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Regionale Siedlungshierarchien und interregionaler Austausch

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anderen existierte ein geradezu panmesoamerikanischer Kanon gleicher Motive <strong>und</strong><br />

Artefakte, 56 der durch das evident-massive Vorkommen im „Kulturkreis“ der Olmeken die<br />

frühe Mesoamerikanistik dazu veranlasste, diese als Schöpfer <strong>und</strong> Missionare dieses Stils zu<br />

sehen (Marcus 1989: 191f.). Die Triebfeder für die Verbreitung dieses Kanons könnte ein<br />

interregionales Netzwerk von Zentren gewesen sein, das sich mit der Entstehung von<br />

geschichteten Gesellschaften <strong>und</strong> dem daraus erwachsenden Bedarf an hochwertigen<br />

Luxusgütern der Eliten etablierte. 57<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> dessen erscheint eine Etikettierung der „nontraditionalists“ als „primus<br />

inter pares“-Schule durch Coe <strong>und</strong> Diehl inadäquat. Bei genauerer Betrachtung treten die<br />

Olmeken in der Herstellung von monumentalen Steinskulpturen als „primus inter pares“, oder<br />

in der Größe der Siedlungen <strong>und</strong> der Architektur hervor, in vielen Bereichen, wie der<br />

Verwendung von panmesoamerikanischen Motiven, Adobe, Steinmauerwerk oder<br />

weissgeschlämmten Babyfiguren übernehmen andere Regionen die führende Rolle. Das<br />

archäologische Bild suggeriert, dass die Olmeken eher als eine „cultura hermana“ (Hammond<br />

1988) zu betrachten sind oder sich in einer Position der „competetive interaction“ (Flannery<br />

<strong>und</strong> Marcus 2000: 33) zu anderen Häuptlingstümern befanden.<br />

4.3 Resümee<br />

Der vermeintlich „olmekische“ Kanon an Motiven <strong>und</strong> Stilen war Teil eines holistischen<br />

panmesoamerikanischen Überzeugungssystems, das von vielen Formativen Gesellschaften<br />

aufgegriffen, weiterverwendet <strong>und</strong> über <strong>Austausch</strong>netzwerke redistributiert wurde. Viele der<br />

„olmekischen“ Attribute erschienen erstmals außerhalb der Golfküstenregion <strong>und</strong> verleiteten<br />

oft die Traditionalisten zu der Hypothese von einer Genese der olmekischen Kultur fernab<br />

dieses Kerngebietes. Das Herauskristallisieren dieser Motive ist das Destillat einer langen<br />

Entwicklung, die ihre Wurzeln früh im Formativum hat. Über deren Ursprünge darf spekuliert<br />

werden. Manche der Motive sind Widerspiegelungen der natürlichen Umwelt, wie etwa das<br />

„fire-serpent“-Motiv, das einen Kaiman darstellen könnte <strong>und</strong> vergleichbare Ausformungen<br />

in Südamerika erfahren hat (Grove 1993: 91). Andere Motive, etwa die „Götter Joralemons“,<br />

56 Um den Terminus „olmekisch“ in Bezug auf die Vielfalt der Motive in Mesoamerika zu vermeiden, schlug<br />

Grove (1989: 10) den Begriff „X Complex“ vor, vor allem um eine Wertfreiheit dieses Komplexes zu betonen<br />

<strong>und</strong> keine Assoziation eines unreflektierten „olmekischen Stils“ zu evozieren. Zudem muss betont werden, wie<br />

Blomster et al. (2005: 1068) zurecht konstatieren, dass „[n]ot all features referred to as the Olmec style may be<br />

linked with the archaeological Gulf Coast Olmec.”<br />

57 Flannery (1968a) schlägt einen <strong>Austausch</strong> zwischen den Bewohnern der San José-Phase im Tal von Oaxaca<br />

<strong>und</strong> dem olmekischen Kernland vor, auf der Basis von ethnographischen Parallelen, bei dem die höher<br />

entwickelten Olmeken Güter wie Magnetitspiegel erhielten <strong>und</strong> die Bewohner aus dem Oaxaca-Tal olmekische<br />

Subsistenzgüter <strong>und</strong> den Symbolismus übernahmen. Zur Kritik <strong>und</strong> Revision an diesem Modell des<br />

„assymetrical status exchange“ (Santley <strong>und</strong> Pool 1993:186) siehe Flannery <strong>und</strong> Marcus (1994: 387ff.).<br />

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