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Regionale Siedlungshierarchien und interregionaler Austausch

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fungierte bzw. in einem peripheren Bereich im Gravitationsfeld von Chalcatzingo lag. 212<br />

Durch diese Verbindung erhielt Teopantecuanitlán wichtige Impulse seitens der<br />

Golfküstenregion via Chalcatzingo. In diesem Ort, der vermutlich Sitz eines Häuptlings oder<br />

einer entsprechenden Instanz war, befindet sich ein tief liegender Hof, 213 der von vier<br />

Monumenten flankiert wird (Abb. 95), die als Maisgötter (Taube 2004: 30, 45; 93), sakrale<br />

Berge an den vier Ecken des Universums (Diehl 2004: 169) oder als Markierungen der<br />

Solstitien <strong>und</strong> Äquinoktien interpretiert werden (Martínez Donjuán 1994, zit. n. Diehl 2004:<br />

168f.). Teopantecuanitlán wäre demnach ein Subzentrum in dem oben vorgestellten<br />

dendritischen System eines „gateway community“-Komplexes, der die Güter <strong>und</strong> Stile an<br />

seine Subzentren weitergibt. Diese Annahme wird durch F<strong>und</strong>e an der Peripherie<br />

Teopantecuanitláns gestützt, wie die Stele von San Miguel Amuco (Abb. 96, 97) <strong>und</strong> die<br />

Höhlenmalereien von Oxtotitlán <strong>und</strong> Juxtlahuaca (Abb. 98) nahe legen.<br />

Die enge Verbindung zwischen Chalcatzingo <strong>und</strong> Teopantecuanitlán wird durch das seltene<br />

stilistische Element, das im Stirnband der Figur auf den Monumenten in Teopantecuanitlán<br />

(vgl. o. Abb. 95) <strong>und</strong> gleichzeitig auf Monument 21 in Chalcatzingo (Abb. 99) zu sehen ist,<br />

angedeutet. Ob jedoch aus der weiblichen Person auf Monument 21 Heiratsallianzen mit<br />

Teopantecuanitlán zu schließen sind (Guillén 1984: 122), bleibt meines Erachtens vor dem<br />

Fehlen weiterer vergleichbarer F<strong>und</strong>e spekulativ.<br />

Die Verbindungen Teopantecuanitláns reichen bis zum Tal von Mexiko, wo Christine<br />

Niederberger die Quelle des Obsidians (Barranca de los Estetes) lokalisiert hat, den man in<br />

einem Haushalt in Teopantecuanitlán fand (Niederberger 1996: 101). Der Import dieses<br />

Obsidians deutet auf dessen hohe Bedeutung, da er gegenüber dem lokal vorkommenden<br />

Feuerstein favorisiert wurde (ibd.).<br />

6.3.1.5 Morelos – Pazifikküste Guatemalas<br />

Grove (1984: 82) vermutet, dass durch das nahezu ubiquitäre Vorkommen von Keramik mit<br />

weißer Engobe in Chalcatzingo, die mit Kaolin hergestellt wurde, der Ort sich in der Nähe<br />

einer der wenigen seltenen Quellen dieser Ressource befand. Diese feine Ware, die als<br />

Elitekeramik interpretiert wird, findet man vereinzelt in größeren Zentren, wie in El Mesak an<br />

der Pazifikküste Guatemalas (Pye et al. 1999: 84), oder in La Blanca (Ramiréz Fine White),<br />

hier im Zusammenhang mit einer feinen Ritztechnik, die hauptsächlich auf dieser Ware zu<br />

212 Aus Guerrero sind Grünsteine bekannt (Grove 1984: 105), daneben vermutlich auch Serpentin, Magnetit,<br />

Hämatit <strong>und</strong> andere Schwermetalle (Hirth 1978: 41).<br />

213 Ein Charakteristikum, das auch in Chalcatzingo <strong>und</strong> in La Venta Complex A zu finden ist (vgl. dazu Reilly III<br />

1994: Fig. 8).<br />

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