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Regionale Siedlungshierarchien und interregionaler Austausch

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impersonalsten Form des <strong>Austausch</strong>es in eine intertribale Symbiosis, die den Charakter der<br />

„balanced reciprocity“ annimmt wie folgt:<br />

„Intertribal symbiosis in short, alters the terms of the hypothetical model. The peripheral<br />

sector is breached by more sociable relations than are normal in this zone. The context of<br />

exchange is now a narrower co-membership sphere, the exchange is peaceful and<br />

equitable. Reciprocity falls near the balance point.”( Sahlins 1965: 155)<br />

Die ausgeglichene Form der Reziprozität (balanced reciprocity) verlangt den <strong>Austausch</strong> von<br />

gleichwertigen kulturspezifisch definierten Gütern, innerhalb einer festgelegten Periode, bei<br />

der die soziale Bande ausgeprägt ist, aber auch, im Gegensatz zur „generalized reciprocity“<br />

durch Nichteinhaltung der Wertäquivalenz oder des Zeitrahmens gestört werden kann (ibd.<br />

147f.).<br />

Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass vor allem Prestigegüter, aber auch<br />

Wertgegenstände des täglichen Nutzens den Kern der folgenden Untersuchung bilden. Die<br />

aus dem Prestigegüteraustausch resultierenden exotischen Objekte, Ideen, oder Wissen die<br />

entweder auf direktem Wege (Abb. 86a), oder über den „down-the-line“-Modus (Abb. 86b)<br />

ausgetauscht worden sein könnten, hätten auf regionaler Ebene eine Klientenschaft an den<br />

Häuptling binden (Clark <strong>und</strong> Blake 1996: 265) oder als Währung, gegen Menschen<br />

konvertiert werden können, in Form von Frauen, 197 Sklaven, oder Mitgift (Ekholm 1977:<br />

120). Die Kontrolle (d.h. die Distribution an Subalterne oder deren Übernahme von<br />

Vorbildern, was Renfrew [1975:33] „emulation“ nennt) 198 dieser Objekte oder des rituellen<br />

<strong>und</strong> esoterischen Wissens (Helms 1988: 131ff.; 1991: 338) war ebenfalls eine Möglichkeit,<br />

die Macht <strong>und</strong> das Prestige aufrechtzuerhalten. 199<br />

197 Frauen können wiederum das Prestige eines Häuptlings mehren, da sie das „supreme gift“ darstellen (Lévi-<br />

Strauss 1949: 65, zit. n. Gregory 1982: 49). An dieser Stelle ist anzumerken, dass Frauen eine wichtige Rolle<br />

beim Übergang von egalitären zu politisch zentralisierten Gesellschaften gehabt haben könnten. In Jäger-<br />

Sammler-Gesellschaften kann der durch die Frauen gesammelte Anteil an Nahrungsmitteln proportional am<br />

Volumen höher als der erjagte durch die Männer sein, obwohl letztere mehr Zeit investieren (Lee 1968: 37). Bei<br />

einer Intensivierung der Arbeit kann Surplus erzielt werden, der wiederum in Festen generös verteilt werden<br />

kann, bei denen der Geber gegenüber dem Nehmer einen Prestigegewinn (z. B. mana) erfährt <strong>und</strong> in eine<br />

übergeordnete Position gegenüber dem Nehmer versetzt wird. Dieser kann die Gabe eventuell nicht erwidern<br />

(Mauss 1999[1923/24]:27f.). Ein Beispiel hierfür bilden die Kachin Burmas, deren soziopolitische Organisation<br />

durch die asymmetrische Reziprozität, die die Feste (manau) charakterisieren von einem egalitären System<br />

(gumlao) in ein hierarchisches Rangsystem (gumsa) transformiert wurde (Friedman 1975: 171, aufbauend auf<br />

der Arbeit über die Kachin von Edm<strong>und</strong> Leach [1954]). Flannery <strong>und</strong> Schoenwetter (1970: 149f.) suggerieren<br />

für das Tal von Oaxaca, dass die aus fruchtbaren Jahren resultierende Ernte, etwa an Mais, in Zeiten der<br />

Knappheit als „trade goods“ oder im Rahmen eines zeremoniellen <strong>Austausch</strong>es lokal oder regional distributiert<br />

wurden <strong>und</strong> in beiden Fällen einen Prestigegewinn für den Geber bedeutet hätten.<br />

198 Vgl. auch Clark 1997: 229, passim, <strong>und</strong> Lesure 2004: 78 als Beispiele für das Formative Mesoamerika.<br />

199 Ein ethnographisches Beispiel bilden die älteren Männer der Yir Yoront Australiens, die die Kontrolle über<br />

steinerne Äxte <strong>und</strong> deren Distribution an Frauen oder jüngere Männer ausübten <strong>und</strong> damit ihre Position <strong>und</strong> ihr<br />

Prestige aufrechterhielten. Erst mit dem Aufkommen von Stahläxten lösten sich diese Kontrollmechanismen auf,<br />

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