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Regionale Siedlungshierarchien und interregionaler Austausch

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Modell wird die beste Versorgung bei gleichen Abständen der zentralen Orte erreicht. Bei<br />

radialen Grenzen der zentralen Orte bleiben jedoch Gebiete unversorgt (Abb. 61a); es muss<br />

eine Überlappung der Reichweitenkreise erfolgen (Abb. 61b). Daraus geometrisch abgeleitet<br />

bildet das Hexagon dasjenige Polygon, das zugleich Raum ausfüllend <strong>und</strong> dem Kreis am<br />

verwandtesten ist (Abb. 61c; Hofmeister 1999: 76; Heineberg 2001: 83). Dem Transportbzw.<br />

Verkehrsprinzip zufolge werden Orte (Zentren) entlang wichtiger<br />

Kommunikationsrouten zwischen Zentralen Orten angelegt (Abb. 62). Übertragen auf das<br />

Siedlungsmuster des Etla-Tals ließe sich folgendes vereinfachtes Modell konstruieren (Abb.<br />

63). Aufgr<strong>und</strong> des Fehlens von gleichrangigen Zentren <strong>und</strong> dem starken Gravitationssog von<br />

San José Mogote ist eine äquivalente Übertragung des Transportprinzips inadäquat. Denkbar<br />

ist jedoch, dass an den Grenzen der linear in äquidistanter Position lokalisierten Siedlungen,<br />

Dörfer oder Camps angeordnet waren, die den Warenfluss zum nächst größeren Zentrum<br />

weiterleiteten (Güterfluss 2. Ordnung), 106 diese wiederum die Verbindung zu San José<br />

Mogote aufrechterhielten (Güterfluss 1. Ordnung, Abb. 64). Das System könnte umgekehrt,<br />

im Falle von interregionalem <strong>Austausch</strong> mit anderen Großregionen Mesoamerikas auch<br />

funktioniert haben. Dabei könnten Rohstoffe <strong>und</strong> Objekte von außerhalb zunächst in San José<br />

Mogote konzentriert („pooling“) <strong>und</strong> von dort an die subalternen Siedlungen redistributiert<br />

worden sein. 107 Dadurch würden die „Transportkosten“, in dem Fall der Aufwand an<br />

menschlicher Energie durch die Äquidistanz auf ein Minimum reduziert werden. 108<br />

In seiner Formulierung der Zentrale-Orte-Theorie konstatierte Christaller das Hexagon als<br />

optimale Form der Versorgung eines Umlandes durch ein Zentrum. Jedoch wurden<br />

rhomboide Muster durch die geographische Forschung auch lokalisiert (Berry 1967: 40) <strong>und</strong><br />

in der Siedlungsarchäologie appliziert. Johnson (1972: 771f.) übertrug das Modell mit<br />

rhomboider Anordnung auf die Frühe Dynastie I (ca. 2800 v. Chr.) der Diyālā Ebenen im<br />

heutigen Irak, wobei das Muster aus der linearen Anordnung der Flüsse <strong>und</strong> den an ihnen<br />

gelegenen Siedlungen resultierte (Abb. 65, 66). Ein ähnliches Modell ließe sich aufgr<strong>und</strong> der<br />

fluvial-morphologischen Topographie auch für das Etla-Tal konstruieren, was jedoch aus<br />

generierender Faktor bei den Azteken <strong>und</strong> die Kritik daran bei Evans 1980: 866ff.; vgl. des weiteren Johnson<br />

1972, 1977; Feinman et al. 1984; Kowalewski 1990; Renfrew 1975).<br />

106 Die Konzentrierung von Gütern oder Rohstoffen (pooling) fand auch in Subzentren statt, wie dies<br />

Obsidianf<strong>und</strong>e höherer Quantität <strong>und</strong> rituelle Paraphernalia in Tierras Largas belegen (Drennan <strong>und</strong> Flannery<br />

1983: 70).<br />

107 Dies konnte im Falle des Obsidians, der in großer Quantität in San José Mogote gef<strong>und</strong>en wurde<br />

nachgewiesen werden (Pires-Ferreira 1975: 31).<br />

108 Ein ähnliches Bild äquidistanter <strong>und</strong> an ein Ufer geb<strong>und</strong>ener Anordnung von Siedlungen, findet man im<br />

Frühen Formativum am oberen Grijalva (vgl. Reynolds 1976: 188).<br />

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