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Regionale Siedlungshierarchien und interregionaler Austausch

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Kontakt zu diesem gestanden hat. 49 Im übrigen Chiapas bleiben zwar die San Lorenzo<br />

Horizontmarker (z. B. Keramiken des Typs Calzadas Carved <strong>und</strong> Limón Incised), diese<br />

implizieren jedoch keine direkte Überlagerung der lokalen Traditionen, sondern Assimilation<br />

in die autochthonen Komplexe, vermutlich basierend auf Handel oder <strong>Austausch</strong> über den<br />

Chiapas Handelskorridor (Navarrete 1978: 75ff.; Fig. 15). Es muss aber betont werden, dass<br />

außer im genannten Mittleren Grijalva-Gebiet, jeglicher „olmekischer Einfluss“ im östlichen<br />

Mesoamerika sich auf das Mittlere Formativum beschränkt. In dieser Region <strong>und</strong> im weiteren<br />

Verlauf der Pazifikküste findet man in vielen Horizonten 50 die vermeintlichen „olmekischen“<br />

Elemente, die jedoch nicht auf olmekischer Ware (weißer Rand auf schwarzer Ware), sondern<br />

auf lokalen Typen (bichrome mit rotfarbiger Dominanz) auftauchen (Demarest 1989: 312,<br />

332).<br />

Auch der architektonische Ausdruck findet vielenorts lokale Varianten, wie das bereits<br />

genannte tripartite Plazaensemble in Chiapas des Mittleren Formativums, das durch seine<br />

weite Verbreitung eine lokale Genese impliziert (Lee 1989: 207f.), oder die mit Stein<br />

verkleideten öffentlichen Strukturen in Chalcatzingo im Frühen Formativum (Amate-Phase,<br />

1500-1100 v. Chr.), die starke Ähnlichkeiten zur Architektur San José Mogotes aufweisen,<br />

jedoch keine zentralmexikanischen Vorläufer haben (Grove 1989: 127). 51 In San José Mogote<br />

tauchen erstmals auch steinerne öffentliche Gebäude auf, die eine Orientierung von 8° West<br />

von Nord aufweisen (Flannery <strong>und</strong> Marcus 1976a: 212) <strong>und</strong> später im La Venta Complex A<br />

<strong>und</strong> anderen Gebäuden zu finden ist (vgl. o. Abb. 12; Flannery <strong>und</strong> Marcus 1994: 385). 52<br />

Ein weiteres Argument der Traditionalisten war die topographisch-klimatische<br />

Vorrangstellung der Golfküstenregion, die gegenüber den trockenen <strong>und</strong> kühlen Klimata des<br />

Hochlands von Mexiko <strong>und</strong> Oaxaca eine produktivere Landwirtschaft <strong>und</strong> damit<br />

einhergehend auch größere Populationszahlen hervorgebracht hat (Flannery <strong>und</strong> Marcus<br />

49 Lee (1989: 209) konstatiert in diesem Zusammenhang, dass „ the Mirador and Plumajillo sites comprise the<br />

best-documented Olmec immigrant or procurement colony in Chiapas.” Dies gilt auch für das benachbarte<br />

Vistahermosa (vgl. o. Abb. 14). Vgl. zum Interaktionismus zwischen dem olmekischen Kerngebiet <strong>und</strong><br />

Zentralchiapas Kap. 6.3.1.12. Tolstoy (1989), ein Olmekozentrist möchte für das Hochtal von Mexiko die<br />

„olmekischen“ Motive auch als intrusiv ansehen, was seinen Aussagen über das „double-line-break“-Motiv<br />

widersprechen würde (vgl. Anm. 48).<br />

50 Z. B. der Frühe <strong>und</strong> Späte Conchas-Komplex (ca. 850-600? v. Chr.) in Guatemala (Love 1991: 54; Fig. 3), der<br />

Colos- <strong>und</strong> Kal-Komplex (ca. 900-650 v. Chr.) in El Salvador (Sharer 1978: 124f.), der Gordon-Komplex in<br />

Honduras (Fash 1982; Schele <strong>und</strong> Miller 1986: 119), der Nebanche-Komplex (700-450 v. Chr.) in Yucatán<br />

(Andrews 1986: 27ff.) u.a.m.<br />

51 Im Vergleich dazu bestand das frühformative San Lorenzo aus Flechtwerkhütten mit Lehmbewurf manche<br />

wahrscheinlich auf Erdhügeln.<br />

52 Die Gebäude im Tal von Oaxaca stammen aus der Tierras Largas-Phase (1450-1150 v. Chr.) <strong>und</strong> sind damit<br />

präolmekisch (Flannery <strong>und</strong> Marcus 1994: 387).<br />

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