzte früh Kritik an den restriktiven Prämissen Christallers an (ibd.: 84f. mit<br />

weiterführender Literatur), auch die Archäologie setzt sich mit den Problemen der Applikation des Modells auf<br />

die archäologischen Daten auseinander (vgl. Smith 1979 über das Marktprinzip als Siedlungsmuster<br />

35


Modell wird die beste Versorgung bei gleichen Abständen der zentralen Orte erreicht. Bei<br />

radialen Grenzen der zentralen Orte bleiben jedoch Gebiete unversorgt (Abb. 61a); es muss<br />

eine Überlappung der Reichweitenkreise erfolgen (Abb. 61b). Daraus geometrisch abgeleitet<br />

bildet das Hexagon dasjenige Polygon, das zugleich Raum ausfüllend <strong>und</strong> dem Kreis am<br />

verwandtesten ist (Abb. 61c; Hofmeister 1999: 76; Heineberg 2001: 83). Dem Transportbzw.<br />

Verkehrsprinzip zufolge werden Orte (Zentren) entlang wichtiger<br />

Kommunikationsrouten zwischen Zentralen Orten angelegt (Abb. 62). Übertragen auf das<br />

Siedlungsmuster des Etla-Tals ließe sich folgendes vereinfachtes Modell konstruieren (Abb.<br />

63). Aufgr<strong>und</strong> des Fehlens von gleichrangigen Zentren <strong>und</strong> dem starken Gravitationssog von<br />

San José Mogote ist eine äquivalente Übertragung des Transportprinzips inadäquat. Denkbar<br />

ist jedoch, dass an den Grenzen der linear in äquidistanter Position lokalisierten Siedlungen,<br />

Dörfer oder Camps angeordnet waren, die den Warenfluss zum nächst größeren Zentrum<br />

weiterleiteten (Güterfluss 2. Ordnung), 106 diese wiederum die Verbindung zu San José<br />

Mogote aufrechterhielten (Güterfluss 1. Ordnung, Abb. 64). Das System könnte umgekehrt,<br />

im Falle von interregionalem <strong>Austausch</strong> mit anderen Großregionen Mesoamerikas auch<br />

funktioniert haben. Dabei könnten Rohstoffe <strong>und</strong> Objekte von außerhalb zunächst in San José<br />

Mogote konzentriert („pooling“) <strong>und</strong> von dort an die subalternen Siedlungen redistributiert<br />

worden sein. 107 Dadurch würden die „Transportkosten“, in dem Fall der Aufwand an<br />

menschlicher Energie durch die Äquidistanz auf ein Minimum reduziert werden. 108<br />

In seiner Formulierung der Zentrale-Orte-Theorie konstatierte Christaller das Hexagon als<br />

optimale Form der Versorgung eines Umlandes durch ein Zentrum. Jedoch wurden<br />

rhomboide Muster durch die geographische Forschung auch lokalisiert (Berry 1967: 40) <strong>und</strong><br />

in der Siedlungsarchäologie appliziert. Johnson (1972: 771f.) übertrug das Modell mit<br />

rhomboider Anordnung auf die Frühe Dynastie I (ca. 2800 v. Chr.) der Diyālā Ebenen im<br />

heutigen Irak, wobei das Muster aus der linearen Anordnung der Flüsse <strong>und</strong> den an ihnen<br />

gelegenen Siedlungen resultierte (Abb. 65, 66). Ein ähnliches Modell ließe sich aufgr<strong>und</strong> der<br />

fluvial-morphologischen Topographie auch für das Etla-Tal konstruieren, was jedoch aus<br />

generierender Faktor bei den Azteken <strong>und</strong> die Kritik daran bei Evans 1980: 866ff.; vgl. des weiteren Johnson<br />

1972, 1977; Feinman et al. 1984; Kowalewski 1990; Renfrew 1975).<br />

106 Die Konzentrierung von Gütern oder Rohstoffen (pooling) fand auch in Subzentren statt, wie dies<br />

Obsidianf<strong>und</strong>e höherer Quantität <strong>und</strong> rituelle Paraphernalia in Tierras Largas belegen (Drennan <strong>und</strong> Flannery<br />

1983: 70).<br />

107 Dies konnte im Falle des Obsidians, der in großer Quantität in San José Mogote gef<strong>und</strong>en wurde<br />

nachgewiesen werden (Pires-Ferreira 1975: 31).<br />

108 Ein ähnliches Bild äquidistanter <strong>und</strong> an ein Ufer geb<strong>und</strong>ener Anordnung von Siedlungen, findet man im<br />

Frühen Formativum am oberen Grijalva (vgl. Reynolds 1976: 188).<br />

36


Mangel an siedlungsarchäologischen Daten nicht im Rahmen dieser Arbeit bewältigt werden<br />

kann. 109<br />

5.2.10 Siedlungshierarchie<br />

Die in Kapitel 5.2.7 (vgl. Tab. 6a) erstellte Typologie impliziert zunächst in Bezug auf die<br />

Siedlungsgröße eine Größenhierarchie. In diesem Fall sind die Fläche <strong>und</strong> die daraus<br />

resultierende Bevölkerung Faktoren für den Rang einer Siedlung innerhalb eines<br />

Siedlungssystems. Die Rang-Größen Verteilung für das Tal von Oaxaca oder speziell für das<br />

Etla-Tal weist phasenübergreifend einen „primate“-Typus auf (Abb. 67). 110 Dieser Typus ist<br />

charakterisiert durch eine dominierende große Stadt innerhalb einer Region, die mehr als das<br />

Doppelte der Bevölkerung zur nächstkleineren Stadt aufweist <strong>und</strong> wichtige Funktionen<br />

monopolisiert hat (Kowalewski 1982: 60ff.). Unterhalb des Oberzentrums tauchen kleinere<br />

Zentren (2. Ordnung) auf, die sich auf dem Graphen als natürlicher Logarithmus abbilden <strong>und</strong><br />

denen schließlich ein konvexer Abschnitt folgt, der die kleinen kaum differenzierten<br />

Siedlungen 3. Ordnung repräsentiert. Wie bereits mehrfach in dieser Arbeit genannt, wird das<br />

Oberzentrum durch San José Mogote repräsentiert. Die Orte 2. Ordnung weisen eine weitaus<br />

kleinere Bevölkerungszahl auf (132, 81, 70, 54, 53, 48 usw.), gefolgt von Orten unterhalb<br />

dieses mittleren Bereichs mit geringer Bevölkerung, die insgesamt das Gros aller Siedlungen<br />

bilden (Blanton et al. 1999: 70ff.). Neben dieser Größenhierarchie, lässt sich auch eine<br />

öffentlich-zeremonielle Hierarchie innerhalb des architektonischen Programms<br />

rekonstruieren, die kongruent mit der Größenhierarchie einhergeht <strong>und</strong> damit auch eine<br />

funktionale Rangordnung im Siedlungssystem impliziert. 111 Im Tal von Oaxaca wird dies<br />

durch die Anzahl von Erd- oder Steinhügeln (mo<strong>und</strong>s) evident, die ehemals Gebäude trugen<br />

<strong>und</strong> sich von den Konstruktionen des häuslich-profanen Bereichs abheben. Die mo<strong>und</strong>s<br />

konnten zu Ensembles um Plätze gruppiert gewesen sein (ibd. 79). Während der Rosario-<br />

Phase besaß ein Drittel (insgesamt 24) der Stätten im Tal mo<strong>und</strong>s. Allein San José Mogote<br />

wies davon neun auf, gefolgt von mehr als einem Duzend Stätten, die mehrere mo<strong>und</strong>s<br />

aufwiesen <strong>und</strong> schließlich solchen Orten, die nur einen mo<strong>und</strong> hatten (vgl. Tab. 10; Blanton et<br />

al. 1999: 78). Zweifelsohne hatte San José Mogote eine übergeordnete Rolle, die über das<br />

Etla-Tal hinausging. Dies drückte sich zunächst in seiner Größe <strong>und</strong> der Bevölkerungszahl<br />

109 Für die klassische <strong>und</strong> postklassische Periode hat dies Jill Appel (1986) vorgenommen.<br />

110<br />

Weitere Typen wären der „konvexe“ <strong>und</strong> der „primokonvexe“ bzw. „rank-size“-Typ. Ersterer ist<br />

gekennzeichnet durch ein großes Zentrum, gefolgt von Zentren ähnlicher Größe, letzterer durch ein Oberzentrum<br />

<strong>und</strong> einer Reihe gleich großer kleinerer Zentren auf einem niedrigeren Niveau. (Bernbeck 1997: 176, Abb. 8.8).<br />

111 Haggett (1965: 114ff.; Fig. 5.1) konstatiert, dass sowohl in westlichen als auch in nicht-westlichen modernen<br />

Gesellschaften eine kontinuierliche Relation zwischen der Bevölkerungsgröße einer Siedlung <strong>und</strong> deren<br />

funktionaler Varietät besteht.<br />

37


aus, daneben auch in der überdurchschnittlichen Agglomeration von öffentlichen Gebäuden<br />

<strong>und</strong> der Diversifizierung von handwerklichem Spezialistentum (Kowalewski et al. 1989: 74),<br />

die auf eine funktionale Vielfalt in diesem Ort hindeutet. Es bleibt jedoch fraglich, ob aus der<br />

Anzahl der mo<strong>und</strong>s <strong>und</strong> der öffentlich-zeremoniellen Gebäude in diesem Oberzentrum eine<br />

Hegemonie über die subalternen Orte des Tals interpretiert werden kann. Die Untersuchungen<br />

Stephen Plogs (1976) deuten in eine andere Richtung. Plog untersuchte die Häufigkeit von<br />

dekorativen Elementen auf Keramiken in fünf Stätten aus der San José bis Guadalupe-Phase<br />

mittels des Gravitätsmodells, das besagt, dass die Interaktion zwischen zwei Orten direkt<br />

proportional ist zum Produkt ihrer Bevölkerungszahlen <strong>und</strong> umgekehrt proportional zur<br />

Entfernung zwischen ihnen. 112 Dabei kam es zu einer merklichen Diskrepanz zwischen der<br />

vorhergesagten hohen Kontaktintensität zwischen San José Mogote <strong>und</strong> Huitzo <strong>und</strong> der durch<br />

die Stilanalysen ermittelten geringen Interaktion (Tab. 11). San José Mogote wies eine hohe<br />

Interaktion zu Orten dritter Ordnung auf (z. B. Fábrica San José, Tierras Largas <strong>und</strong> Abasolo),<br />

jedoch nicht zu dem regionalen Subzentrum Huitzo, wie der Vergleich von Abbildung 68 a),<br />

68b) <strong>und</strong> 68c) nahe legt. 113 Daraus lässt sich der Schluss ableiten, dass Huitzo ein<br />

konkurrierendes Subzentrum zu San José Mogote gewesen sein könnte (Plog 1976: 270), trotz<br />

der relativen Nähe <strong>und</strong> nur eines einzigen mo<strong>und</strong>s in Huitzo. Die beiden anderen Seitentäler<br />

im Tal von Oaxaca könnten eventuell ebenfalls solche konkurrierenden Subzentren gehabt<br />

haben, obwohl dies ausreichende Daten, wie die für Huitzo aufgestellte Annahme bisher nicht<br />

bestätigen können. Im Tlacolula-Tal nahmen Yegüih <strong>und</strong> Hacienda Alferez in Bezug auf die<br />

Bevölkerungsgröße (vgl. Tab. 5) die Vorreiterstellungen ein, im Valle Grande war es<br />

Tlapacoyan <strong>und</strong> San Bartolo Coyotepéc (Kowalewski et al. 1989: 77). Diese kleineren<br />

Zentren auf subregionaler Ebene könnten als administrative, religiös-zeremonielle oder<br />

ökonomische Foki für ihr unmittelbares Umland fungiert haben, in deren Belange San José<br />

Mogote nicht eingegriffen hat.<br />

Auch kann keine administrative oder gar militärische Hierarchie angenommen werden, da<br />

keine archäologischen Evidenzen dafür vorhanden sind. Im zweiten Fall findet man lediglich<br />

zwei Anzeichen, einmal das bereits genannte steinerne Monument aus San José Mogote<br />

(Monument 3), das einen „danzante“ des späteren Monte Albán-Stils darstellt (vgl. o. Abb.<br />

112 Ausgedrückt durch die Formel: M lm = P l P m (d lm ) -x (M lm ist die Interaktion zwischen den Orten l <strong>und</strong> m.; P l <strong>und</strong><br />

P m sind die Bevölkerungszahlen der beiden Orte; d lm ist die Distanz zwischen den beiden Orten.) Vgl. Haggett<br />

1965: 35.<br />

113 Der Abbildung 68b liegt der Brainerd-Robinson-Koeffizient zugr<strong>und</strong>e, der aus der Häufigkeit der von Plog<br />

untersuchten Stilelemente in den Siedlungen errechnet wird (Plog 1976: 261). In der Abbildung 68c wird der<br />

Pearson r-Koeffizient verwendet, der die direkte Beziehung zweier Variablen aufzeigt <strong>und</strong> zwischen -1.0 <strong>und</strong><br />

+1.0 liegt. Hierbei drückt +1.0 eine (perfekte) direkte Beziehung aus, während -1.0 eine gegenteilige <strong>und</strong> 0.0<br />

keine Beziehung ausdrückt (ibd.).<br />

38


20), der als ermordeter oder geopferter Gefangener interpretiert wird (Flannery <strong>und</strong> Marcus<br />

1983: 57). Ein weiteres Anzeichen, ist eine mögliche Befestigungsanlage in dem Ort<br />

Mazaltepec (N15E3) mit Besiedlungsspuren während der Rosario-Phase (Kowalewski et al.<br />

1989: 81; Blanton et al. 1999: 122).<br />

Für eine ökonomische Hierarchie, bei der Tribut von subalternen Siedlungen an das<br />

Oberzentrum fließen würde, sind ebenfalls keine Evidenzen fassbar. Zwar existierten, wie<br />

bereits gesagt (vgl. S. 24, 26, 30) Ressourcen abbauende oder auf die Produktion bestimmter<br />

Waren spezialisierte Dörfer, 114 jedoch scheinen diese autonomen Status innegehabt zu haben,<br />

wie im Falle Fábrica San Josés, das keine erkennbaren ökonomischen Bindungen an nächst<br />

größere Zentren oder an das Oberzentrum zu haben schien. Das theoretische Modell in Kap.<br />

6.2 könnte die talweite Bedeutung des Oberzentrums als eingeschränkt ökonomischer Fokus<br />

stützen. 115<br />

5.2.11 Genese der Siedlungshierarchie<br />

Die Genese von <strong>Siedlungshierarchien</strong> ist archäologisch schwer fassbar. Im Tal von Oaxaca<br />

entwickelte sich die Hierarchie aus der ersten Siedlung San José Mogote heraus, das bereits<br />

zu Anfang des Frühen Formativums Siedlungsspuren aufweist (vgl. Kap. 5.2.5, S. 25). In der<br />

ersten Hälfte des Frühen Formativums wuchs der Ort jedoch nicht so enorm an wie im<br />

Mittleren Formativum. In der Späten Tierras Largas-Phase besaß San José Mogote nur eine<br />

geringe Größendifferenz zum Ort Tierras Largas, um 1150 v. Chr. expandierte es jedoch<br />

geradezu exponentiell (Abb. 69).<br />

Wie bereits an anderer Stelle dargelegt (S. 34f.) könnten soziokulturelle Faktoren nicht nur<br />

das Siedlungsmuster, sondern auch die Siedlungshierarchie geprägt <strong>und</strong> geformt haben. Mit<br />

der Ausformung von steinerner öffentlicher <strong>und</strong> zeremonieller Architektur in San José<br />

Mogote, scheint sich auch ein Wandel in der internen sozialen Struktur des Ortes vollzogen zu<br />

haben. 116 Unabhängig von der funktionalen Bedeutung der Bauten, hatten ab dem Ende der<br />

Tierras Largas-Phase (vgl. S. 27) bestimmte gesellschaftliche Gruppen eine Status- oder<br />

Rangposition erreicht, die sich durch die baulichen Strukturen von den einfachen<br />

Wohneinheiten der übrigen Bevölkerung abhoben. Zu dieser Zeit hat sich auch eine<br />

114 Hier seien zwei Orte genannt, die vermutlich Keramiken eines bestimmten Typs in der Rosario-Phase<br />

produzierten, zum einen 2-4-1 <strong>und</strong> 2-4-2 (N14E5), die crema Waren herstellten <strong>und</strong> zum anderen 3-4-17<br />

(N3E4), das auf Keramiken des Typs café spezialisiert war (Blanton et al. 1982: 188).<br />

115 Eingeschränkt aus dem Gr<strong>und</strong>e, da die ökonomische Basis lokal <strong>und</strong> regional gestützt wurde. Interregional<br />

fand der <strong>Austausch</strong>, wie es das Modell impliziert, nicht aus ökonomischen Erwägungen heraus statt.<br />

116 Dieser Prozess kann auch vice versa interpretiert werden. Ob dieser Wandel basierend auf einem<br />

landwirtschaftlichen Surplus, eventuell bestimmten Land besitzenden Kingruppen zugute kam, oder durch<br />

regionalen <strong>Austausch</strong> von zunächst Rohstoffen (wie Salz aus dem nahen Fábrica San José, oder Magnetit) <strong>und</strong><br />

später handwerklichen Erzeugnissen stattfand, bleibt unklar.<br />

39


handwerkliche Spezialisierung herauskristallisiert, die zunächst auf häuslich-privater Ebene<br />

betrieben wurde (Flannery <strong>und</strong> Marcus 1994: 303; Plunket Nagoda 1979: 34). In der politikanthropologischen<br />

Literatur ist eine Spezialisierung ein wesentliches Element von<br />

stratifizierten oder Ranggesellschaften, wobei Gruppen von höherem Rang von bestimmten<br />

subsistenz-ökonomischen Prozessen freigestellt werden können. 117 Auf diesen tentativen<br />

Überlegungen basierend entwirft Plunket Nagoda (1979) ein Modell, demnach es durch<br />

Bevölkerungsdruck zu ortsinternen Konflikten um die Ressource Land gekommen sein<br />

könnte, die wiederum durch Aussendung bestimmter Bevölkerungsteile in andere kleinere<br />

Siedlungen oder Neugründungen, die Konflikte entspannten. Diese Hypothese wird scheinbar<br />

durch die Konzentration der „fire-serpent“ <strong>und</strong> „were-jaguar“-Motive, die sich gleichzeitig in<br />

getrennten Arealen in San José Mogote <strong>und</strong> analog singulär an anderen Orten finden lassen,<br />

bekräftigt <strong>und</strong> deutet darauf hin, dass in San José Mogote Kingruppen höheren Status<br />

Männer 118 ausgesandt haben, um in Familien anderer Orte einzuheiraten. Plunket Nagoda<br />

berücksichtigt in diesem Modell jedoch nicht die Tatsache, dass die Ressource Land in hohem<br />

Maße zur Verfügung stand (vgl. S. 33f. <strong>und</strong> Tab. 8).<br />

Selbst wenn<br />

„…all the land claimed by a community was occupied…” (Plunket Nagoda 1979: 39),<br />

bliebe den Bewohnern noch die Ausweichmöglichkeit auf das höher gelegene hohe Alluvium<br />

oder den Piedmontbereich, letzterer jedoch aufgr<strong>und</strong> der größeren Entfernung einen höheren<br />

Transportaufwand bedurft hätte. 119 Nichtsdestotrotz entstünde durch diese Fission bestimmter<br />

Bevölkerungsteile aus dem Zentrum ein hierarchisches System von Siedlungen deren<br />

gemeinsame Basis die familiale Bande bilden würde.<br />

Der Faktor Land ist nicht zwingend ein Gr<strong>und</strong> für eine Fission. Geht man von einer<br />

Ranggesellschaft aus, die einen bestimmten Grad an Spezialisierung erreicht hat <strong>und</strong> der<br />

daraus resultierenden Konkurrenz bestimmter gleichrangiger Gruppen, die die Kontrolle über<br />

die Erzeugnisse haben, entsteht eine Konfliktsituation, die mitunter in zwei Richtungen<br />

weisen kann. Zum einen, <strong>und</strong> dies würde eine Hierarchisierung des Siedlungssystems zur<br />

Folge haben, könnte eine konkurrierende Partei Mitglieder ihrer Gruppe in bestehende<br />

117 Z. B. Sanders <strong>und</strong> Price 1968: 43; Fried 1967: 129ff.; Logan <strong>und</strong> Sanders 1976: 48; Service 1962: 144.<br />

118 Bzw. Frauen, wie im Falle Fábrica San Josés (Drennan 1976b: 139).<br />

119 Generell ist ein Bevölkerungsdruckmodell aus rein agrarökonomischen Erwägungen auszuschließen. Die<br />

größten Bevölkerungsdichten in präkolumbischer Zeit im Tal von Oaxaca sind nicht in den fruchtbarsten Teilen<br />

des Tals vorzufinden. Zudem konstatiert Nicholas (1989: 504), dass „there was never a strong correlation<br />

between subregional agricultural potential and population size, even in the early phases.” Durchaus möglich ist<br />

jedoch, dass Landknappheit nur dann bestand, wenn bestimmte Gruppen überdurchschnittlich viel Land besaßen<br />

<strong>und</strong> dessen Erträge nicht oder restriktiv an die übrige Bevölkerung redistributiert wurden.<br />

40


Siedlungen aussenden oder neue gründen, um das Konfliktpotential, das durch die<br />

Konkurrenz <strong>und</strong> vor allem auch durch den Bevölkerungsdruck entstanden ist, zu entschärfen.<br />

Zum anderen, <strong>und</strong> das belegen ethnographische Beispiele, 120 können Konfliktsituationen<br />

derart ansteigen, dass die konkurrierenden Parteien einen Teil ihrer Autonomie abgeben <strong>und</strong><br />

einen gemeinsam bestimmten Mediator zur Konfliktlösung bzw. -schlichtung einschalten.<br />

Diese mit quasi-richterlichen Vollmachten ausgestattete Instanz gewinnt durch ihre wichtige<br />

Position als primus inter pares an Prestige <strong>und</strong> durch die ihr zukommenden Geschenke an<br />

ökonomischem Wohlstand <strong>und</strong> politischer Macht, die in einem letzten Schritt der<br />

Institutionalisierung vererbbar wird <strong>und</strong> damit dem Häuptlingstum den Weg öffnet. Dieses<br />

mögliche Modell zeigt auf, dass eine Zersplitterung des Zentrums verhindert worden sein<br />

könnte <strong>und</strong> dass dies das Wachstum der Siedlung (wie im Mittleren Formativum für San José<br />

Mogote evident) gefördert hätte.<br />

Aufbauend auf den gleichen soziokulturellen Faktoren könnte zunächst San José Mogote,<br />

später andere Subzentren, wie etwa Huitzo, als religiös-zeremonielle Fokussierungspunkte<br />

gedient haben. Rituale wurden bereits im Frühen Formativum auf drei verschiedenen Ebenen<br />

vollzogen. Auf der privaten Ebene fanden Blutopfer-Rituale („bloodletting“) im egalitären<br />

Rahmen der jeweiligen Gruppen statt. Die im Mittleren Formativum vollzogene<br />

Stratifizierung der Gesellschaft spiegelt sich auch im religiös-archäologischen Kontext wider.<br />

Die Personen höheren Status verwendeten für das Blutopferritual Stachelrochenspitzen, die<br />

von der Küste importiert wurden, während man im häuslich-privaten Kontext des Bewohners<br />

subalternen Status´ Stachelrochenimitate aus Tierknochensplittern fand (Flannery 1976e: 344;<br />

Tab. 11.4; Flannery <strong>und</strong> Marcus 1976b: 380). Auf einer weiteren Ebene, der häuslichgemeinschaftlichen,<br />

die eventuell mehrere Haushalte inkorporierte, wurden Zeremonien<br />

abgehalten, in denen Tanz- <strong>und</strong> Musikperformanz eine Rolle spielten. Muscheln der<br />

Trompetenschnecke <strong>und</strong> Schildkrötenpanzer sind Requisiten, die dafür sprechen würden,<br />

zumal sie bis zur spanischen Eroberung in Mesoamerika für diesen Zweck Verwendung<br />

fanden (ibd. 335). 121 Schließlich dienten viele der öffentlichen Gebäude für spezifische<br />

Rituale, die vermutlich auf einer regionalen Ebene veranstaltet wurden, die die Bewohner der<br />

umliegenden Dörfer in das religiöse Zentrum (San José Mogote) anzogen. Diese letzte Ebene<br />

120 Bei Netting (1972: 220ff.) sind es sowohl säkulare als auch sakrale Autoritäten in einigen akephal<br />

organisierten afrikanischen Gesellschaften. Das hier vorgestellte Beispiel bezieht sich auf die Kofyar des Jos-<br />

Plateaus in Nigeria.<br />

121 Der Dominikanermönch Thomas Gage berichtet auf seinen Reisen durch Mexiko <strong>und</strong> Guatemala zwischen<br />

den Jahren 1625 <strong>und</strong> 1637 von Zeremonien der Maya (keine Ortsangabe bei Gage), die nachts stattfanden <strong>und</strong><br />

von Trommelschlägen <strong>und</strong> dem Schall von Trompeten begleitet wurden (Freidel et al. 1993: 288f.).<br />

41


war ausschlaggebend für die Strukturierung einer Siedlungshierarchie mit einem im religiösrituellen<br />

Bereich monopolisierten Zentrum an deren Spitze.<br />

5.2.12 Das Tal von Oaxaca als System: eine Konklusion<br />

Das Tal von Oaxaca erscheint allein durch seine topographisch-geographischen Dispositionen<br />

als eine geschlossene Einheit, die jedoch durch permeable Korridore mit anderen<br />

Großregionen Mesoamerikas interagierte <strong>und</strong> damit nicht nur die Oszillation von materiellen<br />

Gütern, sondern auch von ganzen kulturellen <strong>und</strong> stilistischen Symbolsystemen zuließ. Die<br />

letzten beiden Aspekte wurden punktuell bereits angesprochen, werden jedoch im Kap. 6.2<br />

weiter spezifiziert. Einige wichtige Punkte sprechen dafür, dass das Tal als geschlossenes<br />

System auf regionaler Ebene funktionierte. Im Mittleren Formativum war das<br />

Siedlungssystem im Tal derart ausgeprägt, dass selbst die Distanz zwischen den beiden am<br />

weitesten voneinander entfernten Orten in zwei Tagen Fußmarsch bewältigt werden konnte<br />

(72 km). Die durchschnittliche Entfernung zum nächsten Nachbarn betrug zwei km, die<br />

maximale 12 km <strong>und</strong> zum zweitnächsten Nachbarn 13 km (Kowalewski et al. 1989: 73). Das<br />

Tal erscheint als ein Siedlungcluster, außerhalb dessen die Distanzen zu den nächst liegenden<br />

Siedlungen 122 weitaus größer sind <strong>und</strong> die Charakteristika (z. B. Keramik, Architektur, Größe<br />

der Täler) zwischen beiden stark differieren. Aber auch die topographisch-klimatischen<br />

Gegebenheiten in den umliegenden Tälern unterscheiden sich stark von denen im Oaxaca-Tal<br />

<strong>und</strong> weisen gegenüber diesem ungünstigere Bedingungen auf. So ist das Chichicapán-Tal<br />

höher gelegen <strong>und</strong> damit kühler, das Ejutla- <strong>und</strong> Miahuatlán-Tal trockener <strong>und</strong> das Sola-Tal<br />

weitaus kleiner (Abb. 70; Blanton et al. 1999: 31). Die geringen Distanzen innerhalb des Tals<br />

erlaubten einen regen <strong>Austausch</strong> von Rohstoffen <strong>und</strong> fertigen Erzeugnissen. Darin<br />

eingeb<strong>und</strong>en waren auch exotische Güter, Produkte handwerklicher Spezialisierung <strong>und</strong>, was<br />

nicht auszuschließen ist, jedoch nicht archäologisch nachweisbar ist, Nahrungsmittel. 123 Ein<br />

weiterer Gr<strong>und</strong>, der für die Annahme eines talweiten Systems spräche, ist die geringe<br />

Bevölkerungsdichte, 124 die wie bereits oben genannt (vgl. S. 34) exogame Heiratsregeln nach<br />

sich ziehen müsste, um Auslöschung einer Gruppe oder Inzest zu vermeiden <strong>und</strong> damit eine<br />

Interaktion innerhalb der einzelnen Siedlungen gewährleisten würde. Die Annahme wird<br />

122 Z. B. zu dem benachbarten, südlich gelegenen Ejutla- <strong>und</strong> Sola-Tal oder zur Cañada im Norden (vgl. hierzu<br />

Blanton et al. 1999: Fig. 2.3). Für einen Vergleich des Tals von Oaxaca mit der Mixteca Alta <strong>und</strong> der Cañada<br />

vom Frühen Formativum bis zur Monte Alban II-Periode (1 v. Chr. – 250 n. Chr.) vgl. Winter (1984).<br />

123 Es muss darauf hingewiesen werden, dass durch die geringe Bevölkerungsdichte im Tal <strong>und</strong> dem dazu<br />

überäquivalenten Ertragspotential des Bodens, die Dörfer eine relative Autonomie in Bezug auf die Subsistenz<br />

innehatten <strong>und</strong> nur im Falle subregionaler Missernten <strong>Austausch</strong> hätte notwendig werden können (vgl. den<br />

Hinweis von Flannery <strong>und</strong> Schoenwetter [1970] in Anm. 197).<br />

124 Nach Kowalewski et al. (1989: 73) etwa 1800 für die Rosario-Phase, von denen alleine für San José Mogote<br />

1300 - 1400 Personen entfallen würden (vgl. Tab. 5).<br />

42


jedoch vor allem durch einen gemeinsamen Keramikhorizont gestützt, der zwar in der<br />

Guadalupe-Phase eine subregionale Variation im Etla-Tal gef<strong>und</strong>en hat (vgl. S. 27), in der<br />

Rosario-Phase aber als ein gemeinsamer stilistischer Horizont im gesamten Oaxaca-Tal<br />

evident wird (ibd.). Und schließlich sei nochmals auf die wichtige Rolle San José Mogotes<br />

hingewiesen, dessen Funktion als regionaler Fokus integrative Kräfte innerhalb des Tals<br />

innehatte <strong>und</strong> im interregionalen Orchester der Großregionen als Knotenpunkt des Waren-,<br />

Ideen- <strong>und</strong> Symbolaustausches fungierte.<br />

5.3 Siedlungsevolution im Tal von Mexiko<br />

5.3.1 Einleitung<br />

In diesem Kapitel 5.3 soll anhand des in Kapitel 5.2 für das Tal von Oaxaca erstellten<br />

Schemas eine Analyse des Siedlungsmusters <strong>und</strong> –systems im Tal von Mexiko durchgeführt<br />

werden. Dabei sollen insbesondere die Ähnlichkeiten <strong>und</strong> Unterschiede zwischen den beiden<br />

Tälern in Bezug auf naturräumliche Gegebenheiten <strong>und</strong> Siedlungssysteme hervorgehoben<br />

werden. Wie im Falle des Oaxaca-Tals bei dem eine Eingrenzung auf das Etla-(Sub-)-Tal<br />

vorgenommen wurde, wird auch auf das Tal von Mexiko der analytische Fokus gelegt. In der<br />

für diese Arbeit relevanten Zeitperiode des Frühen <strong>und</strong> Mittleren Formativums (vgl Tab. 1)<br />

kristallisiert sich die südliche Region des Tals mit den Subregionen Chalco, Ixtapalapa <strong>und</strong><br />

Xochimilco heraus, als das Gebiet mit der dichtesten Besiedlung <strong>und</strong> dem ausgeprägtesten<br />

Siedlungssystem.<br />

5.3.2 Der topographisch-geologische Kontext<br />

Das Tal von Mexiko ist mit insgesamt 8000 km 2 , von denen 3000 km 2 hohes <strong>und</strong> steiles<br />

Gebirge darstellen, das für die menschliche Subsistenz von marginaler Bedeutung ist, weitaus<br />

größer als das Tal von Oaxaca mit 2500 km 2 (Parsons et al. 1982: 6; Blanton et al. 1999: 31).<br />

Das Niveau des Hochtals liegt durchschnittlich bei 2240 m ü.N.N. Es wird im Westen (Sierra<br />

Las Cruces), Osten (Sierra Nevada) <strong>und</strong> Süden (Sierra Ajusco) von massiven Vulkanketten<br />

umgeben, die bis auf 5000 m ansteigen. Im Norden wird das Tal von flachen Hügelketten zur<br />

benachbarten Mezquital Abflusssenke in Hidalgo separiert, deren Übergang graduell ansteigt<br />

<strong>und</strong> von einer klimatischen Aridisierung begleitet wird, die die Landwirtschaft, basierend auf<br />

Niederschlagsbewässerung schwierig gestaltet (Parsons et al. 1982: 6). Das Tal ist in fünf<br />

physiographische Zonen gegliedert (Tab. 12), bestehend aus dem Seenbereich, dem<br />

Uferbereich (Lakeshore Plain), dem unterem Piedmont (Lower Piedmont), zu dem auch die<br />

Schwemmebenen der Flüsse mit den darüber liegenden Alluvialzonen gerechnet werden, dem<br />

43


oberen Piedmont (Upper Piedmont) <strong>und</strong> der Sierra (Abb. 71). 125 Die Breite des Uferbereiches<br />

in der Chalco-Xochimilco Region variiert zwischen wenigen Metern bis zu 500 m, ist jedoch<br />

im südlichen Bereich des Tals in den Süßwasserlagunen ausgeprägter (Tolstoy 1975: 341).<br />

Östlich des Chalco-Sees erstreckt sich jedoch eine Ebene (Lakeshore Plain) mit einer Breite<br />

von 3,5 bis 9 km (Abb. 72). In diesem Bereich findet man den fruchtbarsten Boden.<br />

Die Anzahl der Seen <strong>und</strong> der Verlauf ihrer Uferlinien hat sich im Laufe der Zeit mehrmals<br />

verändert. Vor dem Bau des „Gran Canal“ im 18. Jh. war das Tal eine hydrographische<br />

Einheit, die ihre Wasserressourcen aus Quellen, den Schmelzwassern der schneebedeckten<br />

Berge <strong>und</strong> Niederschlägen bezog (Sanders 1976a: 59). Ungeachtet der Fluktuationen im<br />

Uferverlauf, lassen sich drei lakustrische Subzonen 126 ausmachen (Abb. 73). Im Norden der<br />

Xaltocan-See (oder Xaltocan-Zumpango), im Zentrum der Texcoco-See (oder Mexico-<br />

Texcoco) <strong>und</strong> im Süden der Xochimilco-See (oder Chalco-Xochimilco). Letzterer lag drei<br />

Meter über dem Niveau des Texcoco-Sees <strong>und</strong> entwässerte in diesen. Ähnliches galt auch für<br />

den Xaltocan-See, der jedoch nur saisonal dem Texcoco-See „tributär“ war. Durch den<br />

ständigen Abfluss aus dem Xochimilco-See <strong>und</strong> dessen Speisung durch Quellen, die im<br />

südlichen Bereich des Tals sich häufen, war das Wasser dort immer frisch <strong>und</strong> begünstigte<br />

eine üppige Vegetation (ibd. 60; Sanders et al. 1979: 84f.). Dagegen besaß der Texcoco-See,<br />

durch die Aufnahme der Gewässer aus den beiden anderen Seen die höchste<br />

Salzkonzentration. Der flache Uferbereich (zwischen 2250 m <strong>und</strong> 2300 m ü N.N.), der in<br />

unterschiedlicher Breite die Seen umgab, bestand aus Sumpfland, das wiederum vom unteren<br />

Piedmont (2300-2500 m ü. N.N.) umschlossen wurde. Dieser Bereich bot den Siedlern des<br />

Mittleren Formativums die besten Konditionen für die Landwirtschaft. 127 In der nächst<br />

höheren vertikalen Stufe breitete sich der oberer Piedmont (2500-2700 m ü. N.N.) aus<br />

(Sanders 1976a: 63).<br />

Neben zahlreichen periodisch fließenden Gewässern 128 sind in rezenter Zeit drei größere,<br />

permanent fließende Flüsse bekannt. Der Río Cuautitlán im Nordwesten des Tals, der Río<br />

Teotihuacán im Nordosten <strong>und</strong> im Südosten der Río Amecameca. Zwei Besonderheiten<br />

kennzeichnen das Tal <strong>und</strong> schaffen in Bezug auf die Siedlungsweise vor allem auf die<br />

Landwirtschaft, Schwierigkeiten. 65 % des zur Landwirtschaft geeigneten Landes ist für<br />

125 Weitere Subunterteilungen der einzelnen Zonen sind möglich, für diese Betrachtung jedoch ohne Belang (vgl.<br />

hierzu Parsons et al. 1983: Table 3; Sanders et al. 1979: 84ff.).<br />

126 „Lakustrisch“ bezeichnet die Zugehörigkeit zu Seen oder anderen stehenden Gewässern (Leser 1998: 433).<br />

127 Kennzeichnend für diesen Bereich ist die geringe Hangneigung <strong>und</strong> dadurch langsame Drainage ohne erosiv<br />

zu wirken, geringe Frosteinwirkung, bei relativ hohen Niederschlägen <strong>und</strong> gute Böden bei einer Vielzahl von<br />

permanent fließenden Gewässern, die zur Kanalbewässerung genutzt wurden (Parsons et al. 1982: 283).<br />

128 Zu nennen sind der Los Remedios <strong>und</strong> der Río Tepotzotlán als größere fließende Gewässer, der Río<br />

Papalotla, Arroyo Miraflores <strong>und</strong> der Río Magdalena als kleinere (Tamayo <strong>und</strong> West 1964: 121, Table 1).<br />

44


erosive Kräfte empfänglich, was durch menschliche Eingriffe (wie z. B. Wanderfeldbau)<br />

verstärkt wird. Der andere Faktor ist die Entwässerung der ufernahen Gebiete, vor allem in<br />

der frühen Phase der Besiedlung. Etwa 3200 km 2 des Talbodens liegen unterhalb von 2300 m<br />

<strong>und</strong> besitzen einen hohen Gr<strong>und</strong>wasserstand, der landwirtschaftliche Tätigkeit ohne Drainage<br />

schwierig gestaltet (ibd.; Sanders et al. 1979: 87).<br />

5.3.3 Klima<br />

Die Niederschlagsmengen im Tal (Abb. 74) variieren zwischen 450 mm im Norden <strong>und</strong> 1500<br />

mm im Süden mit einem Jahresdurchschnitt von 450 mm (Nord) <strong>und</strong> 850 mm (Süd). 129 Die<br />

Regenfälle treten saisonal zwischen Mai <strong>und</strong> Oktober (80-94 % der jährlichen<br />

Niederschlagsmenge) auf <strong>und</strong> unterliegen vor allem im zentralen <strong>und</strong> nördlichen Bereich des<br />

Tals Schwankungen, die nicht immer eine genügende Bewässerung der Hauptanbaupflanze<br />

Mais gewährleisten können (Parsons et al. 1982: 10, 19; Sanders 1976a: 61). 130 Die<br />

durchschnittlichen Jahrestemperaturen unterhalb von 2800 m betragen 12°C bis 18°C. Dieses<br />

Temperaturzone wird als tierra templada bezeichnet. 131<br />

Problematisch sind die Unregelmäßigkeiten im jährlichen Frostverhalten, die die<br />

landwirtschaftlichen Erträge erheblich gefährden können. In der Regel zwischen November<br />

<strong>und</strong> März auftretend, kann der Frost bereits im Oktober enorme Schäden anrichten.<br />

Kombiniert mit einer spät einsetzenden Regenzeit können sie fatale Folgen für die Maisernte<br />

nach sich ziehen (Parsons et al. 1982: 10; Sanders 1976a: 60f.). Durch die Frostperiode sind<br />

die Erträge auf nur eine Ernte reduziert. 132<br />

Das Paläoklima um 1000 v. Chr. dürfte feuchter <strong>und</strong> kühler gewesen sein, was Ergebnisse aus<br />

dem benachbarten Puebla-Tlaxcala-Gebiet nahe legen (Tab. 13).<br />

129 Die niedrigsten Werte sind in Pachuca zu verzeichnen (419 mm), die höchsten in San Rafael mit 1142 mm<br />

p.a. (Sanders 1957: 590).<br />

130 Die Niederschlagsmenge differiert nicht nur entlang der Nord-Süd-Achse, sondern auch in Bezug auf das<br />

Höhenniveau. Die höchsten Niederschläge sind in der Sierra oberhalb von 3000 m zu verzeichnen, dort wo<br />

Landwirtschaft nicht mehr betrieben wird (Parsons et al. 1982: 10). Der südliche Teil des Tals ist die einzige<br />

Region, in der, allein basierend auf Niederschlägen, Landwirtschaft betrieben werden kann, während der<br />

nördliche Teil des Tals, der zwei Drittel des gesamten Gebiets einnimmt, dafür weniger geeignet ist (Sanders et<br />

al. 1979: 82).<br />

131 In der Literatur herrscht Uneinigkeit darüber, in welcher Höhenstufe die tierra templada angesiedelt ist.<br />

Sanders (1968: 90) verortet sie auf einer Höhe zwischen 1000 <strong>und</strong> 2000 m. Kennzeichnend für diese Stufe sind<br />

Bergmischwälder mit dominierenden holarktischen (gemäßigte <strong>und</strong> kalte Zone nördlich des Wendekreises)<br />

Baumgattungen <strong>und</strong> einer semiariden Vegetation (Ohngemach <strong>und</strong> Straka 1983: 23, 132).<br />

132 Dagegen ist im Tal von Oaxaca ganzjähriger Anbau möglich, der in der Trockenzeit durch künstliche<br />

Bewässerungsmaßnahmen unterstützt wird (Kirkby 1973: 50; 54ff.) Die Möglichkeiten der künstlichen<br />

Bewässerung in Formativer Zeit sind vielfältig <strong>und</strong> umfassen die einfache Handbewässerung (pot irrigation oder<br />

riego a brazo), Brunnenbau (Abasolo um 1150 v. Chr.; Mitla 500 v. Chr.) <strong>und</strong> das Umleiten von Flüssen oder<br />

Bächen mittels Kanalbau (in San José Mogote <strong>und</strong> Tierras Largas um 1150 v. Chr.) (Neely 2005: Table 11.1;<br />

135; Flannery 1983c: 326f.). Im Tal von Mexiko wurde in Santa Clara Coatitlán (Tenayuca-Region) ein<br />

ausgedehntes System zur Bewässerung aus dem Mittleren Formativum lokalisiert (vgl. a. S. 54; Santley 1984a:<br />

46).<br />

45


5.3.4 Vegetation<br />

Die Paläovegetation ist wie bereits am Beispiel des Oaxaca-Tals besprochen, 133 anhand von<br />

nicht anthropogen veränderter Reliktvegetation rekonstruierbar, die sich im Tal im Pedregal<br />

de San Ángel, südwestlich von Mexiko Stadt finden lässt (Parsons et al. 1982: 11). Das<br />

graduelle Absinken des Niederschlags von Süden nach Norden spiegelt sich auch in der<br />

Vegetation wider. Im Süden bewuchsen dichte Eichenwälder das Tal bis hinunter auf eine<br />

Höhe von 2300 m. Oberhalb von 3000 m dominierten Koniferengewächse (v. a. Kiefern) <strong>und</strong><br />

über 3500 m Tannen (ibd.), während im Norden Xerophyten <strong>und</strong> Sträucher das<br />

Landschaftsbild prägten. Innerhalb des Uferbereichs <strong>und</strong> des anschließenden Küstenstreifens<br />

(Inner Lake Shore, vgl. Tab. 12, Abb. 71) dominierten Schilfrohr (Typha), wilder Reis<br />

(Oryziopsis), eine blau-grüne Alge (Tecuilatl genannt) <strong>und</strong> vor allem salzresistente Grasarten,<br />

die sich im stark feuchten Milieu des Uferbereiches angesiedelt haben (Sanders et al. 1979:<br />

85). Im darüber liegenden Outer Lake Shore wuchsen im Süden des Tals Eichen- <strong>und</strong><br />

Zypressenwälder, vergesellschaftet mit Gräsern <strong>und</strong> Sträuchern (ibd. 86). Vor allem entlang<br />

der Zuflüsse darf eine üppige Vegetation angenommen werden.<br />

5.3.5 Ressourcen<br />

5.3.5.1 Geologische Ressourcen<br />

Das Tal von Mexiko besitzt in seiner unmittelbaren Nähe zwei regional <strong>und</strong> interregional<br />

bedeutende Obsidianquellen (vgl. o. Abb. 42). Die eine ist die Otumba-Quelle an der<br />

östlichen Peripherie des Teotihuacán-Tals (Barranca de los Estetes), die andere ist die<br />

Pachuca-Quelle im Nordosten des Tals von Mexiko. Letztere Quelle lieferte feinen grünen<br />

Obsidian, der vor allem im Mittleren Horizont (200 - 700 n. Chr.) über weite Teile<br />

Mesoamerikas verbreitet wurde (Sanders et al. 1979: 292). 134 Salzextraktion ist im großen<br />

Maßstab aus dem Späten Horizont (1350-1519 n. Chr.) im Umfeld von Tenochtitlán bekannt<br />

<strong>und</strong> kann auch in früheren Phasen betrieben worden sein (ibd. 292f.).<br />

133 Vgl. Kap. 5.2.3.<br />

134 Bei einer von Boksenbaum et al. (1987: 65ff.) durchgeführten chemischen Untersuchung von 2864<br />

Obsidianartefakten aus dem südlichen Teil des Tals, wurden in Coapexco, einem frühformativen Ort mit einem<br />

überdurchschnittlichen Anteil an Obsidian, gemessen an der Gesamtanzahl folgende prozentuelle Anteile der<br />

Quellen ermittelt: nur 19 % aus der nahen Otumba-Quelle, jedoch 36 % aus der Zinapécuaro-Quelle (Michoacán,<br />

250 km westlich von Coapexco), 17 % aus Altotonga (Veracruz, ca. 190 km), 18 % Peredón (95 km nordöstlich)<br />

<strong>und</strong> 2 % Pachuca (Hidalgo, 90 km). Die Präferenz von weiter entfernten Obsidianquellen hängt von<br />

unterschiedlichen qualitativen Aspekten ab (ibd. 67).<br />

46


5.3.5.2 Biotische Ressourcen<br />

Eine Rekonstruktion der biotischen Ressourcen im Tal von Mexiko gestaltet sich aufgr<strong>und</strong><br />

der immensen menschlichen Veränderungen äußerst schwierig. Für das Formativum kann<br />

eine reiche aquatische <strong>und</strong> litorale Flora <strong>und</strong> Fauna angenommen werden. Basierend auf der<br />

Landwirtschaft, spielte das Jagen <strong>und</strong> Sammeln eine große Rolle in der Subsistenzwirtschaft.<br />

Gejagt wurden wahrscheinlich der Hirsch (Odocoileus virginianus), der den Großteil der<br />

tierischen Nahrung lieferte, das Baumwollschwanzkaninchen (Sylvilagus), verschiedene Arten<br />

von Wasservögeln (z. B. Wasserhuhn [Fulica americana], Spießente [Anas acuta], Löffelente<br />

[Spatula clypeata]) <strong>und</strong> Schildkröten (Flannery 1968b: 83; Sanders et al. 1979: 324).<br />

Gesammelt wurden verschiedene Arten von Wildpflanzen wie nopal (Opuntia), tejocote<br />

(Crataegus mexicana), fox-tail grass (Setaria), wilder Reis (Zizania aquatica), Laichkraut<br />

(Potamogeton), Sonnenblume (Helianthus), Portulakgewächse (Portulaca) <strong>und</strong> andere (ibd.<br />

325). 135<br />

5.3.5.3 Edaphische Ressourcen<br />

Die Basis der Böden im Tal von Mexiko bilden vulkanische Sedimente <strong>und</strong> glaziale<br />

Auswaschungen aus dem Pleistozän. Die Mächtigkeit variiert erheblich, abhängig von der<br />

Hangneigungsstärke <strong>und</strong> der dazu analogen Erosion. Der produktivste Boden findet sich im<br />

Süden <strong>und</strong> wird als Tschernosem klassifiziert (Sanders 1976a: 65). 136 Im Norden dominiert<br />

der weniger produktive Kastanosem. 137 Beide Böden eignen sich gut für Ackerbau, wobei<br />

letzterer ein geringeres Wasserspeichervermögen hat <strong>und</strong> damit anfälliger gegenüber Erosion<br />

ist. 138 Ab einer Höhe von 2600 m dominieren Podsole, 139 die jedoch aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

Unfruchtbarkeit für die Landwirtschaft limitierend wirken (Sanders et al. 1979: 227).<br />

135 Eine umfassende Auflistung der gejagten Tiere <strong>und</strong> gesammelten Pflanzen geben Sanders et al. (1979: 281-<br />

291).<br />

136 russ. tschjornja (schwarz); semlja (Erde): Schwarzerde. Der Tschernosem ist ein kalkhaltiger Boden, mit<br />

einer bis zu 100 cm mächtigen Humusschicht. Außer in subhumiden bis semiariden Klimazonen entsteht der<br />

Tschernosem primär in den winterkalten Steppen, wo eine chemische Verwitterung im Winter gehemmt <strong>und</strong> im<br />

warmen Sommer eine hohe Biomasse produziert wird, die durch Bioturbation gut vermischt wird (Leser 1998:<br />

910).<br />

137 lat. castanea (Kastanie); russ. semlja (Erde). Kastanosem ist ein weniger fruchtbarer Boden mit einer<br />

geringeren Humusschicht <strong>und</strong> geringerer biotischer Aktivität. Dieser Boden schließt geographisch an den<br />

Tschernosem an <strong>und</strong> leitet zu den Böden der Halbwüste über (Leser 1998: 383;<br />

http://www.geo.unizh.ch/bodenk<strong>und</strong>e/kapitel/steppen.html, Stand: 18.12.2006).<br />

138 Quellen aus dem 16. Jh. legen nahe, dass die indigenen Ackerbauern zwischen 16 verschiedenen Böden<br />

differenzierten, basierend auf Kriterien wie Bodentextur, Tiefe, Topographie <strong>und</strong> Anfälligkeit gegenüber Erosion<br />

(Parsons et al. 1982: 11).<br />

139 Podsole tragen eine stark saure Rohhumusschicht, die für eine landwirtschaftliche Nutzung gekalkt <strong>und</strong><br />

gedüngt werden müssen, wobei die Fertilität allmählich abnimmt. (Leser 1998: 636).<br />

47


5.3.6 Siedlungsphasen im Tal von Mexiko<br />

Topographische, klimatische <strong>und</strong> daraus resultierende edaphische Dispositionen waren<br />

Ausgangspunkt für die Etablierung eines Siedlungssystems innerhalb des Tals, dessen Fokus<br />

bereits in präsedentärer Zeit im südlichen Teil des Tals lokalisiert werden kann. Christine<br />

Niederberger (1979: 137f.) grub in Tlapacoya Reste einer archaischen Gruppe aus, in der sie<br />

die ersten Anzeichen eines Übergangs von räumlicher Mobilität zur (semi-)Sesshaftigkeit<br />

sehen möchte, obwohl keine permanenten Häuser gef<strong>und</strong>en wurden. Der Reichtum an<br />

biotischer Vielfalt könnte ein Argument für eine ganzjährige Ansiedlung gewesen sein.<br />

Die Siedlungsphasen des Tals von Mexiko unterliegen wie im Oaxaca-Tal einer<br />

Periodisierung, basierend auf Keramikf<strong>und</strong>en (Tab. 14), die im Vergleich mit anderen<br />

mesoamerikanischen Chronologien kongruent ist (vgl. Tab. 1).<br />

Während des Early Horizon (1500-1150 v. Chr.) 140 existierten 19 Stätten (Karte 1), von denen<br />

zwölf als Weiler (hamlet), drei als kleine Dörfer (small villages), zwei als große Dörfer (large<br />

villages) <strong>und</strong> drei weitere als unbekannten Status´ klassifiziert werden (Sanders et al. 1979:<br />

94). Neun von diesen Stätten waren in der ersten Phase dieser Periode (1500-1300 v.Chr.)<br />

besiedelt. Zwei kleine Dörfer befanden sich in Coapexco (Ch-EF-1, -2; Südosten des Tals)<br />

<strong>und</strong> jeweils ein in Tlapacoya <strong>und</strong> Tlatilco. Fünf werden als Weiler bezeichnet. In der zweiten<br />

Phase der Periode (1300-1150 v. Chr.), werden die Siedlungen in Coapexco verlassen,<br />

während Tlapacoya als kleines Dorf weiter besteht <strong>und</strong> Tlatilco zu einem großen Dorf<br />

expandiert. Daneben bildet sich auch ein größeres Dorf in Tulyehualco aus (ibd.; Tolstoy<br />

1975: 344).<br />

Mehrere Argumente sprechen dafür, dass die Besiedlung des Tals aus dem heutigen<br />

Nachbarstaat Morelos von Südosten her erfolgte (Abb. 75). Zunächst ist zu beachten, dass<br />

sich in der ersten Phase vermutlich mehr als die Hälfte der Bevölkerung des Tals in Coapexco<br />

konzentrierte, 141 in der zweiten diese Siedlungen aber aufgegeben wurden (Coapexco Nr. 1<br />

<strong>und</strong> 2 in Abb. 76). Coapexco liegt im äußersten Südosten des Tals, an einem Pass über die<br />

Ajusco Gebirgskette zu Morelos gelegen. Zeitgleiche Keramik aus Morelos zeigt zudem<br />

große Ähnlichkeit zur Keramik des Early Horizon aus dem Tal von Mexiko. Sanders et al.<br />

(1979: 95; vgl. a. Parsons et al. 1982: 316ff.; 367) zufolge konzentrierten sich in Morelos<br />

140 Dieser wird auch als auch Ixtapaluca-Phase genannt, mit den Subphasen Coapexco, Ayotla <strong>und</strong> Manantial<br />

(vgl. o. Anm. 10). Im Weiteren wird Tab. 1 (Kap. 2.2) <strong>und</strong> Tab. 14 (Kap. 5.3.6) als chronologische Referenz<br />

herangezogen. – Im Folgenden sind die Karten 1, 2, 3 <strong>und</strong> 4 (im Schuber) als Orientierungsreferenzen<br />

heranzuziehen.<br />

141 Für den Early Horizon wird eine Gesamtbevölkerung von nicht mehr als 1000 Personen im gesamten Tal<br />

angenommen (Sanders et al. 1979: 190).<br />

48


aufgr<strong>und</strong> günstigerer klimatischer Bedingungen 142 <strong>und</strong> dem damit einhergehenden Anbau von<br />

Mais größere sedentäre Bevölkerungsgruppen, die durch demographischen Druck in das<br />

höher gelegene Tal von Mexiko ausweichen mussten <strong>und</strong> dort die neue Form der<br />

Subsistenzwirtschaft etablierten. 143 Eine andere Überlegung geht davon aus, dass bereits vor<br />

der Besiedlung des Tals Obsidian aus der Otumba-Quelle (Barranca de los Estetes) von<br />

Siedlern aus Morelos, die als Mittler innerhalb eines <strong>Austausch</strong>netzwerkes, das Guerrero,<br />

Morelos <strong>und</strong> das Tal von Mexiko mit der Golfküste verband (Grove 1968: 490), transferiert<br />

wurde <strong>und</strong> diese Route durch eine permanente Besiedlung im Mexiko-Tal abgesichert werden<br />

sollte (Sanders et al. 1976: 163). 144 In keiner der Siedlungen dieser Phase wurde öffentlichzeremonielle<br />

bzw. Elitearchitektur lokalisiert, obwohl Tlatilco als größte Siedlung nicht<br />

ausgeschlossen werden kann, sich jedoch durch Überbauung des modernen Mexiko City der<br />

weiteren Erforschung entzieht (Sanders et al. 1979: 95f.). 145 Auch wird vermutet, dass<br />

Cuicuilco im äußersten Südwesten des Tals eine der größten <strong>und</strong> ältesten Siedlungen im First<br />

Intermediate darstellte <strong>und</strong> wahrscheinlich auch öffentliche Architektur besaß (Tolstoy et al.<br />

1977: 104).<br />

Von der darauf folgenden First Intermediate Period (1150 v. Chr.-300 n. Chr.) sind für die<br />

vorliegende Untersuchung nur die ersten beiden Phasen (mit den Subphasen Bomba, El<br />

Arbolillo, Early <strong>und</strong> Late La Pastora <strong>und</strong> Cuautepéc )von Bedeutung (vgl. o. Tab. 14). 146 Der<br />

Übergang vom Early Horizon zur First Intermediate Period ist markiert durch einen enormen<br />

Bevölkerungsanstieg, der sich in einer regen Besiedlung widerspiegelt (Karte 2; Abb. 77). 147<br />

142 Ähnlich wie in Oaxaca liegt ein Großteil Morelos´ auf einem Höheniveau von 1200-1600 m ü N.N., das frei<br />

von Frostperioden ist.<br />

143 Dass die Region der heutigen B<strong>und</strong>esstaaten Morelos, Veracruz, Oaxaca <strong>und</strong> Puebla günstige Dispositionen<br />

für den Anbau von Mais <strong>und</strong> anderen Kulturpflanzen boten, legen die frühen F<strong>und</strong>e von domestiziertem Mais in<br />

San Andrés (Veracruz, in der Nähe von La Venta) nahe, der auf etwa 4700 v.Chr. datiert wird. Ältere F<strong>und</strong>e<br />

wurden im Tehuacán Tal gemacht <strong>und</strong> werden auf ca. 5500 v.Chr. datiert (Eubanks 2001: 92). Obwohl ein<br />

Ursprung im Südwesten Mexikos angenommen wird (vgl. Benz 1999: Fig. 2, 3), muss die Verbreitung in<br />

bestimmte Regionen unterschiedlich schnell vorangeschritten sein, wie F<strong>und</strong>e aus Santa María (Panamá) zeigen,<br />

die man zwischen 5000 <strong>und</strong> 4000 v. Chr. datiert (Pohl et al. 1996: 357). Im Maya-Tiefland (Nord-Belize) wurde<br />

der Mais dagegen erst um 3500 v. Chr. eingeführt (ibd.: 368). Die Domestikation erfolgte wahrscheinlich kurz<br />

vor 7500 Jahren (Flannery 1973: 295; Lentz et al. 2005: 121f.).<br />

144 Chalcatzingo könnte innerhalb dieses Netzwerkes, auf das näher im Kap. 6.3 eingegangen wird, eine<br />

Schlüsselposition als „gateway community“ innegehabt haben (vgl. dazu Kap. 6.3.1.1). Zeitgleich mit San José<br />

Mogote war es in der Amate-Phase die größte Siedlung in der Region <strong>und</strong> wies monumentale Architektur auf<br />

(Hirth 1978: 40; Feinman 1991: 255).<br />

145 Anhand von archäologischen Untersuchungen im Gräberkontext von Tlatilco <strong>und</strong> Tlapacoya wurden dort<br />

innerhalb der Bevölkerung soziale Rangunterschiede festgestellt (Sanders et al. 1976: 163; Tolstoy et al. 1977:<br />

103).<br />

146 Auch als Zacatenco-Phase bezeichnet, jedoch mit unterschiedlichen Chronologien in der Literatur vertreten.<br />

Vgl. Tolstoy 1975: Table 1; Sanders et al. 1979: Table 5.1; Blanton et al. 1981: 117. Die zweite Phase der<br />

Periode (Ticoman I, II, III), die bereits das Späte Formativum markiert, wird hier zwar vorgestellt, jedoch im<br />

weiteren Verlauf nicht in die siedlungssystematische Betrachtung miteinbezogen.<br />

147 In dem Zeitraum zwischen 1000 <strong>und</strong> 500 v. Chr. wuchs die Bevölkerung im Tal um den Faktor 20 mit einer<br />

jährlichen Wachstumsrate von 1,4 % (Parsons et al. 1982: 264).<br />

49


In der ersten Phase dieser Periode (Mittleres Formativum oder First Intermediate-Phase 1,<br />

1150-650 v. Chr.) entstehen acht große Dörfer, elf kleine, 49 Weiler, fünf Orte<br />

unklassifizierter Größe <strong>und</strong> zwei Salz abbauende Stätten (Sanders et al. 1979: 96). Weiterhin<br />

sind fast alle Siedlungen im südwestlichen Teil des Tals lokalisiert, die wenigen, die sich im<br />

nördlichen Teil befinden (Teotihuacán-Tal, Cuautitlán- <strong>und</strong> Texcoco-Region), sind kleine<br />

Weiler, die im unteren <strong>und</strong> mittleren Piedmontbereich angesiedelt sind. Damit wird eine<br />

Besiedlungstendenz deutlich, die vom Uferbereich in die höher gelegenen Talstufen verläuft<br />

<strong>und</strong> in der Early La Pastora Subphase auch aridere Regionen umfasst, ein Prozess, der<br />

Bewässerungsmaßnahmen impliziert. 148 Gleichzeitig findet zum Ende der Phase (Late La<br />

Pastora <strong>und</strong> Cuautepéc) ein Rückgang von Siedlungsgründungen zur vorangehenden<br />

Subphase statt, einige wenige werden im Uferbereich (Lakeshore Plain) vollzogen, machen<br />

jedoch 62 % der Neugründungen der beiden Subphasen aus (Tolstoy 1975: 344f.). Widerrum<br />

kann nicht mit bestimmter Sicherheit öffentlich-zeremonielle oder Elitearchitektur<br />

ausgemacht werden, obwohl aus Gräberkontexten Rangunterschiede hervorgehen (Sanders et<br />

al. 1979: 97). Die Bevölkerungsgröße um 1000 v. Chr. betrug etwa 2000 Personen im ganzen<br />

Tal, zum Ende der Phase bereits 25000 (Parsons et al. 1982: 263; Sanders et al. 1979: 183). 149<br />

Markant ist die Siedlungskontinuität, die man auch phasenübergreifend im Tal von Oaxaca<br />

vorfand (vgl. Kap. 5.2.5, S. 26), sowohl zur vorangehenden als auch zur folgenden Phase. Die<br />

drei größten Orte in der Chalco-Xochimilco-Region in der First Intermediate-1 waren Ch-MF-<br />

5, Ch-MF-9 <strong>und</strong> Ch-MF-15 150 (vgl. Karte 2) <strong>und</strong> weisen ältere Schichten aus dem Early<br />

Horizon auf (Parsons et al. 1982: 320). Ähnliches könnte für die Orte Ch-MF-6, -7, -8 gelten,<br />

die erstmals in der First Intermediate-1 auftauchen <strong>und</strong> entlang des Río Tlalmanalco<br />

lokalisiert sind. In den späteren Phasen First Intermediate-2 <strong>und</strong> First Intermediate-3 befinden<br />

sich an gleicher Stelle größere Siedlungen, sodass eine Kontinuität, basierend auf der<br />

fruchtbaren Lage, vermutet wird (ibd. 313). 151<br />

In der zweiten Phase dieser Periode (Spätes Formativum, oder First Intermediate-Phase 2,<br />

650-300 v. Chr.; Karte 3) ist erstmal öffentlich-zeremonielle Architektur feststellbar, zwar in<br />

bescheidenem Umfang, aber in den größten Siedlungen mit pyramidalen mo<strong>und</strong>s, die eine<br />

Höhe von fünf bis sieben Metern aufweisen (Parsons et al. 1982: 269; Sanders et al. 1979:<br />

97). Während in der vorangehenden Phase lediglich eine zweistufige Siedlungshierarchie<br />

148 Im oberen Piedmont sind innerhalb der Phase Wachstumsraten von 300 % zu verzeichnen, im unteren<br />

Piedmont von 170 %, im Alluvium von 62 % <strong>und</strong> im Uferbereich lediglich von 29 % (Tolstoy 1975: 344, 346).<br />

149 Die erste Schätzung wird selbst von den Autoren als konservativ eingestuft (Parsons et al. 1982: 263). Andere<br />

Autoren gehen von höheren Bevölkerungszahlen aus (z. B. Sanders et al. [1979: 183] gehen von etwa 5000<br />

Menschen um das Jahr 1150 v. Chr. aus; vgl. auch Tolstoy et al. 1977: passim).<br />

150 Zum Kürzelsystem vgl. unten Tab. 16, Anm. I.<br />

151 Lediglich Xo-MF-2 wurde in der First Intermediate-1 neu besiedelt (Parsons et al. 1982: 378).<br />

50


definiert durch die Größe existierte, bildet sich jetzt eine mehrstufige Hierarchie heraus, an<br />

deren Spitze sechs regionale Zentren mit mehreren Tausend Einwohnern stehen. Darunter<br />

stehen 16 große Dörfer, 29 kleine Dörfer, 105 Weiler <strong>und</strong> drei Stätten, die unklassifiziert<br />

bleiben. Der Besiedlungsschwerpunkt liegt nun nicht mehr wie in der ersten Phase im<br />

südwestlich-zentralen Bereich des Tals, sondern verschiebt sich nach Osten <strong>und</strong> Südosten,<br />

während der Norden weiterhin nahezu unbesiedelt bleibt (ibd.). In der vertikalen Achse bildet<br />

der Untere Piedmont den Besiedlungsschwerpunkt mit vermutlich 88,5 % der<br />

Gesamtbevölkerung (Parsons et al. 1982: 283). Der Bevölkerungsanstieg in dieser Phase ist<br />

geradezu explosionsartig (vgl. o. Abb. 77).<br />

5.3.7 Siedlungspräferenz in der Chalco-Xochimilco-Region<br />

Das Tal von Mexiko bildet ähnlich wie das Oaxaca-Tal eine geographisch-topographische<br />

Einheit. In letzterem wurde das Etla-Tal präferiert, mögliche Gründe dafür wurden bereits<br />

ausgeführt (vgl. Kap. 5.2.6). Im Tal von Mexiko findet man ebenfalls eine Region, die im<br />

Frühen <strong>und</strong> auch im Mittleren Formativum von den Siedlern bevorzugt wurde. Diese Region<br />

ist im südlichen <strong>und</strong> südöstlichen Teil des Beckens zu lokalisieren <strong>und</strong> wird als Chalco-<br />

Xochimilco (<strong>und</strong> Ixtapalapa)-Region bezeichnet (vgl. o. Abb. 73). Die möglichen Gründe für<br />

die Konzentration von Siedlungen in diesem Bereich wurden in den vorangegangenen<br />

Kapiteln implizit genannt (vgl. v. a. Kap. 5.3.3 <strong>und</strong> Kap. 5.3.5.3), sollen im Folgenden aber<br />

konkretisiert werden.<br />

Geht man von einer Einwanderung der ersten Siedler von Südosten aus, so breitet sich „beim<br />

Betreten“ des Tals zunächst das Amecameca-Subtal <strong>und</strong> dann die fruchtbare alluviale Ebene<br />

(Lakeshore Plane) südöstlich des Chalco-Sees aus (vgl. o. Abb. 71, 72). Dort ist auch<br />

Coapexco (vgl. o. Abb. 76), eine der ältesten Siedlungen des Tals zu finden. Von dort ist eine<br />

Besiedlung westlich <strong>und</strong> östlich der Seen vorangeschritten, wobei sich die Orte vor allem im<br />

Early Horizon am fruchtbaren Uferbereich mit seiner reichhaltigen Wasserflora <strong>und</strong> -fauna<br />

konzentrierten (Tolstoy 1975: 343). In den Subphasen Coapexco <strong>und</strong> Ayotla befinden sich<br />

alle Siedlungen südlich einer Linie, die zwischen Atzcapotzalco (in Abb. 78 Nr. 8) <strong>und</strong><br />

Coatepéc (in Abb. 78 Nr. 57) liegt. Der Gr<strong>und</strong> dafür dürfte in den höheren<br />

Niederschlagsmengen <strong>und</strong> den daraus resultierenden besseren Böden im südlichen Teil des<br />

Beckens zu suchen sein. Erst ab der Subphase Bomba findet mit Chimalhuacán (in Abb. 78<br />

Nr. 60) als größter Siedlung eine Verlagerung in die Texcoco <strong>und</strong> Teotihuacán Region statt<br />

(Tolstoy 1975: 344). Im Tal von Mexiko liegt eindeutig eine Analogie zwischen Klima,<br />

Bodenqualität, Topographie <strong>und</strong> Siedlungspräferenz im Frühen <strong>und</strong> Mittleren Formativum<br />

51


vor, die erst im Terminal Formative (vgl. o. Tab. 14) auf die nördlichen Bereiche des Tals<br />

erweitert wird <strong>und</strong> die vermutlich mit verbesserten Bewässerungs- <strong>und</strong> Anbautechniken<br />

einherging.<br />

5.3.8 Siedlungstypen<br />

Die von Parsons <strong>und</strong> Blanton erstellte Siedlungstypologie (vgl. Tab. 6a) spiegelt Typen wider,<br />

die vom Early Horizon bis in den präkolonialen Late Horizon (1400-1519 n. Chr.) nicht<br />

immer synchron bestanden haben. Bei der Betrachtung des Tals von Mexiko für das Frühe<br />

<strong>und</strong> Mittlere Formativum ist nur eine begrenzte Auswahl an Typen realiter zu verifizieren.<br />

Basierend auf den Angaben im Kap. 5.3.6 <strong>und</strong> Karte 4 existierten während des Mittleren<br />

Formativums vier verschiedene Siedlungstypen: der kleine Weiler, der Weiler, das kleine<br />

verstreute Dorf <strong>und</strong> das große zentralisierte Dorf. Innerhalb dieser Typen sticht im Tal keine<br />

Siedlung in ihrer Größe <strong>und</strong> Funktionalität hervor, wie es im Fall von San José Mogote<br />

gewesen ist. Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass öffentlich-zeremonielle Architektur<br />

zum gegebenen Zeitpunkt nicht präsent war (Sanders et al. 1979: 97).<br />

5.3.9 Siedlungsmuster <strong>und</strong> seine theoretischen Implikationen<br />

Die Verteilung von Siedlungen im Tal von Oaxaca basierte, wie im Kap. 5.2.9 dargestellt<br />

sowohl auf der Disposition von Ressourcen <strong>und</strong> topographischen Gegebenheiten, als auch auf<br />

soziokulturellen Faktoren. Das Muster orientierte sich am natürlichen Verlauf des fluvialen<br />

Systems, gebildet durch den Atoyac Fluss <strong>und</strong> seiner Tributäre, <strong>und</strong> nahm eine (multi-)<br />

lineare Form an. Bei der Betrachtung von Karte 1 wird man einer bereits im Kap. 5.3.7<br />

erwähnten Orientierung fast aller Siedlungen im südlichen Teil des Tals, vornehmlich in der<br />

Chalco-Xochimilco-Region gewahr.<br />

Im Frühen Formativum (Early Horizon) ist das Siedlungsmuster recht homogen. Die Zahl der<br />

Siedlungen <strong>und</strong> deren Größe ist klein, die Entfernung zum Seeufer gering, jedoch im<br />

Vergleich zur folgenden First Intermediate Period 1 152 in einer Entfernung (Tab. 15), die<br />

durch eine hohe Niederschlagsmenge begünstigt wird <strong>und</strong> Zugang zu den Ressourcen des<br />

Piedmontbereichs eröffnet (Parsons et al. 1982: 316). Ausnahmen hiervon bilden die<br />

genannten Stätten Ch-EF-1 <strong>und</strong> -2 (Coapexco), die wahrscheinlich eine wichtige Rolle bei der<br />

Besiedlung des Tals spielten, bis FI-1 jedoch aufgegeben wurden. Parsons et al. (ibd.)<br />

vermuten, dass aufgr<strong>und</strong> der Tatsache, dass die Siedlungen im Tal einer Regelmäßigkeit der<br />

Verteilung <strong>und</strong> ähnlicher Größe (Tab. 16) bei einem Fehlen von öffentlicher Architektur<br />

152 Im Folgenden als „FI-1“ bezeichnet.<br />

52


folgten, eine egalitäre Gesellschaft angenommen werden kann, die lokale Konflikte durch<br />

adäquate Distanzen zwischen den Siedlungen löste.<br />

Im FI-1 (Mittleres Formativum) wandelt sich dieses Bild. Es kristallisieren sich insgesamt<br />

fünf große Siedlungen heraus, 153 die als „large nucleated villages“ (große zentralisierte<br />

Dörfer) bezeichnet werden (Tab. 17), in denen 75 % der Bevölkerung des Tals lebte (Tab.<br />

18), obwohl das Gros der Siedlungen zur Kategorie „hamlet“ (Weiler) <strong>und</strong> „small hamlet“<br />

(kleiner Weiler) eingeordnet wird (Tab. 19). Zunächst soll betrachtet werden, welche<br />

Umweltfaktoren (d. h. Niederschlag, Temperatur <strong>und</strong> Bodenqualität) die von entscheidender<br />

Bedeutung für eine Landwirtschaft betreibende Bevölkerung eine Rolle bei der<br />

Standortortwahl gespielt haben. Neben den bestehenden großen Siedlungen aus dem Early<br />

Horizon (Ch-MF- 5, -9, -15) <strong>und</strong> den neu entstandenen, die sich in der Nähe des Seeufers <strong>und</strong><br />

dem anschließenden Lower Piedmont befanden (Tab. 20), kamen im FI-1 Siedlungen hinzu,<br />

deren Lagefokus sich vom Seeuferbereich in die höheren Regionen des Lower Piedmont, der<br />

aufgeteilt wird in Smooth <strong>und</strong> Rugged Lower Piedmont, verschob (Parsons et al. 1982:<br />

26ff.). 154 Der Smooth Lower Piedmont (vgl. o. Abb. 71) bietet bei einer relativ geringen<br />

Entfernung zu den Ressourcen des Sees <strong>und</strong> seiner sumpfigen Uferbereiche optimale<br />

Bedingungen für die Landwirtschaft. 155 Noch geringere Entfernungen zu diesen Ressourcen<br />

bietet das Rugged Lower Piedmont, das am Südufer des Chalco-Xochimilco Sees angrenzt<br />

(vgl. Abb. 71), <strong>und</strong> wie die Bezeichnung impliziert, durch eine schroffe <strong>und</strong> zerklüftete<br />

Oberflächentopographie charakterisiert ist. Obwohl das FI-1 (abgesehen vom späteren Middle<br />

Horizon) die einzige Phase ist, in der das Rugged Lower Piedmont eine Rolle bei der<br />

Besiedlung gespielt hatte (Tab. 21), weist diese physiographische Zone besondere günstige<br />

Charakteristika auf. Mehr als jede andere Zone bietet sie einen optimalen Zugang zu den<br />

Ressourcen des Sees <strong>und</strong> gleichzeitig denen der höheren Talstufen. 156 Die Tatsache, dass<br />

diese Zone nahezu bar jedweder natürlicher Abflüsse ist <strong>und</strong> dass Niederschläge nur im<br />

153 Ch-MF-5, Ch-MF-9 als die größten Orte, gefolgt von Ch-MF-15, Xo-MF-2 <strong>und</strong> in der Texcoco Region Tx-<br />

MF-13. Drei weitere kommen hinzu (Ch-MF-4, Ch-MF-8, Ix-MF-4), wenn man das Kriterium einer großen<br />

Siedlung mit über 10 ha besiedelter Fläche hinzu nimmt (vgl. Tab. 17). Wie erwähnt (S. 49) könnte Cuicuilco<br />

eine übergeordnete Rolle gespielt haben, diese kann aber durch die starken strukturellen Veränderungen in<br />

rezenter Zeit nicht mehr rekonstruiert werden.<br />

154 Diese Verschiebung vom Uferbereich (Lakeshore Plain) wird vor allem in der Texcoco-Region signifikant,<br />

wo keine einzige Siedlung in diesem sumpfigen, mit Drainageproblemen behafteten Areal zu finden ist (vgl.<br />

Karte 2).<br />

155 Diese Bedingungen sind gekennzeichnet durch sehr gute natürliche Entwässerungseigenschaften <strong>und</strong><br />

aufgr<strong>und</strong> der niedrigen Höhenlage kaum Frosteinwirkung sowie eine ausreichende Niederschlagsmenge, gute<br />

Bodenqualität <strong>und</strong> einige permanent fließende Gewässer, die zur Bewässerung eingesetzt werden konnten<br />

(Parsons et al. 1982: 283).<br />

156 Hier könnte meines Erachtens eine Analogie zur Besiedlungswahl des Etla-Tals im Tal von Oaxaca liegen,<br />

wo durch die Enge des Tals die Ressourcen der verschiedenen Höhenstufen leicht zugänglich waren (vgl. Kap.<br />

5.2.6, S. 29).<br />

53


porösen vulkanischen Boden versickern, führt zu der Annahme dass die Bevölkerung des FI-1<br />

dort ohne unterstützende Maßnahmen der Bewässerung lediglich Regenfeldbau betrieb (ibd.:<br />

30, 284). 157 Dass in anderen Bereichen des Tals Siedler des Lower Piedmont<br />

Bewässerungsmaßnahmen ergriffen, zeigen die hydraulischen Systeme in der Nähe von Santa<br />

Clara Coatitlán (Nichols 1982: 133ff.). Bewässerungstechnik spielte in dieser Phase eine<br />

übergeordnete Rolle zumal die Siedlungen in einer Höhe angeordnet sind, die im Vergleich zu<br />

nachfolgenden Phasen die ungünstigsten Niederschlagsmengen aufweisen (Tab. 22). 158 Die<br />

Niederschlagsmenge ist abhängig von der Höhenlage <strong>und</strong> steigt mit dieser. Dies dürfte ein<br />

Gr<strong>und</strong> für die Siedler in der FI-1 gewesen sein, neue Siedlungen in einer höheren Position, im<br />

Lower Piedmont, anzulegen. 159 Ein Indikator hierfür könnte der „Ring“ von Siedlungen Tx-<br />

MF-4 bis -12 (vgl. Karte 2) 160 auf gleicher Isohypse 161 an den westlichen Abhängen der<br />

Sierra Nevada sein (Tolstoy 1975: 341). Alle diese Siedlungen orientieren sich gleichzeitig an<br />

Wasserläufen (barrancas), was darauf hindeutet, dass der Regenfeldbau durch<br />

Bewässerungsmaßnahmen unterstützt wurde.<br />

Bereits im Frühen Formativum sind die frühesten Siedlungen in Coapexco (Ch-EF-1, -2) am<br />

Río Panoaya lokalisiert, obwohl sich diese Stätten in einem Bereich hoher Niederschläge<br />

(1123 mm p. a.) <strong>und</strong> eines hohen Gr<strong>und</strong>wasserspiegels befinden, das Wasser des Flusses<br />

jedoch wahrscheinlich für den häuslichen Gebrauch genutzt worden ist (Parsons et al. 1982:<br />

313). In der FI-1 gruppieren sich die Stätten um Fließgewässer, wie etwa Ch-MF-6, -7, -8<br />

entlang des Río Tlalmanalco, 162 der zweitgrößte Ort Ch-MF-9 in der Nähe vom Río<br />

Amecameca <strong>und</strong> die Orte Ch-MF-5 <strong>und</strong> -4 an kleineren Tributären des Río de la Compañía<br />

(vgl. Karte 2). 163 Das Siedlungsmuster ist aber bereits im Frühen Formativum durch die<br />

Anlage der vier Siedlungen Ch-MF-5, Ch-MF-9, Ch-MF-15 <strong>und</strong> Ix-MF-1 am Südufer<br />

157 Hinzu kamen tierische Ressourcen. Es wurden in den Orten Tlapacoya, Tlatilco <strong>und</strong> El Arbolillo größere<br />

Mengen von Wasservögel- <strong>und</strong> Klappschildkrötenüberresten gef<strong>und</strong>en (Parsons 1971: 181), bei gleichzeitigem<br />

Vorhandensein von Hirschknochen aus den höheren Talstufen, so etwa in Tlatilco (Piña Chán 1958: 17; zit. n.<br />

Flannery 1968b: 84).<br />

158 Unter diesen Maßnahmen dürfen einfache Methoden, wie „pot irrigation“ oder das Ab- oder Umleiten von<br />

fließenden Gewässern auf die Felder, verstanden werden (vgl. Anm. 132).<br />

159<br />

Der Vorteil dieses Bereiches gegenüber dem sehr ertragreichen Uferbereich liegt darin, dass der<br />

landwirtschaftliche Arbeitsaufwand geringer ist. Regenfeldbau benötigt wenige agrartechnische Maßnahmen bei<br />

einem geringeren Ertragspotential (Sick 1997: 116). Im sumpfigen Areal des Ufers sind Drainagemaßnahmen,<br />

Dammbau u. a. technische Arbeiten vonnöten. Es bleibt unklar warum es zu einer Verlagerung in die höher<br />

gelegenen Lagen kam, zumal die technischen Kenntnisse bereits früh vorhanden waren, wie die auf ca. 1000 v.<br />

Chr. datierten chinampa-Techniken in El Terremote beweisen (Tolstoy 1975: 340). Eine gute Übersicht über die<br />

Funktionsweise der chinampas gibt Sanders (1957: 70-93).<br />

160 In Abb. 78 Nr. 61 bis 70, wobei Tolstoy (1975) einen Ort mehr angibt als auf Karte 2 dargestellt ist.<br />

161 Eine Isohypse ist eine Linie, die Punkte gleicher Höhenlage miteinander verbindet (Leser 1998: 361).<br />

162 Die günstige Lage dieser Orte wird durch die Siedlungskontinuität in FI-2 <strong>und</strong> FI-3 bestätigt, die vermutlich<br />

bereits auf den in FI-1 entwickelten Kanalbau rekurrierten (Parsons et al. 1982: 313).<br />

163 In der Texcoco Region gruppieren sich die Orte Tx-MF-1 bis -3.<br />

54


determiniert worden. 164 In der Texcoco-Region entwickelte sich zu Beginn von FI-1 der Ort<br />

Chimalhuacan (Tx-MF-13) zu einer bedeutenden Größe (Tolstoy 1975: 344). In der gleichen<br />

Phase entstand westlich von Ch-MF-15 Xo-MF-2. Rechnet man Cuicuilco hinzu, das<br />

vermutlich der größte Ort im Tal gewesen ist (Sanders et al. 1979: 76), so kristallisiert sich<br />

ein Ring von Siedlungen heraus, die in nahezu äquidistanter Lage zueinander angeordnet<br />

waren (Tab. 23) 165 . Wie beim Oaxaca-Tal stellt sich auch hier die Frage, welche Faktoren<br />

eine äquidistante Anordnung der Siedlungen determinierten. Es ist durchaus denkbar, wie<br />

Parsons et al. (1982: 379) konstatieren, dass von den im Early Horizon bestehenden vier<br />

großen Siedlungen (Ch-MF-5, -9, -15, Xo-MF-2 aber auch Tx-MF-13) mit dem Anstieg der<br />

Bevölkerung in der FI-1, Gruppen sich abspalteten <strong>und</strong> permanente oder semipermanente<br />

Siedlungen gründeten, wie in Tabelle 24 dargestellt. Ob dies jedoch aus einem Limit des<br />

Ertragspotentials (carrying capacity) 166 des landwirtschaftlich nutzbaren Landes resultierte,<br />

bleibt fraglich. Sanders et al. (1979: 379ff.) errechneten für die südliche Region des Tals eine<br />

„carrying capacity“ für jeweils 35000 Menschen bei einer extensiven Wechselwirtschaft für<br />

die FI-1- <strong>und</strong> FI-2-Phase. Die tatsächlich geschätzte Bevölkerungszahl betrug für die FI-1<br />

etwa 14975 (Tab. 25) <strong>und</strong> für die FI-2 59764, womit die Kapazität zum Ende der letzt<br />

genannten Phase überschritten wurde. 167 Hirth (1984a) hat das Ertragspotential des<br />

Einzugsgebiets (catchment area) der großen Siedlungen berechnet (Tab. 26) <strong>und</strong> ist zu dem<br />

Schluss gekommen, dass sowohl in einem Radius von 2 als auch 1,5 km um die Siedlungen,<br />

die Bevölkerungen der Orte mit den daraus resultierenden Erträgen hätten versorgt werden<br />

können. Auch wenn in diesen Berechnungen, wie Steponaitis (1984: 144) kritisiert, viele<br />

Unsicherheitsfaktoren stecken (wie die Frage nach dem tatsächlichen Einzugsgebiet oder der<br />

Intensität der Bewirtschaftung), ist die Tendenz jedoch deutlich, dass Bevölkerungsdruck<br />

aufgr<strong>und</strong> von landwirtschaftlicher Ressourcenknappheit zumindest in der FI-1 nicht als<br />

Erklärung für eine mögliche Fission der großen Siedlungen dienen kann. 168 Zwei weitere<br />

Aspekte sind noch zu beachten. Zum einen, dass die Subsistenz in dieser Phase nicht allein<br />

164 Obwohl von geringer Größe war Ix-MF-1 (Tlapacoya) bereits im Frühen Formativum besiedelt gewesen <strong>und</strong><br />

weist zudem die älteste Keramik des Tals auf (Sanders et al. 1979: 195).<br />

165<br />

Die Entfernungsangaben in Tabelle 23 basieren auf eigenen Messungen, mit Hilfe eines digitalen<br />

Kartenlesers, zwischen den in Karte 2 eingetragenen Siedlungen unter Zuhilfenahme eines Maßstabes von etwa<br />

1:128000, der anhand der Skala geschätzt wurde <strong>und</strong> stellen ungefähre Werte dar, unter Berücksichtigung der<br />

topographischen Gegebenheiten.<br />

166 Definiert als „the maximal population size an area can sustain without long-range deleterious effects on the<br />

environment” (Logan <strong>und</strong> Sanders 1976: 51).<br />

167 Die Berechnungen beziehen sich nur auf die südliche Region des Tals (Chalco-Xochimilco, Ixtapalapa,<br />

Texcoco <strong>und</strong> Cuicuilco, vgl. o Tab. 25).<br />

168 Ganz anders für die FI-2, wie die Relation von Ertragskapazität zu tatsächlicher Bevölkerungszahl wie oben<br />

dargestellt, deutlich macht. Auf die Entwicklungen in der FI-2 wird weiter unten eingegangen (vgl. Kap. 5.3.12,<br />

S. 59f.).<br />

55


auf der Landwirtschaft basierte, wie Untersuchungen von Sanders et al. (1979: 323ff.) in<br />

Loma Terremote (Cuautitlán Region, vgl. Karte 2) nahe legen. Diesen zufolge setzte sich die<br />

Subsistenz mit 3 % aus dem Gartenbau (Gemüseanbau) zusammen, mit 17 % aus dem Anbau<br />

auf Feuchtland (humid land agriculture), mit 40 % aus der extensiven Wechselwirtschaft<br />

(Mais, Bohnen, Kürbis <strong>und</strong> Amaranth), mit 5 % aus der Jagd (90 % der Fleischrationen<br />

lieferte der Hirsch) <strong>und</strong> mit 30 % aus Wildpflanzen <strong>und</strong> lakustrischen Ressourcen. Zum<br />

anderen ist eine Festlegung des Einzugsgebietes auf maximal 2 km im Radius, wie es<br />

Chisholm (1968: 131), aufbauend auf vergleichenden ethnographischen Studien, vorschlägt,<br />

nicht immer zwingend. Flannery (1976d: 107) spricht im Zusammenhang von San José<br />

Mogote von einem Radius von 2,5 bis 5 km (im oberen Piedmont), in dem die Ressourcen<br />

den Mehraufwand an Weg gegenüber dem unteren Piedmont lohnen. Trotz des faktisch<br />

ausreichenden Ertragspotentials während der FI-1, kam es zu Neugründungen, die Sanders et<br />

al. (1979: 371) darauf zurückführen, dass Siedlungsspaltungen bereits beim Erreichen von 20<br />

bis 30 % der carrying capacity einsetzen <strong>und</strong> erst bei 80 % Ausbeute regulative Mechanismen<br />

zur Bevölkerungsstabilisierung aktiviert werden (Logan <strong>und</strong> Sanders 1976: 52f.). 169 Die<br />

Siedlungen Ch-MF-4 <strong>und</strong> -8 könnten in diesem Sinne als „Tochtersiedlungen“ von Ch-MF-5<br />

angesehen werden, zumal die physische Nähe dafür sprechen würde (Steponaitis 1981: 341).<br />

Die Applikation von soziokulturellen Erklärungsmustern für die Siedlungsanordnung, wie am<br />

Beispiel des Etla-Tals dargestellt, gestaltet sich im Tal von Mexiko aufgr<strong>und</strong> der spärlichen<br />

Datenlage schwierig. Die Abspaltung von Bevölkerungsgruppen aus den großen Zentren 170<br />

<strong>und</strong> die Neubesiedlung siedlungsleerer Räume könnte hypothetisch auch als Ausdruck<br />

interner Konflikte, etwa über die Bevölkerungsdruck-Ressourcenknappheit-Relation,<br />

verstanden werden, die zwar realiter nicht zu diesem Zeitpunkt vorhanden war, jedoch wie<br />

oben gezeigt bereits, bei einer 30 %igen Ausschöpfung der „carrying capacity“ zentrifugale<br />

Tendenzen nach sich zog. Ethnographische Beispiele, wie die akephal organisierten<br />

Yanomamö zeigen, dass beim Überschreiten einer bestimmten Bevölkerungsgrenze, die<br />

169 Primär sind innovative, technische Maßnahmen zu nennen, die einen Wechsel von der extensiven zur<br />

intensiven Landwirtschaft markieren, wie es das Modell von Boserup (1965) unter den Bedingungen von<br />

Bevölkerungsdruck zeigt. So stellen Sanders et al. (1979: 382) fest, dass das Aufkommen der Hacke, als<br />

landwirtschaftlich-technisches Novum in der FI-2 mit der durch Bevölkerungsdruck initiierten, intensiven<br />

Landwirtschaft gesehen werden muss. In derselben Phase werden auch erstmals Terrassierungen vorgenommen<br />

(ibd.). Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass Intensivierung in erster Linie in einem höheren<br />

Arbeitsaufwand gesehen werden muss (ibd. 383).<br />

170 Wie etwa von Parsons et al. (1982: 379) angenommen. Diese Annahme lässt jedoch Einwanderungswellen<br />

aus anderen Regionen, wie etwa des heutigen Morelos unberücksichtigt.<br />

56


internen Konflikte so häufig werden, dass einzelne Gruppen die Siedlung verlassen müssen<br />

(Chagnon 1968: 40f.). 171<br />

5.3.10 Siedlungshierarchie<br />

„Our greatest limitation is in the realm of functional inference.”[…]” in general we<br />

cannot expect to obtain direct evidence about functional variability within or between<br />

sites. This means that we cannot fully describe settlement systems.” (Parsons et al. 1982:<br />

2f.)<br />

Mit dieser Aussage charakterisieren Parsons et al. eines der Dilemmata bei der Erforschung<br />

des Siedlungssystems im Tal von Mexiko.<br />

Aus den bisherigen Darlegungen lassen sich eine Reihe von Schlüssen ziehen. Das Tal von<br />

Mexiko weist im Mittleren Formativum nicht die gleichen siedlungsarchäologischen,<br />

soziopolitischen <strong>und</strong> –kulturellen Merkmale auf, wie das Tal von Oaxaca. Im Mexiko-Tal<br />

treten in der FI-1 einige wenige große Siedlungen auf, von denen jedoch keine hervorsticht.<br />

Und das weder in Bezug auf die Siedlungsgröße, noch auf deren funktionale, zeremonielle<br />

oder ökonomische Diversifikation. Wie bereits besprochen (vgl. Kap. 5.3.6) sind die<br />

Anzeichen für öffentliche Architektur spärlich. Die baulichen Reste in Ch-MF-9 (Abb. 79, 80)<br />

<strong>und</strong> in Cuicuilco (Tolstoy et al. 1977: 104) könnten als Beispiele genannt werden, obwohl aus<br />

diesen Bauten keine Implikationen auf deren Funktionalität geschlossen werden können. Die<br />

Rang-Größen Verteilung der Orte nimmt nicht den „primate“-Typ des Oaxaca-Tals an (vgl. o.<br />

Abb. 67), sondern eine konvexe Form (Abb. 81), in deren oberem Bereich sich drei große<br />

Siedlungen befinden, gefolgt von zwei Siedlungen mittlerer Größe <strong>und</strong> dem Gros an kleinen<br />

Weilern. Diese Dreiteilung basiert auf der geschätzten Bevölkerungsgröße. Anders sieht die<br />

Verteilung bei der Siedlungsgröße aus, die das Histogramm in Abbildung 82 offenlegt. Im<br />

oberen Bereich kristallisieren sich die drei großen Siedlungen heraus, wie dies auch aus dem<br />

Rang-Größen-Graph ersichtlich ist. Der mittlere Bereich verschmilzt jedoch im<br />

Siedlungsgrößenhistogramm mit dem unteren. Der Ort Ch-MF-4 mit seinen lediglich 160<br />

Einwohnern fällt durch die Größe (16,9 ha) in den vorher bestimmten mittleren Bereich, 172<br />

der von Ch-MF-15 (17,4 ha) <strong>und</strong> Xo-MF-2 (20,3 ha) gebildet wurde. Damit bleibt unklar, ob<br />

171 Jedoch ist die Ursache für die Abspaltung bei den Yanomamö nicht Ressourcenknappheit (Chagnon 1968:<br />

29ff.), sondern Kämpfe um Frauen (ibd. 40). Das Gegenteil einer Abspaltung, kann die Abgabe der Autonomie<br />

der am Konflikt beteiligten Parteien an eine übergeordnete soziopolitische Instanz sein, wie Netting (1972) (vgl.<br />

dazu Anm. 120) betont.<br />

172<br />

Die geringe Bevölkerungsgröße in Relation zur Fläche resultiert aus den verstreut gef<strong>und</strong>enen<br />

Keramikscherben, weshalb der Ort auch als „small dispersed village“ klassifiziert wurde (vgl. o. Tab. 6; Parsons<br />

et al. 1982: 280).<br />

57


die letzt genannten Orte eine funktionale Äquivalenz zu den großen Siedlungen aufweisen,<br />

oder ob sie eher zum Gros der kleinen Orte gezählt werden können (Parsons et al. 1982: 280).<br />

Daraus ableitend lässt sich lediglich eine zweistufige Siedlungshierarchie konstruieren, deren<br />

Determinanten die Siedlungsgröße <strong>und</strong> bedingt die Bevölkerungsgröße sind (Parsons 1974:<br />

104; Sanders et al. 1976: 164; Tolstoy et al. 1977: 102-105).<br />

Die Konvexität tritt beim Rang-Größen-Graph sowohl im oberen als auch im unteren Bereich<br />

auf (Kowalewski 1982: 62). Konvexe Verteilungen implizieren das Fehlen eines zentralen<br />

Ortes, wie im „primate“-Typus, <strong>und</strong> deuten auf eine homogene soziopolitische Struktur hin.<br />

Das heißt, dass der Hierarchisierungsgrad rudimentär ist <strong>und</strong> sich lediglich auf die Größe <strong>und</strong><br />

deren Bevölkerung bezieht. Andere Determinanten einer Hierarchie können aus dem<br />

archäologischen Material nicht extrahiert werden. Aus diesem Umstand <strong>und</strong> der Tatsache,<br />

dass die größeren Siedlungen in großer (äquidistanter) Entfernung zueinander liegen, kann<br />

geschlussfolgert werden, dass es autonome oder zumindest „transegalitäre“ (Blake <strong>und</strong> Clark<br />

1999: 57f., vgl. o. Anm. 2), soziopolitische Einheiten waren, die möglicherweise Einfluss auf<br />

ihre Umgebung mit den „Satellitensiedlungen“ ausübten (vgl. o. Tab. 24; Parsons et al. 1982:<br />

320; Steponaitis 1981: 341). 173 Ein ähnliches Bild ergibt sich in der Escuintla-Region an der<br />

Pazifikküste Guatemalas, wo Bove (1989: 97), neben einer dreistufigen Siedlungshierarchie,<br />

auch fünf große Zentren lokalisiert, die in äquidistanter Anordnung (durchschnittlich 10,3 km)<br />

zueinander liegen, <strong>und</strong> wie im Tal von Mexiko (vgl. o. S. 54 <strong>und</strong> Abb. 78) einen „Ring“ von<br />

Siedlungen auf gleicher Isohypse bilden (vgl. o. Abb. 24, 25).<br />

5.3.11 Genese der Siedlungshierarchie<br />

Die im vorangehenden Kapitel aufgezeigte, zweistufige Hierarchie, die letztlich als eine<br />

Größenhierarchie in Erscheinung tritt, ist das Produkt einer Kontinuität, die ihre Wurzeln im<br />

Early Horizon hat. Da bisher die soziokulturellen Erklärungsversuche, anders als im Tal von<br />

Oaxaca, hypothetisch bleiben, muss die Genese der Siedlungshierarchie unter dem Aspekt der<br />

historischen Entwicklung betrachtet werden. Die Siedler, die zu Beginn des Early Horizon,<br />

das Tal von Südosten her betraten, wählten Siedlungsplätze aus, deren naturräumliche<br />

Gegebenheiten optimale Bedingungen bezüglich der Bodenbeschaffenheit, der Feuchtigkeit<br />

<strong>und</strong> des Zugangs zu lakustrischen Ressourcen boten. Damit war eine Anordnung der<br />

Siedlungen radial um den See im südlichen Bereich des Tals vorgegeben. Die geringe<br />

173 Die sieben „dominierenden“ Siedlungen wurden auf S. 55 beschrieben (vgl. auch Tab. 23). Parsons et al.<br />

(1982: 320) sehen Ch-MF-15 <strong>und</strong> Ix-MF-4 aufgr<strong>und</strong> der physischen Nähe als eine Einheit. Meines Erachtens<br />

wirkt hier der See (ca. 4 km) wie eine Barriere, so dass hier eher zwei unabhängige Einheiten zu sehen sind. Eine<br />

Autonomie bedeutet jedoch nicht, dass keine sozialen, politischen oder ökonomischen Beziehungen zwischen<br />

den großen Siedlungen bestanden haben.<br />

58


Bevölkerungsdichte erlaubte eine angemessene Entfernung zwischen den großen Siedlungen,<br />

deren Einzugsgebiete diese ausreichend versorgten. Gleichzeitig bot wahrscheinlich diese<br />

regelmäßige Distanz einen Schutz vor Konflikten zwischen den jeweiligen Orten. Während<br />

des Mittleren Formativums wuchsen die bestehenden Siedlungen unproportional in Bezug auf<br />

die Qualität des nutzbaren Bodens <strong>und</strong> den Zugang zum See an. Daneben entstanden in den<br />

unbesetzten Räumen neue Siedlungen (z. B. Xo-MF-2 <strong>und</strong> Ix-MF-4), die auch über den Status<br />

eines durchschnittlichen Weilers hinauswuchsen (Parsons et al. 1982: 321). Dieses Bild<br />

zeichnet sich auch für die nachfolgende FI-2 ab, einer Periode von immensen Veränderungen,<br />

die kongruent zum Mittleren Formativum des Tals von Oaxaca zu nennen wäre <strong>und</strong> im<br />

folgenden Kapitel kurz erörtert wird.<br />

5.3.12 Das Tal von Mexiko: eine Konklusion<br />

Zwei generelle Tendenzen lassen sich für das südliche Tal von Mexiko in der FI-1 im<br />

Vergleich zum Oaxaca-Tal in Bezug auf das Siedlungssystem konstatieren. Zum einen, so<br />

lassen die archäologischen Daten folgern, ist die Siedlungsanordnung in der FI-1 stärker<br />

durch subsistenz-ökonomisch geprägte Determinanten vorgegeben als im Tal von Oaxaca.<br />

Die geringe Bevölkerungsdichte <strong>und</strong> –größe erlaubte die bereits aus dem Early Horizon<br />

bestehenden Siedlungen weiterhin zu bewohnen <strong>und</strong> weitere in den günstigsten<br />

naturräumlichen <strong>und</strong> agrarökonomisch wichtigsten „Nischen“ zu besetzen, ohne die extensive<br />

Wechselwirtschaft aufzugeben (Sanders et al. 1979: 377; Steponaitis 1981: 341). 174<br />

Zum anderen findet im Mexiko-Tal der Prozess der Siedlungshierarchisierung, des enormen<br />

Bevölkerungsanstiegs <strong>und</strong> der mit einer architektonischen Expression einhergehenden<br />

Ausdifferenzierung der sozialen Hierarchie <strong>und</strong> Komplexität mit zeitlicher Verzögerung<br />

gegenüber dem Tal von Oaxaca statt. Das Mittlere Formativum im ersteren, die genannte FI-<br />

1, weist diese Charakteristika nur marginal auf. Erst in der darauf folgenden FI-2, dem Späten<br />

Formativum, treten diese Prozesse evident in Erscheinung <strong>und</strong> sollen im Folgenden kurz<br />

skizziert werden, um eine Korrelation zum Tal von Oaxaca ziehen zu können.<br />

Im Kap. 5.3.6 wurde der enorme Bevölkerungsanstieg von etwa 1000 (bis 5000; vgl. Anm.<br />

149) in der FI-1 auf etwa 25000 Menschen zu Beginn des Späten Formativums (FI-2)<br />

174 Der Terminus „Nische“ ist bewusst in Klammern gesetzt, weil er nicht die ökologisch-biologische Bedeutung<br />

des Wortes, als Wirkungsfeld einer Art als Summe aller Lebensäußerungen innerhalb der Lebenszeit eines nichtmenschlichen<br />

Organismus implizieren soll. Der Mensch ist sehr wohl in der Lage innerhalb seiner Lebenszeit<br />

verschiedene Nischen zu besetzen, während dies in nicht-menschlichen Populationen generationenübergreifend<br />

im Rahmen evolutiver Prozesse stattfindet (Odum 1980: 376ff.; Tischler 1984: 26f.). Der Terminus wird in der<br />

hier verwendeten Literatur oft benutzt, jedoch nicht spezifiziert (z.B. Tolstoy 1975: 342; Parsons et al. 1982:<br />

321, 378; Sanders et al. 1979: 382).<br />

59


genannt. 175 Dieses Wachstum wurde bereits in der FI-1 dadurch aufgefangen, dass weniger<br />

produktive Siedlungsplätze, vor allem im nördlichen Teil des Tals, aufgesucht wurden, als<br />

auch siedlungsleere Räume im südlichen Bereich des Tals gefüllt wurden <strong>und</strong> damit zu einer<br />

höheren Siedlungsdichte führten (Tolstoy 1975: 344, 346f.). Das Erreichen <strong>und</strong> Überschreiten<br />

der Ertragskapazität (vgl. S. 56) beim Übergang von FI-1 zu FI-2 führte nicht nur zu einem<br />

weiteren Anstieg der Bevölkerungs- <strong>und</strong> Siedlungsdichte, sondern auch zu einem Wechsel<br />

von der extensiven zur intensiven Landwirtschaft, nicht nur aufgr<strong>und</strong> des knapp werdenden<br />

Landes, sondern auch wegen der höheren Erträge des letzt genannten Systems. 176<br />

Die Siedlungen, die zum Teil bereits im Early Horizon bestanden, wuchsen enorm an, wie<br />

etwa Cuicuilco, das vermutlich die größte Siedlung blieb (Tolstoy et al. 1977: 104), neben<br />

Ch-LF-5 mit mehr als 5000 Einwohnern <strong>und</strong> Ch-LF-6 mit 3400 (Parsons et al. 1982: 106-<br />

110). 177 Große architektonische Konstruktionen sind in diesen Siedlungen vorhanden <strong>und</strong> die<br />

Siedlungshierarchie bestand nun aus drei Strata (ibd. 106). In der Theorie der politikethnologischen<br />

Literatur spielt ein Bevölkerungsanstieg im Rahmen der Entstehung<br />

komplexer Gesellschaften oft eine wichtige Rolle, entweder als limitierendes Moment<br />

innerhalb geschlossener geographischer Regionen, aus dem Konfliktpotential <strong>und</strong> daraus<br />

zentralisierte Machtkonzentration erwächst (Netting 1972: 241; Carneiro 1970: 734, 736), 178<br />

oder aus den genannten Implikationen des Boserup´schen Modells, aus denen eine<br />

ökonomische Spezialisierung <strong>und</strong> eine soziale Stratifizierung, resultierend aus<br />

Landbesitzanprüchen, die erhoben werden, aufkommt (Boserup 1965: 91ff.). 179<br />

Bevölkerungsdruck als „prime mover“ für die Entstehung politischer <strong>und</strong> sozialer<br />

Zentralisierung auf der Basis des Modells von Boserup wird auch von Sanders et al. (1979:<br />

175 Die jährliche Wachstumsrate in der FI-2 beträgt 4,3 auf 1000 Personen <strong>und</strong> wird erst wieder etwa 1100 Jahre<br />

später im Early Toltec mit 4,4 auf 1000 überschritten (Parsons et al. 1982: Table 48).<br />

176 Die intensive Landwirtschaft weist jedoch nur absolut mehr Erträge auf, jedoch nicht relativ zur eingesetzten<br />

Arbeit (Boserup 1965: 43, 51f.). Hier erweist sich die extensive Wirtschaftsweise als weniger arbeitsintensiv<br />

(ibd. 44ff. mit ethnographischen Beispielen). Auch weist Boserup darauf hin, dass ein Übergang von der<br />

extensiven zur intensiven Landwirtschaft nicht als ein evolutiver Prozess innerhalb der agrartechnischen<br />

Möglichkeiten der betreffenden Gesellschaft aufzufassen ist (vgl. Anm.169), sondern als eine Adaptation an die<br />

sich verändernden Bedingungen, wobei die technischen Möglichkeiten bereits bekannt sein können (ibd. 64).<br />

Dies würde dem Gesetz des geringsten Aufwands (Principle of least effort, nach Zipf 1949) entsprechen,<br />

demnach sich bei einem Rückgang des Bevölkerungsdruckes oder anderer Faktoren, wie z. B. die Entwicklung<br />

technischer Innovationen rückläufig werden würde (Cowgill 1975: 508f.).<br />

177 Ch-LF-5 ging meines Erachtens als Synoikismos (in der Altertumsk<strong>und</strong>e der Zusammenschluss mehrer<br />

Ortschaften zur Bildung einer Stadt [Rachet 2002: 320]) der beiden vorangegangenen Siedlungen Ch-MF-6 <strong>und</strong><br />

-7 hervor; vgl. Karte 2.<br />

178 Carneiro (1981: 63ff.) favorisiert den Krieg als Antriebsmotor der Zentralisierung politischer Macht nicht nur<br />

auf Häuptlingsebene, sondern auch auf Staatsebene. Vgl. dazu auch Abb. 137.<br />

179 Militärische Konflikte sind dabei auch nicht auszuschließen (Boserup 1965: 93). Einen ähnlichen Ansatz,<br />

basierend auf der Bevölkerungsdruck-Ressourcenknappheit-Relation verfolgt auch Dumond (1972), wobei er<br />

nicht wie Sanders <strong>und</strong> Price (1968: 84) auf jeder evolutiven Stufe des Service´schen Modells monokausal die<br />

Relation konstatiert, sondern vor allem beim Übergang von der Rang- zur stratifizierten Gesellschaft (definiert<br />

durch Fried 1967: 109ff.; 185-204) militärische <strong>und</strong> Landbesitzfaktoren einbezieht (Dumond 1972: 300f.).<br />

60


369ff.) angenommen. Dieses Modell kann aber nicht auf das Tal von Oaxaca extrapoliert<br />

werden, da Bevölkerungsdruck dort kein Stressfaktor gewesen ist <strong>und</strong> sich dort<br />

siedlungsarchäologische <strong>und</strong> soziopolitische Hierarchisierung dennoch entwickelt hat. Einen<br />

unterrepräsentierten Anteil in der theoretischen Literatur zu diesem Komplex nimmt der<br />

<strong>Austausch</strong> oder Handel als Motor der politischen Zentralisierung ein <strong>und</strong> ist deshalb<br />

Schwerpunkt des folgenden zweiten Hauptteils. 180<br />

6. INTERREGIONALER AUSTAUSCH IM MITTLEREN<br />

FORMATIVUM<br />

6.1 Ziele <strong>und</strong> Methodik<br />

Die folgenden Kapitel (6.2 <strong>und</strong> 6.3) verfolgen zwei gr<strong>und</strong>legende Ziele. Zum einen wird der<br />

<strong>Austausch</strong> als ein kulturelles Subsystem, neben anderen wie dem technologischen, sozialen,<br />

symbolischen oder subsistenzökonomischen Subsystemen (Renfrew 1975: 36), die in<br />

gegenseitiger Interdependenz stehen, als ein wesentlicher Bestandteil <strong>und</strong> treibende Kraft<br />

innerhalb des Prozesses der politischen Zentralisierung auf einer bestimmten Stufe der<br />

soziopolitischen Entwicklung, nämlich des Häuptlingstums, betrachtet. In diesem<br />

Zusammenhang wird hier der Begriff „<strong>Austausch</strong>“ (exchange) gegenüber dem Konzept des<br />

„Handels“ (trade) vorgezogen <strong>und</strong> in seinen weitesten Implikationen, wie es Marshall Sahlins<br />

in seinem Artikel „On the Sociology of Primitive Exchange“ (1965) als eine Transaktion von<br />

Gütern, Ideen <strong>und</strong> Symbolen eingebettet in einen soziokulturellen Kontext betrachtet,<br />

verwendet. Damit wird ein substantivistisch-funktionalistischer Ansatz postuliert, der den<br />

<strong>Austausch</strong> in seiner emischen Bedeutung integriert, als einen soziokulturellen Akt mit<br />

funktionaler Intention ansieht. 181 Dagegen trägt der Begriff „Handel“ eine marktwirtschaftlich<br />

orientierte Konnotation, die aus der Sicht Polanyis (1968[1957]: 156) in einen staatlichen<br />

Rahmen oder in westliche industrialisierte Gesellschaften eingeordnet wird. 182 Die in dieser<br />

Arbeit behandelten Gesellschaften befinden sich auf einer nicht-staatlichen Ebene. Ebenso<br />

wenig konnten Märkte, sowohl als loci des <strong>Austausch</strong>es (ibd. 169), als auch in Form des<br />

180 Beispiele für diesen Ansatz bilden die Arbeiten von Helms (1991); Drennan (1991: 279-281); Earle (1997:<br />

198f.); (Hirth 1992); Coe <strong>und</strong> Diehl 1980a: 390f. ; Rathje (1971: passim; Fig. 1, 2); Freidel 1978: 253ff., Smith<br />

1976 <strong>und</strong> diverse Beiträge in Hirth 1984b.<br />

181 Von formalistischer Seite kann an diesem Vorgehen der Einwand erhoben werden, dass vor allem im<br />

Zusammenhang mit einem Prestigegüteraustausch, die einzelnen Akteure den Prinzipien neoklassischer<br />

Ökonomie folgen, indem sie eine Maximierung ihres eigenen Ansehens forcieren <strong>und</strong> damit die eigenen<br />

Bedürfnisse mit den knapp zur Verfügung stehenden Ressourcen zu befriedigen trachten. Eine strikte Trennung<br />

beider Paradigmata ist nicht beabsichtigt.<br />

182 Handel ist jedoch auch eine Form des <strong>Austausch</strong>es, auch wenn der soziale Kontext vor allem in westlichindustrialisierten<br />

Gesellschaften weitestgehend abhanden, jedoch nicht gänzlich verloren gegangen ist, wie<br />

Polanyi (1966: xvii, zit. n. Rössler 1999: 88) konstatiert.<br />

61


Konzeptes von „site-free“ Märkten (Rössler 1999: 87) bisher archäologisch im Mittleren<br />

Formativum Mesoamerikas definiert werden.<br />

Zum anderen ist es das Ziel dieses Kapitels ein pan-mesoamerikanisches <strong>Austausch</strong>netzwerk,<br />

basierend auf dem <strong>Austausch</strong> von bestimmten Gütern, Ideen <strong>und</strong> Symbolen <strong>und</strong> in Anlehnung<br />

an das Netzwerkmodell von Arthur Demarest (1989) (Abb. 83) zu konstruieren. Das<br />

Vorgehen ist im Gegensatz zu Kap. 5 deduktiv <strong>und</strong> fußt auf zum Teil hypothetischen<br />

Prämissen, 183 die jedoch in ihrem Gesamtbild, durch archäologische Reminiszenzen,<br />

ethnographische <strong>und</strong> geographische Analogieschlüsse an Kohärenz gewinnen sollen. Die<br />

Analyse erfolgt auf der Basis der binären Betrachtung von größeren Zentren innerhalb der<br />

verschiedenen Regionen Mesoamerikas, die innerhalb der Siedlungshierarchie oben lokalisiert<br />

werden <strong>und</strong> analog dazu (vermutlich) Sitze von Häuptlingstümern waren <strong>und</strong> zusätzlich über<br />

einen überregionalen F<strong>und</strong>kontext verfügen. 184 Innerhalb des letzt genannten wird nicht<br />

stringent nach Artefaktkategorien untersucht; das bedeutet, dass das Postulat Henry Wrights<br />

(1972: 95f.), dass<br />

„..the artifact samples must be representative of those in the site or sites, and the<br />

assumptions which one makes in order to derive measures of exchange variables from the<br />

data must be explicit.”<br />

nicht aufrechterhalten werden kann. Vielmehr sollen auch Einzelf<strong>und</strong>e mit hoher<br />

Aussagekraft über deren Provenienz einbezogen werden, um nicht die Quantität oder<br />

Intensität des <strong>Austausch</strong>es zu demonstrieren, sondern deren eigentliche Existenz. Eine<br />

Quantifizierung könnte entweder über das Volumen einer Artefaktgruppe ermittelt werden,<br />

oder, was in diesem Zusammenhang denkbarer erscheint, über die Anzahl verschiedener<br />

Objekte in einem Ort, die in die Kategorie der Prestigegüter fallen. Über die Problematik von<br />

Einzelf<strong>und</strong>en, die noch keine Evidenz für <strong>Austausch</strong>netzwerke darstellen, bin ich mir bewusst<br />

<strong>und</strong> versuche eine Integration in die gegebene Analyse.<br />

6.2 Theoretischer Überbau <strong>und</strong> Prämissen<br />

Es wurde bereits in früheren Kapiteln (2.2 <strong>und</strong> 3) das Häuptlingstum als eine der frühesten<br />

zentralisierten, soziopolitischen Entitäten, die sich in Mesoamerika archäologisch verifizieren<br />

lassen genannt. Unabhängig von der vieldiskutierten Frage nach der Genese von<br />

183 Diese Prämissen <strong>und</strong> der theoretische Überbau sollen im folgenden Kapitel näher erläutert werden.<br />

184 In diesem Rahmen müssen F<strong>und</strong>e im Kontext von Höhlen, Einzelsiedlungen, Cenotes <strong>und</strong> anderen aus der<br />

Betrachtung ausgeblendet werden.<br />

62


Häuptlingstümern 185 <strong>und</strong> deren Komplexitätsbreite 186 werden in vielen Regionen des hier<br />

behandelten mesoamerikanischen Raumes im Mittleren Formativum Häuptlingstümer<br />

angenommen. Der <strong>Austausch</strong>, vor allem in Form des Prestigegüteraustausches zwischen den<br />

Eliten (Häuptlingen, oder aufstrebenden soziopolitischen Instanzen: „aggrandizer“, wie es<br />

Clark <strong>und</strong> Blake [1996: 259] nennen), soll nicht als „prime mover“ der Genese von<br />

Häuptlingstümern definiert, 187<br />

sondern innerhalb eines bereits bestehenden zentralisierten<br />

Systems als Motor einer weiteren Zentralisierung verstanden werden. 188 Die Verifizierung<br />

von Häuptlingstümern erfolgt mittels bestimmter diagnostischer Merkmale, deren<br />

185 Die Forschung hat eine immens große Bandbreite an Theorien bezüglich dieses Prozesses geliefert, den<br />

Carneiro (1981: 37) als den ersten Augenblick in der Menschheitsgeschichte auffasst, wo lokale Autonomie<br />

transzendiert wurde. Überblicksartig seien hier die wichtigsten Strömungen <strong>und</strong> ihre Vertreter genannt. In<br />

seinem evolutionären Ansatz betrachtet Service (1962: 144ff.) ökonomische Faktoren (v.a. die Redistribution)<br />

als ausschlaggebend für die Genese von Häuptlingstümern. Ähnlich sieht Sahlins (1958: xi) die Produktivität<br />

<strong>und</strong> den Surplus als Faktor für die redistributiven Kräfte des Häuptlings, ohne die Mechanismen <strong>und</strong> Ursachen<br />

der Produktionssteigerung zu erklären. In einer späteren Arbeit über die „häusliche Produktionsweise“ postuliert<br />

Sahlins (2004[1972]) aufbauend auf der „Chayanov´s rule“ (ibd.87) jedoch ein „anti-surplus-system“, dessen<br />

Kernaussage ist, dass die potentiellen Ressourcen <strong>und</strong> Kapazitäten eines Haushaltes nicht ausgenutzt werden, um<br />

das Equilibrium des sozialen Gefüges nicht anzugreifen (ibd. 69ff.). Fried (1967: 141, 186; passim) sieht den<br />

differenten Zugang zu knappen Ressourcen als Faktor der sozialen Stratifizierung. Clark <strong>und</strong> Blake (1996: 266)<br />

sehen im Wettbewerb um Prestige <strong>und</strong> damit zusammenhängend um Ressourcen <strong>und</strong> Gefolgschaft, mittels<br />

Großzügigkeit den Schlüssel für Rangbildung <strong>und</strong> politische Zentralisierung. Carneiros (1981: 63) monokausale<br />

Argumentation des Krieges als Kernfaktor wurde bereits genannt (vgl. Anm. 178). Breuers (1990: 7-55)<br />

synthetische Analyse, basierend auf den Arbeiten Marx´, Webers, Friedmans <strong>und</strong> Rowlands´ <strong>und</strong> der kognitiven<br />

<strong>und</strong> entwicklungspsychologischen Schulen (v. a. Jean Piaget) legt dem Häuptlingstum die „Monopolisierung der<br />

symbolischen Bedingungen der Reproduktion“ (ibd. 42) zugr<strong>und</strong>e, die anfänglich über eine asymmetrische<br />

Reziprozität institutionalisiert wird. Earle (1997: 193ff.) untersucht alle genannten Faktoren, verwirft die<br />

redistributiven Kräfte (konstatiert jedoch für Hawai´i, dass Kontrolle über die Produktion der<br />

Hauptnahrungsmittel <strong>und</strong> der Besitz von Ressourcen, vor allem von Land die ökonomische Basis der<br />

stratifizierten Gesellschaft war [Earle 1987b: 75]), welche Service als Motor der Genese des Häuptlingstums<br />

betrachtet hatte <strong>und</strong> amalgamiert sie zu einer multilinearen <strong>und</strong> multikausalen Evolution von Häuptlingstümern<br />

(Earle 1997: 208ff.; ders. 1977: 227). Zur Rolle der Redistribution im Häuptlingstum vgl. Peebles <strong>und</strong> Kus<br />

(1977: 425, passim). Für multilineare <strong>und</strong> –kausale Ansätze vgl. auch Flannery 1972 <strong>und</strong> Sanders <strong>und</strong> Webster<br />

1978.<br />

186 Der Terminus „Häuptlingstum“ ist aufgr<strong>und</strong> seiner Vielfalt, neben anderen evolutionären Typologien<br />

inflationär geworden (Earle 1987: 280). Unter diesem werden einfache zweischichtige Systeme, wie bei den<br />

Trobriandern, subsumiert, innerhalb derer der Häuptling auch nur eine primus inter pares Position einnehmen<br />

kann (Malinowski 2001[1922]: 90), gleichzeitig aber auch mehrschichtige staatsähnliche Systeme wie auf<br />

Hawai´i (Earle 1997: passim). Für das gesamte Spektrum zwischen egalitären sesshaften Gesellschaften <strong>und</strong><br />

Staatssystemen wurde von Feinman <strong>und</strong> Neitzel (1984: 40ff.; vgl. a. Table 2.1) der Begriff „middle range<br />

societies“ geprägt, um eine terminologische Kategorisierung im Friedschen (1967) oder Serviceschen (1962)<br />

Sinne zu vermeiden.<br />

187 <strong>Austausch</strong> im Allgemeinen als Güter- <strong>und</strong> Informationsaustausch spielt bereits in egalitären <strong>und</strong> big-man<br />

Gesellschaften eine Rolle bei der Entwicklung von zentralisierten Führungsinstanzen. Bei den egalitär<br />

organisierten Mekranoti-Kayapó Zentralbrasiliens kristallisieren sich bestimmte Familien heraus, die im<br />

intertribalen Kontakt als „culture brokers“ (Spencer 1991: 142) fungieren <strong>und</strong> diese übergeordnete Funktion<br />

gegenüber anderen Familien auch vererben. In der hier behandelten Bedeutung des <strong>Austausch</strong>es, unter<br />

Berücksichtigung der geographisch-topographischen Gegebenheiten bleibt dieser Faktor unberücksichtigt,<br />

obwohl bereits in den Anfängen des Frühen Formativums interregionale Kontakte belegt sind <strong>und</strong> durchaus<br />

diffusionistische Prozesse auf unterschiedlichen soziopolitischen Kontinua bestanden haben könnten (Santley<br />

<strong>und</strong> Pool 1993: 186). Inwieweit der <strong>Austausch</strong>, vor allem der interregionale <strong>und</strong> –elitäre als „prime mover“ für<br />

die Evolution von komplexer sozialer Stratifikation fungiert haben soll, bleibt hier aufgr<strong>und</strong> der Verortung dieser<br />

Prozesse in den Übergang von der Archaik in das Frühe Formativum unbeantwortet.<br />

188 Ein Beispiel hierfür wäre das K´ichee´-Becken, das zunächst eine soziopolitische Zentralisierung, vor allem<br />

in dem Ort Cor erfahren hat (vgl. Kap. 6.3.1.21) <strong>und</strong> anschließend eine Intensivierung des <strong>Austausch</strong>es auf<br />

regionaler <strong>und</strong> <strong>interregionaler</strong> Ebene (Brown 1984: 220, 233).<br />

63


Interpretation flexibel bleiben muss, ohne in eine an die evolutionären Schemata von Service<br />

oder Fried angelehnte „check-list archaeology“ (Kristiansen 1984: 72) zu verfallen. 189<br />

Ein signifikanter Indikator für Häuptlingstümer ist die Siedlungshierarchie innerhalb eines<br />

Gebietes, die das Abbild der gesellschaftlichen Zentralität unter der Ägide eines Häuptlings<br />

widerspiegelt, welcher meist in der größten Siedlung residiert (Earle 1987b: 289, Wright<br />

1984: 43; Carneiro 1981: 53f.; Spencer 1987: 371). 190 Ein weiterer Marker ist die Planung<br />

<strong>und</strong> Durchführung monumentaler Konstruktionen, die Aussagen über die Bevölkerungsgröße<br />

des zentralen Ortes <strong>und</strong> deren Umgebung aber auch über den mobilisierten Surplus geben<br />

können (Earle 1987b: 290; Peebles <strong>und</strong> Kus 1977:432). Problematisch dabei ist eine<br />

Trennung von Arbeiten, die durch egalitäre Gesellschaften oder durch Staatssysteme<br />

durchgeführt werden. So können kleinere egalitäre Gruppen über längere Zeiträume<br />

Konstruktionen erbaut haben, die monumentalen Charakter aufweisen. 191<br />

Daneben bietet der Grabkontext Aussagen über die soziale Hierarchie, repräsentiert durch<br />

Symbole des Status´, die auf einen Zugang oder der Kontrolle dieser Objekte durch deren<br />

Besitzer oder Verwandtschaft deutet (Joyce 1999: 18, 30, 41; Morales 1987: 100ff. als Bsp.<br />

für das Mittlere Formativum in Chalcatzingo). Kritik daran kann geübt werden, da eine<br />

isomorphe Relation zwischen Grabreichtum <strong>und</strong> sozioökonomischen Status der Person zu<br />

Lebzeiten nicht zwingend sein muss (Renfrew 1986: 144, Anm. 2; Earle 1987b: 290f.).<br />

Weitaus aussagefähiger ist die Ungleichheit der Wohneinheiten, die sich durch Größe,<br />

Material <strong>und</strong> den darin gef<strong>und</strong>enen Artefakten ausdrücken kann (ibd. 291).<br />

Eine weitere Prämisse ist, dass nur größere Zentren, respektive Sitze von Häuptlingen <strong>und</strong><br />

deren Eliten, die Knotenpunkte innerhalb des Netzwerkes darstellten, die den <strong>Austausch</strong><br />

koordinierten. Häuptlingstümer besitzen eine Reihe von Basismerkmalen, die das System<br />

perpetuieren <strong>und</strong> legitimieren. Als wichtigste sind, die Kontrolle <strong>und</strong> die Regulation der<br />

ökonomischen Prozesse zu nennen, unabhängig davon, ob es sich um Redistribution,<br />

Bewässerungssteuerung, Kontrolle über die Haupterzeugnisse, Land, Prestigegüter, oder<br />

189 Dieses Dilemma beschreibt Upham (1987: 345) anekdotisch bei dem Scheitern der Applikation seiner ersten<br />

Forschungsergebnisse auf die Servicesche Typologie.<br />

190 Der zentrale Ort kann als ökonomisches, zeremonielles oder administratives Zentrum fungieren (Carneiro<br />

1981: 53). Jedoch verweist Terell (1986: 205ff.) darauf, aufbauend auf Callens (1976) Studie über die<br />

Siedlungssysteme im Siuai (vgl. dazu Oliver [1955]) dass auch big-man-Systeme <strong>Siedlungshierarchien</strong><br />

aufweisen können, obwohl die Stellung des big-man nicht vererbbar ist <strong>und</strong> damit das System eine kurze<br />

Lebensdauer besitzt (Sahlins 1963: 289ff.).<br />

191 Ein Beispielt hierfür könnten die Henges auf den Britischen Inseln darstellen, mit dem berühmtesten, dem<br />

Stonehenge, das eine 900-jährige Bau- <strong>und</strong> Nutzungsgeschichte aufweist <strong>und</strong> vermutlich eine religiös motivierte<br />

Gemeinschaftsarbeit darstellt (Maier 2005: 23, 53). Das Gegenbeispiel für Häuptlingstümer, die keine<br />

monumentale Architektur hinterlassen haben, sind die Machiparo <strong>und</strong> Marajoara am Amazonas (Carneiro 1981:<br />

Anm. 15).<br />

64


militärisches Potential handelt, um nur einige aufzulisten (Earle 1987b: 292ff.). 192<br />

Entscheidend ist, dass der Häuptling mittels dieser die Arbeitskraft der Subalternen<br />

mobilisieren kann. Daraus ergibt sich, <strong>und</strong> das ist eine weitere Prämisse, dass bestimmte<br />

Bevölkerungsgruppen aus dem subsistenziellen Produktionsprozess herausgenommen wurden<br />

<strong>und</strong> als spezialisierte Handwerker oder im <strong>Austausch</strong>netzwerk eingesetzt werden konnten. 193<br />

Dieser <strong>Austausch</strong> könnte meines Erachtens auf einer zweistufigen Ebene funktioniert haben,<br />

die sich an das Reziprozitäts-Modell Marshall Sahlins´ anlehnt (Abb. 84) <strong>und</strong> in ähnlicher<br />

Form von Hammond (1973: 6) für die klassischen Maya aufgestellt wurde (Abb. 85). Die<br />

Modifikation dieses Modells würde auf der regionalen Ebene eine asymmetrischredistributive<br />

194 Wirtschaftsweise postulieren, bei der wie am Beispiel des Tals von Oaxaca<br />

Ressourcen abbauende Dörfer wie Fábrica San José (Salz) oder der Ort 1-2-11 (Feuerstein,<br />

vgl. S. 24) ihre Rohstoffe an das regionale Zentrum San José Mogote weitergegeben hätten<br />

<strong>und</strong> im Gegenzug dazu andere Güter erhielten. Der zentrale Ort fungierte damit als „pool“, in<br />

dem bestimmte Güter konzentriert <strong>und</strong> von da regional distributiert wurden (Pires-Ferreira<br />

1975: 4). 195 Die ausgeglichene Form der Reziprozität auf regionaler Ebene könnte in dem Fall<br />

postuliert werden, wenn der <strong>Austausch</strong> zwischen den Lineages in den jeweiligen Siedlungen<br />

stattfand, wie im Modell von Plunket Nagoda (1979, vgl. S. 35) konstruiert.<br />

Auf der interregionalen Ebene träte die intertribal-negative Reziprozität (Sahlins 1965: 148f.;<br />

vgl. o. Abb. 84) in Erscheinung, jedoch nicht wie von Sahlins (ibd.) in ihrer ursprünglichen<br />

Definition mit einer pejorativen Konnotation behaftet, 196 sondern als „intertribal symbiosis“<br />

(ibd. 155), die die negative Reziprozität unterdrückt <strong>und</strong> sich als Handelspartnerschaft<br />

ausdrückt. Sahlins (ibd.) formuliert die Transformation der „negative reciprocity“ als der<br />

192 Daneben bestehen vielfache Formen der ideologischen Legitimation (Earle 1987a: 298ff.).<br />

193 Dies ist ein wichtiges Argument für das Häuptlingstum, das imstande ist, menschliches Potential etwa für<br />

interregionalen <strong>Austausch</strong> zu mobilisieren. Ungeachtet dessen muss jedoch vermerkt werden, dass zum einen<br />

auch akephale Gesellschaften basierend auf segmentären Lineages, wie etwa die Nuer interregionalen <strong>Austausch</strong><br />

betrieben haben (in geringen Mengen Elfenbein, Eisen aber auch Vieh; Evans-Pritchard 1940: 87), zum anderen<br />

aber auch Häuptlinge oder lokale Führer die Reisen selbst unternommen haben, wie die Kuna Ostpanamas, oder<br />

die Tlingit der Nordwestküste Amerikas, nicht nur um neue Quellen von Gütern <strong>und</strong> Ressourcen zu erschließen,<br />

sondern auch um fremdes Wissen aufzunehmen (Helms 1991: 343).<br />

194 Bei Sahlins (1965: 147f.) ist es die ausgeglichene Reziprozität (balanced reciprocity) auf lokal-dörflicher<br />

Ebene. Orenstein (1980: 70f.) spricht von einer asymmetrischen Reziprozität, die zentrifugal wirkt. Das<br />

bedeutet, dass das soziopolitische Zentrum, der Häuptling, zentrifugal auf der gleichen sozialen Skala generös<br />

auf die soziale Peripherie verteilt <strong>und</strong> so den Status eines Gläubigers einnimmt. Asymmetrie ist dabei<br />

entscheidend, denn wie Carneiro (1981: 61) zu Recht bemerkt, erzielt der Häuptling weder Gewinn noch Macht,<br />

wenn er alles, was er erhält, weitergibt. Asymmetrie kann aber auch im Umkehrschluss Abhängigkeit des<br />

Zentrums von der Peripherie schaffen (Zentripetalität im Sinne Orensteins [ibd.]) <strong>und</strong> devolutive Tendenzen<br />

nach sich ziehen.<br />

195 „Gut“ wird hier allgemein verstanden als Sachgut, aber auch als Dienstleistung, die im gegebenen Fall auch<br />

als Arbeitskrafteinsatz, militärische Hilfe oder Handwerkereinsatz verstanden werden kann (Rössler 1999: 28f.).<br />

196 Nach Sahlins (1965: 148f.) „the attempt to get something for nothing with impunity, […] ethnographic terms<br />

include ´haggling´ or ´barter´, ´gambling´, ´chicanery´, ´theft´ and other…”<br />

65


impersonalsten Form des <strong>Austausch</strong>es in eine intertribale Symbiosis, die den Charakter der<br />

„balanced reciprocity“ annimmt wie folgt:<br />

„Intertribal symbiosis in short, alters the terms of the hypothetical model. The peripheral<br />

sector is breached by more sociable relations than are normal in this zone. The context of<br />

exchange is now a narrower co-membership sphere, the exchange is peaceful and<br />

equitable. Reciprocity falls near the balance point.”( Sahlins 1965: 155)<br />

Die ausgeglichene Form der Reziprozität (balanced reciprocity) verlangt den <strong>Austausch</strong> von<br />

gleichwertigen kulturspezifisch definierten Gütern, innerhalb einer festgelegten Periode, bei<br />

der die soziale Bande ausgeprägt ist, aber auch, im Gegensatz zur „generalized reciprocity“<br />

durch Nichteinhaltung der Wertäquivalenz oder des Zeitrahmens gestört werden kann (ibd.<br />

147f.).<br />

Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass vor allem Prestigegüter, aber auch<br />

Wertgegenstände des täglichen Nutzens den Kern der folgenden Untersuchung bilden. Die<br />

aus dem Prestigegüteraustausch resultierenden exotischen Objekte, Ideen, oder Wissen die<br />

entweder auf direktem Wege (Abb. 86a), oder über den „down-the-line“-Modus (Abb. 86b)<br />

ausgetauscht worden sein könnten, hätten auf regionaler Ebene eine Klientenschaft an den<br />

Häuptling binden (Clark <strong>und</strong> Blake 1996: 265) oder als Währung, gegen Menschen<br />

konvertiert werden können, in Form von Frauen, 197 Sklaven, oder Mitgift (Ekholm 1977:<br />

120). Die Kontrolle (d.h. die Distribution an Subalterne oder deren Übernahme von<br />

Vorbildern, was Renfrew [1975:33] „emulation“ nennt) 198 dieser Objekte oder des rituellen<br />

<strong>und</strong> esoterischen Wissens (Helms 1988: 131ff.; 1991: 338) war ebenfalls eine Möglichkeit,<br />

die Macht <strong>und</strong> das Prestige aufrechtzuerhalten. 199<br />

197 Frauen können wiederum das Prestige eines Häuptlings mehren, da sie das „supreme gift“ darstellen (Lévi-<br />

Strauss 1949: 65, zit. n. Gregory 1982: 49). An dieser Stelle ist anzumerken, dass Frauen eine wichtige Rolle<br />

beim Übergang von egalitären zu politisch zentralisierten Gesellschaften gehabt haben könnten. In Jäger-<br />

Sammler-Gesellschaften kann der durch die Frauen gesammelte Anteil an Nahrungsmitteln proportional am<br />

Volumen höher als der erjagte durch die Männer sein, obwohl letztere mehr Zeit investieren (Lee 1968: 37). Bei<br />

einer Intensivierung der Arbeit kann Surplus erzielt werden, der wiederum in Festen generös verteilt werden<br />

kann, bei denen der Geber gegenüber dem Nehmer einen Prestigegewinn (z. B. mana) erfährt <strong>und</strong> in eine<br />

übergeordnete Position gegenüber dem Nehmer versetzt wird. Dieser kann die Gabe eventuell nicht erwidern<br />

(Mauss 1999[1923/24]:27f.). Ein Beispiel hierfür bilden die Kachin Burmas, deren soziopolitische Organisation<br />

durch die asymmetrische Reziprozität, die die Feste (manau) charakterisieren von einem egalitären System<br />

(gumlao) in ein hierarchisches Rangsystem (gumsa) transformiert wurde (Friedman 1975: 171, aufbauend auf<br />

der Arbeit über die Kachin von Edm<strong>und</strong> Leach [1954]). Flannery <strong>und</strong> Schoenwetter (1970: 149f.) suggerieren<br />

für das Tal von Oaxaca, dass die aus fruchtbaren Jahren resultierende Ernte, etwa an Mais, in Zeiten der<br />

Knappheit als „trade goods“ oder im Rahmen eines zeremoniellen <strong>Austausch</strong>es lokal oder regional distributiert<br />

wurden <strong>und</strong> in beiden Fällen einen Prestigegewinn für den Geber bedeutet hätten.<br />

198 Vgl. auch Clark 1997: 229, passim, <strong>und</strong> Lesure 2004: 78 als Beispiele für das Formative Mesoamerika.<br />

199 Ein ethnographisches Beispiel bilden die älteren Männer der Yir Yoront Australiens, die die Kontrolle über<br />

steinerne Äxte <strong>und</strong> deren Distribution an Frauen oder jüngere Männer ausübten <strong>und</strong> damit ihre Position <strong>und</strong> ihr<br />

Prestige aufrechterhielten. Erst mit dem Aufkommen von Stahläxten lösten sich diese Kontrollmechanismen auf,<br />

66


Aufbauend auf diesen Erörterungen lassen sich ortsfremde Artefakte oder Ressourcen als<br />

Marker für einen Fernaustausch konstatieren, soweit deren Provenienz durch chemischphysikalische<br />

oder Stilanalysen festgestellt werden kann <strong>und</strong> bilden damit ein weiteres Indiz<br />

für ein zentralisiertes politisches System.<br />

Vorab stellen sich jedoch drei Fragen. Wie wird ein Prestigegut definiert <strong>und</strong> wie werden<br />

bestimmte Objekte zu einem Prestigegut? Und was könnte letztlich noch ausgetauscht worden<br />

sein? Beginnend mit der letzten Teilfrage lassen sich viele Güter (v.a. Nahrungsmittel)<br />

aufgr<strong>und</strong> der geographisch-topographischen Gegebenheiten als limitierendes Moment in<br />

Mesoamerika ausschließen (Sanders et al. 1979: 374; Hirth 1992: 19). 200 Es wurde bereits<br />

darauf hingewiesen (vgl. S. 33f.), dass selbst in dichten Siedlungsnetzwerken, wie im Tal von<br />

Oaxaca die Einzugsgebiete der Orte die Bevölkerung ausreichend mit Nahrungsmitteln<br />

versorgen konnten. Und selbst dort, wo das Ertragspotential der Böden überschritten wurde,<br />

wie am Beispiel des Tals von Mexiko aufgezeigt (vgl. S. 55, 60), bleibt es unwahrscheinlich,<br />

dass Nahrungsmittel aus weit entfernten Regionen requiriert worden sind. 201 Zudem mussten<br />

alle Güter mit menschlichem Krafteinsatz transportiert werden, da Lasttiere bis zum<br />

Eintreffen der Spanier unbekannt waren (Diamond 2000: 439). Durchaus denkbar ist der<br />

<strong>Austausch</strong> von seltenen Nahrungsmitteln wie etwa marinen Produkten, die ins Landesinnere<br />

befördert wurden, 202 oder von Kakao. 203 Von Bedeutung für diese Arbeit ist auch der bereits<br />

da auch jüngere Zugang zu diesen Gütern hatten (Sharp 1952: 11ff.). Ein ähnlicher Prozess wurde von Hugh-<br />

Jones (1992:57) für die Barasana in der Vaupés-Region Kolumbiens beobachtet, bei dem die älteren Männer die<br />

Kontrolle über bestimmte Güter, die Prestige verleihend sind, an jüngere Mitglieder verloren, die wiederum<br />

ihren Status <strong>und</strong> Prestige durch den Kontakt mit Weißen bezogen. Der Bezug von Status <strong>und</strong> Prestige durch den<br />

Kontakt mit Weißen ist ein weit verbreitetes Phänomen. Fischer (2002: 41f.) gibt ein Beispiel aus seiner eigenen<br />

Feldforschungserfahrung. Für Nuklaua, den lokalen „Großen Mann“ der Jeghuje (Papua-Neuguinea), bildete der<br />

Ethnologe das Instrument für seine soziopolitische Stellung im Dorf <strong>und</strong> wurde von ihm monopolisiert.<br />

200 Drennan (1984a: 28; 1984b: 107) konstatiert eine maximale Distanz von 275 km für einen profitablen<br />

Transport von Hauptnahrungsmitteln über Land <strong>und</strong> schließt nicht die Möglichkeit von <strong>Austausch</strong> zwischen<br />

einigen nahe gelegenen Zentren, wie z. B. Laguna Zope <strong>und</strong> San José Mogote im Mittleren Formativum aus (ibd.<br />

1984a: Table 1). Jedoch kann für ihn dieser <strong>Austausch</strong> keine Basis für ein Netzwerk bilden (ibd. 39). Seine<br />

Berechnungen zu Objekten höheren Werts, deren Volumina, basierend auf den Daten aus den Weilern Fábrica<br />

San José <strong>und</strong> Tierras Largas fallen meines Erachtens gering aus, da sie größere Orte, die auch Sitze von breiteren<br />

Eliten sein konnten, nicht einbeziehen. Drennan verwirft auch diese Form des <strong>Austausch</strong>es als Basis bildend für<br />

ein ökonomisches Netzwerk <strong>und</strong> damit als Stimulus für die politische Zentralisierung (ibd. 40). Drennan<br />

verkennt hierbei die soziopolitische Bedeutung dieses, wenn auch quantitativ geringen <strong>Austausch</strong>es auf Kosten<br />

eines ökonomisch-formalistischen Ansatzes (ibd. 28). Dergleichen wird ein Keramikaustausch ausgeschlossen<br />

(ibd. 29), ohne die Möglichkeit von hochwertiger Luxusware als Tauschobjekt einzubeziehen, wie in der Maya-<br />

Klassik geläufig (vgl. etwa die Jauncy Vase [Miller 1999: 205; Reents-Budet 2000:251f.]).<br />

201 In diesem Zusammenhang entwirft Steponaitis (1981: 358) ein mathematisches Modell, mit dem er zu zeigen<br />

versucht, dass Nahrungsknappheit im Späten Formativum durch Tribute aus benachbarten Siedlungen<br />

kompensiert wurde <strong>und</strong> dass beispielsweise das lokale Zentrum Ch-LF-5 drei Mal mehr Tribute (in<br />

Nahrungsmitteln) kontrollierte, als das durchschnittliche lokale Zentrum (ibd.346).<br />

202 Solche Produkte könnten in Regionen, die bar solcher Güter sind, gleichzeitig auch als Prestigegut innerhalb<br />

von redistributiven Festen gedient haben. Diesen Status attestieren Clark <strong>und</strong> Blake (1996: 275) dem Mais, der<br />

in der Barra-Phase (1550-1150 v. Chr.) in der Mazatán-Region vermutlich als ein solches Gut eingeführt wurde.<br />

67


erwähnte (vgl. Anm. 193) <strong>Austausch</strong> von Wissen als Träger von Symbolen, Stilen <strong>und</strong> Ideen<br />

(Helms 1988, 1991; Lesure 2004).<br />

Die erste <strong>und</strong> zweite Frage kann über die Erörterung von Wertzuweisungen beantwortet<br />

werden. Der Wert eines Gutes ist immer ein kulturelles Konstrukt, das in seinem sozialemischen<br />

<strong>und</strong> zeitlichen Rahmen betrachtet werden muss (Rössler 1999: 139f.). Bei einem<br />

interkulturellen (hier interregionalen) <strong>Austausch</strong> treffen zwei Wertesysteme aufeinander,<br />

deren Akteure den Wert der Güter reziprok durch das eigene Interesse determinieren<br />

(Strathern 1992: 171). 204 Der <strong>Austausch</strong> von verschiedenen Gütern findet dabei nicht<br />

willkürlich statt, sondern entlang eines wertäquivalenten Kontinuums innerhalb von kulturell<br />

<strong>und</strong> kognitiv determinierten Wertklassen, die eine Tendenz zur Hierarchisierung aufweisen<br />

(Kopytoff 1986: 70). Die Wertklassen bilden wiederum die Basis für die Konstruktion von<br />

Tauschsphären die festschreiben, welche Dinge untereinander getauscht werden können <strong>und</strong><br />

welche nicht (ibd. 71; Rössler 1999: 179). Ausgehend von dem Beispiel der Tiv (Nigeria)<br />

stellten Bohannan <strong>und</strong> Bohannan (1968: 227ff.) eine dreistufig hierarchisierte<br />

Tauschsphärenskala auf, bestehend aus einer unteren Subsistenzgütersphäre, gefolgt von einer<br />

mittleren Prestigegütersphäre <strong>und</strong> schließlich einer oben angesiedelten Sphäre, welche die<br />

Rechte an Menschen (v. a. Frauen <strong>und</strong> Kinder) beinhaltet. In vielen Fällen können die<br />

Sphären nicht transzendiert werden, bei den Tiv ist ein Wechsel jedoch durch den <strong>Austausch</strong><br />

von Messingstäben (brass rods) als allgemeiner Wertmaßstab (jedoch nicht unbegrenzt)<br />

möglich (Kopytoff 1986: 71). Der Fokus der hier vorliegenden Analyse liegt bei der<br />

Wertklasse der Prestigegüter. 205 Diese werden definiert durch ihren hohen „inneren Wert“<br />

(auch „intrinsischer Wert“, oder „Primärwert“ genannt [Renfrew 1986: 158]), der gekoppelt<br />

ist an die Kriterien der Knappheit, Auffälligkeit, aber auch der eingesetzten Arbeitsleistung<br />

(labor input), ohne zwingend durch einen hohen Gebrauchswert gekennzeichnet zu sein. 206<br />

Andere marine Produkte, etwa Muscheln wurden ebenfalls als Objekte hohen Werts ins Landesinnere exportiert<br />

(Zeitlin 1978: 197).<br />

203 Die Region Soconusco spielt heute eine der wichtigsten Rollen im Kakaoanbau <strong>und</strong> war bereits zur Zeit der<br />

spanischen Eroberung für dieses Produkt bekannt (Lowe et al. 1982: 43, 47). Durchaus denkbar, dass Kakao von<br />

dort im Mittleren Formativum in andere Regionen exportiert wurde. Aus dem Codex Mendoza geht ebenfalls<br />

hervor, dass Kakaobohnen, Federn, Jaguarfelle <strong>und</strong> andere Textilien als Tauschobjekte gehandelt wurden (Grove<br />

<strong>und</strong> Gillespie 1992: 23).<br />

204 Es darf in diesem Zusammenhang nicht übersehen werden, dass Wert auch außerhalb von Tauschhandlungen<br />

geschaffen wird (Rössler 1999: 138).<br />

205 Die Anzahl der Tauschsphären, respektive der Wertklassen, kann kulturspezifisch variieren. Die Objekte<br />

können auch von einer Wertklasse zur nächsten wandern <strong>und</strong> damit ihre Qualität <strong>und</strong> hierarchische Position<br />

verändern (Rössler 1999: 141).<br />

206 Wird etwa Knappheit durch interne (Mehrproduktion) oder externe (höhere <strong>Austausch</strong>mengen) Faktoren<br />

ausgeschaltet, kommt es zum Übergang vom Prestige- oder Luxusgut zum Gebrauchsgut wie Hugh-Jones (1992:<br />

47) für das Koka belegt, das zunächst durch die Barasana in der Vaupés-Region (Kolumbien) im rituellen<br />

Rahmen, mit dem Kokainboom im kommerziellen Rahmen angebaut wurde. Ein prähistorisches Beispiel für<br />

diesen Prozess liefert Renfrew (1986: 161) für das Gräberfeld von Varna (Bulgarien).<br />

68


Entscheidend ist, dass deren Besitz, Weitergabe oder Konsum Prestige erhöht (Rössler 1999:<br />

141). Ihren Status können Prestigeobjekte auch aus ihrer „Exotik“ ableiten, die repräsentiert<br />

wird durch andere Ethnien, durch das Fremde per se (Baugh <strong>und</strong> Ericson 1993: 10). 207<br />

Im archäologischen Kontext sind emische Wertzuweisungen schwierig zu verifizieren. Lesure<br />

(1999: 26) schlägt vor, dass zum einen, der soziale Gebrauch von Wertgegenständen (von<br />

Wert per se) entsprechend ihres Grades an Veräußerlichkeit die Variation in ihren sozialen<br />

Rollen schafft, <strong>und</strong> zum zweiten, die Bewertung der sozialen Manifestation bei der Schaffung<br />

von Wert(-gegenständen) im Hinblick auf die Art <strong>und</strong> den Grad der Interaktion, die zur<br />

Reproduktion ihrer selbst führt, einbezogen werden sollte. Im konkreten Fall ist die<br />

Betrachtung von Objekten gleichen (oder unterschiedlichen) Materials oder Form in<br />

verschiedenen sozialen Kontexten ein Indikator für diverse Wertgradienten (ibd. 27). 208<br />

6.3 Empirische Gr<strong>und</strong>lagen für ein mesoamerikanisches<br />

<strong>Austausch</strong>netzwerk<br />

6.3.1 Binäre Betrachtung ausgewählter Regionen <strong>und</strong> Zentren in Mesoamerika<br />

6.3.1.1 Morelos – Golfküstenregion<br />

Die Bedeutung Chalcatzingos lag nicht nur in seiner Rolle als Rohstoffdistributionspunkt, der<br />

die Ressourcen, wie Eisenerzpigmente, Kaolin <strong>und</strong> Feuerstein aus seinem Umland erhielt,<br />

sondern auch als Knotenpunkt zwischen einzelnen Regionen (Grove 1989b: 146).<br />

Kenneth Hirth (1978) hat das in der Geographie angewandte Konzept der „gateway cities“<br />

übernommen <strong>und</strong> auf den formativen Ort Chalcatzingo angewandt. Nach Burghardt (1971:<br />

270) befinden sich „gateway cities“ im Gegensatz zu Zentralen Orten an der Peripherie ihres<br />

Einflussgebietes <strong>und</strong> entstehen an wichtigen ökonomischen Kreuzungspunkten (ibd.). Die<br />

Siedlungen dieses Gebietes sind miteinander über hierarchisierte dendritische, fächerartige<br />

Verbindungen verknüpft, die in der „gateway city“ münden <strong>und</strong> eine Minimierung der<br />

Transportkosten von Ort zu Ort gewährleisten (Abb. 87; Hirth 1978: 37f.). 209 Die Rohstoffe<br />

207 Gell (1986: 121) verweist darauf, dass die Muria Gond im Bastar-Distrikt (Madhya Pradesh, Indien),<br />

Prestigeobjekte mit anderen Nicht-Muria Gruppen assoziieren, denen man einen höheren sozialen Status<br />

attestiert. Interessant daran ist, dass diese Objekte intratribal nicht konkurrierend als Status- oder Prestigeobjekte<br />

benutzt werden, sondern als Zeichen der Konformität <strong>und</strong> des kollektiven Äußeren (ibd. 121f.).<br />

208 Ein Beispiel hierfür wären die Stachelrochenspitzen, die in Eliteresidenzen im Tal von Oaxaca gef<strong>und</strong>en<br />

wurden <strong>und</strong> allein durch ihre Seltenheit einen höheren Wert besitzen als die Knochenimitate im häuslichen<br />

Kontext (vgl. S. 24).<br />

209 Im Gegensatz zur Zentrale-Orte-Theorie haben „gateway communities“ lediglich eine vertikale Organisation<br />

<strong>und</strong> keine gleichwertigen Zentren neben sich, die untereinander interagieren <strong>und</strong> konkurrieren. Zudem<br />

berücksichtigt das Konzept der „gateway communities“ die naturräumlichen Gegebenheiten, wie<br />

topographisches Relief, Ressourcen, Bevölkerung, sowie <strong>Austausch</strong>- <strong>und</strong> Kommunikationsgrenzen. Christallers<br />

Theorem ging dabei von einer idealtypischen Prämisse aus (Hirth 1978: 38; vgl. dazu Anm. 105).<br />

69


werden aus dem Hinterland hierarchisch weitergeleitet <strong>und</strong> von der „gateway community“<br />

interregional distributiert. Dieser Prozess findet auch vice versa statt. 210<br />

Monumentale Kunst in Chalcatzingo ist Grove (1989b: 132) zufolge durch die Technik <strong>und</strong><br />

den Stil der Golfküste (zeitgleich zu La Venta) beeinflusst, obwohl erstere eine lokale<br />

Ausprägung besitzt, die Grove (ibd.) als „frontier art“ bezeichnet. Die Anzahl der<br />

Monumente dieses Stils ist in Chalcatzingo groß, so dass exemplarisch hier zwei vorgestellt<br />

werden. Zum einen enthält Monument 1 (Abb. 88), der sogenannte „El Rey“ viele<br />

diagnostische olmekische Elemente, wie das „U“-Motiv, das St. Andreas Kreuz <strong>und</strong> die<br />

dreifach vorkommenden Regentropfen. Zum anderen die petroglyphische Darstellung von<br />

vier Personen auf Monument 2 (Abb. 89), die ebenfalls Teile des „olmekischen Kanons“<br />

beinhalten. Gleichzeitig weisen die Figuren eine frappante Ähnlichkeit zur Erscheinung auf<br />

der San Miguel Amuco-Stele <strong>und</strong> den Akteuren auf Monument 12 in Chalchuapa (Abb. 90)<br />

auf. Auf der keramischen Ebene zeigt die Peralta Orange-Ware Ähnlichkeiten zur Keramik in<br />

La Venta <strong>und</strong> Tres Zapotes (Grove 1984:. 83f.), ist aber auch in Orten des nördlichen Maya-<br />

Tieflands durch den lokalen Joventud Red-Typus vertreten (ibd. 84; Andrews 1986: 41).<br />

Grünstein könnte in die Golfküstenregion entweder aus der Motagua-Region im Hochland<br />

von Guatemala oder auch aus Guerrero bezogen worden sein. Bei Letzterem wäre<br />

Teopantecuanitlán als Knotenpunkt möglich (Abb. 91), der eine verbindende Position<br />

zwischen Chalcatzingo <strong>und</strong> anderen Orten in Guerrero einnahm. In Teopantecuanitlán (auch<br />

Tlacozotitlán genannt) sind Monumente olmekischen Stils vorhanden <strong>und</strong> werden im Kap.<br />

6.3.1.4 kurz erläutert (Grove 1989b: 142ff.).<br />

Mit dem Niedergang der olmekischen Kultur verliert Chalcatzingo seine Hauptfunktion als<br />

„gateway community“, die vor allem das olmekische Kerngebiet versorgte, <strong>und</strong> führte Grove<br />

(1984: 165) zufolge um 500 v. Chr. zur Aufgabe der Siedlung. 211<br />

210 Das Prinzip der „gateway communities“ lehnt sich meines Erachtens stark an das Transportprinzip der<br />

Christallerschen Zentrale-Orte-Theorie, wie auf S. 35f. vorgestellt.<br />

211 Diese Interpretation ist durch Santley (1984b: 604f.) kritisiert worden, da bestimmte Rohstoffe wie Kaolin<br />

auch lokal im Golfküstengebiet hätten abgebaut werden können, so dass die Etablierung einer „gateway<br />

community“ für die Bedürfnisse der olmekischen Elite marginal wenn nicht sogar obsolet geworden wäre.<br />

Santley übersieht jedoch meines Erachtens zwei Punkte. Zum einen muss der interregionale <strong>Austausch</strong> nicht als<br />

ökonomische Basis Chalcatzingos fungiert haben. Zum anderen hat Chalcatzingo, <strong>und</strong> das wird aus den Daten<br />

im Kap. 6.3.1.2 – 6.3.1.5 deutlich, <strong>Austausch</strong>kontakte zu anderen Regionen unterhalten. Auf die Frage Santleys<br />

(ibd. 605), was die Olmeken im Gegenzug nach Chalcatzingo exportiert hätten, kann beigefügt werden, dass, wie<br />

er zurecht bemerkt, Nahrungsmittel ausgeschlossen werden können, jedoch die nahezu ubiquitären olmekischen<br />

Motive <strong>und</strong> Skulpturen eine legitimatorische Funktion für die Elite in Chalcatzingo hätten haben können. Es<br />

bleibt jedoch offen, ob dieser <strong>Austausch</strong> der Eliten auf einer gleichen Ebene abgelaufen ist, oder ein<br />

Ungleichgewicht geherrscht hat, wie in einer frühen Arbeit von Flannery (1968a) für die Beziehung zwischen<br />

dem frühformativen Tal von Oaxaca <strong>und</strong> der Golfküstenregion angenommen (vgl. dazu Anm. 57).<br />

70


6.3.1.2 Morelos – Tal von Mexiko<br />

<strong>Austausch</strong>beziehungen Chalcatzingos zum Tal von Mexiko lassen sich auf der keramischen<br />

<strong>und</strong> figürlichen Ebene feststellen <strong>und</strong> könnten über Cuicuilco als regionales Zentrum im<br />

Hochland abgelaufen sein (Grove 1987c: 435). Aus der Cantera-Phase in Chalcatzingo (ca.<br />

700-500 v. Chr.) findet man Figurinen des Typs B <strong>und</strong> C nach der durch George Vaillant<br />

(1930: 98-113, für den Typ B <strong>und</strong> C) erstellten Typologie für Figurinen aus dem Hochland<br />

von Mexiko, wobei der im Mexiko-Tal seltene Subtyp C8 in Chalcatzingo dominiert (Abb.<br />

92, 93; Grove 1984: 87).<br />

Anders als im Frühen Formativum (in Gräbern) sind sie im Mittleren Formativum in<br />

Chalcatzingo vor allem im häuslichen Kontext zu finden (Grove 1984: 85).<br />

6.3.1.3 Morelos – Tal von Oaxaca<br />

Das architektonische Arrangement aus Terrassen, Plazas <strong>und</strong> Mo<strong>und</strong>s, wie es in Chalcatzingo<br />

in Erscheinung tritt (vgl. o. Abb. 13), ist auch für die Rosario-Phase in San José Mogote<br />

festzustellen (Flannery <strong>und</strong> Marcus 1976a: 213-215) <strong>und</strong> dürfte, ebenso wie die bereits<br />

erwähnte Strukturierung des öffentlichen Raumes in Chiapas (vgl. o. S. 9f.), als Ausdruck<br />

einer Eliteaktion verstanden werden, der ein weit verbreitetes programmatisches<br />

Gr<strong>und</strong>konzept zugr<strong>und</strong>e lag.<br />

Im materiellen Bereich treten uns Eisenerzspiegel in Chalcatzingo entgegen, die aus Oaxaca<br />

stammen könnten (Abb. 94). Zumindest sind solche Objekte häufig von Eliten benutzt worden<br />

(Marcus 1989: 191f.; Grove 1989: 141). In der Guadalupe- <strong>und</strong> Rosario-Phase kamen aus<br />

Morelos hingegen Madera Brown-Waren ins Tal von Oaxaca (Marcus 1989: 168). Interessant<br />

ist, dass es kaum Ähnlichkeiten in der davor gehenden Phase zwischen Oaxaca <strong>und</strong> dem Tal<br />

von Mexiko gab (Flannery <strong>und</strong> Marcus 1994: 379), obwohl eine Knotenpunktfunktion<br />

Morelos, vor allem Chalcatzingos, wie im Kap. 6.3.1.1 beschrieben angenommen werden<br />

kann.<br />

6.3.1.4 Morelos - Guerrero<br />

Die Überschrift dieses Kapitels impliziert eine Interaktion beider Regionen, innerhalb dieser<br />

jedoch auch weiter reichende Relationen betrachtet werden sollen.<br />

Es wurde bereits angesprochen (Kap. 6.3.1.1), dass Teopantecuanitlán, ein großer Ort am<br />

Zusammenfluss vom Río Balsas <strong>und</strong> vom Río Cuautla-Amacuzac (vgl. Abb. 91), vermutlich<br />

als eigene „gateway community“ innerhalb eines an Ressourcen reichen Hinterlandes<br />

71


fungierte bzw. in einem peripheren Bereich im Gravitationsfeld von Chalcatzingo lag. 212<br />

Durch diese Verbindung erhielt Teopantecuanitlán wichtige Impulse seitens der<br />

Golfküstenregion via Chalcatzingo. In diesem Ort, der vermutlich Sitz eines Häuptlings oder<br />

einer entsprechenden Instanz war, befindet sich ein tief liegender Hof, 213 der von vier<br />

Monumenten flankiert wird (Abb. 95), die als Maisgötter (Taube 2004: 30, 45; 93), sakrale<br />

Berge an den vier Ecken des Universums (Diehl 2004: 169) oder als Markierungen der<br />

Solstitien <strong>und</strong> Äquinoktien interpretiert werden (Martínez Donjuán 1994, zit. n. Diehl 2004:<br />

168f.). Teopantecuanitlán wäre demnach ein Subzentrum in dem oben vorgestellten<br />

dendritischen System eines „gateway community“-Komplexes, der die Güter <strong>und</strong> Stile an<br />

seine Subzentren weitergibt. Diese Annahme wird durch F<strong>und</strong>e an der Peripherie<br />

Teopantecuanitláns gestützt, wie die Stele von San Miguel Amuco (Abb. 96, 97) <strong>und</strong> die<br />

Höhlenmalereien von Oxtotitlán <strong>und</strong> Juxtlahuaca (Abb. 98) nahe legen.<br />

Die enge Verbindung zwischen Chalcatzingo <strong>und</strong> Teopantecuanitlán wird durch das seltene<br />

stilistische Element, das im Stirnband der Figur auf den Monumenten in Teopantecuanitlán<br />

(vgl. o. Abb. 95) <strong>und</strong> gleichzeitig auf Monument 21 in Chalcatzingo (Abb. 99) zu sehen ist,<br />

angedeutet. Ob jedoch aus der weiblichen Person auf Monument 21 Heiratsallianzen mit<br />

Teopantecuanitlán zu schließen sind (Guillén 1984: 122), bleibt meines Erachtens vor dem<br />

Fehlen weiterer vergleichbarer F<strong>und</strong>e spekulativ.<br />

Die Verbindungen Teopantecuanitláns reichen bis zum Tal von Mexiko, wo Christine<br />

Niederberger die Quelle des Obsidians (Barranca de los Estetes) lokalisiert hat, den man in<br />

einem Haushalt in Teopantecuanitlán fand (Niederberger 1996: 101). Der Import dieses<br />

Obsidians deutet auf dessen hohe Bedeutung, da er gegenüber dem lokal vorkommenden<br />

Feuerstein favorisiert wurde (ibd.).<br />

6.3.1.5 Morelos – Pazifikküste Guatemalas<br />

Grove (1984: 82) vermutet, dass durch das nahezu ubiquitäre Vorkommen von Keramik mit<br />

weißer Engobe in Chalcatzingo, die mit Kaolin hergestellt wurde, der Ort sich in der Nähe<br />

einer der wenigen seltenen Quellen dieser Ressource befand. Diese feine Ware, die als<br />

Elitekeramik interpretiert wird, findet man vereinzelt in größeren Zentren, wie in El Mesak an<br />

der Pazifikküste Guatemalas (Pye et al. 1999: 84), oder in La Blanca (Ramiréz Fine White),<br />

hier im Zusammenhang mit einer feinen Ritztechnik, die hauptsächlich auf dieser Ware zu<br />

212 Aus Guerrero sind Grünsteine bekannt (Grove 1984: 105), daneben vermutlich auch Serpentin, Magnetit,<br />

Hämatit <strong>und</strong> andere Schwermetalle (Hirth 1978: 41).<br />

213 Ein Charakteristikum, das auch in Chalcatzingo <strong>und</strong> in La Venta Complex A zu finden ist (vgl. dazu Reilly III<br />

1994: Fig. 8).<br />

72


finden ist (Love 1991: 65; Love 1993: 21, Table 1). Diese Ware ist ebenfalls oft mit dem<br />

Sternenmotiv versehen (Abb. 100), sowohl in La Blanca, als auch auf der Socorro Gray-Ware<br />

im Tal von Oaxaca (Abb. 101) oder im Grabkomplex 9N-8 in Copán (Abb. 102). Joralemon<br />

(1971: 15 [Motiv 116], Fig. 49, 57, 90, 140) interpretiert es als olmekisch <strong>und</strong> findet es in<br />

Tlatilco, Tlapacoya <strong>und</strong> einigen Stätten in Morelos. Die Kombination beider Charakteristika,<br />

der feinen weißen Ware <strong>und</strong> des weit verbreiteten Musters, machten diese vermutlich zu<br />

einem begehrten Gut, zumal die Quellen des zur Herstellung der Engobe benötigten Kaolins<br />

rar waren.<br />

6.3.1.6 Tal von Oaxaca – Tal von Mexiko<br />

Die <strong>Austausch</strong>beziehungen beider Regionen waren schon bereits im Frühen Formativum<br />

intensiv. Dies wird vor allem durch die Obsidianvorkommen aus dem Hochland von Mexiko<br />

im Oaxaca-Tal bestätigt (Pires-Ferreira 1975: 27). Doch auch Keramik wurde ausgetauscht.<br />

Ein Gefäß aus Tlapacoya wurde aus Ton hergestellt, der im Tal von Oaxaca zu finden ist <strong>und</strong><br />

in die San José-Phase (1150-850 v. Chr.) datiert wird (Marcus 1989: 168). Ware des Typs<br />

Delfina Fine Gray aus dem Oaxaca-Tal, ebenfalls aus der San José-Phase, die in Aquiles<br />

Serdán an der Chiapasküste gef<strong>und</strong>en wurde, fand man auch im Tal von Mexiko in Tlapacoya<br />

(Pires-Ferreira 1975: 81f.). Generell sind die keramischen Verbindungen in der San José-<br />

Phase zwischen beiden Regionen sehr stark (Flannery <strong>und</strong> Marcus 1994: 377), sowohl in der<br />

Form, als auch in der Verzierung mit „double-line-break“–Motiven. Flannery <strong>und</strong> Marcus<br />

(1994: 379) betonen, dass die Verbindung zwischen diesen beiden Regionen sich gegenüber<br />

anderen am stärksten ausdrückte.<br />

In Haushalt C3, Areal A in San José Mogote wurde Obsidian aus Barranca de los Estetes <strong>und</strong><br />

Zinapécuaro lokalisiert (Tab. 27; Marcus 1989: 185). 25 % des Obsidians im Tal von Oaxaca<br />

stammen aus der Barranca de los Estetes-Quelle (Pires-Ferreira 1975: 30). Vice versa<br />

stammen im Tal von Mexico 13,7 % des Obsidians aus einer unbekannten Quelle im Tal von<br />

Oaxaca (ibd. 31, Fig. 16). 214<br />

Figurinen aus dem Tal von Oaxaca (Abb. 103a) entsprechen dem Typ A aus dem Mexiko Tal<br />

(Abb. 103b).<br />

Allgemein kann von einer punktuellen Konzentration von Obsidian innerhalb der Siedlungen<br />

im Tal von Oaxaca gesprochen werden, bevor der Obsidian auf die einzelnen Haushalte<br />

verteilt wurde (Winter <strong>und</strong> Pires-Ferreira 1976: 309). Dieser Prozess ist im Frühen<br />

214 Vgl Kap. 6.3.1.10.<br />

73


Formativum nicht auf die kleinen Siedlungen ausgedehnt, sondern findet nur innerhalb<br />

weniger Haushalte in San José Mogote statt (ibd. 309f.).<br />

6.3.1.7 Tal von Oaxaca - Pazifikküste Guatemalas <strong>und</strong> Chiapas´<br />

In Aquiles Serdán an der Pazifikküste Chiapas wurde Delfina Fine Gray-Ware, die<br />

Ähnlichkeiten zur Oaxaca Keramik aufweist, im späten frühformativen Kontext gef<strong>und</strong>en<br />

(Marcus 1989: 168). Guamuchal Brushed tecomates in San José Mogote kamen entweder aus<br />

der Pazifikküstenregion Chiapas´ oder Guatemalas (ibd. 177).<br />

Laguna Zope (vgl. o. Abb. 91) könnte innerhalb des Pazifikstreifens beim <strong>Austausch</strong> eine<br />

wichtige Rolle gespielt haben. Die Zäsur vom Frühen zum Mittleren Formativum wird hier<br />

auch in Form der Keramik <strong>und</strong> der Motive, wie dem „double-line-break“-Motiv evident<br />

(Zeitlin 1978: 195f.). Von Laguna Zope könnten marine Produkte wie Stachelrochenspitzen<br />

(vgl. a. Kap. 6.3.1.11), die zum Teil als rituelle Paraphernalia fungierten, importiert worden<br />

sein (Flannery 1976e: 341ff.).<br />

Pye et al. (1999: 85) sehen in der feinen weißen Ware im mittelformativen El Mesak<br />

Ähnlichkeiten zur ebenfalls als Eliteware angesehenen Socorro Fine-Ware aus Fábrica San<br />

José (vgl. Drennan 1976b: 34). Die im Tal von Oaxaca dominierende „white-to-buff“-<br />

Keramik (vgl. o. S. 9) findet ihre Analogie in der weißlichen Keramik der Conchas-Phase an<br />

der Küste Guatemalas (Flannery 1968a: 90).<br />

6.3.1.8 Tal von Oaxaca – Golfküstenregion<br />

Im späten frühformativen Kontext wurden Eisenerzspiegel aus Oaxaca, die wahrscheinlich in<br />

San José Mogote gefertigt wurden, in großer Anzahl nach San Lorenzo importiert (Marcus<br />

1989: 191f.). Im Gegenzug kamen aus der Golfküstenregion Schildkrötenpanzer, die als<br />

Trommeln eingesetzt wurden, ins Oaxaca-Tal (ibd. 192). Ebenso wurden Muscheln der Art<br />

Barynaias aus Veracruz (ibd.) in Areal A <strong>und</strong> C in San José Mogote (San José-Phase)<br />

gef<strong>und</strong>en. Die von Nanette Pyne untersuchte Yale Sammlung der San Lorenzo Keramik<br />

enthielt einige Stücke der Delfina Fine Gray-Ware, die ihren Ursprung im Tal von Oaxaca<br />

haben (Pires-Ferreira 1975: 82; Flannery <strong>und</strong> Marcus 2000: 28). Die in San Lorenzo massig<br />

auftauchende Xochiltepec White-Ware taucht in geringeren Mengen in Tlatilco, Tlapacoya<br />

<strong>und</strong> in San José Mogote auf. Chemische Untersuchungen dieser Ware im letzt genannten Ort,<br />

ergaben, dass sie nicht lokalen Ursprungs ist, sondern vermutlich aus der Golfküstenregion<br />

importiert wurde (Pires-Ferreira 1975: 82).<br />

74


Das Obsidiannetzwerk, das im Frühen Formativum zwischen beiden Regionen bestand (Abb.<br />

104), ist im Mittleren Formativum, wahrscheinlich aufgr<strong>und</strong> des Niedergangs San Lorenzos,<br />

ebenfalls zusammengebrochen (Abb. 105). Ähnliche Ergebnisse könnten für Laguna Zope<br />

interpretiert werden, wo der Übergang von der Golfo- (1100-800 v. Chr.) zur Ríos-Phase<br />

(800-400 v. Chr.) durch ein Fehlen von Obsidian aus der Guadalupe Victoria-Quelle<br />

gekennzeichnet ist (Zeitlin 1978: 196). Zeitlin vermutet auch, dass der Zusammenbruch San<br />

Lorenzos als ein Faktor angesehen werden kann (ibd.).<br />

Die bereits genannte „white-to-buff“–Ware (vgl. S. 9) im Tal von Oaxaca findet ihre<br />

Entsprechung in der Coarse Paste Buff-Ware in La Venta (Flannery 1968a: 90).<br />

6.3.1.9 Tal von Mexiko – Golfküstenregion<br />

Im Mittleren Formativum bezog die Golfküstenregion nicht mehr ihren Obsidian via Oaxaca-<br />

Tal wie im Frühen Formativum aus der Guadalupe Victoria-Quelle, sondern direkt aus dem<br />

Tal von Mexiko (Pires-Ferreira 1975: 29; Fig. 16) über die Barranca de los Estetes-Quelle.<br />

Diese Verbindung wird in dem absoluten Anstieg des Obsidians dieser Quelle in San Lorenzo<br />

evident; von 4,8 % im Frühen Formativum auf 26,3 % im Mittleren Formativum (Pires-<br />

Ferreira 1976: 304). Damit könnte die frühere Mittlerrolle des Tals von Oaxaca zwischen der<br />

Golfküstenregion <strong>und</strong> dem Tal von Mexiko aufgegeben worden sein.<br />

6.3.1.10 Tal von Mexiko – Guatemala Hochland<br />

Der Obsidian, der in das Tal von Mexiko importiert wurde, stammt nicht zum größten Teil<br />

aus nahen Quellen, wie etwa der Barranca de los Estetes (Pires-Ferreira 1976: 305). 215 Die<br />

beiden Orte El Arbolillo <strong>und</strong> Zacatenco weisen ein heterogenes Bild in Bezug auf die<br />

Obsidianimporte auf. 4,5 % stammen aus Zinapécuaro, 9,1 % aus Cerro de las Navajas, 9,1 %<br />

aus Tulancingo, 13,7 % aus einer unbekannten Quelle im Tal von Oaxaca <strong>und</strong> 18,2 % aus<br />

einer guatemaltekischen Quelle (jedoch nicht El Chayal).<br />

6.3.1.11 Tal von Mexiko - Pazifikküste<br />

Die Provenienz mariner Produkte ist, außer einer einfachen Herkunftsbestimmung in<br />

atlantische oder pazifische, schwer nachzuvollziehen. Eine Korrelation zwischen F<strong>und</strong>ort <strong>und</strong><br />

Ursprungsort besteht gegebenenfalls über das vermehrte Vorkommen gleicher Meeresfauna<br />

an beiden Orten <strong>und</strong> deren Zugehörigkeit zu einem eng begrenzten Habitat.<br />

215 Lediglich 45,5 % stammen aus dieser Quelle, basierend auf den untersuchten Obsidianf<strong>und</strong>en durch Pires-<br />

Ferreira (1976: 305).<br />

75


Muschelschalen der Perlenauster (Pinctada mazatlantica) wurden sowohl in Zacatenco (Tal<br />

von Mexiko), als auch in Nexpa (Morelos) <strong>und</strong> in Tierras Largas gef<strong>und</strong>en (Pires-Ferreira<br />

1975: 76). Diese F<strong>und</strong>e können jedoch nichts über deren Provenienz sagen. Laguna Zope an<br />

der Pazifikküste des heutigen Oaxaca könnte dabei eine Knotenpunktfunktion eingenommen<br />

haben. Jedoch könnten die marinen Produkte noch von weiter südlich weitergeleitet worden<br />

sein. So findet man Muschelschalen der Art Strombus galeatus in La Victoria, Salinas La<br />

Blanca (beide an der Pazifikküste Guatemalas), aber auch in Tierras Largas. Sie dienten als<br />

Trompeten <strong>und</strong> waren deshalb weit verbreitet (ibd. 75). Dergleichen wurden in Huitzo <strong>und</strong><br />

wiederum in La Victoria <strong>und</strong> Salinas La Blanca Muschelschalen der Art Amphichaena<br />

kindermanni gef<strong>und</strong>en. Durchaus denkbar, dass das Hochland von Oaxaca <strong>und</strong> auch das Tal<br />

von Mexiko von der Pazifikküste Guatemalas seine marinen Produkte bezog. Die genannten<br />

Orte La Victoria <strong>und</strong> Salinas La Blanca lagen im Einflussbereich des großen Zentrums La<br />

Blanca, von wo aus eine Koordinierung der Exporte ins Hochland stattgef<strong>und</strong>en haben<br />

könnte.<br />

6.3.1.12 Zentralchiapas – Golfküstenregion<br />

Es wurde bereits erwähnt (vgl. S. 16f.), dass ein intensiver <strong>Austausch</strong> zwischen Orten in<br />

Zentralchiapas <strong>und</strong> denen der Golfküstenregion, bedingt durch die physische Nähe beider<br />

Regionen, stattgef<strong>und</strong>en hat. Die archäologischen Reminiszenzen, die diesen <strong>Austausch</strong><br />

belegen, sind enorm. 216 Überblicksartig werden im Folgenden einige Beispiele genannt.<br />

Im Südosten Chiapas (vgl. o. Abb. 14) wurden in dem Ort Xoc (Nr. 2 in Abb. 14) Flachreliefs<br />

gef<strong>und</strong>en, die Personen im olmekischen Stil darstellen (Abb. 106). Die Person auf dem Relief<br />

in Padre Piedra (Abb. 107a) trägt einen ähnlichen Gegenstand wie die mittlere Person im<br />

Relief aus Pijijiapan (vgl. Abb. 113 oben), ebenso eine Figurine aus Pichucalco (Abb. 107b).<br />

Dieses Objekt wird in der Forschung als „knuckle duster“ bezeichnet <strong>und</strong> als Insignie einer<br />

Führungspersönlichkeit, aber auch als Waffe interpretiert <strong>und</strong> fand eine weite Verbreitung<br />

(Abb. 107c, d; Grove 1987a; Navarrete 1974: 1). In Piedra Parada fand man eine Jadeit-<br />

Figurine (Abb. 108), die als Teil einer Gruppe von Figurinen einzuordnen ist, die alle in der<br />

Region um Ocozocoautla (vgl. Karte in Lee 1989) gef<strong>und</strong>en wurden (Abb. 109, 110a). Das<br />

Fragment eines Jadeit-Zepters in Abbildung 110a findet ein nahezu identisches Pendant in<br />

einem Zepter aus Cárdenas, Tabasco (Abb. 110b).<br />

Coe <strong>und</strong> Diehl (1980a: 188) sehen Beziehungen zwischen der Dili-Phase Keramik<br />

Zentralchiapas´ <strong>und</strong> der Nacaste-Phase Keramik in San Lorenzo. In Chiapa de Corzo fand Lee<br />

216 Aus dem gesamten Chiapas-Raum sind über 30 Steinskulpturen bekannt, die wenigsten sind jedoch in situ<br />

gef<strong>und</strong>en worden, so dass eine Datierung oft schwierig ist (Lee 1989: 216).<br />

76


(1969: 10, 193) Figurinen aus der Dili-Phase (850-600 v. Chr.; Demarest 1976: 86), die starke<br />

Ähnlichkeiten zu F<strong>und</strong>en aus La Venta aufweisen. Während im Frühen Formativum das<br />

Golfküstengebiet seinen Obsidian aus El Chayal <strong>und</strong> anderen Quellen bezog (Lee 1989:221),<br />

verlagerte sich der Import im Mittleren Formativum einzig auf die San Martín Jilotepeque-<br />

Quelle (ibd. 224).<br />

6.3.1.13 Zentralchiapas – Pazifikküste Guatemalas <strong>und</strong> Chiapas´<br />

In dem regionalen Zentrum Abaj Takalik (vgl. Anm. 228) findet man im Mittleren<br />

Formativum einen Lehmballspielplatz (Abb. 111), der starke Ähnlichkeiten zu den bereits<br />

erwähnten Ballspielplätzen (vgl. S. 10) in Finca Acapulco, El Vergel <strong>und</strong> San Mateo besitzt<br />

(vgl. o. Abb. 14). Charakteristisch für den Chiapas-Typ ist eine separate Plattform an den<br />

Enden des Ballspielplatzes (Schieber de Lavarreda 1994: 81). Alle Typen weisen eine Nord-<br />

Süd-Ausrichtung auf (mit Abweichungen). Zu diesem Zeitpunkt war Abaj Takalik bereits ein<br />

großes, vermutlich zeremonielles Zentrum, in dem der Ballspielplatz innerhalb eines Bezirkes<br />

mehrerer Plattformen integriert war <strong>und</strong> vermutlich als Resultat einer komplexen<br />

gesellschaftlichen Organisation verstanden werden kann. Es bleibt offen, ob der Ort Einfluss<br />

auf die genannten Chiapas-Siedlungen ausgeübt hat, oder zumindest in Bezug auf die<br />

Ballspielplatzarchitektonik stimulierend wirkte.<br />

6.3.1.14 Zentralchiapas – Hochland von Mexiko<br />

Trotz Einzelf<strong>und</strong>en soll nicht unerwähnt bleiben, dass in La Libertad (vgl. u. Abb. 134, 135)<br />

Obsidian aus der Zaragoza-, der Cerro de Las Minas- <strong>und</strong> der Pachuca-Quelle gef<strong>und</strong>en<br />

wurde (Abb. 112). Diese F<strong>und</strong>e implizieren auch Verbindungen zum Hochland<br />

Zentralmexikos (Clark <strong>und</strong> Lee 1984: 259f.).<br />

6.3.1.15 Golfküstenregion – Pazifikküste Guatemalas <strong>und</strong> Chiapas´<br />

Der Einfluss des olmekischen Stils ist entlang der Pazifikküste Chiapas´ <strong>und</strong> Guatemalas weit<br />

verbreitet. Eine besondere Rolle nimmt dabei Izapa ein, das im Mittleren Formativum eine<br />

Transformation von einem egalitär organisierten Dorf zu einer komplexeren soziopolitischen<br />

Einheit erfahren hat (Lowe et al. 1982: 121). 217 Während der Duende-Phase (ca. 850-650 v.<br />

Chr.) scheint Izapa von zwei Regionen beeinflusst gewesen zu sein. Zum einen aus der<br />

Golfküstenregion, aber auch aus Morelos (hier v. a. Chalcatzingo), welches sich zu Beginn<br />

des Späten Formativums in der Ikonographie der Monumente wieder spiegelt (Guillén 1984:<br />

217 In dieser Zeit entsteht Mo<strong>und</strong> 30a, der das früheste monumentale, öffentliche Gebäude in Chiapas trug (Lee<br />

1989: 207f.).<br />

77


120); aber zum anderen auch aus dem guatemaltekischen Hochland, repräsentiert durch die in<br />

Izapa intrusive Duende-Keramik (Lowe et al. 1982: 123, 127).<br />

Lowe et al. folgern daraus,<br />

„…that an eastern, and possibly early Mayan, ceramic and architectural tradition had<br />

intruded itself into Izapa, apparently between 850 and 650 B.C.” (ibd. 127).<br />

Das massive Auftauchen von Objekten <strong>und</strong> Motiven olmekischen Stils <strong>und</strong> das Verschwinden<br />

der Duende-Keramik könnten darauf deuten, dass der Einfluss aus dem Osten (frühe Maya?)<br />

nur von kurzer Dauer war (ibd.).<br />

Weit verbreit ist dieser Stil vor allem in Izapa, Altamira, Aquiles Serdán, Pajón, Tzutzuculi<br />

<strong>und</strong> anderen Orten zu finden (Lee 1989: 209). Die Flachreliefs in Pijijiapan (Abb. 113)<br />

werden als „olmekisch“ bezeichnet (Navarrete 1974: 1). Ebenso weist Monument 1 in<br />

Tzutzuculi auf den olmekischen Stil hin (Abb. 114).<br />

In El Mesak wurde auf der lokalen weißen Keramik das vermeintliche „were-jaguar“-Motiv<br />

gef<strong>und</strong>en (Abb. 115). „Olmekische“ Motive findet man auch in dem unweit liegenden La<br />

Blanca (Abb. 116), wo eine breitere Elite Objekte wie Jade oder Skulpturen akkumulierte<br />

(vgl. o. Abb. 21; Love 1991: 60). In La Blanca <strong>und</strong> auch in El Mesak findet man lokale feine<br />

Keramiken versehen mit panmesoamerikanischen Motiven, die generell als olmekisch<br />

bezeichnet werden, jedoch jeweils in unterschiedlichen Kontexten (Pye <strong>und</strong> Demarest 1991:<br />

95). Während in La Blanca diese Ware zusammen mit Jade <strong>und</strong> anderen Objekten in von<br />

Love (1991: 71) als Elitehaushalte bezeichneten Wohneinheiten gef<strong>und</strong>en wurde, tauchen<br />

feine Zylindergefäße <strong>und</strong> Jade in El Mesak im Haushaltsabfall auf <strong>und</strong> implizieren keinen<br />

Elitekontext (Pye <strong>und</strong> Demarest 1991: 96). Pye <strong>und</strong> Demarest (ibd.) vermuten, dass El Mesak<br />

ein Knotenpunkt innerhalb des Zusammenlaufes zweier <strong>Austausch</strong>routen gewesen sein<br />

könnte: zum einen einer entlang der pazifischen Küste gelegenen <strong>und</strong> zum anderen einer, die<br />

die Küste <strong>und</strong> das guatemaltekische Hochland verband. Eine derartige Route könnte die weite<br />

Verbreitung der panmesoamerikanischen („olmekischen“) Motive vor allem im südöstlichen<br />

Mesoamerika erklären helfen.<br />

Das sogenannte „Shook Panel“ (Abb. 117), dessen Provenienz unbekannt ist, wurde 1973 von<br />

Edwin M. Shook erworben. Der Vorbesitzer erhielt es, laut Shook <strong>und</strong> Heizer (1976: 1), von<br />

einem Mann aus San Antonio Suchitepéquez (in der Nähe von Mazatenango / Guatemala).<br />

Das Monument weist einige Parallelen zu Monumenten aus La Venta auf, wie etwa die<br />

Fußabdrücke auf Monument 13 (Abb. 118) oder die Ohrspule auf Monument 19 (Abb. 119).<br />

78


6.3.1.16 Golfküstenregion – Maya Tiefland<br />

Der Jadef<strong>und</strong> von Chacsinkin (Yucatán) (Abb. 120, 121) wird in der Forschung als olmekisch<br />

interpretiert (Diehl 2004: 151). Andrews, der die Jadeobjekte untersucht hat, datiert sie trotz<br />

eines spätklassischen F<strong>und</strong>kontextes in das späte Mittlere Formativum (700-450 v. Chr.) <strong>und</strong><br />

vermutet einen Import aus dem olmekischen Kernland (Andrews 1986: 27). 218<br />

<strong>Austausch</strong>beziehungen beider Regionen lassen sich auch durch Keramikuntersuchungen<br />

verifizieren. Der Frühe Nebanche-Komplex (ca. 700/650-450 v. Chr.) 219 findet seine<br />

Entsprechung in späten Keramiken des Komplexes A in La Venta (600-400 v. Chr.), obwohl<br />

der Erstgenannte starke lokale Charakteristika aufweist (ibd. 34, 36). Nach Andrews (ibd. 40)<br />

hat die rotfarbige Keramik in La Venta ihre Vorläufer in der Red Joventud-Ware auf Yucatán,<br />

da sie keine Vorläufer im Kernland der Olmeken findet, letztere jedoch Impulse aus der<br />

älteren Xe-Keramik erhielt. Dass dieser <strong>Austausch</strong> reziproker Art war, zeigt nicht nur die<br />

Präsenz rotfarbiger Ware in La Venta, sondern auch vereinzelter Objekte olmekischen Stils in<br />

Yucatán, die eine Interaktion zwischen den etablierten Häuptlingstümern im Golfküstengebiet<br />

<strong>und</strong> den aufsteigenden im yukatekischen Tiefland (Abb. 122, 123) <strong>und</strong> dem Petén (z. B. in<br />

Seibal, vgl. Abb. 124, 125) implizieren.<br />

6.3.1.17 Golfküstenregion – El Salvador<br />

Eine Reihe von Monumenten in Chalchuapa veranlassten Sharer zu der Hypothese einer<br />

direkten Interaktion zwischen dem Ort <strong>und</strong> dem olmekischen Kernland. Er vermutet sogar in<br />

Chalchuapa einen olmekischen Außenposten (Sharer 1989: 270). 220<br />

Monument 12 in Chalchuapa stellt das vom olmekischen Kernland am weitesten entfernte<br />

F<strong>und</strong>objekt des olmekischen Stils dar (Abb. 126; Sharer 1989: 251). Daneben besitzt Struktur<br />

E3-1 im nahe gelegenen El Trapiche starke Ähnlichkeiten zum zeitgleichen kannelierten,<br />

konischen Bau C-1 in La Venta (vgl. Diehl 1981, vgl. o. Abb. 12), ohne lokale Vorbilder<br />

(Sharer 1989: 253). Dieser Bau (E3-1) wurde ohne Vorläufer zu Beginn des Mittleren<br />

218 Andrews (1986: 25) muss jedoch eingestehen, dass ähnliche F<strong>und</strong>e aus dem Kerngebiet der Olmeken fehlen<br />

<strong>und</strong> revidiert später, dass ein direkter Import aus dem Golfküstengebiet ausgeschlossen werden kann (Andrews<br />

[1987: 79]).<br />

219 Der Nebanche-Komplex bildet die früheste Keramik im Mittleren Formativum, die im nördlichen Yucatán,<br />

definiert in den Orten Dzibilchaltun <strong>und</strong> Komchen, gef<strong>und</strong>en wurde (Andrews 1986: 29; Joesink-Mandeville <strong>und</strong><br />

Meluzin 1976: 89).<br />

220 Über die Validität dieser Aussage kann nur spekuliert werden. In Chalchuapa lassen sich im Colos- <strong>und</strong> Kal-<br />

Komplex (900-650 v. Chr.), anders als in der zeitgleichen Conchas-Phase der guatemaltekischen Küste, keine<br />

olmekischen Motive oder Artefakte finden (Demarest 1989: 330). Die ersten beiden Komplexe scheinen<br />

autochthon zu sein. Neuerdings sind wieder Vermutungen über einen „olmekischen Außenposten“ an der<br />

Pazifikküste Chiapas´ (Mazatán-Region) in dem frühformativen Ort Cantón Corralito aufgestellt worden<br />

(Cheetham 2006).<br />

79


Formativums erbaut <strong>und</strong> könnte als Ausdruck einer emporsteigenden Elite- (oder Häuptlings-)<br />

aktion verstanden werden.<br />

6.3.1.18 Golfküstenregion – Honduras<br />

Der Ort Copán liegt etwa 150 km nördlich von Chalchuapa. Copáns mögliche Bedeutung als<br />

„gateway community“ könnte durch die Ressourcennähe zum Istepeque Obsidian <strong>und</strong><br />

Motagua Jadeit ihre Bestätigung finden (Sharer 1989: 255). Die olmekischen Motive sind in<br />

Copán nicht so dominierend, wie etwa in Chiapas. Diehl (2004: 148) vermutet, ausgehend<br />

von quantitativen Überlegungen, dass Copán indirekten Kontakt mit dem olmekischen Stil<br />

hatte <strong>und</strong> Einflüsse seitens des stärker „olmekisierten“ Chalchuapa erhielt (ibd.; Andrews<br />

1986: 28). Dass die olmekischen Motive in Copán eine besondere Rolle innerhalb des Sinn<strong>und</strong><br />

Bedeutungsspektrums spielten, zeigen die F<strong>und</strong>e im Grabkomplex 9N-8 aus dem<br />

Mittleren Formativum. Sowohl einige Gefäßformen als auch Motive, die im olmekischen Stil<br />

ausgeführt sind (Abb. 127), waren mit anderen Objekten hohen Werts, etwa Jadeobjekten,<br />

vergesellschaftet (Abb. 128). 221<br />

Auch im nördlicher gelegenen Cuello wurde vermutlich Jade aus dem Motagua-Tal bezogen<br />

(Hammond 1995: 50), eine der weniger bekannten Quellen dieses Steins (Grove 1984: 105).<br />

Blaue Jade im Kontext eines Kindergrabes in Cuello könnte aus dem Isthmus von<br />

Tehuantepéc stammen <strong>und</strong> weist Ähnlichkeiten zu den F<strong>und</strong>en von Chacsinkin auf<br />

(Hammond 1995: 30, Fig. 35).<br />

6.3.1.19 Golfküstenregion – Hochland von Guatemala<br />

Das Hochland von Guatemala <strong>und</strong> dessen Zentren unterhielten im Mittleren Formativum<br />

vielfältige Kontakte zu anderen Regionen Mesoamerikas, die in den folgenden Kapiteln<br />

6.3.1.19 – 6.3.1.22 skizziert werden.<br />

Eine Hochland-Tiefland-Interaktion während des Formativums ist bereits früh in der<br />

mesoamerikanischen Forschung erkannt worden, wie Vergleiche von Artefakten aus<br />

Uaxactun <strong>und</strong> Kaminaljuyu belegt haben (Sharer 1994: 107). Archäologische Untersuchungen<br />

im Salama-Tal im Hochland von Guatemala (Abb. 129) zeigen für die Max-Phase (ca. 800-<br />

500 v. Chr.) vielfältige <strong>Austausch</strong>beziehungen sowohl zum Hochland als auch zum Tiefland<br />

der Pazifikküste <strong>und</strong> des südlichen Maya-Gebietes (Tab. 28).<br />

Die bereits erwähnte Motagua-Quelle für Jade könnte das olmekische Kernland massiv ab<br />

dem Mittleren Formativum versorgt haben (Brown 1984: 230). Im Frühen Formativum sind<br />

221 Grab VIII-27 sticht durch seine reiche Ausstattung hervor <strong>und</strong> beherbergte einen geköpften Mann,<br />

gemeinsam mit Gefäßen, die mit den oben genannten Motiven verziert sind (Diehl 2004: 148).<br />

80


Grünsteine selten im archäologischen Kontext zu finden, erst ab 900 v. Chr. gewinnen sie an<br />

immenser Popularität (Grove <strong>und</strong> Gillespie 1992: 30). Das guatemaltekische Hochland mit<br />

einer der wichtigsten Obsidianquellen, dem El Chayal, versorgte das Golfküstengebiet im<br />

Mittleren Formativum intensiver mit dem qualitativ hoch stehenden Vulkangestein (Pires-<br />

Ferreira 1976: 305). 222<br />

Vereinzelte F<strong>und</strong>e im Hochland von Guatemala, die Träger des olmekischen Stils sind,<br />

stammten aus San Jerónimo (Baja Verapaz, Navarrete 1974: 21, Fig. 24), oder der Jadeit<br />

Faustkeil aus El Sitio (San Marcos, ibd. 22, Fig. 25).<br />

6.3.1.20 Hochland von Guatemala – Honduras<br />

Zum Mittleren Formativum (Playa-Phase) hin, taucht im östlichen Honduras, in der Stätte<br />

Puerto Escondidio (vgl. o. Abb. 7), erstmals Jade auf, die vermutlich aus dem Hochland von<br />

Guatemala aus dem Motagua-Tal in unbearbeiteter Form importiert wurde (Joyce <strong>und</strong><br />

Henderson 2001: 13). In dieser Stätte werden im Mittleren Formativum auch die ersten<br />

Erdplattformen errichtet, auf denen Gräber mit Keramikgefäßen (von denen eins<br />

Jadeornamente enthielt) auf eine soziale Differenzierung der dortigen Gesellschaft schließen<br />

lassen. Dies könnte durch den interregionalen <strong>Austausch</strong>, den der Ort bereits in der<br />

vorangehenden Chotepe-Phase (1100-900 v. Chr.) mit anderen mesoamerikanischen<br />

Regionen betrieb, Auftrieb erhalten haben (ibd. 10, 13ff.).<br />

6.3.1.21 Hochland von Guatemala – Pazifikküste Guatemalas <strong>und</strong> Chiapas´<br />

La Blanca als eines der größten Zentren des Mittleren Formativums wurde in der<br />

vorliegenden Arbeit bereits mehrmals genannt (vgl. S. 10, 11, 72f.).<br />

Zu Beginn des Mittleren Formativums tauchen in La Blanca erstmals in der<br />

Pazifikküstenregion prismatische Obsidianklingen auf. 223 Der Obsidian wurde in zwei<br />

Formen in den Ort importiert. Zum einen in bereits bearbeiteter Form als fertiges Werkzeug,<br />

zum anderen in Rohform, die dann vor Ort weiterverarbeitet wurde (Jackson <strong>und</strong> Love 1991:<br />

47). Analysen dieses importierten Materials haben ergeben, dass entgegen den Erwartungen<br />

eines Importes des vulkanischen Glases aus nahen Quellen, wie des Tajumulco 224 oder des<br />

San Martín Jilotepeque, nahezu 80 % aus dem 195 km entfernten El Chayal stammten (Abb.<br />

222 Innerhalb dieser Periode wuchs der Anteil des El Chayal Obsidians in San Lorenzo von 21,7 % auf 31,6 %<br />

(Pires-Ferreira 1976: 305).<br />

223 Ein Phänomen, das sich auch in anderen Regionen Mesoamerikas abspielt, wie etwa im Tal von Mexiko<br />

(Santley 1984a: 75).<br />

224 Dabei dürfte die mindere Qualität des Tajumulco Obsidians, der sich für Klingenherstellung nicht eignet, eine<br />

Rolle gespielt haben (Jackson <strong>und</strong> Love 1991: 53).<br />

81


130). Wie aus der Abbildung 131 hervorgeht, spielte die noch weiter entfernte Ixtepeque<br />

Quelle (275 km von La Blanca) neben der San Martín Jilotepeque-Quelle eine wichtige Rolle.<br />

Eine ähnliche Situation findet man im Tal von Mexiko. Dort wurde in vielen Orten des<br />

Mittleren Formativums (z. B. Tlapacoya, El Arbolillo) ein Anstieg des gold-grünen Obsidians<br />

aus der Navajas-Quelle (Hidalgo) notiert, der aufgr<strong>und</strong> seiner höheren Qualität gegenüber<br />

näheren Quellen, wie der Barranca de los Estetes, bevorzugt wurde (Santley 1984a: 51).<br />

Kontakte bestanden auch zwischen dem K´ichee´-Becken <strong>und</strong> der Pazifikküste. Hinweise gibt<br />

die Architektur in dem Ort Cor im Hochland, 225 die Ähnlichkeiten zum Tiefland des<br />

Pazifikküstenstreifens aufweist. Der Ort beherbergte vermutlich ein frühes Häuptlingstum<br />

(Abb. 132). Auch die Keramik in Cor verweist auf das Pazifikküstentiefland (Brown 1984:<br />

226).<br />

Eine Kategorie von Orten scheint eine Mittlerposition zwischen unmittelbarer Küstenlage <strong>und</strong><br />

dem Hochland einzunehmen. Zu nennen ist hier das kleinere Zentrum El Bálsamo (Escuintla,<br />

Abb. 133), das sowohl Kontakte zu anderen Regionen an der Pazifikküste zu unterhalten<br />

schien (Stark et al. 1985: 105; Heller <strong>und</strong> Stark 1989: 54, 57ff.), 226 als auch zum Hochland,<br />

von wo aus Obsidian aus den beiden Quellen El Chayal <strong>und</strong> San Martín Jilotepeque importiert<br />

wurde (ibd. 107f.). Weiter südöstlich, in El Salvador, nimmt Chalchuapa eine ähnliche<br />

Position ein. Auf 700 m Höhe gelegen <strong>und</strong> 40 km von der Küste entfernt besitzt der Ort, dem<br />

Ausgräber Robert Sharer zufolge eine Knotenpunktfunktion innerhalb einer pazifischen<br />

Achse, die die Orte an der Küste El Salvadors, Guatemalas <strong>und</strong> Chiapas´ verband <strong>und</strong><br />

innerhalb einer Tiefland-Hochland-Achse, die Chalchuapa den Zugang zu den<br />

ressourcenreichen Quellen (z. B. der Istepeque-Obsidian) des Hochlandes erschloss (Sharer<br />

1989: 250f.). 227 Und schließlich könnte Abaj Takalik (vgl. Kap. 6.3.1.13), 228 das etwa 40 km<br />

von der Küste liegt, zu beiden Regionen (Hoch- <strong>und</strong> Tiefland) Zugang haben (Love 1999a:<br />

132; Graham 1989: 231ff.). 229<br />

6.3.1.22 Hochland von Guatemala – Zentralchiapas<br />

Das guatemaltekische Hochland lieferte den Großteil des Obsidians für Zentren 230 in<br />

Zentralchiapas am Mittleren <strong>und</strong> Oberen Grijalva (vgl. o. Abb. 14). In dem lokalen Zentrum<br />

225 In der Nähe der heutigen Stadt Patzité gelegen.<br />

226 Das geht aus Keramikvergleichen hervor (Stark et al. 1985: 105).<br />

227 Vgl. auch Kap. 6.3.1.17.<br />

228 Ursprünglich war der Ort als Santa Margarita <strong>und</strong> San Isidro Piedra Parada bekannt, jedoch von Miles (1965:<br />

246 Anm. 3) fälschlicherweise aus dem Spanischen ins K´ichee´ übersetzt worden. Im letzteren steht der<br />

Positional vor dem Substantiv. Die Übersetzung muss heißen: Tak´alik Ab´aaj.<br />

229 Vgl. Kap. 6.3.1.15 zur Interaktion Abaj Takaliks <strong>und</strong> der Golfküstenregion.<br />

230 Zu nennen sind hier Santa Marta Rosario, Santa Cruz, Chiapa de Corzo, Guajilar, La Rinconada u. a. (Clark<br />

<strong>und</strong> Lee 1984: 261; vgl. o. Abb. 134).<br />

82


La Libertad (Abb. 134, 135) beträgt der Anteil des Obsidians aus der San Martín Jilotepeque-<br />

Quelle 99,2 %, gefolgt von anderen Quellen mit geringen Anteilen (Clark <strong>und</strong> Lee 1984:<br />

259). Trotz seiner Nähe blieb die El Chayal-Quelle für die Bewohner von La Libertad<br />

marginal (0,6 %). Interessant wiederum ist, dass im Frühen <strong>und</strong> Mittleren Formativum in<br />

Laguna Zope an der Pazifikküste Oaxacas die El Chayal-Quelle dominierend ist (Abb. 136),<br />

während Obsidian aus San Martín Jilotepeque, Robert Zeitlin zufolge nicht lokalisiert wurde<br />

(Zeitlin 1978: 189, 193f.). Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> bleibt offen, ob einzelne Regionen<br />

(Zentren) restriktiven Zugang zu bestimmten Quellen hatten. Eine Transportkostenerwägung<br />

kann ausgeschlossen werden. El Chayal Obsidian ist nur unweit vom San Martín Jilotepeque<br />

gelegen <strong>und</strong> zudem nur geringfügig höherwertig als der letzt genannte. Dagegen böte der<br />

Tajumulco (vgl. o. Abb. 112) eine nähere Quelle als beide zuvor genannten Quellen, ist<br />

jedoch mit einem Anteil von 0,09 % unbedeutend (Clark <strong>und</strong> Lee 1984: 260). Auf regionaler<br />

Ebene ist eine ungleichmäßige Verteilung des Obsidians auf einzelne Orte evident. Deutlich<br />

wird dies in dem genannten Zentrum La Libertad, in dem die größte Anzahl von<br />

Obsidianf<strong>und</strong>en gemacht wurde (Tab. 29). In den Subzentren liegen die Stückzahlen an<br />

gef<strong>und</strong>enem Obsidian extrem weit darunter, wie die Angaben in Tabelle 29 deutlich machen.<br />

Clark <strong>und</strong> Lee (1984: 262) vermuten in La Libertad eine redistributive Instanz, die den<br />

Obsidian akkumulierte <strong>und</strong> an die subalternen Orte restriktiv verteilte. Der Ort könnte die<br />

gleiche Funktion als „gateway community“ gehabt haben wie Chalcatzingo oder San José<br />

Mogote (vgl. Kap. 6.3.1.1).<br />

6.3.2 Konklusion<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der in Kap. 6.2 dargestellten Theorie sind die F<strong>und</strong>e im Mittleren<br />

Formativum in Mesoamerika, die auf eine Interaktion zwischen den führenden Instanzen der<br />

soziopolitischen Hierarchien hindeuten, immens. Aus dieser Datenmenge ist im empirischen<br />

Teil (Kap. 6.3) ein Destillat extrahiert worden, das diese Interaktion illustrieren soll.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Datenmenge sind auch nicht alle tatsächlichen Netzwerkverbindungen<br />

aufgezeigt worden. Die Indikatoren für diese Verbindungen teilen sich in eine materielle (z.<br />

B. Keramik, Jade, Obsidian u. a. Rohstoffe) <strong>und</strong> eine ideell-symbolische (Stile, Techniken,<br />

architektonische Schemata u. a.) Ebene. Dabei spielt letztere eine fast gewichtigere Rolle,<br />

repräsentiert durch den olmekischen Stil, deren theoretische Implikationen im folgenden<br />

Kapitel (Kap. 7.2) diskutiert werden.<br />

83


7. SCHLUSSBEMERKUNGEN<br />

7.1 Zusammenfassung<br />

Der thematische Zugang zu den beiden Hauptteilen (Kap 5 <strong>und</strong> 6) wurde zunächst über eine<br />

Erörterung der kulturellen Entwicklungen vom Beginn des Frühen Formativums an (Kap. 2),<br />

in dem nahezu alle Innovationen entstanden, die später im Mittleren Formativum (Kap. 3)<br />

weitestgehend nur qualitativ <strong>und</strong> quantitativ diversifiziert werden, erschlossen. Innerhalb<br />

dieser Entwicklung wurde die Rolle der Olmeken (Kap. 4), eingebettet in die Diskussion der<br />

„Mutterkultur“ vs. „Schwesterkultur“-Debatte betrachtet <strong>und</strong> diese in der derzeitigen<br />

Forschung als obsolet skizziert. Die Frage, die um diesen Themenkomplex kreist, lautet nicht,<br />

ob die Olmeken in Form der Kolonisation, der militärischen Eroberung oder als<br />

Handelsemissäre fungiert haben, sondern welchen Prozessen die Verbreitung <strong>und</strong><br />

Inkorporation des olmekischen Stils, der zweifelsohne im Golfküstengebiet originär ist, in<br />

regionale Gesellschaften <strong>und</strong> deren materielle Komplexe unterlagen.<br />

Die Analyse von <strong>Siedlungshierarchien</strong> am Beispiel des Tals von Oaxaca (Kap. 5.2.9 bis Kap.<br />

5.2.12) <strong>und</strong> des Tals von Mexiko (Kap. 5.3.9 bis Kap. 5.3.12), unter den Aspekten der<br />

naturräumlichen Gegebenheiten (Kap. 5.2.1 bis Kap. 5.2.4.3 <strong>und</strong> Kap. 5.3.2 bis Kap. 5.3.5.3),<br />

ergab eine phasenübergreifende evolutive Sequenz der Besiedlung <strong>und</strong> des Siedlungsmusters<br />

(Kap. 5.2.5 <strong>und</strong> 5.3.6), dem eine geographische Präferenz zugr<strong>und</strong>e lag. Die genannten<br />

Gegebenheiten hatten einen unterschiedlich gewichteten Einfluss auf die<br />

Siedlungssystementwicklung in den beiden regionalen Beispielen. Während ein<br />

umweltdeterministischer Ansatz bei der Erstbesiedlung des Tals von Oaxaca, sowie der Wahl<br />

der ersten Siedlung (San José Mogote) durchaus postuliert werden kann (Kap. 5.2.6),<br />

unterliegt die weitere Entwicklung des Siedlungssystems <strong>und</strong> der –hierarchie in diesem Tal<br />

anderen, möglicherweise soziokulturellen Faktoren (Kap. 5.2.9). Eine ganz andere Rolle<br />

spielten die Umweltfaktoren im Tal von Mexiko. Der Nord-Süd-Gradient in Bezug auf die<br />

klimatischen, sowie edaphischen Gegebenheiten <strong>und</strong> die damit einhergehende Begünstigung<br />

des südlichen Teils des Tals führten zu einer früheren <strong>und</strong> dichteren Besiedlung der Chalco-<br />

Xochimilco Region. Diese Prozesse sind zudem vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer möglichen frühen<br />

Einwanderung von Gruppen im Early Horizon (Frühes Formativum) aus dem Südosten<br />

(Morelos) ins Tal von Mexiko zu sehen. Darüber hinaus bildete die Umwelt <strong>und</strong> vor allem die<br />

Ressource Land ab dem Ende des Mittleren Formativums einen kritischen Stressfaktor, der<br />

landwirtschaftliche Intensivierungsmaßnahmen (z. B. Bewässerung, intensivere<br />

Bewirtschaftung) <strong>und</strong> die Erschließung naturräumlich ungünstigerer Regionen (zentraler <strong>und</strong><br />

nördlicher Teil des Tals) nach sich zog (Kap. 5.3.9).<br />

84


Ausgangspunkt für die Analyse des interregionalen <strong>Austausch</strong>es im Mittleren Formativum<br />

(Kap. 6.2) war ein Prestigegütermodell aufbauend auf einem modifizierten<br />

Reziprozitätstheorem, wie ursprünglich von Marshall Sahlins (1965) formuliert, welchem<br />

einige wichtige Prämissen vorangingen, die zur Einengung <strong>und</strong> Applikation auf die im ersten<br />

Hauptteil formulierten expliziten Mechanismen der Siedlungssysteme <strong>und</strong> der daraus implizit<br />

abgeleiteten soziokulturellen <strong>und</strong> –politischen Entwicklungen dienten. Das<br />

Prestigegütermodell, welches eine Interaktion auf <strong>interregionaler</strong> Ebene zwischen den Eliten<br />

einzelner Zentren <strong>und</strong> der Redistribution der Prestigegüter auf regionaler Ebene an subalterne<br />

Zentren postulierte, wurde daraufhin (Kap. 6.3ff.) auf eine empirische Basis gesetzt, illustriert<br />

durch eine Auswahl von Beziehungen in einem nahezu gesamt-mesoamerikanischen<br />

Netzwerk. Einen hohen Stellenwert in diesem Netzwerk hatte vor allem die Verbreitung des<br />

olmekischen Stils innerhalb einer lokal-regionalen Einbettung in autochthone Komplexe.<br />

7.2 Theoretische Schlussfolgerungen<br />

Die sich ab dem Mittleren Formativum im nahezu gesamten mesoamerikanischen Raum<br />

abzeichnende Komplexisierung einzelner Gesellschaften in Bezug auf die materiellen, ideellsymbolischen<br />

<strong>und</strong> vor allem soziopolitischen Subsysteme, in deren Kontext auch die<br />

Hierarchisierung des Siedlungssystems einzuordnen ist, wurde in der vorliegenden Arbeit<br />

unter dem Fokus des <strong>Austausch</strong>es, untersucht. Aus den im Kap. 6.3 skizzierten<br />

<strong>Austausch</strong>objekten treten vor allem die hervor, die Träger des olmekischen Stils<br />

(panmesoamerikanischer Motive, des sogenannten „X Complex´“) sind. Anders als die<br />

Vertreter der Mutterkultur-Theorie, die diese Objekte als direkte Importgüter eines durch die<br />

Olmeken kontrollierten <strong>Austausch</strong>netzwerkes sehen, werden diese hier zunächst in einem<br />

frühen Entwicklungsstadium soziopolitischer Komplexität als ein fremdes Symbolsystem, das<br />

später ab dem Mittleren Formativum massiv als Träger eines symbolisch-legitimatorischen<br />

Codes zwischen den aufstrebenden Eliten der einzelnen Zentren (Regionen) kursierte <strong>und</strong><br />

dabei den Status des Besitzers determinierte. Dabei sind die Objekte selbst nicht zwingend<br />

von hohem Wert - obwohl, wie aus den <strong>Austausch</strong>gütern hervorgeht, Materialien wie Jade<br />

eine große Rolle spielten - sondern die ihnen inhärente symbolische Macht eines fremden<br />

exotischen Objektes, das lokal in die bestehenden Symbolsysteme inkorporiert wurde.<br />

Ausdruck dieses Prozesses ist das erstmalige Auftauchen dieser Symbole in vielen Teilen<br />

Mesoamerikas, wie etwa in Guatemala ab der Conchas-Phase. Eine Relation zwischen der<br />

Verbreitung dieses semiotischen Codes <strong>und</strong> soziopolitischer Komplexisierung ist hierbei<br />

meines Erachtens deutlich geworden, vor allem in der Repräsentation von soziopolitischen<br />

85


Führungsinstanzen (Häuptlingen), wie die Beispiele aus Chalcatzingo („El Rey“),<br />

Chalchuapa, Pijijiapan <strong>und</strong> andere gezeigt haben. Dieser Code, der als ein Wertnormativ von<br />

Generation zu Generation gesellschaftlich konstruiert <strong>und</strong> über die kulturelle Sozialisation<br />

tradiert wurde, wird in seiner Bedeutsamkeit über die Jahrh<strong>und</strong>erte hinweg nahezu konstant<br />

aufrechterhalten. Dies findet auch seine Bestätigung in der Wiederverwendung dieser Objekte<br />

in zeitlich vielfachen Kontexten bis in die Klassische <strong>und</strong> Postklassische Zeit mit anderen<br />

Sinn- <strong>und</strong> Bedeutungsspektren. Dass diese aber entweder legitimatorisch oder Status<br />

erhöhend für den Besitzer wirkten, wird aus den sogenannten „reburied“-F<strong>und</strong>en deutlich.<br />

Beispiele hierfür sind etwa Jadepektorale mit protoklassischer Inschrift (Schele <strong>und</strong> Miller<br />

1986: 119, Plate 31), herrschaftlich-symbolische Insignien, wie der Anhänger, den der<br />

Hauptakteur auf Stele 12 in Piedras Negras trägt (ibd. Fig. V.8), Jaden olmekischen Stils, die<br />

von Gefangenen auf den Wandgemälden in Bonampak <strong>und</strong> Cacaxtla getragen werden (ibd.<br />

147, Anm. 17) <strong>und</strong> der oben genannte Chacsinkin-F<strong>und</strong> (vgl. Kap. 6.3.1.16). Die Verwendung<br />

dieser Symbole <strong>und</strong> deren anscheinend hoher gesellschaftlicher Stellenwert rekurrieren durch<br />

das hohe Alter auf ein illud tempus, eine mythische Vergangenheit <strong>und</strong> damit einhergehend<br />

eine Seltenheit, Fremdheit <strong>und</strong> Exotik, die legitimierend funktioniert.<br />

Das Prestigegütermodell, wie im Kap. 6.2 vorgestellt <strong>und</strong> die in diesem Kapitel modellhaften<br />

Schlussfolgerungen, konzentrieren sich auf den <strong>Austausch</strong> als einen Aspekt der Genese<br />

soziopolitischer Ungleichheit <strong>und</strong> Komplexität. Dieser Aspekt kann aber nicht monokausal<br />

<strong>und</strong> ohne die interdependente Beziehung mit anderen soziokulturellen <strong>und</strong> umweltmäßigen<br />

Faktoren betrachtet werden. Wie ein solches Beziehungsnetzwerk, mit sowohl positiven als<br />

auch negativen Rückkoppelungsprozessen der einzelnen Faktoren unter Einbeziehung der in<br />

dieser Arbeit gewählten Mikro- <strong>und</strong> Makroperspektive von einer egalitär organisierten<br />

soziopolitischen Ebene in eine komplexe Gesellschaft transformiert wird, funktioniert haben<br />

könnte, wird in Abbildung 137 schematisch illustriert.<br />

7.3 Schlussbemerkung<br />

Der Zugang zur Thematik der vorliegenden Arbeit wurde zunächst in einer „formativen“<br />

Erkenntnisphase über einen populär-verklärenden Blick auf die Kultur der Olmeken<br />

erschlossen, der dem eines „Olmekozentristen“ nahe kam. Mit der Vertiefung in die Materie,<br />

erweiterte sich die Perspektive <strong>und</strong> eine Vielzahl von zum Teil autochthonen <strong>und</strong> zum Teil<br />

von durch die Olmeken beeinflussten Gesellschaften rückte in die Betrachtung <strong>und</strong> eröffnete<br />

einen immens weiten Themenkomplex aus dem zwei Aspekte, die <strong>Siedlungshierarchien</strong> <strong>und</strong><br />

der interregionale <strong>Austausch</strong> in den Fokus dieser Arbeit gestellt wurden. Die basale Frage, die<br />

86


implizit <strong>und</strong> explizit der Bearbeitung beider Aspekte zugr<strong>und</strong>e lag, zirkulierte um deren<br />

Wechselbeziehungen zur Evolution soziopolitischer Komplexisierung. Anknüpfungspunkte<br />

an diesen Prozess böte eine Einbeziehung weiterer Variablen, welche diesen stimulierten. Zu<br />

nennen sind etwa Bevölkerungswachstum, Krieg, Bewässerung <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene<br />

manageriale Strukturen (im Sinne Karl Wittfogels „Orientalischer Despotie“), umweltmäßige<br />

Stressfaktoren <strong>und</strong> eine Vielzahl anderer. Eine solche Erfassung ist auf eine gründliche<br />

archäologische Dokumentation einzelner Komplexe angewiesen. Ein Vergleich dieser<br />

Komplexe unter Berücksichtigung ethnohistorischer Entwicklungen, der Mensch-Umwelt-<br />

Interaktion <strong>und</strong> gegenseitiger Beeinflussung innerhalb eines Beziehungsgeflechts könnte ein<br />

wünschenswertes Ziel mesoamerkanischer Forschung sein, die den holistischen Blick eines<br />

Fernand Braudel auf Mesoamerika richten <strong>und</strong> damit dem Kirchhoffschen Terminus<br />

Rechnung tragen würde.<br />

87


(Earle 1991; Earle 1997)(Berry 1967; Blake 1991; Blake 1999; Blanton 1978; Blanton 1972;<br />

Blanton 1979; Blanton 1981; Bove 2005; Carneiro 1981; Clark 1991; Clark 1996; Coe 1961;<br />

Coe 1967; Demarest 1989; Drennan 1983; Earle 1987a; Finsten 1999; Flannery 1973;<br />

Flannery 1976a; Flannery 1976b; Flannery 1976c; Flannery 1983a; Flannery 1976a; Flannery<br />

1983; Ford 1969; Fried 1967; Grove 1981a; Hirth 1984b; Kowalewski 1989; Lee 1989; Love<br />

1991; Love 1999a; Lowe 1977; MacNeish 1964; Marcus 1989; Marcus 1996; Nicholas 1989;<br />

Parsons 1971; Parsons 1982; Pires-Ferreira 1975; Powis 2005; Pye 1999; Renfrew 1975;<br />

Reynolds 1976; Sahlins 1965; Sanders 1978; Schacht 1981; Service 1962; Tolstoy 1977;<br />

Whalen 1983; Willey 1980 2; Winter 1976; Wright 1984)(Blake 1991; Blanton 1979; Blanton<br />

1981; Bove 2005; Clark 1991; Clark 1984; Demarest 1989; Drennan 1983; Drennan 1984a;<br />

Eubanks 2001; Feinman 1991; Feinman 1984; Flannery 1973; Flannery 1976a; Flannery<br />

1983a; Flannery 1976a; Flannery 1983; Flannery 1994; Grove 1968; Helms 1979; Hirth 1978;<br />

Iceland 2005; Kowalewski 1989; Lee 1989; Lentz 2005; Lesure 2002; Lévi-Strauss 1978;<br />

Love 1991; Love 1999a; Lowe 1978; Marcus 1983c; Marcus 1989; Marcus 1996;<br />

Niederberger 1979; Parsons 1982; Pires-Ferreira 1975; Pohl 1996; Pye 1999; Sanders 1976;<br />

Sanders 1979; Spencer 1983; Tolstoy 1989a; Tolstoy 1977; Whalen 1983; Wright<br />

1984)(Benson 1968; Benson 1981; Bove 1989; Brown 2005; Caso 1942; Charlton 1984;<br />

Christaller 1968 2 ; Clark 2000a; Clewlow 1974; Coe 1965; Coe 1968; Coe 1989; Coe 1980a;<br />

Coe 1980b; Diehl 1989; Diehl 2004; Drucker 1981; Drucker 1959; Flannery 1982; Flannery<br />

1981; Grove 1981a; Grove 1981b; Grove 1989b; Grove 1993; Grove 1994; Grove 1997;<br />

Hansen 2005; Haslip-Viera 1997; Joralemon 1971; Joralemon 1976; Joyce 2001; Kowalewski<br />

1983; López Varela 2005; Love 1991; Love 1999a; Lowe 1989; Marcus 1999; Milbrath 1979;<br />

Scott 1978; Sharer 1989; Spencer 2004; Stirling 1968; Taube 2004; Thompson 1989; Van<br />

Sertima 1976; Van Sertima 1998; Winter 1984)(Ahnert 1996; Andrews V 1986; Arnold III<br />

2005; Blomster 2005; Caso 1964; Clark 1997; Cyphers 1999; Diehl 1996; Drennan 1976b;<br />

Fash 1982; Fisch 1982; Flannery 1968a; Flannery 1976c; Flannery 1983b; Flannery 1983c;<br />

Flannery 1970; Flannery 1976a; Flannery 1976b; Flannery 2000; Flannery 1983; Flannery<br />

2005; Flannery 1981; Furst 1981; Furst 1968; González Lauck 1988; Grove 1987a; Grove<br />

1993; Kirkby 1973; Klink 1998 3; Köhler 1985; Kowalewski 1989; Leser 1998 10; Marcus<br />

1983c; Navarrete 1978; Neff 2006b; Neff 2006a; Parsons 1971; Payne 1994; Pye 1999; Pyne<br />

1976; Santley 1993; Sharer 1978; Sharer 2006; Smith 1978; Smith 1983; Tolstoy 1989a;<br />

Tolstoy 1989b)(Bardintzeff 1999; Bernbeck 1997; Feinman 1985; Flannery 1976f; Flannery<br />

1983c; Hodder 1976; Kowalewski 1983; Neely 2005; Sanders 1976b; Santley 1984a; Schele<br />

1986)<br />

(Flannery 1983c; Neely 2005; Santley 1984a)<br />

(Adams 1976; Appel 1986; Blanton 1999; Blanton 1982; Boksenbaum 1987; Cavalli-Sforza<br />

1994; Chisholm 1968 2; Feinman 1984; Flannery 1968a; Flannery 1968b; Flannery 1976d;<br />

Flannery 1976f; Freidel 1993; Haggett 1965; Heineberg 2001 2; Hirth 1984a; Hirth 1984b;<br />

Hofmeister 1999 7; Johnson 1972; Johnson 1977; Kowalewski 1982; Kowalewski 1990; Leser<br />

1998 10; Lloyd 1972; Logan 1976; Netting 1972; Nichols 1982; Ohngemach 1983; Parsons<br />

1971; Parsons 1983; Piña Chán 1958; Plog 1976; Plunket Nagoda 1979; Reynolds 1976;<br />

Sanders 1957; Sanders 1976a; Sanders 1968; Sanders 1979; Service 1977; Sick 1997 3;<br />

Steponaitis 1981; Steponaitis 1984; Straube 1967; Tamayo 1964; Tindale 1974; Tolstoy 1975;<br />

Tolstoy 1977; Wobst 1974)(Blake 1999; Boserup 1965; Bove 1989; Carneiro 1970; Carneiro<br />

1981; Chagnon 1968; Cowgill 1975; Drennan 1991; Dumond 1972; Freidel 1978; Helms<br />

1991; Hirth 1984b; Hirth 1992; Kowalewski 1982; Odum 1980; Parsons 1974; Polanyi<br />

1968(1957); Rachet 2002; Rathje 1971; Smith 1976; Tischler 1984 3; Zipf 1949)<br />

(Baugh 1993; Bohannan 1968; Breuer 1990; Brown 1984; Burghardt 1971; Clark 1996;<br />

Diamond 2000; Drennan 1984a; Drennan 1984b; Earle 1987a; Earle 1987b; Ekholm 1977;<br />

Fischer 2002; Gell 1986; Gregory 1982; Grove 1989a; Grove 1989b; Grove 1992; Hammond<br />

1973; Helms 1988; Helms 1991; Hirth 1992; Hugh-Jones 1992; Kopytoff 1986; Kristiansen


1984; Lesure 1999; Lesure 2004; Lowe 1982; Maier 2005; Mauss 1999 (1923/24); Miller<br />

1999; Orenstein 1980; Peebles 1977; Polanyi 1966; Reents-Budet 2000; Renfrew 1986;<br />

Rössler 1999; Sahlins 1958; Sahlins 1963; Sahlins 2004 (1972); Santley 1993; Sharp 1952;<br />

Spencer 1987; Spencer 1991; Strathern 1992; Terrell 1986; Upham 1987; Wright 1972;<br />

Wright 1984; Zeitlin 1978)(Andrews V 1986; Cheetham 2006; Diehl 1981; Flannery 1976f;<br />

Graham 1989; Grove 1987b; Guillén 1984; Hammond 1995; Heller 1989; Jackson 1991;<br />

Joesink-Mandeville 1976; Joyce 2001; Love 1991; Love 1993; Martínez Donjuán 1994;<br />

McDonald 1983; Miles 1965; Navarrete 1974; Niederberger 1996; Pires-Ferreira 1976; Pye<br />

1991; Pye 1999; Reilly III 1994; Santley 1984b; Schieber de Lavarreda 1994; Shook 1976;<br />

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